Titel: | Neuere Acetylenentwickler und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 737 |
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Neuere Acetylenentwickler und Zubehör.
(Fortsetzung von S. 704 d. Bd.)
Neuere Acetylenentwickler und Zubehör.
Die unter Nr. 109288 patentierte Vorrichtung zur Umsteuerung des Wasserzuflusses hei Acetylenentwicklern von Karl Fischer in Sitzendorf (Schwarzathal) bezweckt, je nach dem Verbrauch des in einem Gasentwickler vorhandenen Karbides das zur Gaserzeugung nötige Wasser in einen
anderen Entwickler selbstthätig überzuleiten.
Textabbildung Bd. 315, S. 737
Fig. 54.Vorrichtung zum Umsteuern des Wasserzuflusses bei Acetylenentwicklern von Fischer.
Diese in Fig. 54 dargestellte Vorrichtung besteht aus dem äusseren mit Wasser gefüllten Mantel m, in welchem sich die Gasglocke befindet und an welchem mittels des Tragarmes a das auf einem Winkel o montierte Wasserventil v befestigt ist. Der Ventilkörper ist durch einen an einem Stab befestigten Ventildeckel geschlossen und der Schluss durch
eine Schraubenfeder s gesichert. An das Ende des Ventilstabes lehnt sich der mittels eines Scharnieres an o befestigte Hebel h, dessen beschwerter Arm auf dem Hebel r ruht und bei c drehbar am Mantel m befestigt ist. Durch sein Eigengewicht fällt der Hebel nach vorn und fasst mit seinem oberen Haken o1 hinter den oberen Hand des Mantels m. Auf dem Hebel r ist noch ein nach vorn gebogener, eventuell in eine Rolle endigender kleiner Arm befestigt, welchen beim Sinken der Gasglocke
ein an derselben befestigter Bügel b zurückdrückt; der Hebel
h verlierthierdurch seinen Ruhepunkt und das nach unten gebogene Ende drückt gegen den Ventilstift und öffnet das Wasserventil
v. Durch die hierauf erfolgende Gasentwickelung wird die Glocke gehoben, ein seitlich am Bügel b angebrachter Scharnierhebel c, welcher beim Niedergehen infolge seines Scharnieres an dem am Hebel h befestigten Stift s1 vorbeigeht, fasst letzteren und hebt den Hebel h auf seinen Ruhepunkt auf r zurück, die Feder s drückt den Ventilstift zurück und das Ventil v wird geschlossen. Der in seiner Höhenlage verstellbare, am Bügel b befestigte Scharnierhebel c wird so eingestellt, dass durch das Ventil v nur das zum vollständigen Vergasen des Inhaltes einer Karbidzelle nötige Wasser fliessen kann und wiederholt sich das Oeffnen
und Schliessen des Ventiles so lange, bis der Inhalt eines Karbidbehälters erschöpft ist. Hierauf wird das Wasser in einen
anderen Vergaser in folgender Weise geleitet: An der äusseren Wand von m befindet sich ein Wasserbehälter w, welcher in so viel Abteilungen geteilt ist, als Vergaser vorhanden sind und wo von jeder Abteilung Rohre r nach den entsprechenden Vergasern führen. Zwischen diesen Rohren befindet sich noch ein Raum w1, aus dem Wasser in den Waschraum fliesst. Ueber
w befindet sich ein Ansatz a mit durchbrochenem Boden, welcher kleine Schienen trägt, auf denen ein Wagen e geführt wird. An letzterem sitzt ein Zeiger, welcher an einer Skala die im Betrieb befindlichen Karbidbehälter anzeigt. Ein
an dem Wagen angebrachtes Abfallrohr reicht bis in den Aufsatz a und in eine Zahnstange z des Wagens greift eine Sperrklinke k ein. Auf einer danebenliegenden Gleitfläche kann der bei l drehbare Klinkenarm k1 so lange gleiten, bis er an einen (hier nicht sichtlichen) Ansatz stösst. Ein an dem Wagen angebrachtes, an einer über eine
Rolle geführten Schnur hängendes Gewicht p hat das Bestreben, den Wagen nach rechts zu ziehen, bis letzterer an die hervorstehende Wand von a stösst. Das Gewicht des unteren Armes der Klinke k1 dreht sich im Sinne des Uhrzeigers um l, bis es gegen einen Anschlag t stösst, während gegen einen an der Klinke k1 befestigten nach rechts gerichteten Arm
m1, welcher in eine Rolle endet, bei niedergehender Gasglocke ein an derselben befestigter Bügel b1 drückt und den Wagen
e nach links schiebt, wo er durch die Sperrklinke
k festgehalten wird. Die Klinken k und k1 werden durch einen zweiarmigen bei d drehbaren Hebel f, welcher links in eine Platte p1 endet, ausgehoben, sobald ein an oben erwähntem Bügel b1 befestigter Stift x auf den rechten Arm des Hebels f drückt. Dieser Stift x ist so hoch angebracht, dass die Auslösung der Sperrklinken erst dann eintritt, wenn der Wagen e in seine linke Endstellung angekommen ist. Ist nun das in einem Behälter befindliche Karbid aufgebraucht, so sinkt die Gasglocke,
bis der Bügel b1 und die Klinke k1 den Wagen e über die zweite Abteilung des Wasserkastens w geschoben hat, so dass das durch das Ventil v tretende Wasser in den nächsten Karbidbehälter geleitet wird. Nachdem auch der Inhalt des letzten Karbidbehälters verbraucht
ist, drückt der Stift x bei weiterem Sinken der Glocke den rechten Arm des Hebels nach unten. Die Sperrklinken k und k1 werden nun ausgelöst und der Wasserwagen e durch das Gewicht p nach rechts gezogen, bis er sich über der ersten Abteilung des Wasserkastens w befindet und seinen Inhalt in den inzwischen wieder gefüllten ersten Karbidbehälter entleert.
Anstatt gewöhnliches Karbid in grösseren oder kleineren Stücken zur Acetylenerzeugung zu verwenden, gebraucht man hierzu jetzt
häufig präpariertes oder in Form von Patronen gebrachtes Karbid, welch letztere wasserdicht hergestellt und zugleich mit Wasser
in den Entwickler untergebracht werden, um sie danach je nach Bedarf mittels einer von aussen zu betätigenden Vorrichtung
zu öffnen. Bei den bisherigen hierzu eingerichteten Vorrichtungen wurde nun immer eine einzelne Patrone gelocht und in den
betreffenden Apparat eingesetzt, was natürlich höchst umständlich war. Im nachstehenden führen wir einen Apparat vor, bei
welchem eine Anzahl festverschlossener Karbidpatronen unter dem Wasserspiegel stehen und nach jedesmaliger Entleerung des
Gasbehälters von letzterem selbstthätig geöffnet und nacheinander zur Entwickelung gebracht werden, wobei der Wasserzufluss
und Gasabfluss nicht unterbrochen wird und das Einsetzen neuer Patronen vollkommen gefahrlos vor sich geht.
Textabbildung Bd. 315, S. 738
Fig. 55.Acetylenentwickler mit Vorrichtung zum Durchbohren unter Wasser angeordneter Karbidpatronen von Dr. Hilbert.
Dieser Acetylenentwickler mit Vorrichtung zum Durchbohren unter Wasser angeordneter Karbidpatronen von Dr. Emil Hilbert in Berlin ist unter D. R. P. Nr. 109289 geschützt und in Fig. 55 dargestellt.
Am Boden des Wasserbehälters a befinden sich je nach der Grösse eine entsprechende Anzahl Karbidpatronen b in gleichmässigen Abständen, welche durch Bajonettverschluss c befestigt werden. Die Patronen selbst bestehen aus einem äusseren luftdicht verschliessbaren Cylinder und zwei konzentrisch
eingesetzten durchlochten Cylindern d und e, welche vom Deckel bis zum Boden des äusserenCylinders reichen und in kleinem Abstande über dem Boden des letzteren mittels eines durchlochten Bodens d1 in Verbindung stehen. Das Karbid befindet sich in dem Ringraum zwischen d und e, der durch einen Deckel fest verschlossen ist, welcher in der Mitte einen von aussen durch eine gut dichtende Masse g vergossenen Stöpsel f hat. Ueber der Mitte jeder Patrone, d.h. über dem Stöpsel f befindet sich im Deckel des Wasserbehälters a in einem von Säulen o getragenen Ring i in einer Stopfbüchse h geführter hohler Stempel k, der oben mit einem Handgriff versehen und unten von k1 ab auf einen Durchmesser verjüngt ist, der kleiner ist, als der des Stöpsels f. Unter- und oberhalb von k1 ist der Stempel seitlich durchbohrt und bei der linksseitig dargestellten Stellung mit dem Wasserbehälter a und durch eine obere Seitenöffnung durch einen Schlauch l mit dem Gasreiniger m verbunden. Eine kräftige Schraubenfeder n hat das Bestreben, den Stempel k nach unten zu treiben. Auf dem Ringe i befindet sich bei jedem Stempel ein um Bolzen p drehbarer zweiarmiger Hebel q und in einer Nut des Ringes i drehbar ein zweiter Ring r mit radial nach aussen vorstehenden Armen s, deren Anzahl derjenigen der Stempel bezw. Patronen entspricht und mit einer nach innen hervortretenden Nase
t versehen ist.
Der Apparat arbeitet folgendermassen: Nachdem sämtliche Stempel k hochgezogen sind, werden die Hebel q so gedreht, dass ihre drei kurzen Arme in die Einschnitte u der Stempel eingreifen und dadurch in gehobener Stellung festgehalten werden. Man nehme nun an, ein neben dem Apparat befindlicher
Gassammler wäre mit Gas gefüllt und denke sich an der Aussenseite der Sammelglocke in schräger Richtung eine Schiene angebracht,
welche sich mit der Glocke senkt und deren unteres Ende vor einem der Arme s liegt, so wird beim Sinken der Glocke der Arm s durch die schräge Auflaufkante der Schiene fortbewegt und der Ring r in der Nut des Ringes i gedreht werden. Die Neigung der Schiene und Drehung des Ringes r ist so bemessen, dass die hervortretende Nase t jedesmal, wenn die Glocke einen gewissen Tiefstand erreicht hat, gegen den langen Arm des Hebels q stösst und denselben um so viel dreht, dass der kurze Arm aus dem Einschnitt u des betreffenden Stempels heraustritt und letzterer durch die Feder n gewaltsam nach unten getrieben wird und den Stöpsel f heraustreibt (rechte Seite der Fig. 55). Hierdurch tritt das Wasser in a durch die Oeffnungen v in den Stempel und durch die Oeffnungen v1v2 in den Cylinder b, wodurch eine sofortige Gasentwickelung stattfindet. Das Acetylen dringt in den Stempel k und von da in den Reiniger m, von wo aus dasselbe in den Sammler geleitet wird; der Sammler steigt hierdurch und die schräge Schiene stellt sich derart
ein, dass beim Verbrauch der einen Patrone und Verminderung der Gasmenge im Sammler der folgende Stempel ausgelöst wird. Etwa
durch die Oeffnungen v ausgetretenes Gas steigt durch das Rohr m1 und den Reiniger m in den Sammler.
Bei dem Acetylenentwickler mit beweglich angeordnetem Karbidbehälterkranz von C. F. Kindermann in Berlin (D. R. P. Nr. 109320) wird die Beschickungsvorrichtung absatzweise selbstthätig durch die Gasglocke in der Weise
bethätigt, dass der Kranz der Karbidbehälter auf einer senkrechten Achse drehbar angeordnet ist und während des Betriebes
durch einen Anschlag festgehalten wird, wodurch bei der Beschickung der Behälter nur ein Teil des Abschlussdeckels geöffnet
zu werden braucht.
Das mit einer verschliessbaren Einfüllöffnung c versehene Gefäss a (Fig.
56) wird durch den Deckel b gasdicht verschlossen. Eine abgedichtete Achse d ist durch b hindurchgeführt und ruht in einem Zapfenlager e; zwischen den radialen Tragarmen g werden die Karbidbehälter h
Textabbildung Bd. 315, S. 739
Fig. 56.Acetylenentwickler mit beweglich angeordnetem Karbidbehälterkranz von Kindermann.
eingehängt. Ein an der Achse d befestigter Auslösearm n bewirkt bei Drehung der Achse die Verschiebung der Auslöseklinken l und die Entleerung der Behälter h. In der Nähe der Einfüllöffnung c befindet sich unter dem Deckel b eine Klinke o, welche seitwärts umgelegt werden kann und in herabhängender Lage derart vor einem der Tragarme steht, dass durch dieselbe
dessen Weiterbewegung im Sinne der Drehrichtung von d und n verhindert wird. Wenn die Gasglocke in ihre Tiefstellung herabsinkt, so wird die Achse mit dem Arm n gedreht, die Verschlussklappe i des ersten Behälters geöffnet und deren Inhalt in das Wasser befördert, wonach das Gas durch das Rohr p zum Sammler gelangt. Letzterer steigt nun und bewirkt bei dem durch den Gasverbrauch eintretenden Sinken eine weitere Drehung
der Achse und Entleerung des nächstfolgenden Behälters so lange, bis die Achse eine vollständige Umdrehung gemacht hat und
der Auslösearm n durch einen Anschlag
q begrenzt wird. Die neue Beschickung des Apparates geschieht nun dadurch, dass nach Einhängen eines gefüllten Karbidbehälters
h die Achse d mit den Tragarmen g so weit gedreht wird, dass der nächste zu ersetzende Behälter unter die Einfüllöffnung c gelangt, so oft, bis die Anfangsstellung wieder erreicht ist.
(Fortsetzung folgt.)