Titel: | C. P. Sandberg zur Frage der grossprofilierten Eisenbahnschienen. |
Fundstelle: | Band 311, Jahrgang 1899, S. 144 |
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C. P. Sandberg zur Frage der grossprofilierten
Eisenbahnschienen.
C. P. Sandberg zur Frage der grossprofilierten
Eisenbahnschienen.
Der zur Zeit in London lebende schwedische Ingenieur C.
P. Sandberg, auf dessen Anregung bekanntlich die ersten Bahnschienen
aussergewöhnlich grossen Querschnittes, die sogen. Goliathschienen, 1887 bei Cockerill in
Seraing gewalzt und sodann von der belgischen Staatsbahn auf der Strecke zwischen
Lüttich und Vervier in Versuch genommen worden sind, hielt verflossenen Jahres im
grossbritannischen „Iron and Steel Institute“ unter Zugrundelegung der von
den schwedischen Eisenbahnen gesammelten Erfahrungen über die mit der Anwendung von
Hartstahlschienen verbundenen Fährlichkeiten einen Vortrag, welcher
interessante, im ganzen der Sache wohlwollende Diskussionen nach sich zog, an
denen sich eine grosse Zahl hervorragender englischer Eisenbahningenieure,
Hüttentechniker und Volkswirte beteiligte. Ein ausführlicher Bericht darüber ist in
Nr. 2 des Journal of the Iron and Steel Institute
vorigen Jahres erschienen und kürzlich auch als besondere DruckschriftThe danger of using too hard steel rails, by
C. P. Sandberg – London 28. Victoria street SW. 1899.
herausgegeben worden. Sandberg's Darlegungen sind im
wesentlichen nur Erhärtungen für die Wichtigkeit und die Vorteile der
grossprofilierten Schienen, worüber nicht lange später eine weitere
VeröffentlichungEngineering vom 13. Januar 1899.
erfolgte, welche vorwiegend die wirtschaftete Seite des Gegenstandes zu beleuchten
trachtet. Beide diese jüngsten Kundgebungen Sandberg's
kehren sich unverkennbar in erster Linie gegen den konservativen Sinn der englischen
Eisenbahnen, welche der Trage der grossprofilierten Schienen bisher verhältnismässig
kühl gegenüber gestanden sind, und zwar um so gelassener, als ja Vignoles-Schienen
überhaupt in England noch nicht in dem Masse allgemein geworden sind, wie auf dem
europäischen Kontinente, wo überdem fast alle grösseren Bahn-Verwaltungen im
Verlaufe des letzten Dezenniums infolge des durch die Sandberg'schen Goliathschienen gegebenen Anstosses teilweise bereits
verstärkte Schienen eingeführt haben, oder doch streckenweise damit Versuche
machen.
Sandberg weist auf das stets wachsende Bedürfnis hin,
einerseits die Transportgeschwindigkeiten auf den Eisenbahnen zu vergrössern,
andererseits aber auch die Tarifsätze für die Beförderung zu erniedrigen; es
erscheine daher dringend geboten, die Mittel und Wege in Erwägung zu ziehen, mit
deren Hilfe es gelingen könne, diese zwei sich Widerstrebenden Dinge zu erreichen.
Herabgeminderte Tarife, namentlich für die schwer ins Gewicht gehenden Massengüter,
wie Roheisen, Eisen und Stahl, Bauholz u.s.w., sind unerlässlich, wenn Europa auch
noch in der Zukunft fähig sein soll, mit Amerika in Wettbewerb zu treten. Die
Herabminderung der Transportkosten ist also von weittragendster Bedeutung und die
reifliche, gewissenhafteste Prüfung dieser Frage kann jetzt schon keinen Aufschub
mehr ertragen.
Auf einem grossen Teil der amerikanischen Eisenbahnen hat man es längst dahin
gebracht, die Tarifsätze Wesentlich niedriger zu stellen als sie auf europäischen
Bahnen gewährt werden können; als natürliche Folge davon droht der amerikanische
Export insbesondere die Eisen- und Stahlindustrie vieler europäischer Länder
geradezu zu vernichten und in nächster Zeit eine ähnliche gefährliche Konkurrenz
auch noch auf andere wichtige Gebiete des europäischen Ausfuhrhandels
auszudehnen.
Es sind verschiedene zusammenwirkende Umstände, Welche die beispielsweise zwischen
den englischen und amerikanischen Tarifsätzen bestehenden Differenzen erklärlich
machen. Fürs erste konnten schon die ungleichen Vorbedingungen, unter welchen die
Eisenbahnen hier und dort entstanden sind, nicht ohne Rückwirkung bleiben, denn die
Baukosten der englischen Bahnen belaufen sich gegenüber jenen der amerikanischen im
Durchschnitt auf mindestens das Dreifache. Nichtsdestoweniger zahlen die ersteren
fast ausnahmslos Dividenden von 5 bis 10 %, während nur wenige amerikanische Bahnen
sich überhaupt in der Lage befinden, ihre Anlagekosten zu verzinsen. Englischen oder
europäisch kontinentalen Eisenbahnen zumuten zu wollen, die anzustrebende
Herabminderung der Tarifsätze auf Kosten ihrer Dividenden möglich zu machen, wäre
sinn- und aussichtslos, denn selbst die Verwaltungen von Staatsbahnen können sich in
Europa des berechtigten Bestrebens nicht entschlagen, die Erträgnisse ihrer Netze
nicht nur nicht zu schmälern, sondern stetig zu erhöhen. Wenn überhaupt, so kann
hier eine Abhilfe lediglich durch Verbesserungen der Bahnanlagen und durch Erhöhung
der Leistungsfähigkeit der Fahrbetriebsmittel versucht werden. Auf den
amerikanischen Eisenbahnen liegt eben ein weiterer günstiger Faktor für die
Ermöglichung billiger Frachten in den vielachsigen schweren Zügen, mit welchen sie
die Güter befördern, und in der Anwendung der Drehgestelle an den Frachtwagen.
Allerdings hatten die älteren Bahnen Amerikas ihren Oberbau gleichfalls nur mit
leichten Schienen durchgeführt, da der Stahl zu jener Zeit teuer war. Diese Schwäche
suchte man durch einen um so reichlicheren Schwellenaufwand thunlichst wett zu
machen. Seither haben sich aber die Preisverhältnisse vollständig umgewandelt, indem
– namentlich in den letzten Jahren – das Holz immer teurer, der Stahl hingegen immer
billiger wird. Demgemäss haben denn auch die amerikanischen Eisenbahnen ihre
Schienen späterhin im Gewichte wesentlich vermehrt und Hand in Hand damit den
Verbrauch von Schwellen angemessen vermindert.
In England liegen die Verhältnisse der Zugförderung weit weniger günstig. Bei einem
amerikanischen stählernen Güterwagen für Roheisen belauft sich beispielsweise das
Eigengewicht auf 12,5 t und das Gewicht der Ladung auf 45 t (vgl. Railroad Gazette vom 10. Dezember 1897). Es entfällt
sonach auf eine Radachse 14,375 t Bruttobelastung, wovon 11,250 t bezahlte, 3,125 t
tote Last sind. Das Verhältnis der ersteren zur letzteren stellt sich also wie 3,6 :
1, eine Ziffer, welche ungleich günstiger ist als jene, die sich für dreiachsige
englische oder für zweiachsige kontinentale Wagen erzielen lässt. Es wäre demnach
folgerichtig, unsere Fahrbetriebsmittel für günstigere Achsenbelastungen
einzurichten, welcher Massnahme freilich im allgemeinen erst eine angemessene
Verstärkung des Oberbaues vorausgehen muss.
Wenn nun zuförderst untersucht werden soll, in welcher Weise eine solche Verstärkung
des Oberbaues – breitbasige Schienen vorausgesetzt – geschehen könne, so zeigt es
sich, dass für die Lösung dieser Aufgabe drei Wege offen stehen. Eine Verstärkung
kann nämlich erfolgen
1. durch die Vermehrung der Stützpunkte für die Schienen, d.h. durch Erhöhung der
Schwellenzahl,
2. durch die Verwendung von Unterlagsplatten an jeder Schwelle und
3: durch die Vergrösserung des Querschnittes der Schienen.
Unter diesen Methoden ist namentlich die erste auch auf englischen Bahnstrecken, wo
der bestandene Oberbau dem stärker gewordenen Verkehr nicht mehr genügte, angewendet
worden, derart, dass man unter dem Geleise auf Schienenlänge (30 Schuh = 9,14 m) 14
statt 11 Schwellen eingezogen hat. Diese Form der Verstärkung vermag immerhin für
eine nicht allzugrosse Steigerung des Verkehrs und namentlich der
Zugsgeschwindigkeiten und eine massige Erhöhung der Achsenbelastungen hinreichen,
allein heutigen Tages kann sie der im Punkte 3 angeführten radikalen
Verstärkungsform gegenüber doch nur als verfehlte Sparsamkeit gelten, da sich die
Auslagen für je drei Schwellen pro Schienenlänge mit 3 . 3 = 9 Schilling, d. s. 9,20
M. beziffern, was den Kosten für eine Gewichtsvermehrung der Schiene um nahezu 5,5
kg pro laufendes Meter gleichkommt.
Die zweite Methode, nämlich die Anbringung einer Unterlagsplatte zwischen Schiene und
Schwelle, gewährt nebst der Erhöhung der Widerstandsfähigkeit des Geleises noch den
zweiten Vorteil, dass durch die Verbreiterung der Druckfläche auf den Schwellen die
Abnutzung der letzteren wesentlich herabgemindert wird. Auf dem europäischen
Kontinente hat diese Methode übrigens auch deshalb häufige Anwendung gefunden, weil
die Verstärkung eines bestehenden Oberbaues, sei es auf ganzen Strecken oder an nur
besonders in Anspruch genommenen Stellen der Bahn, durch Beigabe von
Unterlagsplatten ebenso leicht als schnell durchführbar ist. Für je eine Schiene,
die pro Yard 60 bis 80 Pfund (pro Meter 29,75 bis 39,89 kg) wiegt, beträgt das
Gewicht der erforderlichen Unterlagsplatten 11 Pfund (4,95 kg) und die Kosten dafür
belaufen sich auf 128 £ pro Meile (1625 M. pro
Kilometer); dieselben kommen den Kosten gleich, welche erforderlich wären, das
Schienengewicht um 22 Pfund pro Yard (10,7 kg pro Meter) zu erhöhen. Würde man also
statt Unterlagsplatten einzulegen das Schienengewicht etwa nur um 20 Pfund pro Yard
vermehren, so könnte ohne weiteres in den Fahrzeugen das Ladungsgewicht pro Achse um
2 t vergrössert und ausserdem, wie später noch ausführlicher erläutert werden wird,
etwa 50 % an Unterhaltungskosten erspart werden und die bezüglichen
Anschaffungskosten kämen noch immer nicht so hoch als jene für Unterlagsplatten.
Also kann auch die zweite Methode für englische Verhältnisse nicht empfohlen werden,
und zwar um so weniger, als es grossprofilierte Schienen gibt, welche zufolge ihrer
breiten Lagerfläche die Schwellen ebenso schonen, wie wenn Unterlagsplatten
vorhanden wären.
Als bei der Schienenfabrikation der Stahl anfing das Eisen zu verdrängen, war der
Preis des ersteren mindestens dreimal so hoch als jetzt; es liegt sonach heutigen
Tages keiner jener
früheren ökonomischen Gründe mehr vor, bei der Profilierung der Schienen sich Zwang
anzuthun und mit dem Gewichte ängstlich zu sparen. Nichtsdestoweniger geschieht es
selbst jetzt noch, dass man bei neu entstehenden Bahnen die Schienenstärke aufs
Minimum einschränkt und dann – oft schon in wenigen Jahren – vor der leidigen
Thatsache steht, dass der vorhandene Oberbau dem sich steigernden Verkehr nicht mehr
gewachsen ist. Wenn nun weiter in Erwägung gezogen wird, dass ausgefahrene
Stahlschienen für 60 % des jetzigen Preises für neue Schienen verkauft werden
können, erscheint es erst recht klar und ausser Frage gestellt, dass von den oben
angeführten drei Methoden lediglich die im Punkte 3 angeführte Verstärkungsweise des
Oberbaues durch Anwendung schwerer Schienen als wirklich wirtschaftlich gelten
darf.
Erhöht man das Gewicht älterer Stahlschienen etwa um 33 %, beispielsweise für das
laufende Yard von 60 Pfund auf 80 Pfund (pro Meter von etwa 30 auf etwa 40 kg), dann
kann fürs erste, wie bereits hervorgehoben wurde, die Achsenbelastung der Fahrzeuge
um 2 t vermehrt werden. Weiter wird durch die Versteifung der Schiene und die
erbreitete Basis derselben die durchschnittliche Lebensdauer der Schwellen um die
Hälfte verlängert. Eine alte, 60pfündige Vignoles-Schiene hat nämlich in der Regel
eine Schienenfussbreite von 4 Zoll (101,6 mm), während die neuesten 80pfündigen
Sandberg-Schienen eine solche von 5¼ Zoll (133,3 mm) aufweisen, mithin um 31 % mehr
Tragfläche besitzen als die erstgedachten Schienen. Danach schon würde, wenn man die
Dauer der Schwellen unter 60pfündigen Schienen mit 10 Jahre annimmt, sich diese
Haltbarkeit für ein Geleise mit den in Betracht gezogenen breitfüssigen Schienen auf
13 Jahre vergrössern. In Anbetracht der Stabilität aber, welche das Geleise von
schweren steifen Schienen gewinnt, darf billig auf eine weitere 2jährige Dauer der
Schwellen gerechnet und sonach die Gesamtdauer mit 15 Jahren angenommen werden.
Einen Beleg aus der Praxis geben hierfür die Erfahrungen der belgischen
Staatsbahnen, denen sich die auf einigen Strecken vor 10 Jahren bewerkstelligte
Gewichtserhöhung der Schienen von 70 Pfund auf 105 Pfund pro Yard (von 34,8 kg auf
52,2 kg pro Meter) durch die wesentlich gestiegene Dauerhaftigkeit der Schwelle in
absehbarer Zeit vollends bezahlt machen wird.
Bei den schwachschienigen Oberbausystemen kosten die Schwellen in Anbetracht ihres
raschen Verschleisses nicht nur einen grossen Teil mehr als die Schienen, sondern
sie sind es auch, die indirekt die Preise des Holzes verteuern und die letzten
Wälder verzehren, so dass schliesslich nichts übrig bleiben würde, als zu dem noch
kostspieligeren, mit mancherlei Misslichkeiten behafteten eisernen Oberbau überzugehen. Um dieser äussersten Konsequenz
auszuweichen, ist es durchaus nötig, alle irgend möglichen Mittel anzuwenden, welche
die Lebensdauer der Schwellen verlängern, nämlich sowohl chemische
Konservierungsverfahren, wie z.B. das Tränken mit Kreosot, als die Einführung
breitfüssiger Schienen und die Vorsorge für stets vorzügliche Kiesbettungen.
Auch bei amerikanischen Eisenbahnen liegen bereits Erfahrungen vor, welche
nachweisen, dass durch Verwendung schwerer Schienen sich in den Unterhaltungskosten
des Oberbaues wesentliche Ersparnisse erzielen lassen. Laut den in der Railroad Gazette vom 10. Dezember 1897 veröffentlichten
Berechnungen einer solchen Bahn betragen die Kosten der Schienen nur 8 % der
Gesamtkosten der Bahn und eine 30 %ige Erhöhung des Schienengewichtes wird reichlich
hereingebracht durch die damit verbundene Herabminderung der laufenden
Geleiseunterhaltungskosten.
Für den Fall, als die mehrfach schon in Betracht gezogene Erhöhung des
Schienengewichtes von 60 auf 80 Pfund pro Yard, also um 33 % zu Grunde gelegt und
damit eine Erstreckung der Schwellendauer von 10 auf 15 Jahre angenommen wird, lässt
die Tabelle auf S. 147 die Anschaffungs- und jährlichen Unterhaltungskosten ersehen.
Ganz selbstverständlich ist es, dass die Oberbauunterhaltungskosten von den
Holzpreisen hervorragend beeinflusst werden, und dass die durch breitfüssige
Schienen erzielbaren wirtschaftlichen Erfolge um so beträchtlicher sind, je höher
sich die örtlichen Holzpreise beziffern. Wo beispielsweise der
Durchschnittspreis für eine Schwelle 3 Schillinge (3,06 M.) beträgt, da ergibt sich
an der Geleiseunterhaltung – schon beim Material – eine jährliche Minderausgabe von
14 £ 13 Schilling pro Meile (186,33 M-pro Kilometer).
Der wirtschaftliche Vorzug der breitbasigen Schienen wird um so augenfälliger, wenn
man erwägt, dass sich bei der Geleiseunterhaltung auch an den Arbeitslöhnen, die
sich bei schweren Schienen etwa halb so hoch stellen als bei leichten, eine weitere
nennenswerte Ersparnis ergibt. Auf verstärktem Oberbau vermindern sich ferner, da ja
die starken Schienen die weiter oben schon erwähnte Vermehrung der Achsenbelastung
gestattet, d.h. den Verkehr schwerer Züge zulassen, auch die Zugförderungskosten für
den Gütertransport.
Dem allgemeinen Drange entsprechend nehmen die Fahrgeschwindigkeiten nicht nur
einzelner Züge, sondern der Züge überhaupt von Jahr zu Jahr zu. Es ist das eine
Anforderung, welcher auf schwachschienigem Oberbaue nur innerhalb enger, bald
erreichter Grenzen und weiterhinaus absolut nicht mehr entsprochen werden kann,
während der natürlichen Fortentwickelung der Zugsgeschwindigkeiten auf Strecken mit
grossprofilierten Schienen keine Schranken bestehen, welche innerhalb derjenigen
lägen, die durch die erreichbaren Maximalleistungen der Lokomotiven gesetzt sind.
Alles das zusammengefasst stellt die Thatsache ausser Zweifel, dass die Erstellung
eines Oberbaues mit tragkräftigen breitbasigen Schienen der einfachste,
zweckmässigste und sicherste Weg ist, um die Frachtsätze verbilligeren und
konkurrenzfähiger bemessen zu können.
Wenn Vignoles-Schienen untereinander verglichen werden, so kann man sagen, dass ihre
Tragkraft, von Schienen mit 30 Pfund (13,6 kg) Gewicht pro laufendem Yard (0,914 m)
angefangen, mit der Zunahme des Gewichtes im geraden geometrischen Verhältnisse
wächst, derart, dass für jede Vermehrung des Gewichtes um 10 Pfund (4,536 kg) eine
Erhöhung der Achsenbelastung um 1 t zulässig erscheint.
Was nun die Durchführung der Verstärkung des Oberbaues durch grossprofilierte
Schienen auf alten Bahnen anbelangt, so kann und braucht dieselbe, sowie die damit
ermöglichte Verstärkung der Fahrbetriebsmittel natürlich nicht mit einem Schlage zu
geschehen, sondern lediglich nach Massgabe der Erneuerungen, welche sich bei der
Unterhaltung und durch Verkehrserweiterungen ohnehin notwendig machen. Ungeachtet
dessen wird es Fälle geben können, in denen es nicht ratsam erscheint, sondern
vielmehr aus Sicherheitsrücksichten zweckmässig und wichtig ist, die vorhandenen
leichten Schienen, noch bevor sie auf Grund ihrer Abnutzung eine Auswechselung
erheischen, durch schwerere zu ersetzen. Nehmen wir diesbezüglich die schwedischen
Staatsbahnen zum Beispiel, welche vor 40 Jahren erbaut und deren Geleise
ursprünglich mit Schienen von 63 Pfund pro Yard (31,26 kg pro Meter) ausgeführt
worden sind. Seit ihrer Erbauung hat sich Geschwindigkeit und Gewicht des rollenden
Materials verdoppelt, ebenso wie der Preis der Schwellen. Die Schienen sind im Laufe
von 25 Jahren nur um ⅛ Zoll (3,1 mm) ausgefahren worden und sie würden, wenn der
alte bescheidene Verkehr fortbestanden hätte, wohl noch weitere 50 Jahre ausgehalten
haben. Nichtsdestoweniger wurden sie jetzt durch Schienen von 81 Pfund pro Yard (40
kg pro Meter) ersetzt, weil sie für den gesteigerten Verkehr unzulänglich und
hinsichtlich der Oberbauunterhaltung zu kostspielig sind. Die auf 3 Jahre verteilte
Schienenauswechselung wird zuerst auf den wichtigsten Hauptstrecken vorgenommen;
4000 t Schienen sind für die diesjährige Erneuerung bestimmt. Um die Durchführung zu
beschleunigen, werden die starken Schienen zuförderst auf den offenen Strecken von
Bahnhofabschlusssignal bis Bahnhofabschlusssignal verlegt, wogegen die
Bahnhofgeleise, nur im Falle sie abgenutzt sind, sofort, sonst aber erst späterhin
zur Auswechselung gelangen. Die in Rückgewinn kommenden alten Schienen werden,
insofern sie nicht fehlerhaft sind, auf Nebenbahnlinien wieder in Verwendung
genommen.
Es unterliegt heutigen Tages keiner Schwierigkeit mehr, mittels geschmiedeter oder
gegossener Stahlbrücken und Ueberlaschungen vorzügliche Schienenverbindungen
herzustellen und
dabei belaufen sich die Kosten für einen Schienenstoss nicht höher als auf 5
Schillinge (5,11 M.). Für Eisenbahnlinien, wo ein dichter Verkehr mit sehr Schnell
fahrenden und besonders schweren Zügen besteht, darf übrigens selbst die
100-Pfundschiene oder sogen. Goliathschiene keineswegs mehr als das Aeusserste
gelten, was hinsichtlich des Gewichtes bisher zur praktischen Verwendung erwünscht
sein kann. Es gibt vielmehr bereits Sandberg-Schienen, von denen das laufende Yard
120 Pfund wiegt (etwa 60 kg pro Meter) und deren Basis 7 Zoll (178 mm) breit ist, so
dass dieselben keine Unterlagen brauchen und eine Achsenbelastung von 22 t zulassen.
Strecken mit derartigen Schienen werden nicht kostspieliger als solche der
englischen Bahnen, deren Geleise mittels 85pfündiger Kopfschienen und kräftiger
Schienenstühle hergestellt sind; hingegen bieten sie eine weitaus gleichlässigere
Fahrbahn und beanspruchen wesentlich niedrigere Unterhaltungskosten als die besagten
Kopfschienengeleise.
Augenblicklich sind die Zeiten für den Weltmarkt verhältnismässig noch günstig
insofern für einige der massgebendsten Transportgüter, wie Roheisen, Eisen u.s.w..
Preise und Nachfrage auf gesunder Höhe stehen, allein der Eintritt schlechter
Zeiten, wie sie ja wiederholt erlebt Wurden, muss immer wieder vorgesehen werden,
und in Einern solchen Falle wird es für die Konkurrenzfähigkeit der produzierenden
Länder nicht nur von höchstem Vorteil, sondern geradezu ausschlaggebend sein, wenn
ihre Eisenbahnen in der Lage sind, Herabsetzungen der Tarife zu gewähren. Wie sehr
dagegen – besonders bei solchen Zeitläufen – die Sachlage dort bedenklich wird, wo
die Eisenbahnen sich durch schwache Geleiseanlagen selbst gefesselt und auf diese
Weise die Entwickelungsfähigkeit ihres Verkehres und ihrer Tarife unterbunden haben,
bedarf wohl keines erneuerten Hinweises.
Konnten immerhin die in diesen Darlegungen angeführten Ziffern nur annäherungsweise
angegeben werden, eines ist durchaus unanfechtbar, nämlich dass die
Preis-Verhältnisse in den letzten Jahren einschneidende Verschiebungen erfahren
haben und noch weiter erfahren, insofern Holz und Löhne immer teurer und Stahl immer
billiger werden. Schon dieses einen Umstandes willen bleibt dem Eisenbahningenieur
nichts übrig, als sich zu bequemen, an den Geleisen mehr Stahl in Form schwerer
Schienen zu verwenden und dagegen an Schwellen und Löhnen zu sparen. Lediglich
nur auf diesem Wege lassen sich – wie gezeigt wurde – gleichzeitig die unbeschränkte
Expansion des Verkehrs gewährleisten, ferner die Sicherheit des Verkehrs an sich
erhöhen und in bedrängten Zeiten ohne schwere finanzielle Schädigung Tarifnachlässe
durchführen.
In der nachstehenden TabelleNach den englischen
Massen umgerechnet. sind die Kosten für Anschaffung und
Unterhaltung zweierlei Geleise angegeben, nämlich A. eines solchen mit 30 kg
schweren Schienen und B. eines solchen mit 40 kg schweren Schienen, wobei
vorausgesetzt wird, dass in beiden Fällen für jede Schiene 14 Schwellen zu dem
Stückpreise von 3,06 M. aufgewendet seien und der Schienenpreis sich pro Tonne auf
92 M. stelle. Bei der Bezifferung der Unterhaltungskosten ist im Sinne obiger
Darlegungen und, wie bereits erwähnt wurde, die Dauer der schwachen Schienen mit 20,
jene der starken mit 30 Jahren und die Dauer der Schwellen für den leichten Oberbau
mit 10, für den schweren mit 15 Jahren angenommen. Das Ergebnis des Vergleiches
gipfelt darin, dass den Mehrkosten für die Anschaffung der schweren Schienen von
1840 M. pro laufendes Kilometer des Geleises eine Verminderung der
Unterhaltungskosten von 185 M. pro Jahr entgegensteht, eine Ersparnis, die sich noch
durch verminderte Arbeitslöhne um etwa 50 % erhöht.
A.Geleise mitSchienen
von30 kg Gewichtpro 1. Meter
Kosten in Markpro Kilometerfür
die
B.Geleise mitSchienen
von40 kg Gewichtpro 1. Meter
Kosten in Markpro Kilometerfür
die
Anschaf-fung
Unter-haltungpro Jahr
Anschaf-fung
Unter-haltungpro Jahr
Schienen
5520
270
Schienen
7360
242
Schwellen
4720
471
Schwellen
4720
314
Summe
10240
741
Summe
12080
556