Titel: | Neuere Acetylenentwickler und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 641 |
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Neuere Acetylenentwickler und Zubehör.
(Fortsetzung von S. 626 d. Bd.)
Neuere Acetylenentwickler und Zubehör.
Bei der Vorrichtung zur Karbidzuführung der Gesellschaft für Heiz- und Beleuchtungswesen m. b. H. in Heilbronn a. N. (D. R. P. Nr. 108594) ist am unteren Teile des Karbidzuführungsrohres eine sich selbstthätig schliessende
und mit übergreifendem Rande versehene Klappe angeordnet, welche sich derart unter Wasser befindet, dass das Acetylen im Vergasungswasser
nach oben geleitet wird, während der Füllung jedoch weder Gas entweichen, noch Luft zutreten kann. Das entweder selbstthätig
oder mit Hand in den Entwickler einzuführende Karbid fällt durch das Rohr a (Fig. 41) der festen oder beweglichen Glocke, welches mit seinem unteren Ende sich im Wasser befindet, auf die um b drehbare Klappe c, wodurch diese geöffnet wird, und nach Abfallen des Karbids in den Entwickler d sich selbstthätig schliesst. Das sich entwickelnde Karbid steigt in den Pfeilrichtungen nach oben und wird durch das Rohr
f nach em Gassammler geleitet. Der überstehende Rand c1 der Klappe c verhindert ein Eindringen des Gases in das Einfallrohr wahrend des Betriebes und die Anordnung der Klappe unter Wasser ein
Entweichen von Gas oder Eintreten von Luft während der Füllung. Es ist mithin ein vollkommen gasdichter Verschluss geschaffen.
Textabbildung Bd. 315, S. 641
Fig. 41.Vorrichtung zur Karbidzuführung der Gesellschalt für Heiz- und Beleuchtungswesen in Heilbronn a. N.
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Karbidzuführung von Ross.
Bei den Einrichtungen bei Acetylenentwicklern, bei welchen das Karbid in körniger oder zerkleinerter Form dem Wasser zugeführt
wird, und bei welchen die Karbidabgabedadurch erfolgt, dass das Abgaberohr beim Niedergange der Glocke in Abgabestellung, beim Hochgange derselben dagegen in Abschlussstellung
sich befindet, war bisher das Abgaberohr mit der Glocke derart fest verbunden, dass es von ihr zur Abgabestellung heruntergedrückt und zur Abschlussstellung in die Höhe gezogen wurde. Bei der Karbidzuführung von J. Howard Ross in Aston, England (D. R. P. Nr. 108635), erfolgt nun der Rückgang des Rohres in Abschlussstellung selbstthätig, wodurch der
Hub der Glocke von dem Abgaberohr unabhängig wird, und die Glocke nicht wie bisher nur so weit steigen kann, als es das Abgaberohr
gestattet.
Die beiden Fig.
42 und 42a zeigen die Karbidabgabevorrichtung in Abschlussstellung und in Abgabestellung. b ist der Behälter für das einzuführende Karbid mit einem unteren Rohransatz, welcher gasdicht in den Cylinder
a unterhalb des Verdrängers a3 eingeführt ist, und mittels eines biegsamen Rohres h2 in eine Abgaberinne h unter dem Verdränger endet. Die Abgaberinne h liegt in einem gegabelten, an seinem freien Ende belasteten Hebel (in der Zeichnung nicht dargestellt), der an einem Arm
g der Tragplatte g2 drehbar befestigt ist. Die belasteten Enden des Hebels besitzen Anschläge h3, denen Nasen g1 der Tragbalken g2 entsprechen. Auf der Abgaberinne befindet sich eine Rolle m und am Zuführungsrohr des Karbidbehälters ein Abschlusshahn h4 zur eventuellen Absperrung des Karbids.
Der Arbeitsgang ist aus den beiden Figuren deutlich zu ersehen: Tritt nämlich das entwickelte Acetylen durch das Rohr i aus und sinkt der Verdränger a3, so berührt letzterer die Rolle m und drückt die Abgaberinne h herunter aus der in Fig. 42 dargestellten Stellung in die Stellung nach Fig. 42a, wodurch Karbid in das Wasser fällt und Gas erzeugt wird. Letzteres treibt den Verdränger a3 in die Höhe, wodurch die Abgaberinne durch den Druck des Hebels wieder in die Stellung der Fig. 42 gelangt und die Karbidentladung aufhört, wobei jedoch auch ein weiteres Steigen der Abgaberinne durch die Nase h3 und den Anschlag g1 verhindert wird. Es ist ersichtlich, dass hierbei mit der unmittelbaren gasdichten Karbidzuführung in den Entwickler die
Steigungshöhe des Verdrängers bezw. der Glocke unabhängig von der Abgaberinne ist und die Steigungshöhe der Glocke von letzterer
nicht beschränkt wird.
Bei dem Acetylenentwickler von C. V. Gustav Schmidt in München (D. R. P. Nr. 108943) wird die bekannte Thatsache, dass Aethylalkohol u. dgl. hemmend auf die Acetylenentwickelung
wirkt, zu einer einfachen Vorrichtung benutzt, welche die wechselweise Zu- und Ableitung des Wassers und des hemmenden Aethylalkohols
in der Weise bewirkt, dass beim Löschen der Lampe die Gasentwickelung sofort aufhört und umgekehrt, ohne dass ein Verlust
an Karbid, Alkohol oder Wasser, oder ein Vermischen des letzteren mit dem Alkohol eintreten kann.
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Fig. 43.Acetylenentwickler von Schmidt.
In Fig. 43 ist a der Karbidbehälter, welcher mit der unteren Düse o in ein Rohr b einmündet, das gegen eine auf der Achse c drehbare Trommel f gerichtet ist. Letztere besteht aus zwei halbkreisförmigen Kammern mit je einer unteren Oeffnung i, mit denen das Rohr b in der Weise kommuniziert, dass je nach Schwenkung der Trommel die eine oder die andere Oeffnung mit dem Rohr b in Verbindung tritt. In der einen der Kammern befindet sich Alkohol, in der anderen Wasser. Tritt nun dies Rohr b mit der mit Wasser gefüllten Hälfte der Trommel in Verbindung, so tritt durch das Rohr b Wasser zum Karbidbehälter und es entwickelt sich Gas, welches bei p abgeleitet wird. Behufs Unterbrechung der Gasentwickelung wird der Hahn p zugedreht und das sich entwickelnde Gas drückt nun das Wasser in Behälter zurück, worauf durch Drehung der Trommel die mit
Alkohol gefüllte Hälfte mit b in Verbindung gebracht wird. Der Hahn in p wird hierauf geöffnet und der Alkohol überflutet das Karbid, die Gasentwickelung sofort vollkommen hemmend. Zur weiteren
Gasentwickelung wirdmittels der Kautschukbirne
t, welche bei q aufgesteckt ist, der Alkohol zurückgetrieben, die Abteilung mit Wasser mit b in Verbindung gebracht und die Gasentwickelung beginnt von neuem.
Die Acetylenentwickler mit Karbidzuführung müssen gewöhnlich sehr gross gebaut werden und beansprucht das Karbid bei denselben
eine besondere Behandlung, da es zerkleinert, mit Petroleum gesättigt, oder in einer Reihe von Behältern, welche nacheinander
entleert werden, untergebracht werden muss. Diese Schwierigkeiten werden zum grössten Teil bei dem Acetylenentwickler von
A. Molet in Buenos-Ayres (D. R. P. Nr. 109007) gehoben, da derselbe nur wenig Raum einnimmt und nur das Karbid einer Zerkleinerung
auf Stücke von ungefähr Haselnussgrösse bedarf, welches im übrigen auf einmal ohne Abmessung eingeführt wird. Zugleich kann
auch bei diesem Entwickler der zurückbleibende Kalk leicht beseitigt werden. Das Karbid wird bei diesem Entwickler durch Erschütterung
eines geeigneten Bodens mittels eines elektrisch in Bewegung gesetzten Hammers nach und nach dem Wasser zugeführt.
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Fig. 44.Acetylenerzeuger von Molet.
Fig. 44 veranschaulicht den Entwickler im Schnitt. Das zerkleinerte Karbid wird in den luftdicht geschlossenen Behälter a, welcher unten mit einem Kanal h in Verbindung steht, eingebracht, welch letzterer bei
i durch eine den Wasserbehälter dd1 teilende Platte c führt. Die beiden Abteilungen dd1 sind durch eine Röhre c miteinander verbunden. a besitzt einen derart geneigten Boden v, dass von demselben das Karbid nicht von selbst abgleiten, sondern das Abgleiten erst erfolgen kann, wenn d er Boden erschüttert wird. Diese Erschütterung wird durch einen Hammer m bewirkt, welcher, wenn Karbid in das Wasser eingeführt werden soll, auf elektrischem Wege in Schwingungen versetzt wird,
zu deren Regelung ein Schwimmer f dient, welcher mit einer durch eine kleine Röhre gehenden Stange r verbunden ist. Letztere trägt ein Kontaktstück o, welches den Strom schliesst oder unterbricht. Der Wasserbehälter dd1 ist mit Wasser gefüllt; das nach Einführung von Karbid sich in d1 entwickelnde Acetylen wird unter der Platte c aufgefangen und verdrängt eine entsprechende Menge Wasser durch die Röhre e nach der oberen Abteilung d, während das erzeugte Gas durch das Rohr
g nach der Verbrauchsstelle geleitet wird. Bei Verminderung des Gasdruckes kehrt das verdrängte Wasser nach d1 zurück. Der gebildete Kalk sinkt in d1 zu Boden. Gemäss den Veränderungen des Wasserstandes in d1 sinkt oder steigt der Schwimmer f, wobei beim Sinken des Wassers die Bewegung des Hammers unterbrochen und beim Steigen des Wassers, d.h. bei Verbrauch von
Gas der Hammer wieder in Thätigkeit versetzt und durch das dadurch erzeugte Rütteln des Bodens v Karbid in das Wasser befördert wird. Steigt das Wasser in d zu hoch, so fliesst das überflüssige durch das Rohr p ab.
Das englische Patent Nr. 14713/1898 und das D. R. P. Nr. 98174 betrifft Acetylenentwickler, bei welchen eine in mehrere Abteilungen
zerlegte Karbidtrommel durch die Gasglocke bei deren Steigen und Fallen in Umdrehung versetzt und ihres Inhaltes entleert
wird. Bei dem Acetylenentwickler von C. Demuth in Zittau i. S. (D. R. P. Nr. 109040) wird zwischen der Glocke und der Trommel ein Sperrwerk eingeschaltet, durch welches
die Trommel beim Steigen und Fallen der Glocke um ein bestimmtes Stück gedreht wird, und infolge der Anordnung der Trommel
auf einer liegenden Achse die Zuführung des Karbids sicherer erfolgt, als durch Verwendung der mechanischen Hilfsmittel bei
den beiden genannten Patenten. Hierbei dreht sich die Trommel infolge der in ihr befindlichen Karbidmenge und dient die Sperrvorrichtung
nur dazu, ein Einhalten oder plötzliches Loslassen der Trommel zu bewirken. Ausserdem hat bei vorliegender Einrichtung die
Gasglocke beim Steigen nur eineganz geringe Arbeit zu verrichten, da sie einen zweiarmigen Hebel ganz allmählich verschiebt, da letzterer sich leicht um
seinen Drehpunkt dreht, wobei ein Ein- und Ausschalten der Arretierstifte erfolgt. Die einzelnen Kammern der Trommel sind
luftdicht verschlossen, so dass sich die Trommel in der freien Luft bewegen kann, während die Kammern bei den vorerwähnten
Patenten offen sind, infolgedessen das Karbid leicht Feuchtigkeit ansaugt.
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Acetylenentwickler von Demuth.
Die Trommel a (Fig. 45) ruht mit ihrer Achse b in den Lagern c und ist mit einem Gewicht d belastet, welches der in einer Abteilung entsprechenden Karbidmenge entspricht, so dass es das Bestreben hat, die gefüllte
Trommel zu drehen. An dieser Drehung wird jedoch die Trommel für gewöhnlich durch die Stifte ff1 verhindert, welche in Schlitzen der Trommel a angebracht sind. Diese Stifte ff1 werden in den Führungen gg1 (Fig. 45a) verschoben und stehen zu diesem Zwecke mit einem zweiarmigen Hebel durch Gelenke hh1 in Verbindung. Gegen den Hebel i legt sich eine Rolle i1, welche von einem Arm i2 der Gasglocke
i3 getragen wird. Steigt nun die Glocke auf und nieder, so nimmt der zweiarmige Hebel i abwechselnd die durch volle und punktierte Linien dargestellte Lage ein, wobei die Stifte ff1 abwechselnd in die entsprechenden Schlitze der Karbidtrommel eindringen. Greift der untere Stift f1 in einen Schlitz ein, während der obere Stift f keinen Eingriff mit der Trommel hat, so verstellt sich letztere, der Einwirkung des Gewichtes folgend so weit, als es die
Länge des Schlitzes zulässt. Hierbei trifft dann eine Klinke l die Stange k, wodurch die Feder l1 des getroffenen Deckels m frei und der betreffende Behälter geöffnet wird. Das in dem betreffenden Behälter m befindliche Karbid fällt hierauf in den Trichter o des Wasserbehälter o1 und wird durch einen unter der Oeffnung o im Wasserbehälter befindlichen Kegel seitlich abgeführt, um ein Anhäufen des Karbids zu verhüten. Hat das Gewicht
d die tiefste Lage eingenommen, so wird es durch die noch gefüllten Karbidbehälter nach der anderen Seite gehoben.
(Fortsetzung folgt.)