Titel: | Der Plansichter der Deutschen Mühlen- und Bäckereigesellschaft nach System Schweitzer. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 747 |
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Der Plansichter der Deutschen Mühlen- und Bäckereigesellschaft nach System Schweitzer.
Der Plansichter der Deutschen Mühlen- und Bäckereigesellschaft nach System Schweitzer.
Unter den neueren Sichtvorrichtungen nimmt unstreitig der Plansichter die erste Stelle ein. Er sichtet eigentlich allein theoretisch
richtig, indem das Sichtgut senkrecht auf der horizontalen Sichtfläche ruht, also mit der vollen Schwerkraft durch die Maschen
des Gewebes oder der Bespannung sich zu drücken sucht. Bei allen anderen Sichtvorrichtungen ist die Sichtfläche mehr oder
weniger geneigt gegen den Horizont, und die Maschen der Bespannung zeigen nicht den vollen Querschnitt, sondern nach der geneigten
Seite nur die horizontale Projektion. Namentlich sind die Plansichter vorzüglich für ein Sichtgut aus hartem oder trockenem
Getreide.
Textabbildung Bd. 315, S. 747
Fig. 1.
Wenn auch anfangs der Erfolg in Bezug auf die Sichtarbeit ein sehr befriedigender war, so war doch die konstruktive Durchführung
noch nicht entsprechend, und erst, nachdem in dieser Beziehung viele praktische Erfahrungen gesammelt wurden, kann der Plansichter
auch in dieser Beziehung als gelungen bezeichnet werden.
Trotzdem ist der Konstrukteur sowohl, als auch der praktische Müller bestrebt, den Plansichter weiter zu verbessern und sind
hier einige solche Fortschritte, welche durch den technischen Betriebsleiter der Deutschen Mühlen- und Bäckereigesellschaft, Louis Graf, erzielt wurden, zu verzeichnen.
Diese Fortschritte beziehen sich auf die sogen. Förderleisten, auf den Rundgang des Putzgutes und auf die Unterstützung des
Plansichtes zu einer stehenden Anordnung.
Es sei zuerst die Anordnung der Förderleisten besprochen.
Die Förderleisten an Plansichtern bezwecken, das Sichtgut über die Sichtfläche gleichmässig zu führen und besteht ihre Funktion
darin, die kreisende Bewegung des Sichtgutes an der nötigen Stelle zu unterbrechen, damit sie in eine fortschreitende umgewandelt
wird. Dieses geschah bei den ersten Haggenmacher'schen Konstruktionen durch rechtwinklige, an den Seitenwänden des Plansichters befestigte Brettchen, wie durch die Fig.
1 dargestellt wird. Dadurch entsteht aber ein toter Winkel, welcher in der
Fig. 1 doppelt schraffiert ist, in welchem sich das Sichtgut aufstaut. Es wird wohl durch das nachfolgende Sichtgut wieder herausgedrückt,
doch hält es sich immerhin eine kurze Zeit auf, und die Bewegung desselben ist eine langsame.
Wenn der Plansichter plötzlich stillsteht, so kann man sich vom Aufstauen des Sichtgutes im toten Winkel überzeugen.
In dieser Beziehung können wohl die Förderleisten der Plansichter genannter Gesellschaft als eine wesentliche Verbesserung
begrüsst werden. Durch die in Fig. 3 dargestellten Leisten sind alle toten Winkel vollständig vermieden. Das daran stossende Sichtgut wird sich dort nach einer
Schleife bewegen und kann sich nicht anstauen.
Durch diese Schleife wird auch die beabsichtigte Vorwärtsbewegung des Sichtgutes sehr gefördert und dadurch die Leistung des
Plansichters wesentlich erhöht. Es hat sich auch bei einem plötzlichen Stillstande des Plansichters gezeigt, dass kein Sichtgut
an den Förderleisten sich aufgestaut hat, nicht höher als auf den übrigen Flächen des Plansichters. Es geht also das Sichtgut
an den Förderleisten ebenso rasch vorbei, als an der freien Fläche.
Bekanntlich werden dem Sichtgute grobe Körner, als scharf gereinigter Weizen, Körner vom Johannisbrot, Tellerlinsen, kleine
linsenförmige Holzscheiben u.s.w. mitgegeben. Diese sollen durch ihre grössere lebendige Kraft die Seidenbespannung
des Plansichters in Bewegung und damit die Maschen offen halten. Diese Beigaben haben deshalb den Namen Putzgut erhalten.
Dieses macht denselben Weg wie dasjenige Sichtgut, welches infolge seiner Grösse nicht durch die Maschen der Bespannung fallen
konnte. Kommt es nun am Ende an, so muss es zurückgeführt werden, damit es seine Thätigkeit wieder beginnen kann. Dazu werden
manchmal kleine Elevatoren, Wandelschuren und andere Vorrichtungen benutzt, welche den Plansichter nicht einfach machen, sondern
ihn komplizieren.
Textabbildung Bd. 315, S. 747
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 315, S. 747
Fig. 3.
Auch diese genannten Vorrichtungen wurden durch die Graf'schen Verbesserungen entbehrlich gemacht. Derselbe ordnet auf jeder Siebfläche einen besonderen Gang für das Putzgut an.
Dieses kann nun den Weg mit dem Sichtgute machen und dort, wo der Uebergang des Siebes durch die Oeffnung (siehe
Fig. 3) die Sichtfläche verlässt, wird es seinen Weg fortsetzen, da die Oeffnung mit einem Gewebe versehen ist, welches wohl das
Sichtgut, nicht aber das Putzgut austreten lässt. Das Putzgut bewegt sich durch den Förderkanal für das Putzgut a in der Pfeilrichtung, bis es bei x wieder zum Sichtgute kommt. Nun kann es seine Wirksamkeit von neuem bethätigen. Der Förderkanal a ist erheblich schmäler, als die Kanäle für Sichtzwecke, welche mit b bezeichnet sind, aber ebenso mit den patentierten Förderleisten ausgestattet, nur enger, damit das Putzgut möglichst rasch
sich bewegt.
Schliesslich ist noch die Art der Unterstützung des Plansichters zu besprechen.
Während alle anderen Konstruktionen von Plansichtern, mit alleiniger Ausnahme der sogen. Eckstützen von Konegen, aufgehängt sind, sei es an der Decke des betreffenden Geschosses oder an besonderen gusseisernen Säulen, ist die hier behandelte
Ausführung von den vier Ecken durch elastische Stäbe unterstützt, wie Fig. 2 zeigt. Dadurchwird die Bewegung des Plansichters nach abwärts übertragen und kann nicht die Erschütterungen hervorbringen, als wenn die
Bewegung durch einen Hebelarm auf den Fussboden oder auf die Decke übertragen wirkt. Das Gebäude wird einer geringeren Erschütterung
ausgesetzt sein. Ausserdem wird die ganze Maschine kompendiöser und der Gang erleichtert. Ebenso ist die Aufstellung ganz
wesentlich vereinfacht.
Der Antrieb des Plansichters kann entweder durch geschnittene konische Räder nach
Fig. 2 geschehen, oder durch halbgeschränkten Riemen. Auf die Konstruktion selbst übt dieser verschiedene Antrieb keinen Einfluss
aus. Die Ausbalanzierung der schwingenden Massen, die Anordnung des Kurbelzapfens u.s.w. sind so wie sie sich bei den übrigen
Plansichterkonstruktionen herausgebildet haben und bieten deshalb nichts von Belang.