Titel: | Ueber die Lederstulpreibung. |
Autor: | H. Gollner |
Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, S. 167 |
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Ueber die LederstulpreibungMit uns frdlst. erteilter Genehmigung des
Verfassers entnommen den Technischen Blättern, XXX.
Jahrg., IV. Heft..
Von Prof. H.
Gollner.
Ueber die Lederstulpreibung.
Die Anwendung des Lederstulpes in seinen verschiedenen Formen zur Abdichtung
gespannter Flüssigkeiten ist längst bekannt. Als Erfinder dieser Dichtungsform,
welche durch Einfachheit und sichere Wirkung ausgezeichnet ist, gilt Brahma. Die einzelnen Formen des Lederstulpes, in
welchen dieser zur Verwendung kommt, sind ziemlich zahlreich. Die am meisten
verwendeten einfachen und zusammengesetzten Formen sind aus den nachstehenden
Skizzen zu ersehen. Man findet als einfachste Form ⊂ auch in doppelter Anwendung ⊂⊂
oder ⊂⊃⊃, ⊂⊃, weiter ⌙, ⌋⌊, ⌋∥⌊ u.s.f. Die dichtende Wirkung des Stulpes ist eine
selbstthätige und zwar derart, dass sich mit der Pressung der zu dichtenden
Flüssigkeit auch der Grad der Dichthaltung ändert. Die Möglichkeit der Abdichtung
mittels des Lederstulpes hängt bei geeigneter Flüssigkeit (Wasser, Glycerin, Wasser
gemischt mit Weingeist) und passendem Baustoff für den Stülp selbst, von der
Anarbeitung des letzteren wesentlich ab und ist die Probe für die erreichte
Abdichtung bei sehr geringen Flüssigkeitsspannungen bestanden worden.
Textabbildung Bd. 314, S. 166
Versuchsobjekt für Nr. 1.
Es ergibt sich von selbst, dass bei der Natur des Baustoffes für den Lederstulp die
Lederstulpreibung nicht nur eine Abhängige der Flüssigkeitsspannung sein muss, dass
vielmehr auch die Leergangsstulpreibung je nach der Grösse der vor der Ermittelung
derselben herrschenden Flüssigkeitsspannung einen bestimmten Wert annehmen wird;
somit muss im allgemeinen auch die Leergangsstulpreibung, sowie die dem
Kraftbetriebszustande entsprechende wirksame Stulpreibung eine veränderliche Grösse sein.
Die Grösse der Lederstulpreibung (B) an sich, auch die
Grösse dieses Bewegungswiderstandes im Verhältnis zur rohen durch die
Flüssigkeitsspannung pa at erzeugten Kraft D^2\,\frac{\pi}{4}\,.\,p_a, wenn D^2\,\frac{\pi}{4} die wirksame Druckfläche bezeichnet, also 100\,\left(R\,:\,D^2\,\frac{\pi}{4}\,p_a\right) in Prozenten die
prozentische Lederstulpreibung, ferner ϕ der
Koeffizient dieser Reibung sind wiederholt ermittelt worden.
Textabbildung Bd. 314, S. 167
Versuch Nr. 1.
Unter anderen berichtet auch A. Martern in seinem
grundlegenden Werke: „Die Materialienkunde für den
Maschinenbau“, I. S. 311, über die einschlägigen Versuche und
Versuchsreihen. Der daselbst ausgesprochenen Anregung, Beiträge zur Erkenntnis
dieser Reibungsverhältnisse zu liefern, folgend, hat der Verfasser nunmehr für sechs
verschiedene Fälle die erforderlichen Untersuchungen durchgeführt, über welche im
folgenden kurz berichtet werden soll.
Die Untersuchung I bezog sich auf eine Lederstulpanordnung, durch welche nicht nur
die Plungerkolben einer hydraulischen Zugvorrichtung, sondern auch dessen
Kolbenstange abgedichtet werden musste. Diese Anordnung gehörte einer
Festigkeitsprobiermaschine an, durch deren Messvorrichtung (Wage) es möglich wurde,
genauere Messungen betreffend die Grösse der durch die beiden Lederstulpe
hervorgerufenen Reibungswiderstände, sowohl für den Leergang wie für den Kraftgang
des Kolbens bei sehr verschiedenen Flüssigkeitsspannungen im
„Hydraulikcylinder“ zu machen.
Bezeichnet D = 15,0 cm den Durchmesser des Kolbens,
dessen wirksame Druckfläche F – f = 157,1 qcm, d = 5,0 cm den Durchmesser der
Kolbenstange, f = 19,6 qcm deren Querschnittsfläche,
H = 2,1 cm, h = 2,7 cm
die wirksame Länge der Lederstulpe, also (HD + hd) π = 155,5 qcm; das
tote, nicht ausgeglichene Gewicht (g + g1) = 100 kg, Pst die wirksame Belastung der
Messvorrichtung und der Widerstand für den Plungerkolben (Wt = (Pt + 10t), so Wurde für Pt
= 0 bis 20,0 ermittelt:
pst at die Gleichgewichtsspannung im Hydraulikcylinder für die Mittellage
der Wage;
pα at die im Hydraulikcylinder eintretende Wasserspannung für den
Augenblick des Beginnes der Auslenkung der Wage aus der Mittellage (Aufgang des
Plungerkolbens), um sowohl Pt wie die Stulpreibung und jene der Wage
zu überwinden; hierbei wurde in den Hydraulikcylinder Wasser gepumpt;
pα' at die im Hydraulikcylinder für den
Augenblick der Auslenkung der Wage aus der Mittellage eintretende
Flüssigkeitsspannung, welche durch Bethätigung des zur Hebung des Hydraulikcylinders
angeordneten Schraubenapparates erzeugt wurde; hierbei brauchte nur Pt und die
Reibung des Messapparates überwunden zu werden.
Es ist somit (pa
– pα') at jene Wasserspannung, welche auf (F – f) qcm wirkend, die
Kraft zur Ueberwindung der Lederstulpreibung liefert.
Bezeichnet noch r kg die von P abhängige Leergangslederstulpreibung, so ist R kg die reine Lederstulpreibung: R = (pa – po') (F – f) + r und \varphi=\frac{(p_a-{p_a}')\,(F-f)+r}{p_a\,\pi\,(H\,D+h\,d)} und
endlich (R : W) in Proz. =100\,\frac{(p_a-{p_a}')\,(F-f)+r}{p_0\,(F-f)}.
Die ausgeglichenen Beobachtungsergebnisse, welche der Rechnung zu Grunde gelegt
wurden, sind in der nachstehenden Tabelle I zusammengestellt.
Die beiden Lederstulpe sind seit ungefähr 12 Jahren in Verwendung, wobei zu bemerken
ist, dass die Maschine nur mit Unterbrechungen in Betrieb gesetzt wird. Die Stulpe
sind aus weichem Kernleder und anfänglich schwach gefettet eingeführt worden.
Nach diesen Ausmittelungen ändern sich für den vorliegenden Fall, der durch die
gleichzeitige Anwendung von zwei Lederstulpen für Plungerkolben und Kolbenstange
gekennzeichnet ist, für die Spannungsgrenzen von 0,8 bis 141,4 at die
Lederstulpreibung zwischen den Grenzen von rund 72 kg und 880 kg, während der
Reibungskoeffizient zwischen 0,577 und 0,035 schwankt und vom oberen Grenzwerte
regelmässig gegen den unteren abfällt.
Tabelle I.
P
t
0,0
1,5
3,0
6,0
9,0
12,0
15,0
18,0
20,0
W
t
0,1
1,6
3,1
6,1
9,1
12,1
15,1
18,1
20,1
r kg
48,3
50,5
52,9
57,0
61,0
65,3
69,4
73,5
76,2
pst at
0,6
10,9
21,3
42,4
65,5
84,8
106,0
127,0
141,3
pα at
0,8
11,3
22,0
43,0
64,0
85,0
106,3
127,2
141,4
pα'
at
0,65
10,0
19,8
39,3
59,5
79,4
101,2
123,1
137,0
(pα
– pα')
0,15
1,3
2,2
3,7
4,5
5,6
5,1
4,1
4,4
R kg
71,8
254,7
398,5
638,3
768,0
879,7
870,6
717,6
767,4
ϕ
0,577
0,145
0,116
0,095
0,077
0,066
0,053
0,036
0,035
100\,\frac{R}{W} %
19,0
15,9
13,3
10,6
8,5
7,3
5,8
4,0
3,8
η
0,582
0,864
0,887
0,905
0,922
0,933
0,947
0,962
0,964
Die prozentische Lederstulpreibung liegt zwischen den Grenzwerten 19% und 3,8%. (p und 100 (R : W)
erreichen für die niedersten wirksamen Wasserspannungen ihre Grösst-, für die
grössten Wasserspannungen naturgemäss ihre Kleinstwerte.
Die ermittelten Werte von pst at und pα' at können
weiter noch zur Bestimmung des Wirkungsgrades des Messapparates, und zwar unter
Ausnutzung eines entsprechend kräftigen Normalstabes, verwertet werden.
Die durch Pt und
(Pt + HR), d. i. durch die äussere Belastung und jener
einschliesslich der Reibung des Messapparates erzeugten Formänderungen (Dehnungen)
des eingespannten Normalstabes seien Δl und ΔlR, beide noch
entschieden innerhalb der Dehnung an der Proportionalitätsgrenze für den Normalstab
gelegen. Es besteht daher die Beziehung P : (P + HR) = Δl : ΔlR, daher
H_R=P\,\left(\frac{\Delta\,l_R}{\Delta\,l}-1\right)
und der Wirkungsgrad des Messapparates:
\eta=1\,:\,\left(1+\frac{H_R}{P}\right).
Wird bei richtiger Umsetzung im Hebelwerke der Wage der
Einfluss der Formänderungen der Wagebalken nicht weiter berücksichtigt, so ergibt
sich als Hauptfehler für die Kraftmessung die Gesamtreibung HR des Hebelwerkes, also dP = HR und der
prozentische Fehler 100 (dP : P)%.
Tabelle II.
P
t
7,0
11,0
15,0
20,0
ϕ
0,0052
0,0064
0,0074
0,0080
η
0,9948
0,9946
0,9924
0,9920
dP kg
36,4
67,0
113,0
160,0
100\,\left\{\frac{d\,P}{P}\right\} %
0,520
0,610
0,760
0,800
Es wurde nun wiederholt für vier Belastungsstufen der Hebelwage die einschlägige
Untersuchung (zur Kontrolle der Messvorrichtung) durchgeführt und auch der
zugehörige Reibungskoeffizient ϕ = (dP : P) sichergestellt.
Die Schlussergebnisse sind in der Tabelle II zusammengestellt.
Die in die Tabelle I eingetragenen Zahlenwerte können in Schaulinien umgesetzt
werden, deren Grundlinie die Werte von pα at aufzunehmen hat. Nachdem die
Leergangsreibungsspannung pr = 0,8 at erreicht, so haben die Linienzüge
für ϕ, R und 100 (R : W)%
in dem Abscissenpunkte pr ihren Anfang.
Textabbildung Bd. 314, S. 168
Versuchsobjekt für Nr. 2.
Im vorliegenden Falle konnten die angezeigten und wirksamen Kräfte unmittelbar
gemessen werden; bei den gewöhnlichen hydraulischen Pressen muss die Bestimmung der
wirksamen, durch den Kraftkolben gelieferten Kräfte nach einem besonderen Verfahren
erfolgen, worauf bei den folgenden Darstellungen zurückgekommen werden wird.
Die Untersuchung II bezog sich auf eine Anordnung von zweifachen Lederstulpen ⊃⊃ aus
gut gegerbtem weichen Leder nach ungefähr 15jähriger, allerdings nicht beständiger
oder ununterbrochener Betriebsdauer. Die massgebende Länge jedes der beiden Stulpe
betrug 3,0 cm bei einem Plungerkolbendurchmesser von 20,0 cm. Der Hub des
Presskolbens war mit 8,0 cm bemessen, die grösste Flüssigkeitsspannung erreichte 300
at.
Der Wert π(D . H) betrug 376,8 qcm; die volle
Leergangsreibungsspannung pr at = po + pg setzte sich aus po = der
Leergangslederstulpreibung und pg
= jener Flüssigkeitsspannung zusammen, welche zur
Ueberwindung der toten Gewichte des Plungerkolbens, der Pressplatte u.s.f. bei
Vernachlässigung der Beschleunigungsspannung (pb = o)
erforderlich war.
Für den unveränderlichen Wert: pg at = 0,57, ergab sich pb für die
Flüssigkeitsspannungen pa = 2,6 at bis 250,0 at veränderlich und
zwar für pa at
steigend, fallend innerhalb der Grenzen 2,0 at bis 1,6 at; hingegen für pa at fallend
gleichfalls innerhalb der Grenzen 2,3 at bis 2,0 at abnehmend.
Textabbildung Bd. 314, S. 168
Versuch für Nr. 2.
Der sich ergebende Unterschied in den Werten für po innerhalb der weit gelegenen Grenzen für
pa at = 2,6
und 250 ist so gering – zwischen 0,4 at und 0,3 at schwankend, dass derselbe nicht
weiter in Betracht gezogen wurde, da es sich im wesentlichen nur darum handelte,
festzustellen, dass die Leergangsstulpreibung, wie vorausgesehen werden musste,
eine veränderliche Grösse ist.
Nach Feststellung des Wertes pr at handelte es sich hauptsächlich um die
gesamte Lederstulpreibungsspannung ps at; diese kann durch den ganzen
Reibungsbetrag R : F ausgedrückt werden, wobei F die wirksame Kolbenfläche bedeutet; sodann wird für
eine angezeigte Flüssigkeitsspannung pa at die Nutzspannung pn = pa – (ps + po
+ pg) und
endlich auch der Wirkungsgrad der Presse η = (pn : pa).
Den Wert R kg als Betrag der jeweiligen
Lederstulpreibung für gewisse Werte von pa und po kann nur im Versuchswege ermittelt werden.
Für die massgebenden Lederstulpabmessungen πD und L und dem Reibungskoeffizienten ϕ wird
R = (πD . L .
pα) . ϕ und ϕ = R : (πDL .
pα),
endlich die prozentische Stulpreibung 100\,.\,\frac{R}{P_a} % oder 100\,.\,\frac{R}{F\,.\,p_a} %.
Zur Bestimmung von B wurde folgendes Verfahren
angewendet: Ein Druckcylinder von 8,0 cm Durchmesser und 15,0 cm Gebrauchslänge
wurde in der Münchner Werder-Festigkeitsprobiermaschine auf Druck erprobt bezw. die
Verkürzungen dieses Gebrauchsstückes von ld mm entsprechend Pat und Δ mm für den Belastungszuwachs von
5t bis zu einer Belastung Pa = 60,0t festgestellt. Die Ergebnisse hierüber
sind:
Tabelle III.
P
t
a
0,0
1,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
Δ ld mm
0
0,0013
0,0065
0,01325
0,01990
0,02675
0,03345
Δ mm
–
0,0013
0,0052
0,00675
0,02665
0,00685
0,00670
P
t
a
30,0
35,0
40,0
45,0
50,0
55,0
60,0
Δ ld mm
0,04010
0,04690
0,05360
0,06035
0,0670
0,07370
0,0804
Δ mm
0,00665
0,00680
0,00670
0,00675
0,00663
0,00670
0,00670
Derselbe Druckcylinder wurde nunmehr auch den gleichen von der zu untersuchenden
hydraulischen Presse erzeugten angezeigten Druckkräften (F .
pa) kg ausgesetzt; diese Probe
wurde dreimal durchgeführt und ergab die in der Tabelle IV zusammengestellten
mittleren Werte der Verkürzungen in Millimeter sowie die eingestellten Werte von pr at.
Tabelle IV.
Pa kg = F .
pa
816,8
7854
15708
23562
31416
39270
47124
51978
62832
70686
78540
pa at =
2,6
25,0
50,0
75,0
100,0
125,0
150,0
175,0
200,0
225,0
250,0
Δ ld mm
0,000
0,007
0,016
0,0257
0,0355
0,0455
0,0552
0,0650
0,0750
0,0850
0,100
pr at
2,60
2,56
2,52
2,47
2,45
2,41
2,37
2,33
2,28
2,25
2,20
Mit Rücksicht auf die bedeutend anwachsende Lederstulpreibung und der zwischen 2,6
und 2,2 at schwankenden Leergangsreibungsspannung konnten bei diesem Druckversuche
nur kleinere Verkürzungen des Probedruckcylinders erzielt werden.
Werden nun die mit der Werder-Maschine und der hydraulischen Presse erzielten
Verkürzungen durch gleich grosse angezeigte Druckkräfte in ein Koordinatensystem
eingetragen und für pr
= po
+ pg ein
mittlerer Wert angenommen und dieser bei der gegenseitigen Verzeichnung oder
Eintragung der beiden Druck Verkürzungslinien entsprechend berücksichtigt, so ergibt
ein einfaches zeichnerisches Verfahren, nach welchem die den einzelnen Werten von
pa
entsprechenden Werte von Rt, woraus nach früherem die Werte für 100
(R : Pa)%, ϕ und η ohne weiteres abgeleitet werden können.
Der Reibungswert Rt ergibt sich aus folgender Erwägung:
Die Werder-Maschine und die in Untersuchung gezogene hydraulische Presse ergaben bei
gleichen Verkürzungen des Druckcylinders verschiedene angezeigte Druckkräfte. Der
Unterschied dieser Kräfte ist gleichzusetzen der Lederstulpreibung mehr der ganzen
Leergangsreibung, also ΔPa = (R + Fpr); nachdem
F . pr gegeben ist, ermittelt sich R = (ΔPa
– Fpr).
Die Schlusswerte für die massgebenden Grössen finden sich in der Tabelle V.
Tabelle V.
pa at
P
t
a
R'
100\,\frac{R}{P_a} %
ϕ
η
2,6
0,816
0,000
0,0
0,000
0,000
15,9
5,0
1,250
25,0
0,211
0,589
31,8
10,0
2,100
22,2
0,186
0,697
47,8
15,0
2,825
18,8
0,157
0,759
63,7
20,0
3,300
17,2
0,144
0,788
79,6
25,0
3,700
15,5
0,129
0,814
95,5
30,0
4,100
14,7
0,114
0,838
111,4
35,0
4,525
13,5
0,110
0,853
127,4
40,0
4,900
12,2
0,102
0,861
143,3
45,0
5,250
11,7
0,098
0,866
159,2
50,0
5,600
11,0
0,092
0,875
175,1
55,0
5,975
10,6
0,088
0,880
191,0
60,0
6,225
10,2
0,085
0,885
207,0
65,0
6,600
10,0
0,083
0,889
222,4
70,0
6,900
9,8
0,082
0,891
238,8
75,0
7,200
9,6
0,080
0,894
254,8
80,0
7,575
9,4
0,079
0,897
Textabbildung Bd. 314, S. 169
Versuchsobjekt Nr. 3, 4 und 5.
Ueber die Untersuchung III möge nur kurz berichtet Werden. Die in Untersuchung
gezogene hydraulische Presse war seit ungefähr 4 Jahren in Betrieb und arbeitete für
die Zwecke einer Salzbriquettpresse pro Tag während 10 Arbeitsstunden fast ohne
Unterbrechung. Festgestellte Hauptgrössen sind: Plungerkolbendurchmesser D = 36,0 cm, massgebende Länge des Lederstulpes
(einfach) L = 3,0 cm; po = 0,16 at; pr = po + pg
= 1,22 at; Flüssigkeitsspannung pa at zwischen 40 und 45 wechselnd.
Behufs Bestimmung der Lederstulpreibung Rt wurde die Presse in Beziehung zur
hydraulischen Presse des mecanisch-technischen Laboratoriums gebracht, ähnlich wie
die im Untersuchungsfalle II die bezügliche Presse mit der Werder-Maschine in
München. Statt des dort erwähnten Stahldruckcylinders wurden gleichseitige
Kupfercylinder zum Nachweise der durch gleich grosse angezeigte Druckkräfte
hervorgerufenen Formänderungen ausgenutzt. Die massgebenden Schlusswerte finden sich
in der Tabelle VI.
Tabelle VI.
pa at
po at
pe at
P
R'
(R/Pa) 100 %
ϕ
η
1,22
0,16
0,0
1,242
0,000
0,0
0,000
0,00
10,0
1,55
8,2
10,179
0,550
5,4
0,169
0,82
20,0
2,72
17,8
20,357
0,950
4,7
0,146
0,89
30,0
3,62
27,6
30,536
1,137
3,7
0,111
0,92
40,0
4,75
37,2
40,715
1,493
3,6
0,111
0,93
54,0
6,82
52,0
54,965
2,137
3,9
0,112
0,96
Die Untersuchungen IV, V und VI wurden mit ein und derselben hydraulischen Presse
erledigt, welche, weil verschiedenen Zwecken dienend, von Fall zu Fall verschiedene
tote Gewichte erhalten musste, für welche Presse aber der mit unveränderlichen
Abmessungen ausgeführte einfache Lederstulp in drei verschiedenen Zuständen in
Betracht gezogen werden konnte. Im Untersuchungsfalle IV nämlich war der Lederstulp
seit ungefähr 10 Jahren, ohne gereinigt worden zu sein, in Verwendung; im
Untersuchungsfalle V kam derselbe Stülp in vollkommen gereinigtem Zustande zur
Wirkung, während im Falle VI ein neuer Stülp von gleichen Abmessungen eingezogen
war.
Textabbildung Bd. 314, S. 169
Versuch Nr. 3 (alter Stülp, unrein).
Der Durchmesser des Plungerkolbens betrug 24,6 cm, die massgebende Abmessung des
Lederstulpes L = 2,6 cm.
Tabelle VII.
Textabbildung Bd. 314, S. 169
Prager Präzisionsdruckmaschine;
hydraulische Presse
Für den Fall IV erreichte pr = (po + pg) = 1,02 at; die toten Gewichte betrugen
285 kg, daher pg
= 0,6 at. Bei dieser Untersuchung ergab sich die
Notwendigkeit, die hydraulische Presse behufs Bestimmung der Lederstulpreibung auf
eine andere Maschine gleichsam zu beziehen, deren Wirkungsgrad bekannt war; es wurde
hierfür die für Druck eingestellte Festigkeitsprobiermaschine im Prager
mechanisch-technischen Laboratorium gewählt. Als Probekörper, um die durch beide
bezeichnete Maschinen bei gleichen Formänderungen (Verkürzungen) aufgewendeten, voraussichtlich
verschiedenen angezeigten Druckkräfte sicherzustellen, wurden gleichseitige Cylinder
aus weichem Kupfer verwendet, deren Abmessungen betrugen: d
= 2,978 cm, h = 2,974 cm. Die mit der Prager
Präzisionsdruckmaschine vom Wirkungsgrad η = 0,994 für
Pa = 7,0t und η =
0,992 für Pa =
20,0t, sowie für die zu untersuchende
hydraulische Presse erzielten Verkürzungen der Kupferprobecylinder sind in obiger
Tabelle VII zusammengestellt. Mit Benutzung der im Untersuchungsfalle III
dargestellten Methode zur Auffindung der Lederstulpreibung und der bisher
eingeführten Bezeichnungen findet sich schliesslich ϕ = R
: (DπLpa); pe (wirksame Wasserspannung) =p_a\,\left(1-\frac{4\,L\,\varphi}{D}\right)-p_r und wegen po at unveränderlich, auch pr mit
demselben Werte eingeführt, \eta=(p_e\,:\,p_a)=1-\left[\frac{4\,L\,.\,\varphi}{D}+\frac{p_r}{p_a}\right], endlich die prozentische
Lederstulpreibung:
R ^{\circ}/_{\circ}=100\,\left(R\,:\,L^2\,\frac{\pi}{H}\,.\,p\right)=100\,\left[\frac{R}{p_A}\,.\,\frac{4}{D^2\,\varphi}\right]
^{\circ}/_{\circ}.
Textabbildung Bd. 314, S. 170
Versuch Nr. 4 (alter Stülp, rein).
Für die früher nachgewiesene als unveränderlich annehmbare Leergangsreibungsspannung
pr = 1,02
at ∾ 1,0 at, ergeben sich folgende Schlusswerte für die angezeigten Wasserspannungen
pa at = 0 bis 40,0, die in die Tabelle VIII eingetragen
sind.
Tabelle VIII.
pa at
0,0
1,0
4,0
8,0
12,0
16,0
20,0
24,0
28,0
32,0
34,0
36,0
38,0
40,0
R kg
∞
0,0
98,0
178,0
238,0
285,0
330,0
366,0
395,0
421,0
430,0
436,0
444,0
445,0
100\,\frac{R}{P_a} %
∞
0,0
5,15
4,70
4,20
3,70
3,40
3,00
2,90
2,80
2,70
2,50
2,40
2,30
ϕ
∞
0,0
0,119
0,109
0,097
0,087
0,081
0,074
0,069
0,064
0,062
0,059
0,057
0,054
pe at
– 1,0
0,0
2,73
6,53
10,41
14,31
18,20
22,13
26,09
30,03
32,01
34,00
35,95
37,98
η
– ∞
0,0
0,675
0,816
0,867
0,894
0,910
0,922
0,931
0,938
0,941
0,943
0,946
0,949
In dieser Tabelle bezeichnet pa = 1,0 die Leergangsreibungsspannung, für
welche auch die sämtlichen übrigen ausgemittelten Werte die Grösse Null erreichen;
für die angezeigte Wasserspannung gleich Null ergeben sich die in die erste Kolumne
eingesetzten Grenzwerte. Werden die obigen Werte in Kurven umgesetzt, wobei auf der
Abscissenachse die Werte für pa zur Darstellung kommen, so muss der
Nullpunkt sämtlicher Schaulinien in der Entfernung pa = 1,0 at vom Ursprünge des
Koordinatensystems liegen.
Der Untersuchungsfall V ist dadurch gekennzeichnet, dass dieselbe hydraulische Presse
(wie in IV) wegen des besonderen Zweckes, welchem sie zu dienen hatte (Zerreissen
von acht verschiedenen Nietungen zwischen Zuglamellen und Gurtungen bei
Eisenbahnbrückenkonstruktionen), mit anderen toten Gewichten ausgestattet werden
musste, daher der Spannungswert pr
= pa + pg = 1,6 at
wurde. Ausserdem wurde der bei der Untersuchung IV benutzte alte Lederstulp
gründlichst gereinigt und für den in Rede stehenden Untersuchungsfall V
ausgenutzt.
Textabbildung Bd. 314, S. 170
Versuch Nr. 5 (neuer Stülp).
Textabbildung Bd. 314, S. 170
Versuchsobjekt für Nr. 6.
Das benutzte Untersuchungsverfahren stimmte genau mit jenem vom Falle IV überein; die
Probecylinder hatten folgende Abmessungen: d = 29,76 cm
und h = 2,979 cm und wurden diese für die angezeigten
Wasserspannungen pa at = 0 bis 80 hinsichtlich ihrer Formänderungen beobachtet.
Die Schlussergebnisse der Untersuchung V sind in der Tabelle IX wiedergegeben.
Tabelle IX.
pa at
0,0
1,60
5,0
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
P
t
a
0,000
0,000
2,376
4,753
9,506
14,258
19,011
23,764
28,517
38,024
35,646
R kg
0,000
0,000
53,0
110,0
190,0
236,0
262,0
285,0
340,0
480,0
780,0
\left(\frac{R}{P_a}\right) %
∞
0,0
2,23
2,31
2,0
1,7
1,4
1,2
1,2
1,4
2,2
ϕ
∞
0,000
0,052
0,053
0,046
0,038
0,032
0,027
0,027
0,033
0,047
pa at
– 1,6
0,00
3,29
8,18
19,5
29,5
39,44
49,55
59,28
69,02
78,40
η
– ∞
0,00
0,66
0,82
0,942
0,984
0,986
0,989
0,989
0,986
0,980
Die Störung in der gesetzmässigen Entwicklung der Werte R,
R : P, ϕ, η und pe von 70 at für pa und weiter
aufwärts ist in dem Auftreten des „Eckens“ des Plungerkolbens samt dem oberen
Querhaupte des Kraftrahmens der Zerreissmaschine begründet.
Im dritten Untersuchungsfalle derselben hydraulischen Presse (im ganzen
Untersuchungsfall VI) wurde der alte bezw. gereinigte Lederstulp durch einen neuen
von gleichen Abmessungen ersetzt. Die Probecylinder aus Kupfer hatten folgende
Abmessungen: d = 2,974 cm, h = 2,973 cm; das Untersuchungsverfahren blieb unverändert, nachdem der
Wert
pr= po + pg = 2,1 bis
2,5 at
gefunden wurde.
Die Hauptergebnisse dieser auch zwischen den Grenzen 0,0 bis 80,0 at durchgeführten
Untersuchung der Lederstulpreibung finden sich in Tabelle X.
Tabelle X.
pa at
2,1
10,0
20,0
30,0
40,0
50,0
60,0
70,0
80,0
P
t
a
0,998
4,753
9,506
14,258
19,011
23,764
28,517
33,270
35,646
R kg
0,0
765
1280
1700
1900
2053
2129
2262
2376
pr at
2,1
2,15
2,20
2,25
2,30
2,35
2,40
2,45
2,50
ϕ
0,000
0,381
0,319
0,282
0,236
0,204
0,177
0,160
0,148
pe at
0,00
6,24
15,10
24,15
33,66
43,30
53,16
63,56
72,54
η
0,000
0,624
0,775
0,805
0,841
0,866
0,888
0,908
0,907
\frac{R}{P_a} %
0,0
16,1
13,5
11,9
9,9
8,6
7,4
6,8
6,6
Bei der zeichnerischen Darstellung dieser Zahlenwerte Wurde auf die Veränderlichkeit
des Wertes pr
at zwischen den Grenzen 2,1 und 2,5 nicht Rücksicht genommen und der untere
Grenzwert verwertet.
Zusammenfassung:
1. Die Lederstulpreibung ist bei demselben Lederstulpe von dem Zustande desselben
abhängig; neue Stulpe sind am ungünstigsten, alte, gut gereinigte vorteilhafter als
ungereinigte.
2. Die unterbrochene Verwendung eines und desselben Lederstulpes ist sowohl
hinsichtlich der Grösse des Reibungswiderstandes, als auch hinsichtlich der mit
demselben erzielbaren Dichthaltung ungünstiger, als die ununterbrochene Verwendung
und Ausnutzung desselben.
3. Die Anordnung und Verwendung von zwei gleichbemessenen, hintereinander in der
Bewegungsrichtung des Plungers gelegenen Lederstulpen vermehrt die Reibung
beträchtlich, sichert aber die Dichtung des Presscylinders an der Austrittsstelle
des Plungers. Die Verwendung eines Lederstulpes für den Plunger und eines
Lederwinkels für die zugehörige Kolbenstange ergibt höhere Werte des
Reibungskoeffizienten.
Textabbildung Bd. 314, S. 171
Versuch Nr. 6.
4. Der Reibungskoeffizient ϕ für den Lederstulp, sowie
die verhältnismässige Reibungsgrösse 100 (R : Pa)% ist von
der Grösse der angezeigten Wasserspannung pn at abhängig und im allgemeinen sehr
veränderlich und zwar für wachsende pa abnehmend; die mechanischen Wirkungsgrade
η solcher hydraulischen Pressen mit
Lederstulpdichtung nehmen anfänglich bei kleinen Werten von pa bedeutend zu; von einem
gewissen Werte von pa an wird diese stetige Zunahme des Wertes η
verhältnismässig gering und erhält sich diese bis zu den höchsten zulässigen
Wasserspannungen. Derart abgedichtete hydraulische Pressen sollen also, um hohe
Wirkungsgrade zu liefern, an der oberen Grenze der für sie zulässigen
Wasserspannungen verwendet werden.
5. Die Wasserspannung (po + pg) entsprechend der zur Hebung der toten
Gewichte, sowie zur Ueberwindung der Leergangsreibung erforderlichen Wasserspannung
ist im allgemeinen veränderlich und von jener Wasserspannung pa abhängig, welche unmittelbar
vor Bestimmung des Wertes (po + pg) im Presscylinder zur Wirkung kam.
6. Nachdem die Kenntnis der angezeigten Wasserspannung pa und des zugehörigen Wertes η erforderlich ist, um die wirksame Wasserspannung pe bezw. die
wirksame Druckkraft Oe
= F . pe
ermitteln zu können, sind hydraulische Pressen in allen Fällen, besonders wenn
dieselben zur Krafterzeugung für Festigkeitsuntersuchungen verwendet werden,
hinsichtlich des Wertes η zu überprüfen.
Auf Tafel XI sind nunmehr die für die einzelnen Untersuchungen der vier hydraulischen
Pressen entwickelten Tabellenwerte in Linien umgesetzt, sowie die zugehörigen
Presscylinder bildlich dargestellt. Die Schaulinien für die Untersuchungen Nr. 3, 4
und 5 beziehen sich auf einen und denselben bei der gleichen hydraulischen Presse in
drei verschiedenen Zuständen (unrein, gereinigt und neu) ausgenutzten
Lederstulp.
Diese sowie die übrigen Schaulinien bedürfen keiner weiteren Erklärung. Von Fall zu
Fall liegt der Anfangspunkt der zusammengehörigen Schaulinien in der Abscisse (po
+ pg) der pa-Achse; für die Abscissen zwischen den Grenzen Null und
(po + pg) ergeben die
zugehörigen Ordinaten keine für die praktische Verwendung der hydraulischen Pressen
massgebenden Werte.