Titel: | Neuere Ringöfen der keramischen Industrie. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 364 |
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Neuere Ringöfen der keramischen Industrie.
Neuere Ringöfen der keramischen Industrie.
Die keramische Industrie hat, angeregt durch den blühenden Aufschwung, den sie in den letzten Jahren genommen hat, auch in
Bezug auf die weitere Ausbildung ihrer Betriebseinrichtungen mit den übrigen Zweigen der Industrie gleichen Fortschritt gehalten.
Dieser Fortschritt hat sich nicht nur auf die Verbesserung von Maschinen und Werkzeugen, sondern auch auf die Weiterausbildung
der Brennöfen, besonders der Ringöfen, erstreckt. Von erster en seien hier nur der Thonreiniger von Gutsche in Grätz, die Bewässerungsvorrichtungen für Mundstücke von Möbius in Hannover und Clark in Oak Alyn, der Nasskollergang des Jakobiwerks in Meissen, die Strangpressen von Sims in Montreal und Griesemann in Magdeburg, die Abschneidevorrichtungen von Barraud in Bussigny und Möbius in Hannover, die Stein pressen von Saint Hubert in Orp le Grand und von Omohundro in Chicago erwähnt. Sie werden an anderer Stelle ihre Besprechung und Würdigung finden. Uns sollen hier nur die Verbesserungen
von Ringöfen beschäftigen.
Bei der Konstruktion neuer Ringöfen macht sich entsprechend der erhöhten Nachfrage in erster Linie das Bestreben bemerkbar,
die Leistungsfähigkeit der Oefen zu erhöhen und damit zugleich eine Verbilligung des Betriebes zu erzielen. Weitere Ausbildung
haben die Feuerungsanlagen der Oefen und die Wärmeausnutzung in ihnen erfahren. Der zu betrachtende Stoff lässt sich am besten
ordnen, wenn man nacheinander betrachtet:
1. die Abänderung von Feuerungen an Ringöfen;
2. besondere Einrichtungen an und in Ringöfen;
3. Neuerungen an versenkten Ringöfen;
4. Ringöfen mit abnehmbarer Decke;
5. Ringöfen mit zwei oder mehreren Stockwerken.
Textabbildung Bd. 315, S. 364
Fig. 1.Heizwand für Ringöfen von Haedrich.
Textabbildung Bd. 315, S. 364
Haedrich's Generatorfeuerung.
B. Haedrich in Eilenburg hat eine früher von ihm vorgeschlagene Konstruktion einer Heizwand für Ringöfen, welche sich über die ganze
Kammerbreite erstreckte, und mit einem doppelt geneigten Treppenroste, sowie mit einem Luftzuführungskanal d (Fig. 1) und Gasabführungsöffnungen o versehen war, verbessert. Es lag ihm daran, das Hindurchfallen von Brennmaterial nach der Ofensohle, wo es der Verbrennung
entging, zu verhindern. Zu diesem Zwecke stellt er den Rost als Doppelrost derart dar, dass immer die vordere Kante einer
oberen Stufe senkrecht über der hinteren Kante der nächstfolgenden unteren Stufe liegt. Das über die hintere Kante einer oberen
Stufe a fallende Brennmaterial wird stets von einer der unteren Stufen b aufgefangen und gelangt dort zur weiteren Verbrennung, während die Luft genug Gelegenheit hat, sowohl zu dem unteren als
auch zu dem oberen Roste zu treten. Die entwickelten Heizgase ziehen durch die Oeffnungen
o nach den Kammern.
Eine weitere Verbesserung stellt Haedrich's Generatorfeuerung nach den Fig. 2 und 3 dar. Es handelt sich um eine Feuerungsanlage, welche, wie der Erbauer sich ausdrückt, die Vorzüge der Gasfeuerung mit denen
der direkten Feuerung verbinden soll. Zu diesem Zwecke ist der Brennkanal wiederum durch Heizwände in einzelne Kammern geteilt,
deren jede mit einer eigenartig ausgebildeten Generatorfeuerung versehen ist. Fig. 3 zeigt eine solche Heizwand, bei welcher der Deutlichkeit wegen die hintere Mauer a nicht dargestellt ist, Fig. 2 einen vertikalen
Schnitt durch die Brennkammer mit den beiden benachbarten Heizwänden.
Die eigentliche Heizwand wird gebildet von zwei Mauern a und b, welche, zwischen sich einen entsprechenden Raum frei lassend, quer in den Heizkanal eingebaut sind. Fig. 3 zeigt ungefähr in halber Höhe des Brennkanals eine horizontale Querwand c zwischen den Wänden a und b, in deren Mitte sich die Generatorfeuerung befindet, welche durch den Schrägrost d und die vertikale Wand e gebildet wird. Die Zuführung des Brennmaterials erfolgt durch den senkrechten Schacht f, welcher so tief geführt ist, dass die Kohle direkt in den abgeschlossenen Generator gelangt, wodurch verhindert wird, dass
Kohle- und Ascheteilchen in die Ware gelangen.
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Fig. 4.Feuerungen mit senkrecht stehenden Rosten von Rotten.
Die Verbrennungsluft für den Generator kann durch die an der Sohle des Ofens in der Wand a angebrachten Oeffnungen g zutreten. Ebenso kann noch von der Seite her frische Verbrennungsluft durch verschliessbare Oeffnungen h zugeleitet werden, die sich in den Platten i (Fig. 3) befinden. Letztere dienen zum Verschluss der im Ofengewölbe zur Bedienung des Rostes vorgesehenen Zutrittsöffnungen k. Auch in der Wand b sind über der Sohle des Ofens Oeffnungen l vorgesehen, welche durch Chamotteschieber m verschliessbar sind, und das direkte Durchströmen der Heizgase aus der einen in die andere Kammer an der Sohle des Ofens
gestatten.
Die auf dem Roste entwickelten Gase steigen durch die Oeffnungen n auf, treffen mit der Verbrennungsluft zusammen, die hoch erhitzt aus der benachbarten, bereits abgebrannten Kammer durch
die Oeffnungen
o zuströmt, und entwickeln bei der Verbrennung eine heisse Flamme, welche durch die Oeffnungen p der Wand
b unter der Ofendecke in die Kammer gelangt und das Brenngut von oben nach unten durchzieht. Der Abzug erfolgt durch die Oeffnungen
gl nach der nächsten Kammer. In dieser werden die Gase zur Vorerhitzung des Brennguts benutzt oder auch durch die Sohlkanäle
q in weiter liegende Kammern geleitet.
Ueber den Oeffnungen n sind Schieber r vorgesehen, mittels welcher von Oeffnungen im Gewölbe aus der Gasdurchtritt geregelt wird.
Die beschriebene Feuerungsanlage eignet sich sehr wohl zur Erzeugung höherer Temperaturen im Brennraume. Durch die geeignete
Anlage des Füllschachtes wird das Mitreissen von Flugasche verhindert oder doch sehr beschränkt. Mithin bietet eine solche
Anlage, wenn sie richtig bedient wird, dieselben oder annähernd dieselben Vorteile, wie eine besondere Generatoranlage ausserhalb
des Ofens, aus welcher das Brenngas durch besondere Kanäle nach der Brennkammer geleitet wird. Die Abkühlung der Heizgase
und die Bildung von Kondensationsprodukten, wie sie bei der Leitung des Gases auf einem langen Wege auftreten, fallen hier
fort.
M. Rotten in Berlin ordnet an zwei einander gegenüberliegenden Kammer wänden Feuerungen mit senkrecht stehenden Rosten an, auf denen
nicht nur eine lebhafte Verbrennung stattfindet, weil die Luft reichlichen Zutritt zum Feuerungsmaterial hat, sondern auch
der Asche Gelegenheit zum Herabsinken nach den Aschenfällen, der Kohle zum Nachsinken nach den Rosten gegeben ist. Durch die
Führung der Feuer- und Schmauchgase nach der Mitte der Kammer wird zugleich erreicht, dass die Flamme dasBrenngut in der günstigsten Weise durchstreicht, und ein Hinweggehen derselben vermieden, das Brennmaterial also am besten
ausgenutzt wird.
Fig. 4 stellt einen Längsschnitt, Fig. 5 einen Querschnitt,
Fig. 6
einen Grundriss eines Ofens mit einer derartigen Feuerung dar. Die Kammern a, in welchen die zu brennenden Gegenstände aufgestellt
werden, enthalten in ihren Wänden Feuerungen b, welche mit vertikal angeordneten Rosten
c ausgestattet sind. Die Verbrennungsluft wird durch die Oeffnungen d von oben eingeführt und tritt zunächst in eine in der Mitte der Kammer aufgestellte, oben offene Kapsel e ein, welche in den Seitenwandungen Schlitze enthält. Sie gelangt dann nacheinander in die Kanäle fghi und tritt durch Oeffnungen k unter die Roste, wo sie die auf denselben aufgeschüttete Kohle in Glut versetzt. Jede Kammer besitzt einander gegenüberliegend
zwei Reihen derartiger Feuerungen. Die Heizgase ziehen zur Mitte der Kammer und fallen durch die Kapsel e nach dem Kanal
f nieder, von welchem sie zu beliebiger Verwendung weiter geführt werden. Die letzten Abgase gelangen durch das Aufsatzrohr
l nach dem Fuchse m.
Von Max Ehricht in Bad Schmiedeberg, Bezirk Halle a. S., rührt ein Kammerofen mit Heizschächten her, bei welchem die letzteren schräg nach
unten geführt und zwischen ihnen regulierbare Luftzuleitungskanäle angeordnet sind.
Fig. 7 stellt den Querschnitt eines mit dieser Feuerungseinrichtung ausgestatteten Brennofens mit unter den Brennkammern angelegten
Abzugskanälen, Fig. 8 einen solchen mit über den Brennkammern angeordneten Abzugskanälen, Fig. 9 einen teilweisen Horizontalschnitt von Fig. 8, Fig. 10 einen Schnitt nach Linie S bis S von
Fig. 9 dar.
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Feuerungen mit senkrecht stehenden Rosten von Rotten.
In die Brennkammern a sind Heizschächte b derart eingebaut, dass durch dieselben je zwei benachbarte Kammern a miteinander in Verbindung stehen. Die Heizschächte b sind nach unten hin schräg durch die Zwischenwand geführt. Die Neigung richtet sich nach dem zur Verwendung gelangenden Brennstoffe.
Der vertikale Teil des Heizschachtes dient als Füll-, der schräge Teil als eigentlicher Brennschacht. Letzterer mündet in eine Aschengrube d.
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Kammerofen mit Heizschächten von Ehricht.
Zwischen je zwei Heizschächten sind ausserdem Kanäle g angeordnet, durch welche die in der vorhergehenden Kammer a befindliche heisse Luft in die nächste Brennkammer geführt werden kann
(Fig. 9 und 10). Diese Kanäle g sollen auch die Zuführung von Verbrennungsluft ermöglichen, wenn ein Teil der Heizschächte b verstopft ist, und die Gefahr besteht, dass den Heizschächten der in Brand befindlichen folgenden Kammer zu wenig Luft zugeleitet
wird.
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Ringofen mit Heizwänden von Diesener.
In Ringöfen mit Heizwänden legt H. Diesener in Charlottenburg, um die einzelnen Kammern nach Bedarf bequem ausschalten zu können, unter den Feuerungen den in sich geschlossenen
Kanal a an, welcher durch Oeffnungen o mit den Feuerungen und durch Kanal d mit den Abzugskanälen b0 der Kammern in Verbindung steht. In den Fig. 11 und 12 sind sowohl Oefen mit Heiz wänden dargestellt, welche an den Längswänden des Ofens angeordnet sind, als auch solche, die
quer durch den Ofen gehen. Durch Einlegung von Schiebern d0 in den Kanal ist man in der Lage, den Zug der Feuer- und Schmauchgase entweder durch die Oeffnungen b in die Kammer hinein und von ihr durch Kanal D nach Kanal a oder durch den Kanal a und den Verteilungsraum d unter die Roste und dann in die Kammer zu leiten. Will man einzelne Kammern ausschalten, dann öffnet man die zugehörigen
Schieber und bewirkt dadurch, dass unter dem Einfluss des Essenzuges die zu bewegenden Gase ihren kürzesten Weg durch den
Kanal a nehmen, ohne in die ausgeschalteten Kammern einzutreten.
Der Ziegelofen von Otto Hertrampf in Breslau bezweckt die weitere Nutzbarmachung von Rauch- und Schmauchgasen zum Vortrocknen des rohen Brennguts, welches
in Trockenanlagen über dem Ofen aufgestapelt ist. Zu diesem Zwecke ist der in den Fig. 13 bis 15 in einem Vertikal- und zwei Horizontalschnitten zur Anschauung gebrachte Ofen mit folgender Einrichtung ausgestattet. Neben
den aus den Brennkammern in den Rauchsammler führenden Hauptfüchsen a sind Nebenfüchse a1 angeordnet, welche durch Verbindungskanäle b in einen Hitzeleitungskanal
c führen. Letzterer liegt unter der Herdsohle, läuft rings um den Ofen herum, und steht durch einen oder mehrere Verbindungskanäle
d mit Vertikalschächten e und durch letztere mit Rohren f in Verbindung,die unter der Sohle der Trockenanlage angeordnet und durch einen Verbindungskanal g und ein Ventil h wiederum mit dem Rauchsammler verbunden sind.
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Ziegelofen von Hertrampf.
Soll die Wärme einer Kammer zum Trocknen des Ziegelrohmaterials nutzbar gemacht werden, so wird der Hauptfuchs a dieser Kammer geschlossen und die Glocke des Nebenfuchses a1 gezogen. Die Feuer- oder Schmauchgase ziehen dann in den Hitzeleitungskanal c, aus diesem in die Wärmeleitungsrohre f, beheizen diese und gelangen durch den Verbindungskanal g, das Abzugsventil h, den Rauchsammler und den Schornstein ins Freie. Die Hitze der Rohrwandungen f teilt sich den oberen Trockenräumen mit, in welchen das Ziegelrohmaterial aufgestapelt ist.
Um jede Berührung des frisch eingesetzten Brennguts mit Schmauch- oder Feuergasen bis zur vollständigen Austrocknung desselben
zu verhüten, ordnet Moses Lipschütz in Tarnau (Galizien) Kanäle an, in denen sich die Abhitze bewegt, und durch deren Wandungen sie ihre Wirkung auf das Brenngut
ausübt. Durch diese Massnahme sollen durchaus reine Brennfarben erzielt werden.
Fig. 16 stellt einen nach den Ebenen yy und zz geführten Schnitt, Fig. 17 einen senkrechten Querschnitt des Ofens nach der Linie xx dar. I bis XVI sind die einzelnen, miteinander kommunizierenden, durch Schieber S voneinander absperrbaren Kammern. c ist der mit Einsteigeloch d versehene Rauchsammler.
Oberhalb der inneren Ofenwand b ist ein ringsum laufender Kanal g mit Absperrschiebern h angeordnet, welcher mittels der durch Schieber k2 gegen denselben absperrbaren Zweigkanäle i und Oeffnungen l mit jeder einzelnen Kammer in Verbindung steht. Die Zweigkanäle i kommunizieren mit je einem senkrechten Kanäle w, gegen welchen sie durch Schieber k1 abzusperren sind. Die Kanäle m schliessen sich an schlangenartig gebogene Kanäle n an, welche unter der Ofensohle liegen. Letztere münden in den Rauchsammler.
Durch dieses Kanalsystem ist man in die Lage gesetzt, Hitze aus abgebrannten Kammern unter die Kammersohle zu leiten und die
einzelnen Kammern nach Bedarf vorzuwärmen. Die Oeffnungen l der Kammern sind verschliessbar eingerichtet, um die Wärme nach Belieben entnehmen zu können.
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Ringofen von Lipschütz.
Ausserdem ist noch durch die Verbindungskanäle o, welche durch Schieber p geregelt werden, eine direkte Verbindung zwischen dem unteren Teile der Kammern und den Kanälen n geschaffen, um die heissen Gase auch auf kürzerem Wege abzuleiten.
Die Regulierung des Luftzuges in den Kammern wird durch die Ventile f bewirkt.
Textabbildung Bd. 315, S. 367
Fig. 18.Doppelschieber zum Ringofen von Erfurth und Sohn.
Chr. Erfurth und Sohn in Teuchern führen in Ringöfen, um beliebig vorwärts und rückwärts schmauchen zu können, durchlochte Doppelschieber
(Fig. 18) aus Metall oder anderen unverbrennlichen Stoffen ein, deren eine Wand unten Oeffnungen besitzt, welche durch eine zweite,
mit der ersteren nicht starr verbundene, etwas niedrigere Wand nach Bedarf ganz oder teilweise geöffnet oder geschlossen werden
können. Soll z.B. rückwärts geschmaucht werden, dann wird der Schieber in der Weise eingesetzt, dass die Luftlöcher des Schiebers
dem Papierschieber, welcher die abziehenden Feuergase nach den vorzuschmauchenden Waren hin abschliesst, zugekehrt sind. Alsdann
zieht man die zwischen Papierschieber und Doppelschieber befindlichen Rauchglocken und bewirkt dadurch, dass die in den oberen
Teilen der abgebrannten, abkühlenden Kammern aufgespeicherte Wärme den unteren Teilen des zu schmauchenden Einsatzes zugeführt
wird, womit zugleich eine schnellere Abkühlung des fertigen Brennguts erreicht wird.
Soll der Schieber dagegen zum Vorwärtsschmauchen verwendet werden, dann wird er zwischen. Vorfeuer undPapierschieber in der Weise eingesetzt, dass der Vollschieber dem Vorfeuer zugekehrt ist. In diesem Falle werden die heissesten,
oben abziehenden Feuergase nach unten gedrückt und so den zu schmauchenden Teilen des Einsatzes zugeführt.
Zur Erzeugung gleichmässigen Zuges in Ringöfen, besonders in solchen, die einen breiten Brennkanal besitzen, werden nach Gebr. Baumann in Altripp (Rheinpfalz) ausser den in der Mittelwand angeordneten Zügen a (Fig. 19 und 20), welche durch einen gemeinschaftlichen Abzugskanal b nach dem Schornstein f geleitet werden, auch in den Aussenwänden Züge c vorgesehen, die in einen besonderen, in der Aussenwand angelegten Abzugskanal d münden, welcher ebenfalls mit dem Schornstein f in Verbindung steht.
Textabbildung Bd. 315, S. 367
Ringofen von Baumann.
Die Züge a und c sind zu einander versetzt angeordnet. Jeder dieser Züge ist für sich genau zu regulieren.
Dadurch ist man in der Lage, die Hitze im Ofen gleichmässig zu verteilen, was mit den früheren Einrichtungen nicht in demselben
Masse zu erreichen war, selbst wenn dieselben auch gegenüberliegende Abzüge in der Mittel- und Aussenwand hatten, weil die
letzteren in einen gemeinschaftlichen Abzugskanal mündeten, und immer nur paarweise, nämlich je zwei einander gegenüberliegende Züge zusammen reguliert werden konnten.
Textabbildung Bd. 315, S. 368
Ringofen nach Fienbarg.
Die Fig. 21 bis 24 beziehen sich auf einen versenkten Ringofen nach M. Fienbarg in Laufritzdorf bei Frohnleiten (Steiermark), welcher mit einem oder zwei beweglichen Schornsteinen und geeigneten Kanälen
zur Führung der Heizgase ausgerüstet ist. Fig. 21 stellt den Grundriss eines Teiles des Ofens, Fig. 22 eine Ansicht der äusseren Ofenmauer von der Innenseite, Fig. 23 einen Querschnitt des Ofens, und Fig. 24 ein zugehöriges Teilstück dar.
Der Ofen wird von drei konzentrischen Ringmauern j, b und c gebildet. An der Aussenseite der äusseren Umwallung sind in gewissen Abständen voneinander senkrechte Schächte d eingebaut, welche durch gewölbte Oeffnungen e in der Mauer mit dem die Ziegeln aufnehmenden Grabenraum a an der Sohle in Verbindung stehen. Die Ofensohle ist mit einem Ziegelpflaster f versehen.
Ueber den Oeffnungen c sind in der Mauer b nahe der Mauerkrone Oeffnungen g angebracht, die ebenfalls in die Schächte d führen, und durch Schieber h abgeschlossen werden können. Auf die Schächte d wird der Reihe nach ein transportabler Schornstein i aufgesetzt, welcher mit Rädern oder Rollen auf Schienen läuft, die auf den Mauern b und j verlegt sind.
Wenn der Schornstein von einem Schacht auf den nächstfolgenden gestellt werden soll, wird vorher die in diesen Schacht führende
obere Oeffnung g mittels der Platte k (Fig. 24), welche den Schornstein an der Innenseite zu stützen hat, abgedeckt. Die Oeffnung desjenigen Schachtes, welcher der zur
Zeit in Brand befindlichen Feuerstätte am nächsten liegt, wird durch Herablassen ihres Schiebers h und die Oeffnung e durch Einschütten von Sand in den Schacht
d bis oberhalb des Gewölbes von e abgeschlossen, um ein Entweichen der Heizgase durch diesen Schacht zu verhindern, und sie zum Austritt durch den über den
nächstfolgenden Schacht gestellten Schornstein zu veranlassen. Sobald sich der volle Zug entwickelt hat, kann der Schieber
h der oberen Oeffnung g, über welcher der Schornstein steht, herabgelassen werden, so dass die Heizgase nunmehr durch die untere Oeffnung e in den Schornstein gelangen.
Nach dem Fortschreiten des Brandes wird der Schornstein über den nächsten Schacht geschoben und der frei gelegte Schacht d dadurch geschlossen, dass die Oeffnung e mit Sand verschüttet und die Oeffnung g vermauert wird.
So zieht der Schornstein im Kreislauf um den Ofen herum. Anstatt eines Schornsteins kann auch, wo das erforderlich ist, z.B.
bei grösseren Oefen, ein zweiter beweglicher Schornstein auf die innere Ofenmauer c aufgesetzt werden. Dann muss man natürlich auch zur Anlage von Schächten d auf dieser Seite und zur Anlage eines zweiten Geleises für die Bewegung des zweiten Schornsteins schreiten.
Textabbildung Bd. 315, S. 368
Ringofen von Bock.
Der Ringofen von Otto Bock in Berlin zeichnet sich durch eine Decke aus, die aus einzelnen abnehmbaren Platten besteht, welche an ihrer Unterseite quer
zur Ofenhauptachse laufende Kanäle zur Ableitung der Rauch- und Schmauchgase besitzen. Der Ofen besteht aus einer Umfassungsmauer
c und einer Mittelmauer a, die den Rauchkanal b enthält (Fig. 25 und 26). Die Verbindung der beiden Längshälften des Brennkanals findet durch Kanäle V statt (Fig. 26 und 32). Weder Einkarrthüren noch Gewölbe sind vorhanden. Das Einsetzen und Ausnehmen findet von oben statt.
Sollen nur gewöhnliche, an und für sich tragfähige Ziegelsteine gebrannt werden, so wird der Einsatz, wie in Fig. 25 dargestellt, gesetzt und mit der in Fig. 28 gezeichneten Decke von gewöhnlichen Ziegelsteinen abgedeckt unter Bildung der Kanäle e, welche in den Rauchsammler b münden. Sollen bessere Waren, die nicht belastet werden dürfen, gebrannt werden, so wird eine beliebige Anzahl Längswände
d, wie in Fig. 29 gezeichnet, aufgestellt, und die Decke von Formsteinen (Fig. 30) oder Hohlplatten (Fig.
31) gebildet. Die nach jedem Einsetzen aufgelegte Decke ist immer so aufzubringen, dass sich quer laufende Kanäle e bilden, durch welche die Rauch- und Schmauchgase abgeleitet werden. Einige der Kanäle e werden mit Heizlöchern f versehen (Fig.
26, 28, 30 und 31).
Die verhältnismässig geringe Dicke der Decke ermöglicht es, die Oberfläche des Ofens als Darre für Rohsteine zu benutzen,
und zwar bei gewöhnlichen Ziegelsteinen ohne Gerüste, bei besseren Waren unter Verwendung transportabler Gerüste (vgl. Fig. 27).
Textabbildung Bd. 315, S. 369
Ringofen von Paul Schleich.
Da die Decke beweglich ist, kann die Einteilung der Heizlöcher jeder Warengattung
(Vollsteine, Lochsteine, Dachziegeln, Röhren u.s.w.) entsprechend verändert werden.
Als weiterer Vorteil wird dem Ofen nachgerühmt, dass bei ihm die Schwierigkeit der Thürteilung, welche ebenfalls je nach der
zu brennenden Ware verschieden angeordnet werden muss, fortfällt. Auch wird der Ofenraum besser ausgenutzt, weil bei gewöhnlichen
Ringöfen wegen des steten Offenhaltens zweier Thüren, einer zum Einsetzen, einer zum Ausnehmen, dauernd zwei ganze Kammern
für den Brennbetrieb verloren gehen.
Ueber den Bock'schen Ofen liegen einige, wenn auch nur spärliche Nachrichten aus der Praxis vor. Sie stammen vom Erbauer her. Nach einer
Mitteilung in der Thonindustriezeitung, Nr. 23 vom 22. Februar 1900, sind bereits drei derartige Oefen im Betriebe, zwei weitere im Bau. Am günstigsten wird für
den Ofenkanal eine Breite von 3, eine Höhe von 1,5 m befunden. Letztere soll möglichst nicht überschritten werden, um das
Aufsetzen frischer Steine zum Trocknen auf die Ofendecke und das Herausschaffender gebrannten Ziegeln nicht unnütz zu erschweren. Haben die Steine, auf dem Streichbrett ruhend, einige Tage gestanden und
sind sie steif genug geworden, um getragen werden zu können, dann stellt man sie auf der Decke des Ofens auf und zwar an der
Stelle, unter welcher das Brenngut schon gebrannt ist.
Das Einsetzen der getrockneten Steine in den Ofen findet leichter als im gewöhnlichen Ringofen statt, weil es mittels Rutschen
vorgenommen werden kann. Ferner erreicht man durch das Auflegen der Decke direkt auf den Einsatz, dass zwischen beiden keine
unnütze Luftschicht verbleibt.
Ein solcher Ofen hat in Wernigerode mit nur fünf Mann Bedienung und zwei Brennern täglich 10000 Stück Ziegeln, davon etwa
⅓ Dachziegeln, geliefert. An Brennmaterial wird etwas mehr als bei gewöhnlichen Ringöfen gebraucht, jedoch soll sich der
geringe Mehrverbrauch durch die Ersparnis beim Trocknen wieder ausgleichen.
Als wesentlicher Vorteil führt der Erbauer die billigere und schnellere Herstellung des Ofens an. Seine Einführung wird sich
auch da empfehlen, wo ein Ofen nur vorübergehende Verwendung finden soll, z.B. bei grösseren Neubauten in einer Gegend, in
der keine Steine zu haben sind.
In der 36. Versammlung des Vereins für Thon-, Cement- und Kalkindustrie (vgl. Thonindustriezeitung, 1900 Nr. 31 S. 392) ist Spitta auf den Bock'schen Ofen zu sprechen gekommen und hat die niedrige Bauart des Ofens, die als Vorteil angesehen werden soll, bemängelt,
indem er ausführte, dass man im Ringofen bekanntlich dann am besten brennt, wenn der Ofenkanal ebenso breit wie hoch wäre.
Die erste Anlegung von Ringöfen mit mehreren Stockwerken übereinander stammt schon aus dem Jahre 1889. Ein solcher Ofen ist
Helmuth Dueberg in Berlin unter Nr. 48071 patentiert worden. Als wesentliche Vorteile wurden die Ersparnis an Baugrund und die Anpassung
an stark ansteigenden Baugrund oder an Fabriken mit mehreren Stockwerken angegeben. Die Konstruktion und der Betrieb derartiger
Oefen waren dieselben wie diejenigen gewöhnlicher Ringöfen.
Dueberg hat noch zwischen die einzelnen Stockwerke Zwischenräume gelegt, die dem Brenner die Bedienung der einzelnen Stockwerke ermöglichen
sollten.
Der neue mehrstöckige Ofen von Wilhelm Eckardt in Köln weicht von dem Dueberg'schen Ofen insofern ab, als die Stockwerke direkt aufeinander gesetzt, die Zwischenräume zwischen ihnen also weggefallen sind.
Natürlich kann in diesem Falle nur das oberste Stockwerk Schüttfeuerung durch Oeffnungen im Gewölbe erhalten.
Die neue Anordnung erhöht die Stabilität des Ofens und verringert die schädliche Wärmeausstrahlung, die Zwischenräume zwischen
den Stockwerken werden erspart. Ausserdem lassen sich die Feuer- und Schmauchgase bequemer von Stockwerk zu Stockwerk führen.
In erhöhtem Masse kommen diese Vorteile dem mehrstöckigen Ofen von Paul Schleich in Hohenneuendorf i. d. Mark zu. Wie aus der Zeichnung (Fig. 33 bis 35) ersichtlich ist, besteht derselbe aus einer Anzahl (im vorliegenden Falle drei) nebeneinander angeordneter Kammerpaare a0a1b0b1c0c1.
Vor jeder der unteren Kammern a0b0c0 befinden sich die Feuerungen d0d1d2, aus welchen die Heizgase teils über die Brustmauern eoe1e2, teils durch die in ihnen in beschränkter Anzahl angebrachten Durchtrittsöffnungen f0f1f2 in die unteren Kammern ziehen.
Die beschriebene Anordnung der Brustmauern hat den Zweck, die von den Feuerungen in die Brennkammern ziehenden Gase gleichmässig
durch das Brenngut hindurch zu verteilen.
In der Sohle der Kammern a0b0c0 befinden sich eine Anzahl Oeffnungen abc, welche die Gase durch Zweigkanäle in die Sammelkanäle g0g1g2 und von hier aus durch die Kanäle h0h1h2 nach den Kammern a1b1c1 des oberen Stockwerks überführen. Hier durchstreichen die Gase von den Durchtrittsöffnungen def aus das Brenngut von unten nach oben und ziehen durch Kanäle ghi aus den oberen Kammern ab. Nunmehr können sie entweder direkt durch die Sammelkanäle k0k1k2 nach dem Schornstein oder durch die mittels Platten abgedeckten Oeffnungen p nach den Trockenräumen oberhalb der Ofen anläge geleitet und zum Vortrocknen von Rohsteinen verwendet werden.
Zur weiteren Nutzbarmachung der Abhitze führen von den Brennkammern a1b1 aus Kanäle lm unterhalb der Ofensohle nach den Feuerungen d1d2. Diese Kanäle lm sind mit den Kanälen h1h2 durch Zweigkanäle l1m1 verbunden. Diese Verbindung kann durch die Schieber rr1 unterbrochen werden. In die Kanäle lmh1h2 sind die Schieber oo1p0p1 eingelegt. Die nach der Esse führenden Rauchsammelkanäle k0k1k2 stehen mit Kanälen
lmn durch die Schieber qq1q2 in absperrbarer Verbindung.
Damit nun die Wärme der einen Kammer auch für den Betrieb der nachfolgenden ausgenutzt wird, führt man sie, um ein Beispiel
zu wählen, von a0 durch den Kanal l, dessen Schieber o geöffnet und dessen Zweigkanal l1 durch Schieber r abgesperrt ist, unterhalb der Ofensohle nachder Feuerung d1 der Kammer b0, wo sie den Verbrennungseffekt steigert. Die Gase nehmen dann ihren Weg durch die Kammern b0b1 und mittels des Kanals m durch die Kammern c0c1, von wo aus sie entweder durch den Rauchsammler
k2 nach der Esse oder durch die Kanäle i nach den Trockenkammern entweichen. Dabei werden die Schieber p0p1 offen, die Schieber qq1 geschlossen gehalten.
Werden die Ofenkammern b0 und c0 ausgeschaltet, dagegen die Kammern a0a1b1 und c1 in Betrieb erhalten, dann schlagen die auf der Feuerung d0 erzeugten Heizgase nach Schliessung der Schieber op0o1p1 und Oeffnung der Schieber rr1uu1 folgenden Weg ein. Nach Durchstreichen durch das in der Kammer a0 aufgeschichtete Brenngut gelangen sie zunächst durch Kanal h0 in die Kammer a1, dann durch die Kanäle ll1h1, sowie die Oeffnungen l nach der oberen Kammer b1, deren Brenngut sie in der Richtung von unten nach oben durchziehen. Von hier aus treten sie durch Zweigkanäle h, Kanäle mm1h2, Oeffnungen f in die Kammer c1 und können von hier aus zur Esse oder zum Trockenraum abgeleitet werden.
Wie aus den Fig.
34 und 35 ersichtlich, ist neben den Kammerreihen a0b0c0a1b1c1 eine zweite Reihe von Kammern vorhanden, deren Anordnung und Wirkungsweise genau mit der zuerst beschriebenen übereinstimmt.
Ausserdem sind die Kanäle k1k2 (Fig. 34) angelegt, durch welche die Heizgase der letzten Kammer der ersten Reihe unter die Feuerung der ersten Kammer a1 der zweiten Reihe übergeführt werden und hierselbst von neuem den oben beschriebenen Weg zurücklegen können. Oder es werden
beliebige andere Ein- und Ausschaltungen von Kammern vorgenommen.