Titel: | Neuere Spiritus- und Erdöldampfbrenner zu Koch- und Heizzwecken. |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 166 |
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Neuere Spiritus- und Erdöldampfbrenner zu Koch-
und Heizzwecken.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 310 S.
33.)
Neuere Spiritus- und Erdöldampfbrenner zu Koch- und
Heizzwecken.
Der Erdöl-Heiz- und Kochbrenner von Emil Blum in
Zürich (D. R. P. Nr. 99133) bezweckt die Inbetriebsetzung desselben, ohne den
Brenner vorher mittels Benzin, Spiritus o. dgl. vorzuwärmen. In diesem Brenner wird
das Erdöl in verdampfter Form mit Luft gemischt verbrannt, ohne dasselbe in einem
besonderen Gefässe vorher zu verdampfen.
Textabbildung Bd. 313, S. 166
Fig. 1.Erdöl-Heiz- und Kochbrenner von Blum.
Die Einrichtung des Brenners ist folgende: In Fig. 1
ist b ein ringförmiger Erdölbehälter, welcher um das
Gehäuse a des Brenners derart angeordnet ist, dass die
innere Wandung von b durch die äussere von a gebildet wird und zwischen der Oberkante der
letzteren und der Deckplatte ein ringförmiger Schlitz verbleibt, aus welchem das
Erdöl ausfliessen kann. Der Schlitz kann durch Drehen des (aufgeschraubten) Gehäuses
verengt oder verbreitert werden, c ist das
Zuleitungsrohr für den Brennstoff. In dem kegelförmig nach unten sich verengenden
Gehäuse a des Brenners ist der Boden d mit einer Rinne z zur
Aufnahme des aus b ablaufenden Brennstoffes
angeschraubt, in dessen Mitte sich die kegelartige Düse e befindet, welche aussen mit einem Mantel f
aus aufsaugfähigem Stoff, Asbest o. dgl., umgeben ist, und von vier rinnenförmigen
Stegen g gehalten wird.
Ein zweiter Boden h unterhalb von d dient als Sammelraum für überflüssigen Brennstoff,
welcher durch das Rohr i ablaufen kann. Das in der
Mitte des Bodens h angebrachte Ventil k dient zum Regulieren eines Teiles der durch l eintretenden Luft, deren Zutritt mittels der
Ventilstange m ganz abgeschlossen werden kann. Letztere
trägt das Brennerblech n, nach dessen Form sich die
Flamme des Brenners gestaltet.
Nachdem durch c Erdöl in b
eingelassen ist, tritt es, sobald es den Schlitz zwischen a und b erreicht hat, aus demselben aus und
fliesst an der Wandung von a in die Rinne z und aus dieser über die rinnenförmigen Stege g nach dem Fusse des Asbestmantels, von dem es
aufgesaugt wird. Hier wird das Erdöl entzündet und die Flamme erhitzt das Gehäuse
a. Durch die von oben eintretende Luft brennt die
Flamme nach unten, erwärmt das über die Stege g
laufende Erdöl, wodurch Dämpfe gebildet werden, welche nach unten abgesaugt in die
Düse e eintreten, von der durch l eintretenden Luft nach oben getrieben, sich entzünden und eine zweite
grössere Flamme bilden, welche gegen das Brennerblech n
schlägt und sich hier horizontal ausbreitet. Diese Flamme erwärmt nun das an dem
Gehäuse a abfliessende Erdöl und es bilden sich
weitere Dämpfe, welche ebenfalls zuerst nach unten abgesaugt werden, dann aber
mit Luft gemischt nach oben in die grössere Flamme gedrückt werden. Nachdem die
Flamme des Asbestmantels oder Dochtes erloschen ist, fliesst aus dem ringförmigen
Schlitz nur noch warmes Erdöl, welches bereits auf halbem Wege nach unten vollkommen
verdampft wird. Die durch das Ventil k eintretende Luft
vermischt sich also mit dem Erdölgas und wird unverbrannt durch die Düse e getrieben, wo es erst oberhalb derselben mit
rauchloser heisser Flamme verbrennt. Es wird also eine vollständige Mischung der
Luft mit dem vergasten Erdöl erzielt und dies Gemisch verbrennt unter bedeutender
Hitzeentwickelung vollkommen, während auch die von oben eintretende Luft vorgewärmt
wird.
Durch das Verdampfen des Brennstoffes auf einer offenen Fläche kann der Brenner
leicht gereinigt werden, es kann kein Teil desselben verharzen oder verkochen, auch
ist eine Explosion ausgeschlossen. Ausser Erdöl können auch sonstige, bei
gewöhnlicher Temperatur zähflüssige Fette verbrannt werden, sobald der Brenner im
Betrieb und gut durchgewärmt ist.
Fig. 2 und 3 stellen ein Speiseventil für Spiritus-Gaskocher von Gustav Helms und E. Schont
in Forbach in Lothringen (D. R. P. Nr. 100163) dar, welches innerhalb des
Brennstoffbehälters angeordnet wird und diesen zunächst mit der Vorwärmschale und
darauf mit der Gasentwickelungskammer verbindet.
Textabbildung Bd. 313, S. 166
Speiseventil für Spiritus-Gaskocher von Helms und Schout.
Das Ventil besteht im wesentlichen aus einem halbkugelförmigen Körper b, dessen Ventilstange durch eine im Deckel des (hier
nur angedeuteten) Brennstoffbehälters m angebrachte
Stopfbüchse p geht. Eine Feder c presst den Ventilkörper beständig in den schalenförmigen Sitz d, welcher mittels einer Schraubenmutter in dem Boden
n des Behälters befestigt ist. b hat eine schräg nach unten führende Bohrung b1, welche mit einem
der Kanäle f oder g in dem
Ventilsitz d in Verbindung gebracht werden kann.
Ersterer führt in die Gasentwickelungskammer und letzterer in die Vorwärmschale. An
dem durch die Stopfbüchse herausragenden Teil der Ventilstange ist ein Arm a angebracht, mittels dessen der Ventilkörper
eingestellt werden kann.
Die Handhabung des Ventils ist einleuchtend: durch Verstellen des Ventilkörpers bezw.
durch Verbindung der Bohrung b1 mit dem Kanal g wird
Spiritus in die Vorwärmschale eingelassen, während durch die Verbindung der Bohrung
mit dem Kanal f Spiritus in den Gasentwickler eintritt
bezw. der Zufluss zu demselben geregelt werden kann.
Die bisherigen Erdöl- und Spiritusvergaser sind derart eingerichtet, dass der
Verdampfer in unmittelbarer Berührung mit der Flamme durch diese beheizt wird. Der
Brennstoff wird durch ein Rohr zugeführt, während der Dampf durch andere Rohre in
den tiefer gelegenen Brenner geleitet wird. Letztere werden gewöhnlich sehr schnell
durch die von den durchfliessenden Dampfmengen zurückgelassenen
Destillationsrückstände und einer sich absetzenden Russ- oder Steinmasse verstopft,
so dass der Brenner unbrauchbar wird, da sich diese Rückstände nur nach
Auseinanderlöten des Brenners und Verdampfers beseitigen lassen.
Dieser Uebelstand wird bei dem Dampf-Koch- und Heizbrenner
für flüssige Brennstoffe von Paul Glud und Carl O. Nielsen in Kopenhagen (D. R. P. Nr. 102388)
vermieden. Der Verdampfer liegt hier unterhalb des Brenners und ist derart
eingerichtet, dass die rückwirkende Hitze der Flamme eine beständige Verdampfung
erzeugt. Ausserdem sind Brenner und Verdampfer derart eingerichtet, dass sie in ihre
einzelnen Teile zerlegt und daher leicht gereinigt werden können.
Mittels der Luftpumpe b (Fig.
4) im Brennstoffbehälter a wird der
Brennstoff durch das Rohr c in den Verdampfer f befördert. Letzterer besteht aus einem hohlen
Schraubenzapfen mit geschlossenem Boden g, welcher in
das obere Ende des Rohres c eingeschraubt ist. Auf
seinem Umfange ist f mit einem schneckenförmigen Kanal
i versehen, der durch eine Bohrung n mit dem Hohlraum von f
verbunden ist.
Textabbildung Bd. 313, S. 167
Fig. 4.Dampf-Koch- und Heizbrenner für flüssige Brennstoffe von Glud und
Nielsen.
Ueber dem Verdampfer f ist mittels eines cylindrischen
Fusses d1 der
trichterförmige Brenner d geschoben, welcher mit dem
Fuss d1 die Fortsetzung
des Rohres c bildet. In den unteren Teil von d ist die den Verdampfer f
abdeckende, kappenförmige Düse m mit der feinen
Ausströmungsöffnung e eingeschraubt. Oberhalb der Düse
befinden sich im Brennermantel die Lufteintrittsöffnungen k. Der Flammenverteiler h greift mit
Radialarmen in Vertikalschlitze des Brenners d ein oder
ist anderweits mit letzterem lösbar verbunden.
Die Brennflüssigkeit steigt unter vorher erzeugtem Luftdruck durch das Rohr in den
Schneckenkanal i zwischen f und d1 und
wird hier durch die in der Anheizschale o brennende
Flamme verdampft. Die Dämpfe strömen durch die Bohrung n in den Hohlraum von f und aus diesem durch
die Düse me in den Brenner d, vermischen sich hier durch Anprallen an die Scheibe h innig mit Luft, welches Gemisch sich an der
hochbrennenden Anheizflamme entzündet. Nach Erlöschen der Anheizflamme findet die
weitere Vergasung selbständig statt, da die aus dem Behälter a hochgepresste Brennflüssigkeit die durch die Flamme stark erhitzten
Aussen- und Innenwände von d1 und f in feinen Schneckenwindungen
bestreichen muss und daher sehr leicht verdampft wird. Das leichte
Auseinanderschrauben der einzelnen Teile ermöglicht eine vollkommene, bequeme
Reinigung derselben.
In D. p. J. 1898 310 34 ist
unter Fig. 6 und 7 der Spiritusgasbrenner von Otto Keidel in Sangerhausen vorgeführt, bei welchem ein
in der Zuleitungsröhre 1 angeordneter Pfropfen 15 den in dem Vergaser 2
auftretenden Druck zurückhalten und gleichzeitig eine ruhige Vergasung bewirken
soll. Dieser Asbestpfropfen erschwert jedoch, wie sich herausgestellt hat, den
Zugang des Brennstoffes nach dem Vergaser. Unter D. R. P. Nr. 102971 ist nun eine
Abänderung geschützt, durch welche der erwähnte Uebelstand vermieden wird.
Textabbildung Bd. 313, S. 167
Fig. 5.Spiritusgasbrenner von Keidel.
Fig. 5 stellt einen senkrechten Schnitt durch das
Zuleitungsrohr 1 dar, welches mittels Gewinde 18 mit dem Vergaser 2 und
mittels Stutzen 17 mit dem Spiritusbehälter in
Verbindung steht. An dem in den Vergaser hineinragenden Ende des Rohres ist ein Sieb
19 angebracht, welches den im Rohr befindlichen
Sand 20 zurückhält, während ein zweites Sieb 21 ein Zurückschleudern des Sandes durch den Gasdruck
verhütet. Diese Anordnung des Sandes und der Siebe vertritt den vorher erwähnten
Asbestpfropfen. Das Sieb 21 kann mittels einer Stange
22 nach Lösung einer Schraubenkappe 23 aus dem Rohr 1 entfernt
und dadurch der Sand, welcher möglichst grobkörnig gewählt wird, erneuert werden.
Die erforderliche Menge Sand wird am besten durch Versuche festgestellt.
Bei den gebräuchlichen Erdölvergasern, bei welchen der Brennstoff unter Druck dem
Vergaser zugeführt wird, kommt es oft vor, dass die erhitzten Rohrwandungen zur
vollkommenen Verdampfung der Flüssigkeitssäule nicht ausreichen. Es wird dann noch
flüssiger Brennstoff durch die Düse mitgerissen, durch welchen Rauch- und
Geruchbelästigung entsteht.
Dieses Mitreissen flüssigen Brennstoffes und die dadurch entstehenden Nachteile
vermeidet der Vergaser für Erdöl-Blaubrenner von Gustav Barthel in Dresden (D. R. P. Nr. 104004).
Der Vergaser besteht aus einem porösen, gut Wärme leitenden Körper a (Fig. 6) von
cylindrischer Gestalt, welcher in den oberen Teil des Zuleitungsrohres b bis dicht unter die Düse c eingeschoben wird, und dicht an dem Rohre anliegt, um sich stark zu
erhitzen. Dieser Körper a ist am oberen Ende mit einer
trichterförmigen Vertiefung d versehen, welche mit
einer undurchlässigen Platte e ausgelegt ist.
Textabbildung Bd. 313, S. 167
Fig. 6.Vergaser für Erdöl-Blaubrenner v. Barthel.
Der einströmende Brennstoff durchdringt nun diesen Körper a, in dessen unterem Teile er stark vorgewärmt wird. Ein weiteres Steigen
hindert jedoch die Aushöhlung d am oberen Ende und ein
Austreten des Brennstoffes die Platte e.
Der Brennstoff wird vielmehr nach den Seiten gedrängt, wo sich der Querschnitt des
Körpers a mehr und mehr verringert, dadurch aber desto
heisser wird, was ein vollständiges Vergasen des Brennstoffes zur Folge hat. Die
Gase treten nachher in die Aushöhlung d und aus dieser
in die Düse c. Selbstverständlich kann der Körper a leicht aus dem Rohr b
herausgenommen und erneuert werden.