Titel: | Der Norddeutsche Lloyd und sein Doppelschraubenschnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 39 |
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Der Norddeutsche Lloyd und sein Doppelschraubenschnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
(Fortsetzung von S. 1 d. Bd.)
Der Norddeutsche Lloyd und sein Doppelschraubenschnelldampfer
„Kaiser Wilhelm der Grosse“.
Die übrigen Pläne der Räume in den unteren Decks bedürfen nicht vieler Erklärung, erwähnt sei nur, dass die Maschinenanordnung
105 m von der ganzen Schiffslänge beansprucht.
Auch sei hier das Fassungsvermögen der in obigen Decks liegenden Räume erwähnt. Es beträgt bei
1.
sämtlichen
Kohlenräumen
5838
cbm
2.
„
Laderäumen
1387
„
3.
„
Gepäckräumen
706
„
4.
„
Frischwasserbehältern
388
„
5.
„
Süsswasserbehältern fürKesselspeisen im Doppelboden
234
„
6.
sämtlichen Wasserballasträumen des Doppelbodens
2072
„
7.
dem Vorpeak Wasserballast
34
„
8.
„ Achterpeak Wasserballast
171
„
Der Schiffskörper ist nach der höchsten Klasse des Germanischen Lloyd erbaut und erforderte an Stahlblechen und -winkeln und anderen Profilen samt Rund- und Flachstählen 7800 t. Dazu kommt der
Hintersteven mit
90 t; derselbe ist ein Meisterstück deutscher Schmiedearbeit und in ⋃-Form und mit abgesetzten Flanschen ausgearbeitet, um der Einfügung der Plattengänge Rechnung zu tragen; ferner kommt hinzu
das Steuerruder, welches wir in Fig. 13 bis 15 abbilden, und zwar einschliesslich der Beplattung mit einem Gewicht von 16,8 t, sodann der Vordersteven mit einem Gewicht
von 7,0 t. An Holz für Decks und inneren Ausbau wurden 3300 cbm verarbeitet.
Das Material des Schiffsgerippes hat folgende Abmessungen:
Spanten – im Doppelboden an den Spanten mit festen– Winkeleisen 100 × 100 × 14 mm für 0,6 Länge, a/Enden 100 × 100 × 12 mm, an den Spanten ohne Bodenwrangen – ⋃-Eisen 200 × 90 × 90 × 14 mm für 0,6 Länge, a/Enden 200
× 90 × 90 × 12 mm.
Ueber Doppelboden von Spant 54 bis 192 von ⋃-Eisen 200 ×
90 × 90 × 14 mm, vor und hinter Doppelboden 200 × 90 × 90 × 14 mm für im ganzen 0,6 Länge, a/Enden 200 × 90 × 90
× 12 mm. Alle Spanten gehen von der Seitenplatte des Doppelbodens bis auf Oberdeckstringer, an jedem zweiten Spant wird der
innere Flansch 300 über Hauptdeck weggeschnitten, ausgenommen unter der Back, wo alle inneren Flanschen stehen bleiben.
Textabbildung Bd. 315, S. 39
Steuerruder des Doppelschraubenschnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
Spanten des Promenadendecks: 200 × 90 × 90 × 12 mm.
Spanten an den Schotten: doppelte Winkel 100 × 100 ×
12.
Plattenspante: einfache Winkel 100 × 100 × 14.
Doppelte Spanten: ⋃-Form 200 × 90 × 90 × 12 bis an Oberdeck an jedem Spant von Spant 0 bis 13, an jedem zweiten Spant von Spant 13 bis 25.
Gegenspante im Doppelboden: an den Spanten mit festen Bodenwrangen Winkel 90 × 90 × 13 für 0,6 Länge, a/Enden 90 × 90 × 12, an den Spanten ohne Bodenwrangen
Winkel 110 × 110 × 11. Unter Maschinenraum doppelte Winkel 130 ×
100 × 15 an jedem Spant, unter Kessellagern doppelte Winkel 130 × 100 × 14.
Gegenspante über Doppelboden: Winkel 130 × 100 × 14 für
0,6 Länge, 130 × 100 × 12 a/Enden, abwechselnd 300 mm über Oberdeck und über Hauptdeck reichend, an den Plattenspanten
doppelt 130 × 100 × 14.
Textabbildung Bd. 315, S. 40
Fig. 16.Aeussere Verschalung des Doppelschraubenschnelldampfers
„Kaiser Wilhelm der Grosse“.
a Bootdeck; b Promenadendeck; c Oberdeck; d Hauptdeck; e Zwischendeck; f Raumdeck.
Plattenspanten im Maschinenraum an jedem zweiten Spant, abwechselnd bis Oberdeck und Hauptdeck reichend, unterhalb Zwischendeck 850 × 14, oberhalb 600 ×
14 mm, im Kesselraum an jedem dritten Spant, und zwar alle bis Hauptdeck reichend, 600 × 14 mm, innerhalb der Kohlenbunker
an jedem dritten Spant
600 × 14 mm, alle bis Raumdeck reichend.
Die Spantentfernung beträgt vom Hintersteven bis Spant 234 (Ende des Maschinenraums)
760 mm, von dort bis zum Vorsteven 600 mm.
Die Kielplatte hat 25 mm Dicke und ist verdoppelt durch eine Platte von 21½ mm, während ein drittes Verdoppelungsblech die
Gesamtdicke auf 68 mm bringt.
Die Stärke der Aussenhaut des Schiffes ist im weiteren aus Fig. 16 zu ersehen. Bemerkt sei nur, dass die beidenoberen Gänge innere und äussere Laschen haben, und dass fast durchgängig vierfache Nietung zur Anwendung kam, bei 25 mm Nietdurchmesser.
Von den Aussenhautblechen haben etliche eine Länge von 8,02 m, eine Breite von 1,617 m und eine Dicke von 20 mm.
Kielbleche und Spanten wurden hydraulisch genietet. Der Doppelboden erstreckt sich fast über die ganze Länge des Schiffes
und ist seitlich bis zur Mitte der Bilge hochgeführt – nicht wie sonst bei Kauffahrteischiffen gebräuchlich bis zur unteren
Rundung in der Bilge.
Die Tiefe des Doppelbodens beträgt unter dem Maschinenraum 2300 mm, im übrigen Schiff
1500 mm.
Zwischen der Mittelkielplatte und den Seitenplatten des Doppelbodens befinden sich je seitlich fünf durchlaufende Längsspanten
eingebaut, ebenso laufen die mit ihren Flanschen nach innen gerichteten Winkel durch, während die nach auswärts zeigenden
Winkel zwischengesetzt sind.
Das Mittellängsspant (die Mittelkielplatte) ist wasserdicht von Spant 48 bis Spant
208; ausserdem laufen noch 11 Querspanten wasserdicht durch und teilen den Doppelboden in 22 einzelne Abteilungen.
Das Schiff selbst ist durch 17 Querschotte, von denen 15 bis unter Oberdeck und 2 bis unter Zwischendeck reichen, und durch
eine Längsschott auf Länge des Maschinenraums derart geteilt, dass zwei benachbarte Abteilungen voll laufen können, ohne dass
die Schwimmfähigkeit des Schiffes notleidet. Die lotrechte Absteifung der Schotte in den unteren Teilen ist teilweise durch
⋃-Eisen, teilweise durch gebaute Balken hergestellt, wie in Fig. 17 bis 21 ersichtlich.
Zum Anstrich für den Eisenbau wurde Ferrubron verwandt, eine Farbe, die sich durch zähes Anhaften an Eisen und Stahl, sowie
dadurch auszeichnen soll, dass sie gegenüber galvanischen und anderen elektrischen Einflüssen unbeeinflusst bleibt, Eigenschaften,
die – falls sie sich auf die Dauer bewähren – diese Farbe zu einem sehr begehrten und unentbehrlichen Gebrauchsmittel – nicht
nur im Schiffbau, sondern auch überhaupt – machen wird.
Am 16. März 1896 wurde die erste Kielplatte des „Kaiser Wilhelm der Grosse“ gelegt und am 26. August – also 5 Monate und 10 Tage später – war der ganze Doppelboden, sowie sämtliche 235 Spanten aufgestellt,
ja sogar ein Teil der Aussenhaut angebracht. Am 3. April 1897, also 12½ Monate nach Beginn der Arbeit, waren die sämtlichen
35 Gänge der Aussenhaut – deren Gesamtgewicht 1580000 kg betrug – genietet, und am 4. Mai 1897 wurde das Schiff unter den
üblichen Feierlichkeiten zu Wasser gelassen. Die ganze ungeheure Masse an Eisen und Stahl – im Betrage von rund 8000 m/t wurde also in nicht ganz 14 Monaten in das Schiff hineingearbeitet; diese Thatsache mag mehr, wie Worte es können, für die
Leistungsfähigkeit der deutschen Schiff- und Maschinenbauwerke des Stettiner „Vulkan“ sprechen.
Das Gewicht beim Stapellauf betrug einschliesslich der Seitenschlitten von je 167 m Länge 8330 t, die Neigung betrug 1 : 19,2
und der Druck auf den Quadratcentimeter
2,264 kg.
Die Hemmung des beschleunigten Ablaufs geschah durch zwei Buganker mit Stegketten von
51 mm Durchmesser, welche an der Beplattung des Hinterschiffs befestigt waren, und die zugleich die Drehung des Schiffes
einleiten sollten.
Um nicht einen zu plötzlichen und zu grossen Stoss auf die Ketten zu bekommen – bei welchem dieselben allenfalls gebrochen
wären –, hatten die Ketten während des Nachlaufens starke Hölzer, welche zwischen zwei sehr starken eichenen Balken festgelegt waren, zu durchbrechen. – Wieder 4 Monate später verliess das Schiff nach Einsetzung seiner
Kessel und Maschinen die Werft, ging ohne jedwede weitere Versuchsfahrt von Stettin nach Bremen und trat von dort nach Einnahme
von Ladung und Fahrgästen seine erste Fahrt nach New York an, die sofortseine Führerschaft als schnellstes bisher über den Ozean gelaufenes Schiff feststellen sollte.
Textabbildung Bd. 315, S. 41
Absteifung der Schotte des Doppelschraubenschnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
Die Maschinen und Kessel führen wir unseren Leseren in ihren Hauptansichten in Fig. 22 bis 28 vor, die ebenso wie auch die anderen der englischen Zeitschrift Engineering entnommen sind.
Textabbildung Bd. 315, S. 42
Fig. 22.Maschine des Doppelschraubenschnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
Textabbildung Bd. 315, S. 43
Fig. 23.Maschine des Doppelschraubenschnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
Die Hauptabmessungen sind:
1. Maschinen.
Durchmesser des Hochdruckcylinders
1320
mm
„ „ Mitteldruckcylinders
2280
„
„ der beiden Niederdruckcylinder
2450
„
Hub aller Kolben
1750
„
Länge der Pleuelstange
3500
„
Verhältnis des Kolbenhubes zur Länge der Pleuelstange
1 : 2
Durchmesser der Kurbelwelle
600
„
„ „ Kurbelzapfen
600
„
Länge der Kurbellager
670
„
Anzahl der Kurbelwellenlager
8
Gesamtlänge der acht Kurbelwellenlager
5580
„
Durchmesser des Drucklagerwellenstranges
570
„
„ der Wellenleitung
570
„
„ „ Schraubenwelle hinten
600
„
„ „ Schraube über Flügelenden
6800
„
Anzahl der Flügel
3
Steigung
1000
„
Kühlfläche eines Kondensators
1650
qm
2. Kessel.
Dampfdruck
12,5
kg/qcm
Durchmesser aller Kessel
5150
mm
„ der Feuerrohre
1200
„
„ „ Siederrohre
74,6/83
„
„ „ Ankerrohre
64/80
„
Länge der Sieder- und Ankerrohre, wasser- berührt
2355
„
Doppelendig
Einendig
Anzahl der Kessel
12
2
Länge der Kessel
6240 mm
3500
mm
Anzahl der Feuerrohre
8
4
„ „ Siederrohre
674
337
„ „ Ankerrohre
194
97
Heizfläche
601 qm
309
qm
Rostfläche
18,7 qm
9,35
qm
Verhältnis der Rostfläche zur Heizfläche
1 : 32,2
„ „ Ankerrohre zu den Sieder- rohren
1 : 3
Gesamtheizfläche aller Kessel
7830
qm
Gesamtrostfläche aller Kessel
243
qm
Luftpumpmaschinen
(System Blake).
Anzahl der Zwillingsluftpumpen (1 in jeder Maschinengruppe)
2
Durchmesser der Dampfcylinder
458
mm
„ „ Pumpencylinder
1068
„
Hub
610
„
Hauptspeisepumpen
(System Weir).
Anzahl der Zwillingspumpen (2 in jedem Maschinenraum)
4
Durchmesser der Dampfcylinder
432
mm
„ „ Pumpencylinder
330
„
Hub
660
„
Hilfsspeisepumpen
(System Blake).
Anzahl der Zwillingspumpen (1 in jedem Kesselraum)
4
Durchmesser der Dampfcylinder
305
mm
„ „ Pumpencylinder
197
„
Hub
305
„
Die Kessel verteilen sich auf vier wasserdichte Abteilungen (s. Fig. 1 S. 4 d. Bd.) und zwar befinden sich in den drei vorderen Kesselräumen je drei doppelendige Kessel, querschiffs angeordnet,
während in dem hintersten, unmittelbar an den Maschinenraum angrenzenden Raum fünf Kessel angeordnet sind, davon wiederum
drei doppelendige nach vorn zu, und zwei ein endige an der hinteren Schottwand. Alle 14 Kessel sind für die Seefahrt verwendbar
und zwar kann jeder einzelne Kessel je nach Bedarf für die Steuerbord- oder Backbordmaschine eingeschaltet werden – die Einschaltventile
befinden sich oberhalb des Maschinenraums auf einer Laufbühne –, die beiden hintersten einendigen Kessel sind ausserdem besonders
für den Hafendienst – Löschen und Einnehmen der Ladung, Heizungszwecke u.s.w. – vorgesehen. Entsprechend der Anordnung für
die Verwendbarkeit kann auch jeder einzelne Kessel ausser Thätigkeit gesetzt werden. Für den Betrieb der Kessel sind in jeder
einzelnen Abteilung zwei durch Elektromotoren betriebene Gebläsemaschinen vorgesehen, deren Rohrleitung, unterhalb des Kesselraumfussbodens
laufend, die nötige Zugluft, deren Bedarf sich durch Ventile regeln lässt, in den Aschenfall der Kessel treibt.
Uebrigens ist die Höhe zwischen der Rostfläche und der Oberkante Kamin mit 32,3 m so gross bemessen, dass auch ohne den Gebläsebetrieb
in den meisten Fällen ein genügender Zug vorhanden ist. Die drei vorderen Kamine haben dabei einen Durchmesser von 3700 mm,
während der hinterste mit Rücksicht auf die zwei weiteren einendigen Kessel einen Durchmesser von 3900 mm erhalten hat.
Textabbildung Bd. 315, S. 44
Maschine des Doppelschraubenschnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
Zur Sicherung des Zuges auch bei Ausserbetriebsetzung einzelner Kessel sind die Rauchfänge unter Deck, in welche die Rauchkanäle
von den Rauchkammern der Kessel führen, in 12 Abteilungen geteilt, welche am Fusse des runden Kamins in drei Abteilungen übergehen,
so dass also thatsächlich jeder Kessel seinen vollständig getrennten Rauchabzug besitzt.
Zur Erleichterung der Herbeischaffung der Kohlen aus den 5838 cbm grossen Bunkern dient ein Schien engeleise. Ascheaufzüge
sind in jedem Kesselraum vorhanden.
Die Kessel selbst sind in Fig. 26 bis 28, sowie in der Tabelle genügend beschrieben, auch die Stärke der Bleche, sowie die Art der Vernietung ist deutlich zu ersehen.
Erwähnt sei hier noch, dass die Löcher der Siederrohre in den beiden Rohrwänden nach dem Zusammenbau der Kessel durch eine
besondere Maschinenvorrichtung gleichzeitig aufgerieben wurden. Da die Gesamtheizfläche eines doppelendigen Kessels 601 qm,
das Gewicht eines Kessels aber mit Armatur, ohne Wasser, 91,5 m/t beträgt, so kommen auf 1000 kg Kesselgewicht etwa 6,568 qm Heizfläche. Das Gesamtgewicht der ganzen Kesselanlage, einschliesslichArmatur, Wasser und Rauchkammer beträgt
2281 m/t, setzen wir die Maschinenleistung mit 30000 PSi an, so kommen 13,15 PS auf 1 m/t Kesselgewicht.
Für die Umkleidung der Kessel sind Asbestplatten verwandt, die mit dünnem Blech überzogen sind.
Die Speisung der Kessel besorgen vier Paar direkt wirkende Speisepumpen „System
Weir“, deren Dampfcylinder 432 mm und deren Pumpencylinder 330 mm Durchmesser bei 660 mm Hub haben, in Verbindung mit zwei Speisewasseranwärmern,
ebenfalls nach System Weir.
Diese Pumpen sind an der vorderen Maschinenraumschottwand in einer vorgebauten Nische angeordnet und zwar je zwei Paar im
Steuerbordmaschinenraum, je zwei im Backbordraum. Unmittelbar unterhalb der Pumpen befindet sich jedesmal der Heisswasserbehälter,
in welchen die Luftpumpen der zwei Maschinenabteilungen ihr Wasser abliefern, nachdem dasselbe zuvor einen Filter (in jeder
Maschinengruppe) mit einer Stundenleistung von 80 t durchlaufen hat, welchen Pape Henneberg und Co. in Hamburg lieferten. Von hier wird das Speisewasser dann durch je eine Pumpe des einen Paares dem Vorwärmer zugeführt; für
den Fall, dass der Behälter aus irgend einem Grunde leer wird, schaltet sich die Pumpe durch einen Schwimmer im Behälter selbstthätig
aus. Zwei weitere Pumpen liefern dann das Wasser aus dem Vorwärmer in die Kessel, auch hier besorgt ein Schwimmer im Vorwärmer
die selbstthätige Ausschaltung im Falle eines Leerwerdens. Die vierte Pumpe der zwei Pumpenpaare ist also in beiden Maschinenabteilungen
in Ruhe und dient als Ersatz für eine zeitweilig untauglich gewordene.
Die Pumpen (Fig. 29 bis 32) können eine gegen die andere ausgewechselt bezw. eingeschaltet werden.
Textabbildung Bd. 315, S. 45
Kessel des Doppelschraubenschnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
In jeder Kesselabteilung befindet sich noch eine Hilfsspeisepumpe (System Blake).
Alle diese Pumpen können für den Fall eines ausbrechenden Feuers gegen letzteres dienstbar gemacht werden.
Um den Verlust an süssem Speisewasser zu ersetzen, ist ein Verdampfer mit einer Stundenleistung von 90 t beschafft.
Die Maschinen sind nach dem Yarrow-Schlick-Tweedy-Verfahren ausgeglichen, für dessen erste Anwendung auf einem atlantischen
Schnelldampfer Deutschland das Verdienst gebührt.
Nach diesem Verfahren bilden der Hochdruckcylinder mit 1320 mm Durchmesser und der Mitteldruckcylinder mit 2280 mm Durchmesser
ein Paar mit um 154,3° versetzten Kurbeln. Abstand von Mitte zu Mitte Cylinder 3100 mm. Ein zweites Paar mit ebenfalls um
154,3° versetzten Kurbeln und ebenfalls 3100 mm Abstand der Cylindermitten bilden die beiden Niederdruckcylinder mit je 2450
mm Durchmesser. Die Aufstellung der Cylinder ist: vorn der Hochdruckcylinder, ihm folgt in 3100 mm Abstand der Mitteldruckcylinder,
dann in 3800 mm Abstand der Niederdruckcylinder, die unter sich wieder 3100 mm Abstand haben.
Die Wandung des Hochdruckcylinders ist 40 mm stark, diejenige der drei anderen Cylinder 35 mm. Alle Cylinder haben Mantelheizung.
Die gusseisernen Cylinderbüchsen im Hochdruckcylinder haben 40 mm, diejenigen in den drei übrigen Cylindern 38 mm Wandstärke;
die dem Material der Büchsen entnommenen Probestücke ergaben eine Druckspannung von 19,2 bis 20,9 kg/qmm.
Die fertigen Cylinder wurden unter Wasserdruck geprüft, und zwar der Hochdruckcylinder mit 18 kg/qcm, der Mitteldruck- mit 10 kg/qcm und die Niederdruckcylinder mit 4 kg/qcm.
Cylinder und Schieberkasten wurden je in einem Stück gegossen. Die Bolzenlöcher für die Verbindung der Cylinder sind oval
gehalten, um einer ungleichen Ausdehnung in der Längsrichtung der letzteren Rechnung zu tragen. Passstücke von 20 mm Stärke
wurden zwischen die einzelnen Gussstücke in betriebsheissem Zustand zwischengepasst und mit federnden Unterlagscheiben verschraubt.
Textabbildung Bd. 315, S. 45
Fig. 28.Nietung der Kessel.
Der Hochdruckcylinder hat einen Kolbenschieber, der Mitteldruckcylinder deren zwei, die Niederdruckcylinder je einen Gleitschieber
mit doppelten Schieberkanälen. Die Durchgangsöffnung beträgt beim Hochdruckschieber 2100 qcm, bei den Mitteldruck- und den
beiden Niederdruckcylindern je 5300 qcm. Ausgleichkolben, sowie Entlastungsringe fanden in der üblichen Weise Verwendung.
Textabbildung Bd. 315, S. 46
Pumpen des Doppelschraubenschnelldampfers „Kaiser Wilhelm der Grosse“.
Die Exzenterstangen – aus Stahl hergestellt – sind nicht durchgebogen, sondern anihren Enden mit Gabeln versehen, die Exzenterringe sind aus Gussstahl und auf einer Breite von 165 mm mit Weissmetall ausgegossen.
(Fortsetzung folgt.)