Titel: | Neuere Reguliervorrichtungen für Dampfmaschinen. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 21 |
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Neuere Reguliervorrichtungen für
Dampfmaschinen.
Von Prof. Fr.
Freytag.
Neuere Reguliervorrichtungen für Dampfmaschinen.
Die vorgeschlagenen Neuerungen beziehen sich zumeist auf Mittel, welche eine
beliebige Einstellung der Umlaufzahl der Maschine während des Ganges, sei es durch
Spannungsänderung der Belastungsfeder oder Verstellung des Schwunggewichtes etc.
ermöglichen, des weiteren auf Vorrichtungen, welche bezwecken, die Verstellungskraft
des Regulators mit einer möglichst geringen Anzahl beweglicher Teile auf die
Steuerung zu übertragen – hierbei sind sowohl bezüglich der Art der Uebertragung
selbst als auch bezüglich der Art der Regulierung verschiedene neue Vorschläge
gemacht worden – schliesslich auf Anordnungen der Einzelteile des Regulators derart,
dass, um die Empfindlichkeit desselben zu erhöhen, die in den ersteren auftretenden
Kräfte in einem für die Entlastung der Regulatorspindel, der Gelenkbolzen etc.
günstigen Sinne wirken.
Diesen Neuerungen zum Regeln der Geschwindigkeit feststehender Dampfmaschinen
schliessen sich einige für Schiffsmaschinen bestimmte Reguliervorrichtungen,
die in der Neuzeit erhöhte Beachtung erfahren, an.
1. Reguliervorrichtungen für feststehende
Dampfmaschinen.
a) Zentrifugalregulatoren.
Der in Anbetracht seines Zweckes mit mehreren Rädervorgelegen, Schraubenspindeln
etc. versehene und daher aus einer grossen Anzahl einzelner Teile
zusammengesetzte Zentrifugalregulator mit Federbelastung von W. Jahns in Karlsruhe gestattet eine Veränderung
der Tourenzahl während des Ganges ohne Aenderung der Hülsenbelastung. Auf der
Regulatorspindel d (Fig.
1) ist eine Büchse h lose aufgesetzt, die
an ihrem unteren Ende mit einem Handrad k, an ihrem
oberen Ende mit entgegengesetzt geschnittenen Schnecken i bezw. i1 versehen ist, die bei Tourenänderungen mit einem kleinen Stirnrad o (Fig. 2 und 3) in
Eingriff kommen, welches auf der im Kreuzkopf l
gelagerten, an den Enden kleine Schnecken r
tragenden Welle n befestigt ist. Während des Ganges
des Regulators wird die Büchse h – falls auf das
Handrad k keine äussere Kraft einwirkt – ihre
relative Lage zur Regulatorspindel unverändert beibehalten; wird aber, nachdem
durch Heben oder Senken des Handrades k die der
verlangten Tourenänderung bezw. Drehung der Spindeln s und s1
entsprechende Schnecke i bezw. i1 mit dem Stirnrad
o in Eingriff gebracht ist, das Handrad und
somit auch die Schnecke i bezw. i1 festgehalten, so
muss, wenn der ganze Regulator sich um die festgehaltene Schnecke dreht, das
Stirnrad o eine Drehung um seine eigene Achse
vollführen. Diese Drehung wird durch die Schnecken r, die Schneckenräder t und die mit den
letzteren fest verbundenen, auf den Zapfen a lose
drehbaren Kegelräder u auf die Schraubenspindeln
s und s1 übertragen. Durch Drehen der letzteren wird
aber die Lage der Zugstangen bc und damit die durch
Rotation der Schwungmasse um die Regulatorachse erzeugte Zentrifugalkraft bezw.
die Tourenzahl des Regulators verändert. Eine noch grössere Verstellbarkeit der
Tourenzahl wird erreicht, wenn das eigentliche Pendel mit dem Arm ab nicht starr, sondern durch ein Gelenk beweglich
verbunden ist. In diesem Falle ändert sich bei jeder Verstellung auch der
Abstand der Schwungmasse von der Rotationsachse, was auf die Grösse der
Zentrifugalkraft, der durch das Eigengewicht der Schwungmasse und durch die
Feder f Gleichgewicht gehalten wird, ebenfalls von
Einfluss ist.
Textabbildung Bd. 314, S. 22
Fig. 1.Zentrifugalregulator mit Federbelastung von Jahns.
Textabbildung Bd. 314, S. 22
Zentrifugalregulator mit Federbelastung von Jahns.
Die schon hervorgehobene komplizierte Bauart des Regulators dürfte wegen der im
Laufe der Zeit eintretenden unvermeidlichen Abnutzungen der Einzelteile
desselben ein sicheres Funktionieren des Regulators nicht für die Dauer
gewährleisten.
Der in Fig. 4 dargestellte Zentrifugalregulator
mit kombinierter Feder- und Gewichtsbelastung von Hermann Franke in Radebeul zeigt eine gedrungene und kräftige Bauart.
Er besteht aus zwei Schwunggewichten g1 und g2 die sich in der Ruhelage zu einer kreisrunden
Scheibe ergänzen und indem sie mit cylindrischen Ansätzen a1a2
ineinandergreifen, wodurch sie sich bei c
gegenseitig führen, eine gemeinsame Feder f
umschliessen. Zur Entlastung der Führung c sind die
Schwunggewichte in ihren Schwerpunkten mittels Bolzen gg am Stangenparallelogramm aufgehangen, so dass, da nunmehr ihr
gesamtes Eigengewicht als Belastung zur Geltung kommt, die Feder f entsprechend weniger belastet wird.
In den Schwunggewichten angebrachte Hohlräume dienen als Justierkammern für die
Schwerpunktlage. Die untere Hubbegrenzung wird durch das Aneinanderliegen der
Schwungscheiben, die obere durch den Bund k
gebildet.
Textabbildung Bd. 314, S. 22
Fig. 4.Zentrifugalregulator mit kombinierter Feder- und
Gewichtsbelastung von Franke.
Bei dem Ernst Hertel und Co. in Leipzig-Lindenau
patentierten Kugelregulator ist die Spindel s (Fig. 5) mit der Hülse l durch eine Feder f1 verbunden, die bei plötzlicher Zunahme der
Winkelgeschwindigkeit zunächst verdreht wird und dann die geänderte Drehung der
Spindel durch den fest mit dem Gehäuse l
verbundenen Zapfen i wie bei einer federnden
Wellenkuppelung allmählich auf das Gehäuse
überträgt. Gleichzeitig ist die Spindel s mit dem
auf ihr verschiebbaren Tragteller t für die
Schwunggewichtsrollenhebel hh1 durch eine mittels Klemmschraube s1 in dem
Gewindegang am Bunde b der Spindel fest gehaltenen
Feder f2 verbunden,
die bei plötzlichem Ausschlagen der Schwunggewichte zunächst zusammengedrückt
wird und dann die Bewegung allmählich auf die Hülse überträgt. Ebenso erfolgt
die Zurückregulierung allmählich und ruhig. Sobald nämlich die Spindel langsamer
läuft, überträgt die vordem durch Verdrehung in die Feder gebrachte Spannkraft
die Verzögerung der Spindel stetig und sicher auf die Hülse. Die ruhige
Regulierung wird noch durch folgenden Vorgang unterstützt. Beim schnellen oder
plötzlichen Ausschlagen der Kugeln wird die Feder f2 zunächst etwas zusammengepresst,
und dann erst beginnt sich die Hülse zu heben. Die Feder f2 hat aber nur wenige Windungen,
gestattet also nur eine geringe Zusammenpressung. Hierdurch wird der nutzbare
Hub der Hülse nur wenig beeinträchtigt, jedenfalls aber erreicht, dass sich die
Hülse ruhig und sicher den wechselnden Geschwindigkeiten der Spindel
anpasst.
Textabbildung Bd. 314, S. 22
Fig. 5.Kugelregulator von Hertel und Co.
Die Feder f2 lässt
sich mit der gleichzeitig als Belastungsfeder dienenden Feder f1 auch als einzige
Feder ausführen, die behufs Aenderung der Umlaufzahl auf dem Bunde b der Spindel verschraubt und festgestellt werden
kann.
Die sinnreiche Konstruktion dieses Regulators ist hervorzuheben.
Der Zentrifugalfederregulator von Max Joseph
Heinzmann in Kötzschenbroda bei Dresden besteht aus zwei gegenüber
liegenden, an der Regulatorspindel befestigten Zugfedern f (Fig. 6), welche von schräg nach
unten hängenden Schwunggewichten a umgeben sind.
Der Neigungswinkel dieser Gewichte ist so gewählt, dass innerhalb des
Ausschlages die wagerecht nach aussen gerichteten Fliehkräfte und die schräg aufwärts
nach innen gerichteten Federspannungen Mittelkräfte ergeben, die senkrecht nach
oben gerichtet sind und der Schwere der Schwungkörper a das Gleichgewicht halten, so dass sämtliche Bolzen der Lenker ss1 entlastet sind.
Diese Entlastung konnte allerdings nur unter Einschaltung doppelter Gelenke erreicht werden.
Textabbildung Bd. 314, S. 23
Fig. 6.Zentrifugalregulator von Heinzmann.
Während bei dem durch D. R. P. Nr. 35880 geschützten Zentrifugalregulator von Wilhelm Prall in Dresden die oberen Hängearme durch
eine Schraubenfeder miteinander verbunden sind bezw. die Enden von an der
Regulatorspindel drehbar aufgehängten Armen auf eine um diese Spindel gewickelte
Schraubenfeder wirken, werden bei dem durch D. R. P. Nr. 98242 geschützten
Zentrifugalregulator die genannten Federn durch aus Stahllamellen gebildete
Blattfedern ee1
(Fig. 7) ersetzt, welche der in den Gelenken
c auftretenden Fliehkraft unter Vermittlung der
Arme g und Verbindungsstangen h das Gleichgewicht halten und dadurch die
Druckkräfte gegen die Zapfen f bezw. die
Zapfenreibungen auf ein Minimum vermindern, sonach die Empfindlichkeit des
Regulators erhöhen.
Um die Gelenke h vollständig auszugleichen und
Klemmungen zu verhüten, haben zwei derselben einen gemeinsamen Bolzen h1.
Die aus Stahllamellen gebildeten Blattfedern leiden wohl gegenüber der bisher
verwendeten Schraubenfeder an dem Uebelstande, dass die behufs Einstellung auf
eine festgesetzte Umdrehungszahl der Maschine erforderliche Spannung der Feder
sich nicht in der bisherigen bequemen Weise regeln lässt. Einen verschiebbaren
Schraubenkörper als Uebertrager der von einem gewöhnlichen Kugelregulator
empfangenen Bewegungen auf das Steuerungsorgan etc. einer Dampfmaschine schlägt
Johannes Fritsche in Magdeburg vor.
Textabbildung Bd. 314, S. 23
Fig. 7.Zentrifugalregulator von Pröll.
Der umlaufende, auf der Welle b (Fig. 8) verschiebbare Schraubenkörper c1 hat zwei
entgegengesetzt steigende flache Schraubengänge aa1, deren Halbmesser von den inneren
Anfängen nach den äusseren Enden hin stetig wachsen. Sobald dieselben mit zwei
vom Regulatorgestänge fe eingestellten
riegelartigen Schiebern d in Eingriff kommen,
erfolgt eine Verschiebung des Schraubenkörpers c1 auf der Welle b
nach der einen oder anderen Richtung und zwar um so mehr, je tiefer der eine
oder andere Schieber eingestellt ist. Fig. 8
zeigt die Schieber sowie den Schraubenkörper in der Mittellage und ausser
Eingriff miteinander. Ein seitlicher Flansch c des
Schraubenkörpers c1
gestattet die Bewegungen des letzteren an den Mechanismus zur Regulierung der
betreffenden Maschine anzuschliessen.
Die Empfindlichkeit dieses Regulators dürfte zu wünschen übrig lassen.
Bei dem Zentrifugalregulator von Georg Everard und
Florent Everard in Brüssel erfolgt die Uebertragung der
Regulatorbewegungen auf die Dampfmaschine durch ein über eine verschiebbare
konische Trommel gelegtes Seil. Wie in Fig. 9
ersichtlich, sind die an den Kugelarmen a des
Regulators angreifenden Stangen e mit ihren anderen
Enden an diametral gegenüber stehenden Ansätzen d
einer konischen Trommel e gelenkig befestigt, über
welche der Antriebsriemen oder das Antriebsseil g
führt. Damit die Trommel e längs der in Kugellagern
nn1 geführten
Spindel f auf und ab gleiten kann, ist diese auf
einem Teil ihrer Länge mit Führungsrippen s
versehen, welche in entsprechende Nuten der Trommel eingreifen.
Textabbildung Bd. 314, S. 23
Fig. 8.Reguliervorrichtung von Fritsche.
Textabbildung Bd. 314, S. 23
Fig. 9.Zentrifugalregulator von Everard.
Durch Seil g wird die Trommel c und damit der ganze Regler in Drehung versetzt
und es bewegen sich die Kugeln k nach auswärts,
wodurch die Trommel gehoben wird. Da aber das zwischen festen Rollen h geführte, durch eine Feder, Gewichte o. dgl.
immer gleich stark gespannte Seil dieser Bewegung nicht folgen kann, wird, da es
nunmehr über einen kleineren Umfang der Trommel läuft, die
Drehungsgeschwindigkeit des Reglers, dem Verhältnisse der jeweiligen Durchmesser
entsprechend, grösser.
Die Wirkung des Reglers kann entweder durch das konische Rad m oder durch eine bei d angeordnete Heb ei Verbindung auf das Steuerungsorgan etc. der
betreffenden Dampfmaschine übertragen werden.
Bei diesem Regulator ist zu befürchten, dass unter Umständen bei den
Verschiebungen der konischen Trommel ein Gleiten des Seiles eintritt, was für
die Sicherheit der Regulierung von grossem Nachteil ist.
Eine mit einfachen Mitteln erreichbare Gewichtsausgleichung der Regulatorspindel
schlägt Franz Otto Wehner in Prag vor.
Textabbildung Bd. 314, S. 23
Fig. 10.Gewichtsausgleichung der Regulatorspindel von Wehner.
Wie aus Fig. 10 ersichtlich, sind die Kugelarme
b derart angeordnet, dass das Gewicht jeder
Schwungkugel a mittels einer Verbindungsstange c auf den zwischen den Stellringen h und h1 frei drehbaren Ring d wirkt und damit die Spindel g im
Gleichgewicht hält. Um die Kugelarme in ihre Anfangsstellung zurückzubringen,
ist zwischen Stellring h und Scheibe i des in k gelagerten
Gehäuses g1g2 eine Druckfeder
f eingeschaltet.
b) Achsenregulatoren.
Fig. 11
und 12
erläutern einen von Joh. Ruckstuhl in Winterthur
(Schweiz) erfundenen Achsenregulator zweckmässiger Konstruktion.
Die durch Federn k belasteten Schwunggewichte a verdrehen mittels Stangen b eine auf der Schwungradnabe drehbare Hülse c, deren Arm g durch eine Stange e mit dem um einen festen Zapfen d der Schwungradnabe drehbaren Exzenter f verbunden ist. Zur Verminderung der Rückwirkung
der Stellzeug widerstände und zur sicheren Lagerung des Exzenters sind der
Drehzapfen d bezw. die Stange e und der Arm g der
Hülse c in das Innere des Exzenterringes
verlegt.
Textabbildung Bd. 314, S. 24
Achsenregulator von Ruckstuhl.
Das Federgehäuse ist zu einer aus hohlen Kolben i
und Cylinder l bestehenden Oelbremse ausgebildet,
deren Rinnen i1 das
etwa durchgepresste Oel auffangen und zurückleiten.
Die Schneiden m sind mittels Zapfen r, gegen welche die nach Entfernung einer Mutter
p zugänglichen Schraubenbolzen n wirken, in die Kolben i beweglich eingesetzt. Von Otto
Schneider in Gleiwitz wird zur Aenderung der Umdrehungszahl während des
Ganges der in Fig. 13 ersichtliche
Achsenregulator angegeben (D. R. P. Nr. 97155).
Die Aufhängezapfen a der Schwungpendel b sind an Gleitstücke c angeschlossen, die samt den Stützzapfen a1 der Belastungsfedern e auf den Armen d1 des Schwungrades d verschoben werden können, ohne dass sich dabei der
Ungleichförmigkeitsgrad ändert. Jedes Pendel steht durch eine Lenkstange f mit der das Exzenter g tragenden und um einen festen Zapfen h
drehbaren Schwinge i in Verbindung. Das Exzenter
ist in der üblichen Weise mit einer Oeffnung g1 zum Hindurchtreten der Welle k versehen.
Textabbildung Bd. 314, S. 24
Fig. 13.Achsenregulator von Schneider.
Das Verstellen der Gleitstücke c kann mittels
Schraubenspindeln oder durch ein Hebelwerk geschehen. Hierzu dienen in der
Patentschrift näher erläuterte Vorrichtungen.
Einem gleichen Zwecke, wie vordem, dient der von C.
Dävel in Kiel erfundene Achsenregulator.
Um die Spannung der Belastungsfeder a (Fig. 14) und damit die Umdrehungszahl des
Regulators während des Ganges zu ändern, ist das Regulatorgehäuse s am Umfange mit einem seitlich vorstehenden
Schleifring s1
versehen, in dessen Aussparung ein nach innen und aussen etwas vorragendes
Reibrad m greift. Dasselbe sitzt auf einer im
Gehäuse s gelagerten Welle m1, welche noch eine mit dem Rade h1 der
Schraubenspindel h in Eingriff stehende Schnecke
trägt.
Ein bei n festgelagerter doppelarmiger Hebel b trägt Schleif backen b1b2, welche den
Schleifring s1 in
der in Fig. 14 ersichtlichen Weise umfassen. Wird
der Hebel durch Bethätigung der Schubstange o mit
der einen oder anderen, d.h. mit der inneren oder äusseren Schleifbacke gegen
den Ring s1
gedrückt, so wird das Reibrad m bei jeder Umdrehung
des Regulators in dem einen oder anderen Sinne um ein Geringes gedreht. Diese
Drehung ändert mit Hilfe des vorgenannten Uebersetzungsgetriebes die Spannung
der Feder a und damit auch die Umdrehungszahl der
Welle w.
Die Bewegung des Schleifbackenhebels bezw. der die Schraubenspindel h bethätigenden Uebersetzung kann entweder von Hand
oder auf elektrischem Wege erfolgen.
Die bei verschiedenen Geschwindigkeiten auftretenden Schwingungen des Gewichtes
b werden wie bei dem von C. Dävel unter D. R. P. Nr. 74769 geschützten
Achsenregulator (vgl. 1894 294 * 228) mittels
Lenkstange c auf das scheibenförmig gestaltete
Trägheitsgewicht fg und damit auf das an dem Zapfen
e der Schwungradbüchse s2 drehbar befestigte Exzenter d übertragen.
Textabbildung Bd. 314, S. 24
Fig. 14.Achsenregulator von Dävel.
Die beiden letztgenannten Achsenregulatoren erfordern – um den beabsichtigten
Zweck zu erreichen – wegen der erheblichen Anzahl von Zwischenmechanismen
bedeutende Kraftäusserungen, die unter Umständen eine Aenderung der Umlaufzahl
der Maschine während des Ganges unmöglich machen dürften.
Unter Nr. 99503 wurde J. R. Frikart in München eine
weitere Ausführungsform seines unter Nr. 89484 im Deutschen Reiche patentierten
Achsenregulators geschützt (vgl. 1897 305 * 271).
Dieselbe ist dadurch gekennzeichnet, dass die zur Aenderung der Umlaufzahl
nötige Verschiebung der Schwunggewichte anstatt durch konische Rädergetriebe und
Reibungskegel von Hand durch eine im Schwungrad selbst untergebrachte, von
aussen regulierbare Dynamo erfolgt, deren Achse die Gewichte mittels
zwischengeschalteter Zahnräder und Spindeln verstellt.
Mit einer geringen Anzahl beweglicher Teile sucht Ferdinand Stenad in Berlin die Verstellungskraft von Achsenregulatoren
möglichst direkt auf die Steuerung zu übertragen.
Wie in Fig. 15 ersichtlich, wirken die Federn a direkt, also ohne Einschaltung federbelasteter
Gewichte, den radial geführten Gewichten b
entgegen, in die eine mit steilgängigem Rechts- und Linksgewinde d versehene Spindel c
greift. Dieselbe dreht sich, sobald die durch Anschläge am Gehäuse an einer
Drehung verhinderten Gewichte infolge der Zentrifugalkraft geradlinige Bewegungen
ausführen und sichert damit einerseits die gleiche Verschiebung der
Schwungkörper, andererseits wirkt sie auf das Stellzeug der Maschine ein.
Letzteres kann z.B. in der Weise geschehen, dass die Drehung der Spindel c mittels Hebels und Lenkstange auf eine Hülse
übertragen wird, die, in eine Zahnstange auslaufend, die
Expansionsschieberstange einer Rider- oder Meyer-Steuerung direkt verstellt.
Mittels einer um die Spindel c gelegten Zusatzfeder
f kann die Umdrehungszahl des Regulators
während des Ganges verändert werden. Die Feder ist im vorliegenden Falle an die
Nabe eines lose drehbaren Hebels g angeschlossen,
der mittels Lenkstange o von einer auf dem
Gewinderohr h mittels Handrad verschiebbaren Hülse
p verstellt werden kann.
Wie bei den meisten Achsenregulatoren lässt sich auch im vorstehenden Falle die
Brauchbarkeit des Regulators erst im praktischen Betriebe feststellen.
Textabbildung Bd. 314, S. 25
Fig. 15.Uebertragung der Verstellungskraft von Achsenregulatoren
direkt auf die Steuerung nach Stenad.
Eine leicht einstellbare Vorrichtung zum Verstellen des Schwunggewichtes von
Achsenregulatoren behufs Veränderung der Umlaufzahl der Maschine bringt die Gutehoffnungshütte, Aktien-Verein für Bergbau und
Hüttenbetrieb in Oberhausen in Vorschlag.
Wie in Fig. 16 ersichtlich, sitzen lose auf der
Welle W zwei mit je einem Reibring versehene
Zahnräder a und b,
wovon das eine a unmittelbar und das zweite b mittelbar unter Einschaltung eines Zwischenrades
c mit dem auf der Welle w aufgekeilten Rade d in Eingriff
steht.
Textabbildung Bd. 314, S. 25
Fig. 16.Vorrichtung zum Verstellen des Schwunggewichtes von
Achsenregulatoren von der Gutehoffnungshütte, Aktien-Verein für Bergbau und
Hüttenbetrieb.
Wird Rad a mittels eines oder mehreren von der
Maschine unabhängigen, also mit dem Schwungrad nicht rotierenden Backen
gebremst, so dreht sich Bad d während des Ganges
der Maschine in dem einen Sinne; wird dagegen Bad b
gebremst, so dreht sich Bad d in entgegengesetztem
Sinne. Dadurch wird mittels konischer Bäder einer mit dem Schwunggewichte
verbundenen Schraubenspindel eine entsprechende Drehung erteilt und es findet
eine Verstellung des ersteren in dem einen oder anderen Sinne statt. In der
Mittelstellung der Bremsbacken sind sämtliche Zahnräder ausser Thätigkeit.
Bei dem Paul Horstmann in Preuss. Stargard
geschützten Achsenregulator wirken radial geführte Oelbremskolben, die sich in
gegenüber liegenden Cylindern der Regulatorscheibe führen mitsamt
anschliessenden Gestängen als Schwunggewichte.
Beginnt die Regulatorscheibe k (Fig. 17) ihre
Bewegung, so schliesst die Ringfläche e2 den Hohlraum des Oelbremscylinders c dicht ab. Der Voreilungswinkel d der Exzenterscheibe ist dann am kleinsten, die
Exzentrizität r und die Füllung der betreffenden
Dampfmaschine am grössten.
Bei Ueberschreitung der kleinsten normalen Umlaufzahl der Scheibe k bewegt sich der durch Kopfschraube f mit dem Gestänge a
fest verbundene Kolben e jedes Bremscylinders nach
aussen. Das Oel bleibt dabei im Cylinder c und kann
sowohl durch e1 als
auch durch das frei gewordene Loch e3 zirkulieren. Ist die grösste normale
Umlaufzahl überschritten worden, dann befinden sich die Schwungmassen in der
äussersten Lage, so dass e mit dem Cylinderdeckel
h in Berührung kommt. Die Bewegungen der
Bremskolben e werden durch die inneren als
Kapselgestänge ausgebildeten Teile der Schwungmassen mittels Schleifen und der
um die Zapfen m1m2 drehbaren
Gleitstücke l1l2 auf eine
Stellscheibe n (Fig. 18) übertragen,
und indem sie diese zu verdrehen bestimmt sind, werden Voreilungswinkel und
Exzentrizität der mit ihr verbundenen Exzenterscheibe o verändert. Letztere ist mittels des Zapfens m3 und Gleitstückes l3 um den Zapfen
p einer auf der Welle t befestigten Mitnehmerscheibe q drehbar,
s ist der Exzenterbügel. Mittels der Scheibe
g lässt sich ein Nachstellen der Oelbremse
vornehmen. Die auswechselbaren Scheiben i gestatten
eine Aenderung der Umlaufzahl der Regulatorscheibe k.
Textabbildung Bd. 314, S. 25
Achsenregulator von Horstmann.
Der Zentrifugalkraft der Kolben e und derjenigen der
Kapselgestänge a wirken um die mittleren Teile der
letzteren gelegte Schraubenfedern b entgegen.
Es ist bei dieser Reguliervorrichtung jedenfalls eine leichte und stossfreie
Einstellung der Exzenterscheibe zu erwarten.
Um bei den mit Oelbremsen arbeitenden Achsenregulatoren der vorstehend
beschriebenen Bauart eine Veränderung der Umlaufzahl auch während des Ganges
vornehmen zu können, schlägt Paul Ludenia in
Charlottenburg vor, auf die in den Bremscylindern zirkulierende Flüssigkeit einen
veränderlichen, von aussen zu regulierenden Druck auszuüben. Damit wird die
Spannung der auf die Schwungmassen wirkenden Federn mehr oder weniger
verstärkt.
Das Einpressen des Druckmediums in die rotierenden Kolbenräume soll mit
Hilfe einer zentralen Zuleitung durch einen einfachen Presscylinder bewirkt
werden, dessen Kolben durch eine Spindel von Hand bequem auf- und abwärts bewegt
werden kann.
(Schluss folgt.)