Titel: | Neuerungen an Fahrrädern. |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 139 |
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Neuerungen an Fahrrädern.
(Fortsetzung des Berichtes S. 121 d.
Bd.)
Neuerungen an Fahrrädern.
b) Kette und
Kettenrad.
Die Kettenradbefestigung (D. R. P. Nr. 101449) der G. L.
Thompson Mfg. Company in Chicago ist so eingerichtet, dass, wenn eine
Lockerung des Kettenrades auf der Achse eintritt, dasselbe mittels der
aufschraubbaren Tretkurbel festgezogen werden kann, ohne dass die Stellung dieser
Kurbel zur Gegenkurbel eine unrichtige würde.
Erreicht wird dies dadurch, dass, wie Fig. 90 zeigt, die
aufschraubbare Tretkurbel a2 nicht unmittelbar auf dem Gewindezapfen der Tretkurbelachse a aufgeschraubt ist, sondern auf einer besonderen
einstellbaren Hülse sitzt, während die Tretkurbel a1 mit der Achse a aus
einem Stück besteht.
Das Kettenrad o wird auf die Achse a aufgeschoben und zwar umschliesst ein viereckiges
Loch b1 der Radnabe
einen entsprechend profilierten Teil a5 der Achse, der ausserdem nach aussen sich
keilförmig verjüngt. Dieser Teil a5 setzt sich in einen Gewindezapfen a6 fort, der
beträchtlich dünner ist und zur Aufnahme der Regelungshülse c0 dient, die annähernd gleiche Länge wie
der Zapfen a6, und auf
dem grössten Teil ihrer Länge auch aussen Gewinde zur Aufnahme der aufschraubbaren
Tretkurbel a2 hat.
Das der Gegenkurbel a1
zugekehrte Ende c der Regelungshülse c0 ist mit einem
eckigen Flansch c1
versehen (Fig.
91), welcher in das Loch b1 des Kettenrades b
hineinpasst.
Letzteres tritt über den viereckig profilierten Teil a5 der Achse genügend weit hervor, um den
Flansch c1 der
Regelungshülse noch aufzunehmen.
Textabbildung Bd. 313, S. 139
Kettenradbefestigung der Thompson Mfg. Co.
Wie schon erwähnt, soll im Falle einer Lockerung des Kettenrades dasselbe mittels der
Tretkurbel a2
festgezogen werden. Da sich aber nun die beiden Tretkurbeln in einer bestimmten
Stellung zu einander befinden müssen, kann das Kettenrad nicht direkt mit der Kurbel
a2 festgezogen
werden, sondern letztere wird abgeschraubt und das Kettenrad abgenommen. Die
Regelungshülse wird jetzt nach Bedarf gedreht, und erfährt dadurch eine Verlegung
auf dem Gewindezapfen a6, die ⅛, 1/4 oder ½ der Steigung des Gewindes zur Verbindung von Hülse
und Achse, je nach Bedarf, betragen kann. Auf diese Weise kann man also die
Winkelstellung der Kurbel a2, bei welcher das Kettenrad in die Pestlage gelangt, im voraus bemessen,
d.h. man kann in demselben Augenblick das Festziehen des Kettenrades auf seinen Sitz
herbeiführen, in welchem der Gewindeeinschnitt der Kurbel mit der Oeffnung b2 des Kettenrades zur
Deckung gelangt. Die Regelungshülse ist dadurch in ihrer eingestellten Lage
gesichert, dass ihr eckiger Mansch in das viereckige Loch b1 des Kettenrades eintritt, so dass die
Teile beliebig oft auseinander genommen werden können, ohne dass die genaue
Einstellung zu einander verloren geht.
Eine leicht zu behandelnde Exzenterkettenspannung (D. R. G. M. Nr. 115443) ist
diejenige der Express-Fahrradwerke, A.-G., vorm. Gebr.
Goldschmidt in Neumarkt bei Nürnberg. Bei derselben sind an jedem
Hinterradgabelende zwei kreisrunde Scheiben angebracht, in denen die Hinterradachse
exzentrisch gelagert ist. Von den erwähnten Scheiben werden je zwei gegeneinander
gepresst, und zwar sowohl durch eine Klemmschraube als auch durch die
Hinterradachsmuttern. Wie die Versuche ergaben, ist diese Befestigung durchaus
zuverlässig; ein Nachgeben infolge des Zuges der Kette und dadurch bewirktes Lockern
derselben ist ausgeschlossen.
Textabbildung Bd. 313, S. 140
Fig. 92.Kettenspannung von Gebr. Thomas.
Um die Kette nachzuspannen, hat man weiter nichts nötig, als auf jeder Seite sowohl
die kleinen Klemmschrauben als auch die Achsmutter bezw. den Aufsteiger etwas zu
lockern. Alsdann steckt man einen Schraubenschlüssel zwischen die Köpfe der beiden
Schrauben und dreht, indem man den Schlüssel als Hebel benutzt, das Exzenter vor-
oder rückwärts, je nachdem es erforderlich ist, wodurch die Kette entweder gespannt
oder gelockert wird. Nachdem man die Exzenterscheiben auf beiden Seiten des Rades in
dieselbe Stellung gebracht hat, wird das Rad in den Hintergabeln oben und unten
genau in der Mitte stehen. Alsdann hat man nur nötig, die gelockerten Schrauben
wieder anzuziehen.
Die Kettenspannung „Blitz“ (D. R. G. M. Nr. 59470) der Blitz-Fahrradwerke von Gebr. Thomas in
Bautzen-Seidau hat sich bereits mehrere Jahre hindurch als praktisch erwiesen.
Mittels derselben vermag man binnen weniger Augenblicke auf einfache, mühelose Weise
der zu schlaff gewordenen Kette wieder die erforderliche Spannung zu geben, ohne
dabei Gefahr zu laufen, durch Verschiebung der Konusse störend auf die Kugellager
einzuwirken und so deren Funktionstüchtigkeit und Dauerhaftigkeit zu
beeinträchtigen.
Während bei vielen anderen Fabrikaten die Festlegung der Konusse b und c (Fig. 92) durch Anziehen derselben mittels der Muttern
i direkt gegen die Gabelenden g, also in unlösbarer Gemeinschaft mit der Festlegung
der Hinterradachse a erfolgt, ist bei den Thomas'schen Fahrrädern die Festlegung dieser beiden
Radteile eine vollständig isolierte.
Der Konus b wird durch die Lagerscheibe f, der Konus c aber durch
die Mutter e und die Isolierscheibe d festgehalten. Die Festlegung der Hinterradachse a, welche nicht direkt in den Gabelenden, sondern in
den beiden Lagerscheiben f ruht, erfolgt durch Anziehen
der letzteren mittels der Muttern i gegen die
Gabelenden q. Die beiden Lagerscheiben f sind je mit zwei parallel laufenden, zur Aufnahme der
Gabelenden g bestimmten Querfalzen versehen,
welche zugleich ein Selbstdrehen und Lockerwerden dieser Scheiben
ausschliessen. Ausserdem findet sich zwischen der Mutter e und der linksseitigen Lagerscheibe f ein
kleiner Spielraum zur Regulierung der Kugellager vorgesehen. Diese Konstruktion
ermöglicht sonach, einerseits das Regulieren der Kugellager ohne gleichzeitiges
Lösen der Hinterradachse und andererseits das Lösen der Hinterradachse zum Zwecke
des Nachspannens der Kette u.s.w. ohne gleichzeitiges, unter Umständen die
Kugellager gefährdendes Freilegen der Konusse.
Textabbildung Bd. 313, S. 140
Fig. 93.Kettenverbinder von Mayweg.
Das Nachspannen der Kette geschieht in folgender Weise:
Man lockert zunächst die Muttern i und verschiebt sodann
mittels der Schrauben h und deren Muttern k die Achse a mit ihren
Lagerscheiben f in den Gabelenden g soweit nach rückwärts, bis die Kette die
erforderliche Spannung erlangt hat. Nachdem man sich alsdann noch davon überzeugt
hat, dass das Hinterrad mit dem Vorderrade genau spurt, zieht man zunächst die
Muttern i, und damit die Muttern k nicht verloren gehen, auch diese wieder fest an,
wonach sich das Rad in fahrbarem Zustande befindet.
Eine praktische Neuheit bringt L. Mayweg in Altena i.
Westf. in den Handel.
Wie Fig. 93 zeigt, bezweckt diese Vorrichtung eine
zerrissene Fahrradkette möglichst rasch wieder gebrauchsfähig zu machen, zu welchem
Zweck zwischen die zerrissene Kette b ein Zwischenstück
a eingeschaltet, und mittels Schrauben und Muttern
mit den beiden Kettenenden verbunden wird.
c) Naben und Kugellager.
Seit Jahren ist das Bestreben der Fahrradtechniker darauf gerichtet, die Breite des
Tretkurbellagers soweit zu verringern, als die Konstruktionsverhältnisse es irgend
gestatten. Der Grund hierfür liegt darin, dass das enge Tretkurbellager oder der
„enge Tritt“ eine grössere Kraftentfaltung und eine bessere Ausnutzung
der angewendeten Kraft gestattet; er macht ferner den Tritt senkrecht und damit
angenehm, hat einen günstigen Einfluss auf den ruhigen Gang und die Steuerung der
Maschine, schont die Lager, insbesondere diejenigen im Tretkurbelgehäuse, und
gestattet, dass die Kette mehr nach der Mittellinie der ganzen Maschine verlegt
wird, wodurch das lästige Federn und Verziehen des Rahmens nach der Kettenseite
vermieden werden.
Textabbildung Bd. 313, S. 140
Fig. 94.
Von den Mitteln, welche man anwendet, um den Tritt enger zu gestalten, erwähnen wir
z.B. das heute bei allen besseren Fabrikaten angewandte übergreifende grosse
Kettenrad, sowie die Befestigung der Pedalachsen in den Kurbeln durch blosses
Einschrauben unter Fortlassung der Gegenmuttern.
Wie Fig. 94 zeigt, hat sich auch die Nabenlänge von
Jahr zu Jahr vermindert. Mit der 99er Form glaubte man schon am äussersten
angekommen zu sein, da man schon damit an die Steifigkeit des Rades die höchsten
Anforderungen stellte.
Durch diese Mittel ist man nun dazu gelangt, die Entfernung der Mittellinie der Kette
von der Mittellinie des ganzen Fahrrades auf 35 bis 40 mm zu verringern.
Die Erfindung von H. Schmidt, Direktor der Express-Fahrradwerke A.-G., in Neumarkt bei Nürnberg,
greift nun die
Sache an einem anderen Punkte an, wodurch es gelungen ist, dieses Mass, welches
gewöhnlich kurzweg mit „Kettenlinie“ bezeichnet wird, bei Tourenmaschinen bis
auf 29 mm zu reduzieren, wobei trotzdem ein reichlicher Zwischenraum zwischen Kurbel
und Kette bleibt, so dass die Gefahr vermieden wird, dass sich die Kette auf der
Kurbel fängt und dadurch ein Unglücksfall hervorgerufen wird. Ermöglicht wird diese
Konstruktion durch eine neue Radspannung (Fig. 96 und 97), bei welcher die
Entfernung zwischen den Flanschen jeder Nabe nur 38 mm beträgt, ohne dass die
Steifigkeit des Rades beeinträchtigt wird. Wollte man ein Rad mit so schmaler Nabe
in der bisherigen Weise mittels Tangentspeichen spannen, so würde es keine genügende
Steifigkeit erhalten und bei der geringsten Belastung umkippen.
Um die Speichen nun doch tangential spannen zu können, so dass sie eben bei dieser
geringen Flanschenentfernung der Nabe dem Rade dieselbe Steifigkeit geben wie bei
einer Nabe mit 55 und 65 mm Flanschenentfernung, wird ein Spannring aus zwei durch
Querstäbe verbundenen Parallelringen von 5 mm Durchmesser und 0,8 mm Wandstärke
zwischen die Speichen eingelegt, wodurch diese an dem Auflager des Ringes ihre
ursprüngliche Richtung verändern und von dort senkrecht zur Nabe gehen (Fig. 96). Es ist nun
angenommen worden, dass ein nach der vorliegenden Methode gespanntes Rad dieselbe
(ideelle) Radbasis besitzt und darum dieselbe Sicherheit bieten kann, wie ein
gewöhnliches Rad mit breiterer Nabe.
Textabbildung Bd. 313, S. 141
Fig. 95.Vorderradnabe der Express-Fahrradwerke (nat. Grösse).
Textabbildung Bd. 313, S. 141
Speichenspannung der Express-Fahrradwerke.
Infolge der schmalen Nabe haben die Gabeln eine fast parallele Form angenommen, die
ihnen ebenfalls eine grössere Steifigkeit verleiht.
Zu erwähnen ist noch, dass zwischen der Kette und Pneumatik immer noch ein Abstand
von 5 mm bleibt.
Durch diese neue Methode der Speichenspannung ist es nun ermöglicht, die
Hinterradnabe ganz schmal zu gestalten. Fig. 95 zeigt
diese Vorderradnabe in natürlicher Grösse. Die Hinterradnabe hat genau dieselbe
Flanschenentfernung. Selbstverständlich hat die Verringerung der Nabenbreite auch
eine Verringerung der Tretkurbellagerbreite zur Folge. Die Kugeln laufen genau in
der Kettenlinie, was durch die aufgekeilte, dreiarmige Kurbel ermöglicht ist (Fig. 96); aller
seitlicher Druck ist ausgeschlossen.
Textabbildung Bd. 313, S. 141
Fig. 98.Tretkurbellager von Liepe und Co.
Textabbildung Bd. 313, S. 141
Fig. 99.Tretkurbellager von Liepe und Co.
Das Tretkurbellager (Fig. 98) der Halleschen Fahrradfabrik E. Liepe und Co. in Halle a.
S. ist vollständig aus geschmiedeten Teilen hergestellt. Der Zwischenraum der
Kugellager beträgt 78 mm; dieselben sind mit ⅜zölligen Kugeln versehen, welche bei
geringer Reibung grosse Belastung gestatten. Beim Auseinandernehmen des Lagers, was
durch die geteilte Achse am leichtesten erfolgt, werden die Kugeln durch gepresste
Deckel in den Lagerschalen zurückgehalten. Fig. 99
zeigt das auseinander genommene Tretkurbellager. Um dieses zu bewerkstelligen, wird
ein kleiner Stift a in ein am Gehäuse angebrachtes Loch
eingeführt, worauf derselbe, nachdem er in eine auf dem Flansch der Achsmuffe
angebrachte Nute eingetreten ist, dieselbe festhält. Uebt man jetzt einen starken
Druck nach vorn auf die Kurbeln aus, so schrauben sich diese, da sie Rechts- und
Linksgewinde haben, los. Beim Zusammensetzen wird mit dem Feststellen der Achsmuffe begonnen,
sodann die rechte Kurbel, an welcher das Kettenrad liegt, eingeführt und bis zum
Ende eingeschraubt, alsdann wieder um fünf Umdrehungen zurück.
Hierauf wird die linke Kurbel eingeschoben und so lange gedreht, bis ihr Zapfen den
der rechten Kurbel berührt.
Nun werden beide Kurbeln zusammen nach rechts gedreht, wodurch ihre Zapfen ineinander
greifen. Jetzt ist nur noch nötig, um eine feste Verbindung herzustellen, die eine
oder andere Kurbel so lange zu drehen, bis man nicht mehr weiter kann.
Ob die Kurbellage eine richtige und die Kettenlinie eine normale ist, zeigt ein an
der linken Kurbel befindliches Merkzeichen, welches in diesem Falle mit der
Muffenkante in gleicher Fläche liegen muss.
Eine wichtige Neuerung ist das ausziehbare Tretkurbellager der Bergischen Fahrradwerke
„Elite“ von Stuhl und
Hillebrandt in Lennep.
Fig. 100 zeigt die Konstruktion des neuen Lagers,
dessen Hauptvorzug darin liegt, dass dasselbe in wenigen Augenblicken einfach und
leicht geöffnet, die Achse mit Kurbel b entfernt, und
im nächsten Augenblick wieder zusammengesetzt werden kann.
Textabbildung Bd. 313, S. 142
Fig. 100.Tretkurbellager von Stuhl und Hillebrandt.
Zur Anwendung kommen keine Kurbelkeile, Muttern und Gegenmuttern, sondern der ganze
Kurbelbetrieb besteht aus drei festen Teilen.
Sobald die konische Mutter gelöst ist, lässt sich die linke Kurbel b samt der Achse herausziehen, während man dabei die
rechte Kurbel mit Kettenrad frei in der Hand hat.
Durch diese Konstruktion fällt das lästige Oeffnen der Kette, welches beim
Herausnehmen des Hinterrades bisher unumgänglich nötig war, fort.
Die früher einzelnen Lagerkonusse sind natürlich jetzt zu einer Hülse a vereinigt und bleibt das Lager beim Herausnehmen der
Kurbeln und Achse genau in derselben Stellung.
Hierin liegt nun der bedeutende Vorzug des neuen Lagers, dass dasselbe nicht in
Unordnung gebracht werden kann.
Die Anwendung von ⅜zölligen Kugeln hat sich in der Saison 1898 so bewährt, dass auch
für Modell 1899 die gleiche Grösse beibehalten wurde. Die Entfernung der Kugelreihen
ist jedoch gegen das Vorjahr noch vergrössert, wodurch der leichte Gang erhöht
worden ist.
Das Kettenrad ist auch hier so angeordnet, dass es sich zwischen den beiden
Kugelreihen befindet, wodurch sich der Kettenzug nicht direkt auf die rechte
Kugelreihe äussert, sondern sich möglichst gleichmässig auf beide Lager
verteilt.
Dieses dem Staub und Schmutz am meisten ausgesetzte Lager ist auf jeder Seite durch
einen 4 mm starken Filzring abgeschlossen und hat keine äussere Oelzuführung,
sondern um dasselbe zu ölen werden die Kurbeln herausgenommen und das Oel direkt
zwischen die Kugeln gespritzt.
Textabbildung Bd. 313, S. 142
Tretkurbellager von Jerome.
Auf ein Tretkurbellager, dessen Konstruktion darin besteht, dass die beiden, mit je
einer Tretkurbel, aus einem Stück bestehenden Achshälften mittels eines Rührstückes
und Schlüssels zur Befestigung gegeneinander gezogen, und zur Lösung ebenso schnell
auseinander getrieben werden können, hat A. Jerome in
Chicago U. S. P. Nr. 623373 erhalten.
Wie Fig. 101 und 102 zeigen, ist die
Achshälfte a, welche den festen Konus c und das Kettenrad trägt, an ihrem Ende konisch
gestaltet, während diejenige b, welche den
regulierbaren Konus e, der durch Mutter f gesichert werden kann, trägt, cylindrisch ist. Diese
cylindrische Bohrung ist an ihrem äusseren Ende bei g
erweitert, und an ihrem anderen Ende mit einer viereckigen konischen Erweiterung
versehen.
Textabbildung Bd. 313, S. 142
Fig. 105.Tretkurbellager der Cito-Fahrradwerke.
Beim Montieren werden nun die beiden Achshälften a und
b, von denen a einen
Schraubenbolzen h trägt, ineinander geschoben, die
Verbindungshülse i (Fig. 103), welche ein
Muttergewinde k trägt, eingesteckt und mittels
Schlüssels l (Fig. 104) bis zu dem
Anschlag m eingeschraubt, so dass jetzt die beiden
Achshälften fest gegeneinander gezogen werden können.
Um die Verbindung zu lösen, wird zunächst die Verbindungshülse i herausgeschraubt (Fig. 103) und der
Schlüssel l mittels seines Gewindes n in dasjenige o, welches
sich in der Bohrung der Achshälfte b befindet, so weit
eingeschraubt, bis derselbe durch seinen Druck auf den Schraubenbolzen h die Achshälften auseinander treibt.
Bei dem Tretkurbellager (D. R. G. M. Nr. 84896) der Cito-Fahrradwerke in Köln-Klettenberg sind, ohne einer geteilten Achse zu
bedürfen, die beiden Kugelreihen auf das äusserste der Möglichkeit voneinander
entfernt, und haben bei der gesamten Breite des Lagers von 118 mm ein Kugellager von
100 mm Breite (Fig. 105). An der Kettenradseite fällt
Druck- und Unterstützungspunkt des Antrittes zusammen, wodurch die Reibung auf ein
Minimum reduziert wird.
Der Erfolg dieser Neuheit besteht darin, dass der Kraftverbrauch des Fahrers auch bei
Steigungen, schlechten Wegen und Gegenwind gering, und daher das Fahren angenehm und
leicht ist.
Textabbildung Bd. 313, S. 143
Tretkurbellager der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G.
Bisher wurde in der Hauptsache das Tretkurbellager mit eingeschraubten Schalen
gefertigt. Diese Konstruktion hat allerdings einige sehr fühlbare Uebelstände
gezeitigt. So wurde das Gewinde im Tretkurbellagergehäuse, das ein sehr feines sein
muss, häufig beim Löten verdorben oder nach dem Löten beim Nachschneiden. Noch
häufiger kam es vor, dass das Gewinde durch das Einschrauben der Schalen verletzt
wurde. Alle diese Missstände sind bei dem neuen Tretkurbellager (Fig. 106 und 107) der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G. gänzlich beseitigt.
Bei demselben werden die Lagerschalen nicht direkt in das Gehäuse, an welchem die
Rohrstutzen sitzen, eingepresst oder eingeschraubt, sondern dieselben werden in eine
Hülse a eingepresst, welche im eigentlichen
Tretkurbellagergehäuse b durch zwei Klemmschrauben
festgehalten wird. Dadurch wird vermieden, dass die Auflagestellen der Lagerschalen
beim Löten des Rahmens in Mitleidenschaft gezogen werden, und erreicht, dass die
Lagerschalen, also auch die Laufflächen genau parallel zu einander stehen; für den
leichten Lauf des Getriebes eine unerlässliche Forderung.
Um das Getriebe in das Tretkurbellagergehäuse einzusetzen, braucht ersteres nicht
demontiert zu werden, sondern es ist nur die linke Kurbel abzunehmen, um es ohne
weiteres einsetzen zu können.
Auch die in Fig. 108 dargestellte neue Konstruktion
des Tretkurbelgehäuses der Blitz-Fahrradwerke von Gebr. Thomas in Bautzen-Seidau hat sich als vorteilhaft
erwiesen. Im Inneren der genannten Radteile findet sich ein Cylinder
angeordnet, welcher die Tretkurbelachse ziemlich eng umgibt und den an die
Kugellager anschliessenden weiten Hohlraum zum grössten Teile absperrt. Auf diese
Weise wird das den Kugellagern zugedachte Oel jenen auch wirklich zugeführt, also
dasselbe fliesst nicht in den erwähnten weiten Hohlraum und entgeht so den
Kugellagern vollständig. Die Lagerschalen sind einschraubbar, was genauestes
Justieren der Lager ermöglicht; letztere sind mit 5/16zölligen Kugeln versehen.
Textabbildung Bd. 313, S. 143
Fig. 108.Tretkurbellager von Gebr. Thomas.
Die Amerikanische Fahrradfabrik „Cleveland“
verwendet zu ihren 1899er Modellen ein Kugellager (System Burwell), das die Reibung möglichst reduzieren soll.
Wie Fig. 109 zeigt, sind zu diesem Zweck zwischen den
einzelnen Kugeln Rollen eingeschaltet, welche die Reibung der Kugeln untereinander
verhüten.
Nach Angaben der Zeitschrift La Vie Scientifique haben
Versuche ergeben, dass dieses neue Lager 25000 Umdrehungen per Minute macht, und
soll dasselbe nach einiger Zeit 35000 Umdrehungen ohne jeglichen Nachteil der
Lagerteile gemacht haben.
Textabbildung Bd. 313, S. 143
Fig. 109.Tretkurbellager System Burwell.
Um das Tretkurbellager in einfachster Weise staubsicher zu machen, pressen die Freya-Fahrradwerke A.-G. in München in die Ausspannung
der Lagertasse einen gestanzten Metalldeckel a, welcher
als Einlage einen Filzring b hat (Fig. 110). Direkt
hinter den Kugeln ist ein durchbrochener, federnder Blechring c festgeklemmt, der in eine Vertiefung der Lagertasse
d hinter den Kugeln einspringt, und in Verbindung
mit dem vorspringenden Rande des Deckels a ein
Herausfallen der Kugeln bei herausgenommener Achse verhindert.
Textabbildung Bd. 313, S. 143
Tretkurbellager und Kurbel der Freya-Fahrradwerke A.-G.
Die gleitende Reibung wird dadurch vermieden, dass bei den Lagertassen die
Anlageflächen der Kugeln unter 60° gegeneinander, und die Lauffläche der Konusse
unter 30° gegen die Längsachse geneigt sind. Die Kugeln sind also, wie Fig. III
zeigt, an drei Punkten, die die Ecken eines gleichschenkligen Dreiecks bilden, gestützt.
Bei der Bewegung des Rades haben die Kugelteilflächen a
bis b und c bis d, gebildet durch die Lagertassenstützpunkte, gleiche
Durchmesser und jede gleitende Reibung ist vermieden, so dass das Lager etwa 38%
leichtere Rotation hat.
Ausserdem liegt durch Verwendung von Kurbeln mit übergreifenden Armen (Fig. 112) die
Kettenlinie genau in der Kugelmitte, wodurch jeder seitliche Zug wegfällt und die
Maschine leicht dem stärksten wie dem leichtesten Pedaldrucke nachgibt. Durch diese
Anordnung wird auch ein breites Kurbellager bei schmälster Trittbreite, 120 mm
Trittbreite bei 84 mm Kugellagerbreite, geschaffen. Ein Klemmen der Kugeln wie bei
einem schmalen Kurbellager der alten Konstruktion und dementsprechende schnelle
Abnutzung der reibenden Teile fällt somit fort.
Bei den aus naturhartem Stahl geschmiedeten, nicht extra gehärteten Dreiarmkurbeln
liegt der Keil nicht wie gewöhnlich an der Seite. Auf diese Weise ist bei der
Dreiarmkurbel ein schmaler Kopf erreicht worden. Diese Anordnung ermöglicht, dass
der Kopf der rechten Kurbel nicht breiter zu werden braucht als der der linken (bei
einer Scheibenkurbel beträgt die Mehrbreite immer 3 bis 7 mm). Ein Hemmen der
Kurbelumdrehung durch Staub und Schmutz kann hier nicht eintreten, da die Kurbel
nicht büchsenartig übergreift, sondern nur die Arme derselben über das Lager
greifen. Ein weiterer Vorteil bei diesem Aufkeilverfahren, das eine leichte Montage
und Demontage gestattet, besteht in der grösseren Ausnutzung der Trittbreite. Ein
Uebelstand ist bei diesen Kurbeln noch beseitigt, der immer bei den
Rotationsbewegungen derselben als lästig empfunden wurde. Die innere Fersenfläche
des Schuhes zerscheuert sich meist an dem Kurbelkopfe, da man auch auf dem Rade
bestrebt ist, eine Auswärtsstellung der Füsse einzunehmen. Um dieses Scheuern zu
vermeiden, sind die Kurbeln am Pedalloch durchkröpft.
Die Sirius-Fahrradwerke in Doos bei Nürnberg bringen
an ihrem Tretkurbellager (Fig. 113)
Ringschmierung und Oelkammer an, was neben absoluter Staubdichtung noch den Vorteil
hat, dass der Oelcylinder B nur etwa 2- bis 3mal im
Jahr gefüllt zu werden braucht. Derselbe ist so eingerichtet, dass selbst beim
Umlegen des Fahrrades kein Oel ausfliessen kann. Die in dem Lager befindlichen
Kugelringe, welche zugleich auch als Oelhalter dienen, gestatten ein Zerlegen des
Lagers, ohne dass ein Herausfallen der Kugeln möglich wäre.
Textabbildung Bd. 313, S. 144
Fig. 113.Tretkurbellager der Sirius-Fahrradwerke.
(Fortsetzung folgt.)