Titel: | Acetylenapparat „Hansa“. |
Autor: | H. P. Hansen |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 206 |
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Acetylenapparat „Hansa“.
Acetylenapparat „Hansa“.
Textabbildung Bd. 315, S. 206
Acetylenapparat „Hansa“.
Wohl auf keinem Gebiete der Industrie und Technik hat sich ein solcher Aufschwung vollzogen, als auf dem des Beleuchtungswesens.
Das von Dr. Auer erfundene Auer-Licht hat sich schnell eingeführt, zumal es den bisherigen Beleuchtungsarten gegenüber bedeutend geringere
Betriebskosten und doch grössere Leuchtkraft bot. Seit einigen Jahren nun beschäftigt sich die Gastechnik vorzugsweise mit
dem Acetylen, das als eine der besten und billigsten Beleuchtungsarten anerkannt worden ist. Die verschiedenen Apparate, die
zur Herstellung des Acetylen konstruiert sind, wurden in dieser Zeitschrift schon ausführlich erläutert. Fast alle diese Apparate
sind nach dem Einfall-, Einwurf-, Kipp- oder Ueberschwemmungssystem konstruiert. Der nun näher beschriebene Apparat „Hansa“ ist nach einem eigenartigen sogen. Tropfsystem erbaut. Die Firma J. C. Alb. Lüllemann und J. Matthew in Hamburg hat diesen Apparat für die Beleuchtung des Dammthor-Bahnhofes in Hamburg hergestellt und hat derselbe durch seine
eigenartige Funktionierung und tadellosen Gang Aufsehen erregt. Der ganze Apparat ruht auf einem Gestell und ist somit ohne
grosse Demontierung leicht zu transportieren, a ist der Gasometer mit Tauchglocke, und zwar ist dieser doppelt wirkend. Auf beiden Seiten sitzen die Entwickler bb1, durch Konsolen getragen. Im Inneren der Entwickler befindet sich je ein Behälter cc1, die, wie
Fig. 2 zeigt, nach oben verjüngt (die Form eines abgestumpften Kegels haben) und aus gitterförmigem Blech hergestellt sind, zur
Aufnahme des Karbids dienen. In der Mitte und in einiger Entfernung hängt an dem Arm des Wasserrohres e ein Zerstreuerstern d frei schwebend über dem Behälter c. Dieser Zerstreuerstern ist die neuere Konstruktion, die sich gut bewährt hat. Ein trichterförmiger Behälter a, der mittels Bügel b frei aufgehängt werden kann, hat in seinem Boden eine Menge kleiner, feinerLöcher. Diese Löcher bilden die Oeffnungen einer gleichen Anzahl feiner, enger Haarröhrchen c, sogen. Kapillarröhrchen, die im Kreis angeordnet, durch einen Ring d gehalten werden
(vgl. Fig. 3). Diese Kapillarröhrchen i sind nicht von gleicher Länge. Der Arbeitsvorgang dieses Zerstreuers ist folgender. Sinkt bei abnehmendem Gaskonsum die Tauchglocke
des Gasometers a, so treibt diese Wasser in das Wasserrohr e und dieses läuft in den Trichter des Zerstreuersterns d, wird nun durch die kleinen Oeffnungen fein zerteilt und gelangt in die Kapillarröhrchen; von diesen löst sich das Wasser
in Tropfenform ab. Da sich nun nicht alle Tropfen zu gleicher Zeit lösen, kommt der ganze Zerstreuer in schwingende Bewegung;
natürlich ist die Bewegung eine ganz schwache, genügt aber, um so ein kleines Quantum Wasser auf eine verhältnismässig grosse
Oberfläche zu zerstreuen. Die gitterartige Wandung des Karbidbehälters c lässt nun die Tropfen selbständig weiter arbeiten, so dass eine allmähliche, keine explosive Gaserzeugung entsteht und dadurch
nur eine sehr geringe Wärmeerzeugung verursacht wird, das besonders von Wichtigkeit ist. Den geringsten Gaskonsum der Neufüllung
eines Entwicklers zeigt ein elektrisches Läutewerk an, das durch die an der Tauchglocke befestigte Kette einen Streifkontakt
bethätigt und so die Glocke in Bewegung setzt.
Textabbildung Bd. 315, S. 206
Fig. 3
Textabbildung Bd. 315, S. 206
Fig. 4
Um die einfache Bedienung des Apparates hervorzuheben, sei nun eine Neufüllung beschrieben, die allerdings durch menschliche
Hand ausgeführt werden muss, während im übrigen der Apparat selbstthätig durch Gas- und Wasserdruck arbeitet. Bei Ertönen
des Signals drehe man die Kurbel l auf „ausser Betrieb“ (eine Skala zeigt die Hauptstellungen); gleichzeitig gibt ein Riegel m, der auf der Betriebswelle w sitzt und sich mitdreht, den Hebel zum Oeffnen des Hahnes o frei. (Ein unzeitiges Oeffnen des Hahnes ist also vollkommen ausgeschlossen.) Man öffne jetzt den Hahn o und schliesse ihn wieder, nachdem das Kalkwasser abgelaufen ist; sodann nehme man den Deckel p des Entwicklers b ab, hebe den Zerstreuerstern d ab und ersetze den Behälter c durch einen gefüllten, bringe Zerstreuer und Deckel wieder an und stelle die Kurbel auf „im Betrieb“; sofort ist auch der Schlammhahn o gesperrt. Auf gleiche Weise fülle man auch den anderen. Der Acetylenapparat „Hansa“ ist ferner noch mit allen nötigen Armaturen versehen, als Sicherheitsventil f mit einem ins Freie führenden Rohr g, Wasserkasten h
(bei Inbetriebsetzung des Apparates ist der Wasserkasten h so lange zu füllen, bis dieses aus Rohr s ausläuft), zwei Reinigern ii und Wäscher k. Der doppelt wirkende Gasometer a hat an seiner inneren Wand Behälter, die beim tiefsten Stand Gasometerwasser aufnehmen; das Gewicht der Tauchglockewird also vergrössert und ein momentanes Auffliegen der Tauchglocke vermieden. Beim Heruntergang geben die Behälter bei Erreichen
der Wasseroberfläche ihren Inhalt wieder ab. Dieser Apparat speist ausser 100 Perron- und Hausflammen auch eine Vorrichtung
zum Kochen.
H. P. Hansen.