Titel: | Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren. |
Autor: | Th. Pregél |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 77 |
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Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren.
Von Prof. Th. Pregél in
Chemnitz.
(Fortsetzung des Berichtes S. 30 d. Bd.)
Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren.
J. J. Grant's Flügelbohrmaschine.
Ein eigenartiges Bohrwerk, das nur zum Teil den Bedürfnissen einer Flügelbohrmaschine entspricht, und in erweiterter Weise
die Aufgabe einer freistehenden, standfesten Bohrmaschine erfüllt, ist von John J. Grant in Cleveland, Ohio, gebaut und nach American Machinist,
1899 Bd. 22 Nr. 21 * S. 460, in Fig. 12 dargestellt. Im Hohlgussständer a lagert eine senkrechte Schlittenbahn b, mittels Kugelspurring c gestützt und um feste hohle Einsatzzapfen d drehbar. Der obere Zapfen bildet das Lager für die ebenfalls hohle, senkrechte Antriebwelle f, welche zugleich die Schwingungsachse für die Schlittenbahn b bildet, und dadurch eine bequeme Durchleitung des Drahtseiles g für das Gegengewicht h gestattet. Der von einem Winkelriementrieb i durch ausrückbares Rädervorgelege k abgeleitete Antrieb wird mittels wagerechter Winkelwelle l, die im Bohrkopf schütten m lagert, auf die kurze senkrechte Bohrspindel
n übertragen. Doppelte Schneckentriebwerke o und p vermitteln ferner durch ein Zahnstangentriebwerk, dessen Zahnstange längs der linksseitigen Schlittenbahn von b angebracht ist, den Schaltbetrieb des Bohrkopfschlittens m, wobei mittels Anschlaghebels
q durch Verschiebung des Kuppelungsmuffes von o der Schaltbetrieb selbstthätig ausgerückt und der Bohrkopf m durch das Gegengewicht h hochgestellt wird. Eine besonderssachgemässe Ausgestaltung hat der hohle Tischwinkel r gefunden, welcher, mittels Tragspindel s gestützt, dem auf Kugelspur laufenden Kreistisch t Lagerführung gewährt. Dadurch, dass die äussere Randleiste des Tisches einen Sammelkanal für das beim Bohren gebrauchte Kühlwasser
bildet, und dasselbe nebst den Bohrspänen durch den mittleren Hohlzapfen fortgeleitet werden kann, bleiben Werkstück und Bohrtisch
rein und frei von jeglichen Behinderungen.
E. Willey's Flügelbohrmaschine mit elektrischem Antrieb.
Von J. Clark jr. und Co. in Louisville, Ky., ist die nach American Machinist, 1899 Bd. 22 Nr. 32 S. 738, in
Fig. 13 und 14 dargestellte Flügelbohrmaschine gebaut, welche besondere Eigentümlichkeiten aufweist. Auf der Bettplatte a ist die glatt abgedrehte Standsäule b aufgeschraubt, an welcher mittels Zahnstangengetriebe der Arm c für den Kreistisch hochstellbar ist. Ebenfalls drehbar und mittels der Hängespindel d hochstellbar ist der mittels Gewicht g entlastete Bohrflügel f, dessen Kettenrollenlager h um einen auf Kugelkranz der Haube k gestützten Mittelzapfen i mitgedreht werden kann. Der Elektromotor l ist im Bohrflügel g unmittelbar untergebracht, die vier Magnete in diagonaler Anordnung sogar am Flügel selbst angegossen.
Mittels Stirnräder n wird die Betriebskraft der Motorwelle m, welche durch das Schaltwerk mit vierfachem Geschwindigkeitswechsel sich dreht, durch dreiläufige Riemenscheiben o mittels Winkelräder p und Stirnräderpaares q auf die Bohrspindel r übertragen, wobei die Stufenscheiben s durch Schnecken- und Zahnstangentriebwerke t den Schaltbetrieb von der Bohrspindel r auf deren Druckhülse u übertragen. Handstellhebelwerke v für die Stromverteilung, sowie Handsteuer werke w vervollständigen das Bohrwerk.
Bickford's Flügelbohrmaschine.
Textabbildung Bd. 315, S. 78
Fig. 12.Grant's Flügelbohrmaschine.
Die von der Bickford Drill and Tool Co. in Cincinnati, Ohio, in Fig. 15 dargestellte, mit elektrischem Antrieb ausgestattete, schwere Flügelbohrmaschine ist bemerkenswert, sowohl wegen der Anordnung
des Motors c am Kopf der Säule b, welche auf der kreisförmigen Grundplatte a steht, als auch wegen der übrigen, aus der Fig. 15 leicht erkennbaren Bauweise des Radialarmes
d mit dem darauf stellbaren Bohrwerk f, in welchem die Entlastung der Spindel g durch Gegengewichte h in bekannter Weise durchgeführt ist.
Collet-Engelhard's fahrbares Bohrwerk.
In Kesselschmieden und Reparaturwerkstätten von Eisenbahnen dürfte ein elektrisch betriebenes, fahrbares Bohrwerk sehr zu
empfehlen sein, weil damit gegenüber dem Handbohren am Orte nicht unbeträchtliche Ersparnisse an Arbeitslöhnen zu erwarten
sind. Das nach dem Organ für das Eisenbahnwesen, 1898 Bd. 35 Heft 4 * S. 78, inFig. 16 bis 18 dargestellte Bohrwerk besteht aus einem Wagen a, auf dessen Bahn eine cylindrische Standsäule b Schlittenverschiebung erhält.
Textabbildung Bd. 315, S. 78
Willey's Flügelbohrmaschine mit elektrischem Antrieb.
Textabbildung Bd. 315, S. 78
Fig. 15.Bickford's Flügelbohrmaschine.
An dieser ist vermöge Zahnstangengetriebes c ein gewichtentlasteter Rohrschlitten d hochstellbar, an welchem mittels 1pferdigem Elektromotor f
durch übersetzende Schnecken- und Stufenräder ein vierfacher Geschwindigkeitswechsel ermöglicht ist, die Bohrspindel g bethätigt wird. An diese schliesst die Gelenkfernrohrwelle h an, an der wieder, durch Zwischenwerke i vermittelt, der zweite Strang k entsprechende Fortsetzung im Inneren einer Feuerkiste findet, durch welchen das tragbare Bohrwerk l betrieben wird. Mit dieser Vorrichtung können Löcher bis 40 mm Weite gebohrt, in diese Gewinde geschnitten, sowie Löcher
bis 60 mm Durchmesser ausgerieben werden.
Textabbildung Bd. 315, S. 79
Collet-Engelhard's fahrbares Bohrwerk.
Hillerscheidt und Kasbaum's Bohrmaschinenantriebwerk.
Textabbildung Bd. 315, S. 79
Fig. 19.Hillerscheidt und Kasbaum's Bohrmaschinenantriebwerk.
Die senkrechte Bohrspindel a (Fig. 19 und 20) wird durch Winkelräder b von der Antriebwelle c entweder unmittelbar durch die Stufenscheibe d oder durch Vermittelung der Uebersetzungsräder f und g bethätigt, deren Schwesterräder auf einem exzentrisch gelagerten Zapfen h frei laufen. Sobald dieser Zapfen vermöge des Handgriffes i in die Ausrücklage eingedreht ist, hört die Räderübertragung auf. Dafür muss nun eine Verkuppelung der auf der Antriebwelle
c sonst lose laufenden Stufenscheibe d eintreten. Diese erfolgt durch Vermittelung einer Hülse k, welche mit der Antriebwelle c verbunden ist, und die stirnseitig längere Zahnnuten besitzt, in welche die an der Ueberwurfhülse l angeschraubten Zahnleisten m beständig eingreifen. Wenn nun bei einer Linksschiebung der Ueberwurfhülse l diese Zahnleisten in entsprechende Zahnlängsnuten der Stufenscheibennabe einsetzen, findeteine Verkuppelung der Stufenscheibe d mit der wagerechten Welle c statt. Da nun mit dieser ebenfalls das grosse Stirnrad g verbunden ist, an dessen Nabe die Schneckenhülse n für den Schaltbetrieb des Bohrwerkes angeschlossen ist, so kann der Schaltgang bei jeder Betriebsart der Bohrmaschine bequem
abgeleitet werden (D. R. P. Nr. 96140). Zur Verschiebung der Ueberwurfhülse l können Gabelhebel oder andere bekannte Mittel in Anwendung kommen.
Bernhard Escher's Bohrmaschine.
Textabbildung Bd. 315, S. 79
Bernhard Escher's Bohrmaschine.
An dieser Bohrmaschine ist die seitliche Anordnung des Schaltwerkes bemerkenswert, wodurch die massive Bohr welle von der
unteren Lagerbüchse aus angetrieben und dadurch auf eine geringere Länge auf Verdrehung beansprucht wird. Dagegen ist die
Länge des Seitenarmes für den Druckangriff grösser als bei jenen Bohrmaschinen, welche eine Zahnstangenhülse als Druckstück
besitzen. Dieser Hebelarm ist bekanntlich bei Bohrmaschinen mit achsialem Schraubenspindelrohr Null, dafür wird aber diese
Bohrspindel durch die abgesetzte Spindelstange beträchtlich abgeschwächt, so dass die Anwendung dieser Spindelsteuerung deswegen
immer mehr in Abnahme kommt. Nach dem D. R. P. Nr. 94117 enthält die von B. Escher in Chemnitz gebaute standfeste Bohrmaschine das gewöhnliche Stufenscheibentriebwerk
a (Fig. 21
bis 23), welches mittels Winkelräder b die nachstellbare, konische Spindelbüchse
c antreibt, durch welche sich mittels Federkeil die Bohrspindel d schiebt. Während nun die Bohrspindel in zwei weitabstehenden festen Ständerlagern f und g gestützt wird, ist die Spindel im Raum zwischen diesen Lagern durch eine Klemmbüchse h durch Mithilfe eines Federkeils erfasst und gehalten, so dass der diese Klemmbüchse umschliessende Arm i zur Ausübung des Bohrdruckes herangezogen werden kann, was auch durch Vermittelung eines Kugelspurringes mit geringer Reibung
zu bewerkstelligen möglich ist. Dieser Arm sitzt nun aneinem seitlich geführten Parallelstab k, welcher im unteren Teil als Zahnstange ausgebildet ist, und vermöge eines Zahnstangen- und doppelten Schneckentriebwerkes
lm gesteuert wird, wobei zur Auslösung des Steuerbetriebes eine Reibungskuppelung n gute Dienste leistet. Abgeleitet wird diese Schaltung von der oberen Bohrspindelhülse aus, an welcher eine Stufenscheibe
o vorgesehen ist, durch welche die senkrechte Seitenwelle p und mittels Winkelräder p das bereits erwähnte Schneckenwerk m bethätigt wird. Hubbegrenzung durch Stellring q, sowie Spindelentlastung durch Gegengewicht r sind selbstverständlich vorhanden.
(Fortsetzung folgt.)