Titel: | Die Haupt-Fördermaschine auf dem Salzwerk Heilbronn vor und nach dem Umbau. |
Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 88 |
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Die Haupt-Fördermaschine auf dem Salzwerk
Heilbronn vor und nach dem Umbau.
(Fortsetzung des Berichtes S. 55 d.
Bd.)
Die Haupt-Fördermaschine auf dem Salzwerk Heilbronn vor und nach
dem Umbau.
Kraftmomente der
Zwillingsfördermaschine mit Kondensation.
Aus den dieser Arbeit beistehenden Dampfdiagrammen der Zwillingsfördermaschine mit
Kondensation ergibt sich, dass der Gegendruck noch 0,2 at abs. beträgt. Legt man
wieder dieselben Verhältnisse wie bei der Zwillingsmaschine ohne Kondensation zu
Grunde, so ergibt sich das grösste Kraftmoment bei 80 % Füllung zu:
P . r = pm
. 2325
p_m=6\,.\,0,8\,\left(1+\left[log_n\frac{1}{0,8}\right]\right)-0,2=5,67\mbox{
kg}
P . r = 5,67 . 2325 = 13183 mkg.
Textabbildung Bd. 311, S. 88
Fig. 14. Kondensations-Zwillingsmaschine rechts-vorne-rückwärts.
Textabbildung Bd. 311, S. 88
Fig. 15. Kondensations-Zwillingsmaschine rechts-hinten-vorwärts.
Hieraus geht hervor, dass die Zwillingsmaschine mit Kondensation selbst für die
grössten Lastmomente viel zu stark ist, so dass der Kesseldampf stark gedrosselt
werden musste.
Das mittlere Lastmoment beträgt ∾ 3500 mkg, zu dessen Ueberwindungen einschliesslich
der Beschleunigungsarbeit ein Kraftmoment von ∾ 4700 mkg genügt. Wie auch aus den
Dampfdiagrammen hervorgeht, leistet die Maschine diese Arbeit mit 12,1 %
Cylinderfüllung, denn hierbei ergibt sich
P . r = pm
. 2325
p_m=6\,.\,0,121\,\left(1+\left[log_n\,\frac{1}{0,121}\right]\right)-0,2=2,059\mbox{
kg}
P . r = 2,059 . 2325 = 4787 mkg.
Rechnet man für den Betrieb der Duplexverbundpumpe 4,6 % vom
Dampfverbrauche der Fördermaschine, so ergibt sich aus dem Füllungsverhältnis, dass
die Fördermaschine mit Kondensation theoretisch
100\,.\,\left(\frac{21,3-12,1}{21,3}\right)-4,6=38,6 % Dampf
weniger gebrauchen müsste, als die Fördermaschine ohne Kondensation. Durch die
grösseren Abkühlungs- und Lässigkeitsverluste wird dieser theoretische Vorteil aber
stark beeinträchtigt, jedoch haben die Betriebsergebnisse noch so bedeutende
Ersparnisse nachgewiesen, dass unter gewissen Umständen die Anlage eines
Kondensators bei Zwillingsfördermaschinen sich wohl bezahlt macht.
Textabbildung Bd. 311, S. 89
Fig. 16. Kondensations-Zwillingsmaschine links-vorne-rückwärts.
Textabbildung Bd. 311, S. 89
Fig. 17. Kondensations-Zwillingsmaschine links-hinten-rückwärts.
Textabbildung Bd. 311, S. 89
Receiveranordnung.
Betriebsergebnisse mit der
Zwillingsfördermaschine mit Kondensation.
Obgleich der Betrieb der Zwillingsmaschine mit Kondensation nur ein Uebergangsstadium
zum Betriebe derselben als Verbundkondensationsmaschine war, so hatte eine
Untersuchung der Zwillingsfördermaschine mit Kondensation auf Kohlen und
Dampfverbrauch für die Praxis Linie doch grossen Wert, zumal hier die Maschine unter
gleichen Bedingungen arbeitete und direkte Vergleiche zulässig waren. Die
Untersuchung der Zwillingsmaschine mit Kondensation auf Kohlen und
Speisewasserverbrauch fand am 24. Juli 1894 statt und dauerte wie bei der
Zwillingsmaschine ohne Kondensation 12 Stunden. Während der Untersuchung waren alle
übrigen Maschinen ausser der Speisepumpe und der Duplexverbundpumpe, welche
ausschliesslich für den Fördermaschinenkondensator arbeitete, von den Kesseln
abgesperrt. Während der Versuchszeit wurden nach dem Wiegeregister 450000 kg
Steinsalz aus 215 m Tiefe gefördert. Der Verbrauch an geringwertiger Kohle betrug
während dieses Versuches 1600 kg, dagegen der Verbrauch an Kesselspeisewasser 13560
kg. Aus diesen Zahlen berechnen sich die nachstehenden Betriebsresultate.
Da die Qualität der Kohlen erfahrungsgemäss stark schwankt, so können zum Vergleiche
selbstverständlich nur die Dampfergebnisse herangezogen werden.
Leistung der Maschine durchschnittlich
\frac{450000\,.\,215}{12\,.\,60\,.\,60\,.\,75}=
30,00
Nutz-pferd
Dampfverbrauch pro Stunde und Nutzpferd
\frac{13560}{12\,.\,30}=
37,67
kg
Kohlenverbrauch pro Stunde und Nutzpferd
\frac{1600}{12\,.\,30}=
4,44
kg
Gefördertes Salz mit 1 kg Kohlen
\frac{450000}{1600}=
281,2
kg
„ „ „ 1 kg Dampf
\frac{450000}{13560}=
33,2
kg
Praktische Ersparnisse durch die
Kondensation bei der Zwillingsfördermaschine.
Textabbildung Bd. 311, S. 90
Verbundkondensationsfördermaschine.
Aus den Versuchszahlen ergibt sich, dass mit 1 kg Speisewasser bezw. Dampf bei der
Zwillingsmaschine ohne Kondensation 28,7 k Salz gefördert wurden, dagegen bei
derselben Maschine mit Kondensation 33,2 kg Salz. Hieraus berechnet sich die
Ersparnis durch die Kondensation bei der Zwillingsfördermaschine zu
100\,\left(\frac{33,2-28,7}{33,2}\right)=13,6 %, womit sich das
Anlagekapital in ganz kurzer Zeit bezahlt macht.
Textabbildung Bd. 311, S. 91
Fig. 23. Verbundkondensationsfördermaschine.
Aus dem Füllungsverhältnis der Zwillingsmaschine ohne Kondensation zu dem derselben
Maschine mit Kondensation berechnet sich die Dampfersparnis zu 38,6 %; da aber in
Wirklichkeit nur eine Ersparnis von 13,6 % erzielt wird, so ergibt sich die bekannte
Thatsache, dass durch die grössere Abkühlung der Dampfcylinder und Lässigkeit der
Kolben bei der Zwillingsmaschine mit Kondensation 38,6 – 13,6 = 25 % Dampf mehr
verloren gehen, als bei der gleichen Zwillingsmaschine ohne Kondensation.
Zweite Umbauperiode.
Textabbildung Bd. 311, S. 91
Fig. 24. Verbundkondensationsfördermaschine.
Die zweite Umbauperiode wurde damit eingeleitet, dass für die Lage des Receivers
durch Umbau der Frischdampfleitung zu beiden Steuerventilkästen Platz gemacht wurde.
Das vom Hauptabsperrventil bezw. von der Drosselklappe bis zur Achse beider
Steuerventilkästen gehende Rohr wurde mit beiden zu den Steuerventilkästen
abzweigenden Röhren abgebaut und das ⊥-Stück direkt vor
die Drosselklappe montiert. Von diesem ⊥-Stück wurden
dann schräg laufende schmiedeeiserne Passstücke zu den Ventilkästen eingebaut. Da
die Abdampfleitung schon in der ersten Umbauperiode umgebaut worden war, so war mit
dem Umbau der Frischdampfleitung und der Verlegung der kleinen schmiedeeisernen
Dampfleitung für die Dampf bremse der Platz für den Receiver frei gelegt, der
nun auch eingebaut und auf eisernen Trägern, welche im Maschinenfundament
eingelassen sind, verlagert wurde. Der Receiver (Fig. 18 bis 20) wurde so
angefertigt, dass der Stutzen nächst dem linksseitigen Hochdruckcylinder in der Höhe
der alten Abdampfleitung in den Deckel des Receivers mündet, während der Stutzen
nächst dem rechtsseitigen Niederdruckcylinder in der Höhe der Frischdampfleitung im
oberen Teile des Receiverdeckels mündet. An dem linksseitigen Receiverstutzen wurde
das abgebaute ⊥-Stück der alten Abdampfleitung wieder
angebaut, und der eine Stutzen dieses ⊥-Stückes schon mit
dem vorderen Abdampfstutzen des Hochdruckventilkastens blind verbunden, und zwar so,
dass jederzeit auch der hintere Abdampfstutzen nach Entfernung des zur
rechtsseitigen Maschine führenden Abdampfrohres durch das Kniestück dieses Rohres
mit dem ⊥-Stück des Receivers verbunden werden konnte.
Beide Abdampfstutzen des Hochdruckventilkastens sollten dann mit der Fertigstellung
des Umbaues in den Receiver münden.
Nachdem nun noch die Hilfssteuerung des Receivers, sowie die kleinen Leitungen zur
Abführung des Kondensationswassers aus dem inneren Receiver und aus dem Heizmantel
fertig gestellt waren, wurde die Maschine für eine Förderschicht ausser Betrieb
gelassen, in welcher Zeit die Steinsalzförderung mit der kleinen
Friktionsfördermaschine in zwei Schichten voll aufrecht erhalten wurde. Der grosse
Niederdruckcylinder, welcher für den vorhandenen Ventilkasten passend bestellt war,
wurde vom 27. Juli 1894 bis zum 29. Juli 1894 bezw. vom Freitag Abend bis Sonntag
Abend eingebaut. Während des Einbauens des Niederdruckcylinders wurde der zweite
Abdampfstutzen des Hochdruckcylinders durch. Drehen des Kniestückes mit dem Receiver
verbunden. Ebenso wurde die rechtsseitige$Frischdampfleitung abgebaut und das
Kniestück dieser Leitung unter dem Steuerventilkasten mit dem Receiver verbunden,
womit der ganze Umbau beendet und wobei die Maschine nur einer Förderschicht ausser
Betrieb war.
Betrieb der
Verbundkondensationsfördermaschine.
Nachdem noch kleine Anstände an der Receiverhilfssteuerung und Undichtigkeiten an den
Rohrleitungen beseitigt waren, wurde die regelmässige Förderung mit der Maschine am
30. Juli 1894 morgens gegen 10 Uhr begonnen und am gleichen Tage ohne irgendwelche
Anstände mit der Maschine schon 640 Grubenwagen oder 390000 kg Steinsalz gefördert.
Bei diesem ersten Betrieb ergab sich, was durch die vorhergehende Rechnung auch
festgestellt wurde, dass die Maschine nicht allein beim Betriebe mit Kondensation,
sondern auch ohne Kondensation stark genug ist, um das grösste vorkommende
Lastmoment beim Ueberheben des beladenen Förderkorbes noch glatt zu überwinden.
Kraftmomente der Verbundfördermaschine
zum Ueberheben des beladenen Förderkorbes.
Der Niederdruckcylinder hat einen Durchmesser von 1000 mm erhalten. Obschon es
wünschenswert erschien, den Cylinder noch etwas grösser zu nehmen, so konnte dieses
Mass des Fundamentrahmens wegen doch nicht überschritten werden. Nach Abzug des
Querschnittes der 110 mm starken Kolbenstange hat der Niederdruckcylinder eine
wirksame Kolbenfläche von 7759 cm, ist also nur das 0,948fache der wirksamen
Kolbenfläche der Zwillingsfördermaschine. Das Verhältnis der Volumen des
Niederdruckcylinders zum Hochdruckcylinder berechnet sich zu 7759 : 4090 = 1 : 0,527.
Rechnet man den Gegendruck bei der Verbundfördermaschine ohne Kondensation wieder zu
1,20 at abs., so ergibt sich bei 6 at abs. Kesselspannung und 80 % Füllung im
Hochdruckcylinder bezw. 0,527 . 80 = 42 % Gesamtfüllung, auf den Niederdruckcylinder
bezogen, ein Kraftmoment von
P . r . 2 . π
= pm . F . 2 . H.
α . μ
P\,.\,r=p_m\,.\,F\,.\,H\,.\,\frac{\alpha\,.\,\mu}{\pi}=p_m\,.\,2205,1
p_m=6\,.\,0,42\,\left(1+log_n\,\frac{1}{0,42}\right)-1,20=3,506
P . r = 3,506 . 2205,1 = 7731 mkg.
Da das grösste Lastmoment beim Ueberheben des beladenen
Förderkorbes 7078 mkg beträgt, so ist bei der Verbundfördermaschine ohne
Kondensation noch ein Kraftüberschuss von 7731 – 7078 = 633 mkg übrig, was
vollkommen genügt, zumal diese äusserste Inanspruchnahme nur selten vorkommt und
ausserdem noch in den Dampfkesseln eine Druckreserve vorhanden ist, da die Kessel
mit 7 at abs. konzessioniert sind.
Textabbildung Bd. 311, S. 92
Fig. 25.1886–1894. Zwillingsmaschine, Cylinderdurchmesser = 730 mm, Hub =
1400 mm.1894. Compoundmaschine, grosser Cylinder D = 1000, kleiner Cylinder
D = 730, Hub 14 mm.
Bei der Verbundmaschine mit Kondensation und unter der Annahme von 80 % Füllung des
Hochdruckcylinders und eines Gegendruckes in der Maschine von 0,20 at ergibt sich
ein Kraftmoment von
P . r = pm
. 2205,1
p_m=6\,.\,0,42\,\left(1+log_n\,\frac{1}{0,42}\right)-0,20=4,506
P . r = 4,506 . 2205,1 = 9936 mkg.
Der Kraftüberschuss beträgt bei der Verbundfördermaschine
mit Kondensation beim Ueberheben des beladenen Förderkorbes nach dieser Rechnung
9936 – 7078 = 2858 mkg, die Maschine ist daher auch nach dem Umbau noch in jeder
Beziehung reichlich stark dimensioniert, so dass in dieser Hinsicht der Umbau zu
empfehlen war.
Kraftmomente der Verbundfördermaschine
zur Ueberwindung des mittleren Lastmomentes.
Zur Ueberwindung des mittleren Lastmomentes von 3500 mkg genügt ein Kraftmoment von
4700 mkg. Diese Arbeit leistet die Verbundmaschine ohne Kondensation bei 1,2 at abs.
Gegendruck und 6 at abs. Kesselspannung mit 42,7 % Füllung im Hochdruckcylinder, was
einen Gesamtfüllungsgrad, bezogen auf den Niederdruckcylinder, von 0,527 . 42,7 =
22,5 % entspricht. Bei dieser Gesamtfüllung ergibt sich
P . r = pm
. 2205,1
p_m=6\,.\,0,225\,\left(1+log\,n\,\frac{1}{0,225}\right)-1,20=2,1623
P . r = 2205,1 . 2,1623 ∾ 4770 mkg
also ebenso hoch wie bei der Zwillingsmaschine ohne
Kondensation und bei 21,3 % Füllung. Da nun aber die Cylindervolumen der
Zwillingsmaschine zur Verbundmaschine in einem Verhältnis von 1 : 0,948 stehen, so
reduziert sich die Gesamtfüllung der Verbundmaschine, verglichen gegen jene der
Zwillingsmaschine, auf 0,948 . 22,5 = 21,3 %. Hiernach leistet also die
Verbundmaschine theoretisch mit dem gleichen Dampfverbrauche die gleiche Arbeit wie
die Zwillingsmaschine, und wenn trotzdem dann die Verbundfördermaschine wesentlich
weniger Dampf gebraucht, als die Zwillingsmaschine, so ist dieser Vorteil lediglich
in der Verteilung des Wärmegefälles und der teilweisen Ausnutzung der Lässigkeitsverluste im
Niederdruckcylinder zu suchen. Endgültige Betriebszahlen liegen über die
Verbundfördermaschine ohne Kondensation noch nicht vor, wie aber aus den
Betriebszahlen der Verbundfördermaschine mit Kondensation geschlossen werden kann,
beträgt die Dampfersparnis der Verbundfördermaschine ohne Kondensation gegen die
Zwillingsfördermaschine ohne Kondensation über 16 %.
Wie aus den dieser Arbeit beiliegenden Dampfdiagrammen der Verbundfördermaschine mit
Kondensation (Fig. 25) hervorgeht, beträgt der
Gregendruck im Niederdruckcylinder 0,20 at abs., während im Kondensator eine
Luftleere von 90 % herrscht.
Die Dampfdiagramme lassen auch erkennen, dass die Verbundfördermaschine mit
Kondensation bei 6 at abs. Admissionsdruck im stände ist, mit 24,5 % Füllung im
Hochdruckcylinder zu arbeiten. Dieser Füllung entspricht, auf den
Niederdruckcylinder bezogen, eine Gesamtfüllung von 0,527 . 24,5 = 12,9 %. Bei
dieser Gesamtfüllung ergibt sich ein Kraftmoment:
P . r = pm . 2205,1
p_m=0,6\,.\,0,129\,\left(1+log_n\,\frac{1}{0,129}\right)-0,20=2,16
P . r = 2,16 . 2205,1 = 4763 mkg.
Dieses Kraftmoment ist fast ebenso gross, als bei der
Zwillingsmaschine mit Kondensation und bei 12,1 % Füllung. Beim Vergleiche mit den
Cylindervolumen der Zwillingsmaschine ergibt sich bei der Verbundmaschine eine
Gesamtfüllung von 0,948 . 12,9 = 12,2 %, also wiederum fast der gleiche
Füllungsgrad, so dass also auch der Dampfverbrauch der Verbundmaschine gegenüber der
Zwillingsmaschine theoretisch nicht verschieden ist. Auch hierdurch ist abermals
bewiesen, dass der Vorteil der Verbundmaschine, sei es mit oder ohne Kondensation,
gegenüber der Zwillingsmaschine lediglich in der Verteilung des Wärmegefälles und
der dadurch erzielten Reduzierung der Kondensationsverluste, sowie in der teilweisen
Ausnutzung der Lässigkeitsverluste im Niederdruckcylinder zu suchen ist.
(Schluss folgt.)