Titel: | Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und ihre Entwickelung. |
Autor: | Fr. Schüler |
Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 34 |
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Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und
ihre Entwickelung.
Von Fr. Schüler,
Ingenieur.
(Fortsetzung des Berichtes S. 15 d.
Bd.)
Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und ihre
Entwickelung.
Zahlreicher sind die Versuche zum Ueberziehen von Kohlefäden mit Metallen,
Metalloiden oder leitenden Metallverbindungen. Die Ueberzüge sollen die Oxydation
oder das Zerstäuben der Kohle verhindern, oder die Leitungsfähigkeit des Fadens
erhöhen oder endlich die Leuchtkraft der Lampe verstärken.
Zanni (Englisches Patent Nr. 2741/1882) überzieht Fäden
aus karbonisiertem Material (Seide, Baumwolle, Wolle o. dgl.) auf galvanischem Wege
oder durch Behandlung mit einer zweckentsprechenden Lösung mit Platin, Iridium oder
ähnlichen Metallen. Auf der Metallschicht wird wieder eine Kohleschicht abgelagert.
Je nach der Stärke der Metallschicht wechselt der Widerstand des Glühkörpers.
Vorzugsweise Silber, Zinn, Zink oder Kupfer, auch Eisen und Blei oder andere Metalle
oder Metall Verbindungen, welche bei niedriger Temperatur zur Weissglut gebracht
werden können, benutzt N. S. White (U. S. P. Nr.
301192). Er tränkt z.B. Leinenfäden o. dgl. mit ammoniakalischer Silberlösung,
überzieht dieselben mit einer klebenden Substanz, bettet sie in Graphitpulver und
glüht. Die ausgeglühten Fäden werden in Silberlösung getaucht und ein- oder
mehreremal im Vakuum durch den Strom erhitzt. In entsprechender Weise werden
Ueberzüge aus den anderen Metallen hergestellt.
F. D. Bottome (U. S. P. Nr. 401120) will die bekannte
Eigenschaft des Wolframs, den Stahl härter und fester zu machen, zur Verbesserung
der Kohlefäden verwerten. Er tränkt karbonisierte Pflanzenfasern in einer
ammoniakalischen Lösung von Wolframtrioxyd, trocknet die Fäden und glüht sie in
Gegenwart von trockenem Wasserstoff. Nach einem anderen Verfahren wird der Faden vor
dem Karbonisieren mit der Wolframlösung getränkt und dann in Kohlepulver im Tiegel
bis zur Weissglut erhitzt.
In ähnlicher Weise stellt J. Bl. Tibbits (1889) seine
Glühkörper her (D. R. P. Nr. 53871). Er benutzt ebenfalls vorzugsweise Wolfram,
beschränkt sich jedoch nicht auf dieses Metall allein. Der Wasserstoff wird durch
Zersetzung eines Kohlenwasserstoffes mittels eines glühenden Drahtes hergestellt.
Nach dem Ausglühen des Glühkörpers kann das Tränkungsverfahren wiederholt werden.
Man erhält dann, da die Kohle durch das erste Glühen bereits so verdichtet ist, dass
sie nicht mehr viel Metalllösung aufsaugt, einen Metallüberzug auf dem Faden.
Um das Zerstäuben der Kohlefäden zu verhüten oder zu vermindern, wendet Edmundson (Englisches Patent Nr. 3363/1889) einen
Ueberzug aus metallischem Chrom an. Der Faden wird mit einer alkoholischen
Chromchloridlösung bestrichen und darauf im Ofen oder durch den Strom schwach –
nicht bis zur Rotglut – erwärmt. Nach dem Trocknen kommt der Faden in ein luftleeres
Gefäss und wird nun bis zur höchsten Weissglut erhitzt. Das Verfahren ist mehrfach
zu wiederholen.
Auch Heller (U. S. P. Nr. 448920/1890) benutzt
Chromüberzüge, die er auf elektrolytischem Wege oder durch Reduktion eines Salzes
herstellt.
In der bereits erwähnten Auer'schen. Patentschrift (Elektrotechnischer Anzeiger 1898, S. 845) werden
ebenfalls einige Verfahren zum Ueberziehen bezw. Imprägnieren verkohlbarer
Faserstoffe mit Metall, besonders mit Osmium, angegeben. Beispielsweise stellt Auer aus fein verteiltem Osmiumoxyd mit Zucker o. dgl.
eine breiartige, ziemlich dünnflüssige Masse her, welche auf den Faden aufgetragen
wird. Nach dem Trocknen wird der letztere in einer reduzierenden Atmosphäre schwach
geglüht, darauf in eine Birne gebracht und dort in Gegenwart von reduzierenden
Gasen und Wasserdampf allmählich stark erhitzt. Zur Abgleichung des
Widerstandes folgt schliesslich noch ein Glühen in einer Atmosphäre von
Ueberosmiumsäureanhydrid und Kohlenwasserstoffen. Auch aus Nitrocellulose mit einem
Zusatz von chemisch feinem Osmium oder Osmiumsulfid bezw. Osmiumoxydhydrat lassen
sich derartige Glühkörper herstellen.
Schliesslich mag noch ein Verfahren von F. D. Bottom (U.
S. P. Nr. 404463/1888) erwähnt werden, nach welchem Kohlefäden mit einem
stromleitenden Ueberzug von Molybdändisulphid versehen werden sollen. Zu diesem
Zwecke werden z.B. die Fäden in geschmolzene Molybdänsäure getaucht und darauf in
Gegenwart von Schwefelwasserstoff geglüht. Bemerkenswert ist das elektrolytische
Verfahren, durch welches sich entweder unmittelbar das Sulphid oder aber das Metall
niederschlagen lässt. In letzterem Falle wird der Faden wie oben in
Schwefelwasserstoff geglüht, wodurch ein besonders guter, sehr fest haftender,
zusammenhängender Sulphidüberzug gewonnen wird.
Es ist wohl ohne weiteres klar, dass sich noch eine ganze Reihe chemischer Verfahren
zur Herstellung derartiger Ueberzüge angeben lassen. In der That sind auch noch
viele Vorschläge gemacht worden, die jedoch hier nicht berücksichtigt werden sollen,
da der Weg, auf welchem sich die Versuche bisher bewegten, durch die besprochenen
Verfahren wohl genügend gekennzeichnet ist.
Soweit sich ermitteln liess, haben diese Glühkörper kaum Eingang in die Praxis
gefunden. Neben der meist recht umständlichen Herstellungsweise dürfte vor allem die
Kostspieligkeit der benutzten Stoffe ein wesentlicher Hinderungsgrund gewesen sein.
Dann aber erscheint es auch zum mindesten fraglich, ob Glühkörper, die aus so
verschiedenen Stoffen zusammengesetzt sind, auf die Dauer brauchbar bleiben können.
Ganz abgesehen von den verschiedenen Eigenschaften der Stoffe in elektrischer
Hinsicht ist schon ihr verschiedenes Ausdehnungsvermögen bedenklich. Es bleibt
abzuwarten, ob die an die neuesten Glühkörper dieser Art, d.h. die von Au er, gestellten Hoffnungen in Erfüllung gehen.
Im Anschluss an die Metallüberzüge seien noch die Hüllen aus den Metalloiden Silicium
und Bor erwähnt. R. Langhans (1890) (D. R. P. Nr.
53585) fand, dass derartige Ueberzüge die wichtige Eigenschaft besitzen, die Kohlen-
oder auch Metallfäden bedeutend widerstandsfähiger gegen oxydierende Einflüsse zu
machen. Zur Herstellung der Hüllen sind alle Silicium- und Borverbindungen
verwendbar, welche bei normaler Temperatur und atmosphärischem Druck gas- oder
dampfförmig sind oder sich vergasen, verdampfen oder in Rauch verwandeln lassen und
welche durch Wärme, Elektrizität oder auf chemischem Wege derart zersetzt werden
können, dass die Metalloide in graphitartiger oder krystallinischer Form
ausgeschieden werden. Langhans empfiehlt vor allem die
folgenden Stoffe: Siliciumtetramethyl, Siliciumtetraäthyl, Siliciumpropyl,
Siliciumphenyl, Rhodansilicium, Siliciumstickstoff und Siliciumpyridin, sowie die
entsprechenden Borverbindungen.
Die Herstellung erfolgt genau nach den oben bei anderen Stoffen beschriebenen, bezw.
den zur Herstellung von Kohleniederschlägen üblichen Verfahren. Es erübrigt sich
deshalb, darauf näher einzugehen.
Ein sehr seltenes. Metalloid, das Niob, will J. W.
Ailsworth (U. S. P. Nr. 553296) benutzen. Zur Anfertigung der Glühkörper
verwendet er den in Fig. 2 dargestellten Apparat. Der
Kohlefaden a wird in ein mit einer geringen Menge b einer Chlorverbindung des Niobs beschicktes
birnenförmiges Gefäss c gebracht und dort durch den Strom zur
Rotglut gebracht, während gleichzeitig die Niobverbindung durch die Bunsen-Brenner
d stark erhitzt und ein Strom von Wasserstoffgas
mittels der Röhren e in Richtung der Pfeile durch die
Birne geleitet wird. In ähnlicher Weise lassen sich auch andere Stoffe, wie Tantal,
Molybdän, Titan, Zirkon u.s.w. niederschlagen. Diese Glühkörper sollen nach Angaben
des Erfinders eine grosse Lebensdauer besitzen. Näheres ist jedoch nicht bekannt
geworden.
Textabbildung Bd. 311, S. 35
Fig. 2. Apparat zur Anfertigung der Glühkörper von Ailsworth.
In ähnlicher Weise lassen sich auch Ueberzüge von Siliciumstickstoff oder
Borstickstoff verwenden. M. M. Rotten (1890) (D. R. P.
Nr. 56226) gibt an, dass Glühkörper mit solchen Ueberzügen unter Umständen auch im
lufterfüllten Raume benutzt werden können. Die Herstellung kann auf vielen aus der
Chemie bekannten Wegen geschehen. Am zweckmässigsten werden die Kohlefäden in einer
Atmosphäre von flüchtigen oder verdampfbaren Verbindungen und Ammoniak oder
flüchtigen sauerstofffreien Stickstoffverbindungen geglüht. Auch das von Ailsworth benutzte Verfahren ist anwendbar, man erhält
dabei Niederschläge der Metalloide, die später in der Weissglut mit Stickstoff
verbunden werden.
Schliesslich seien noch die Versuche von Wilmowsky (U.
S. P. Nr. 597172) erwähnt, der ausserordentlich haltbare Borüberzüge auf folgende
Weise herstellen will. Amorphes Bor wird mit metallischem Magnesium oder anderen
leicht oxydierbaren Metallen in Wasserstoff unter hohem Druck geglüht (als passendes
Mengenverhältnis wird 1 Teil Bor und 3,5 Teile Magnesium angegeben). Man erhält so
eine Masse, die, mit Salz- oder Essigsäure behandelt, ein Gas entwickelt, welches
Wasserstoff und eine Borverbindung enthält. In diesem Gasgemisch wird ein feiner
Eisen- oder Kohlefaden etwa bis zur Rotglut durch den Strom erhitzt, worauf sich ein
zusammenhängender Ueberzug von Bor bildet. Die Schicht wird so stark gewählt, dass
ein Sprengen der Hülle durch den sich ausdehnenden Faden unmöglich ist. Bei diesem
Verfahren ist die Glühtemperatur ganz allmählich zu steigern und darf erst nach
Auftreten des Niederschlages die Rotglut überschreiten. Ferner ist streng auf die
Fernhaltung von Silicium zu achten.
Diese Glühkörper bilden den Uebergang zu der sehr wichtigen Gruppe der Karbidfäden.
Uebrigens ist wohl anzunehmen, dass auch bei manchen der oben besprochenen Ueberzüge
zum mindesten an der Berührungsstelle zwischen Kohle und Metall Karbide auftreten
werden. Dieses scheint auch bei einem Glühkörper von Vasley,
Beale und Padbury (Englisches Patent Nr.
4781/1884) der Fall zu sein. Diese Erfinder tränken sorgfältig gereinigte Gewebe,
aus denen später Streifen geschnitten werden, mit heisser Boraxlösung. Durch
Behandeln mit Säuren, z.B. Essigsäure wird der Borax in Borsäure verwandelt. Darauf
wird der Faden mit Paraffin getränkt und karbonisiert. Endlich folgt noch ein Glühen
in Stickstoff oder einem anderen indifferenten Gase. Die Erfinder geben nur an, dass
sich dadurch die Borsäure in Bor verwandele, es ist aber, wie bereits angedeutet,
anzunehmen, dass nicht reines Bor, sondern Borkarbid entsteht.
Th. Mace (1886) (D. R. P. Nr. 38926) scheint der erste
gewesen zu sein, der zu der Erkenntnis kam, dass sich die Metalle mit den Kohlefäden
nicht mechanisch, sondern auch chemisch verbinden lassen. Er nennt den neuen Stoff
„ein karbomineralisches Produkt von gänzlich neuem Charakter, in welchem
weder freier Kohlenstoff noch freies Metall mehr vorhanden ist“. Mace tränkt z.B. Fäden aus irgendwelchen
karbonisierbaren Faserstoffen mit einer Lösung eines Metallsalzes oder einer
Metallverbindung wie Chloraluminium oder schwefelsaurem Nickeloxyd und verwandelt
das Salz bezw. die Verbindung durch Behandlung mit einem geeigneten Reagens – bei
dem gewählten Beispiel mit konzentrierter Ammoniaklösung bezw. Natronlauge – in
unlösliches Oxyd, also hier in Thonerde bezw. Nickeloxyd. Nachdem die Fäden zur
Beseitigung der sich gleichzeitig bildenden löslichen Salze (Chlorammonium bezw.
Natriumsulfat) in heissem Wasser gewaschen sind, wird der Faden zweckmässig noch mit
einer Paste aus Stärke o. dgl. und dem betreffenden Oxyd überzogen und durch Ziehen,
Walzen u.s.w. in einen gleichmässigen Draht verwandelt. Die so vorbereiteten Fäden
werden unter Abschluss von Sauerstoff in einer Muffel o. dgl. stark geglüht, wodurch
die bisherige mechanische Verbindung in eine chemische übergeführt wird.
Schliesslich kann der Körper noch in einer dampfförmigen oder flüssigen organischen
Metallverbindung (Aluminiumäthyl oder -methyl bezw. Nickeläthyl oder -methyl) in
Gegenwart von Wasserdampf geglüht werden, wodurch Kohlenstoff und Metall in der
„karbomineralischen“ Verbindung niedergeschlagen werden. Nach einem
anderen Verfahren fertigt Mace zunächst aus gepulverten
organischen und metallischen Bestandteilen, die mit Stärke, Dextrin o. dgl. zu einem
Teig verrieben sind, Stäbchen, Fäden u.s.w. und behandelt diese in der angegebenen
Weise.
In einem späteren Patente vom Jahre 1889 empfiehlt Mace
(D. R. P. Nr. 49206) die Anwendung von pflanzlichen Rohfasern, welche vor der
Imprägnierung mit dem Oxyd zunächst mit Salzsäure und nach dem Wässern mit starker
Schwefelsäure behandelt worden sind. Derartig hergestellte Fäden sollen äusserst
elastisch und hart werden und sich gut bewährt haben.
Ueberzüge von Mangankarbid stellt Heller (1890) (U. S.
P. Nr. 448914) entweder auf chemischem Wege oder durch Glühen des Kohlefadens in
Dämpfen einer Manganverbindung in Gegenwart von Kohlenwasserstoffen und Wasserstoff
her. Ebenso kann der Faden mit leicht reduzierbaren Verbindungen imprägniert und das
Karbid durch Glühen in Kohlenwasserstoffen hergestellt werden. Ausser Mangan werden
auch Eisen und Chrom zur Benutzung empfohlen.
Sehr eingehend hat sich R. Lenghans, dessen Silicium-
und Borüberzüge bereits erwähnt wurden, mit der Herstellung von Karbidfäden befasst.
Schon bei der Beschreibung der genannten Ueberzüge bemerkt er, dass letztere auch
aus einer Mischung der Verbindung von Silicium und Bor mit oder ohne Kohlenstoff
bestehen können (D. R. P. Nr. 53585).
Später (1891) schlug er vor (D. R. P. Nr. 72572) dem Sulfocellulosekleister, aus dem
Kohlefäden hergestellt werden sollen, fein zerteiltes Silicium oder Bor beizumischen
und zwar in solcher Menge, dass durch das spätere Glühen der sämtliche Kohlenstoff
in das Karbid übergeführt wird. Die aus dem Gemische hergestellten Fäden werden
unter Luftabschluss durch den Strom so lange über Gelbglut erhitzt, bis sie nach
anfänglichem Fleckigwerden wieder in ihrer ganzen Ausdehnung dauernd und
gleichmässig leuchtend geworden sind. Der Widerstand derartiger Glühkörper soll fast
doppelt so gross sein als der der gewöhnlichen Kohlefaden. Die als Grundmasse
dienende Sulfocellulose wird dadurch hergestellt, dass der durch starke
Schwefelsäure in Sulfocellulose übergeführten Cellulose nachträglich schwächere
Schwefelsäure zugesetzt wird, um die Sulfocellulose während der Formung beständig zu
halten.
Im Jahre 1892 verwendete Tesla (Elektrotechnischer Anzeiger, 1895 S. 1242) fertiges Siliciumkarbid,
nämlich das sogen. Karborundum, als Ueberzug für Kohlefäden und schlägt auch reine
Karborundumfäden vor. Acheson, der Erfinder des
Karborundums, gab 1894 an (Englisches Patent Nr. 18 339/1894), dass sich aus fein
gepulverter Kohle, fein zerteiltem Karborundum und einem Bindemittel (z.B. Teer)
nicht oxydierbare, unschmelzbare Glühkörper von hoher Leuchtkraft herstellen lassen.
Als beste Zusammensetzung empfiehlt er 90 % Kohle und 10 % Karborundum.
(Fortsetzung folgt.)