Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 193 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und
Kühlmaschinen.
Von Professor Alois
Schwarz in Mährisch-Ostrau.
(Schluss des Berichtes S. 177 d. Bd.)
Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen.
Von Detailkonstruktionen für Kühlmaschinen und deren Nebenapparaten sind noch
nachstehende Neuerungen bekannt geworden:
Oelabscheider für Kältemaschinen. Die Trennung der
flüchtigen Flüssigkeit vom Schmierstoff bei Kälteerzeugungsmaschinen wird von Johann Leonhard Seyboth in München mit der folgenden
ihm unter D. R. P. Nr. 93633 patentierten Vorrichtung vorgenommen. In den oberen
Teil des in Fig. 44 mit A bezeichneten Oelabscheidungsgefässes ist das Entgasungsgefäss B eingebaut. Durch den Stutzen a, der mit der Druckseite des Verdichters in Verbindung steht, gelangt das
verdichtete Gas, welches immer das im Cylinder – befindliche Oel mitführt, in das
Abscheidegefäss A. Hier durchstreicht es die
durchlochten Bleche s und setzt unter dem Filtereinsatz
p das Oel ab, um dann durch Stutzen k in den Kondensator zu gelangen. Durch den in A herrschenden Druck gelangt das abgeschiedene Oel
durch ein Verbindungsrohr von A nach B. Durch die in A
vorhandene Verdichtungswärme wird das Oel in B erwärmt
und daher entgast. Das ausgeschiedene Gas wird aus dem oberen Teile von B in die Saugseite des Verdichters geleitet, während
das entgaste, gereinigte Oel aus dem unteren Teile von B zur Schmierung der Stopfbüchse verwendet wird.
Textabbildung Bd. 313, S. 193
Fig. 44.Oelabscheider für Kältemaschinen von Seyboth.
Vorrichtung zur Kühlung der Verdichter an
Kompressionskälte-Maschinen. Um die zu grosse Erhitzung des Kompressors
nebst Kolben und Stopf büchse während der Kompression zu vermeiden, wird ein Teil
des Kältemittels im flüssigen Zustande angesaugt, welcher beim Verdampfen die
Wandungen des Kompressors abkühlt. Um den hierfür erforderlichen grösseren
Arbeitsaufwand zu vermeiden, wendet nun Jos. Zellner in
München ein ihm unter Nr. 95428 für das Deutsche Reich patentiertes Verfahren an,
bei welchem der durch ein Rohr vom Verdampfer kommende kalte Dampf, ehe er in den
Verdichter gelangt, erst den von einem Mantel umgebenen Verdichter, sowie Deckel und
Stopfbüchse umspült und kühlt. Zu diesem Zwecke kann entweder der ganze Arbeitsdampf
oder ein Teil desselben benutzt werden. Dabei wird der etwa noch feuchte Dampf
getrocknet und gelangt, ohne mit Flüssigkeit behaftet zu sein, in den Verdichter.
Der Verdichter braucht dann nur die für den Arbeitsdampf nötige Grösse zu haben,
Wodurch an Anlage- und Betriebskosten gespart wird.
Von der Firma Balduin Weisser in Basel sind eine Reihe
von Hilfsapparaten für Kühlmaschinen in Verkehr gebracht worden, welche
hauptsächlich den Zweck haben, die äussere und innere Verunreinigung der
Verdampferspiralen, durch welche der Nutzeffekt der Kühlmaschinen oft in
empfindlicher Weise beeinträchtigt ist, zu verhindern oder wenigstens zu verringern.
Die äusseren Verunreinigungen der Spiralen rühren hauptsächlich durch Abscheidungen
aus den zur Kälteübertragung verwendeten Salzlösungen, die inneren von Absätzen aus
dem zum Schmieren des Kompressors verwendeten Oele. Zum Zwecke der Verhinderung von
Abscheidungen aus der Salzlösung auf die Aussenseite der Spiralen wird von der
genannten Firma ein automatischer, durch Patent geschützter Salzauflöser
„Satisfacteur“ empfohlen, durch welchen die Salzlösung noch vor Eintritt
in den Verdampfer von allen mechanischen Verunreinigungen befreit wird, und welcher
überdies bewirkt, dass die durch kontinuierliche Wasseraufnahme verdünnte Salzlösung
automatisch auf dem gleichmässigen Sättigungsgrade von 22 bis 23° B. erhalten
bleibt.
Der Apparat (Fig. 45 bis
47) besteht aus
einem Blechkasten A, welcher durch eine Blechwand B in zwei ungleiche Teile geschieden wird, und dessen
grössere Abteilung den Salzloser, die kleinere den Filter bildet.
In der grösseren Abteilung befindet sich ein aus Gitterblechen b hergestellter, mit einem Blechboden d versehener Behälter zur Aufnahme des Salzes. Die
Gitterbleche b sind durch Winkeleisen verbunden. Der
Blechboden d liegt auf einem Winkeleisenrahmen, welcher
in einiger Entfernung über dem Boden des Blechkastens A
mit dem Gitterbleche verschraubt ist, so dass unter demselben freier Durchfluss der
Soole stattfinden kann.
Zum gleichen Zwecke hat die Blechwand B in einigem
Abstand vom Boden einen Durchgang e, durch welchen die
Salzlösung zum Filter und durch denselben in das Ablaufrohr h und zum Generator fliessen kann.
Auf der Blech wand B und dem Kasten A ist ein Winkeleisenrahmen genietet, welcher zur
Auflage einer Gitterblechplatte f dient, worauf der
Filterstoff zu liegen kommt.
Um ein Auftreiben desselben zu vermeiden, wird er mit einer leicht abnehmbaren
Gitterblechplatte g beschwert und mit dem
Winkeleisenrahmen verschraubt.
Die Betriebsweise ist eine kontinuierliche, so dass von der Druckleitung der
Soolepumpe ein Abzweig, mit zwei Regulierhähnchen versehen, nach dem Apparat führt,
um entweder bei dem Einlauf a die Soole direkt auf das
Salz zu leiten, wo dasselbe sowohl an seiner Oberfläche, als auch an den
Seitenwänden bei c durch die Gitterbleche hindurch von
der Soole bespült wird; oder aber man lässt, wie aus der Aufstellungszeichnung des
Salzlösers hervorgeht, die Soole durch einen Trichter, welcher zwischen Salzbehälter
und Reservoirwand eingeführt ist, fliessen.
Die Zuleitung der Soole zum Apparat wird in der Weise angeordnet, dass sich dieselbe
über dem Salzloser in zwei Abzweige verteilt, so dass der eine auf die Mitte des
Salzbehälters, der andere über dem eingesetzten Trichter seinen Auslauf hat.
In unmittelbarer Nähe des jeweiligen Abzweiges sind die bereits erwähnten
Regulierhähnchen einzusetzen, welche je nach der Betriebsweise geöffnet oder
geschlossen werden.
Bei der Bespülung des Salzes durch die Soole wird, je nachdem die letztere eine
grosse oder kleine Fläche des ersteren berührt, auch eine grössere oder geringere
Sättigung erreicht, welche in einer gewissen Grenze mit den beiden Hähnchen und dem
am Apparate angebrachten Ueberlauf (s. Aufstellungszeichnung) reguliert werden
kann.
Die auf diese Weise gesättigte Lösung fliesst nun durch den Filter, von welchem alle
unreinen Beimengungen des Salzes zurückgehalten werden und sich am Boden des
Apparates absetzen. Unmittelbar über dem Filter befindet sich ein Anstich in der
Reservoirwand, durch den der Abfluss zum Generator stattfindet.
Ein zweiter Anstich, etwa 150 mm unter der Oberkante des Reservoirs, ist angebracht,
um die von der Soole bespülte Lösungsfläche zu vergrössern.
Textabbildung Bd. 313, S. 194
Salzauflöser „Satisfacteur“ von Weisser.
Durch Regulieren des am unteren Ausfluss angebrachten Wasserschiebers kann ein
beliebiger Soolestand zwischen den beiden Ueberlaufanstichen erreicht werden, so
dass die Lösung je nach Bedürfnis stärker oder schwächer zu machen ist.
Der obere Anstich hat ausserdem den Zweck, ein Ueberlauf en des Apparates bei zu
starkem Zufluss aus der Salzwasserhauptleitung, oder Verstopfung des Filters zu
vermeiden. Tritt dieser Fall ein, so ist bei zu starkem Zufluss das Hähnchen so weit
zuzumachen, dass ein Ueberlaufen an der Zwischenwand B,
welche um etwa 150 mm niedriger als das Reservoir sein muss, nicht mehr stattfinden
kann. Ist dagegen der Filter verstopft, so muss eine sofortige Reinigung des
Apparates vorgenommen werden, um die schmutzigen Rückstände des Salzes zu
entfernen.
Man stellt die Zuflusshähnchen ab und lässt die Soole bis auf das niedrigste Niveau,
welches durch den Anstich direkt über dem Filter bedingt ist, in den Generator
abfliessen. Hierauf öffnet man den bei i
angebrachten Entleerungshahn, um den Rest der Soole in ein bereitgehaltenes Fass
ablaufen zu lassen. (Nach Reinigung des Apparates kann dieser Rest wieder auf das
frisch nachgefüllte Salz gegossen werden.) Ist der Apparat entleert, so wird der
Salzbehälter, sowie der Filter herausgenommen und durch Ausspritzen mit Wasser gut
gereinigt, worauf er wieder zusammengestellt und in Betrieb genommen wird.
Diese Reinigung wird jährlich ein- oder höchstens zweimal nötig sein.
Bei Wiedereinsetzung des Filters muss besonders darauf acht gegeben werden, dass der
Filterstoff namentlich in den Ecken und an den Blechwänden recht fest eingestampft
wird, um dort ein Durchfliessen der ungefilterten Soole zu verhüten.
Behufs Probeentnahme ist am unteren Ende des Ueberlaufrohres ein Hähnchen
angebracht.
Die an dieser Stelle entnommene Soole erweist sich in einem reinen Glase hell und
klar. Die Aufstellung des Apparates muss in der Weise erfolgen, dass derselbe leicht
zugänglich ist und somit eine Kontrolle jederzeit ermöglicht wird.
Der Apparat ist mit einer Holzverschalung luftdicht zu umgeben, damit Kälteverluste
und das so lästige Abtropfen vermieden werden. Der Holzdeckel wird als Rahmen
ausgebildet, so dass ein Deckel über dem Salzkasten zum Nachfüllen des Salzes und
ein solcher zum Nachsehen und Herausnehmen des Filters vorhanden ist.
Die innere Verunreinigung der Verdampferspiralen entsteht fast ausschliesslich durch
das zum Schmieren des Kompressors zu verwendende Oel. Eine reichliche Schmierung des
Kompressors ist jedoch für die Kältemaschine von grösstem Nutzen, weil infolge der
Ausfüllung der schädlichen Räume und der besseren Dichtung der geschmierten inneren
Kompressororgane einerseits eine nicht unbeträchtliche Erhöhung der Kälteleistung
naturgemäss und erwiesen ist, andererseits aber die Reibungsarbeit und Abnutzung
aller bewegten Teile möglichst verringert wird.
Bei der Schmierung, welche automatisch und regulierbar durch die Stopfbüchse erfolgen
soll, gelangt mit der Kolbenstange, je nach dem Zustande der Verpackung, mehr oder
weniger Oel in den Cylinder und von hier mit den komprimierten Gasen durch die
Ventile in die Oelabscheidungsapparate, aus welchen es täglich abgelassen werden
muss. Eine gewisse Oelmenge wird jedoch auch in die Rohrschlangen des Kondensators
und Verdampfers mitgerissen und nimmt an dem Kreislauf des Kältemediums teil.
Eine Ueberfüllung der Apparate mit Oel kann nur dann stattfinden, wenn weniger Oel
dem Oelabscheider (Oeltopf) entnommen wird, als eingefüllt wurde, was bei zu
reichlicher Schmierung, Verstopfung der Oelleitungen oder Nachlässigkeit des
Personals vorkommen kann.
Dieser Gefahr muss durch eine einfache und sichere Kontrolle des Oelverbrauchs und
Oelverbleibs begegnet werden, welche für einen geordneten Kältemaschinenbetrieb
unerlässlich ist.
Eine Verharzung der inneren Rohrflächen tritt dann ein, wenn das Oel bei den im
Verdampfer herrschenden tiefen Temperaturen dickflüssig wird und sich hierbei
Bestandteile, wie Harz, Talg, Paraffin u.s.w. ausscheiden, an den Spiralenwänden
festsetzen und auf diese Weise isolierend wirken, wodurch naturgemäss die
Kühlwirkung des Verdampfers nicht unerheblich reduziert wird.
Eine rationelle Reinigung des Kompressoröles lässt sich jedoch nur dann
erreichen, wenn die Ausscheidung der vorgenannten schädlich wirkenden Stoffe bereits
vor Eintritt in die Maschine stattfindet.
Auch hierfür hat die Firma Balduin Weisser in Basel
einen Apparat konstruiert und verschiedentlich patentieren lassen, welcher nicht nur
die obengenannten Bedingungen erfüllt, sondern auch noch die Eigenschaften der
bereits beschriebenen Oelapparate in sich vereinigt.
Textabbildung Bd. 313, S. 195
Fig. 48.Refrigerationsfilteranlage von Weisser.
Dieser unter der Bezeichnung „Refrigerationsfilter“ eingeführte Apparat
ermöglicht die Prüfung und Reinigung des Kompressoröles und verbindet gleichzeitig
damit die Einrichtung zur Aufbewahrung des Inhaltes eines Oelfasses von etwa 200 l,
Filtrierung und Sammlung des gebrauchten Oeles, Messung des Oelverbrauches, Mischung
von frischem und gebrauchtem Oel, Kontrolle des Oelverbleibs und Aufbewahrung der
erforderlichen Oelkannen mit Zubehör.
Die komplette Refrigerationsfilteranlage (Fig. 48)
besteht aus einem vertikalen Winkeleisengestelle, auf welches die einzelnen Apparate
zu stehen kommen.
Oben auf dem Gestelle steht der Oelbehälter A, welcher
etwa 200 l Oel fassen kann. Unter diesem steht der mit einer Messvorrichtung
kombinierte Filter B für gebrauchtes Oel mit etwa 35 l
Inhalt. Unmittelbar dahinter befindet sich der Refrigerationsfilter C, dessen Verdampf er Spirale einerseits mit der
Flüssigkeitszuleitung, andererseits mit der Saugleitung vom Oeltopf in Verbindung
gebracht wird. In weiterer Folge kommt das Mess- und Mischgefäss D, dessen Inhalt etwa 50 l beträgt, und endlich zu
unterst das Tropf blech E, worauf die Oelkannen zu
stehen kommen. Die Betriebsweise des Apparates gestaltet sich wie folgt:
Das zu entleerende Oelfass wird in unmittelbarer Nähe desselben aufgestellt und
dessen Inhalt mittels einer kleinen Handpumpe in den Oelbehälter A gepumpt.
Bei Beginn der Kühlung werden die Absperrhähnchen in der Flüssigkeitsleitung und in
der Saugleitung geöffnet und gleichzeitig durch a und
d das frische Oel aus dem Behälter A in den Refrigerationsfilter C laufen gelassen, bis der letztere gefüllt ist, was man am
Einlauftrichter d sehen kann. Hierauf wird das Hähnchen
bei a am Oelbehälter abgestellt und die Kühlung so
lange fortgesetzt, bis das Oel auf die im Verdampfer herrschende tiefste Temperatur
gebracht wurde.
Diese Manipulation wird vorgenommen, ohne dass am normalen Betriebe der Kältemaschine
irgend eine Aenderung stattfindet.
Zeigt das Thermometer die tiefste erreichbare Temperatur an, so kann man das
Regulierventil noch etwas mehr schliessen, wodurch nochmals einige Kältegrade
gewonnen werden. Hat das Oel nun auch diese niedrigste Temperatur erreicht, so kann
mit dem Ablassen desselben begonnen werden.
Man öffnet nun den unten in der Mitte befindlichen Hahn am Refrigerationsfilter C, durch welchen das gekühlte und gefilterte Oel in das
darunter stehende Mess- und Mischgefäss fliessen kann. Das frische, auf diese Weise
gekühlte und gefilterte Oel darf jedoch nur bei der niedersten erreichbaren
Temperatur abgelassen werden, weil sich bei höheren Temperaturen die ausgeschiedenen
Bestandteile wieder auflösen und mit demselben abermals vermischen. Nachdem etwa 25
l Oel aus dem Refrigerationsfilter C in das Mess- und
Mischgefäss D abgelassen sind, wird der Zulauf
abgestellt und man lässt nun auch aus dem Filtergefäss B das gleiche Quantum gebrauchtes und gefiltertes Oel dazu fliessen. Die
Oelstände an den Gefässen B und D werden jetzt notiert und das Oel im Mess- und Mischgefäss D kann nun zum Schmieren des Kompressors verwendet
werden.
Sobald der Zufluss des gekühlten und gefilterten Oeles aus dem Refrigerationsfilter
abgestellt ist, kann derselbe wieder ausser Betrieb gesetzt werden, indem die beiden
Pflockhähnchen an der Flüssigkeitsleitung und der Ammoniaksaugleitung zu schliessen
sind. Bei Verwendung von Oel, welches in diesem Apparate gereinigt ist, fällt das
bisher von Zeit zu Zeit notwendig werdende Ausblasen der Kondensator- und
Verdampferspiralen mit Dampf fort, da die zur Verunreinigung Anlass gebenden Stoffe
des Kompressoröles bereits vor Eintritt in die Maschine ausgeschieden sind.
Der eigentliche Refrigerationsfilter C (Fig. 49) besteht aus einem Blechgefäss a mit leicht abnehmbarem Deckel b und Einlaufrohr e. In der Mitte des
Gefässes a befindet sich ein am Boden aufgelöteter
Blechcylinder c zur Aufnahme des Filters d: derselbe wird, der Beschaffenheit der Oele
entsprechend, aus Filz, Flanell, Watte, Wolle oder Papier hergestellt. Auf dem
Blechcylinder c ist ein Versteifungsring mit
eingedrehtem Konus, in welchem die Filtersäcke d mit
dem Gegenring eingesetzt werden. Um ein Durchsickern des ungefilterten Oeles zu
vermeiden, werden diese Ringe ineinander geschliffen. Der Hahn f dient zum Ablassen des gekühlten und gereinigten
Oeles.
Zur Entleerung des ganzen Apparates wird Hahn g, zur
Entlüftung Hahn l benutzt.
m ist ein Thermometer zum Messen der Temperatur des
Oeles während der Kühlperiode.
Zwischen der Gefässwand a und dem Blechcylinder c befinden sich die schmiedeeisernen gewundenen
Verdampferspiralen h, welche durch ein Bogenrohr i verbunden sind und sich bei k mit der Flüssigkeits-, bei n mit der
Ammoniaksaugleitung vereinigen. Um Kälteverluste zu vermeiden, wird der ganze Apparat mit
einem luftdicht abzuschliessenden Holzmantel umgeben.
Textabbildung Bd. 313, S. 196
Fig. 49.Refrigerationsfilter.
Die grösste Sensation auf dem Gebiete der künstlichen Kühlung durch Kompression hat
die im Laufe der letzten Jahre durch Prof. Linde in
München im grossen Massstabe durchgeführte Verflüssigung atmosphärischer Luft
hervorgerufen, da hierdurch ein billiges, allgemein zugängliches, vollkommen
geruchloses Kältemedium erzielt wurde, welches überdies noch die
verschiedenartigsten technischen Verwendungen zulässt. Bei der Verflüssigung der
Luft gilt es als erste Bedingung, die kritische Temperatur der Luft, welche – 140°
beträgt, zu erreichen. Nach Prof. Linde's Methode wird
dies auf sogen. regenerativem Wege erzeugt, d.h. die Kälte, welche durch Kompression
eines Teiles der Luft hervorgebracht ist, wird auf den nächst behandelten Teil der
Luft einwirken gelassen, welche sich immer vergrössernde Abkühlung bis zur
Verflüssigung der Luft fortgesetzt wird.
Die beigegebene Zeichnung (Fig. 50) stellt den Linde'schen Luftverflüssigungsapparat schematisch dar.
In einem Kompressor wird atmosphärische Luft angesaugt und auf etwa 175 at
verdichtet. Hierbei erwärmt sich die Luft. Die warme, hochgespannte Luft wird dann
unter Beibehaltung ihres Druckes durch einen Kühler geleitet und hierbei auf die
normale Temperatur des Kühlwassers abgekühlt. Diese hochgespannte, abgekühlte Luft
tritt dann durch das Mittelrohr des Gegenstromapparates zum Regulierventil. Nach dem
Passieren dieses Ventils dehnt sich die komprimierte Luft aus und erfährt hierdurch
eine beträchtliche Abkühlung nach dem bekannten Gesetze, dass bei der Expansion von
Gasen zur Leistung innerer Arbeit Wärme verbraucht wird, woraus folgt, dass die
Temperatur der sich ausdehnenden Luft sinkt. Die kalte, ausgedehnte Luft von
niederem Druck und niederer Temperatur wird dann wieder im äusseren Rohre des
Gegenstromapparates aufwärts geführt, neuerdings vom Kompressor angesogen und dann
kontinuierlich dem eben beschriebenen Kreisprozess unterworfen. Das Mittelrohr
des Gegenstromapparates besitzt eine wärmeleitende Metallwandung. Der in diesem
Mittelrohr herabsinkende Luftstrom von hoher Spannung wird also dauernd der tieferen
Temperatur des im äusseren Rohre aufsteigenden, kälteren Luftstromes ausgesetzt, so
dass schliesslich die kritische Temperatur von – 140° C. erreicht wird. Mit Eintritt
dieses Zustandes beginnt dann die Verflüssigung der Luft, die in einem Sammelgefäss
aufgefangen und von hier aus mittels eines Hahnes abgezapft werden kann.
Nach Angabe von Prof. Linde dient ein dreistufiger
Kompressor von Brotherhood in London zur Verdichtung
von etwa stündlich 20 cbm Luft auf 175 at. Der Gegenstromapparat besteht aus zwei je
40 m langen, ineinander gewundenen Kupferspiralen von 7 bezw. 25 m lichtem
Durchmesser, deren Gänge mittels roher Schafwolle sorgfältig isoliert sind. Als
Sammelgefäss dienen sogen. Dewar'sche doppelwandige
Glasgefässe, bei denen der Raum zwischen den beiden Wandungen luftleer ist. Dieses
Vakuum bildet einen vorzüglichen Schutz gegen die von aussen eindringende Wärme. In
diesen Gefässen kann die flüssige Luft, welche beim Atmosphärendruck eine Temperatur
von – 190° aufweist, stundenlang ohne einen besonderen Verschluss aufbewahrt
werden.
Die flüssige Luft ist eine schwach bläuliche Flüssigkeit von milchigem Aussehen. Die
Trübung rührt von der in der flüssigen Luft enthaltenen festen Kohlensäure her.
Filtriert man flüssige Luft, so tropft eine klare, zartblaue Flüssigkeit ab, während
die feste Kohlensäure als Schnee im Filter zurückbleibt. Quecksilber, mit flüssiger
Luft übergössen, erstarrt zu Klumpen.
In noch grösserem Massstabe als durch Prof. Linde in
München wurden Versuche zur Verflüssigung atmosphärischer Luft und über deren
Anwendung durch den amerikanischen Professor Tripler
durchgeführt; über diese Versuche enthält der English
Mechanic Berichte, in welchen die amerikanische Reporterphantasie wohl
etwas überschwenglich zur Geltung gelangt, die jedoch, abgesehen von all fälligen
Uebertreibungen, ein Bild jener vielfachen Anwendungen geben, welcher auch nach den
Versuchen Prof. Linde's der verflüssigten Luft auf
allen Gebieten der modernen Technik in Aussicht stehen, und zwar sowohl zur
Erzeugung der tiefsten Kältegrade, die bis fast zum absoluten Nullpunkt
herabreichen, ferner bezüglich Verwendung der hochgradigen chemischen Aktionskraft
des verflüssigten Sauerstoffs in allen Zweigen der chemischen Industrie und der
Sprengtechnik, und endlich der Anwendung der motorischen Kraft, die in dem
gewaltigen Ausdehnungsbestreben der verflüssigten Luft liegt, und welche zweifellos
später zum Betrieb von Fahrzeugen, Werkzeugen und Geschossen ihre Benutzung finden
wird.
Textabbildung Bd. 313, S. 196
Fig. 50.Luftverflüssigunsapparat von Linde.
Unter solchen Umständen kann es nicht Wunder nehmen, dass in den Berichten über Prof.
Tripler's Versuche das neue Jahrhundert als das
„Jahrhundert der flüssigen Luft“ apostrophiert wird.