Titel: | Neuere Reguliervorrichtungen für Dampfmaschinen. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 38 |
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Neuere Reguliervorrichtungen für
Dampfmaschinen.
Von Prof. Fr.
Freytag.
(Schluss des Berichtes S. 29 d. Bd.)
Neuere Reguliervorrichtungen für Dampfmaschinen.
2. Reguliervorrichtungen für bewegliche
Dampfmaschinen.
Der in Fig. 19 an einer Schiffsmaschine ersichtliche
Regulator von Paul Arnhold in Berlin soll ein
unregelmässiges Arbeiten der Maschine bei hohem Seegang verhüten. Er besteht aus dem
Hebel a und zwei durch Rohrleitungen miteinander
verbundenen Cylindern b und c. Der behufs Gewichtsausgleichung am Ende einen flachen Hohlkörper a1 (Fig. 20) tragende Metallhebel a ist ausserhalb des Schiffes in Höhe der Schraubenwelle auf einer
Metallwelle b1
befestigt. Letztere führt sich in einer Art Stevenrohr, dessen Anschläge p und q dem Hebel
Drehbewegungen von je 30° nach oben und unten gestatten. Innerhalb des Schiffes ist
auf der genannten Welle b ein Hebel e befestigt, der durch eine Verbindungs- und
Schieberstange die Bewegungen des Hebels a auf den
Kolbenschieber f des Cylinders b überträgt. Von diesem führen zwei Röhrchen h und l nach dem im Maschinenraum
untergebrachten Cylinder c (Fig. 19), dessen Kolben- und Verbindungsstange mit dem geschlitzten Hebel
c1 einer in die
Frischdampfleitung eingebauten Drosselklappe verbunden ist.
Textabbildung Bd. 314, S. 38
Fig. 19.Regulator von Arnhold.
Der Kolbenschieber f hat breite Ueberdeckungen, um
Abweichungen des Hebels a um je 10° von der
Horizontalen nach oben und unten aufnehmen zu können; ausserdem ist die
Verbindungsstange desselben bei h verstellbar.
Die Zuführung des Treibmittels – Druckwasser, Druckluft oder Dampf – erfolgt durch
das Röhrchen i nach beiden Enden des Cylinders b, die Ableitung durch Röhrchen m.
Bei einer durch die sinkende Wasserwelle veranlassten Drehung des Hebels a nach unten wird der Kolbenschieber f nach rechts bewegt und es strömt das Treibmittel
durch den linksseitig geöffneten Kanal und Rohr k
hinter den Kolben des Cylinders c, um denselben nach
rechts zu treiben, wodurch die Drosselklappe geschlossen wird.
Textabbildung Bd. 314, S. 38
Fig. 20.Regulator von Arnhold.
Bei steigender Wasserwelle findet ein ähnlicher Vorgang statt und es wird die
Drosselklappe geöffnet. Diese Drehungen des Hebels a erfolgen bei Beginn der Wellenbewegungen des Wassers. Die Drosselklappe
ist daher schon geschlossen, bevor die Schraube aus dem Wasser taucht bezw. schon
geöffnet, ehe dieselbe zu tief eingetaucht ist.
Bei leichterem Seegang stellt man die Verbindungsstange am Hebel c, der Drosselklappe so ein, dass dieselbe nur so viel
Dampf durchlässt, wie die Maschine, der geringeren Belastung entsprechend, nötig
hat.
Es ist kaum anzunehmen, dass diese von den Wellenbewegungen des Wassers abhängige
selbstthätige Regulierung der Schiffsmaschine eine genügende Sicherheit gegen die
bei plötzlichen Geschwindigkeitsänderungen (Durchgehen) der Maschine auftretenden
Gefahren bietet.
Der von Edwin Burger Thorburn in Hightstown
(Nordamerika) erfundene Regulator dient einem gleichen Zwecke; nur wird der als
Drosselorgan wirkende Schieber nicht selbstthätig infolge der Wellenbewegungen des
Wassers, sondern je nach Stellung eines Handhebels mehr oder weniger verschoben.
Eine von der Maschine getriebene Luftpumpe drückt Druckluft durch a (Fig. 21) in den
Cylinder b, dessen Kolben b1 mit einer den Drosselgitterschieber c führenden Stange verbunden ist. Der Schieber gleitet
in einem in die Dampfleitung eingeschalteten Gehäuse d,
welches mittels der Stangen e, die auch zum Spannen
einer über dem Kolben b1 liegenden Spiralfeder dienen, den von einem Kühlmantel umgebenen
Cylinder b trägt. Am unteren Ende des letzteren sitzt
ein mit seitlichen Oeffnungen versehenes, durch den Kanal g mit dem Cylinder b in Verbindung stehendes
Gehäuse, dessen federbelastetes Ventil f unter gewissen
Bedingungen die Druckluft aus dem unteren Ende des Cylinders entweichen lässt.
Befindet sich der Kolben b1 in seiner tiefsten Lage, so kann der Dampf durch das Gehäuse d frei hindurchströmen. Soll nun die Maschine mit der
grössten Geschwindigkeit arbeiten, so wird mittels des Handgriffes h der Hahn i des am
unteren Cylinderdeckel angeschlossenen Gehäuses k ganz
geöffnet, wobei die durch a in den Cylinder gedrückte
Luft ins Freie entweicht. Für jede andere Geschwindigkeit wird der Hahn nur
teilweise geöffnet, so dass die unter dem Kolben b1 verbleibende Druckluft diesen nach aufwärts treibt
und zufolge seiner Verbindung den Schieber c
entsprechend einstellt. Wird der Hahn geschlossen, so findet Dampfabsperrung statt.
Durch das nunmehr geöffnete Ventil f wird der beim
Weiterlaufen der Maschine unter dem Kolben b1 herrschende Rückdruck aufgehoben.
Textabbildung Bd. 314, S. 38
Fig. 21.Regulator von Burger Thornburn.
Gegenüber der vorbesprochenen Reguliervorrichtung lässt sich mit diesem Apparate ein
unter allen Umständen regelmässiges Arbeiten der Schiffsmaschine erreichen.
Heinrich Cubbel in Aachen schlägt eine elektrische
Reguliervorrichtung für Schiffsmaschinen vor.
Eine von der Schraubenwelle aus angetriebene Dynamo sendet ihren Strom durch ein
als Tachometer dienendes Voltmeter v (Fig. 22), dessen mit irgend einer anderen Stromquelle
q verbundener Zeiger z
mit seinem Ende auf einem aus mehreren voneinander isolierten Plättchen von
verschiedenem Widerstand bestehenden Kontakt g gleitet,
so dass bei den verschiedenen Stellungen des Zeigers z
die Stärke des durch den Kontakt geschlossenen Stromes geändert wird. Diese Ströme
magnetisieren ein Solenoid s, dessen Kern k mit dem Schieber a eines
Druckwassercylinders verbunden ist, dessen Bewegungen eine im Rahmen r aufgehängte Spannfeder f
entgegenwirkt. Je nach der Stärke des das Solenoid magnetisierenden Stromes
überwiegt die Kraft desselben oder aber die der Feder f, wodurch der Kern k und mit ihm der Schieber
a nach der einen oder anderen Richtung gezogen
wird.
Die Bewegung des Schiebers a bewirkt in bekannter Weise
die Verschiebung des Kolbens b, der die Steuerung
verstellt
Textabbildung Bd. 314, S. 39
Fig. 22.Reguliervorrichtung von Cubbel.
Um den Schieber nach erfolgter Funktion in seine Anfangsstellung zurückzubringen,
verstellt der mit der Kolbenstange verbundene Hebel h
gleichzeitig den Rahmen r. in dem die Feder f samt Schieber a und
Solenoid s aufgehängt sind, so dass sich diese in
relativer Ruhelage zu einander befinden.
Durch die Bewegung des Rahmens gelangt aber nur der Schieber in seine
Schlussstellung, während die Stellung des Kernes k im
Solenoid s dieselbe bleibt. Eine mehr oder weniger
grosse Bewegung des Schiebers a bedingt demnach eine
entsprechende Verschiebung des Kolbens b.
Statt der Einschaltung von Widerständen durch den Gleitkontakt kann auch die Anzahl
der Solenoidwindungen verändert werden, wobei die Stromstärke dieselbe bleibt.
Textabbildung Bd. 314, S. 39
Fig. 23.Verbesserte Dubel'sche Reguliervorrichtung.
Eine Verbesserung der beschriebenen Dubel'schen
Reguliervorrichtung besteht darin, dass dieselbe schon vor Aenderung der
Umdrehungszahl in Thätigkeit tritt. Zu dem Zwecke wird, wie in Fig. 23 ersichtlich, das Voltmeter durch eine
Plattenfeder p ersetzt, welche ein mit dem Meer in
Verbindung stehendes Rohr c abschliesst und deren
Durchbiegungen sich auf einen Gleitkontakt g
übertragen. Letzterer schaltet infolge seiner Bewegung auf einem Rheostaten r dessen verschiedene Widerstände ein und verursacht
damit die verschiedenen Stärken des das Solenoid s
durchfliessenden Stromes, während ein Zentrifugalregulator z das Ueberschreiten einer bestimmten Maximaltourenzahl – z.B. bei einem
Wellenbruch – durch direkte Schliessung desselben Stromkreises verhindert.
Die von Edward Thunderbolt in Charlton (Australien)
angegebene Sicherheitsvorrichtung für elektrische Regulatoren bewirkt bei
plötzlicher Unterbrechung des Stromkreises ein Stillsetzen der Dampfmaschine.
Der in einem auf der Stange b (Fig. 24) verschiebbaren Ständer a1 drehbar gelagerte Hebel a ist mit einer Stange c verstellbar
verbunden und diese an die Stange c1 eines Kolbens c2 angeschlossen, der sich in einem mit Oeffnungen
d1 für den aus dem
Ringraum d2 tretenden
Dampf versehenen Cylinder d bewegt. Aus dem letzteren
strömt der Dampf durch die Leitung f nach der Maschine.
Ein am äusseren Ende des Hebels a stellbar aufgehängtes
Eisenstück g liegt teilweise inmitten der auf der
Grundplatte g1
befestigten, mit einem stellbaren Anker h1 versehenen Magnetspule, während eine ebenfalls am
äusseren Ende des Hebels a angreifende Feder k an einem Rahmen k1 aufgehängt ist, der durch einen Bolzen l gehalten wird. Letzterer trägt einen an der Platte
m bei l2 drehbar befestigten Arm l1. Die Platte m kann mittels eines Schraubenbolzens in der Lagerplatte o verstellt werden. Der Hebel a trägt ferner eine mittels Mutter verstellbare Stange n und bewegt sich in dem Schlitz eines an der festen
Stange b befestigten Rahmens j innerhalb eines durch Stellschrauben begrenzten Weges.
Textabbildung Bd. 314, S. 39
Fig. 24.Sicherheitsvorrichtung für elektrische Regulatoren von
Thunderbolt.
Ist die Dampfmaschine in Thätigkeit und wird eine gewisse Anzahl Lampen mehr in den
Stromkreis eingeschaltet, so geht ein schwächerer Strom durch die Spule h. Infolgedessen wird eine geringere Anziehungskraft
auf das Eisenstück g ausgeübt, so dass die Feder k dasselbe mehr aus der Spule herausziehen und damit
den Hebel a anheben kann. Dadurch wird der Kolben c2 ebenfalls gehoben
und gibt die Oeffnungen d1 in dem Cylinder d frei, so dass mehr Dampf
in die Maschine strömen kann.
Schaltet man eine Anzahl Lampen aus, so arbeitet die Vorrichtung umgekehrt. Das
Eisenstück g und mit diesem der Hebel a werden herabgezogen und der Kolben c2 verdeckt die
Oeffnungen d1 mehr als
vordem.
Bei einer plötzlichen Unterbrechung des Stromes wird das Eisenstück g von der Magnetspule h
freigegeben und von der Feder k schnell nach oben
gezogen. Hierbei schlägt die Stange n gegen den Bolzen
l und dreht denselben um den Zapfen l2, so dass er aus dem
Rahmen k1 heraustritt
und den Hebel a freigibt. Dieser sinkt infolgedessen
nieder und der mit ihm verbundene Kolben c2 schliesst die Durchlassöffnungen d1 für den Dampf.