Titel: | Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren. |
Autor: | Th. Pregél |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 154 |
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Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren.
Von Prof. Th. Pregél in
Chemnitz.
(Schluss des Berichtes S. 141 d. Bd.)
Neuere Bohrmaschinen und Hilfswerkzeuge zum Bohren.
W. Newton's Hilfsbohrvorrichtung für tragbare Bohrmaschinen mit Druckluftbetrieb.
Es ist mitunter unthunlich, mit den vorbeschriebenen tragbaren Druckluftbohrmaschinen an verdeckte Ecken des Werkstückes heranzukommen.
Um daher vorbestimmte Löcher bei solchen Annäherungshindernissen dennoch mit Kraftbetrieb zu bohren, wird die Druckluftbohrmaschine
als Motor gebraucht und eine entsprechende Hilfsvorrichtung entweder daran unmittelbar angeschlossen oder eine biegsame Welle
eingeschaltet. Mit Rücksicht auf die zu erwartende Raumbeschränkung ist das in Fig. 47 und 48 nach American Machinist, 1898 Bd. 21 Nr. 35 * S. 661, dargestellte Bohrwerk, sehr knapp bemessen, sowie auch der Einfachheit wegen der Schaltbetrieb
mit der Hand ausgeführt werden kann.
Im Lagerbügel a läuft die mit Konuszapfen versehene Spindel b, wobei Winkelräder c, diesorgfältig mit angeschraubten Schutzhauben verdeckt sind, den Betrieb auf die Bohrerhülse d übertragen, welche durch Bund und Radnabe im Lagerbügel gehalten ist.
Textabbildung Bd. 315, S. 154
Newton's Hilfsbohrvorrichtung für tragbare Bohrmaschinen mit Druckluftbetrieb.
An die Lagerrosette ist ferner eine Brille f angeschlossen, welche mit zwei Schrauben g und den Balken h einen übergreifenden Rahmen bildet, in welchem die Druckschraube i gehalten ist. Wie erwähnt, wird diese durch die Kreuzlöcher mittels Querstiftes durch Hand geschaltet.
C. H. Baush's Mehrspindelbohrmaschine.
Textabbildung Bd. 315, S. 155
Fig. 49.Baush's Mehrspindelbohrmaschine.
C. H. Baush in Holyoke, Mass., bauen die in Fig. 49 angedeutete Maschine mit sechs in beliebiger Verteilung einstellbaren Bohrspindeln. Am Führungsständer a ist das Lagerstück b für das Triebwerk c angeschraubt, wodurch mittels eines Mittelrades und darin eingreifenden Getrieben die oberen festgelagerten sechs Spindelköpfe
bethätigt sind, während Gelenkzwischenwellen die Verbindung mit den unteren stellbaren Spindelköpfen herstellen. Dieses Spindelwerk
ist in einem Spindelgehäuse d untergebracht, welches am Ständer a geführt, durch eine genutete Hängewelle f mittels Schnecken- und Zahnstangentrieb g niedergeschaltet wird. Selbstverständlich ist eine Gewichtsentlastung des schweren Spindelwerkes vorhanden.
A. J. Oehring's vielfache Bohrmaschine.
Bei dieser Bohrmaschine kommen biegsame Zwischenwellen in Anwendung. Nach Uhland's Prakt. Maschinenkonstrukteur, 1897 Bd. 30 Nr.
12 * S. 89, ist am Standgerüste a (Fig. 50 und 51) ein Lagerarm b angeschraubt, in dessen Augen die An trieb welle mit Stufenscheibe c und zwei Riemenscheiben dd gleicher Grösse sitzen. Mittels geschränkter Riemen werden zwei auf senkrechten und festen Zapfen laufende Scheiben f bethätigt, auf deren Nabenhülsen je eine Riemenscheibe g sitzt, die gegeneinander um Riemenbreite versetzt sind. Dadurch werden mittels besonderen Riemens die äusseren Scheiben h bethätigt. Nun sind sowohl an den Naben der Scheiben g, als auch an jenen der Scheiben h Zahnräder i aufgekeilt, in denen je sechs gleichmässig verteilte Getriebe k eingreifen, die an kurzen Wellen 1 sitzen. Diese Wellen
l und die Scheibenzapfen sind in einer Kopfplatte
m angeordnet, welche mittels Schrauben n an die untere Lagerplatte o derart befestigt ist, so dass beide mit der Rückenplatte p einen Spindelstock bilden. Nun wird den verschiedenen Zweckbestimmungen entsprechend, an die untere Platte o noch eine besondere Lagerplatte geschraubt, in welcher die Löcherverteilung, entsprechend der Verteilung an der Tischplatte
q vorgesehen ist. Die beiden Spindelköpfe sind nun mittels biegsamer Wellen r passend verkuppelt. Geschaltet wird die Tischplatte
q mittels Zahnstangenbetrieb s durch Handhebel oder Fusstritt, indem das Werkstück gegen die gewundenen Bohrer gedrückt wird.
O. Froriep's Kesselbohrmaschine.
Eine Sondermaschine zum Bohren der Nietlöcher in Kesselschüssen wird von Otto Froriep in Rheydt, Rhnld., gebaut. Nach dem D. R. P. Nr. 93320 besitzt dieses dreifache Bohrwerk die Einrichtung, dass die Achsen
der dreiBohrer nach jedem beliebigen Mittelpunkte gerichtet, folglich auch parallel zu einander gestellt werden können, wie dies aus
den Fig. 52 bis 54 ersichtlich gemacht ist. An die Tischplatte a sind die Lager b des mittleren Bohrwerkes c angegossen, so dass der Betrieb desselben mittels Winkelräder d durch Stirnräder fg bezw. durch übersetzende Kegelräder h von der Stufenscheibe i unmittelbar erfolgt. In den unteren Breitenteil des Stirnrades g greifen ferner zwei Seitenräder k ein, deren Zapfenlager l in Bogenschütze des Tisches a laufen, welche ihren Mittelpunkt im Zapfen des Rades g finden. Hierdurch ist eine Verlegung der Radzapfen
k möglich, ohne den Zahneingriff zu stören. Da nun diese Verlegung eine Radialstellung der Bohrspindeln m und c bedingen würde, was einer Beschränkung des Arbeitsfeldes gleichkommt, so ist zur Umgehung dessen jedes seitliche Lagergestell
m noch um den Radzapfen k besonders verdrehbar eingerichtet, wozu Ringschlitzschrauben im Zapfenlager l zur Feststellung vorgesehen sind, während die Festlegung des Zapfenlagers l durch Ringmutter n erfolgt.
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Oehring's vielfache Bohrmaschine.
J. I. Warman's vielfache Bohrmaschine für Fahrradreifen.
Textabbildung Bd. 315, S. 156
Froriep's Kesselbohrmaschine.
Die entsprechende Anzahl radialer Speichenlöcher, welche abwechselnd gegen die mittlere Hauptebene des Radreifens geneigt
sind, werden in vorteilhafter Weise auf vielfachen Bohrwerken gleichzeitig gebohrt. Nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 52 * S. 977, besteht die in Fig. 55 und 56 dargestellte Maschine von J. I. Warman in Chicago,III., aus einem Ringtisch a, in dessen Ringschlitz kleine Platten b mit Cylindermulde, entsprechend der Kreislochteilung eingepasst sind, auf welche die Bohrspindellager
c der vorgeschriebenen Neigung gemäss durch die Ankerschraube d festgeschraubt sind. Auf der hinteren Lagerbüchse sitzt nun ein Winkelrädchen f, welches je nach der Spindelneigung entweder in das untere Winkelrad g oder in das obere h eingreifen. Deshalb müssen diese beiden Winkelradkränze g und h auch gegensätzlich umlaufen, was durch das Winkelgetriebe i auch unschwer zu erreichen ist. Nun werden vermöge Spindelfedern sämtliche Bohrspindeln in die Rückstellung gebracht, so
dass zum Vortreiben derselben ein zentraler Kegelkörper k dient, welcher vermöge Fusstrittgestänge l gehoben werden kann. Bei dieser Maschine übergreift der Radreifen m die Bohrspindeln, so dass das Bohren der Speichenlöcher von innen nach aussen erfolgt.
Textabbildung Bd. 315, S. 156
Warman's vielfache Bohrmaschine für Fahrradreifen.
Textabbildung Bd. 315, S. 156
Warner's vielfache Bohrmaschine für Fahrradnaben.
H. L. Warner's vielfache Bohrmaschine für Fahrradnaben.
Textabbildung Bd. 315, S. 157
Kearney-Trecker's vielfaches Bohrwerk für Radnaben an Strassenbahnlokomobilen.
Um die Speichenlöcher in die Nabenscheiben gleichzeitig zu bohren, ist die in Fig. 57 und
58 dargestellte Vorrichtung an Bohrmaschinen getroffen. H. L. Warner in Hamilton, Ohio, hat ein altes Kurbelantriebwerk zu dem Zweck des Nabenbohrens angewendet, wozu derselbe einen besonderen
Aufspanndorn erfunden hat.
(Nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 31 * S. 581.) An die Zahnstangenhülse a ist ein Lagerbügel b angeklemmt, in dessen unteren Kopf c die abgekröpften Spindeln d laufen, in denen die gewundenen Bohrer f eingelötet sind. Die abgekröpften Spindeln d erhalten kugelförmige Endungen, welche in einer Spurplatte g einsetzen, die am Kurbelzapfen h frei drehbar angeschlossen ist, während der Kurbelzapfen h mit seinem Schaftstück i in die Futterbüchse der Bohrmaschinenspindel eingespannt ist. Im Lagerkopf c ist endlich ein zentraler Dorn eingesteckt, dessen abgewölbtes Ende in die am Bohrmaschinentisch k aufgestellte Fahrradnabe l einsetzt und damit die Einstellung in rascher und sicherer Weise besorgt.
Kearney-Trecker's vielfaches Bohrwerk für Radnaben an Strassenlokomobilen.
Eine 16fache, 3860 kg schwere Nabenbohrmaschine ist von der obengenannten Firma in Milwaukee, Wisc., gebaut, welche nach American Machinist, 1899 Bd. 22 Nr. 7 * S. 125, die in Fig. 59 und 60 gezeigten Einrichtungen besitzt. Ein 76 mm starker Mittelbolzen a, welcher zugleich als Aufspanndorn für die Radnabe b dient, verbindet die Bodenscheibe c mit dem Deckelstück d zu einem cylindrischen, auf Füssen f gestellten geschlossenenGehäuse g, in welchem die Antrieb- und Stellwerke untergebracht sind. Der Antrieb erfolgt von der Stufenscheibe h mit oder ohne Vermittelung des (5/31) übersetzenden Rädervorgeleges i und eines Winkelrades k auf ein zentrales Stirnrad l, in welches die sämtlichen in einem 1320 mm grossen Kreise regelmässig verteilten Winkelwellen m der einzelnen Bohrspindeln
n eingreifen. Doch ist der Antrieb jeder der letzteren n nicht unmittelbar von jeder Winkelwelle m, sondern erst durch ein grösseres, seitlich angeordnetes Winkelzwischenrad o vermittelt, wodurch jeder Bohrspindel n eine begrenzte, beliebige Neigung um die Achse dieses Zwischenrades o erteilt werden kann, was für jedes der 16 Bohrwerke nur einzeln durchführbar ist. Dagegen wird der Spindelvorschub aller
Bohr werke gleichzeitig durch Handrad p mittels Räderwerke q durch Winkelrad r auf ein oberes zentrales Stirnrad s besorgt, indem in dieses letztere 16 im Kreise von
871 mm Durchmesser verteilte stehende kurze Wellen t eingreifen, die am oberen Ende Zahnstangengetriebe tragen, durch welche Schlitten
u in radialer Richtung bewegt werden, an die mittels Lenkerschienen v die Spindelhülsen w ergriffen und die Bohrspindeln selbst vor- und zurückgestellt werden, wobei die jeweilige Neigung derselben gegen die Wagerechte
ohne Einfluss bleibt.
R. M. Clough's Bohrmaschine mit Nebenstosswerk.
Textabbildung Bd. 315, S. 157
Clough's Bohrmaschine mit Nebenstosswerk.
An der mittels Winkelriemen durch die Scheibe a angetriebenen Bohr- bezw. Fräsespindel b einer freistehenden Bohrmaschine (Fig. 61 und 62) ist eine viergängige Schnecke c von 40 mm Durchmesser bei 19 mm Bohrung aufgesteckt, in welche das 44zähnige Wurmrad d eingreift, sobald die exzentrisch gelagerte Zapfenwelle f dementsprechend eingestellt ist. Durch die Kurbelstange g wird ein 210 mm langer Stösselschlitten h mit 50 mm Maximalhub bethätigt, dessen Geleiseführung
i eine kleine Schrägverstellung bis zu 5° gegen die Senkrechte ermöglicht. Bei 300, 600 bezw. 1200 Spindelumdrehungen sind 27, 55 und 109
minutliche Stösselhübe möglich. (American Machinist,
1899 Bd. 22 Nr. 39 * S. 912.)
Th. Miller's Prüfung der Richtigkeit an Bohrmaschinen.
Textabbildung Bd. 315, S. 158
Fig. 63.Miller's Prüfung der Richtigkeit an Bohrmaschinen.
Um die winkelrechte, richtige Lage des Aufspanntisches b gegen die Bohrspindelachse a nachzuweisen, benutzt Th. Miller nach American Machinist, 1898 Bd. 21 Nr. 16 * S. 284, ein Schraubenmikrometer – Bügellehre c (Fig. 63), welche mittels eines Flügelstückes d an den Futterkopf der Bohrspindel a befestigt ist. Wird die Mikrometerschraube von c an die Tischfläche angepasst und alsdann die Bohrspindel um 90 bezw. 180° verdreht, so kann der Fehler aufs genaueste nach
Mass angegeben werden. Ebenso können die durch den Bohrerdruck veranlassten einseitigen Senkungen des Winkeltisches nachgewiesen
werden, sofern die Mikrometerlehre c an einem festen Gestellarm angebracht und bis zur Berührung mit der Tischfläche angestellt wird.
Gegenbohrer bezw. Zentrumbohrer.
Textabbildung Bd. 315, S. 158
Gegenbohrer bezw. Zentrumbohrer.
Eine recht praktische Ausführung eines Gegenbohrers (Rosettenfräsers) ist in Fig. 64 und
65 gezeigt. Am Kolbenkörper a ist der Einsatzzapfen b und der Führungszapfen c angesetzt, ein rundes Querloch für den Rundstahl d, ein konisches Querloch für den Passstift f kreuzweise durchgeführt, und eine Stellschraube g vorgesehen. Ausserdem sind zur Freilegung der Schneiden d in den Hauptkörper adie Nischen h eingeschnitten. (American Machinist, 1898 Bd. 21 Nr. 16 * S. 284)
Zentrumbohrer bezw. Messerbohrer.
Textabbildung Bd. 315, S. 158
Zentrumbohrer bezw. Messerbohrer.
Zum Erweitern vorgebohrter Löcher von 25 mm Durchmesser auf das Doppelte und Vierfache, bei 300 bis 600 mm Tiefe, ist der
in Fig. 66 und 67 nach American Machinist, 1898 Bd. 21 Nr. 14 * S. 257, dargestellte Bohrer wegen seiner billigen Herstellung und soliden Messerhaltung bemerkenswert.
In dem Führungszapfen b ist ein rundes Querloch gebohrt, welches in einen Querschlitz des Schaftes a mündet, in welchem ein Treibkeil c durch eine Trapeznutplatte d das Messer f hält, welches von einem gehobelten, 250 bis 300 mm langen Stahlstab auf Bedarfslänge abgestochen, durch eine gehobelte Quernut
mittelrichtig abgeteilt und vermöge des Querstiftes g zur Bohrspindel achsenrichtig eingestellt wird.
Messerbohrer mit Wechselbüchse für den Führungszapfen.
Textabbildung Bd. 315, S. 158
Messerbohrer mit Wechselbüchse für den Führungszapfen.
Am Schaftstück a (Fig. 68 bis 74) ist die Druckbuchse b aufgeschraubt, welche unmittelbar gegen die abgesetzten Schultern des Messers c wirkt, deren Schneiden frei vorragen, während die über den schwächeren Zapfen d geschobene Führungsbüchse f durch die Nasenleiste der Stirnscheibe g, welche in die Quernut des Zapfens d einsetzt, an der selbständigen Drehung verhindert wird. Eine Abänderung der Messerbefestigung ist in
Fig. 74 vorgeführt, wo die Gewindebüchse b auf die Druckbüchse
h und diese erst auf das Messer c wirkt, während ein Keil i die Verdrehung hindert und drei Stellschrauben diese Teile gegen Lockerwerden sichern.