Titel: | August Hollenberg †. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 69 |
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August Hollenberg †.
[August Hollenberg †.]
Textabbildung Bd. 315, S. 69
Am 12. Januar vormittags 11 Uhr starb unerwartet schnell im Alter von 64 Jahren und 5 Monaten in Neustadt i. M. August Hollenberg, Ingenieur und bis 1899 Chefredakteur von Dinglers polytechn. Journal.
August Hollenberg wurde am 17. August 1835 in Meiderich am Niederrhein als Sohn des dortigen Dorfschullehrers geboren. Anfangs zum Lehrerberuf bestimmt, wandte er sich nach Absolvierung des Gymnasiums
zu Wesel dem Studium der Technik zu und besuchte zuerst die Provinzialgewerbeschule in Hagen i. Westf., auf welcher er Studien
im Maschinenbaufach und in der chemischen Technik oblag. Nachdem er 1 Jahr lang auf der Friedrich-Wilhelmshütte in Mühlheim a. Ruhr praktisch gearbeitet hatte, bezog er zur Vollendung seines Studiums das königl. Gewerbeinstitut (die jetzige
technische Hochschule in Charlottenburg) in Berlin, studierte dort bis zum Jahre 1861 und bekleidete darauf Stellungen als
leitender Ingenieur beim Bau und bei der Aufstellung von eisernen Brücken (über die Lahn bei Ems und an anderen Orten), als
Ingenieur in Oberhausen (Walzwerk), Sterkrade
(Gutehoffnungshütte), als Oberingenieur in Essen (Essener Maschinenfabrik) und als Leiter einer Maschinenfabrik und
Eisengiesserei in Dinslaken, wo er später als Zivilingenieur und auch als vielseitiger Schriftsteller thätig war.
Schon früh hatte er einen grossen Teil seiner Thätigkeit auf litterarische Arbeiten verwendet; neben zahlreichen kleineren
Arbeiten in verschiedenen technischen und Tageszeitungen (er verfasste u.a. auch während einer längeren Zeitperiode die Berichte
über die Lage der Eisenindustrie für die Kölnische Zeitung) schrieb er, in Gemeinschaft mit Daelen und Dicknann, veranlasst durch ein Preisausschreiben des Vereins zur Förderung des Gewerbefleisses in Preussen, ein Werk über die „Kalibrierung der Eisenwalzen“, welches mit dem ersten Preise gekrönt wurde und mehrere Auflagen erlebte. Später verfasste er noch ein Buch über
„Die neueren Windräder“ und veröffentlichte die im Bezirksverein an der niederen Ruhr des Vereins deutscher Ingenieure gehaltenen Vorträge über Schaulinien
der Schieberdiagramme, eine Arbeit, wofür ihm vielfache Anerkennung zu teil wurde.
Sein Wunsch, sich ganz schriftstellerischen Arbeiten widmen zu können, ging 1887 in Erfüllung, indem er im Frühjahr dieses
Jahres die Redaktion von Dinglers polytechn. Journal übernahm. Im Mai 1887 siedelte er nach Stuttgart über und fühlte sich in seiner neuen Heimat, in angenehmer geistiger Thätigkeit,
bald ausserordentlich wohl. Die Redaktion leitete er nun ununterbrochen bis zum 1. Januar 1899, an welchem Tage er, gezwungen
durch verschiedene Schlaganfälle, deren erster ihn im April 1898 traf, und welche seine Kraft gebrochen hatten, die Schriftleitung
niederlegte.
Eine wesentliche äussere Veränderung wurde unter seiner Leitung an dem Journal vorgenommen, indem das Format vergrössert wurde
und die bis dahin beigegebenen lithographierten Tafeln in Fortfall kamen; dagegen wurde der Inhalt durch viele Abbildungen,
die dem Text beigedruckt wurden, bereichert und dadurch die Verständlichkeit des Textes erhöht. Was den inneren Gehalt der
Zeitschrift betrifft, so war er bestrebt, im Sinne von Dingler, Vater und Sohn, zu arbeiten und das Journal auf der Höhe der Zeit zu erhalten; vom Jahre 1897 an wurden Aufsätze über Chemie
und chemische Technologie nicht mehr in Dinglers polytechn. Journal veröffentlicht und dasselbe ausschliesslich der mechanischen Technologie und der Maschinentechnik gewidmet.
Neben der rein wissenschaftlichen Arbeit war seine fleissige Feder in unermüdlicher Thätigkeit für belletristische Zeitschriften,
für welche er zahlreiche Aufsätze über technische und naturwissenschaftliche Themata schrieb. Denn es war immer sein Bestreben,
auch dem Nichtfachmanne einen Einblick in die Errungenschaften der modernen Wissenschaft durch populäre Darstellung derselben
zu verschaffen.
Schwer wurde ihm der Abschied von seiner ihm so lieb gewordenen Thätigkeit. Nachdem er noch kurze Zeit in Stuttgart gelebt
hatte, siedelte er zu seinem ältesten Sohne, der den Beruf des Vaters erwählt hat, nach Neustadt in Mecklenburg über, wo er
unerwartet schnell am 12. Januar 1900 einem erneuten Schlaganfall erlag. Seinem Wunsche entsprechend, wurde seine Leiche nach
Stuttgart überführt, um an der Seite seiner Gattin, welche ihm im Jahre 1891 in den Tod vorausgegangen war, in schwäbischer
Erde bestattet zu werden.
Als Mensch schlicht und einfach, von grosser Herzensgüte, aufrichtig und treu, war der Verstorbene wegen seines nicht verletzenden
rheinischen Humors beliebt bei allen, die ihm näher traten. Mit Begeisterung und inniger Sympathie hing er an seinem herrlichen
Beruf und war stets bemüht, dafür einzutreten, dass die technischen Wissenschaften zu der Würdigung gelangten, die ihnen gebührt.
Er war Mitbegründer des Vereins „Hütte“ an der königlichen Gewerbeakademie in Berlin und eines der ersten Mitglieder des Vereins deutscher Ingenieure. Auch der von
diesem Vereine herausgegebenen Zeitschrift gehörte er in früheren Jahren als Mitarbeiter an.
Wir werden ihm ein treues und dankbares Andenken bewahren.
Redaktion und Verlag von Dinglers polytechn. Journal.