Titel: | Fortschritte im Bauwesen. |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 72 |
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Fortschritte im Bauwesen.
(Schluss des Berichtes Bd. 312 S.
102.)
Fortschritte im Bauwesen.
Bildung der Fussböden und Decken.
Ueber die Herstellung von Eisen- und Holzbalkendecken unter Verwendung von hohlen
porösen Gewölbsteinplatten mit besonderer Berücksichtigung seines D. R. P. Nr.
87861, Holzbalkendecke betreffend, macht H. Bilguer in
Schwerin einige zusammenfassende Bemerkungen im Mecklenburgischen Gewerbeblatt, dessen Inhalt wir nachstehend kurz
wiedergeben.
Der Wunsch, die hölzernen Decken durch feuersichere zu ersetzen, hat schon frühzeitig
dahin geführt, gewölbte Decken anzuwenden. Während man früher des Gewölbeschubes
wegen sehr starke Mauern und Pfeiler anlegen musste, werden jetzt durch die
Fortschritte in der Eisenindustrie massive Decken mit Benutzung von eisernen
⊤-Trägern hergestellt. Die Ausfüllung zwischen den Trägern hat eine mannigfache
Ausbildung erfahren.
Von den vielem neuen Konstruktionen sind die Kleine'schen und Schürmann'schen Decken
erwähnenswert. Erstere besteht aus einem flachen Gewölbe mit in die Fugen
eingebetteten, von Auflager zu Auflager reichenden, hochkantig gestellten Bandeisen.
Schürmann verwendet zur Herstellung von wagerechten
Decken eigens dazu hergestellte Wellblechschienen, welche zwischen die ⌶-Träger
verlegt und mit Weinen, 30 bis 40 cm breiten Kappen ausgewölbt werden. Bas Einlegen
von dünnen Bandeisen, Wellblechschienen u.s.w. hält der Verfasser für überflüssig,
weil man ein flaches Gewölbe von hochkantigen Ziegeln recht gut bis zu sechs
Steinlängen ausführen könne, wenn das Widerlager unverrückbar ist und guter
Cementmörtel verwendet wird.
Soll die Entfernung der eisernen Träger über 1,50 m betragen, so werden auf den
unteren Flansch derselben ⊥-Eisen gelegt und die Zwischenräume eingewölbt.
Die bisher als Ersatz der Holzbalkendecken vorgeschlagenen Eisenbalkendecken
erfordern so hohe Kosten, dass ihre Anwendung gegenüber den Holzbalkendecken nur
gering gewesen ist.
Nachdem man die Windelböden wegen des langsamen Austrocknens verlassen hat, wird
jetzt allgemein die Einschubdecke ausgeführt. An beiden Seiten der Balken Werden
Latten genagelt und auf diese Bretter gelegt, welche einen starken feuchten
Lehmauftrag erhalten. Die Untersicht der Balken wird mit Brettern verschalt, verehrt
und mit Putz versehen. Durch diese Bestandteile wird viel Feuchtigkeit in den Bau
gebracht, durch deren Eintrocknen eine baldige Kapitalverzinsung verzögert wird.
Dies veranlasste, mit dem Systeme der Windel- und Einschubdecken zu brechen. Vor
allen Dingen muss der Auftrag von Lehm und Schutt in Wegfall kommen. Denn was
mitunter für Material unter der Bezeichnung „Auftrag und Ausfüllung“ in
die Neubauten eingeschleppt wird, ist geradezu Schrecken erregend.
Es ist nun allgemein bekannt, dass diese so hergestellten Decken die schwächste
Stelle bilden, weil durch das Eintrocknen und Werfen der Windelbödenhölzer und der
Schalbretter Risse sich bilden, und Maurer und Maler sehr oft die schadhaften Decken
mit neuem Putz und Anstrich versehen müssen.
Es hat auch hier an Vorschlägen zu Verbesserungen nicht gefehlt, besonders wurden in
den Vereinigten Staaten von Amerika viele neue Konstruktionen angewandt, welche zwar
in Deutschland wenig Verbreitung gefunden haben, aber Anregung zur Vervollkommnung
der Holzbalkendecken gegeben haben. Bei der Herstellung von porösen Steinen und
Platten, welche mit grösster Druckfestigkeit geringstes Gewicht vereinigen, die zur
Herstellung von leichten Wänden, Eisen- und Holzbalkendecken in den letzten Jahren
viel verlangt wurden, machte sich Verfasser näher mit den Eigenschaften solcher
porösen Steine bekannt.
Die Anfertigung geschieht aus bestem Thon, der mit Sägespänen gemischt wird. Die
Läufer und Köpfe, welche zur Herstellung von leichten Wänden verwandt werden,
erhalten die Grösse des Normalformats. Zur Ausführung von flachen Gewölben bei
Eisenbalkendecken werden die Läufer 25 cm lang, 12 cm breit und 10 cm hoch mit den
sogen. Schienendecksteinen angefertigt. Die Gewölbedeckplatten zu Eisen- und
Holzbalkendecken werden in Längen von 50 bis 100 cm und in den Querschnitten 25 cm ×
6,5 cm, 12 cm × 10 cm und 15 cm × 20 cm hergestellt.
Eingehende Prüfungen ergaben, dass diese porösen Fabrikate grosse Dichtigkeit gegen
Wärme, Kälte, Feuchtigkeit und Schall besitzen, sicherer gegen Feuer sind als
gewöhnliche Backsteine, eine ziemlich hohe Tragfähigkeit und die Eigenschaft haben,
sich sägen und nageln zu lassen. Das Gewicht eines Steines in der Grösse des
Normalformats beträgt 1,6 kg und in der Grösse von 25 cm × 12 cm × 10 cm = 2 kg. Die
Druckfestigkeit beträgt nach amtlichen Feststellungen bei Mittelbrand 48 kg für 1
qm. Werden die Gewölbsteinplatten mit gutem Cementmörtel eingelegt und die
Widerlager von oben gut vergossen, so beträgt die Tragfähigkeit gegen 5000 k/qm.
Diese Eigenschaften veranlassten den Erfinder, die leichten porösen Steinplatten auch
zwischen Holzbalken zur Anwendung zu bringen. Versuche ergaben günstige Resultate.
Er armierte die hölzernen Deckenträger beiderseits mit Winkelschienen, welche als
Widerlager für die dazwischen einzuspannenden Gewölbeplatten dienen und ihrerseits
durch die eisernen Querstreben in gleichem, beim Nachtrocknen der Holzbalken sich nicht
verminderndem, gegenseitigem Abstande erhalten werden. Diese neue Konstruktion ist
durch D. R. P. geschützt.
Auch bei den Holzbalkendecken kann man einfache ⊥-Eisen zwischen die an den Balken
armierten 'Winkeleisen legen und mit porösen Lochsteinplatten einwölben. Die
Verwendung von Steinplatten ermöglicht es, bei Eisenbalkendecken das Einschalen und
Einwölben, bei Holzbalkendecken das Einbringen der Einschubbretter, sowie des
Lehmauftrages, Verschalung und Verrohrung zu vermeiden. Die Steinplatten können von
jedem Arbeiter in Cementmörtel nebeneinander in ⌶-Träger oder zwischen Winkeleisen
bei Holzbalken eingeschoben und von oben an den Widerlagern mit Cementmörtel
vergossen werden. Durch die grossen Hohlräume und durch die Porosität der
Gewölbsteinplatten erreicht man eine grosse Isolierung und Feuersicherheit. Durch
das System der vollständigen Verkleidung der ⌶-Träger durch die Schienendecksteine
und bei Holzbalken durch Verkleidung der Unterschicht der Balken mit 2 cm starken
porösen Steinplatten wird jedem Schwitzen und Tropfen vorgebeugt. Um eine bessere
isolierende Wirkung, als es durch unsere bis jetzt angewandten Luftschichten möglich
war, zu erreichen, werden von porösen Lochsteinen im Inneren vor den Aussenwänden
Hohlräume zur Abhaltung der Mauerfeuchtigkeit angelegt. Das geringe Gewicht der
porösen Steine ermöglicht die Verwendung wesentlich leichterer und somit billigerer
eiserner ⌶-Träger und Balken.
Textabbildung Bd. 313, S. 72
Fig. 1.Holzbalkendecke mit porösen Lochsteinplatten.
Fig. 1 veranschaulicht die Ausführungsweise der vorhin
erwähnten Decken. Eine Vergleichung der Kosten verschiedener Systeme enthält ein
Kostenanschlag, der dem Rundschreiben des Erfinders beiliegt. Wir teilen dasselbe
nicht mit, da die Bedeutung zu sehr von den örtlichen Verhältnissen abhängt.
In nachstehendem beschreiben wir noch einige Deckenkonstruktionen, bei denen
besondere Rücksicht auf einen erheblichen Widerstand gegen Feuersgefahr gelegt
worden ist, die aber gleichzeitig keine zu grosse Belastung der tragenden Bauteile
verursachen.
Golding stellt nach D. R. P. Nr. 89516 eine Decke von
Cement und Eisen in der Weise her, dass ⊔-förmiges Walzeisen mit der Oeffnung nach
oben gebogen, auf die Flanschen der Träger gelegt (Fig.
2) und das Ganze über Bretterverschalung mit Beton oben übergossen wird,
so dass der Raum zwischen den Trägern ausgefüllt ist. Auf diese Bogenrippen werden
Netze oder Gitter wagerecht gelegt und darauf zur Verbindung eine Schicht Beton
aufgetragen.
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Fig. 2.Decke von Golding.
Bei dem D. R. P. Nr. 83133 von Otto in Berlin wird das
zu überdeckende Feld durch Mauerwerksrippen in eine Anzahl gleicher Teile geteilt
und die Zwischenräume mit Beton ausgefüllt. Der Vorteil dieser Herstellung liegt
darin, dass die Mörtelmasse in kleinen Mengen verwendet werden kann, so dass sie
sich sofort mit den Steinrippen verbindet. Wird Beton allein verwendet, so muss die
Mischung von Cement und Kies gleich für ein ganzes Deckenfeld hergestellt werden,
damit die Füllung ununterbrochen erfolgen kann und nicht Anschlussstellen von
mangelhafter Beschaffenheit entstehen.
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Fig. 3.Decke von Kapferer.
Das unter Nr. 85534 erteilte (bereits erloschene) D. R. P. von Kapferer in Biebrich bezieht sich auf eine „aus zwei
Platten bestehende scheitrechte Decke“, bei welcher die Stossfuge zweier aus
Gips oder Cement bestehenden Hohlplatten (Fig.
3) in ihrem unteren Teile von der senkrechten Richtung in eine schräge
übergeht, um das gemeinsame Niederklappen der mit ihren äusseren Enden auf die
Deckenträger aufgelegten Platten zu erleichtern.
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Fig. 4.Feuersichere Decke von Astley und Willis.
Das D. R. P. Nr. 71205 von Astley und Willis in London
gilt für eine „feuersichere Decke“, bei welcher zwischen die eisernen Träger
aus Beton oder gebranntem Thon hergestellte Füllungsträger von ⊥-förmigem
Querschnitt gelagert sind (Fig. 4), die unten eine
geschlossene Fläche bilden, welche die Flanschen der eisernen Träger verdeckt; ihr
Steg ist durchlöchert, so dass der ganze Hohlraum der Decke zusammenhängt und der
äusseren Luft Zutritt gestatten kann. Auf die gekrümmten Querstege werden
Blechplatten oder Ziegel gelegt und die Brücke dann mit Beton oder anderem
Füllmaterial abgeglichen.
Die Kleine'sche Decke wurde durch das D. R. P. Nr. 81123
von Bruno in Detmold dahin abgeändert, dass an Stelle
der hochkantig gestellten Eisenstäbe in die Fugen der Steine, und zwar in deren
ganzer Höhe, Drahtgewebe eingebettet werden, welche ohne Unterbrechung in
schlangenförmigen Windungen durch die ganze Decke hindurchgeführt sind.
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Fig. 5.Cementdielen von Böcklen.
Böcklen in Lauffen a. Neckar stellt flache oder gebogene
Cementdielen her, die durch sechskantige bienen-zellartige Aussparungen im Gewichte
erleichtert und unten geschlossen sind. Die Weise des Einbauens und der Form wird in
Fig. 5 dargestellt.
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Fig. 6.Spiegelgewölbe mit Kämpfereinspannung von Koenen.
Ein biegungsfestes Spiegelgewölbe mit Kämpfereinspannung hat Koenen in seinem D. R. G. M. Nr. 68190 angegeben. Dasselbe wird ausgeführt
von der Aktiengesellschaft für Beton- und Monierbau in
Berlin. Zwischen ⌶-Trägern (Fig. 6), die 1,5 bis 6 m
Abstand haben, werden Drähte oder Rundeisen von 5 bis 13 mm Durchmesser im Abstand
von 6 cm gespannt, die Enden um die Flanschen der Träger geschlungen und das Ganze
dann in Beton eingebettet.
Als Vorzug dieser Bauweise werden die geringe Konstruktionshöhe und der geringe Stoff
aufwand angegeben.
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Fig. 7.Hängegurtträgerdecke von Möller.
Es sei noch die Hängegurtträgerdecke (D. R. G. M. Nr. 28878), Fig. 7, von Möller in
Braunschweig erwähnt. Dieselbe stellt eine Cementtafel dar, welche auf
fischbauchartigen Stegen mit Zuggurtungen aus Flacheisen ruht. Letztere sind an den
Trägern verankert.
Die Zahl der Stege richtet sich nach der Breite der Decke; die Spannweiten gehen bis
zu 15 m. Die Konstruktion wird empfohlen für Stalldecken, Speicherdecken, Brücken
für Fussgänger, Chausseen, Eisenbahnen. Die Decken sind nach der Badischen Gewerbezeitung einfach, und sollen billig
sein.
Bei der Decke von Otto in Berlin (D. R. P. Nr. 73586)
ist der Stein oben geschlossen und erweitert sich nach unten, wie in Fig. 8 und 9 angedeutet. Im oberen
Teile sind kurze Eisen eingebettet, mittels deren der Stein an das Flacheisen
aufgehängt wird, die auf zwei Trägern ruhen. Die an die ⌶-Träger anstossenden Steine greifen unter
deren Manschen über, so dass das Eisen völlig verdeckt wird. Nach dem Verlegen der
Steine wird die konische Fuge von oben mit Mörtel vergossen.
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Decke von Otto.
Die Zeitschrift für Baumaterialienkunde beschreibt einen
Stein für Fig. 9.
Decken. O. Förster in Schönebeck a. E. versieht seine
feuerfesten und schwammsicheren Hohlsteine mit geneigten Seitenwänden aa1 und bb1 (Fig. 10 und 11), die
entgegengesetzten Seiten jedes Blockes können einander parallel, wie in Fig. 10, oder
entgegengesetzt zu einander geneigt sein, wie in Fig. 11. Hohlräume c durchziehen die Steine. Unter der Ueberschrift
„neuere schwamm- und feuersichere Deckenkonstruktionen“ beschreibt das
Centralblatt der Bauverwaltung einige neuere
Erscheinungen auf diesem Gebiete.
Textabbildung Bd. 313, S. 73
Decke von Förster.
1. Die von der Firma M. Czarnikow und Co. in Berlin
ausgeführte und „Horizontaldecke“ genannte Konstruktion nach dem System Mossner (D. R. G. M.) wird in Stärken von 8, 10 oder 12
cm, je nach der Stützweite, hergestellt und besteht aus Reihen von Formsteinen, die
auf kleinen ⊥- oder ⌶-förmigen Querträgern zwischen ⌶-förmigen Hauptträgern in
Cementmörtel verlegt werden. Die zur Verwendung kommenden Formsteine sind porige
Lochsteine und erhalten an den Seiten Ausklinkungen zur Aufnahme der Querträger und
des Deckenputzes (Fig.
12). Die ⌶-Eisen werden mittels Maschinen geschnitten und an den Enden den
Unterflanschen der Hauptträger entsprechend gekröpft. Sie erleiden nach
Fertigstellung der Decke vorwiegend Zugspannung, wie bei der Monier-Bauweise; die
Decke besitzt eine grosse Tragfähigkeit. Durch die eigenartige Form der Steine wird
das zeitraubende und kostspielige Ein- und Ausschalen der Lehrrüstungen überflüssig.
Einige Ausführungsarten ergeben sich aus den Fig. 13 und 14.
Textabbildung Bd. 313, S. 73
Horizontaldecke nach dem System Mossner.
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Fig. 15.Donath'sche Hohlsteindecke.
2. Die Donath'sche Hohlsteindecke (Fig. 15), welche der eben beschriebenen in vieler
Beziehung gleicht, wird durch die Abbildung ausreichend erläutert.
3. Die Decke von Kopp ist aus gewöhnlichen Schwemmoder
Ziegelsteinen erbaut; infolgedessen sind die Kosten geringer, ein Gleiches dürfte
jedoch auch von der Tragfähigkeit gelten.
4. Die Wingen'sche Decke (D. R. P. Nr. 70873), Fig. 16 bis 19, kann man sich aus
Ziegeln eines gewöhnlichen Gewölbes bestehend denken, die nach oben und unten
Ansätze von einer solchen Form haben, dass eine ebene, wagerechte Ober- und
Unterfläche entsteht. Der mittlere und obere Teil ist dabei mit Mörtel eingewölbt,
während die Fugen der unteren Ansätze hohl bleiben, um den Patz besser haften zu
lassen. Die Träger liegen 1 m weit voneinander. Ist das Längenmass des zu
überspannenden Raumes nicht durch ganze Meter teilbar, so ergibt sich an dem Ende
ein kleineres Feld als 1 m, dessen Herstellung ebenso leicht ist wie die der
anderen. Die Ungleichheit der Teilung ist von keiner Bedeutung, da die
Deckenunterfläche vollständig verputzt wird. Um den Putz besser haften zu lassen,
sind an den Steinen Rillen angebracht, während unter den Trägern eine 1 cm starke
Cementschicht angetragen wird. Zu der Decke gehören nur fünf verschiedene
Steinformate; abweichende Kappenbreiten sind, wie Fig. 19 zeigt, mit
Zuhilfenahme gewöhnlicher Mauersteine a leicht
herzustellen. Durch die teilweise offenen Stirnfugen treten die Hohlräume
miteinander in Verbindung und halten die Decke luftig und warm. Bei grösseren
Trägerhöhen finden Ausfüllungen durch Schlackenbeton, Sand, Lehm u. dgl. statt.
Vorzüge dieses Systems dürften folgende Punkte sein: 1. Die Decke kann wegen ihrer
wagerechten Unterfläche und wegen des durchgehenden Putzes hinsichtlich ihrer
weiteren Ausstattung und Dekoration genau wie eine freie, wagerechte Decke behandelt
werden und eignet sich besonders zur Ueberdeckung unregelmässig gestalteter Räume.
2. Eine Hinterfüllung mit Sand, Lehm o. dgl. ist unnötig. 3. Unter Umständen sind
das Gewicht und die Herstellungskosten geringer als bei gewöhnlichen gewölbten
Decken. 4. Die Hohlräume der Decke können zur Lüftung und zur Durchleitung warmer
Luft benutzt werden, wo dies, wie bei Wohnräumen über Durchfahrten oder Läden,
erwünscht ist. 5. Zur Ausführung ist nur eine einfache Bretterrüstung
erforderlich.
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Fig. 16.Wingen'sche Decke.
Textabbildung Bd. 313, S. 73
Wingen'sche Decke.
Die Ziegel haben meist 16 cm Höhe, wie sie für die gewöhnliche Spannweite von 1 m
passen. Das Gewicht der Decke für 1 qm beträgt bei Verwendung von porigen
Lochsteinen etwa 180 kg. Um nicht zu hohe Träger zu erhalten, dürfen die Abmessungen
der zu überspannenden Räume nicht zu gross werden, auch würde in diesem Falle keine
vollständige Ausnutzung der Tragfähigkeit der Träger möglich sein, weil sie schon
der Durchbiegung wegen einen Querschnitt von grösserer Höhe erhalten müssten, als
durch die Belastung geboten wäre. Die mit der Decke vorgenommenen Belastungsproben
haben günstige Ergebnisse gezeigt, und bei der Ausführung in grösserem Massstabe hat
sich das System bewährt.
Eine eingehende Würdigung der verschiedenen hierhin gehörigen Systeme wird erst nach
längeren praktischen Erfahrungen möglich sein.
Es ist eine allgemein beobachtete Thatsache, dass in einzelnen Räumen sich bei
mangelnder Lüftung ein Modergeruch einstellt, dass an der Wand die Tapete feucht ist
und nicht fest anhaftet, der Anstrich zerstört wird oder der Holzfussboden in
wenigen Jahren anfault. Es rührt dieses von Feuchtigkeit her, welche entweder vom
Erdreich oder von ausserhalb in die Mauern und Böden eindringt, diese durchnässt und
zu den oben erwähnten Uebelständen Veranlassung gibt. Die weitere Folge dieser
Feuchtigkeit ist die Bildung von Mauer- bezw. Holzschwamm und sonstigen Pilzen,
welche sowohl das Mauerwerk wie das Holz rasch zerstören. Der Aufenthalt in feuchten
Räumen ist bekanntlich dem Organismus ungemein schädlich. Die mikroskopisch kleinen
Pilzsporen, welche, unsichtbar in der Luft schwebend, den Raum anfüllen, verursachen
in den Atmungs- und Verdauungsorganen die schlimmsten Krankheiten; auch verderben
die in solchen feuchten Räumen lagernden Nahrungsmittel in kürzester Zeit. Man
behalf sich bisher damit, die Wände mit undurchlässigen Bekleidungen als Pappe-,
Zinkblech-, Cement- oder Asphaltbewurf zu versehen, die Fussböden auf
Schlackeunterlage herzurichten oder mit einem desinfizierenden Anstrich zu versehen.
Alle diese Anordnungen erfüllten keineswegs den beabsichtigten Zweck, sie trugen
vielmehr teilweise dazu bei, das Werk der Zerstörung zu beschleunigen, weil die
Ausdünstung gehindert wurde, die Feuchtigkeit überhand nahm und die bislang noch
nicht infizierten Mauer- und Fussbodenteile ergriff. Wenngleich in fast allen
Gewerben mit bestem Erfolge der natürliche atmosphärische Luftstrom als Mittel zum
Trocknen nasser Gegenstände Anwendung findet, so wird im Baufach dieser elementare
Grundsatz selten verwertet, trotzdem es auf der Hand liegt, dass die relativ
trockene atmosphärische Luft mit genügender Schnelligkeit an der feuchten Mauer
vorbeigeführt oder unter dem Fussboden durchgeführt, diesen die Feuchtigkeit
entzieht, abgesehen davon, dass eine Luftströmung bekanntlich das sicherste
Tödtungsmittel gegen fäulniserregende Pilze, besonders gegen den mit Recht so
gefürchteten Hausschwamm (Merulius lacrimans) ist. Diese eigentlich so nahe liegende
Idee hat dem Baumeister Fischer Veranlassung
gegeben, eine Falzbaupappe (D. R. P. Nr. 72880 und D. R. G. M. Nr. 15081), genannt
„Kosmos“, herzustellen, welche aus vorzüglicher Asphaltpappe falzartig
gepresst ist, gegen die nasse Wand angeheftet wird und zwischen sich und der
Mauerfläche ein System senkrecht aufsteigender Kanalchen bildet, welche eine
natürliche automatische Luftströmung entlang der Mauerfläche hervorrufen und dieser
infolge der steten Lufterneuerung beständig Feuchtigkeit entziehen. Messungen haben
ergeben, dass die am Fussboden durch geeignete Anordnung der Fussleiste dort
eintretende ziemlich trockene Luft bei ihrem Austritt unter der Decke einen ganz
bedeutenden Feuchtigkeitsgehalt hatte. Der Luft wird der Zutritt zu den zwischen
Falzpappe und Mauerfläche befindlichen senkrechten Kanälchen durch entsprechende
Anordnung der Fussleiste angewiesen, die unter der Decke befindliche wärmere Luft
wirkt saugend, zieht den Luftstrom in den Kanälchen in die Höhe, welcher dort,
nachdem er der Mauer einen Teil der Feuchtigkeit entnommen, unter der Decke austritt
oder in einen in der Nähe befindlichen Rauchzug abgeführt wird. Durch gegenüber
liegende Anordnung der Ventilationsfassleisten wird der Luftstrom auch unter den
Fussboden geführt und vollführt dort die gleiche Austrocknung und Tötung des Mauer-
und Holzschwammes. Die Falzbaupappe erhält nach Aufbringung auf die Wand einen
gewöhnlichen Wand-Gips oder Cementputz, welcher einschliesslich der Falzpappe nicht
dicker ist, als der vorher entfernte nasse Wandputz. Eine Verkleinerung des Raumes
mit nachfolgender Aenderung der Deckenleiste findet daher nicht statt. Die
Ausführung der Trockenlegung geschieht in kurzer Zeit und ohne nennenswerte
Beeinschränkung. Der Verputz lässt sich infolge der eigenartigen Anordnung der
Falzbaupappe leicht und fest anbringen. Der auf der Falzpappe angebrachte Verputz
trocknet in kurzer Zeit, da er von der Feuchtigkeit der Wand durch die vollkommen
wasserdicht asphaltierte Falzpappe getrennt ist, also nur die dünne Putzschicht
allein zu trocknen braucht. Im allgemeinen können deshalb schon nach wenigen Tagen
Tapeten aufgeklebt werden.