Titel: | Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 173 |
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Faserstoffe.Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von Prof. Alfred
Haussner, Brünn.
(Fortsetzung des Berichtes S. 147 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Cylinder- und andere Papiermaschinen.
Textabbildung Bd. 310, S. 173
Fig. 111. Cylinder-Papiermaschine von Lourdelet.
Eine neue Art der Lösung für die Aufgabe bei Cylinder-Papiermaschinen, die Fasern möglichst zu verfilzen, bietet Lourdelet im französischen Patent Nr. 257342. Er
trachtet, die Fasern schon unmittelbar vor dem Aufniessen des Stoffes auf das
Rundsieb möglichst wirr durch einander zu bringen. In Fig.
111 bedeutet a eine Art Stoffbütte, in
welcher der Rührer b den Stoff nicht absetzen lässt.
Aus a gelangt der Stoff auf die mit a nicht unmittelbar verbundene Rinne d mit Querleisten f. d
hängt an oben drehbar gelagerten Stäben e und bekommt
seitliche Schüttelbewegung ganz ähnlich, wie es beim Langsieb geschieht. Mit Recht
betrachtet deshalb Lourdelet diesen Theil als den
wichtigsten Theil seiner Maschine. Aber leider dauert die Schüttelung nicht während
der Entwässerung auf dem Rundsieb c an. Deshalb ist
wohl einiger Nutzen von der geschilderten Rinne d zu
erwarten; nur darf man von ihr nicht zu viel verlangen. Die weiteren Einrichtungen
erinnern an Bekanntes, sind aber geschickt angelegt. Das von oben in den
Siebcylinder gelangende Wasser wird durch die Rinne h
aufgefangen und zu beliebiger weiterer Verwendung abgeleitet. Der Siebcylinder wird
verhältnissmässig langsam gedreht durch die Räder i und
j, während er durch Rollen g getragen wird, k ist ein endloses
Metalltuch oder ein Filz, welcher die feuchte Papierbahn von c abzunehmen und weiter zu leiten hat. Diese kommt dann über einen
Saugkasten h1 und
endlich zwischen die Gautschpresse lm. Das Wasser,
welches durch k dringt, fängt die Rinne r auf.
Eine andere Aufgabe, welche einige Schwierigkeiten bei Rundsiebmaschinen verursacht,
ist das „Absaugen“des Wassers aus der Papierbahn, noch während dieselbe auf dem Rundsiebe
liegt. Vgl. 1896 301 151 die Vorrichtung von Fairbanks und Parker. Dieselben veröffentlichen nun im
D. R. P. Nr. 88474 und U. S. P. Nr. 550353 eine neue Lösung. Der Siebcylinder a befindet sich, ganz ähnlich wie bei anderen
Rundsiebmaschinen, in dem Troge b (Fig. 112 und 113). a dreht sich nach Pfeil 1.
Demgemäss steigt links die Papierschicht, welche sich auf a abgesetzt hat, aus der Flüssigkeit heraus, während das Wasser aus dem
Siebinneren durch das Rohr f abgeleitet wird. Zum
Unterschiede von den gewöhnlichen Ausführungen hat der Siebcylinder a mehrere radiale Wände c.
Die dadurch geschaffenen keilförmigen Räume communiciren in dem engsten Theil i mit dem festgelegten Rohr c, welches eigenthümlich excentrisch gegen die Achse von a gelegt ist, ungefähr in dem Quadranten zwischen dem
Austritt des Papiers aus dem flüssigen Stoffe und der Gautschwalze g. Da nun aber durch das mit e unmittelbar verbundene Rohr n beständig
Luft, z.B. durch eine Pumpe, abgesaugt wird, so wird in dem Theile xx die gebildete Papierbahn durch den Luftdruck ganz
ähnlich entwässert, wie dies die Saugkästen bei der Langsiebmaschine besorgen.
Textabbildung Bd. 310, S. 174
Vorrichtung von Fairbanks und Parker.
Textabbildung Bd. 310, S. 174
Fig. 114. Maschine von Gröndahl.
Als Ausfluss des Strebens, die auf der Formatwalze von Poppenmaschinen gebildete Pappe dann selbsthätig abzuschneiden und
abzulegen, wenn eine bestimmte Dicke erreicht ist, finden wir in den D. R. P. Nr.
83803 von O. E. Gröndahl in Hönefos und D. R. P.
Nr. 90649 von Gunbjörn Larsen Fjerdingstad in Eker zwei
Ausführungen solcher Maschinen. Beide Ausführungen haben im Princip viel
Aehnlichkeit, wenn auch das Aussehen der fertigen Maschinen wesentlich verschieden
ist. Es werde hier nur die erste Art, von O. E.
Gröndahl, näher besprochen.
In Fig. 114 bedeutet a
die Formatwalze, um welche also mehrere, unter Umständen sehr viele feine Lagen von
Papierstoff gewickelt werden, bis die gewünschte Dicke erreicht ist. An dem bei d drehbaren Hebel c ist
das Messer b angebracht, welches die fertige Pappe von
a ablösen soll. Wenn dies wirklich geschehen soll,
so muss dann, wenn eine bestimmte Pappendicke, also auch eine bestimmte Höhenlage
der Walze a erreicht worden ist, das Messer b gegen die Umfläche von a
fallen. Dies bedingt, dass eine Art Zählwerk mit dem Apparate verbunden werde. Auf
der Welle von a sitzt zu diesem Behufe das Einzahnrad
i0, welches mit dem
auf einer Zwischenwelle f sitzenden Rade i zusammenarbeitet. Bei einer Umdrehung von i0 wird also i um einen Zahn weitergeschaltet, und damit ist die
Möglichkeit gegeben, durch geeignete Wahl der Zähnezahl von i den Apparat für verschieden dicke Pappen brauchbar zu machen. Das Rad
i hat nun aber eine grössere Lücke, in welche der
Hilfszahn k unter Umständen einspringt. Wenn dieser
aber durch den Sperrhaken m mit der Nase n zurückgehalten wird, die den Stift l am Riegel k erfasst hat,
und der eine Zahn des Rades i0 kommt zu dieser Lücke, so dreht sich wohl i0 fort, aber mangels eines Zahnes wird
i ruhen müssen. Diese Pause wird in ihrer Dauer von
der Höhenstellung der Walze a bestimmt. Denn wenn sich
a hinreichend gehoben hat (und der eine Zahn von
i0 in der Lücke bei
k sich befindet), so wird auch der bei dem einen
Zahn befindliche Anschlag p endlich die Spitze o beim Sperrhaken n
erfassen, diesen vom Stifte l wegdrängen und dadurch
dem Zahne k ermöglichen, in die Lücke einzuspringen.
Dann ist aber der Grund für die Ruhepause des Rades i
weggefallen, der eine Zahn von i0 fasst nun k und dreht
i weiter. Ungefähr gleichzeitig ist aber der Daumen
h der Scheibe g in
eine solche Lage zum Stifte e am Hebel c gekommen, dass beim Weiterdrehen von i, also auch von g, der
Anschlag e von der Stufe h
herabfällt. Somit senken sich aber auch Hebel c und
Messer b, und die Pappe wird von der Formatwalze
abgetrennt. Weil sich i nun aber in der geschilderten
Weise weiterdreht, gelangtder Zahn k auch nach oben, fällt durch das
eigene Gewicht zurück und wird durch die mit Gegengewicht ausgestattete Sperrklinke
m bis zu einer neuerlichen Auslösung gefangen
gehalten.
Mit dieser Maschine ist nun noch eine Falt- und Ablege Vorrichtung verbunden. Die in
der geschilderten Weise von a gelöste Pappe gelangt
nämlich auf das um die Walzen q und q1 laufende
Transportband q2,
weiter über die Rolle r auf den Tisch r1 bis zum Anschlage
r2. In dieser Lage
senkt sich das Falzmesser t zwischen die beiden Rollen
q1 und r. Dadurch wird die Pappe geknickt und zwischen die
Walze q1 und die durch
ssl geführte, sowie
durch Feder s2 gegen
q1 gedrückte Walze
r gezwängt, wodurch genügend Umfangsreibung
veranlasst wird, um die gefaltete Pappe gegen unten mitzunehmen und auf dem Winkel
w abzulegen. Damit das Falzmesser t zutreffend bewegt werde, ist t am Ende eines Hebelarmes t1 befestigt, der durch die Feder t2 gewöhnlich in die
Höhe gehalten wird. Damit t und t1 nur für das Falzen niedergehen, wird
durch die am Rade i angebrachte Rolle v2 rechtzeitig der Arm
v zur Seite gedrückt, v ist aber mit dem Hebelarm u1 bei u2 zusammengehängt, welcher auf derselben Welle u sitzt, wie der Falzmesserhebel t1. Also werden, wenn
v gegen rechts gedrängt wird, auch u1 gegen rechts, somit
t1 und t abwärts gehen. Mit Bezug auf die Zeichnung dürfte es
allerdings nothwendig sein, hervorzuheben, dass die Skizze (Fig. 114), welche der Patentbeschreibung entnommen worden ist, bei u2 eine gewisse
Beweglichkeit, etwa ein Zapfen in einem Schlitze, angedeutet und die Rolle v2 so gelegt sein
sollte, dass bei der Drehung des Rades i wirklich v so weit abgedrängt wird, dass t zwischen die Walzen q1 und r gelangt.
Offenbar wird durch derartige Vorrichtungen angestrebt, sich möglichst unabhängig von
der Aufmerksamkeit des die Maschine bedienenden Arbeiters zu machen. Es wird
allerdings von manchen Praktikern darauf hingewiesen, dass eine bestimmte Dicke im
feuchten Zustande der Pappe noch keine bestimmte Gewähr für die Einhaltung einer
bestimmten Abmessung im trockenen Zustande bietet. Nun bleibt aber gar nichts
anderes übrig, als wie die Pappe, sofern man nicht die viel theureren geklebten
Pappen benutzen will, aus dem Stoff im Feuchten zu erzeugen. Demgemäss wird die
Unsicherheit für das Endgewicht immer bleiben und nur dadurch einzuschränken sein,
dass man der Maschine thunlichst gleichmässigen Stoff, durch geeignete Regulatoren
etwa, zuführt. Das sind aber Verhältnisse, die mit dem selbsthätigen Abtrennen der
Pappe gewiss nicht in Zusammenhang zu bringen sind. Nur das eine mag nicht
verschwiegen werden, dass durch diese Zuthat die Maschine natürlich verwickelter
wird und die Zuthaten immerhin sorgfältigerer Einstellung und Wartung bedürfen.
Auch über eine Maschine zur directen Herstellung einzelner
Bogen ist zu berichten. Das D. R. P. Nr. 77608 an die Sparre Patents Company Limited in Paris und das U. S.
P. Nr. 532803 an Robert W. Moncrieff in Rush Mills
scheinen sich auf dieselbe Maschine zu beziehen. Es sind auch hier während der
Papierbildung die einzelnen Formen knapp an einander gereiht und zwar befinden sie
sich zwischen einem endlosen Metalltuch, welches jenem bei Langsiebmaschinen
gleicht, und darüber hinlaufenden Kautschukbändern, welche den Deckelriemen
entsprechen. Die einzelnen Formen bewegen sich während der Papierbildung, also
zwischen dem Stoffauflauf und der Gautschpresse mit derselben Geschwindigkeit, wie
das erwähnte Metalltuch. Wenn aber aus irgend einer Form der Bogen abgegautscht
worden ist, so wird die Form von endlosen Führungsbändern gefasst, welche sie zurück
mit einer grösseren als der eben vorher bemerkten Geschwindigkeit zum Stoffzulauf
führen. Dies hat offenbar den Zweck, bei dem Rücklauf die Formen nicht knapp an
einander, also im endlosen Zuge nur eine kleinere Anzahl von Formen benutzen zu
müssen. Wenn die Formen wieder zur Papierbildung aufsteigen sollen, wird ihre grosse
Rücklaufgeschwindigkeit allmählich vermindert.
Herstellung verschiedener Papiere und Pappen.
a) Gefärbte und gestrichene
Papiere.
Farbe kann auf oder im Papiere erzeugt werden auf drei von einander wesentlich
verschiedene Arten. Man kann 1) bereits im Holländer Farbstoffe zusetzen: im
Stoff gefärbte Papiere, oder 2) das fertige, gewöhnlich mehr oder weniger weisse
Papier durch eine sehr dünne Farblösung ziehen: Buntpapiere, oder endlich 3)
relativ dicke Farbe auf das Papier auftragen und diese meistens verstreichen:
gestrichene Papiere. Mit Bezug auf das Wesen des Arbeitsverfahrens sind dann
anzuschliessen diejenigen Papiere, bei welchen der Auftrag nicht unmittelbar
einen Farbeneffect bezweckt, wie Papiere für photographische Zwecke u. dgl.
Was nun die verschiedenen Farben anbelangt, so erzeugen Braunstein Frères nach dem französischen Patent Nr. 249226
verschiedene Farbeneffecte dadurch, dass sie statt der üblichen
Beschwerungsmittel schon im Holländer gesiebte, blätterige Mineralien, wie Gyps,
Glimmer, Bronzepulver u. dgl. beisetzen. Man erhält dadurch weisses oder
gefärbtes Papier, welches mit glänzenden Plättchen besäet ist.
Die Fasern verschiedener Pflanzen haben auch verschiedene Aufnahmsfähigkeit für
die Farben, so dass also, ohne besondere Vorkehrungen, beim Färben im Stoffe
durch ungleichmässige Färbung leicht Fehler entstehen können, wenn wir, wie es
ja meistens der Fall ist, ein Papier aus gemischten Fasern erzeugen. Holzschliff
färbt sich z.B. in Fuchsinlösung sehr gut, andere Fasern wieder nicht. Man fügt
daher nicht selten Häuteleim oder Albumin hinzu, um die Farbe inniger mit den
Fasern zu verbinden. Besondere Unannehmlichkeiten kann man unter Umständen mit
„Schrenz“-Papieren haben, welche schon aus minderwerthigen, oft mit
Farbe schon beinahe gesättigten Fasern hergestellt werden. Da kann unter
Umständen auch ein Zusatz von Albumin gute Dienste leisten.
Die durch Aufstreichen einer Paste von Zinkweiss und Leim hergestellten
Elfenbeinpapiere oder die Kreidepapiere, bei denen die Papieroberfläche mit
Kreide abgerieben wird, sind sehr empfindlich gegen Radiren, feuchtes Abwischen
u. dgl. Deshalb schlägt Louis Capazza in Brüssel im
D. R. P. Nr. 94231 vor, die wirksame Masse, d. i. Zinkoxyd, während der
Herstellung des Papiers dem Zeug schon im Holländer beizugeben, während sonst
das Papierzeug wie gewöhnlich behandelt wird. Das Zinkoxyd vertheilt sich wie
ein Füllstoff in der ganzen Massedes Papiers und bleibt auch bei starker Abnutzung
des Papiers noch wirksam.
Streichfarben schäumen gerne, besonders dann, wenn die abgepresste Farbe von den
Presswalzen tief fallen muss. Aus der Praxis wird empfohlen, diesem Uebel zu
steuern durch Zusatz roher oder saurer Milch, Alkohol, Ochsengalle (bei
Türkischroth) u. dgl. Als Regel gilt, dass Farben, welche mit Wachs oder
Palmbutter gemischt worden sind, weniger schäumen.
In dem englischen Patent Nr. 11795 wird von Dr. Adolf
Scheufelen neuerlich Caseïn und Formaldehyd bei der Erzeugung von
Kunstdruck- und auch wasserdichten Papieren empfohlen. Eine lösliche
Caseïnverbindung, z.B. Ammoniumalbumin, wird für sich oder mit Mineralstoffen in
Wasser gelöst oder aufgeschlämmt. Man tränkt damit das Papier oder bestreicht es
auf einer oder beiden Seiten. Das Formaldehyd kann der Strichmasse zugefügt oder
es kann das bereits gestrichene Papier mit gasförmigem Formaldehyd behandelt
werden, um den Strich nach dem Trocknen mehr oder weniger wasserunlöslich zu
machen. Durch dieses Verfahren sollen die mineralischen Bestandtheile ungemein
fest mit der Faser verbunden und ein Papier erhalten werden, welches sich
besonders gut für Stiche, Autotypien u. dgl. eignet. Der in der
Kunstdruckpapierindustrie sehr bekannte Name lässt annehmen, dass das Verfahren
schon über die ersten Anfänge hinaus ist.
Adam Alexander Wolberg in Czenstochau schlägt im D.
R. P. Nr. 93439 vor, anstatt des bei Strichfarben bisher verwendeten
Carnaubawachses das Wollfett anzuwenden. Eine Emulsion desselben, mit
alkalischer Lauge hergestellt, soll der Farbe zugesetzt werden. Dadurch
verbilligt sich die Herstellung gestrichener Papiere wesentlich, das
Verstreichen wird erleichtert und grössere Waschechtheit erhalten.
Als bewährter Aufstrich für imitirte Schiefertafeln wird in der Papierzeitung, 1896 S. 3283, die folgendermaassen
zubereitete Farbe empfohlen. In 5 l kochendes Wasser gebe man 500 g Borax. Nach
Lösung desselben fügt man 2 k blonden Schellack unter fortwährendem Umrühren,
danach 1250 g ganz fein gemahlenen Bimsstein und nach einiger Zeit 500 g
Kienruss zu. Nachdem alles gut vertheilt ist, seiht man die Mischung durch ein
feines Messingsieb und lässt sie dann erkalten.
Eine Bronzefarbe gibt Jean Alexandre Schelfhoudt in
Brüssel im D. R. P. Nr. 83212 an. Man mischt gewöhnliche, pulverige Goldbronze
mit gepulvertem Glimmer je nach dem beabsichtigten Effect, der mehr goldig oder
mehr seidig sein kann. Die Mischung wird durch Anilinfarben unter Zugabe
geeigneter Bindemittel, z.B. Leimlösung, gefärbt. Die so hergestellte
Bronzefarbe bringt man ohne weiteres auf das Papier. Die so erhaltene Farbe soll
sehr billig und so fein und transparent sein, dass sie an Glanz der Seide und
dem Moirée gleichkommt.
Das Streichen mit der Papiermaschine unmittelbar zu verbinden, ist in dem D. R.
P. Nr. 92166 und dem französischen Patent Nr. 257457 versucht. G. W. A. Fitzgeorge und Hawthorn J. Brown in South Darenth wollen eine solche Färbeeinrichtung
zwischen zwei Trockencylinder der Papiermaschine verlegen, um nochmaliges
Trocknen zu vermeiden, Im Wesen liegt die Sache so, dass das Papier von
einem Trockencylinder weg zu einem Farbebade geleitet wird. Zwei Leitwalzen
veranlassen die Papierbahn dabei entweder nur knapp an der Oberfläche des
Farbebades vorüberzustreichen und sich solcherart nur einerseits zu färben, oder
ganz unterzutauchen, wodurch beiderseits gefärbt wird. Das Papier taucht dann
wieder aus dem Farbbade empor und streicht knapp an Schaberkanten vorüber,
welche die Dicke der Farbschicht regeln. Hierauf folgt eine aus Filzwickel
walzen bestehende Presse, welche die Farbe gleichmässig vertheilt, so dass
nunmehr die Bahn ganz getrocknet werden kann. Den Trockencylindern überlassen
die Erfinder aber nicht sogleich die Papierbahn, weil die noch feuchte
Farbschicht an der Heizfläche kleben könnte, sondern die Bahn wird im Zickzack
über Lattenwalzen geleitet, wodurch die Farbe etwas Zeit findet, anzutrocknen;
dann folgt erst das endgültige Trocknen auf den Trockencylindern. Was den
muthmaasslichen Nutzen des Verfahrens anbelangt, so sei auf das hingewiesen, was
schon in früheren Berichten über ähnliche Vorrichtungen gesagt worden ist. Die
Papiermaschine ist schon jetzt verwickelt genug und erfordert die Aufmerksamkeit
des Bedienungspersonals an so vielen Punkten, dass der Vortheil, zwei
Arbeitsmaschinen in eine zusammenzuziehen, und hier selbst der Vortheil, dass
das Papier durch nur einmalige Trocknung immerhin etwas mehr geschont wird, doch
zu gering sein dürfte, um den Folgen der weiteren Verwickelung der
Papiermaschine die Wage zu halten.
Eine Einrichtung zum Färben von Papier in Rollen ist jene von E. Mahn in Dresden nach D. R. P. Nr. 86039. Sie
zeichnet sich durch die Anwendung eines Siebes aus, welches das gefärbte Papier
stützt, und daher vor dem Zerreissen einigermaassen bewahrt. Die Papierbahn geht
von der Rolle i ab (Fig.
115), um die Färberolle g in der
Farbewanne h, wodurch die Farbe auf die Bahn
übergeht. Um nun die solcherart doch erweichte Papierbahn zu stützen, legt sich
schon bei der Walze g das endlose Sieb f, welches um Walzen a
bis e geleitet ist, so an, dass sich die Papierbahn
zwischen g und f und
weiterhin auf dem Siebe f befindet. Eine Art
Gautschwalze l presst das Papier so weit aus, dass
es dann frei auf einen Filz m überführt und von
diesem in ähnlicher Weise weitergeleitet werden kann, wie es bei gewöhnlichem
Papier durch die Nassfilze geschieht.
Manche Aehnlichkeit mit der eben beschriebenen Einrichtung hat jene von Salomon R. Wagg nach U. S. P. Nr. 564353. Nur
findet Wagg es überflüssig, die gefärbte Bahn durch
ein Sieb oder durch einen Filz zu stützen. Er führt nach dem Abpressen des
Farbeüberschusses das Papier gleich um Trockencylinder.
Um auch bei erdigen Farben gleichzeitig und gleich gut beide Seiten der
Papierbahn zu färben und die Farben zu verstreichen, wird von der
Maschinenfabrik Aug. Koebig in Radebeul bei Dresden
nach D. R. P. Nr. 89275 der lothrechte Lauf des Papiers während des Färbens und
Verstreichens gewählt. Indem nun das Papier lothrecht von einem Walzenpaar zu
einem anderen aufwärts steigt und auch durch dieses gehalten wird, verstreichen
zwei Bürsten, eine auf jeder Seite, in wagerechter Richtung die Farbe, indem die
Bürsten mit Hilfe von Excentern geradlinig hin und her bewegt werden. Nach einer
Skizze, die den Ankündigungen der genanntenFirma beigegeben ist, wandert dann das Papier
durch eine dem Wesen nach bekannte Lufttrocknung, während die Bahn an Stäben
aufgehängt ist. Das englische Patent Nr. 16498 von G. J.
Bums betrifft eine ganz ähnliche Einrichtung.
Textabbildung Bd. 310, S. 177
Fig. 115. Einrichtung zum Färben von Papier in Rollen von Mahn.
Eine Papierfärbemaschine mit Marmorireinrichtung baut die Firma Ferdinand Flinsch in Offenbach a. M. (vgl. Uhland's technische Rundschau, 1896 VII S. 23).
Danach wird einseitig in bekannter Weise mit Hilfe von Farbwalzen die Farbe an
die Papierbahn übertragen und verstrichen, worauf dieser so gebildete Grund mit
Farbtröpfchen bespritzt wird, die von den langen Haaren zweier sich drehender,
mit einem Farbebad zusammenhängender Bürsten auf die wagerecht ausgespannte
Papierbahn gelangen. Damit nun diese Marmorirtropfen nicht ablaufen, wenn das
Papier unmittelbar in die Aufhängetrockenvorrichtung übergeht, so werden die
erwähnten Farbetröpfchen etwas angetrocknet, während das Papier wagerecht läuft
und zwar dadurch, dass das Papier so über Heizplatten geleitet wird, dass
dasselbe die Heizplatten nicht unmittelbar berührt, woran es durch Leitwalzen
oder Leitstäbe gehindert wird. Dabei wird das Papier ungemein zart bewegt, indem
es sich an den Umfang einer gelochten Walze in Folge des äusseren Luftdruckes
legt und, während die Walze sich dreht, mitgenommen wird, wenn man aus dem
Inneren dieser Walze Luft absaugt.
In anderer Weise, durch strömende Luft, zerstäuben Hohenstein und Lange in Berlin nach D. R. P. Nr. 83293 die
Farbeflüssigkeit und lassen sie auf das Papier gelangen. Wenn man Schablonen auf
das Papier legt, so können einzelne Theile des Papiers vom Farberegen geschützt
und so die Mormorirung auf bestimmte Figuren beschränkt werden.
Wenn man Papier zu dem Zwecke, um es mit Farbe oder anderen Stoffen zu
überziehen, durch ein Gefäss führt, so kann es leicht geschehen, dass der
Ueberzug durch Vorüberstreichen an Kanten leidet oder dass, unbeabsichtigt, der
Ueberzug auch auf die zweite Seite gelangt (vgl. z.B. die Einrichtung von Karl Zink, 1896 301
195). Verhältnissmässig einfach trachtet Max
Burchard in Braunschweig im D. R. P. Nr. 86505 diesem Uebelstande
beizukommen. Nach Fig. 116 wird die Papierbahn
p durch ein Gefäss mit den Wänden abc so geleitet, dass mit Rücksicht auf die
ebenfalls vorhandenen Leitrollen d und e das Papier, ohne zu streifen, ein- und abgeleitet
wird. Dabei ist die Anordnung so gedacht, dass sich die Wände a und c, welche
zusammenhängen, mit ihren abgeschliffenen Kanten, veranlasst durch die
Schwerkraft oder auch durch Federn, an die Wand b
bezw. die Papierbahn p dichtend anlegen. Statt der
Wand b und der Leitrolle e kann auch ein einziger Körper, eine grössere Leitrolle, an deren
Mantelfläche sich die entsprechend zugeschnittenen Wände c legen, benutzt werden.
Textabbildung Bd. 310, S. 177
Fig. 116. Papierfärbeeinrichtung von Burchard.
Nunmehr wird auch angeregt, das Albuminpapier für photographische Zwecke, welches
durch Handarbeit bisher in der Weise erzeugt worden ist, dass der Papierbogen
flach auf die in einem Gefässe befindliche Eiweissmasse gelegt und dann
abgehoben worden ist, auf mechanischem Wege zu verfertigen. Nach D. R. P. Nr.
83977 geschieht dies von Theodor Manch und Co. ganz
in ähnlicher Weise, wie das Farbeauftragen. Das Eiweiss wird von einer in einen
Trog, der mit der Masse gefüllt ist, tauchenden Walze genommen und bei der
Drehung an eine zweite Walze übertragen, welche ihrerseits einen schwachen
Ueberzug an das Papier abgibt, welches, von einer Rolle kommend, über jene Walze
streicht. Aehnlich kann dies bei einer zweiten, dritten oder bei noch mehr
Walzengruppen geschehen, so dass man einen beliebig starken, aus mehreren dünnen
Schichten bestehenden Albuminüberzug bekommt. Hierauf wandert das Papier zu
einer der bekannten Trockeneinrichtungen.
Textabbildung Bd. 310, S. 177
Fig. 117. Verfahren zum Wiedergewinnen der flüchtigen Lösungsmittel von
Flemming und de Grousilliers.
Bei dem ebenfalls für photographische Zwecke benöthigten
Bromsilber-Gelatinepapier wird für gewisse Wirkungen häufig eine matte, rauhe,
nicht glänzende Oberfläche gewünscht. Um diese zu bekommen, wurde bisher
ziemlich rauhes Papier benutzt. Um aber einen noch höheren Grad der Mattheit der
Oberfläche zu erzielen, wird nach Dr. Stolze und
Co. in Westend bei Berlin (D. R. P. Nr. 90567) der Emulsion, mit
welcher man das Papier überzieht, ein fester, fein vertheilter Körper
beigemengt. Man mahlt Körper, wie Flusspath, Quarz, Glas, Porzellan u. dgl., zu
einem feinen Pulver und mengt dies der Emulsion in irgend einem Stadium ihrer
Herstellung bei. Es wäre auch möglich, diese Körper unmittelbar durch chemische
Zersetzung einer Lösung in der Emulsion, sehr fein vertheilt, zu erzeugen.
Wenn man Collodium auf Papier aufträgt, so bedarf man hierzu eines flüchtigen
Lösemittels, das man bisher meist einfach in die Luft abdunsten, also verloren
gehen liess. Um nun diese, keineswegs sehr billigen Lösungsmittel, Aether o.
dgl., wiederzugewinnen, wendet die Firma Carl Flemming
und H. de Grousilliers in Glogau nach D. R. P. Nr. 85357 das folgende
Verfahren an. Die endlose Papierbahn geht von der Rolle u ab (Fig. 117) und wird über die Leit-
und Spann walzen a1
bis a4 geführt.
Durch Rohr v kommt aus dem Gefäss v0 das Collodium
und vertheilt sich auf das Papier, wobei Walze a5 als Vertheilungswalze mitwirken kann.
Möglichst bald darauf tritt das Papier durch den engen Schlitz b in den Verdunstungskasten b0 und wird darinnen von dem
endlosen Filze c getragen, gegen den Austrittsspalt
d und weiter durch Walze e zur endgültigen Trocknung gebracht. Im
Verdunstungskasten b0 wird durch das Heizrohrsystem f mit der
Dampfzufuhr f1 die
nothwendige Temperatur unterhalten, während die einmündenden Rohre g und h, vereint mit
dem Ventilator i, eine ununterbrochene
Luftcirculation vermitteln. In dieser ist einerseits für das Abscheiden des in
b0
verflüchtigten Lösungsmittels des Collodiums durch Abkühlung, andererseits
wieder, nach der Condensation, für Vorerwärmung der zu b0 zurückkehrenden Luft gesorgt. Das
Rohr h mündet nämlich in den Condensator m, in welchem gekühlt und das Condensat durch Rohr
i1 nach g0 geschafft wird.
Die grösstentheils vom Aether befreite Luft zieht dann in den Ventilator i und wird von ihm durch Rohr k in den Vorwärmer n
getrieben, von wo sie, durch ein Heizröhrensystem, das durch die Rohrleitung o1
o2 mit Heizdampf
versehen wird, vorgewärmt, in den Verdunstungskasten b0 durch Rohr g zurückkehrt. Wir sehen also, dass fast immer dieselbe Luft einmal
mit Aether beladen und dann von diesem befreit wird, besonders dann, wenn beim
Papier-Ein- und -Austritt b und d nur ganz enge Spalten gelassen werden. Dadurch
ist wohl ziemlich viel Gewähr dafür gegeben, dass möglichst wenig von dem Aether
verloren geht. Ob aber selbst unter diesen günstigen Umständen der immerhin
nicht ganz einfache Apparat, vom ökonomischen Standpunkte aus betrachtet, am
Platze ist, müsste eine eingehende Kostenberechnung entscheiden.
(Fortsetzung folgt.)