Titel: | Elektrisch betriebene Hebezeuge. |
Autor: | Chr. Eberle |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 49 |
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Elektrisch betriebene Hebezeuge.
Von Chr. Eberle in
Duisburg.
(Fortsetzung des Berichtes S. 33 d.
Bd.)
Elektrisch betriebene Hebezeuge.
7. Drehkrane.
Feststehender Drehkran für Q = 800 kg Tragkraft bei 4 m Ausladung. (Fig. 21 bis 26.)
Textabbildung Bd. 313, S. 49
Feststehender Drehkran für 800 kg Tragkraft von der Maschinenbaugesellschaft
Nürnberg.
Der Kran wurde von der Maschinenbaugesellschaft Nürnberg
erbaut für die Sächsischen Staatsbahnen und dient dort
als Kohlenladekran. Angeschlossen ist derselbe an die Dresdener Drehstromzentrale
und elektrisch ausgerüstet von Siemens und Halske. Die
elegante Form des Auslegers fällt zunächst ins Auge. Hub- und Drehwerk sind
vollständig getrennt und durch besondere Motoren angetrieben. Der Hubmotor von 7,5
macht 945 Minuten-Umdrehungen und überträgt seine Leistung durch ein
zweigängiges Schneckengetriebe direkt auf die Seiltrommel von 200 mm
Durchmesser; die Last hängt an der losen Rolle. Die Bemessungen der
Schneckenübersetzung sind:
Uebersetzung: 2 : 36,
Schneckendurchmesser: 90 mm,
Schneckenraddurchmesser: 396 mm,
Teilung: t = 34,56 mm (11 π).
Hieraus berechnet sich:
\frac{\mbox{Radius der
Schnecke}}{\mbox{Teilung}}=\frac{r}{t}=\frac{45}{34,56}=1,30,
Umfangsgeschwindigkeit der Schnecke:
v_1=\frac{0,09\,\pi\,.\,945}{60},
v1= 4,45 m;
Steigungswinkel:
tg\,\alpha=\frac{2\,.\,34,924}{90\,.\,\pi}=\frac{34,56}{141,37}=0,244,
α = 13° 40';
Umfangsgeschwindigkeit des Rades:
v_2=\frac{0,369\,\pi\,.\,945}{60\,.\,18},
v2 =
1,089 m;
Gleitgeschwindigkeit:
v_3=\frac{4,45}{cos\,\alpha}=\frac{4,45}{0,9717},
v3 =
4,56 m.
Bei Uebertragung von 7,5 ergibt sich der Zahndruck zu
P=\frac{7,5\,.\,75}{1,089}=516\mbox{ kg.}
Textabbildung Bd. 313, S. 50
Feststehender Drehkran für 800 kg Tragkraft von der Maschinenbaugesellschaft
Nürnberg.
Textabbildung Bd. 313, S. 50
Fig. 25.Bremse zum Drehkran von 800 kg Tragkraft von der
Maschinenbaugesellschaft Nürnberg.
Ueber die Ausführung der Schneckengetriebe dieser Firma haben bereits Fig. 6 bis 8 Aufschluss gegeben. Die
Steuerung des Hubwerkes geschieht durch den Hebel H1, welcher auf der Steuerwelle festsitzt und durch
Zahnradsektoren den Anlassapparat zum Heben (ein Wendeanlasser mit Kohlekontakten
von Siemens und Halske) durch ein Kettengetriebe
steuert. Gleichzeitig wird durch einen Nocken auf der Steuerwelle das Gewicht G1 der Backenbremse B1 gehoben und diese
damit gelöst.
Die Drehbewegung besorgt der Motor M II von 3
bei 1390 Minuten-Umdrehungen, welcher ein zweigängiges Schneckengetriebe r2R2, von hier ein Kegelräderpaar r3R3 und schliesslich den Zahnkranz R4 durch das Ritzel r4 antreibt.
Die Bemessungen des Schneckengetriebes sind folgende:
Uebersetzung: 2 : 38;
Schneckendurchmesser: 72 mm;
Schneckenraddurchmesser: 384 mm;
Teilung: t = 31,75 mm (11/4''
engl.);
\frac{\mbox{Radius der
Schnecke}}{\mbox{Teilung}}=\frac{r}{t}=\frac{36}{31,75}=1,13;
Umfangsgeschwindigkeit der Schnecke:
v_1=\frac{0,072\,.\,\pi\,.\,1390}{60}=5,24\mbox{
m;}
Steigungswinkel:
tg\,\alpha=\frac{2\,.\,31,75}{72\,.\,\pi}=0,281,
α = 15° 40';
Umfangsgeschwindigkeit des Rades:
v_2=\frac{0,384\,.\,\pi\,.\,1390}{60\,.\,19}=1,47\mbox{
m.}
Gleitgeschwindigkeit:
v_3=\frac{5,24}{cos\,15^{\circ}\,40'}=\frac{5,24}{0,9628}=5,44\mbox{
m.}
Bei Uebertragung von 3 ergibt sich der Zahndruck:
P=\frac{3\,.\,75}{1,47}=153\mbox{ kg.}
Für das Drehwerk wird von den meisten Firmen das Schneckenrad in Gusseisen
ausgeführt, was bei den verhältnismässig geringen Zahndrucken um so mehr zulässig
ist, als die Belastung nur von sehr kurzer Dauer ist; beobachtet man die in die
Stromzuführung zum Drehmotor eingeschalteten Ampèremeter, so findet man, dass
dieselben schon nach den ersten Sekunden auf eine geringe Belastung heruntergehen,
häufig ganz auf Null, was durch die Massenkräfte leicht erklärt ist.
Die Steuerung geschieht durch den Hebel H2, welcher auf der Steuerwelle lose sitzt und durch
die gezeichneten Zwischenglieder den Anlasser und die Bremse B2 steuert, bezw. das Bremsgewicht G2 anhebt. Die Bremse
ist durch Fig. 25 besonders dargestellt; ihre
Einrichtung wird durch die Figur genügend erklärt.
Die Arbeitsgeschwindigkeiten berechnen sich aus der anstehenden Rädertabelle und mit
den bereits gemachten Angaben zu:
Hubgeschwindigkeit:
v=\frac{945}{60}\,.\,\frac{2}{36}\,.\,0,200\,\pi\,.\,\frac{1}{2}=0,275\mbox{
m/Sek.;}
Drehgeschwindigkeit:
v=\frac{1390}{60}\,.\,\frac{2}{38}\,.\,\frac{13}{26}\,.\,\frac{12}{120}\,.\,8\,\pi=1,53\mbox{
m/Sek.}
Textabbildung Bd. 313, S. 51
Drehkran für 2500 kg Tragkraft von der Mannheimer Maschinenfabrik Mohr und
Federhaff.
Textabbildung Bd. 313, S. 51
Fig. 30.Drehkran für 2500 kg Tragkraft von der Mannheimer Maschinenfabrik
Mohr und Federhaff.
Rädertabelle.
Bezeich-nungen
Durchmesser
Zähnezahl
Teilung
Bemerkungen
r1 : R1
90 : 396
2 : 36
11π
Hubwerk
r2 : R2r3 : R3r4 : R4
72 : 384143 : 286156 : 1560
2 : 3813 : 2612 : 120
11/4'' engl.11π13π
Drehwerk
Das ganze Krangerüst mit Ausleger dreht sich um eine feste, in einer Rosette
gehaltene Kransäule, auf welche sich dasselbe in einem Spurlager stützt; ausserdem
erhält es in dem Rollenlager A, welches besonders
gezeichnet ist (Fig.
26), eine Führung an der Säule; die Kraft zum Drehen des Kranes wird durch den
dreipferdigen Motor sehr reichlich geliefert.
Die Stromzuführung, ursprünglich von unten eingerichtet, wurde geändert mit Rücksicht
auf Störungen durch Feuchtigkeit und geschieht nun von oben durch einen auf dem
Ausleger drehbar befestigten Fahrarm.
Drehkran für Q = 2500 kg Tragkraft und 10,6 m Ausladung. (Fig. 27 bis 33.)
Dieser Kran wurde erbaut von der Mannheimer Maschinenfabrik
Mohr und Federhaff in Mannheim in Gemeinschaft mit der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert und
Co. in Nürnberg für den Staat Hamburg und arbeitet am Versmannquai nächst
den in grösserer
Zahl dort von denselben Firmen aufgestellten Portalkranen, die durch des Verfassers
frühere Arbeiten hinlänglich bekannt sein dürften. Die Gewinnung des erforderlichen
freien Gebietes bedingte auch hier die Wahl des Blechkastenträgers als Ausleger,
dessen obere Stützung der des letzten Kranes analog ist; die untere Führung hingegen
ist durch zwei Rollen a und b bewirkt, welche auf der dem Ausleger zugekehrten Seite liegen (Fig. 28).
Das Windwerk betreibt ein vollständig geschlossener Motor M
I von 30 bei 600 Minuten-Umdrehungen, welcher durch zweifache
Räderübersetzung seine Bewegung auf die Trommel von 510 mm Durchmesser überträgt.
Zur Abstützung der Last dient eine Reibungsklinkenbremse, die durch Fig. 32
dargestellt ist.
Textabbildung Bd. 313, S. 52
Fig. 31.Drehkran für 2500 kg Tragkraft von der Mannheimer Maschinenfabrik
Mohr und Federhaff.
Beide Reibungsklinken sind exzentrisch zur Scheibe gelagert, mit Lederscheiben
armiert und werden durch Federn an die Bremsscheibe angedrückt. Die Umfangskraft auf
die Bremsscheibe bezogen ist bei voller Belastung ohne Berücksichtigung der
Wirkungsgrade:
P=2500\,.\,\frac{18}{72}\,.\,\frac{510}{700}=455\mbox{
kg.}
Bei f = 0,25, α = 0,7
ergibt sich
\frac{T}{t}=3,00, T –
t = 455, T = 682,5 kg, t = 227,5 kg.
Die Flächenpressung ist sonach:
an
der
Auflaufstelle
p_1=\frac{T}{b\,r}=\frac{682,5}{8\,.\,35}=2,44\mbox{
kg/qcm,},
„
„
Ablaufstelle
p_2=\frac{t}{b\,r}=\frac{227,5}{8\,.\,35}=0,81\mbox{
kg/qcm,}.
Zum Senken der Last ist das holzarmierte Bremsband zu lösen, was in dem vorliegenden
Falle geschieht durch Vorlegen des Schalthebels vom Steuerapparat H des Hubwerkes. Die Bremse wird durch Gewicht G angezogen gehalten. Durch das Gestänge c, d, e ist dieselbe derart mit dem Steuerhebel des
Schaltapparates H in Verbindung gebracht, dass die
Bremse, wie auch die Figur zeigt, gelöst wird, wenn der Hebel in die Stellung
„Senken“ gebracht wird, wobei er gleichzeitig den Motor auf Rücklauf
schaltet.
Der Drehmotor M II von 6 bei 1030
Minuten-Umdrehungen, ebenfalls vollständig geschlossen, überträgt durch eine
Reibungskuppelung, die durch Fig. 33 besonders
dargestellt ist, seine Arbeit auf ein Schneckengetriebe und durch Vermittelung
zweier Stirnräderpaare auf den Kran. Die Reibungskuppelung ist zur Arretierung des
Kranes gegen Wind als Feststellbremse ausgebildet; es wird eine Bremsbacke an ihren
Umfang angepresst. Um die bei Abstellen des Motors II
im Drehwerk vorhandene Energie zu vernichten, wird derselbe als Dynamo im Sinne der
früheren Ausführungen (S. 40) geschaltet.
Die Geschwindigkeiten für Hub- und Drehbewegung ergeben sich aus folgender
Rädertabelle:
Rädertabelle.
Bezeich-nungen
Durchmesser
Zähne-zahl
Teilung
Material
Bemerkungen
r1 : R1r2 : R2
300 : 1200258 : 1032
25 : 10018 : 72
12π45
RohhautgussStahlguss
Hubwerk
r3 : R3r4 : R4r5 : R5
Schnecke206,3 : 825220 : 1849
2 : 6612 : 4810 : 84
27,55469,12
Guss„„
Drehwerk
Textabbildung Bd. 313, S. 53
Fig. 32.Reibungsklinkenbremse zum Drehkran von 2500 kg Tragkraft von der
Mannheimer Maschinenfabrik Mohr und Federhaff.
Hubgeschwindigkeit:
v=\frac{600}{60}\,.\,\frac{25}{100}\,.\,\frac{18}{72}\,.\,0,510\,.\,\pi\,.\,\frac{1}{2},
v = 0,500 m/Sek.
Theoretische Arbeitsleistung:
N_t=\frac{2500\,.\,0,5}{75}=16,67\mbox{ HP.}
Der Motor von 30 wird also gerade normal belastet bei einem Wirkungsgrade
\eta=\frac{16,67}{30}=0,56.
Bei der reichlichen Bemessung der Rollendurchmesser, der guten
Ausführung und sorgfältigen Schmierung aller Teile ist zu erwarten:
η = 0,922 . 0,954 = 0,69.
Eine Belastung des Motors auf 30 dürfte sonach bei den
normalen Betriebsverhältnissen gar nicht eintreten. Dass man bei neueren
Ausführungen den Motor kleiner nimmt und mit Recht, wurde bereits ausgeführt.
Für das Räderpaar r2R2 ergibt sich die
Umfangskraft
P=\frac{2500}{2}\,.\,\frac{510}{1032}\,.\,\frac{1}{0,94^4}=760\mbox{
kg.}
Daraus folgt:
P = kbt,
760 = k . b .
t = k . 12 . 4,5,
k=\frac{760}{12\,.\,4,5}=14;
Drehgeschwindigkeit:
v=\frac{1030}{60}\,.\,\frac{2}{66}\,.\,\frac{12}{48}\,.\,\frac{10}{84}\,.\,2\,.\,10,6\,.\,\pi,
v = 1,03 m/Sek.
Es erübrigt, auf die sorgfältige Ausführung der Einzelheiten des Kranes, die
vorzügliche Zugänglichkeit aller Teile, Ermöglichung der Schmierung auch der
entferntesten Rollenlager hinzuweisen.
Drehkran für Q = 2500 kg Tragkraft und
5,35 m Ausladung.
Dieser Kran ist durch die Fig.
34 und 35
dargestellt und ist eine Ausführung der Benrather
Maschinenfabrik in Benrath bei Düsseldorf. Die Fundamentplatte des Kranes
ist als Hohlgussstück ausgebildet und nimmt das ganze, höchst kompendiös gebaute
Windwerk auf.
Textabbildung Bd. 313, S. 53
Fig. 33.Reibungskuppelung zum Drehkran von 2500 kg Tragkraft von der
Mannheimer Maschinenfabrik Mohr und Federhaff.
Ein vollständig geschlossener Hauptstrommotor M1 der Union
Elektrizitätsgesellschaft Berlin ist direkt mit einem Stirnrad er Vorgelege
zusammengebaut (r1R1), welches zur
Dämpfung des Geräusches in ein Gussgehäuse eingeschlossen ist. Von hier treibt ein
zweites Stirnräderpaar r2R2 die
Trommel r von 400 mm Durchmesser an. Zur Abstützung der gehobenen Last
und gleichzeitig zur Vernichtung der beim Abstellen vorhandenen Bewegungsenergie
dient die holzarmierte Bandbremse mit Gewichtsbelastung und Magnetauslösung.
Die Drehbewegung leitet Motor M2 ein, welcher durch eine nachgiebige
Lederscheibenkuppelung das Schneckengetriebe r3R3 und damit die vertikale Welle mit dem Ritzel r4 treibt. r4 greift in den
festliegenden Zahnkranz R4 ein und schwenkt so den Ausleger um die feste Säule.
Verschliesst man die Oeffnungen in dem Gussgehäuse durch Thüren o. dgl., so ist das
ganze Windwerk geschützt.
Textabbildung Bd. 313, S. 54
Drehkran für 2500 kg Tragkraft von der Benrather Maschinenfabrik.
Zu bemerken ist noch, dass dieser Kran nur mit Magnetbremse versehen ist, eine
Regelung der Lastsenkbewegung also nur durch entsprechende Schaltung des Motors
möglich wäre, etwa Kurzschluss als Dynamo.
(Fortsetzung folgt.)