Titel: | Neuere direkt wirkende Dampfpumpen. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 297 |
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Neuere direkt wirkende Dampfpumpen.
Von Prof. Fr. Freytag.
Neuere direkt wirkende Dampfpumpen.
Die schwungradlosen Dampfpumpen mit direkt wirkender Steuerung, deren Konstruktion bekanntlich von Henry R. Worthington herrührt (1893 288 * 62), sind jetzt ungemein verbreitet und in fast allen Betrieben anzutreffen. Trotz ihres verhältnismässig hohen Dampfverbrauches
haben diese Pumpen der Einfachheit ihrer Bauart, sowie der Geräuschlosigkeit des Ganges wegen, und weil sie ferner bei grosser
Sicherheit gegen plötzliches Stehenbleiben im Betriebe leicht anspringen, auch auf eine bestimmte dauernde Förderhöhe innerhalb
weiter Grenzen genau eingestellt werden können, die früheren Typen von Hilfspumpen, insbesondere die Kesselspeisepumpen nahezu
verdrängt.
Während jedoch die direkt wirkenden Dampfpumpen ursprünglich als sogen. Duplexdampfpumpen mit. je zwei Cylindern gebaut wurden,
von denen das Steuerorgan deseinen Cylinders in der Regel von der Kolbenstange des Nachbarcylinders bethätigt wurde, sind in der Neuzeit auch direkt wirkende
Dampfpumpen mit nur einem Cylinder – sogen. Simplexpumpen – in den Handel gebracht worden, bei denen eine Bethätigung des
Steuerorgans behufs Umkehr der Kolbenbewegung unter Mitwirkung eines Hilfsschiebers, der von der Kolbenstange des eigenen
Cylinders seine Bewegungen ableitet, oder aber mittels Dampfwechsel erfolgt. Häufig werden auch derartige Pumpen, um die Wirtschaftlichkeit
ihres Betriebes zu erhöhen, für eine zweimalige Expansion des Arbeitsdampfes eingerichtet.
Fig. 1 bis
3 zeigen den Arbeitscylinder einer derartigen von der Firma Lee, Howe and Co., Limited, in Tipton, Staffs., erbauten direkt wirkenden Verbunddampfpumpe, die nach Engineering vom 26. August
1899 S. 258 bemerkenswerte Neuerungen in ihrer Bauart und Wirkungsweise aufweist. Die Steuerung des für Hochdruck- und Niederdruckcylinder
gemeinsamen Verteilungsschiebers erfolgt durch Dampfwechsel. Die Anzahl der Einzelteile der Pumpe ist infolgedessen sehr gering.
Der Cylinder ist, wie Fig. 1 erkennen lässt, durch eine mittlere Zwischenwand f geteilt, in deren Oeffnung sich der mit Köpfen pp1 an den Enden versehene Trunkkolben t bewegt. Die auf beiden Seiten der Zwischenwand liegenden ringförmigen Räume h erhalten abwechselnd hoch gespannten Kesseldampf, während die ausserhalb der Kolbenköpfe liegenden Cylinderräume ll1 den Niederdruckcylinder bilden.
Textabbildung Bd. 315, S. 298
Arbeitscylinder einer direkt wirkenden Verbunddampfpumpe von Lee, Howe and Co., Limited.
In dem unterhalb des Cylinders angeordneten Schieberkasten ist der Kolbenschieber r untergebracht, auf dessen Aussennflächen abwechselnd der durch Rohre ss1 aus den Ringräumen h in den Schieberkasten geleitete Frischdampf strömt. Letzterer tritt durch einen Stutzen und eine entsprechende Oeffnung des
Kolbenschiebers in die mittlere Aussparung desselben, von hier durch kurze Kanäle in Richtung der Fig. 1 ersichtlichen Pfeile in den linksseitigen Hochdruckraum h des Cylinders und bewegt den Trunkkolben nach links. Bevor derselbe das Ende seines Hubes erreicht, wird durch den Kopf p eine mit dem Rohre s in Verbindung stehende Oeffnung freigelegt und es erfolgt die Umsteuerung des Verteilungsschiebers v. Der bereits wirksam gewesene Hochdruckdampf strömt behufs weiterer Arbeitsverrichtung in den linksseitigen Niederdruckraum,
während der Abdampf des rechtsseitigen Niederdruckraumes ins Freie entweicht. Die Anordnung des Schieberkastens unter dem
Cylinder gestattet die Abführung von Kondenswasser unmittelbar in das Auspuffrohr; besondere Ablasshähne sind nicht vorhanden.
Es ist auch darauf hinzuweisen, dass die Kolbenstange nur in einer Stopfbüchse geführt und diese nur gegen den Niederdruckdampf
abzudichten ist. Der in der Zwischenwand f liegende Dichtungsring bildet einen wichtigen Teil der Verbundanordnung; er lässt sich nach Herausnahme des Trunkkolbens
und Entfernung der Befestigungsschrauben erneuern.
Textabbildung Bd. 315, S. 298
Fig. 4.Moore-Dampfpumpe von der Union Steam Pump Co.
Wegen der selbstthätigen Entwässerung könnte die Pumpe auch vorteilhaft mit komprimierter Luft betrieben werden.
Eine eigenartige Konstruktion zeigen die von der Union Steam Pump Co. in Battle-Creek, Mich., in den Handel gebrachten, mittels Dampfwechsel gesteuerten sogen. Moore-Dampfpumpen.
Die in Fig. 4 ersichtliche Pumpe hat, abgesehen von den Ventilen, nur zwei bewegliche Teile. Der eine dieser Teile besteht in dem durch
eine gemeinschaftliche Stange verbundenen Dampf- und Wasserkolben, der andere ist der Rundschieber, welcher über den Dampfkolben
gesteckt ist.
Der Rundschieber a umfasst, wie schon angedeutet, den eigentümlich geformten Dampfkolben b und kann auf diesem der Länge nach um eine kurze Strecke verschoben werden. Er ist als Schleppschieber angeordnet und liegt
daher seine in der jeweiligen Bewegungsrichtung nachlaufende Kolbenscheibe auf der zugehörigen Scheibe des Dampfkolbens. Das
metallene Mittelstück c des Dampfkolbens enthält die Dampfkanäle; diese bestehen aus einer zentralen und aus zwei exzentrischen Längsbohrungen. Letztere
sind die eigentlichen Dampfkanäle und die zentrale Längsbohrung bildet einen Teil des Auspuffweges. Die exzentrischen Längsbohrungen
münden, wie Fig. 4 erkennen lässt, in je einer Cylinderhälfte, anderseits durch je zwei Querschlitze auf der Oberfläche des Dampfkolbenmittelstückes
c. Letzteres bildet den Schieberspiegel. Je nachdem nun der Rundschieber die eine oder andere Grenzlage auf dem Dampfkolben
einnimmt, werden die Kolben in dem einen oder anderen Sinne bewegt. Während des Ganges ändern Kolben und Schieber ihre gegenseitige
Lage nicht. Am Hubende jedoch, wenn die beiden aufeinander liegenden Kolbenscheiben unter die Oeffnung für den Dampfeintritt
gelangen, strömt Frischdampf zwischen diese, welcher den Rundschieber der Länge nach am Kolben so lange verschiebt, bis die
beiden anderen Kolbenscheiben aufeinander treffen. Diese Verschiebung hat den Umtausch der Dampfwege zur Folge, so dass die
Maschine umsteuert.
Textabbildung Bd. 315, S. 298
Fig. 5.Direkt wirkende Dampfpumpe von Schmidt.
Der Auspuffdampf wird durch besondere Kanäle d im Mittelstück c in dessen zentrale Längsbohrung geleitet. Aus dieser gelangt er zum Gehäuse eines in dem Sockel der Maschine angeordneten
Hahnes. Die Zuleitung des Auspuffdampfes aus der Zentralbohrung des Dampfkolbens zu diesem Hahne erfolgt bei den kleineren
Typen, deren Mittelstück durch einen Deckel dicht abgeschlossen ist, durch die hohle Kolbenstange, aus welcher er ungefähr
in der Mitte zwischen Dampf- und Pumpcylinder durch mehrere Löcher austritt. Bei grossen Typen nach Fig. 4 hingegen, deren Mittelstück offen ist, befindet sich innerhalb des Dampfcylinders ein zentrales Rohr e, durch welches der Auspuffdampf entweicht.
Der Auspuffhahn leitet den Abdampf entweder in die Auspuffleitung oder in den Saugraum der Pumpe, wo er kondensiert und durch
Abgabe seiner Wärme das Pumpwasser erwärmt.
Die beschriebene Einrichtung ist nicht nur bei Kesselspeisepumpen von Vorteil, weil sie dort den Wärmeverbrauch der Pumpe
herabmindert, sondern auch in anderen Fällen, so z.B. dort, wo das Einfrieren der Flüssigkeit vermieden werden soll, bei Bergwerkspumpen,
wo hierdurch die Auspuffleitung erspart wird u.s.w.
Ein „Durchgehen“ der Moore-Pumpen ist deshalb nicht möglich, weil die Auspuffwege derart angeordnet sind, dass bei Ueberschreitung der höchst zulässigen Tourenzahl, bezw. der
dieser entsprechenden Durchflussgeschwindigkeit des Dampfes durch die Auspuffwege, der Abdampf in schnell zunehmendem Masse
gedrosselt wird.
Die Moore-Pumpen werden für grosse Druckhöhen
(Kesselspeisung, Feuerlöschzwecke u.s.w.) und für geringe Druckhöhen (Kompressoren, Vakuumpumpen u.s.w.) gebaut.
Textabbildung Bd. 315, S. 299
Expansionsschiebersteuerung zur Odesse-Dampfpumpe von Oddie und Hesse.
Bei der direkt wirkenden Dampfpumpe von J. P. Schmidt in Berlin hat der Dampfcylinder a (Fig. 5) zwei an den Enden liegende Kanäle bb1 für den Eintritt und zwei innen liegende cc1 für den Austritt des Dampfes. Der mittlere Kanal d dient, wie bei jeder Dampfmaschine, als Austrittskanal. Diese verschiedenen Kanäle werden durch einen frei beweglichen Kolbenschieber
mit zwei Kolben ee1 abwechselnd geöffnet und geschlossen. Den Zutritt des Dampfes zum Kolbenschieber vermitteln vom Schieberkasten f aus zwei Kanäle gg1 welche ihrerseits wiederum durch einen mit Ansatz h1 versehenen Muschelschieber h ohne Ueberdeckungen, der von der Kolbenstange i unter Vermittelung von Anschlaghebeln kk1, in der Fig. 5 ersichtlichen Weise bewegt wird, abwechselnd abgeschlossen und geöffnet werden.
Die dargestellte Stellung der Steuerungsteile kennzeichnet den Beginn der Umsteuerung. Bei der Weiterbewegung des Kolbens
a0 in der durch den Pfeil bezeichneten Richtung wird, sobald der Ring i1 mit dem Kopf des Hebels k1 in Berührung gekommen ist, sowohl der Muschelschieber, als auch durch den Mitnehmer
k1 der Kolbenschieber ee1 verschoben und zwar ersterer so weit, dass etwas Dampf durch g1 vor den Kolbenschieber e1 und ferner der bisher hinter dem Kolbenschieber e befindliche Dampf durch g und l nach d entweichen kann. Es wird daher vor e1 eine Druckerhöhung, hinter e eine Druckverminderung eintreten und der Kolbenschieber infolgedessen nach links verschoben. Nachdem er einen gewissen Teil
seines Hubes, welcher dem toten Gange e2 entspricht, zurückgelegt hat, nimmt er mittels des Mitnehmers h1 den Muschelschieber h mit und öffnet dadurch beide Kanäle
gg1 vollkommen, während seine Kolben ee1 die Kanäle b und c1 geschlossen, diejenigen c und b1 aber geöffnet haben.
Dadurch ist die Umsteuerung vollendet und der Dampf bewegt den Kolben a0 entgegengesetzt der Pfeilrichtung, worauf am Ende des Hubes dasselbe Spiel in umgekehrter Richtung vor sich geht.
Die von F. Oddie und G. Hesse in Clapham (England) unter dem Namen Odesse-Dampfpumpe in den Handel gebrachte Duplexpumpe arbeitet mit einer Expansionsschiebersteuerung (D. R. P. Nr. 96795), deren
Organe von den Kolben der Dampfcylinder ihre Bewegung ableiten. In den äusseren Umfang des verhältnismässig langen Arbeitskolbens
eines jeden Dampfcylinders ist eine schräge Nutvon rechteckigem Querschnitte eingehobelt, in welche ein entsprechend schräg gerichtetes, am Grundschieber des benachbarten
Cylinders befestigtes Gleitstück hineinragt; dasselbe erteilt dem genannten Schieber bei der Bewegung des Kolbens eine zur
Cylinderachse quer gerichtete Bewegung. Auf dem Rücken der Grundschieber liegende Expansionsschieber können ähnlich den Meyer'schen Expansionsschiebern mittels links- und rechtsgängiger Spindeln, sowie Handrades und Skala auf jeden zwischen etwa 0,5
und 1 liegenden Füllungsgrad eingestellt werden. Da nun jeder Expansionsschieber auf dem Rücken desjenigen Grundschiebers
arbeitet, mit dem er nicht in fester Verbindung steht, jeder Grundschieber aber von dem Kolben des Nachbarcylinders bethätigt
wird, so steuert zwar, wie bei allen Duplexpumpen, die eine Maschinenseite den Grundschieber des Nachbarcylinders, aber mit
diesem zugleich auch ihren eigenen Expansionsschieber. Dieser letztere Umstand ist noch insofern beachtenswert, als dadurch
jede Maschinenseite auch eine Kontrolle über den eigenen Dampfzutritt ausübt.
Textabbildung Bd. 315, S. 299
Fig. 13.Pumpe von der Blacke Manufacturing Co.
Die Revue de Mécanique 1899 entnommenen Abbildungen
(Fig. 6 bis 10) zeigen die Einzelteile der besprochenen Steuerung. Die langen und schweren Kolben liegen mit einem Teil a dicht an der Cylinderwand an, während der Teil b derselben einen etwas kleineren Durchmesser als der Cylinder hat. Um einer etwaigen Drehbewegung der Kolben entgegenzuwirken,
führen sich dieselben noch an Stangen d1, die an den Cylinderdeckeln exzentrisch befestigt sind.
In die auf den äusseren Umfang der Kolben eingeschnittenen Nuten i greifen mit ihren Verlängerungen durch Löcher h des Schieberspiegels tretende Gleitstücke h1, welche die Ein- und Ausströmschieber der Cylinder in der nachstehend beschriebenen Weise bethätigen.
Textabbildung Bd. 315, S. 299
Pumpe von der Blacke Manufacturing Co.
Auf dem mit Oeffnungen 11 für die Einströmung und solchen 22 für die Ausströmung des Dampfes versehenen Schieberspiegel d eines jeden Cylinders werden die mit den Gleitstücken h1 verbundenen Grundschieber h2 quer zur Cylinderachse hin und her bewegt. Am Grundschieber h2 des Cylinders ist mittels eines Armes h noch eine Platte h3 befestigt (Fig. 6, 9 und 10) welche wie bei der Meyer-Steuerung, die Durchlasskanäle 3 und 4 im Grundschieber für den Dampfeintritt in den Cylinder b vor Beendigung des Kolbenhubes abschliesst. Man sieht, dass das von einem der Arbeitskolben bewegte Gleitstück h1 die Dampfverteilung des Nachbarcylinders, sowie die Expansion des Dampfes im eigenen Cylinder regelt.
In Fig. 9 und
10 sind die Expansionsschieber als einfache Plattenschieber, in Fig. 11 und 12 als Rundschieber mit je zwei Kolben l1 ausgebildet, deren gegenseitige Lage durch Drehung der mit Links- und Rechtsgewinde l5 versehenen Spindel l4, dem jeweiligen Füllungsgrade entsprechend, eingestellt werden kann.
Mit dieser Einrichtung versehene Pumpen gestatten sonach eine weit höhere Ausnutzung der Expansivkraft des Arbeitsdampfes, als bei allen anderen derartigen Pumpensystemen möglich
ist.
Textabbildung Bd. 315, S. 300
Kolben zur Pumpe von der Blacke Manufacturing Co.
Nach Engineer vom 23. Oktober 1896 förderte eine Odesse-Dampfpumpe mit Dampfcylindern von 300 mm und Wassercylindern von 200 mm Durchmesser bei 300 mm gemeinschaftlichem Kolbenhub
und einer Spannung des Arbeitsdampfes von 5,6 kg/qcm stündlich 112 cbm.
Eine neuere Type der von der Blacke Manufacturing Co. in New York als eincylindrige und als Duplexdampfpumpe erbauten, direkt wirkenden Wasserhebemaschinen mit Steuerung des Verteilungsschiebers
von der Kolbenstange aus, zeigen Fig. 13 bis 15.
Der Dampfcylinder arbeitet mit zwei Schiebern c und d, von denen der Grundschieber c mit einer Anzahl Schlitze und Ansätze versehen ist. Die beiden äusseren Schlitze ee1 dienen als Dampfverteilungskanäle, der mittlere k als Auspuffkanal. Der obere Schieber d steht unter der Einwirkung eines Hilfskolbens b. Hat der Grundschieber
c die in Fig. 13 ersichtliche Lage eingenommen, so hat der Dampfkolben seine rechte Endstellung erreicht und die beiden Schieber b und d stehen am linken Ende ihres Hubes. Der Grundschieber
c dagegen hat seinen Rechtshub fast vollendet. Infolgedessen kann frischer Dampf aus dem Schieberkasten i durch eh2 gegen die rechte Seite des Kolbens drücken, während der vordere wirksam gewesene Dampf durch h1e1km in den Auspuffkanal entweicht. Der Kolben bewegt sich nunmehr nach links.
Textabbildung Bd. 315, S. 300
Dampfpumpe von Belleville.
Bevor er diesen Hub vollendet hat, wird sich der Schieber c ebenfalls nach links bewegen und unter Vermittelung der Oeffnungen rr und der Ansätze ss1 (Fig. 14 und 15) durch die Bohrung n1 eine gewisse Dampfmengehinter das linksseitige Ende des Kolbens b treten. Letzterer wird nun nach rechts verschoben, wobei er den Schieber
d mitnimmt, so dass die Maschine umgesteuert ist. Man sieht, dass der Ansatz s des Schiebers c die Bohrung n schliesst, während s1 die Bohrung
n1 freilegt, so dass frischer Dampf auf die linke Seite von b und gleichzeitig, nachdem die Wandung r des genannten Schiebers die Oeffnung z überschritten hat, die rechte Seite von b durch r und
x mit dem Auspuffkanal in Verbindung treten kann.
Die vorbeschriebene Anordnung gestattet, die Pumpe in jeder Stellung anlassen zu können. Die Verwendung des Kolbenschiebers
schliesst ferner das Auftreten von starken Stössen beim Umsteuern des Schiebers d gänzlich aus.
Textabbildung Bd. 315, S. 300
Fig. 20.Direkt wirkende Dampfpumpe von Merryweather and Sons.
Die Bethätigung des Schiebers c erfolgt durch einen von der Stange des Arbeitskolbens mitgenommenen Hebel l. Derselbe ist durch eine kleine Lenkstange mit der auf der Spindel des Schiebers c frei beweglichen Kulisse
p verbunden, welche je nach der ihr erteilten Bewegungsrichtung mit dem einen oder andern der auf der Schieberspindel verstellbar
befestigten Anschläge oo1 in Berührung kommt und so den Schieber c umsteuert.
Bemerkenswert ist noch die Konstruktion der zur Pumpe gehörigen Wasserkolben.
Fig. 16 zeigt einen derartigen Kolben für kleinere, Fig. 17 einen solchen für grössere Pumpen.
Der für kleinere Pumpen bestimmte Kolben (Fig. 16) besteht aus zwei Platten 1 und 2, welche durch die verlängerte Nabe der letzteren in einem bestimmten Abstande erhalten werden. Ueber die mit einem Gewinde
versehene Nabe ist ein am äusseren Umfange kegelförmig abgedrehter Pressring
3 geschraubt, mittels dessen die vier Segmente 4 gegen ein Stahlband 5 gepresst und so die um dieses gelegten, aus Kautschuk gefertigten Kolbenringe 6 7 gespannt werden. Zum Verschrauben des Pressringes
3 dient der ⊃-förmig gebogene Schlüssel 10, dessen Gabelenden in die Löcher
8 und 9 des Pressringes eingreifen. Der grössere Kolben (Fig. 17) zeigt im allgemeinen dieselbe Konstruktion wie der kleinere, nur werden die Segmente 3, 4 und 5 nicht durch einen kegelförmigen Pressring, sondern durch drei Schrauben 6, 7 und 8 gegen eingelegte Federn gepresst, welche auf die Kautschukringe 9 10 wirken. Die Platten
1 2 sind hier durch drei Kopfschrauben 11 12 13 miteinander verbunden.
Die direkt wirkende Dampfpumpe von M. Belleville ist mit einer Einrichtung versehen, mittels welcher die Druckarbeit der Pampe an den Enden des Kolbenhubes aufgehoben wird.
Der Pumpencylinder a (Fig. 18 und 19) mit hinter der Bildfläche liegenden Saugventilen und Druckventilen e bietet nur insofern Bemerkenswertes, als noch ein Hahn f in das Pumpengehäuse eingeschaltet ist, dessen jeweilige Stellung eine Verbindung des Saug- und Druckraumes der Pumpe ermöglicht,
womit die Bewegung des Schiebers aus einer Endstellung in die andere erleichtert wird. Der Hahn f wird durch eine mit den Steuerungsmechanismen der Pumpe verbundene Lenkstange g bewegt.
Textabbildung Bd. 315, S. 301
Fig. 21.Mittels Dampfwechsel gesteuerte Pumpe von Becker.
Zur Dampfverteilung dient ein gewöhnlicher Schieber l, der durch eine von der Kolbenstange q in schwingende Bewegung versetzte Gabel t, deren Hub durch federnde Bolzen u begrenzt ist, mitgenommen wird. Die Gabel t schwingt um einen Bolzen des auf dem Maschinenbett
h befestigten Supports r. Dem Schieberkasten des mit Ablasshahn p versehenen Dampfcylinders k strömt Frischdampf durch die mit Absperrventil versehene Leitung m zu.
Bei der direkt wirkenden Dampfpumpe von Merryweather and Sons in Green wich erfolgt die Umsteuerung des Verteilungsorganes wieder durch Dampfwechsel.
Textabbildung Bd. 315, S. 301
Fig. 22.Stehende Compound-Dampfpumpe von Hall and Sons.
Wie Fig. 20 erkennen lässt, bethätigt der durch das Gestänge a0b0c von der Kolbenstange bewegte Daumen t einen Hilfsschieber a, so dass Dampf auf die eine oder andere Seite des in dem Cylinder e liegenden kleinen Kolbens strömen kann, wodurch der mit ihm verbundene Hauptschieber d entsprechend mitgenommen wird.
Der Schieber d steuert die Dampf Verteilung des Hauptcylinders; letzterer ist noch, um behufs Vermeidung von Stössen beim Hubwechsel eine
genügende Kompression zu erhalten, mit Hilfskanälen q versehen. Die namentlich für Feuerlöschzwecke bestimmte Pumpe kann auch, wie schon 1895 297 * 146 erläutert, von Hand betrieben werden.
Eine ebenfalls mittels Dampfwechsel gesteuerte Pumpe von Ludwig Becker in Offenbach a. M. zeigt die dem Praktischen Maschinenkonstrukteur vom 15. September 1898 entnommene Abbildung (Fig. 21).
In der angegebenen Stellung des Kolbens c, der sich von links nach rechts bewegt, strömt der in den Schieberkasten eintretende Frischdampf durch die ringförmige Oeffnung
zwischen dem dünneren Teile des Steuerventils b und der kreisförmigen Bohrung in der linksseitigen Wandung des Schieberkastens nach der linken Kammer a desselben und von dieser in den Cylinder. Der auf den Flansch des Ventiltellers wirkende Dampfdruck hat das Bestreben, das
Ventil nach links zu bewegen. Dagegen wird durch eine Bohrung c1 der linke Teil der Kammer a vom Cylinder aus mit Dampf versorgt, welcher bestrebt ist, den Kolben b nach rechts zu bewegen. Es wirkt sonach der Einlassdampf auf Schliessen des Ventils hin, während der Cylinderdampf das Oeffnen
desselben anstrebt. So lange nun beide Kräfte sich das Gleichgewicht halten, befindet sich das Ventil in Ruhe. Wächst jedoch
die Kolbengeschwindigkeit der Pumpe über ein zulässiges Mass, so sinkt der Druck des Cylinderdampfes unter denjenigen des
Einströmdampfes und es wird das Ventil nunmehr geschlossen. Hierin besteht das Prinzip der Selbstregulierung dieser Pumpe,
welches das Durchgehen derselben unmöglich macht. Eine Geschwindigkeitsüberschreitung tritt z.B. ein, wenn der Saugkorb der
Pumpe ausser Wasser kommt u.s.w.
Textabbildung Bd. 315, S. 301
Stehende Compound-Dampfpumpe von Hall and Sons.
Während aber das Ventil durch das Zusammenwirken des frischen Dampfes im Schieberkasten und des Cylinderdampfes ausbalanziert
wird, dient frischer Dampf zum Umsteuern des Ventiles. Dieser Dampf gelangt durch c2 in den zwischen den beiden Flanschen des Kolbens
c liegenden Raum und von hier durch den Kanal nach dem äusseren Raume der rechten Schieberkastenkammer, sobald der Kolben das
Ende seines Hubes nahezu erreicht hat. Die Ventile der Pumpe sind gleich ihren Sitzen aus Rotguss gefertigt; die Wasserführung
in ihnen ist, um einen stossfreien, geräuschlosen Gang der Ventile zu sichern, derart, dass sie nur bis zu einer begrenzten
Höhe durch das Wasser gehoben werden können, also keines Anschlages bedürfen. Zur Erzielung eines sanften Schlusses sind die
Ventile mit einem Wasserpolster ausgestattet.
Um die Ausnutzung des Dampfes in direkt wirkenden Dampf pumpen zu verbessern, arbeiten die von Hall and Sons in Peterborough erbauten derartigen Pumpen mit zweistufiger Expansion.
Wie die Abbildung (Fig. 22) einer stehenden Compound-Dampfpumpe der genannten Firma erkennen lässt, sind beide Cylinder mit horizontalen Kolbenschiebern
ab (Fig. 23 und 24) versehen, deren jeder vier, ein einziges Gussstück bildende Kolben trägt. Der Frischdampf tritt durch die Oeffnung a1 in den Hochdruckcylinder, während der in diesem wirksam gewesene Dampf durch die beiden von den Kolben des Schiebers a gebildeten Ringkanäle 2 3 in den Sammelkanal b1 geleitet wird. Aus diesem gelangt er durch den Kanal 1 des Kolbenschiebers b in den Niederdruckcylinder, während der Abdampf aus diesem durch die Ringkanäle 2 3 des Schiebers b in den Auspuffkanal b2 entweicht.
Die beiden Verteilungsschieber ab werden durch einen kleinen, unter Vermittelung der Muffe f1, des Hebelsystems g, sowie der Stange c1 von der Kolbenstange f aus bethätigten Kolbenschieber c gesteuert, welcher sich in einem an den Schieberkasten angeschraubten Cylinder vor den Kanälen 4 5 6 (Fig. 23) auf und nieder bewegt und durch diese die Zufuhr frischen Dampfes vor und hinter dem Hochdruckverteilungsschieber a vermittelt, so dass sich derselbe vor- und rückwärts bewegt. Der Schieber a wiederum steuert durch den zweiarmigen Hebel e1 denNiederdruckschieber b. Um die bei der Bewegung der Schieber ab auftretenden Stösse zu mildern, ist noch ein Katarakt d angeordnet. Soll die Pumpe belastet anlaufen, so bringt man die Schieber ab von Hand in eine derartige Stellung, dass auch unter den Kolben des Niederdruckcylinders frischer Kesseldampf treten kann.