Titel: | Die Schreibmaschine. |
Autor: | H. Lux |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 7 |
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Die Schreibmaschine.
Von Dr. H. Lux,
Ingenieur.
Die Schreibmaschine.
An dieser Stelle sind wiederholt einzelne hervorragende Schreibmaschinentypen
besprochen worden. Die Aufgabe der nachstehenden Zeilen soll es nun sein, eine
systematische Uebersicht über sämtliche courante Systeme zu geben, wovon nur die
Eintaster bezw. Zeigermaschinen ausgenommen sein sollen, weil diese für den
wirklichen praktischen Gebrauch nur untergeordnete Bedeutung haben und
gewissermassen nur als Boudoirmaschinen zu betrachten sind, Maschinen, mit denen man
zwar schön, aber nicht rascher als mit der Feder zu schreiben vermag.
Die gebräuchlichen Schreibmaschinen sind in erster Linie in Typenhebelmaschinen und in Typenradmaschinen einzuteilen. Die Typenhebelmaschinen sind dem
Konstruktionsprinzip nach die älteren und leiten sich durchweg von der Remington ab; die Typenradmaschinen sind neueren
Datums, ihr ältester Repräsentant ist die Hammond.
Das Konstruktionsprinzip der Typenhebelmaschinen ist von
dem Klavier abgeleitet. Mit jeder Taste wird ein ein- oder zweiarmiger Hebel
niedergedrückt, wobei, je nach der besonderen Konstruktion, durch Druck oder Zug ein
zweiter gelenkig angeordneter Hebel – entsprechend dem Hammer eines Klaviers –
bethätigt wird. Der Hebel trägt an seinem freien Ende eine oder mehrere Typen. Die
Anordnung dieser „Typenhebel“ ist so getroffen, dass sämtliche Typen an
derselben Stelle anschlagen. Bei sämtlichen Maschinen, mit alleiniger Ausnahme der
Maschine von Elliot und Hatch, die sich selbst über dem
Papiere bewegt, rückt nach dem Abdruck der Type die Papierführung um eine
Normalbuchstabenweite – bei der Maskelyne um einen der
relativen Buchstabenbreite entsprechenden Raum – nach links, um für das nächste
Zeichen Platz zu schaffen.
Einen wesentlichen Gegensatz hierzu bilden die Typenradmaschinen, bei denen sämtliche Schriftzeichen auf einem
gemeinsamen Rade, Cylinder oder einer gemeinsamen Platte in mehreren Reihen
übereinander stehen. Der Tastenanschlag bewirkt dann, dass der entsprechende
Buchstabe des Rades bezw. der Platte dem Papiere genau gegenübergestellt und
entweder durch die Bewegung des Rades abgedruckt wird oder dadurch zum Abdruck
kommt, dass umgekehrt durch einen Druckhammer das Papier gegen den betreffenden
Buchstaben geschlagen wird.
Die Typenhebelmaschinen und die Typenradmaschinen haben ihre relativen Vorzüge
gegeneinander. Die Konstruktion der Typenhebelmaschinen ist im Prinzip einfacher;
aber durch die Wiederholung des Konstruktionsprinzips für jedes Zeichen, bezw. für
jede Taste wird die Maschine ziemlich gross und schwer. Die Hebelgelenke schleissen
sich im Gebrauch ab, wodurch leicht die Zeilengeradheit verloren geht. Dagegen hat
man es bei den Typenhebelmaschinen in der Gewalt, durch verstärkten Tastenanschlag
auch den Typenabdruck zu verstärken, so dass man mit den Typenhebelmaschinen, unter
Anwendung von Kohlenpapier, leicht 15 bis 20 Durchschriften machen kann. Bei den
Typenradmaschinen, wo durch den Tastenanschlag erst das Typenrad eingestellt werden
muss, ist die Konstruktion im Prinzip komplizierter, dafür aber sind, weil für alle
Zeichen derselbe Einstellmechanismus vorhanden ist, diese Maschinen wesentlich
leichter als die Typenhebelmaschinen. Die Zeilengeradheit ist dauernd gesichert. Die
Durchschlagskraft aber ist durchweg geringer als bei den Typenhebelmaschinen. Was
die Schreibgeschwindigkeit anbelangt, so dürften die Typenradmaschinen vor den
Typenhebelmaschinen einen kleinen Vorsprung haben, weil bei den ersteren der
Tastenweg kürzer ist und die Tasten nicht staccato angeschlagen werden müssen wie
bei den letzteren Maschinen. Von besonderer Bedeutung aber ist es, dass die
Typenradmaschinen die rasche Auswechselung des ganzen Typensatzes gestatten, so dass
man mit einer einzigen Maschine beliebig viele Schriftgattungen schreiben kann, was
bei den Typenhebelmaschinen ganz ausgeschlossen ist.
In den Geschäftsempfehlungen der verschiedenen Schreibmaschinen wird im allgemeinen
ein über Gebühr grosser Nachdruck auf die Trage gelegt, ob die jeweilige Maschine
eine volle Klaviatur, d.h. für jedes Zeichen eine besondere Taste besitzt oder mit
Umschaltung arbeitet, so dass bei dem gewöhnlichen Abdruck jeder Taste nur die
kleinen Buchstaben und die häufigsten Zeichen zum Abdruck kommen, während die
grossen Buchstaben, Zahlen und anderen Zeichen nur durch gleichzeitige Bethätigung
einer Umschaltetaste abgedruckt werden können.
Bei dem ersten Modell der Remington konnten überhaupt
nur grosse Buchstaben geschrieben werden, bei dem zweiten, im Jahre 1878
erschienenen Modell war die Yost'sche Erfindung der Umschaltung angewandt worden, wodurch die Zeichenzahl
sofort auf das Doppelte erhöht wurde, ohne dass das Gewicht der Maschine dadurch
wesentlich vermehrt worden wäre. Die Anwendung der Volltastatur geschah durch Yost, als dieser
sich von der Remington-Gesellschaft getrennt hatte und
die „Caligraph“ auf den Markt brachte, die
natürlich das auf der Umschaltung ruhende Patent nicht anwenden durfte. Von dieser
Zeit an datiert die Kontroverse, ob Umschaltung oder Volltastatur. Unseres Erachtens
hat diese Frage jedoch nur eine geringe praktische Bedeutung. Im wesentlichen kann
für die Volltastatur nur ein einziges technisches Moment ins Feld geführt werden,
das übrigens auch nur für die Typenhebelmaschinen zutreffend ist. Wenn jeder Hebel
nur eine einzige Type trägt, so steht diese natürlich auf seiner Mittellinie,
wodurch es ermöglicht ist, auf den Hebel einen stärkeren Druck auszuüben, ohne ihn
zu deformieren. Bei denjenigen Maschinen dagegen, deren Hebel mehrere Typen tragen,
verbiegt sich bei stärkerem Anschlag der Hebel und lockert sich das Hebellager,
wodurch die Zeilengeradheit besonders dann leidet, wenn eine Maschine häufig für
Durchschriften benutzt wird. Die übrigen Argumente für oder wider sind fast durchweg
nur Geschmacksache.
Bei Maschinen mit Volltastatur muss das Griffbrett natürlich wesentlich grösser sein
als bei solchen mit Umschaltung, und da man über ein gewisses Mass nicht gut
hinausgehen kann, so haben die Maschinen mit Volltastatur im allgemeinen weniger
Zeichen als die mit Umschaltung. Die ersteren Maschinen sind natürlich schwerer als
die letzteren. Bei Maschinen mit Umschaltung ist das Griffbrett etwas
übersichtlicher als bei den Volltastenmaschinen und bei den ersteren kann auch die
Hand über dem Griffbrett ruhiger verweilen, so dass weniger rasch Ermüdung eintritt.
Die Bedienung der Umschaltetasten macht wenig Mühe und geschieht bei gewandten
Maschinenschreibern ganz automatisch. Dafür kommt es aber nicht selten vor, dass die
Umschaltung nicht vollständig niedergedrückt wird, besonders bei sehr flottem
Schreiben, so dass dann die grossen Buchstaben unter, bei einzelnen Konstruktionen
über der Zeile erscheinen. Von diesen Nachteilen abgesehen, scheint es jedoch ein
Unding, für jedes Zeichen eine besondere Taste anzuordnen, wo selbst in der
deutschen Sprache auf 20 kleine Buchstaben immer erst 1 grosser kommt. Bei
unparteiischer Abwägung der relativen Vorzüge der beiden Systeme scheint sich also
ein unzweifelhafter, wenn auch nur kleiner Vorsprung der Umschaltemaschinen zu
ergeben, wenn es sich um gewöhnliche Korrespondenzmaschinen handelt, während bei
häufiger Benutzung einer Maschine zu Durchschriften die Volltastatur geeigneter
erscheint.
Wie erwähnt, gelten diese Erwägungen aber nur für die Typenhebelmaschinen; die
Typenradmaschinen sind durchweg für Umschaltung gebaut.
Einen weiteren generellen Unterschied weisen die einzelnen Maschinen noch in Bezug
auf die Einfärbung der Typen auf. Die weitaus meisten Maschinen färben mit einem Farbbande ein, das sich mit jedem Tastenanschlage
automatisch um eine Buchstabenbreite verschiebt. Moderne erstklassige Maschinen, die
mit breitem Farbbande arbeiten, sind gegenwärtig so konstruiert, dass sich das
Farbband zur Ausnutzung seiner ganzen Breite auch in der Breitenrichtung verschiebt.
(Jeder Punkt des Farbbandes bewegt sich also auf einer sinusoidalen Kurve.) Bei
einer zweiten Kategorie von Maschinen wird Einfärbung mittels Farbkissens benutzt. Die Typen ruhen hier auf einem mit
Farbe getränkten Kissen und nehmen hierdurch so viel Farbe an, als zum Abdruck eines
Buchstabens ausreichend ist. Bei der dritten Kategorie färben sich die Typen durch
Gleiten an einem mit Farbe getränkten Filzröllchen ein.
Farbband und Farbröllchen kommen sowohl bei Typenhebel- als bei Typenradmaschinen
vor, Farbkissen nur bei der ersten Kategorie.
Die Einfärbung durch Farbröllchen ist am billigsten; tränkt man die Röllchen aber
nicht regelmässig oder auch nur ungleichmässig, so erscheint der Abdruck höchst
ungleichmässig. Bei Einfärbung mit Farbband haben die Buchstaben immer unscharfe
Konturen und sie erscheinen, wenn das Farbband schon etwas abgenutzt ist, in
einzelne Striche aufgelöst. Am reinsten ist der Typenabdruck bei Benutzung eines
Farbkissens, solange dieses frisch ist. Da aber die Typen immer an derselben Stelle
aufliegen, so wird
bei den stärker gebrauchten Buchstaben (e, n, r etc.) bald ein schwächerer Abdruck
erfolgen, weil sich an den Auflagestellen dieser das Farbkissen rascher erschöpft.
Legt man Wert auf völlig gleichmässige Schrift, so wird man also das Farbkissen
häufig erneuern müssen, wodurch der Betrieb mit Farbkissen recht teuer wird.
Ein sehr erheblicher konstruktiver Unterschied der Typenhebelmaschinen untereinander
besteht in der Art der Typenführung: ob die Typen von unten nach oben, von oben nach
unten oder von der Seite gegen das Papier geschleudert werden. Während bei den
Maschinen der ersten Art die Schrift der letzten Zeile nur dadurch sichtbar wird,
dass man die Papierführung, den Wagen, aufklappt, ist die Schrift der beiden letzten
Kategorien mehr oder weniger vom ersten bis zum letzten Buchstaben sichtbar. Auch
bei den Typenradmaschinen ist die Schrift teils vollständig, teils bis auf die
letzten 10 bis 15 Buchstaben sofort sichtbar.
Während es für den mechanischen Schreiber, für den Stenographen, der von seiner
Urschrift in die Reinschrift überträgt, von geringer Bedeutung ist, ob er das
Geschriebene immerwährend vor Augen hat, spielt dieses Moment für den Schriftsteller
eine sehr wichtige Rolle. Natürlich ist es auch den Maschinenschreibern der ersteren
Art sehr erwünscht, die Schrift permanent vor Augen zu haben, weil sich so
Korrekturen sofort anbringen lassen. Bei Maschinen mit verdeckter Schrift besteht
überdies noch der Nachteil, dass sich nur mit einiger Schwierigkeit, zumeist nur
unter Zuhilfenahme von mehreren Skalen, genau der Punkt bestimmen lässt, wo der
abzudruckende Buchstabe hinschlägt. Für das Schreiben auf vorgedruckten Linien, von
Tabellen etc. ist es natürlich von ganz besonderer Bedeutung, wenn man die Schrift
permanent vor Augen hat. Unter dem Gesichtspunkte des allgemeinen Gebrauches sind
also die Maschinen mit offener Schrift denen mit verdeckter Schrift unter allen
Umständen vorzuziehen.
Aus diesen allgemeinen Auseinandersetzungen ergibt sich die Gruppierung der
hauptsächlichsten Schreibmaschinen von selbst. Im folgenden sei der Versuch einer
solchen systematischen Zusammenstellung gemacht, der auf den ersten Blick die
Charakterisierung der einzelnen Maschinen ermöglicht. Soweit die betreifenden
Maschinen in diesem Journal noch nicht näher beschrieben worden sind, werden auch
einige nähere Angaben über die Konstruktionsdetails, bezw. über die neuesten
Verbesserungen gemacht werden.
A. Typenhebelmaschinen.
I. Typenanschlag von
unten.
a) Einfache Umschaltung.
1. Mit Farbband.
a) Remington
Standard. Die Umschaltung wird durch Niederdrücken der
Umschalttaste bewirkt, wodurch der Papierwagen dem Schreibenden zugeführt
wird. In der gewöhnlichen Stellung drucken die kleinen Buchstaben, in der
zweiten Stellung die auf denselben Hebeln befestigten grossen Buchstaben
bezw. Zeichen. Die Wagenführung geschieht durch eine gespannte Feder. Der
Typenhebel erhält seine Bewegung von den Tastenhebeln durch Zugstangen, der
Typenanschlag geschieht also durch direkte Druckübertragung, daher grosse
Durchschlagskraft. Automatische Bewegung des Farbbandes und automatische
Umschaltung, wenn eine Spule abgelaufen ist. Der Tastenniederdruck beträgt
ca. 17 mm. Durch eine Spezialeinrichtung ist ein Einstellen auf vorgedruckte
Linien möglich. 42 Tasten in vier Etagen übereinander. Gewicht 13 kg.
Die neueste Verbesserung bezieht sich auf die Anordnung des
Remington-Tabulators (Fig. 1), durch welche
Vorrichtung es ermöglicht wird, den Schreibmaschinenwagen sofort von einer
Stelle genau auf irgend eine gewünschte Stelle in einer anderen Kolonne zu
bringen.
Der Tabulator, eine von Gorin herrührende
Erfindung, der sich übrigens auch bei anderen Hebelkorbmaschinen anbringen
lässt, hat folgende, aus der Abbildung ersichtliche Einrichtung:
Mit dem Wagen ist eine Zahnstange fest verbunden, an der so viele Sperrriegel
angeordnet sind, als Kolonnen vorkommen können. Unterhalb der Maschine ist
eine Anzahl von Stossstangen 9G angeordnet,
durch welche Sperrhebel 14G bethätigt werden.
Sobald eine der Stossstangen des Tabulators gedrückt wird, löst sich der
Wagen aus seiner Hemmung und fliegt bis zu der betreffenden Sperrung des
Tabulators, worauf eine beliebige Zahlentaste angespielt werden kann. Die
verschiedenen Stossstangen entsprechen den Stellenzahlen mehrstelliger
Zahlen.
b) Remington
Sholes. Die Maschine ist im wesentlichen eine Kopie der Remington
Standard, mit dem wesentlichen Unterschied, dass die Umschaltung eine
Versetzung des Typenkorbes bewirkt. Obwohl der Typenkorb auf Kugeln gelagert
ist, funktioniert die Umschaltung etwas schwerer als bei a). Die Maschine ist ausserordentlich solid
gearbeitet, der Anschlag aber etwas schwerer als bei a); keine automatische Umschaltung des Farbbandes. 43 Tasten in
Standard-Anordnung. Gewicht 13 kg.
Textabbildung Bd. 313, S. 9
Fig. 1.Remington-Tabulator.
c) Densmore.
Entspricht genau dem Remington-Typus. Die Typenhebel sind in Kugellager
gelagert, wodurch der Anschlag etwas leichter als bei a) wird. Die Tastenhebel wirken mit ihren
Zugstangen nicht direkt auf die Typenhebel, sondern durch einen Hilfshebel,
der gabelförmig den Typenhebel umspannt und diesen durch Entlanggleiten
allmählich und mit wachsender Geschwindigkeit in die Höhe drückt, nicht
schleudert; auch hierdurch wird der Anschlag elastischer. Der Wagen und die
Papierwalze sind abnehmbar. Die Schrift kann leichter sichtbar gemacht
werden als bei a) und b), weil nur die Papierwalze um eine halbe Drehung zurückgedreht
zu werden braucht, wenn die Schrift nachgelesen werden soll. Die
Auswechselbarkeit der Papierwalze ist von besonderem Vorteil dann, wenn eine
Arbeit, besonders eine Durchschrift, unterbrochen und eine andere Arbeit in
Angriff genommen werden soll.
Bei dem neuesten Modell ist eine Papierführung für jede Papierbreite
vorgesehen. Besonders interessant aber ist die Einrichtung, die es
gestattet, den Wagen auf „extra schnell“ zu schalten. Während nämlich
bei allen anderen Maschinen, so auch bei der Densmore in
„Normalschaltung“ der Wagen um einen Schritt weiter rückt, wenn
die Taste losgelassen wird, schreitet der Wagen bei Schaltung auf „extra
schnell“ schon beim Niederdrücken der
Taste weiter, wodurch erheblich an Zeit gewonnen werden kann, wenn der
Schreiber sehr schnell schreiben will.
Die Maschine hat 43 Tasten, Standard-Anordnung, und wiegt 11 kg.
2. Mit Farbkissen, bezw. Farbröllchen.
Vacat.
b) Doppelte Umschaltung.
1. Mit Farbband.
d) National (D. p. J.
281 231.) Remington-Typus. Die Tasten sind in
drei Reihen halbkreisförmig angeordnet, die Tastenstengel haben besondere
Führung. Jeder Typenhammer trägt drei Zeichen. Die Druckübertragung von den
Tasten auf die Typen ist etwas anders als bei der Remington: die
Typenstengel sind unten mit einer kurzen Stange verbunden, an der eine nach
oben führende Zugstange eingehakt ist. Mit ihrem oberen Ende fasst diese
Zugstange den kurzen Hebelarm des Typenhammers, so dass beim Drücken der
Taste der längere Arm und damit auch die Type in die Höhe geschleudert wird.
Infolge seiner eigenen Schwere fällt der Typenhebel wieder in seine Ruhelage
zurück, wobei das Nachzittern durch eine Feder verhindert wird. Der Wagen
wird durch Federkraft bewegt. Die Papierführung wird in recht primitiver
Weise bethätigt, auch sonst ist auf möglichste Einfachheit in der
Konstruktion gesehen worden, weshalb auch der Preis der Maschine sehr
niedrig, auf 250 Mk., gehalten werden konnte. Das Griffbrett hat 27 Tasten
in Standard-Anordnung; die Umschaltetaste für die grossen Buchstaben bewegt
das ganze Tastengestell nach dem Schreibenden zu, die Umschaltung für die
Ziffern und Zeichen von dem Schreibenden weg. Die Maschine ist sehr gedrängt
gebaut und wiegt nur 6½ kg.
c) Ohne Umschaltung.
1. Mit Farbband.
e) Caligraph. Die
Maschine ist von Yost, einem der an dem Bau der
Remington beteiligten Mechaniker, der Remington genau nachgebaut worden, nur
dass an Stelle der Umschaltung Volltastatur trat, die bei den älteren
Modellen in eigener Anordnung, bei den neueren Modellen in
Standard-Anordnung gebaut ist. Bei den älteren Modellen waren die
Tastenhebel vorn gelagert, die Tastenstangen hatten sämtlich Führung. Bei
dem neuesten Modell ist die Lagerung der Tastenhebel nach hinten verlegt,
wodurch der unschöne und beim Arbeiten lästige Vorbau beseitigt worden ist.
Die vorderen Reihen der Tasten, deren 84 in 7 Reihen vorhanden sind, tragen
Tastenköpfe, während die hinteren geführte Tastenstangen besitzen. Das
Farbband hat Zickzackbewegung und automatische Ausschaltung. Der Wagen ist
abnehmbar. Die Papierwalze kann auf beliebige Linienweite eingestellt
werden, indem man den Sperrkegel aus dem Sperrrade der Papierwalze ausrückt.
Der Papier wagen läuft auf Kugellagern in exakter Führung. Die
Hebelübertragung geschieht durch Verbundhebel, ähnlich wie bei der Densmore,
die auch von derselben Firma gebaut wird. Das Ueberdrucken von Buchstaben am
Zeilenschluss wird durch eine Hemmvorrichtung der Hebel verhindert. Infolge
der starken Konstruktion der Typenhebel und der Möglichkeit, den
Vorderbalken, auf dem der Papierwagen läuft, erhöhen zu können, ist die
Caligraph für Vervielfältigungen besonders geeignet, sie wird darin von
keiner anderen Maschine übertroffen. Gewicht ca. 15 kg.
f) Frister und
Rossmann. Die Maschine ist eine genaue Nachbildung der Caligraph,
älteres Modell, bei der alle modernen Verbesserungen der
Schreibmaschinentechnik in Anwendung gekommen sind.
g) Smith Premier.
Die Tastenstengel 1 der 84 in 7 Reihen
angeordneten Tasten sind geführt. Die Druckübertragung von der Taste auf den
Typenhebel ist ganz eigenartig. Durch den Tastenniederdruck wird
zunächst eine lange, an ihren beiden Enden gelagerte Stange 2 um ihre Achse verdreht. Diese Drehbewegung
überträgt sich auf eine justierbare Zugstange 3, die an den Typenhebel 4 angreift (Fig. 2). Der Typenhebel besteht aus einer
kurzen Stange B, die gleichfalls an ihren
beiden Enden gelagert ist. An dieser Stange sitzt aussen, starr mit ihr
verbunden, ein kurzer Hebelarm, an den die Zugstange angreift, am anderen
Ende ein längerer Hebelarm A, an dem die Type
befestigt ist. Der Tastenniederdruck bewirkt also auch bei dem Mittelstück
des Typenhebels eine Verdrehung.
Textabbildung Bd. 313, S. 10
Fig. 2.Typenhebelmaschine von Smith Premier.
Durch die sichere Lagerung dieses Teiles des
Typenhebels wird jedes Schwanken dieses ausgeschlossen, so dass sichere
Zeilengeradheit ohne Anwendung von Führungsschablonen erzielt wird,
andererseits aber lässt sich nicht verkennen, dass in den zahlreichen Lagern
eine erhebliche Reibungsarbeit verbraucht wird, so dass darunter die
Durchschlagskraft leiden muss. Im Gegensatz zu den anderen Maschinen nach
dem Remington-Typus lässt sich bei der Smith Premier der Wagen nicht in die
Höhe klappen, dafür ist die Papierwalze pendelnd gelagert, so dass durch
einen einzigen Fingerdruck die Walze vorgezogen und die zuletzt geschriebene
Zeile nachgelesen werden kann; ausserdem kann die Papierwalze mitsamt der
eingespannten Arbeit herausgehoben werden. Da bei der Papierwalze die sonst
übliche mittlere Papierführung weggelassen und durch schräge Seitenfinger
ersetzt ist, so ist die Vorderseite der Papierwalze vollständig frei und die
Schrift befindet sich mit Ausnahme der letzten Zeile fortwährend vor den
Augen des Schreibenden.
Textabbildung Bd. 313, S. 10
Fig. 3.Schreibmaschine von Smith Premier.
Die automatische Ausrückung, sowie die
Zickzackbewegung des Farbbandes sind von der Smith Premier auf alle
erstklassigen Schreibmaschinen übertragen worden. Sehr interessant bei der
Smith Premier ist die Anordnung einer Typenbürste (Fig. 3), die durch einfaches Drehen mittels einer einsteckbaren
Kurbel sämtliche Typen gleichzeitig reinigt. Für den Wagen ist eine
Arretiervorrichtung angeordnet, die das Ueberschreiben der gewünschten
Breite verhindert. Der Wagen ist auf Kugeln gelagert. Die Zeilenweite kann
ganz beliebig gestellt werden. Das Gewicht der Maschine beträgt ca. 16
kg.
h) Jewett.
Ursprünglich von Amerika ausgegangen, wird diese Maschine jetzt in
ausserordentlich präziser Ausführung auch in Deutschland von der Schreibmaschinenfabrik Sundern gebaut. Sie
entspricht in ihren wesentlichen Anordnungen, abgesehen von der
Volltastatur, durchaus der Remington Standard, die Tastenstengel sind jedoch
geführt. Alle auch an anderen erstklassigen Maschinen in Anwendung
gebrachten Verbesserungen bezüglich der Papierführung, Farbbandumschaltung
u.s.w. sind auch hier vorhanden.
i) Duplex. Diese
Maschine ist eine Jewett mit ganz eigentümlicher Tastatur. Sie gestattet
nämlich durch die Anordnung von zwei Druckzentren den gleichzeitigen Abdruck
von zwei Buchstaben. Zu diesem Zweck ist ein doppeltes Griffbrett
angeordnet, natürlich sind auch alle Typenhebel doppelt vorhanden, mit der
Massgabe allerdings, dass sich auf der linken Seite die grossen und die
kleinen Buchstaben, auf der rechten Seite die kleinen Buchstaben, Ziffern
und Satzzeichen befinden. Man ist demnach in der Lage, einen grossen und
einen kleinen Buchstaben, zwei kleine Buchstaben, einen beliebigen
Buchstaben zusammen mit einem Satzzeichen, einer Ziffer oder einem Spatium
gleichzeitig zu schreiben. Das letztere geschieht ganz automatisch; denn da
bei jedem Niederdruck der Wagen um zwei Zähne weiter rückt, so muss
natürlich bei einem einzeln gedrückten Buchstaben hinter diesem ein
Zwischenraum entstehen, ohne dass die Spatiumtaste gedrückt zu werden
braucht; dasselbe findet statt, wenn ein Wort aus einer ungeraden Zahl von
Buchstaben besteht. Auf dem Griffbrett befindet sich ausserdem noch eine
Rückspaziertaste, die den Wagen um einen Zahn zurückschiebt, wenn einmal,
wie nach einem Satzzeichen, kein Zwischenraum gemacht werden soll. Durch
diese Anordnung soll eine ganz besondere Erhöhung der Schreibgeschwindigkeit
erreicht werden. Technisch ist dies auch sicher der Fall; aber damit das
Doppeltschreiben ermöglicht werde, musss die ganze Aufmerksamkeit auf das
Buchstabieren gelenkt werden, was natürlich die übrige geistige Thätigkeit
wesentlich hemmen muss. So grosse Gewandtheit einzelne Maschinenschreiber
auch schon auf der noch ganz neuen Duplex erreicht haben mögen, so dürfte
sie doch nicht im stände sein, die „einfachen“ Schreibmaschinen,
abgesehen von einzelnen Fällen, zu verdrängen.
k) Hartford, Auch
dieser Maschine hat die Remington zum Vorbilde gedient. Sie repräsentiert
den Typus der billigeren Maschinen, bei der aber die Billigkeit nicht auf
Kosten der Solidität der Konstruktion, sondern lediglich durch schlichtere
Ausführung erzielt worden ist. Von der Remington unterscheidet sich die
Hartford im wesentlichen nur durch die Typenführung (Fig. 4 und 5), wodurch zwar
absolut sichere Zeilengeradheit erzielt wird, wodurch aber auch eine nicht
zu unterschätzende Reibungsarbeit mit in Kauf genommen werden muss. Die
Zeilengeradheit wird dadurch erzielt, dass die Typenhämmer in eine Art von
Kammring hineinschlagen, der ein Abweichen von der vorgeschriebenen Richtung
unmöglich macht. Um das Geschriebene lesen zu können, wird nicht der Wagen
in die Höhe geklappt – dieser ist übrigens vorne und hinten befestigt
–, sondern die Papierwalze mittels einer einfachen Vorrichtung in die Höhe
geklappt. Man drückt mit einem Finger der linken Hand auf eine Taste, und
sofort springt der Papiercylinder durch Federkraft in die Höhe. Aehnlich wie
bei der National ist auch bei ihr ein Stellzeiger angeordnet, der die Stelle
des jeweiligen Druckpunktes auf der Papierwalze angibt. Das Gewicht ist
grösser als bei der Caligraph.
Textabbildung Bd. 313, S. 11
Schreibmaschine von Hartford.
2. Mit Farbkissen.
l) Yost. (D. p. J.
280 256.) Die Yost ist in Bezug auf die
mechanische Durchbildung fraglos die weitaus beste aller Typenhebelmaschinen
mit Typenanschlag von unten. Leider schleissen sich aber die Gelenke der
Hebel nach nicht allzulangem Gebrauche aus, so dass die Typen dann leicht an
die Führungstülle anschlagen, bezw. sich an dieser reiben. Infolge der
komplizierten, wenn auch ausserordentlich geistreichen Hebelkonstruktion
spielt sich die Yost zwar sehr leicht an – wenigstens solange sie neu ist –,
aber ihre Durchschlagskraft wird von den älteren Maschinen doch erheblich
übertroffen. Die neueste Verbesserung, der Yost bezieht sich auf die
Anordnung eines Farbbandes neben dem Farbkissen. Dazu sind auf dem
Typengehäuse der Maschine in einfachster Weise zwei Spulen angeordnet, von
denen die eine vermittelst einer Schnur durch den Wagenfortschritt bethätigt
wird. Wenn die eine Spule abgelaufen ist, müssen freilich die beiden Spulen
mechanisch gegeneinander vertauscht werden. Die Beigabe der Spulen, die
übrigens leicht auf jedem älteren Modell angebracht werden können,
ermöglicht es, in ein und demselben Schriftstücke mit verschiedenen Farben
zu schreiben. Das Schaltbrett ist wie bei fast allen modernen Maschinen nach
der Standard-Anordnung getroffen. Die Maschine wiegt 9½ kg.
(Fortsetzung folgt.)