Titel: | Bericht über verschiedene Bauausführungen der Pariser Weltausstellung. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 181 |
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Bericht über verschiedene Bauausführungen der Pariser Weltausstellung.
(Fortsetzung von S. 117 d. Bd.)
Bericht über verschiedene Bauausführungen der Pariser Weltausstellung.
III. Die Kesselhausanlage und das Kanalnetz der Dampf- und Wasserleitung.
Für die mannigfachen kraftverzehrenden Einrichtungen, welche am Marsfelde zur Anschauung gebracht werden oder lediglich dem
regulären Ausstellungsbetriebe zu dienen haben, ist der bezügliche Bedarf mit 20000 PS veranschlagt, wovon drei Vierteile
allein für die Beleuchtungszwecke und der Rest für die übrigen genannten Anlagen vorgesehen sind. Die zur Deckung dieses Erfordernisses
notwendige Dampfmenge wird also dreimal so gross sein als jene, welche bei der letzten Pariser Weltausstellung im Jahre 1889
gebraucht wurde, und man hielt es für geboten, die Dampferzeugungsstellen diesmal möglichst zu zentralisieren, statt sie,
wie es sonst geschah, in grösserer Anzahl unabhängig voneinander anzulegen. In Verfolgung dieser Absicht sind die gesamten
Dampfkesselanlagen in zwei symmetrisch liegenden Kesselhäusern untergebracht, die sich rechts und links von dem Zentralpalais für Elektrizität erstrecken und deren bauliche Anordnung durch Fig. 21 bis 23 im Längsschnitt bezw. in der Draufsicht und im Querschnitte des näheren dargestellt istS. a.
1899 313 * 30.. Die beiden Kesselhäuser stehen mit ihrer Längsachse senkrecht gegen die Längsachse des Marsfeldes und liegen der alten,
30 m Spannweite besitzenden Maschinenhalle gegenüber, die diesmal vorwiegend als Kraftstation und für Elektrizität benutzt
sein wird. Das linksseitige Gebäude für die Dampfkessel liegt in der Nähe des Bourdonnais-Einganges zum Marsfelde, an der Avenue de la Bourdonnais und hat die Bestimmung, ausschliesslich Kessel französischer Herkunft aufzunehmen, während das rechtsseitige, der Avenue de Suffren zugewendete Gebäude den ausländischen Kesseleinrichtungen gewidmet ist. Natürlich werden hüben wie drüben die Dampfgeneratoren
zu gleicher Zeit auch Ausstellungsobjekte bilden, wenngleich für die Dampflieferung Entschädigung geleistet wird.
Zwischen den Dampfanlagen und den nebenliegenden Baulichkeiten ist rundum ein 6 m breiter Weg für die Ausstellungsbesucher
freigelassen und jedes der beiden Kesselhäuser befindet sich auf diese Art in einem Hofe, der 117 m in der Länge und
40 m in der Breite misst; die Kesselhallen selbst erstrecken sich also nur auf eine Fläche von 105 × 28 = 2940 qm.
Die Gesamthöhe der Heizhaushallen beträgt 14,40 m einschliesslich 1,20 m für die Dachlaterne. Die nach allen Richtungen hin
offene Heizhaushalle wird von Säulen aus doppelt N-Eisen getragen, welche von 9 zu 9 m aufgestellt und in der Flucht, in der Höhe von 5,70 m durch 3,45 aus Winkel- und Flacheisen
hergestellte Gitterträger in Verbindung stehen; auch die von 3 zu 3 m verlegten, durch Längspfetten verbundenen Dachgespärre
sind ganz gewöhnliche Fachwerksträger. Das sattelförmige, mit Walmen abschliessende Dach ist mit Wellblech eingedeckt. An
der ganzen konstruktiven Anordnung der Kesselhalle, die man mit Rücksichtauf ihren nüchternen Zweck und ihre versteckte Lage so billig und einfach wie möglich auszuführen trachtete, findet sich denn
auch gar nichts Aussergewöhnliches oder besonders Bemerkenswertes. Um so mehr Gewicht wurde auf eine munifizente zweckdienliche
Durchführung der zugehörigen Heiz- und sonstigen Betriebseinrichtungen gelegt, sowie auf eine glänzende architektonische Ausstattung
der Schornsteine, von denen späterhin noch ausführlich die Rede sein wird.
Mitten durch die beiden Heizhäuser läuft, wie Fig. 22 und 25 ersehen lassen, ein Eisenbahngeleise, welches durch eine Drehscheibe und eine Weiche mit einem Zweiggeleise des Bahnhofes
Champ de Mars
(vgl. D. p. J. 1900 315 11) der Französischen Westbahn bezw. der Pariser Ringbahn in Verbindung steht. Das vorgedachte Bahngeleise war gleich nach
Fertigstellung der Rauchkanäle, auf denen jetzt der Schienenweg zum Teil ruht (vgl. Fig. 25 bis 31), errichtet worden und hatte seither zur Beischaffung der Baumaterialien gedient, während es nach der Eröffnung der Ausstellung
lediglich zur Zustreifung des Brennstoffes benutzt werden soll. Für dieses Geleise wird in der Längsachse jedes der beiden
Kesselhäuser ein 4 m breiter Streifen aufgebraucht, der den 105 m langen und 28 m breiten Kesselraum in zwei Hälften teilt.
Eine weitere Teilung bringt eine
9 m breite Querpassage mit sich, die nicht ganz in der Mitte des ebengenannten Flächenraumes vorwiegend zu dem Zwecke
eingerichtet ist, die Verführung der auf dem Eisenbahngeleise eintreffenden Kohle zu den Kesseln zu ermöglichen. Zur Kesselanlage
im engeren Sinne bleiben auf diese Weise in jedem der beiden Kesselhäuser vier Streifen übrig, von denen die zwei kürzeren
a1 und a2 (Fig. 22 und 25) je 12 m breit und 40 m lang, und die beiden grösseren b1 und b2 ebenso breit und 56 m lang sind. Hiervon fallen ferner an den schmalen Seiten noch 1,5 m breite Rampen für das Bedienungspersonal
und an den äusseren Längsseiten ein 4 m breiter Rand als Heizraum (Stochraum) weg, während die restlichen Räume, nämlich zwei
Streifen von je 8 m Breite und 37 m Länge und zwei ebenso breite Streifen von je 53 m Länge ausschliesslich für die Fundierungen
der Dampfgeneratoren zur Verfügung stehen. Daselbst werden die Kessel derart untergebracht, dass sie die Kehrseite dem Eisenbahngeleise
und die Vorderseite dem 6 m breiten, für die Ausstellungsbesucher bestimmten Wege zuwenden.
Aus Fig. 24 ist der Querschnitt und in Fig. 25 der Grundriss der doppelten Rauchkanäle ersichtlich, durch welche die Verbrennungsgase der Kesselheizungen ihren Weg zum
Schornstein finden. Diese Rauchzugkanäle sind in fünf ungleich lange Zonen 1, 2, 3, 4 und 5 (Fig. 21, 24 und 25) geschieden, deren Scheitel von Beginn bis zum Schornstein durchweg in gleicher Höhe verläuft, wogegen sich die Sohle in
den letzten drei Zonen um je 90 cm stufenartig erniedrigt. Die letzten Abschnitte 5 der Rauchzugkanäle
(Fig.
25) wenden sich von der Längenachse in einem Achtelbogen von 8 m Radius nach auswärts, bilden dann eine 10 m lange Gerade, die zur Hauptachse eine Neigung von 45° besitzt und schliessen sich endlich mit einem Bogen von
135° und einem Radius von 4,50 m an den Schornstein an, wo der Eintritt des Rauchzuges durch die Wand der Esse (W in Fig. 24, 25, 33, 42 und 43) wieder als kurze Gerade erfolgt. Um die aus den beiden einander entgegengesetzten Richtungen eintreffenden Verbrennungsgase
nicht gleich an der Sohle des Schornsteins aneinander stossen zu lassen, ist der letztere durch eine 8 m hohe senkrechte Mauer
w (Fig. 25) in zwei Hälften geschieden. Diese Scheidemauer steht zur Achse der Kanalmündungen in einem Winkel von 45°, wodurch im wesentlichen
störende Rauchwirbel beseitigt werden, die auftreten würden, wenn die einströmenden Gase senkrecht auf die Wand stossen würden.
Von den fünf Zonen der Rauchkanäle, deren Querschnitte in Fig. 26 bis 30 dargestellt sind, haben die der Zone 1 (Fig. 26) eine Höhe von 2 m und eine lichte Weite von 1,175 m; letztere vergrössert sich in der Zone 2 (Fig. 27) auf 2,6 m, welche Spannweite dann in allen übrigen Abschnitten bis zur Einmündung beim Schornstein dieselbe bleibt, wogegen
die Höhe hinter 2 von Zone zu Zone, wie schon oben erwähnt wurde, um 0,9 m zunimmt. Das aus bestem feuerfesten Ziegelmaterial hergestellte
Mauerwerk ist auf eine starke Betonschicht errichtet, ebenso sind die Räume zwischen den äusseren Mauerwänden und dem Erdreich
mit Beton ausgegossen. Zur Ausfüllung des zwischen den beiden Rauchkanälen vorhandenen Raumes R wurde jedoch nur sandiger trockener Flussschotter verwendet, wogegen das Ganze zu oberst noch durch eine 0,15 m hohe Schutzschichte
T (Fig. 26 bis 30) aus gestampftem Beton abgedeckt worden ist. In die Zonen 3,
4 und 5 treten die Verbrennungsgase der ihnen zugewiesenen Kesselheizungen nicht mehr direkt, sondern durch Vermittelung eigens eingerichteter
Nebenfüchse f (Fig. 24 und 25) ein, deren nähere Anordnung Fig. 31 im Querschnitt und Fig. 32 im Grundriss ersehen lässt. Es befinden sich immer je drei Füchse nebeneinander, die neben der äusseren Seitenwand des betreffenden
Hauptrauchkanals durch schwache Zwischenmauern voneinander getrennt, nach abwärts geführt und an der Kanalsohle durch Viertelbogen
in den Kanal eingeleitet sind. Hier verhindern die gusseisernen Deckplatten P1, P2 und P3, welche die drei einmündenden Nebenfüchse oben abschliessen, das Stauen der zuströmenden, frischen Verbrennungsgase und zwingt
dieselben, noch vor der Vermischung mit den übrigen im Kanal abziehenden Gasen die Bewegungsrichtung der letzteren anzunehmen,
so wie es in
Fig. 32 durch die eingezeichneten Pfeile angedeutet ist. Um allenfalls für Untersuchungszwecke einen Zutritt zu den drei Füchsen
zu ermöglichen, sind die senkrechten Schächte derselben zu oberst nicht überwölbt, sondern mittels Fallthüren
D aus Gusseisen verschlossen.
Was nun die zugehörigen Schornsteine anbelangt, deren bauliche Ausführung durch die
Fig. 33 bis 47 veranschaulicht ist, so fallen an denselben in erster Linie ihre beträchtlichen Abmessungen auf, die sich einerseits schon
in Anbetracht der ganz ausserordentlichen Zahl von Feuerungsanlagen, die mit jeder der beiden Essen zu verbinden sein werden,
als geboten herausstellten, andererseits aber auch schon deshalb gewählt wurden, weil diese Bauwerke von vorhinein bestimmt
waren, abgesehen von ihrer praktischen Aufgabe, zugleich – buchstäblich hervorragende – Ausstellungsstücke zu bilden. In letzterer
Beziehung sollten sie als weithin sichtbarer, aussergewöhnlicher Schmuck des Marsfeldes dienen, weshalb man sich veranlasst
gefunden hatte, für die betreffenden Entwürfe und deren Bauausführung einen besonderen WettbewerbAuf dieses Konkursausschreiben sind von 10 Unternehmungen 18 Projekte an die Generaldirektion der Ausstellung eingelaufen,
von denen aber alle, bis auf zwei oder drei Ausnahmen, den festgesetzten Kostenbetrag von 200000 Frcs. weit überschritten
hatten. Unter diesen während mehrerer Tage öffentlich ausgestellt gewesenen Konkurrenzarbeiten gab es auch recht abenteuerliche
Entwürfe, wie z.B. einen zweiwandigen Schornstein, dessen äusserer Ring eine Wendeltreppe bildet, eine Esse, deren Verzierung
Kohle, Flammen und Rauch symbolisieren sollte, eine ägyptische Säule, überragt von einem Glockenturm und flankiert von 4 Eisenpylonen,
die Lichtkugeln tragen sollten, u. dgl. m.Anm. d. Red.auszuschreiben. Es war ja auch ursprünglich geplant, die beiden Schornsteinschäfte, ähnlich wie das Ausstellungshauptthor
am Concordiaplatze (vgl. S. 117), während der Dauer der Ausstellung nachts teils transparent zu erleuchten, teils nach dem
Verlaufe der architektonischen Konturen mittels elektrischer Glühlichter zu illuminieren, doch wurde diese auf unüberwindliche
Ausführungsschwierigkeiten stossende Absicht wieder fallen gelassen. Man wird sich damit begnügen, die Aussenseite der Schornsteine
durch Scheinwerfer zu beleuchten, was mit Rücksicht auf die kräftige Gliederung der Gesimse und das reiche plastische oder
glitzernde Zierwerk der gedachten Bauwerke ebensowohl die Erzielung ganz bedeutender Effekte erhoffen lässt. Als wirklich
imposante Ausstellungsstücke können nun allerdings die beiden Schornsteine eben nur wegen ihrer ganz aussergewöhnlich prächtigen
Ausschmückung gelten, während sie als industrielle Bauwerke gegenüber anderen bedeutenden Essen, wie solche in grossen Etablissements
Frankreichs, Englands oder anderer Länder nicht gerade häufig, aber doch auch nicht allzu selten bereits vorhanden sind, keine
wesentlichen Neuerungen oder Besonderheiten aufweisen.
Textabbildung Bd. 315, S. 182
Fig. 21.Kesselhausanlage (Querschnitt parallel zur Breitenachse des Marsfeldes).
Für den der Avenue de la Suffren gegenüber liegenden Schornstein (Fig.
33 bis 41) waren die Baukosten mit 203000 Frcs. veranschlagt; um diese Summe ist die Herstellung seitens der rühmlich bekannten Kaminbauunternehmungsfirma
Nicou und Demarigny übernommen und in befriedigendster Weise durchgeführt worden. Der besagte
Textabbildung Bd. 315, S. 183
Fig. 22.Kesselhausanlage nebst Umgebung.
Schornstein besitzt über dem Erdboden eine Höhe von 80 m, wovon 16 m für den mächtigen Sockel entfallen; der innere Durchmesser
misst am Fusse des Schaftes 6,20 m, am Kopfende 4,50 m, und die Wandstärke beträgt zu unterst 2,90 m und zu oberst 0,23 m.
Um die Reduktion der Wandstärken durchzuführen, ist das Mauerwerk achtmal abgesetzt und die zur Herabminderung des Querschnittes
erforderliche Schräge (Schmiegung) beläuft sich vom oberen Sockelrande an im Mittel auf 3 cm für 1 m Schafthöhe. An acht Stellen,
die in Fig. 33 durch doppelte gestrichelte Querlinien angedeutet sind, hat man das Mauerwerk mit eisernen Verstärkungsringen versehen und
ein wohlberechnetes, wirksames Schliessennetz zieht sich als weitere Sicherung durch den ganzen Bau. Für den Entwurf der Fundierung
konnte hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit des Grundes ein ziemlich genaues Urteil im vorhinein zufolge der Erfahrungen
geschöpft werden, welche in dieser Beziehung bei dem Baue der anstossenden alten Maschinenhalle gemacht worden waren. Bei
dieser Anlage, deren Fundierung sich trefflichst bewährt, beträgt nämlich die Last auf jeden Pfeiler 12 t und der hierdurch
bewirkte Druck auf den Erdboden pro Quadratcentimeter 1,32 kg. Das Gewicht der Esse, das sich auf 5,733 t beläuft, übt hingegen
nur einen Erddruck von 1,16 kg pro Quadratcentimeter aus. Wegen der grossen Abmessungen der früher besprochenen beiden Rauchzugkanäle,
die im untersten Teile des Schornsteines einzuführen waren, musste der Schaft bis zu einer Tiefe von 8 m unter den Erdboden
niedergebracht werden. Der örtliche Grund bestand aus einer 16 m mächtigen Schicht von plastischem Thon, welcher körnigen
Kiessand überlagert. In diesen Sand sind mittels einer Dampframme 138 Pfähle von 9,50 m Länge und 0,43 m Stärke eingetrieben
worden, die mit ihrem oberen Ende 85 cm über die Sohle des Fundierungsschachtes emporragen, der in einer Höhe von 1,50 m und
einem Durchmesser von 18 m in der Form eines Cylinders mit Steinschlag in Cement ausgemauert ist. Das darauf aufgeführte Grundmauerwerk
KK1 (Fig. 42) aus Bruchsteinen in Kalkmörtel besitzt eine Höhe von 6,25 m; hier beginnt dann der Sockelanlauf des Schaftes, der aber noch
55 cm unter dem Niveau des Erdbodens liegt. In der Gicht des Schornsteines ist die Grundmauer aus Stein durch ein Futter aus
besten hitzebeständigen Ziegeln verkleidet.
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Fig. 23.Kesselhausanlage (Querschnitt parallel zur Längenachse des Marsfeldes).
Die Hauptdekoration der Esse ist durch das starkgegliederte Sockelgesims mit Säulen und Nischen und durch das kronenförmige
Kapitell sowie durch die reichen Grundmuster gewonnen, welche aus farbigen, teils glasierten, teils unglasierten Ziegeln ausgeführt
sind. Für die Hauptflächen sind weisse Ziegel benutzt, für die Dessins rote und schwarze. Für alle Skulpturen und Gesimse,
die nichtmittels Ziegel ausgeführt werden konnten, ist ein neuartiges, von Sièver erfundenes Thonzeug benutzt, das als haltbarer, wesentlich leichter und billiger bezeichnet wird, als das gebräuchliche Terracottazierwerk.
Das Rohmaterial für dieses neuartige keramische Erzeugnis, über welches Le Génie civil, Bd. XXXIV S. 11, eingehende Mitteilungen brachte, besteht aus einer Mischung von Kiessand, reiner Thonerde und Flussspat,
dessen Festigkeit durch ein eingeflochtenes Gerippe und Netzwerk aus grobfaserigem Eisen- oder Expansionsmetall in verwandter
Weise erhöht wird, wie beim Moniermauerwerk. Das Brennen der Stücke, die bis 3 m lang und 1,50 m breit gemacht werden können,
geschieht im Muffelofen bei einer Temperatur von 1000 bis 1200° C. Soll das Stück auch noch eine farbige Glasur erhalten,
so wird diese in einem gewöhnlichen liegenden Brennofen bei 900 bis 1000° C. nachträglich eingebrannt. Das am geschilderten
Schornstein angebrachte Sièver'sche Zierwerk hat im ganzen 25000 Frcs. gekostet.
Textabbildung Bd. 315, S. 184
Fig. 24. Querschnitt.Fig. 25. Grundriss der Rauchzuganlage.
Zur Durchführung des Sockelbaues war ein eigenes etwa 20 m hohes Arbeitsgerüste um den äusseren Umfang des Schornsteines herum
errichtet worden, wogegen von hier an, weiter aufwärts, die Arbeiten lediglich vom Inneren des Schlotes aus erfolgten. Für
diesen letzteren Zweck wurde zuvörderst im Niveau des gewachsenen Erdreiches SS (Fig. 42) ein feststehender Betriebsboden auf den in die Wand eingelassenen Querbalken GG1 improvisiert und sodann das mobile Gerüste L errichtet, das man nach Massgabe des Baufortschrittes absatzweise höher legte. Dieser letztgedachte Arbeitsboden bestand
einfach aus Querbalken, für deren Köpfe das angemessen tiefe Auflager in der Kaminwand ausgespart war, und aus der darüber
gelegten Bohlendiele, die in der Mitte eine Oeffnung zum Durchlassen der nach oben zu befördernden Baumaterialien hatte. Diese
Förderung geschah mittels eines Drahtseiles J, das über die Trommel der Winde D, eine Leitrolle P1 und die Tragrolle P lief. Letztere hing auf einem starken Tragbalken T, der auf zwei Untermauerungen M gelagert war und natürlich stets gleichzeitig und im gleichen Masse wie das Gerüste L höher verlegt wurde. Der Antrieb der mit Doppelbremse, Sicherheitsgesperre und selbstthätiger Kuppelung versehenen Winde
erfolgte durch eine seitlich, des Arbeitsplatzes aufgestellte Lokomobile mittels einer Riemenübertragung
E.
Textabbildung Bd. 315, S. 185
Fig. 26 Rauchzugquerschnitt der 1. ZoneFig. 27 der 2. ZoneFig. 28 der 3. ZoneFig. 29 der 4. ZoneFig. 30 der 5. Zone.
Die Spitze des Schornsteines wird mit einem Blitzableiter versehen, der aus einer
12,50 m hohen, aus galvanisch verkupfertem Schmiedeeisen hergestellten Auffangstange besteht, deren Stärke am unteren
Ende 80 mm und am oberen 35 mm beträgt; letzteres ist mit einem Rotkupferkegel verschraubt, der zu oberst in einer stumpfen
Platinspitze ausläuft. Die Auffangstange steht mit ihrem Fussende in der Mitte eines eisernen Querträgers, der diametral 5,5
m unterhalb der Schornsteinmündung eingemauert ist; gleichzeitig wird sie von vier gebogenen Strebenaus galvanisch verkupfertem Rundeisen gehalten, welche sich einerseits auf den Rand der Esse stützen und hier festgeklammert
sind, während sie andererseits mit der Auffangstange durch ein Würgeband in fester Verbindung stehen und zu einer dekorativen
Rosette ausgestaltet sind. Alle diese Teile werden mittels angenieteter und aufgewundener Kupferdrähte untereinander in leitende
Verbindung gesetzt und ebenso mit einem am Essenrande angebrachten Kupferdrahtgürtel verbunden, von dem zwei Rotkupferdrahtseile
als Erdleitungen nach abwärts führen. Von den letzteren wird das eine Kabel an das Rohrnetz der Wasserleitung angeschlossen,
während das andere mit einer eigenen Erdleitung, nämlich mit einem in den Erdboden eingetriebenen Mannesmannrohr in geeignete
Verbindung gebracht wird.
Textabbildung Bd. 315, S. 185
EisenbahngeleiseFig. 31 QuerschnittFig. 32 Grundriss der in den Zonen 3, 4 und 5 einmündenden Füchse.
Um innerhalb des Schornsteins den Aufstieg zu ermöglichen, sind in der Schlotwand von
33,3 zu 33,3 cm voneinander ⊏-förmige Bügel aus 28 mm starkem Rundeisen eingemauert, die als Leitersprossen dienen
und eine Breite von 40 cm aufweisen.
Textabbildung Bd. 315, S. 185
Fig. 42.Bauausführung im Schornsteinschafte.
Die ganze Länge jeder Bügelpratze beträgt 42,6 cm; davon ist das Ende in der Länge von 10 cm senkrecht aufgebogen und die
auf diese Weise gebildeten zwei Haken des Bügels sind 14,8 cm tief eingemauert, so dass der Abstand der Sprosse von der Wand
15 cm beträgt. Bei jedem vierten solchen Bügel ist parallel noch ein zweiter, grösserer, ebenfalls aus 28 mm starkem
Rundeisen bestehender Bügel eingemauert, der den Zweck hat, dem aufsteigenden Arbeiter als sichernde Ruhestelle zu dienen, oder die Anbringung eines Hängegerüstes oder Aufzuges zu ermöglichen.
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Schornstein an der Avenue de Suffren.
Textabbildung Bd. 315, S. 186
Schornstein an der Avenue de la Bourdonnais.
Die beiden Pratzen dieser weiten Bügel sind an den Enden auch wieder 10 cm senkrecht aufgebogen und 25 cm tief eingemauert;
die Weite des Bügels beträgt 75,6 cm und dieEntfernung der Sprosse von der Schlotwand 80 cm. Nebst diesem Aufstiege ist an der Aussenseite des Schornsteines oberhalb
des Sockels ein zweiter vorgesehen, der lediglich aus 70 Rundeisenstäbe besteht, die radial in die Mauer eingelassen sind.
Jede dieser Sprossen ist in ihrer Mitte zu einer Oese umgebogen und auf diese einfache Weise zum Einhängen einer Leiter, eines
Gerüstes oder einer Aufzugvorrichtung geeignet gemacht. Von unten werden die an der Aussenseite der Esse angebrachten Steigsprossen
gar nicht bemerkbar sein, weil sie mit derselben Farbe bemalt sind, welche die Wandstelle besitzt, an der sie sich befinden.
Zu den Nebeneinrichtungen ähnlicher Art gehört auch noch die rauchdichte Verschlussklappe des Einganges (R,
Fig. 42), welche für den Fall, als sich die Notwendigkeit einer Untersuchung ergeben sollte, den Eintritt zum Inneren des Schornsteines
vermittelt. Der Thürstock dieses Einganges besteht aus einem viereckigen, gusseisernen, eingemauerten Rahmen mit vorspringenden
Randleisten, an den eine starke, etwas gewölbte Eisenblechplatte angedrückt ist. Letztere wird nämlich durch eine auf ihren
Mittelpunkt wirkende Druckschraube so fest an den Rahmenrand gepresst, dass sie denselben rauchdicht abschliesst. Diese Anordnung
gleicht ersichtlichermassen dem Papiniani'schen Verschluss, denn die Mutter der vorbesagten Klemmschraube befindet sich in einem Querbügel, der den ganzen Thürrahmen
überspannt und von letzterem nur mittels Haken gehalten wird. Soll der Zugang geöffnet werden, so hat man zuerst die Klemmschraube
genügend zu lüften, dann den Schraubenbügel auszuhaken und nun lässt sich ohne weiteres die Verschlussplatte zur Freimachung
des Eintrittes beseitigen.
Zwischen dem vorstehend ausführlich geschilderten Schornstein an der Avenue de Suffren und dem an der Avenue de la Bourdonnais (Fig. 43 bis 47) bestehen, was die innere Ausgestaltung und die Hauptabmessungen anbelangt, gar keine wesentlichen Unterschiede; der letztere
besitzt gleichfalls eine Gesamthöhe von 88 m, wovon sich 8 m unter dem Erdboden befinden. Die Art der Fundierung gleicht ganz
der weiter oben beschriebenen; 138 Pfähle von 9 m Länge, bis auf 85 cm in den Boden getrieben, und eine 1,50 m hohe Betonbettung
tragen die Esse. Ueber dem Beton sind die Grundmauern mit einem äusseren Durchmesser von 16,50 m an der Basis und 12,90 m
an der oberen Gleiche sowie mit den inneren Durchmessern von 4,36 m bezw. 6,90 m aus Bruchsteinen hergestellt. Der Gichtraum
ist schliesslich auf einen Durchmesser von
3,20 m an der Sohle und von 6,20 m an der Gleichenlinie mit hitzebeständigem Ziegelmauerwerk ausgefüttert. Wie bei
der anderen Esse sind die Rauchzugkanäle in genau gegenüber liegenden Mündungen zugeführt und durch eine 8 m hohe Scheidemauer
getrennt. Zum Schmucke der Aussenseite wurden ebenfalls vorwiegend verschiedenfarbige Ziegel benutzt, und reichgegliederte
Gesimse sowie plastisches Zierwerk aus Sièver'schem Thonzeug vervollständigen auch hier die architektonische Ausstattung. Doch sind weder grelle Farben noch glitzernde
Glasuren zur Verwendung gekommen, sondern nur matte, sanfte Farbenabstufungen, wodurch sich die Wirkung des Bauwerkes als
Kunstbau entschieden vornehmer und ansprechender herausstellt, als bei dem prunkhafteren, fast aufdringlich schön gemachten Schornstein der Avenue de Suffren. Der Schornstein der Avenue de la Bourdonnais ist von der Bauunternehmung Toisoul und Fradet nach ihrem prämiierten Entwürfe ausgeführt worden und zwar was die Art der Baudurchführung, der Gerüstung, der Materialförderung
u.s.w. betrifft, ganz in gleicher Weise, wie bei der zuerst betrachteten Esse. Diese Uebereinstimmung erstreckt sich endlich
auch noch auf die innere und äussere Aufstieganordnung, den Blitzableiter und die rauchdichte Untersuchungsthür. Die Kosten
belaufen sich fast genau auf die von der Ausschreibung festgestellte Höhe von 200000 Frcs.
Der in Rede stehende Schornstein ist seiner Vollendung näher als der andere und dürfte zur Zeit bereits ganz fertig gestellt
sein; jedenfalls ist der Stand der Arbeiten an beiden Bauwerken so weit vorgerückt, dass die Möglichkeit der rechtzeitigen
Inbetriebsetzung der Dampfgeneratoren, ja selbst vor dem festgesetzten Zeitpunkte – insoweit es sich um die Schornsteine handelt
– nichts im Wege liegen wird. Genau vor einem Jahre wurde (im März) mit den Grundaushebungen für die beiden Essen begonnen
und von da an gingen die Arbeiten rasch und anstandslos weiter, bis der eingetretenen Winterkälte wegen das Bauen in freier
grosser Höhe eingestellt werden musste. Die Fundierungen mit allen ihren Vorarbeiten und die Fertigstellung des Grundmauerwerkes
hatten allein schon etwa 3 Monate der Bauzeit aufgezehrt, ebenso nahm die Herstellung des Sockels zufolge der schwierigen
Fassadedurchführung und namentlich wegen der etwas mühsamen heiklichen Einsetzarbeit, die die reichliche Verwendung des Thonzeugzierwerkes
mit sich brachte, verhältnismässig viel Zeit in Anspruch; dass nichtsdestoweniger so günstige Vollendungstermine erzielt werden
konnten, darf als ein. glänzendes Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der beiden beteiligten Bauunternehmungen angesehen werden.
Im innigen Zusammenhange mit der Dampferzeugungsanlage steht natürlich die Anlage der Dampfverteilung, welche eine um so grössere Bedeutung besitzt, als es sich diesmal um einen ganz riesigen Dampf verbrauch handelt. Wohl ist
durch den Umstand, dass die Dampfmaschinen, welche den normalen Kraftbedarf für den Ausstellungsbetrieb zu decken haben, der
sich – wie bereits eingangs erwähnt worden – für gewöhnlich auf 5000 PS, während der Beleuchtungsstunden aber auf 20000 PS
beläuft, in zwei unmittelbar neben den Kesselanlagen errichteten Hauptkraftstationen zentralisiert sind, eine wertvolle Erleichterung
für die Dampfverteilung geschaffen, allein es bleiben noch im weiten Raume des Ausstellungsgebietes am Marsfelde eine Menge
anderer Bedarfsstellen für Dampf übrig, die versorgt werden müssen. Namentlich ist es der Umstand, dass auf der diesjährigen
Weltausstellung zahlreiche Fabrikzweige in ihrem ganzen technischen Verlaufe vorgeführt werden sollen, wodurch nebst dem Aufwände
für Kraft eben auch noch für verschiedene andere dampfverzehrendeProzesse ein aussergewöhnlich hoher Verbrauch verursacht wird. Es stellte sich sonach für die Dampf Verteilung ein ganzes
Netz von Kanälen als erforderlich heraus, das von den beiden Kesselhäusern ausgehend sich unter die Kraftstationen, die Hallen
für Elektrizität, Maschinenwesen, chemische Industrie u.s.w. erstreckt, und dessen Stränge nach zwei Richtungen verlaufen,
nämlich entweder parallel zur Hauptlängenachse des Marsfeldes oder senkrecht auf dieselbe. An den Kesselhäusern endigt oder
beginnt vielmehr dieses Netz, das zusammen eine Längenausdehnung von 1470 m besitzt, in je einem nach aufwärts geführten Rohre,
das bis über das Dach des Heizhauses emporragt und in gleicher Weise wie ein Schornstein die Ventilation der Dampfleitungskanäle
besorgt. Letztere haben übrigens nicht bloss der Dampfverteilung, sondern gleichzeitig auch noch drei anderen Zwecken zu dienen.
In denselben sind nämlich nebst den Dampfrohren fürs erste auch die aus dem untersten Bassin der Wasserschlosskaskaden kommenden
Hauptrohre, die das Unterdruckwasser für die KondensatorenEs ist für die diesmalige Pariser Weltausstellung ausdrücklich angeordnet worden, dass die Dampfmaschinen mit Kondensation
eingerichtet sein müssen, um der Unannehmlichkeit zu begegnen, dass Dampf am Ausstellungsplatze ausgepufft werde.Anm. d. Red. sämtlicher Dampfmaschinen der Kraftstationen u.s.w. liefern sollen, zweitens die Hauptrohre, welche das heisse Wasser von
den Kondensatoren empfangen und es an verschiedene Verbrauchsstellen bringen, sowie schliesslich in die Seine abführen, und
drittens die Rohre für die Nutz- und für die Trinkwasserleitungen untergebracht.
Textabbildung Bd. 315, S. 187
Querschnittstypen der Dampf- und Wasserleitungskanäle.
Abgesehen von geringen Unterschieden in der Anzahl und Stärke der Rohrleitungen, die in Anbetracht der ungleichen örtlichen
Bedürfnisse wechseln, weist die Ausführung der Verteilungskanäle nur drei Haupttypen auf, deren Querschnitte die Fig. 48 bis
50 wiedergeben. Alle diese Kanäle haben die Form schmaler Tunnel und sind mit halbkreisförmigen Deckenbogen und flachen Fussgewölben
aus gepressten bezw. keilförmigen Ziegeln hergestellt; die gesamten inneren wie äusseren Wandflächen der Kanäle haben einen
mindestens 1 cm starken Bewurf, ausserdem aber an der Sohle eine
2 cm dicke Deckschichte aus Cementmörtel erhalten. In den Kanälen des grössten Querschnittes (Fig. 48) befinden sich vier Dampfverteilungsrohre V1, V2, V3 und V4 von je 0,25 m Durchmesser, ferner das Nutzwasserleitungsrohr R von 0,30 cm und das Trink-(Quell-)Wasserrohr S von 0,15 m Stärke, endlich das 0,60 m starke Hauptrohr F mit Kaltwasser für die Kondensatoren und das ebenso starke Rohr C für das von den Kondensatoren abziehende Warmwasser. Für die Auflagerung der letztgenannten zwei Rohrleitungen und der zwei
Dampfleitungen V3 und V4 hat man innerhalb bestimmter gleichmässiger Abstände rechts und links an den Tunnelwänden schmale Untermauerungen M1 und M2 aus Ziegel in Cementmörtel ausgeführt, während die übrigen vier Rohrleitungen auf Querträgern T aus Winkeleisen aufliegen, die 0,57 m unter dem Deckenscheitel in die Kanalwände eingemauert sind. Die Gesamthöhe dieser
Kanaltype, von welcher im ganzen 530 laufende Meter ausgeführt wurden, beträgt 2,70 m und die Spannweite des Deckengewölbes
2,60 m. Die etwas engere, zweite Kanalform (Fig. 49) erstreckt sich auf 730 laufende Meter und ist 2,60 m hoch, 2,40 m breit; daselbst befinden sich bis auf zwei Dampfrohre
ganz dieselben Rohrleitungen, wie in den Kanälen der ersten Gattung, und auch in ganz gleicher Unterbringung, nämlich auf
einem eingemauerten Querträger T aus Winkeleisen und den beiden Untermauerungen M1 und M2. Von der dritten und letzten, nur 2,00 m breiten und 2,60 m hohen Kanalgattung, des in
Fig. 50 dargestellten Querschnittes sind nur 210 laufende Meter vorhanden; in derselben befinden sich ein 0,45 m weites, an der Decke
mittels Halsringen und durch den Gewölbsscheitel geführter Bolzen aufgehängtes Flusswasserrohr R, dann zwei Dampfleitungen V1 und V2 beide wieder von 0,25 m Durchmesser, und je ein
0,40 m weites Rohr F für Kalt- und C für Warmwasser der Kondensation.
Textabbildung Bd. 315, S. 188
Fig. 51. Querschnitt.Fig. 52. Grundriss einer Förderkammer der Dampf- und Wasserleitung.
Wie weiter oben schon bemerkt wurde, streichen diese Kanäle entweder parallel zu der Hauptachse des Marsfeldes oder senkrecht
darauf; an den sich hieraus ergebenden Kreuzungs- oder Abzweigungspunkten sind die Abzweigekniee an den Rohren, die Dampfreinigungsvorrichtungen,
Rohrwechsel oder Abschlusshähne, kurz alle für die Verteilung des Dampfes oder des Wassers erforderlichen Regulier- oder sonstigen
Hilfseinrichtungen angebracht, die jedoch selbstverständlich nicht genügenden Platz finden könnten, wenn an diesen Stellen
die gewöhnlichen Kanalprofilebeibehalten würden. Deshalb, und um das Einziehen der Rohrnetze zu erleichtern, wurden an sämtlichen in Rede stehenden Kreuzungspunkten
eigene Förderkammern von der in Fig. 51 und
52 ersichtlich gemachten Anordnung eingebaut, welche 4,50 m lang und ebenso breit sind. Die Sohle dieser in Ziegeln ausgeführten
Kammern liegt im Niveau der Kanäle und ist durch eine doppelte Ziegelsturzschar mit 2 cm starker Cementmörtelabdeckung abgepflastert;
die Decke besteht aus den beiden ⌶-förmigen Längsträgern T1 und T2 und den zehn ebenfalls aus Doppel-⊤-Eisen hergestellten schwächeren Querträgern t1 und t2, die am einen Ende durch Laschen und Winkel mit den Längsträgern vernietet sind, während sie mit dem anderen auf der Kammerwand
aufliegen. Die auf diese Weise rechts und links von T1 und T2 entstehenden Felder sind mit Ziegeln flach eingewölbt und zu oberst durch Cementguss abgeebnet. Nur bei
S, nämlich an der Stelle, wo die durch eingemauerte Eisenbügel hergestellte Einsteigtreppe sich befindet, ist die Einwölbung
durch eine eiserne Fallthür ersetzt. Die zwischen T1 und T2 vorhandene 4,50 m lange, 1 m breite Oeffnung E wurde bei der Installation der Dampf- und Wasserleitungen zum Einbringen der Rohre, sowie aller sonstigen Gegenstände benutzt,
die vermöge ihrer Abmessungen nicht durch die Fallthür befördert werden konnten; sie wird natürlich diesem Zwecke vorkommendenfalls
auch während des Betriebes zu dienen haben, bleibt jedoch sonst stets durch eine im Niveau des Fussbodens liegende Bohlendecke
verschlossen.
Es erübrigt zum Abschlusse der vorstehenden Schilderung nur, nochmals auf den Umstand zurückzukommen, dass diejenigen Dampfkesselaussteller,
welche für den Ausstellungsbetrieb Dampf liefern, dafür, sowie bis zu einem gewissen Masse auch für ihre Einrichtungskosten
entschädigt werden. In letzterer Beziehung wird die Entschädigung für eine 1000 kg Dampf pro Stunde erzeugende Kapazität des
Generators mit 1500 Frcs. bemessen sein, während für die laufende Betriebsdampflieferung pro
1000 kg ein Preis von 4,45 Frcs. angesetzt ist. Das WasserEs wird soeben am Seineufer eine grosse Pumpstation errichtet, die zur Zeit nahezu fertig gestellt ist und das Wasser für
die grosse Kaskade des Wasserschlossbeckens sowie für die Speisung der Kessel zu liefern haben wird.Anm. d. Red. wird von der Ausstellungsverwaltung ohne Entgelt zugeliefert und ebenso wird die Dampf Verteilung bezw. die betreffende Rohr-
und Kanalanlage offiziell und kostenfrei besorgt.
(Schluss folgt.)