Titel: | Kraftmaschinen.Neuerungen an Dampfmaschinen. |
Autor: | Freytag |
Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 163 |
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Kraftmaschinen.Neuerungen an
Dampfmaschinen.
(Schluss des Berichtes S. 141 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Dampfmaschinen.
c) Vorrichtungen zum Reguliren der
Geschwindigkeit.
Einen besonders für schnell laufende Dampfmaschinen geeigneten Kugelregulator mit
zwei über einander liegenden Schraubenfedern von J. T.
Marshall in Leeds zeigen die der Revue
industrielle vom 24. September 1898, S. 385, entnommenen Abbildungen (Fig. 79 und 80).
Textabbildung Bd. 310, S. 163
Kugelregulator von Marshall.
Der auf der Regulatorspindel in der gewöhnlichen Weise mittels Feder und Nuth
befestigte lange Regulatormuff trägt am unteren Ende einen Flansch a, zwischen welchem und einer aufgeschraubten Mutter
ein Bügel b liegt, an dessen zwei diametral gegenüber
liegenden Zapfen kurze Lenkstangen angreifen die auf einer gemeinsamen, mit den
Steuerungsorganen durch Hebel und Zugstange u.s.w. verbundenen Achse befestigt sind.
Oberhalb des Flansches a ist der Regulatormuff voneiner
rechtsgängigen Schraubenfeder mit rechteckigem Querschnitt umgeben, auf welche sich
eine mittels vorspringender Leisten des Regulatormuffs senkrecht geführte Scheibe
c legt. Ueber dieser liegt eine ähnliche, aber
linksgängige Schraubenfeder, die gegen eine ebenfalls mittels der genannten Leisten
geführte Scheibe d wirkt. Das obere Ende des
Regulatormuffs ist mit einem kegelförmigen Hohlkörper e
verschraubt, auf dessen Umfange drei in gleichem Abstande von einander angeordnete
Winkelhebel drehbar befestigt sind. Der eine Arm jedes Winkelhebels ist an seinem
Ende kugelförmig gestaltet, während das gabelförmige Ende des anderen Armes eine um
ihren Zapfen frei bewegliche Rolle aus Hartguss trägt.
Textabbildung Bd. 310, S. 164
Kugelregulator von Firth.
Die Rollen werden auf einem gehärteten Stahlring des am äussersten Ende der
Regulatorspindel befestigten Tellers f geführt; an dem
letzteren sind noch drei Schraubenbolzen g befestigt,
die, um die Federn beliebig anspannen zu können, durch Löcher des Hohlkegels e hindurch gegen die Scheibe d wirken.
Man erkennt ohne weiteres die Vorzüge des Regulators gegenüber demjenigen mit nur
einer einzigen Schraubenfeder. Während im letzteren Falle der Flansch a und die Scheibe d
zufolge der Reibungen zwischen der letzteren und dem Regulatormuff das Bestreben
zeigen, sich zum Nachtheil der Empfindlichkeit des Regulators gegen einander zu
verdrehen, heben sich bei der vorliegenden Construction die in Frage kommenden
Torsionskräfte an der mittleren Scheibe c vollständig
auf. Um die Schmierung zu erleichtern, ist das obere Ende der Regulatorspindel mit
einer grösseren, von einer Kappe bedeckten Ausbohrung h
versehen, von der Kanäle nach dem Inneren des Regulatormuffs führen.
George H. Firth in Bradford construirte einen
Kugelregulator mit Compensationsvorrichtung, dessen Wirkungsweise die der Revue industrielle vom 26. März 1898, S. 121,
entnommenen Abbildungen (Fig.
81 bis 83)
erkennen lassen.
Die Regulatorkugeln g werden von Winkelhebeln getragen,
deren kurze Arme mit ihren äusseren Enden in der Nuth einer auf das obere Ende
der Regulatorspindel c aufgeschraubten Hülse h liegen. Letztere trägt eine cylindrische Verlängerung
mit Gewinde am äusseren Ende, über welches, behufs Aenderung der Spannung einer
darunter liegenden Schraubenfeder, ein Riffelrädchen greift. Der Antrieb des
Regulators erfolgt in der gewöhnlichen Weise durch eine Riemenscheibe und ein
konisches Räderpaar.
Die Regulatorspindel c besteht aus zwei Theilen, die
oberhalb der Stopfbüchse des Ventilgehäuses derart mit einander verbunden sind, dass
der obere Theil seine Drehbewegungen ausführen kann, ohne den unteren Theil der
Spindel, der nur in senkrechter Richtung beweglich ist, mitzunehmen. Das die
Gewichtshebel tragende rechteckige Gehäuse dreht sich lose um eine lange Büchse –
den Regulatormuff –, durch dessen mittlere Bohrung die Spindel c frei hindurch tritt und dessen oberes Ende als
Zahnrad k ausgebildet ist, in welches ein anderes, auf
der kurzen senkrechten Welle m sitzendes Zahnrad l eingreift. Die Welle m
trägt ferner auf der einen Hälfte ihrer Länge ein rechtes, auf der anderen Hälfte
ein linkes Schraubengewinde, in welches die auf den Schneckenwellen oo1 befestigten Räder
nn1 eingreifen, die
sich demnach stets im entgegengesetzten Sinne zu einander bewegen. Der Mechanismus
wird durch ein auf der Regulatorspindel sitzendes Schneckenrad q vervollständigt, welches an der Drehbewegung der
Spindel theilnimmt und auch die durch die kurzen Arme der in die Nuth der Hülse h greifenden Gewichtshebel hervorgerufenen Aufwärts-
und Abwärtsbewegungen derselben mitmacht.
Solange sich der Regulator mit normaler Geschwindigkeit bewegt, liegt das Rad q von den Schnecken oo1 gleich weit entfernt und überträgt keine Bewegung
auf diese. Wenn zufolge anwachsender Geschwindigkeit die Regulatorkugeln steigen,
wirkt der Apparat zunächst wie ein gewöhnlicher Regulator, indem das für die
Zuströmung des Dampfes nach der Maschine eingeschaltete Doppelventil seinen
Sitzflächen genähert wird; gleichzeitig kommt aber das nach abwärts bewegte
Schneckenrad q mit der unteren Schnecke o in Eingriff, auf deren Achse das mit dem
Schraubengewinde auf der Welle m in Eingriff stellende
Rad n sitzt. In Folge dessen nimmt auch das Zahnrad l der Welle m an der
Drehbewegung Theil, womit, da es sich an dem festliegenden Zahnrade k abrollt, die Schneckenwelle m zu einer den Verhältnissen zwischen den Durchmessern der betreffenden
Räder entsprechenden Differentialbewegung gezwungen wird, welche sich auf die
Schnecke o überträgt. Diese ertheilt dem Rade q eine von der Hülse h
unabhängige Drehbewegung um sich selbst, so dass das mit Gewinde versehene Ende der
Spindel c aus der Hülse h
herausgeschraubt und erstere damit verlängert wird. Das mit der Spindel c verbundene Doppelventil nähert sich in Folge dessen
seinen Sitzflächen noch um einen weiteren Betrag, damit dem zuströmenden Dampf einen
den augenblicklichen Betriebsverhältnissen angepassten Durchgangsquerschnitt
darbietend, bis die Maschine ihre normale Geschwindigkeit wieder erreicht hat.
Trotzdem jetzt die Gewichtshebel in ihre frühere Lage zurückkehren, bleibt doch die
Verlängerung der Spindel c bestehen und zwar so lange,
bis durch Ein- bezw. Ausschalten von Widerständen eine Ab- bezw. Zunahme der
normalen Geschwindigkeitder Maschine eintritt. Im ersteren Falle wird in ähnlicher Weise, wie vordem
beschrieben, eine Verkürzung der Spindel c
hervorgerufen.
Um bei plötzlichem Ausschalten bedeutender Widerstände ein heftiges Auftreffen des
Doppelventils auf seine Sitzflächen zu verhüten, ist noch eine kleine Schraube ohne
Ende angeordnet, die sich behufs Spannung einer mit dem einen Ende um die Welle des
Schneckenrades t gewundenen Spiralfeder von Hand drehen
lässt. Das andere Ende der Feder ist an einem Hebel der genannten Welle festgemacht.
Bei plötzlichem Ventilschluss auftretende Stösse werden durch das Zusammentreffen
eines auf dem oberen Ende des unteren Spindeltheiles c
befindlichen Bundes mit dem federnden Hebel gemildert.
Bei dem C. E. Rost und Co. in Dresden unter D. R. P. Nr.
90824 patentirten Federregulator werden, behufs Erzielung grosser Empfindlichkeit,
Centrifugalkraft und Eigengewicht der Schwungkörper direct, d.h. unter Vermeidung
jeder zwischengeschalteter, Reibungen erzeugender Gelenke durch Federn
aufgenommen.
Wie Fig. 84 und 85 ersichtlich, sind die
cylindrischen Schwunggewichte a mit den geradlinigen
Enden b der Spiralfedern verbunden.
Textabbildung Bd. 310, S. 165
Federregulator von Rost und Co.
Mittels der Rechts- und Linksschraube c, der Hebel d und der durch die Spiralfedern gesteckten
quadratischen Bolzen e, welche im Gehäuse f drehbar gelagert sind, kann man die Federn nach
Erforderniss anspannen und damit, wenn das Innehalten eines bestimmten
Ungleichförmigkeitsgrades, z.B. für vorübergehende Zwecke, nicht von Bedeutung ist,
die Umdrehungszahl ändern. Zur Vermeidung von Klemmungen durch etwaige
unregelmässige Form und Bewegung der Federn sind die Gelenke g der Hülsenzugstangen h als eine Art
einfacher Universalgelenke ausgeführt.
Verbesserungen an dem 1897 303 * 56 beschriebenen
Schwungradregulator von A. S. F. Robinson in Wantage
(England) wurden dem Genannten nach Engineering, 1898,
unter Nr. 17411 in England patentirt.
Um möglichst leichte Schwunggewichte zu erhalten und den Regulator auch für
langsam laufende Dampfmaschinen verwenden zu können, werden dieselben nicht mehr,
wie bisher, an den zur Führung des Excenters dienenden Blattfedern, sondern, wie
Fig. 86 und 87 ersichtlich, in
einiger Entfernung von diesen auf den freien Enden von Hebeln befestigt, die in Nähe
des Umfanges der Regulatorscheibe drehbar angeordnet sind. Mit den gebogenen
Blattfedern sind die Schwunggewichte durch eine oder mehrere Schnüren, Drahtseile,
Ketten o. dgl. verbunden; dieselben umschlingen an den Blattfedern, sowie an der
Regulatorscheibe befestigte Rollen und sind mit ihren Enden an die Schwunggewichte
bezw. an eine Spannvorrichtung angeschlossen. Kommt der Regulator in Bewegung, so
wirken die Schwunggewichte mittels der Schnüren, Drahtseile u.s.w. indirect auf die
Blattfedern ein.
Textabbildung Bd. 310, S. 165
Schwungradregulator von Robinson.
Die sonstige Construction des Regulators entspricht der bisherigen Ausführung.
Einen bemerkenswerthen Schwungradregulator von Ripley and
Nelson, den die Firma Clayton and Shuttleworth
in Lincoln an einer senkrechten Eincylinder-Dampfmaschine von 230 mm
Cylinderdurchmesser und 305 mm Kolbenhub auf der vorjährigen Ausstellung in
Manchester vorführte, zeigen die Engineering vom 2.
Juli 1897 entnommenen Abbildungen (Fig. 88 bis 90).
Die Construction des Regulators ist darauf begründet, dass der Widerstand des als
Steuerorgan dienenden entlasteten Schiebers keinerlei Rückwirkungen auf die
Schwunggewichte desselben ausübt. Zu dem Zwecke ist die Scheibe a mit einer kreisförmigen Aussparung versehen, in der
sich ein Ring h mit aufgegossenem Excenter j bewegt. Derselbe hat eine grössere Oeffnung für die
durchtretende Welle d und wird durch einen an der
Scheibe a befestigten Bolzen o gehalten. Die Schwunggewichte bb, deren
Centrifugalkräften durch Federn e Gleichgewicht
gehalten wird, liegen auf der entgegengesetzten Seite der Scheibe a; sie tragen durch Oeffnungen der Scheibe a hindurch tretende Naben mit Bolzen, über welche nach
dem Ring h führende Lenkstangen greifen. Bei
anwachsender Geschwindigkeit der Maschinebewegen sich die Schwunggewichte nach auswärts und
bewirken eine derartige Drehung des Ringes h mit
Excenter j, dass der Schieberhub in Folge dessen
kleiner wird, wohingegen die breite Umfläche des Ringes h eine etwaige durch die Excenterstange veranlasste Drehbewegung desselben
verhindert.
Textabbildung Bd. 310, S. 166
Schwungradregulator von Ripley and Nelson.
d) Vorrichtungen zur Ableitung des
Condensationswassers aus den Dampfleitungen.
Die Braunschweigische Maschinenbauanstalt in
Braunschweig hat den in Fig.
91 und 92
ersichtlichen Condensationswasserableiter (Condenstopf) „Brunonia“ in den
Handel gebracht.
Das bei a zufliessende Wasser passirt zunächst ein
siebartiges, mit nach oben gerichteten Löchern versehenes, leicht auswechselbares
Einsteckrohr, in dessen unterem Theile sich die vom Wasser mitgerissenen
Unreinigkeiten ablagern können.
Damit das in den Topf eintretende Wasser keine Stosswirkungen auf den Schwimmer
ausübt, ist über diesem eine dachartige Schutzfläche angebracht, welche das Wasser
nöthigt, zu beiden Seiten des Schwimmers ruhig herabzufliessen. Der Austritt des
Wassers erfolgt bei b, nachdem es das vom
Schwimmer mittels Hebel bewegte Doppelsitzventil c
durchströmt hat. Da das Ventil vollkommen entlastet ist, arbeitet es gänzlich
unabhängig von dem jeweiligen im Topfe herrschenden Dampfdrucke, also auch bei jedem
beliebigen Vacuum.
Textabbildung Bd. 310, S. 166
Condensationswasserableiter „Brunonia“ der Braunschweigischen
Maschinenbauanstalt.
Soll das Wasser nach einem höher gelegenen Orte gedrückt werden, so ist die
Anbringung eines Rückschlagventiles erforderlich.
Jeder Topf ist mit Luft- und Entwässerungshahn versehen.
Einen neuen Condenstopf von Gebr. Körting in Hannover
zeigt Fig. 93.
Textabbildung Bd. 310, S. 166
Fig. 93. Condenstopf von Körting.
Der Apparat besteht in seinen Haupttheilen aus dem eigentlichen Topfe mit
Wassereintritt E, Wasseraustritt A und Reinigungsschraube H, aus dem Mittelstücke, an welchem sämmtliche bewegten Theile des
Apparates angebracht sind, und aus einer den Topf schliessenden, leicht abnehmbaren
Haube.
Damit das Wasser in den im Topfe befindlichen kupfernen Schwimmer S eintreten kann, ist derselbe oben mit einer Reihe von
Löchern D versehen.
Sobald der Topf bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt ist, sinkt er
nieder und nimmt die am Ende eines Lenkerarmes mittels Zapfen befestigte Holle R mit. Diese beschreibt einen Kreisbogen und trifft
hierbei gegen den längeren Arm eines Winkelhebels K,
dessen kürzerer Arm damit das Abschlussventil V,
welches bisher durch den im Topfe herrschenden Dampfdruck geschlossen gehalten
wurde, öffnet.
Während das Ventil geschlossen ist, der Schwimmer sich also in seiner oberen Lage
befindet, steht der Lenkerarm annähernd winkelrecht zu dem längeren Arme des
Winkelhebels K. Die Kraft, mit welcher die Rolle B gegen den letztgenannten Hebel drückt, ist demnach,
auch wenn der Schwimmer nur mit massiger Belastung niedersinkt, anfänglich eine sehr
erhebliche. Hierdurch wird erreicht, dass der Apparat in seiner einfachen Ausführung
noch bei einem Dampfdruck bis zu 8 at sicher arbeitet.
Um der in Topf und Rohrleitung befindlichen Luft bei Beginn des Betriebes Austritt zu
gewähren, ist die Schraube L zeitweilig zu lösen.
G. Culpan in Rawtenstall, Lancs., wurde nach Engineering in England unter Nr. 3171 vom 30. Januar
1895 der in Fig. 94 bis
96 ersichtliche
Condenstopf patentirt.
Textabbildung Bd. 310, S. 167
Condenstopf von Culpan.
Derselbe besteht aus dem eigentlichen Topf a, in dem
sich ein hohler Schwimmer b befindet. Derselbe ist an
eine hohle Stange c angeschlossen, deren rechtwinklige
Verlängerung ein Rohr i bildet, welches sich, je nach
dem Steigen oder Fallen des Schwimmers b, in der
Ventilkammer d frei drehen kann. Eine in dem Rohr i angebrachte Oeffnung e
liegt im Inneren der Ventilkammer in Höhenlage des Wasserdurchlasses dieser Kammer.
Das in einer Führung gleitende Ventil f wird, sobald es
beim Steigen des Schwimmers b mit der einen
Seitenwandung der Oeffnung d in Berührung kommt, auf
seinen Sitz gebracht. Der Schwimmer füllt sich durch eine untere Oeffnung allmählich
mit Wasser und dreht beim Sinken das Rohr i derart um
seine Achse, dass die Seitenwandung der Oeffnung e
desselben das Ventil f freigibt und dieses durch den
Druck des in den Condenstopf eintretenden Wassers von seinem Sitz getrieben wird.
Das in die Ventilkammer einströmende Wasser gelangt durch die Oeffnung e des Rohres i, sowie die
Höhlung der Stange c in den Schwimmer, von hier durch
ein in den letzteren gestecktes Rohr bezw. durch Oeffnungen am oberen Ende desselben
und nach erfolgtem Auftreffen gegen eine übergestülpte Haube l in den Condenstopf, aus welchem es durch die Oeffnung k abfliesst. Sobald alles Wasser aus den Leitungen
verdrängt ist, füllen sich die vordem genannten Hohlräume mit Dampf an, welcher das
Wasser auch aus dem Schwimmer selbst treibt. Dieser erlangt in Folge dessen
seine Schwimmfähigkeit wieder und bringt bei seiner Aufwärtsbewegung das Ventil
schnell auf seinen Sitz zurück, so dass der Dampf abgesperrt wird. Behufs
vollkommener Entleerung des Condenstopfes ist noch eine Oeffnung g angebracht, durch welche im Wasser mitgeführte
Lufttheilchen bei der tiefsten Lage des Schwimmers direct in den Topf a gelangen und aus diesem durch k entweichen, ohne den Schwimmer passirt zu haben.
Der praktische Maschinenconstructeur vom 10. Mai 1894
beschreibt S. 75 einen Condenstopf, System Prost, der,
gegenüber ähnlichen Apparaten, keine eingeschliffenen Theile aufweist.
Der in Fig. 97 dargestellte Apparat besteht aus einem
gusseisernen Topf a1
mit Eintrittsstutzen d1
für das Condenswasser, welches durch das geöffnete Ventil g und durch eine Anzahl in die Schraubenmutter c gebohrte Löcher o unter die Glocke d tritt, in dieser, vom Dampfe gedrängt, in die Höhe
steigt und durch das Rohr e1 abfliesst.
Textabbildung Bd. 310, S. 167
Fig. 97. Condenstopf, System Prost.
Ist alles Wasser aus der Dampfleitung verdrängt, so strömt der Dampf durch g und o in die Glocke,
drückt das Wasser aus dieser heraus und ertheilt gleichzeitig der vom Wasser
umgebenen Glocke eine aufsteigende Bewegung. Wegen der auf dem Deckel des Topfes
befindlichen schraubenförmigen Leitschleifen b ist die
Glocke beim Steigen gezwungen, eine linksdrehende Bewegung zu machen. Der in die von
zwei im Inneren der Glocke angenieteten Winkeln gebildete Nuth eingreifende Hebel
i schliesst bei dieser Drehung mittels der Schraube
f das Ventil g,
wodurch der Dampf abgesperrt wird.
Sobald der in der Glocke befindliche Dampf condensirt ist, sinkt dieselbe langsam und
öffnet das Ventil von Neuem, worauf sich der beschriebene Vorgang wiederholt.
Das Ventil besteht aus einem mit einer Eisenzwinge verstärkten Bleipropfen, der mit
einer Schraube am unteren Ende der Schraube f befestigt
ist. Die Stellung der Stifte p zeigt an, ob das Ventil
offen oder geschlossen ist. Zum Entweichen der Luft aus der Glocke ist in den oberen
Boden derselben ein kleines Loch r gebohrt. Behufs
raschen Entweichens der Luft aus den Leitungen dient ein Ventil q. Um den Apparat zu reguliren, löst man die
Stellschraube k und die Mutter v, hebt die Glocke, am oberen Ende der Stange t ziehend, an und steckt einen Eisendraht in das Loch m, der sich auf die Ränder s des durch Bolzen a mit dem Topf a1 verbundenen Deckels
auflegen kann, ohne aber die Führungsschleifen zu berühren. Man dreht nun die Stange
t so lange rechts herum, bis das Ventil g aufsitzt, zieht in dieser Stellung die Mutter v, sowie die Stellschraube k fest an und entfernt darauf den Draht wieder.
Von Condensationswasser-Ableitern, deren Wirkung auf der verschiedenen Ausdehnung von
Metallen durchdie
Wärme beruht, verdient derjenige der Armaturenfabrik Franz
Dürholdt in Barmen Erwähnung.
An den Rohransatz f (Fig.
98) des den Condenstopf a schliessenden
Deckels e ist innen ein Messingrohr geschraubt, an
dessen unterem Ende ein gusseisernes Rohr befestigt ist, das nahezu bis zum Deckel
e nach oben geht; hier wird ein Messingrohr
angeschraubt, das wieder abwärts geführt ist, um daselbst wieder mit einem nach oben
gehenden gusseisernen Rohr vereinigt zu werden u.s.w. Es wird also ein Metallrohr
mit grosser Ausdehnung abwechselnd mit einem solchen mit geringer Ausdehnung
vereinigt und zwar derart, dass das äussere Rohr der ersteren Reihe am Deckel
festsitzt und das innere ebenfalls aus dem ausdehnungsfähigeren Metall hergestellte
Rohr unten mit der Ventilspindel h verschraubt ist. Das
Rohrsystem ist von einem Kühlmantel c umgeben, der den
Dampf erst dann mit den Rohren in Berührung kommen lässt, wenn der Topf vollständig
vom Wasser entleert ist. Ist dieses der Fall, so werden durch den zwischen die
Rohrsäulen strömenden Dampf die Messingrohre um beinahe das Doppelte gegen die
gusseisernen Rohre ausgedehnt, was das Schliessen des Ventils n zur Folge hat, so dass kein Dampf mehr durch d ausströmen kann. Es sammelt sich nun allmählich
Wasser im unteren Theile des Topfes an und wenn dieses bis unter den Rand des
Kühlmantels c gestiegen ist, drückt es der Dampf in den
ringförmigen Zwischenröhren der messingenen und gusseisernen Rohre in die Höhe. Da
sich diese in Folge der Abkühlung zusammenziehen, wird das Ventil wieder geöffnet
und das Wasser aus dem Topf herausgedrückt.
Textabbildung Bd. 310, S. 168
Fig. 98. Condensationswasserableiter von Dürholdt.
Textabbildung Bd. 310, S. 168
Fig. 99. Condensationswasserableiter von Grouvelle und Arquembourg.
Bei dem selbsthätigen Ausdehnungscondensationswasserableiter von Gebr. Körting ist ein in ein weiteres gusseisernes Rohr
gestecktes Metallrohr an dem einen Ende des letzteren befestigt, während es mit dem
anderen Ende frei in dasselbe hineinragt und hier durch einen Ventilkegel
abgedichtet wird. Dieser Kegel wird durch eine Spindel so eingestellt, dass das
Ventil eben geschlossen ist, wenn das Metallrohr die Dampfwärme besitzt. Tritt nun
Condenswasser ein, so verkürzt sich durch die geringere Wärme desselben das
Metallrohr und das Wasser tritt aus der sich bildenden Spalte zwischen Kegel und
Ventilsitz so lange aus, bis durch erneuten Dampfzutritt wieder Ausdehnung und
damit Abdichtung erfolgt.
Auf demselben Princip beruhen die von Grouvelle und
Arquembourg in Paris in den Handel gebrachten Condensationswasserableiter,
deren einfache Bauart und Wirkungsweise Fig. 99
erkennen lässt. Damit etwaige vom Wasser mitgerissene Unreinigkeiten nicht in den
Apparat gelangen und das gute Functioniren desselben beeinträchtigen, durchströmt
das erstere in derartigen Fällen vor dem Eintreten in den letzteren erst ein mit
Löchern versehenes Rohr, welches in einem besonderen, am Flansch a befestigten Gehäuse untergebracht ist. Dasselbe trägt
den Eintrittsstutzen für das Condenswasser und ist behufs zeitweiliger Entleerung
mit einer Reinigungsschraube versehen.
Freytag.