Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 150 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und
Kühlmaschinen.
Von Professor Alois
Schwarz in Mährisch-Ostrau.
Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen.
Nachstehend sollen die seit dem Jahre 1896, in welchem der letzte Bericht (D. p. J. 1896 301 105, 126)
veröffentlicht war, auf dem Gebiete der künstlichen Kühlung bekannt gewordenen
Neuerungen besprochen werden. Dieselben betreffen hauptsächlich die
Kompressionsmaschinen, welche gegenwärtig fast ausschliesslich zur Erzeugung
künstlicher Kälte benutzt werden, und unter diesen sind es wieder die Kühlmaschinen
amerikanischer Provenienz, welche beachtenswerte Neuerungen in Anordnung und
Konstruktion aufweisen.
Textabbildung Bd. 313, S. 150
Fig. 1.Ammoniakkompressionsmaschine der Frick-Company.
Die von der amerikanischen Frick-Company erbauten
Ammoniakkompressionsmaschinen besitzen durchweg vertikale, einfach wirkende
Kompressionscylinder mit Kühlwassermantel ohne Oeleinspritzung. Die beiden
vertikalen Kompressionscylinder ruhen auf je zwei, zu einem A-förmigen Bock verbundenen, gusseisernen Kastenständern (Eig. 1). Die zum
Antrieb verwendeten horizontal liegenden Dampfmaschinen besitzen bei Grössen bis zu
25 t täglichen Eisersatzes Flachschiebersteuerung, bei grösseren Anlagen
Corliss-Steuerung.
Die Fig. 2 und 3 zeigen
die Detailkonstruktionen der Kompressionscylinder. Der Cylinderkörper K ruht auf dem Deckel D,
welcher zwischen die beiden Hauptständer des Kompressors geschraubt ist. Der obere
Cylinderdeckel, Sicherheitskopf genannt, ist als federbelastetes Druckventil
konstruiert, das auf dem Flanschenring F mit konischer
Sitzfläche ruht. Hierdurch ist es ermöglicht, auch bei neuen Maschinen, die
reichlicher Schmierung bedürfen, den Kolben fast bis zur Berührung des Deckels
auslaufen zu lassen, ohne den Bruch des letzteren befürchten zu müssen. Das
eigentliche Druckventil sitzt in dem Körper des grossen Ventilkegels, das Säugventil
im Kolben selbst. Das Spiel geht folgendermassen vor sich: Beim Aufgang des Kolbens
tritt das Ammoniakgas aus den Verdampferleitungen durch den Kanal c in den Cylinder. Das Saugventil ist infolge des auf
dem Kolben lastenden Druckes geschlossen. Beim Niedergang des Kolbens öffnet
sich dieses und das während des Kolbenaufganges angesaugte Gas tritt durch den
Kolben hindurch auf die Oberseite des letzteren, um beim neuerlichen Aufgang
komprimiert und ausgestossen zu werden. Die in der Fig.
2 gezeichnete Konstruktion des oberen Cylinderdeckels mit dem Druckventil
ist eine ältere, welche nurmehr bei den kleineren Modellen Verwendung findet. Die
neue Konstruktion, welche eine bessere Zugänglichkeit des Druckventils ermöglicht,
ist in Fig. 3 dargestellt. Das Kolbenventil ist
mittels zweier Federn ausbalanziert, um den geräuschlosen Gang der Maschine zu
sichern.
Textabbildung Bd. 313, S. 150
Fig. 2.Kompressionscylinder.
Die Stopfbüchse, welche bei beiden Kompressorkonstruktionen ganz gleiche Einrichtung
besitzt, und nur gegen den niedrigen Verdampferdruckdichtenmuss, hat doppelte
Pakkungen mit eingelegten Laternen für die Oelkammern zum gasdichten Abschluss. Das
Oel läuft aus dem Gefäss G durch das Röhrchen m in die Stopfbüchsenkammern. Zum Zwecke der
Kolbenschmierung kann mittels des Pistons p eine kleine
Quantität Oel auch durch das Röhrchen n dem Kolben
zugeführt werden. Die Kühlung des Cylinders erfolgt durch einen Wassermantel, in
welchem das kalte Wasser unten durch o zuströmt,
während das erwärmte Wasser oben abfliesst.
Textabbildung Bd. 313, S. 150
Fig. 3.Kompressionscylinder.
Die Saugseite der Kompressoren kann mit der Druckseite durch absperrbare
Kreuzleitungen in Kommunikation gebracht werden, so dass im Bedarfsfalle der eine
Kompressor während des Betriebes vollständig entleert und zum Zwecke der Revision
geöffnet werden kann, um behufs Revision des Kondensators diesen vollständig zu
entleeren; endlich um beim Betriebsbeginne das Anziehen der Maschine zu
erleichtern.
Die zu dieser Maschine gebauten Ammoniakkondensatoren werden entweder als
Berieselungs- oder Tauchapparate ausgeführt, wie es die örtlichen Verhältnisse
erfordern.
Die Rieselkondensatoren (Fig. 4) bestehen aus geraden,
schmiedeeisernen, zweizölligen Röhren, die mittels aufgeschraubter Flanschen
und Bogenköpfe verbunden sind. Jeder Kondensator besitzt mehrere Abteilungen in
entsprechenden Abständen vertikal übereinander. Durch ein Verteilungsrohr strömt das
komprimierte Gas von oben in alle Abteilungen ein, während das verflüssigte Ammoniak
unten durch ein gemeinschaftliches Rohr aller Abteilungen des Kondensators entnommen
wird.
Textabbildung Bd. 313, S. 151
Fig. 4.Rieselkondensator.
Die Tauchkondensatoren bestehen aus mehreren, gewöhnlich vier, konzentrischen
Rundspiralschlangen, die in das cylindrische Gefäss des Kühlwasserbades eingebaut,
und deren Enden oben und unten durch je ein Façonstück gekuppelt sind. Das
Kühlwasser strömt durch' ein Gabelstück derart zu, dass es eine kreisende Bewegung
des ganzen Wasserkörpers hervorruft; ein besonderes Rührwerk ist nicht vorhanden.
Das Ammoniakgas wird beim Rieselkondensator von oben in die Spiralschlangen geführt,
das Kühlwasser strömt jedoch von unten zu und fliesst oben ab. Es arbeiten daher die
Tauchkondensatoren nach dem Gegenstromsystem.
Das Reduktions- und Expansionsventil ist in Fig. 5
abgebildet. Der auf konischem Sitze dichtende Ventilkegel ist unten zu einem hohlen,
in die Bohrung des Gehäuses genau passenden Führungskolben verlängert. Dessen Wand
ist mit einer nach oben spitz zulaufenden Oeffnung versehen, die je nach der Höhe,
zu welcher der Kegel mittels des Griffrades geschraubt wird, dem Ammoniak einen
weiteren oder engeren Durchgang gewährt. Am Griffrad ist eine Teilung und am Gehäuse
ein Index für die genaue Einstellung des Ventils vorhanden. Die Gefrierbassins
besitzen die gleiche Einrichtung wie bei hiesigen Anlagen. Die eingefrorenen Zellen
werden mittels Laufkräne gezogen und auf einen Bock befördert, wo sie in geeigneter
Lage mit warmem Wasser bespült werden, bis sich der Eisblock von den Wänden ablöst
und selbstthätig aus der Zelle auf die Rutsche gleitet. Diese Methode der Entleerung
ist ökonomischer als das bei uns gebräuchliche Eintauchen einer ganzen Zellenreihe
in ein Warmwasserbecken, wobei ein grösserer Tauverlust resultiert. Das Schema einer
solchen Gefrieranlage ist in Fig. 6 und 7
dargestellt.
Textabbildung Bd. 313, S. 151
Fig. 5.Reduktions- und Expansionsventil.
Eine andere für Eisfabrikation angewendete Methode, die
„Platteneisfabrikation“, ist erst seit wenigen Jahren in Amerika
eingeführt und besteht im wesentlichen darin, dass man an vertikalen
Eisenwänden, die auf der einen Seite gekühlt und auf der anderen Seite vom Wasser
berührt werden, Eisplatten auffrieren lässt. Es können Platten von bedeutenden
Längen- und Breitendimensionen erzeugt werden. In der Regel besitzen diese
Eisplatten eine Länge von 4½ bis 5 m, eine Breite von 2½ m und eine Dicke von 30 bis
40 cm.
Die Einrichtung des Gefrierbassins für Platteneis ist in Fig. 8 ersichtlich. Die Zellen D, in welchen
das destillierte Wasser gefriert, hängen zwischen den vertikale Wände bildenden
Ammoniakröhren b in der das ganze Bassin erfüllenden
Salzlösung. Die mittels der Riemenscheibe C betriebene
Zentrifugalpumpe B bewirkt eine stetige Zirkulation der
Salzlösung, indem sie dieselbe durch eine Anzahl von Röhren bei e ansaugt und bei g wieder
in das Bassin befördert. Das flüssige Ammoniak tritt durch das Expansionsventil a in die Verdampferschlangen, während die
Ammoniakdämpfe durch das Rohr c vom Kompressor
abgesaugt werden. A ist das Sammelgefäss, in welchem
die Vorkühlung des destillierten Wassers erfolgt.
Textabbildung Bd. 313, S. 151
Gefrieranlage.
Fig. 9 stellt die Tauvorrichtung für die gezogenen
Zellen dar. Auf dem eisernen Bock C ist ein Blechkasten
B um die Achse A
drehbar eingesetzt und festgeklemmt, hierauf der Kasten in die geneigte Lage gekippt
und das Ventil b geöffnet. Das in der Rohrleitung a zuströmende Tauwasser rieselt durch c auf die Zelle und taut den festgefrorenen Eisblock so
weit ab, bis er aus der Zelle gleitet und auf die Eisrutsche F gelangt. Die Wanne D nimmt das abfliessende
Wasser auf und lässt es bei d in den Kanal laufen.
Textabbildung Bd. 313, S. 151
Fig. 8.Gefrierbassin für Platteneis.
Die Einrichtungen für die Herstellung von Zelleneis, wie dieselben in Fig. 6 und 7 dargestellt erscheinen,
können Eisplatten bis zu einer Länge von 4,8 m, einer Breite von 2,4 m und einer
Dicke von 300 bis 400 mm erzeugen; dieselben sind patentiert (Patent Swith) und ausschliessliches Eigentum der Frick-Company.
Bei diesen Einrichtungen bestehen die Gefrierelemente P
aus schmalen, ringsum geschlossenen Eisenblechkästen, welche mit der
Salzwasserleitung in Verbindung stehen. Jeder Gefrierkasten enthält eine Ammoniakschlange.
R ist das Salzwasserreservoir, s die Zu- und r die
Ableitung für das Salzwasser, a die Leitung für
Ammoniak, w jene für Süsswasser und u für Abwasser; x sind die
Schläuche zum Tüllen der Gefrierzellen. K ist ein Kran
zum Herausheben der Eisplatten und P die Pumpe für die
Füllung und Entleerung der Gefrierplatten mit Salzwasser.
Textabbildung Bd. 313, S. 152
Fig. 9.Tauvorrichtung.
Die in Amerika ziemlich verbreiteten Kühlmaschinen der Aretic-Company zeigen je nach ihrer Grösse eine verschiedene Konstruktion
und Anordnung. Die Kompressionscylinder sind doppelt wirkend und stehen immer
vertikal. Bei den Maschinen für 15 bis 25 t täglichem Eisersatz steht auch die
Dampfmaschine vertikal neben dem eincylindrigen Kompressor auf einer beiden
gemeinsamen Fundamentplatte. Die 35-t-Maschinen besitzen zwei vertikale doppelt
wirkende Kompressionscylinder, die auf bockförmigen Ständern ruhen. Bei der zu Fig. 10 und 11 dargestellten
40-t-Maschine ist die horizontale Dampfmaschine dem einen der beiden Kompressoren
vorgelagert. Nur die kleinen vertikalen Dampfmaschinen sind mit
Flachschiebersteuerung, die horizontalen Maschinen durchaus mit Coliss-Steuerung
versehen. Die Konstruktion des Kompressionscylinders ist aus der Fig. 12 zu entnehmen. An dem eigentlichen
Cylinderkörper sind die Stützen für den Anschluss der Saug- und Druckleitung
gegossen und zwar schliesst die Saugleitung an die in der Fig. 12 gezeichneten Stützen bei S und T, die Druckleitung bei D
und E an. Der obere und der untere Cylinderdeckel
enthalten die Sitze der Saugventile s und der
Druckventile d. Die Führungen der Ventile befinden sich
in den unteren Einsätzen G und H, die mittels Kopfschrauben in dem Cylinderkörper befestigt sind, und in
dem oberen Einsatze L, der mit den Kopfschrauben mm in dem Cylinderdeckel festsitzt. Die Stopfbüchse des
unteren Cylinderdeckels besitzt eine dreifache Packung mit zwei, durch eingelegte
Laternen gebildeten Oelkammern. Das Oel wird nach Bedarf mittels einer kleinen
Oelpumpe der Stopfbüchse und dem Kolben zugeführt.
Das eventuell durch eine Undichtheit der oberen Stopfbüchsenpackung in die
Oelkammer K tretende Ammoniakgas gelangt durch das
Röhrchen w und das Rückschlagventil v während der nachfolgenden Saugperiode wieder in den
Cylinder.
Die mit den Absperrventilen x und y (Fig. 10) versehenen
Rohrleitungen stellen die Verbindungen zwischen Saug- und Druckseite der
Kompressoren her. Zur leichteren Inbetriebsetzung der Maschine können diese
Leitungen geöffnet werden. Auch ermöglichen sie, die Funktion des Kompressors zu
reversieren und den Kondensator zu entleeren. Dieser letztere ist ein aus
11/4zölligen geraden Röhren gebildeter offener Rieselkondensator.
Die Kühlungsanlage wird entweder für direkte Expansion oder für Salzwasserkühlung
eingerichtet.
Ein in Amerika patentiertes Verfahren zur Kälteerzeugung nach dem
Kompressionsverfahren mit Benutzung des Kälteträgers als Injektorflüssigkeit für
Luftansaugung nach dem Verdunstungsraum von Martin
Wanner in Yorktown bezweckt, die Wärmeentziehung an einer von der
Verdichtungsstelle des Kälteträgers, als welcher hier Schwefelkohlenstoff verwendet
wird, bis zu mehreren Kilometern weit entfernten Stelle zu bewirken. Dies wird
dadurch erreicht, dass das Einblasen von Luft, welche zur Verdunstung des
Schwefelkohlenstoffs erforderlich ist, an der Stelle vor sich geht, wo die
Wärmeabgabe stattfinden soll; hierbei wird der unter Druck stehende
Schwefelkohlenstoff zur Bethätigung eines Injektors benutzt, welcher unmittelbar vor
dem Verdunstungsröhrensystem angeordnet ist.
Textabbildung Bd. 313, S. 152
Kühlmaschine der Aretic-Company.
Eine Erleichterung der Verdunstung wird noch dadurch herbeigeführt, dass man in das
Verdunstungsröhrennetz ausser dem durch den Injektor hervorgerufenen Druck an der
hinteren Seite die durch die Absaugepumpe hervorgerufene Luftverdünnung wirken
lässt.
Aus der Schlange, in welcher die erwünschte Kälteerzeugung vor sich gegangen ist,
geht das Schwefelkohlenstoffgemisch durch einen Stickstoffschwängerer und durch
Desoxydationsapparate, um die Bildung etwaiger entzündbarer Mischungen der Luft mit
den Dämpfen des Schwefelkohlenstoffs zu verhindern. Sodann geht das
Schwefelkohlenstoffluftgemisch durch eine Druckpumpe in den Kondensator und von
diesem in eine Lösung von Wasser und Glycerin; in derselben steigt die Luft in Form
von Blasen nach
oben, während sich der flüssig gewordene Schwefelkohlenstoff unter dem Glycerin
sammelt.
Hierbei ist noch die Vorrichtung getroffen, dass ein Teil der Glycerinlösung zur
Kühlung und Schmierung der Pumpencylinder verwendet wird. Der flüssig gewordene
Schwefelkohlenstoff tritt nun, nachdem er noch zur Ansaugung und Abkühlung der
abgeschiedenen und wieder zur Verwendung gelangenden Luft benutzt worden ist, den
Kreislauf nach der Stelle, wo die Wärmeabgabe stattfinden soll, wieder an.
Auf diese Weise ist eine Zentrale für Kälteerzeugung geschaffen, welche die
Anbringung von Kraftmaschinen auf den einzelnen Abgabestellen entbehrlich macht.
Ueber die praktische Ausführung dieses Systems ist nichts bekannt geworden, wie
überhaupt die Schwefelkohlenstoffkühlmaschinen eine ausgedehntere Anwendung in der
Praxis bisher nicht gefunden haben.
Ein auch in Deutschland (D. R. P. Nr. 89204) patentiertes amerikanisches Verfahren
zur Speisung der Verdampferschlange bei Verdampfungskältemaschinen von Alexander T. Ballantine in Cleveland beruht auf
nachstehendem Prinzipe: Die Kälteflüssigkeit wird durch ein von dem Druck in der
Verdampferschlange bethätigtes Speiseventil absatzweise in kurzen Strahlen, dem
Verbrauch entsprechend, dem Verdampfer zugeführt.
Textabbildung Bd. 313, S. 153
Fig. 12.Kompressionscylinder.
Das Speiseventil ist mit einer das Ventilgehäuse abschliessenden, nach aussen
gewölbten, federnden Platte verbunden, die sich nach Art des Bodens einer
Oelspritzkanne plötzlich erst dann durchbiegt, wenn der sie belastende
Verdampferdruck erheblich unter seinen Mittelwert gesunken ist, wobei das
Speiseventil durch eine Gewichts- und Federbelastung ganz geöffnet wird. Dagegen
biegt sich die federnde Platte wieder zurück und schliesst das Ventil plötzlich,
sobald der Mittelpunkt im Verdampfer wieder erreicht oder überschritten worden
ist.
Von der Kilbourn Refrigerator Co. in Liverpool, welche
sich speziell mit dem Bau von Schiffskühlmaschinen befasst, wird als
Betriebsflüssigkeit Ammoniak benutzt. Dem für den Bau von Schiffskühlmaschinen in
erster Liniemassgebenden Grundsatze grösstmöglicher Raumersparnis hat die genannte
Firma dadurch Rechnung zu tragen versucht, dass sie Kompressor, Dampfmaschine,
Kondensator und Kühlwasserpumpe auf einem gemeinsamen kräftigen Maschinengestell
montiert.
Die durch Fig. 13 veranschaulichte Maschine ist eine
sogen. 12-t-Kühlmaschine, d.h. eine solche, deren Kühlfähigkeit gleich ist der
Kühlkraft, welche 12 t Eis bei ihrer Rückverwandlung in Wasser von 0° innerhalb 24
Stunden ausüben.
Die Kompression geschieht mit Rücksicht auf die warmen Temperaturen des Kühlwassers
mittels des Compoundverfahrens, wobei ein besonderer Verdampfer zur Vorkühlung
des Gefrierwassers und des flüssigen Ammoniaks angebracht ist. Als Antriebsmaschine
für die Ammoniakkompressoren dient eine Compounddampfmaschine, deren Dampfeinlass-
und Auspuffventile derart angeordnet sind, dass nach Umkuppeln der Kurbelwelle jeder
der beiden Dampfcylinder für sich als Hochdruckcylinder arbeiten kann.
Die Ammoniakkompressoren sind aus bestem Feinkorneisen gefertigt und mit
Wasserkühlmänteln und Saugventilen nach Webb's Patent
versehen.
Eine wesentliche Neuerung der Kilbourn'schen Maschine
bilden die Stopfbüchsen, die derart angeordnet sind, dass sie um die Kolbenstange
einen besonderen ringförmigen Raum frei lassen, der mit Oel gefüllt wird. Ein
seitlich angeordnetes Schauglas ermöglicht die jederzeitige Kontrolle des
Oelstandes. Die Schmierung der Kolbenstange und des Kolbens vom Kompressor besorgt
eine kleine Oelpumpe, die von der Kurbelwelle des Kompressors aus mittels Scheibe
und Seil angetrieben wird. Die Pumpe saugt sich das nötige Oel aus einem direkt
unter den Kompressorstopfbüchsen angebrachten Oelbehälter und drückt es einerseits
in den zwischen den Stopfbüchsen vorhandenen Raum, andererseits in ein kleines über
letzterem befindliches Gefäss, von wo aus es in kontinuierlichen Strahlen zunächst
den aussenliegenden Stopfbüchsen zugeführt und dann in den Oelbehälter
zurückbefördert wird. Erforderlichenfalls wird auch ein bestimmtes Oelquantum in die
Saugleitungen eingespritzt.
Der Ammoniakhahn bildet eine weitere Eigentümlichkeit des Kilbourn'schen Kompressors. Er besteht in der Hauptsache aus einem
Gehäuse, in welchem ein zur Führung der Kükenspindel bestimmter Deckel eingeschraubt
ist. Die Bethätigung des Hahnes geschieht in der Weise, dass in eine der radial
angeordneten Oeffnungen des Deckels ein Stab eingesetzt und nach rechts bewegt wird.
Hierdurch aber übt die untere Seite des Deckels einen Druck auf den oberen Teil des
Kükens aus und hebt dadurch letzteres ein wenig von seinem Sitze ab; nunmehr kann
das Hahnküken nach jeder Richtung bewegt werden, während durch Drehung des Deckels
nach links das Küken wieder in seine ursprüngliche Lage zurückgeführt wird.
Textabbildung Bd. 313, S. 153
Fig. 13.12-t-Kühlmaschine der Kilbourn Refrigerator Co.
Der zur Maschine gehörige Kondensator besteht aus vier spiralförmig gewundenen Röhren
von 1½ Zoll äusserem Durchmesser, welche in dem Inneren des Maschinengestells
untergebracht sind und jederzeit ausgewechselt werden können.
Der Economical Refrigeratory Company in Chicago ist
unter D. R. P. Nr. 91293 eine Verdichtungskältemaschine mit Vorrichtung zur
Verhütung des Eintrittes von flüssigem Ammoniak oder Oel in die Verdichtungscylinder
und von Oel in die Kondensationsölschlangen patentiert worden. Bei dieser
Kühlmaschine wird das Ammoniakgas auf seinem Wege aus dem Verdampfer zu den Verdichtungscylindern
behufs Abscheidung von flüssigen Ammoniak- und Oelteilchen durch eine
Niederdruckkammer und auf seinem Wege von den Verdichtungscylindern zu dem
Kondensationsschlangenrohr durch eine mit Abscheidungsplatten ausgerüstete
Hochdruckkammer geleitet, welche mit ihrem unteren Ende in den mit kaltem Wasser
gefüllten Kondensationsbehälter taucht, wodurch eine Abkühlung des Ammoniakgases und
Ausscheidung von etwa mitgerissenen Oelteilchen erfolgt. Die Niederdruckkammer ist
von der Hochdruckkammer durch eine den Wärmeaustausch gestattende Wand getrennt; die
höhere Temperatur der Hochdruckkammer verhütet eine zu grosse, Verstopfung
bewirkende Temperaturerniedrigung in der Niederdruckkammer; andererseits wirkt die
letztere kühlend auf die Hochdruckkammern, wo ohne diese Abkühlung das mitgerissene
Oel zur Verdampfung kommen und somit in den Kreislauf der Kältemaschine gelangen
würde.
Das sich in der Hochdruckkammer sammelnde Oel gelangt in die Niederdruckkammer und
wird gemeinschaftlich mit dem dort aus dem Verdampfer übertretenden Oel und
flüssigen Ammoniak in eine unter den Verdichtungscylindern befindliche und von der
Antriebswelle für die Verdichtungskolben durchgedrungene Oelkammer geleitet; durch
die höhere Temperatur in der Oelkammer geht das flüssige Ammoniak in Dampfform über
und gelangt durch besondere, in den Wandungen der Verdichtungscylinder angebrachte
Kanäle in die Kondensationsleitung.
Textabbildung Bd. 313, S. 154
Ammoniakkompressionseismaschine mit zwei Kompressionscylindern.
Eine weitere neuere Konstruktion einer Ammoniakkompressionseismaschine, welche in
Fig. 14 bis 17 dargestellt
erscheint, zeigt als Neuerung zwei Kompressionscylinder, welche in einem mit Oel
gefüllten Gestell liegen, wobei die Oelfüllung das Entweichen des Ammoniaks bei
etwaigen Undichtheiten verhindert.
Die Kompressionspumpe hat, wie erwähnt, zwei Cylinder bb1, die einander gegenüberliegen.
Zwischen ihnen befindet sich, in dem als Oelreservoir ausgebildeten Gestell a der Maschine gelagert, die Kurbelwelle. Die Kolben
sind lang genug, um sich selber in den Cylindern zu führen. Stopfbüchsen sind nicht
vorhanden, so dass also Ammoniakdämpfe nicht entweichen können. Die Pumpencylinder
haben an ihrer äusseren Wandung Rippen, um die Kühlfläche zu vergrössern. Ein
Kühlmantel ist nicht vorgesehen, infolgedessen auch keine Wasserkühlung. Die
Kühlkammern sind in den Cylinderdeckeln angeordnet. Das Gestell a ist mit Oel gefüllt; wenn die Pumpe ansaugt, tritt
das Oel hinter den Kolben, dichtet so vollständig ab und füllt die schädlichen
Räume aus, ausserdem dient es gleichzeitig zum Schmieren des Kurbelzapfens. Der
Oelstand kann durch einen Indikator beobachtet werden, der mit einer besonderen
Vorrichtung für das Abdichten der Hähne versehen ist. Diese besteht aus einem
Gegengewicht an einem Gelenkhebel; sobald das Gewicht heruntergelegt wird, sind die
Hähne abgedichtet. Auf dem oberen Teile des Rahmens befindet sich ein Oelabscheider
c, in welchen das Ammoniak durch die Pumpen
gefördert wird. Das mitgerissene Oel wird durch ein besonderes Ventil wieder dem Oel
im Gestell a zugeführt. Bevor das Ammoniak in den
Kondensator eintritt, passiert es ein Sieb, welches die letzten Oeltropfen
abscheidet. Nachdem es den Oelabscheider verlassen, tritt es durch das Rohr f in den Kondensator. Um an Kühlwasser zu sparen, ist
ein Berieselungskondensator verwendet; das Wasser läuft im Gegenstrom zu dem
Eintritt des Ammoniakgases. Ueber den horizontal liegenden, vertikal übereinander
angeordneten Kühlrohren, die unter sich durch Manschen verbunden sind, liegt eine
Kühlwasserverteilungsrinne, welche in ihrer ganzen Länge das Wasser austreten und
auf das oberste Rohr laufen lässt. Von diesem gelangt das Wasser auf das nächst
tiefer liegende Rohr u.s.f. Der Kondensator steht in einem Blechbehälter, in welchem
das abtropfende Wasser aufgefangen wird, um mittels einer Pumpe wieder in die
Verteilungsrinne gehoben zu werden. Der ganze Apparat wird möglichst frei an einem
dem Luftzuge ausgesetzten Orte aufgestellt, wobei das in den Rohren sich
kondensierende Ammoniak seine Wärme an das herabrieselnde Kühlwasser, dieses aber
unmittelbar wieder an die Luft abgibt. Das Wasser bleibt sonach ständig benutzbar,
so dass lediglich Verluste und die Verdunstungsmenge zu ersetzen sind. Um die
Kühlwirkung noch zu erhöhen, sind auch diese Rohre l
als Rippenrohre ausgebildet und ausserdem liegt in ihnen noch eine schraubenförmig
gedrehte Stange k mit Kreuzquerschnitt zu gleichem
Zwecke. Die Rohre haben eine Länge von 1,5 m.
Der Verdampfer besteht aus einem rechteckigen, schmiedeeisernen Reservoir, das
ungefähr 12 cbm fasst. Auf dem Boden liegen Spiralröhren, in welchen das flüssige
Ammoniak verdampft, um dann von der Pumpe durch die Rohre g wieder angesaugt zu werden. Das Reservoir ist mit Salzwasser oder
Chlorcalciumlösung gefüllt, welches durch die Rohre geleitet wird, die in den
Kühlräumen liegen. Ausserdem werden in das gekühlte Wasser die Eisformen
hineingehängt.
(Fortsetzung folgt.)