Titel: | Keramische Industrie.Ueber Reibungspressen mit Einrichtung zum Vorpressen des Materials. |
Autor: | Seyfried |
Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 223 |
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Keramische Industrie.Ueber Reibungspressen
mit Einrichtung zum Vorpressen des Materials.
Mit Abbildungen.
Ueber Reibungspressen mit Einrichtung zum Vorpressen des
Materials.
In den letzten Jahren sind verschiedene Patente ertheilt worden auf Pressen, welche
in erster Linie zur Herstellung von Briquettes aus Sägespähnen, Torf und anderen
lockeren Materialien dienen. Diese Pressen haben das wesentliche Merkmal mit
einander gemeinsam, dass das Pressgut einer doppelten Pressung, und zwar einer
Vorpressung durch den Speisekolben und einer Nachpressung durch den Stempel der
bekannten Exter'schen Briquettpresse, ausgesetzt
wird.
Textabbildung Bd. 310, S. 224
Fig. 1. Presse von Luzzato und Eisenwerk A.-G. (vorm. Nagel und Kaemp).
Textabbildung Bd. 310, S. 224
Reibungspresse der Zeitzer Eisengiesserei und
Maschinenbau-Actiengesellschaft.
Bei der dem Caesare Luzzato in Mailand und der Eisenwerk A.-G. in Hamburg-Uhlenhorst (vorm. Nagel und Kaemp) unter Nr. 88370 patentirten
Presse sind die Bewegungszeiten des Vorpresskolbens d
(Fig. 1) so bemessen, dass während des Vorstosses
des Hauptkolbens f von 1
bis 2 der Kolben d sich in
seiner unteren Lage befindet und dadurch den Hauptpressraum nach oben abschliesst.
Bei der weiteren Vorwärtsbewegung des Hauptkolbens von 2 bis 3 und während des Rückganges dieses
Kolbens von 3 bis 4 hebt
sich der Kolben d so weit, dass die Mündung des
Speiseraumes b vollständig frei liegt. Während des
weiteren Rückganges des Stempels f von Lage 4 nach 1 verbleibt der
Stempel d in der höchsten Stellung und ermöglicht
dadurch die Einführung des Pressgutes. Hierauf fällt er aus der höchsten Lage in die
tiefste Lage frei herab und bewirkt so die Vorpressung des Gutes. Die Bewegung des
Kolbens d wird von einer regelmässig umlaufenden
Steuerwelle w durch Vermittelung einer Schubstange s, eines Daumens h und
Zapfens z abgeleitet. Die Stange s steht durch Hebel g und
Gelenkstange t mit dem Kolben d in Verbindung. In der höchsten Lage nehmen Kolben d, Hebel g und
Gelenkstange t die punktirt gezeichnete Lage ein. Bald
darauf verlässt der Zapfen z die Schubstange s. Diese bleibt nunmehr so lange in unveränderter Lage,
d.h. der Kolben d verharrt so lange in der höchsten
Stellung, bis in Folge der Weiterdrehung der unrunden Scheibe h die Rolle r der Stange
s von dem kreisförmigen Umfang der Scheibe h abrollt und somit den Kolben d in die in der Zeichnung dargestellte Lage frei herabfallen lässt.
Diese Art der Vorpressung des Materials durch den freien Fall des Speisekolbens
erscheint insofern mangelhaft, als die Grösse der Pressung nicht genügend geregelt
werden kann, um stets Briquettes von der gewünschten Dicke zu erhalten. Man könnte
zu diesem Zwecke allenfalls Vorkehrungen zur Veränderung des Kolbengewichtes
treffen, worüber indessen die Patentschrift Näheres nicht mittheilt.
Dem erwähnten Mangel sucht die Zeitzer Eisengiesserei und
Maschinenbau-Actiengesellschaft in Zeitz bei ihrer unter Nr. 94299
patentirten Reibungspresse mit Vorpressung des Materials dadurch abzuhelfen, dass
sie an Stelle des freien Falles Dampf kraft verwendet. Der Pressdruck kann dann
unter allen Umständen dem betreffenden Briquettirungsmaterial und der Briquettstärke
angepasst werden.
Wie aus der Zeichnung hervorgeht, ist der Dampfcylinder (Fig. 2 und 3) über dem Presskopf o angeordnet. Der Dampfkolben ist durch die
Kolbenstange mit dem Vorpresstempel f verbunden. Die
Bewegung des Schiebers ist abhängig gemacht von der Bewegung des Pressbärs p, mit welchem der Steuerungsschieber durch den
Doppelhebel h und Lenkstange l in Verbindung steht. Um die Wirkungsweise dieser Presse zu erläutern,
gehen wir von der Pressperiode aus, während welcher sich der Pressstempel q in seine äusserste Lage IV bis V (Fig. 2) bewegt. Bei
dieser Vorwärtsbewegung wird der Schieber durch die Lenkstange l und den Hebel h aus der
mittleren Lage nach oben verschoben. Der Schieber lässt Dampf unter den Kolben
treten, der in Folge hiervon aufwärts geht. Die gleiche Bewegung vollzieht auch der
mit ihm in fester Verbindung stehende Kolben f. Das
Füllmaterial fällt, sobald der Stempel f die Oeffnung
x freigibt, in den Raum n (Fig. 3).
Während der Presstempel q von 3 nach 4 zurückgeht, füllt sich auch der Raum
r. In dem letzten Theil der Rückwärtsbewegung des
Stempels q wird der Dampf im Cylinder umgesteuert, und
ehe noch der Presstempel q wieder seine
Vorwärtsbewegung beginnt, treibt der Dampfkolben den Füllstempel herunter, der das
Pressgut zusammendrückt.
Eine dritte Presse dieser Gattung (Fig. 4) ist mit einer
Vorrichtung ausgestattet, welche schon durch die Art der Zuführung das Material in
möglichst dichtem Zustande vor den Hauptpresstempel bringt. Zur Erreichung dieses
Zieles sind am Cylinder, in welchem der Vorpressstempel geführt ist, zwei oder
mehrere Förderschnecken f oder Kolben derart im Winkel
zu einander angeordnet, dass die von verschiedenen Richtungen auf einander
stossenden Materialstränge aus Sägespähnen, Torf u.s.w. gegenseitig in einander
eindringen und sich in einander hineinarbeiten. Bevor daher der Vorpresstempel seine
Wirksamkeit beginnt, hat sich das Pressgut schon wesentlich verdichtet. Die
Anordnung dieser Vorrichtung ist ohne weiteres aus der Zeichnung ersichtlich. Die
Vorrichtung ist unter Nr. 96004 Adolf Schmidt in Kassel
patentirt.
Seyfried.