Titel: | Moderne Dampfkesselfeuerungen. |
Autor: | O. Herre |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 757 |
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Moderne Dampfkesselfeuerungen.
Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer.
(Fortsetzung von S. 741 d. Bd.)
Moderne Dampfkesselfeuerungen.
Eine Feuerung, deren Zweck ausschliesslich in der Verwertung minderwertigen Brennmaterials besteht, ist die schon vielfach
erprobte Kudlicz-Feuerung, die von der Firma J. Kudlicz in Prag-Bubna gebaut wird.
Textabbildung Bd. 315, S. 757
Fig. 12.Rostplatte zur Kudlicz-Feuerung.
An Stelle der einzelnen Roststäbe treten bei dieser Feuerung in der Regel ebene, seltener stufenförmig ausgebildete Rostplatten,
welche mit konischen Löchern nach
Fig. 12 versehen sind. Die freie Rostfläche ist infolgedessen im Verhältnis zur Gesamtrostfläche sehr klein. Um die notwendige Luftmenge
durch den Rost zu treiben, ist daher ein Dampfstrahlinjektor vorhanden, der die Verbrennungsluft mit Druck durch die Durchlöcherungen
des Rostes treibt. Die Folge dieser Einrichtung ist, dass, wie Fig. 12 erkennen lässt, das Brennmaterial kräftig aufgelockert bezw. durchwirbelt wird. Es kann daher auch staubförmiges oder dicht
lagerndes Brennmaterial mit gutem Erfolg verfeuert werden. Die Kudlicz-Feuerung eignet sich vorzüglich zur Verwertung minderwertigen
Brennmaterials als: Stein- und Braunkohlenstaub, Grusskohle, Schlammkohle, Koksgruss, Sintern, Moore, Schlämme von der Steinkohlenwäsche,
Holzabfälle, Sägespäne, Lohe u. dgl.
Die Fig. 13 bis 15 zeigen die Kudlicz-Feuerung an einem stehenden Wasserstationskessel der k. k. österreichischen Staatsbahn für die Wasserstation
Kriegsdorf.
A ist die Dampfleitung für den Injektor C. Die Regulierung der Dampf- und Luftmenge erfolgt durch das Ventil B. Die Luft wird bei D angesaugt und in den geschlossenen Aschenraum E gedrückt. F ist der mit konischen Löchern versehene Rost.
Die k. k. österreichische Staatsbahnverwaltung verwendet die Kudlicz-Feuerung bei ihren zahlreichen stationären Kesseln hauptsächlich,
um die Rauchkammerlösche der Lokomotiven als Brennmaterial verwerten zu können.
Während früher Fohnsdorfer, Buschtěhrader, Brucher oder ähnliche Kohle zur Anwendung kam, wird jetzt nur zum Anheizen eine
derartige Kohle benutzt; sobald die Dampfentwickelung eingetreten ist, wird entweder reine Rauchkammerlösche, oder in einzelnen
Fällen gleichartige Lösche, gemischt mit geringen Teilen minderwertiger Kohle verfeuert. Die Dampferzeugung ist dabei eine
durchaus genügende. Die Verbrennungsrückstände sind vollkommen ausgebrannt.
Textabbildung Bd. 315, S. 757
Textabbildung Bd. 315, S. 757
Textabbildung Bd. 315, S. 757
Kudlicz-Feuerung an einem stehenden Wasserstationskessel.
Besondere Erwähnung verdient noch der Umstand, dass nach einer Mitteilung der k. k.
Staatsbahndirektion in Innsbruck auch der Verbrauch an Rostplatten nur ein massiger ist. Bei den 11 Kesseln, die in diesem
Bezirke mit Kudlicz-Feuerung versehen sind, und damit zum Teil schon 5 Jahre arbeiten, war bisher nur in vier Fällen eine
Erneuerung des Rostes oder eines Teiles desselben erforderlich; sonstige Ersatzstücke wurden nicht benötigt.
Auch für Gasanstalten, Kohlenbergwerke und ähnliche Betriebe, welchen minderwertiges Brennmaterial oder noch brauchbare Verbrennungsrückstände
unmittelbar zur Verfügung stehen, hat die Kudlicz-Feuerung hohe Bedeutung.
Die Fig. 16 und 17 zeigen die Feuerung an einem liegenden Einflammrohrkessel von 24,5 qm Heizfläche der Luxemburger Gasanstalt in Luxemburg.
Die Bedeutung der eingezeichneten Buchstaben ist dieselbe, wie bei den Fig. 13 bis 15, so dass die Zeichnung ohne weiteres verständlich ist. Zur Feuerung wird in Gasanstalten hauptsächlich Koks und Koksgruss
benutzt.
Textabbildung Bd. 315, S. 758
Kudlicz-Feuerung an einem liegenden Einflammrohrkessel.
Die Entnahme der sich bildenden Schlacke muss durch die Feuerthür geschehen. Das lange Offenhalten der Feuerthür veranlasst
aber nicht unbeträchtliche Verluste durch das Einströmen kalter Luft. Für sehr schlackenreiches Brennmaterial empfiehlt sich
daher die Anbringung eines besonderen Schlackenrostes. Die Fig. 18 und 19 zeigen eine Schrägrostfeuerung System Kudlicz, welche mit einem derartigen Schlackenrost, der zugleich umgekippt werden kann, versehen ist.
Textabbildung Bd. 315, S. 758
Schrägrostfeuerung System Kudlicz.
Das Brennmaterial wird hier in einer besonderen Schüttvorrichtung L aufgegeben und gelangt durch Umwenden derselben in den Behälter J. Von hier aus gleitet das Brennmaterial infolge der Rostneigung auf die Entgasungsplatte H, oder wird von der Schürthüre K aus vorgestossen.
Auf der Entgasungsplatte H entweichen die am leichtesten flüchtigen Kohlenwasserstoffgase, die dann über das weiter vorn lagernde glühende Brennmaterial
hinwegstreichen und verbrannt werden, bevor sich der Kohlenstoff in fester Form als Russ abscheiden kann.
Hinter der Entgasungsplatte H liegt der plattenförmige, mit konischen Oeffnungen versehene Rost F, der von dem Windkasten E aus die Verbrennungsluft erhält. Auf dem Rost F wird die Verbrennung beendet, so dass nur Schlacke und unverbrennbare Aschenbestandteile auf den Kipprost G gelangen. Vom Heizerstande aus kann dieser Rost gedreht werden, um die Schlacke und Aschenteile nach unten zu entleeren.
Auch der Windkasten E ist am hinteren Ende unten mit einem Entleerungsstutzen versehen, der von vorn aus geöffnet und geschlossen werden kann.
Diese Schrägrostfeuerung, welche in den Fig. 18 und 19 nach der Ausführung für einen Bouilleurkessel von 50 qm Heizfläche und 2,672 qm Rostfläche für die Ungarische allgemeine Kohlenbergbau-Aktiengesellschaft Sajbszentpéter dargestellt ist, ergibt eine fast rauchfreie Verbrennung und eine gute Ausnutzung des Brennstoffes, der gewöhnlich aus minderwertigen bezw. fast wertlosen Abfällen der Kohlenförderung besteht. Die Schrägrostfeuerung wird als Aussen- oder Unterfeuerung
gebaut.
Für leichtere Brennstoffarten, z.B. für Braunkohlenstaub, Sägespäne, Lohe u. dgl., wird die Kudlicz-Feuerung auch als Treppenrostfeuerung
gebaut. Eine derartige Ausführung ist in den Fig.
20 und 21 wiedergegeben, die eine Kudlicz-Feuerung für einen Doppeldampfraumkessel von 180 qm Heizfläche der k. k. priv. Zuckerfabrik in Dux darstellen. Die Einrichtung der Feuerung ist ähnlich der in den Fig. 18 und 19 dargestellten Schrägrostfeuerung.
Textabbildung Bd. 315, S. 759
Kudlicz-Feuerung als Treppenrostfeuerung.
Es ist wieder L die Schüttvorrichtung, J der Kasten zur Aufnahme des Brennmaterials, K die Schürthüre, H die Entgasungsplatte und F der stufenförmige Rost.
Gegenüber den gewöhnlichen Treppen- oder Stufenrosten ist hier hervorzuheben, dass keine Luftspalten vorhanden sind, da beide
Flächen des satteldachartigen Roststabes vollständig geschlossen sind und nur die dem Kudlicz-Rost eigentümlichen konischen
Durchlöcherungen aufweisen. Das Brennmaterial wird daher am Durchfallen gehindert und muss vollständig ausbrennen, so dass
nur die Schlacke auf den hinten angeordneten Kipprost G anlangen kann.
Ausser den bisher behandelten Dampfstrahlunterwindfeuerungen baut die Firma J. Kudlicz in neuester Zeit auch eine ganz eigenartige Feuerung, die ohne Unterwind arbeitet und sich zur Verfeuerung aller üblichen
Brennmaterialsorten eignet. Die in den bisher ausgeführten Verdampfungsversuchen nachgewiesene hohe Oekonomie dieser Feuerung
lässt erkennen, dass mit dieser Neuerung thatsächlich ein weiterer Fortschritt auf dem Gebiete der Feuerungstechnik erreicht
worden ist.
Die Fig. 22 und
23 zeigen diese neue Kudlicz-Feuerung nach einem Entwurf für einen Einflammrohrkessel von 28 qm Heizfläche der Firma Clayton und Schuttleworth in Prag.
Die Feuerung besteht aus einer Schüttvorrichtung A, in welcher eine leicht bewegliche Platte B zum Herunterlassen des Brennmaterials auf den Rost eingebaut ist.
Der Schütttrichter läuft in schräger Richtung, in den Feuerraum hinein, so dass durch Aufmachen der Klappe B leicht die nötige Menge des Brennstoffes in den Feuerraum gelangen kann.
Textabbildung Bd. 315, S. 759
Neue Kudlicz-Feuerung für einen Einflammrohrkessel.
Das Brennmaterial bleibt zunächst auf dem vorderen Teile des Rostes liegen und gelangt hier zur Vorvergasung. In der vorn
angebrachten Schürthür befindet sich eine kleine, leicht verschliessbare Oeffnung C, durch welche eine Kratze eingeführt werden kann, mit welcher das Brennmaterial allmählich nach hinten geschoben wird. Der
Rost D besteht entweder aus vollen oder, wie in den Fig.
22 und 23 dargestellt, aus hohlen Roststäben, welche von der Verbrennungsluft durchströmt werden müssen. Der Aschenfall ist daher vorn
ganz geschlossen. Die Luft strömt durch die vorn offenen Stäbe ein, gelangt nach hinten bis an den Schlackenrost E und strömt dann nach unten aus, um vorgewärmt durch die Rostspalten in den Feuerraum einzutreten.
Es wird auch beabsichtigt, durch die hohlen Roststäbe Wasser zu leiten. Eine solche Anordnung wäre wohl nur dann vorteilhaft,
wenn das Wasser zugleich zur Kesselspeisung verwendet würde und keine andere Möglichkeit zur möglichst billigen Vorwärmung
des Wassers vorhanden wäre. Aber auch dann dürfte nur ein Speisewasser verwendet werden, welches wenig Kesselstein absetzt,
da sich sonst die Hohlräume der Roststäbe leicht verstopfen würden.
Durch die Wasserkühlung lässt sich allerdings die Haltbarkeit der Roststäbe erhöhen, doch ist zu bedenken, dass auch eine
gewisse Wärmemenge der Verdampfung entzogen wird, da meistens zur Vorwärmung des Speisewassers andere Wärmequellen (Abdampf
– Kondenswasser) zur Verfügung stehen, die sonst unbenutzt bleiben würden.
Sollte das Kühlwasser der Roststäbe unbenutzt abfassen, so dürften meistens die Kosten für die Wasserbeschaffung, sowie die
Wärmeverluste den Vorteil überwiegen, der durch die etwas grössere Lebensdauer der Roststäbe erzielt wird.
Auch ist schliesslich noch zu berücksichtigen, dass die Anschlussstellen der Rohrleitungen meistens sehr leiden werden, besonders
wenn sie unter Kesseldruck stehen, so dass sich bald Undichtigkeiten, Leckverluste und Reparaturbedürftigkeit
zeigen würden.
Hiernach wird meistens die Kühlung mittels Wasser als wenig zweckmässig anzusehen sein. Die Kühlung durch Luft ist zwar weniger
energisch, hat aber den Vorteil, dass keine Wärme vergeudet wird, ferner dass keine Nachteile durch Verstopfungen oder durch
Undichtigkeiten von Anschlussstellen eintreten können.
Jedenfalls ist die Ausführung der Roststäbe überhaupt weniger ausschlaggebend für die Beurteilung dieser Feuerung, um so mehr,
da dieser Konstruktionsgedanke keineswegs neu ist.
Der Schwerpunkt für die Beurteilung liegt vielmehr in der eigenartigen Weise, in der die Beschickung und Bedienung der Feuerung
erfolgt.
Bei der Konstruktion der Feuerung lag offenbar der Gedanke zu Grunde, auch bei der Planrostfeuerung einen Verbrennungsvorgang
zu schaffen, wie er sich bei Schräg- und Treppenrostfeuerungen infolge des selbstthätigen Nachrutschens des Brennmaterials
von selbst ergibt.
Bei der Beschickung ist zunächst durch die Anwendung des Schütttrichters und der Klappe das Eindringen kalter Luft in die
Feuerung nach Möglichkeit verhindert. Ferner soll unter der Einwirkung der Kratze eine solche Verteilung des Brennstoffes
erreicht werden, dass das Brennmaterial in demselben Masse nach hinten geschoben wird, als es vergast. Die sich vorn entwickelnden
leichtflüchtigen Kohlenwasserstoffgase müssen dann über das glühende Brennmaterial hinwegstreichen und verbrennen vollständig
und fast rauchlos. Um die Bedienung der Feuerung möglichst zu erleichtern, ist unter dem Rost eine besondere Schürvorrichtung
eingebaut.
An einem kleinen unterhalb des Rostes auf Rollen laufenden Wagen sind die Zähne F gelagert, welche durch die Rostspalten hindurch in das Brennmaterial hineinragen.
Diese Zähne können durch eine Stangen Vorrichtung H, die an einem Haken an dem Wagen aufgehangen ist, etwas gedreht werden, so dass sie unter die Rostoberfläche zurücktreten.
Der Bedienende fährt mit der Schürvorrichtung bis an das hintere Ende des Rostes und schiebt mit den gehobenen Zähnen die
hinterste ausgebrannte Partie des Brennmaterials auf den Schlackenrost E, der gewöhnlich durch Umkippen in den Aschenfall entleert werden kann. Hierauf wird die Vorrichtung mit gesenkten Zähnen wieder
zurückgeschoben und die nächste Partie des Brennstoffes bis an das Rostende geschoben. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange,
bis das ganze Brennmaterial auf dem Rost um ein Stück nach hinten gelangt ist, während vorn neues Brennmaterial nachgeschoben
wird.
Mit jeder Beschickung gelangt demnach das Brennmaterial ein Stück weiter, so dass es langsam mit der vorwärts schreitenden
Verbrennung nach dem Schlackenrost gelangt. Der hintere Teil des Rostes ist daher stets mit hochglühendem Brennstoff versehen,
während vorn hauptsächlich die Vergasung vor sich geht.
Es ist klar, dass hierdurch eine gute und fast rauchlose Verbrennung erzielt werden kann, und dass der Verbrennungsvorgang
sich von demjenigen einer Schräg- oder Treppenrostfeuerung nur dadurch unterscheidet, dass das Brennmaterial nicht selbstthätig
weiterrückt, sondern vom Heizer geschoben werden muss.
Die Vorteile der neuen Kudlicz-Feuerung sind daher hauptsächlich darin zu sehen, dass durch die Anwendung einer Schutt Vorrichtung
das Einströmen kalter Luft durch die Feuerthür während des Beschickens verhindert ist; ferner wird die Verbrennung durch die
Benutzung der eigenartigen Schürvorrichtung eine sehr gute und fast rauchfreie; schliesslich findet durch die Anwendung hohler
Roststäbe eine zweckmässige Vorwärmung der Verbrennungsluft statt. Infolge des geschlossenen Aschenkastens und der Vorwärmung
der Verbrennungsluft wird auch der Nachteil, der sonst beim Schüren durch das übermässige Einströmen kalter Luft durch die
freigelegten Rostspalten eintreten würde, beseitigt.
Gegenüber den Schräg- und Treppenrostfeuerungen besitzt die neue Kudlicz-Feuerung den Vorteil, dass sie als Innenfeuerung
ausgeführt werden kann, und demnach die grösseren Ausstrahlungs- und Anwärmungsverluste der meistens als Aussen- bezw. Unterfeuerungen
ausgeführten Schräg- und Treppenrostfeuerungen vermieden werden.
Andererseits muss jedoch abgewartet werden, ob die hohlen Roststäbe und besonders auch die unter dem Rost liegende Schürvorrichtung
genügend dauerhaft sind, oder ob nicht häufige Reparaturen notwendig werden dürften.
Die Dampfkesseluntersuchungs- und Revisionsgesellschaft in Prag hat mit der neuen Kudlicz-Feuerung Verdampfungsversuche vorgenommen,
welche ein vorzügliches Resultat ergaben. Dem Berichte dieser Gesellschaft sei hier das folgende entnommen.
Die Versuche wurden am 23. Mai und am 19. Juni 1900 in der Spiritusbrennerei von Johann Vančura
„beim Stajgr“ in Prag vorgenommen.
Die Feuerung befand sich in den Flammrohren eines Fairbairn-Kessels. Bei dem Versuche am 23. Mai 1900 war die Spiritusbrennerei
im normalen Betriebe samt einer kleineren Maschine zum Antreiben der Dynamo mit einer Belastung von 35 Ampère und 120 Volt.
Der Versuch selbst wurde auf die für ähnliche Versuche übliche Art durchgeführt.
Die Feuer wurden vor Beginn des Versuches gereinigt, desgleichen auch die Aschenkästen, der Betrieb wurde in den Beharrungszustand
gebracht und bei einem bestimmten Stande des Wassers im Kessel und beim normal beschickten Roste der Versuch begonnen. Während
der ganzen Dauer des Versuches wurde das Wasser in abgewogenen Gefässen gemessen und gleichzeitig auch die Kohle gewogen.
Sämtliche Notierungen des Betriebes und der gesamten Temperatur der Gase u.s.w. wurden in Zeiträumen von je 20 Minuten gemacht.
Aus jedem Gefässe der abgewogenen Kohle wurde etwas Brennstoff genommen, welcher dann zur chemischen Analyse diente; Aehnliches
wurde mit der Asche durchgeführt.
Behufs Feststellung der einzelnen Wärmeverluste und Beurteilung der Richtigkeit der Verbrennung wurden die Rauchgase der chemischen
Analyse unterzogen, wobei man sich des Schwackhöfer'schen Apparates bediente.
Die erzielten Resultate des Versuches sind behufs leichterer Uebersicht in der nachfolgenden Zusammenstellung gegeben.
Der Versuch dauerte von 8 Uhr früh bis 4 Uhr
5 Minuten nachmittags, somit
8,083
Std.
Kesselheizfläche
117,85
qm
Kesselrostfläche
2,63
„
Verhältnis der Rostfläche zur Heizfläche
1 : 44,81
Wasser wurde im ganzen verdampft
9200,00
kg
per Stunde
1138,1
„
per Stunde und per Quadratmeter Heizfläche
9,65
„
Temperatur des Speisewassers (Durchschnitt)
51,5°
C.
Kohle wurde im ganzen während des Versuches verbrannt
1577,00
kg.
per Stunde
195,1
„
per Stunde und per Quadratmeter Rostfläche
74,14
„
Dampfspannung im Kessel (Durchschnitt)
5,60
at
1 kg Kohle verdampfte Wasser
5,834
kg
Heizkraft der Kohle (laut der chemischen Analyse)
4355,0
Kal.
Abgegebene Wärmemenge
3524,3
„
Ausnutzung der Kohle in Prozent
80,92
Nötige Luftmenge
7,033
kg
Verhältnis dieser zur wirklich verbrauchten
1 : 1,853
Durch Kaminzug verbrauchte Wärmeverluste
790,73
Kal.
Durch unvollkommene Verbrennung
214,00
„
Bezüglich der Feststellung der Rauchbildung wurde eine eigene Stufenskala der Rauchintensität zusammengestellt, welche vier
Stufen enthält, die der Reihe nach mit Zahlen bezeichnet werden: 1 rauchlos, 2 lichter Rauch, 3 grauer Rauch, 4 dunkler Rauch.
Die Rauchbildung wurde derart bestimmt, dass gleichzeitig bei den periodischen Notierungen des Versuches beim Betriebe auch
die Intensität des Rauches notiert wurde; ausserdem wurden auch in Zeiträumen von je 5 Sekunden einigemal während des Versuches
Notierungen vorgenommen, welche die ganze Periode auf dem Roste, d.h. von dem Herunterlassen der Kohle bis zu deren vollständiger
Verbrennung enthalten.
Es ergab sich, dass die Feuerung entweder vollständig rauchlos (1) arbeitete, oder höchstens etwas lichten Rauch (2) entwickelte.
Auch das wirtschaftliche Ergebnis ist mit Rücksicht auf den erzielten hohen Wirkungsgrad von fast 0,81 ein ganz vorzügliches.
Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass die Zahlen dieses ersten Versuches, soweit die Wärmeausnutzung in Frage kommt, nicht
ganz einwandsfrei sind, da die Summe aus der nutzbar gemachten Wärmemenge und den Wärme Verlusten durch den Kaminzug sowie
durch unvollkommene Verbrennung grösser ist als der Heizwert des Brennstoffes (3524,3 + 790,73 + 214,00
> 4355). Um sicher zu sein, dass der nach obiger Zusammenstellung erzielte vorzügliche Wirkungsgrad der Kesselanlage
von ∾ 0,81 nicht etwa eine Folge von Beobachtungsfehlern sei, wurde die Ausführung eines zweiten Kontrollversuches als nötig
bezeichnet.
Dieser zweite Versuch wurde am 19. Juni 1900 vorgenommen.
Die Spiritusbrennerei befand sich wieder im normalen Betriebe samt einer kleineren Maschine zum Antreiben der Dynamo mit einer
Belastung von 35 Ampère und 120 Volt für die erforderliche Beleuchtung.
Das Speisewasser wurde in abgewogenen Gefässen unter beständiger dreifacher Kontrolle gemessen; in ähnlicher Weise wurde auch
die Kohle während des ganzen Versuches gewogen.
Sämtliche Betriebsnotierungen, sowie Notierungen sämtlicher diversen Temperaturen, welche als Unterlage zu der weiteren Berechnung
dienten, erfolgten in Perioden von
20 Minuten.
Die Kohle und die Asche wurden einer zweifachen chemischen Analyse unterzogen.
Zur Bestimmung und Konstatierung der einzelnen Wärmeverluste und zur Beurteilung der Richtigkeit der Verbrennung wurden die
Rauchgase einer chemischen Analyse unterzogen; die zur Analyse dienenden Gase wurden mit genügend langer Aspirationszeit behufs
Erreichung eines genauen Durchschnittes von deren Zusammensetzung angesaugt.
Die erzielten Resultate sind in der folgenden Zusammenstellung gegeben.
Beginn des Versuches 8 Uhr vormittags, Ende
3 Uhr 40 Minuten nachmittags, Dauer
7,40
Std.
Heizfläche des Kessels
117,85
qm
Rostfläche des Kessels
2,63
„
Verhältnis der Rost- zur Heizfläche
1 : 44,81
Wasser wurde während des Versuches ver- dampft
8215,0
kg
per Stunde
1072,4
„
per Stunde und per Quadratmeter Heizfläche
9,10
„
Kohle wurde während des Versuches verbrannt
1550,0
„
per Stunde
202,3
„
per Stunde und per Quadratmeter Rostfläche
76,66
„
Temperatur des Speisewassers 36° R.
45,0°
C.
Dampfspannung im Kessel (Durchschnitt)
5,4
at
Temperatur der in den Schornstein entweichen- den Gase
237,5°
C.
hinter den Rohren
283,5°
C.
Temperatur der Luft im Kesselhause
25,5°
C.
Psychrometrische Differenz
6,7°
C.
1 kg Kohle verdampfte Wasser
5,3
kg
Heizkraft der Kohle (Durchschnitt aus zwei Analysen)
4034,0
Kal.
Abgegebene Wärmemenge
3224,5
„
Ausnutzung der Kohle
79,93
%
Asche wurde abgewogen
11,03
%
Kohlenstoffgehalt der Asche
13,87
%
Zur Verbrennung nötige theoretische Luft- menge
5,983
kg
Verhältnis derselben zur wirklich verbrauchten
1 : 1,477
Anfangstemperatur auf dem Roste
1489,3°
C.
Verluste: zur Zugentwickelung im Schornsteine
579,9
Kal.
14,37
%
durch unvollkommene Verbren- nung
131,6
„
3,26
%
durch strahlende Wärme, un- verbrannte Gase u.s.w.
98,0
„
2,44
%
Die Verluste betragen im ganzen
809,5
„
20,07
%
Die vorstehenden Ergebnisse bedeuten in der Hauptsache, soweit die günstige Wärmeausnutzung in Betracht kommt, eine Bestätigung
der ersten Versuchsresultate. Der Wirkungsgrad beträgt auch diesmal fast 0,80, was als ein vorzügliches Resultat bezeichnet
werden muss. Das Verhältnis der theoretisch notwendigen Luftmenge zur wirklich verbrauchten ist 1 : 1,477 und beweist, wie
gering der Luftüberschuss ist; dementsprechend ist auch der Schornsteinverlust nur klein. Damit ist aber der Beweis erbracht,
dass die Vorrichtungen, welche das Eindringen kalter überschüssiger Luft in die Feuerung verhindern sollten, ihren Zweck auch
erfüllten.
Bei der Beurteilung der günstigen Ergebnisse muss allerdings noch in Betracht gezogen werden, dass die Beanspruchung des Kessels
mit 9,1 kg Dampf für 1 qm Heizfläche in der Stunde ausserordentlich niedrig ist. Nicht nur, dass hierdurch eine weitgehendere
Wärmeaufnahme seitens der Heizfläche und eine niedrige Fuchstemperatur erreicht werden kann, man ist auch infolge der schwachen
Beanspruchung der Feuerung in der Lage, mit kleiner Brennschicht zu feuern, wodurch das Schüren erleichtert wird, was bei
der eigenartigen Bedienungsweise nicht ohne Bedeutung ist.
Es wird daher zweckmässig sein, noch das Ergebnis von Versuchen abzuwarten, welche mit stark angestrengten Kesseln und Feuerungen
angestellt werden müssten.
Doch lässt sich schon heute sagen, dass die neue Kudlicz-Feuerung zu einer der besten ihrer Art gehört.
Die Rauchentwickelung war bei dem zweiten Versuche die gleich günstige wie bei dem ersten Versuche; es wurde höchstens ein
ganz lichter Rauch wahrgenommen, zum grössten Teile arbeitete die Feuerung rauchlos.
Ein dritter Versuch, der im wesentlichen die Ergebnisse der beiden ersten Versuche bestätigte, wurde von der Dampfkesseluntersuchungs- und Versicherungsgesellschaft, A.-G. Wien, am 17. Juli 1900 an derselben Anlage ausgeführt. Auch diesmal war die Beanspruchung der Kesselheizfläche mit 10,728 kg Dampf
pro Quadratmeter und Stunde verhältnismässig gering, so dass die erzielten Resultate nicht ohne weiteres verallgemeinert werden
dürfen.
Vor dem Beginn des Versuches hat man die Roste, sowie auch beide Aschenfalle gereinigt, der Betrieb wurde in normalen Zustand
gebracht und bei festgestelltem Wasserstand im Kessel, welcher bei Beendigung des Versuches präzis eingehalten wurde, sowie
auch bei gleichgestelltem Kohlenquantum in den Schüttgossen der Versuch begonnen.
Während der ganzen Versuchszeit wurde das Speisewasser in abgewogenen Gefässen gemessen und gleichzeitig die Kohle, sowie
auch die nachher ausgetragene Asche und Schlacke gewogen.
Alle Notierungen wurden in gleichen Zeiträumen vorgenommen und es wurde die Dampfspannung, die Temperatur des Speisewassers,
die Temperatur der Luft und des Psychrometers, sowie auch die der Rauchgase notiert.
Von der Kohle und Asche hat man eine Mittelprobe zur chemischen Analyse dem Laboratorium von Dr. Nevole und Neumann übergeben.
Die notierten und ermittelten Daten sind behufs leichterer Uebersicht in der nachfolgenden Zusammenstellung gegeben.
Datum des Versuches: 17. Juli 1900
Heizfläche des Dampfkessels
117,85
qm
Rostfläche
2,63
„
Verhältnis der Heizfläche zu der Rostfläche
44,81 : 1
Anfang des Versuches: ¼10 Uhr vormittags
Ende des Versuches: ¼6 Uhr nachmittags
Dauer des Versuches
8,0
Std.
Bezeichnung des Brennstoffes: Braunkohle Nuss I aus dem Radetzky- und Florentini-Schacht bei Brüx
Zusammensetzung des Brennstoffes:
In 100 Gewichtsteilen ist enthalten:
Kohlenstoff
46,88
%
Wasserstoff
3,46
%
Sauerstoff
17,01
%
Stickstoff
0,90
%
Wasser
25,92
%
Asche
5,83
%
–––––––––––
Schwefel
0,00
%
Kalorischer Wert, nach F. Fischer's Formel berechnet
4024,8
Kal.
Gesamtmenge der verbrauchten Kohle
1853,00
kg
Verbrauch der Kohle pro Stunde
231,65
„
„ „ „ „ „ und 1 qm Heizfläche
1,965
„
Verbrauch der Kohle pro Stunde und 1 qm Rostfläche
88,07
„
Heizfläche pro 1 kg Kohle und 1 Stunde
0,5088
qm
Gesamtgewicht der Asche und Schlacke
123,6
kg
Verbrennungsrückstände in Prozenten des Brennstoffes
6,67
Zusammensetzung der Verbrennungsrückstände:
In 100 Gewichtsteilen ist enthalten:
Kohlenstoff
60,45
%
Asche
39,55
%
Mittlere Dampfspannung (Ueberdruck)
6,18
at
Temperatur des gesättigten Wasserdampfes
165,03°
C.
Mittlere Temperatur des Speisewassers
55,75°
C.
„ „ der Luft
32,8°
C.
Psychrometrische Differenz
8,5°
C.
Mittlere Luftfeuchtigkeit in Gewichtsprozenten
0,19
„ Temperatur der Essengase zu Ende des I. Zuges
323,45°
C.
Mittlere Temperatur der Essengase vor dem Schuber
243,0°
C.
Zusammensetzung der trockenen Essengase am Ende des I. Zuges:
In 100 Teilen ist enthalten:
Kohlensäure
13,00
%
Kohlenoxydgas
0,00
%
Sauerstoff
5,5
%
Stickstoff
81,50
%
Zusammensetzung der trockenen Essengase vor dem Schuber:
In 100 Teilen ist enthalten:
Kohlensäure
11,00
%
Kohlenoxyd
0,00
%
Sauerstoff
8,00
%
Stickstoff
81,50
%
Gesamtmenge des Speisewassers
9556,1
kg
Speisewassermenge per Stunde
1194,5
„
„ „ „ und 1 qm Heiz- fläche
10,896
„
Speisewassermenge pro 1 kg verbrannter Kohle
5,1571
„
Nutzbar übertragene Wärmemenge pro 1 kg erzeugten Dampfes
601,08
Kal.
Nutzbar übertragene Wärmemenge pro 1 kg verfeuerter Kohle
3099,83
„
Speisewassermenge pro 1 kg verbrannter Kohle, reduziert auf 0 und 100° C.
5,0775
kg
Speisewassermenge pro 1 Stunde und 1 qm Heizfläche, reduziert auf 0 und 100° C.
10,728
„
Zusammensetzung der Feuergase im I. Zug auf 1 kg Brennstoff:
Kohlensäure
1,573
„
Kohlenoxyd
0,000
„
Atmosphärischer Luft
2,085
„
Stickstoff
4,682
„
Wasserdampf
0,586
„
Gasmenge am Ende des I. Zuges pro 1 kg Brennstoff
8,926
kg
Wirklicher Luftverbrauch des I. Zuges pro 1 kg Brennstoff
8,161
„
Theoretischer Luftverbrauch zum wirklichen wie
1 : 1,393
Wärmekapazität dieser Gasmenge
2,288
Auf 1 kg Brennstoff entfällt im Fuchs:
Kohlensäure
1,573
kg
Kohlenoxydgas
0,000
„
Atmosphärischer Luft
3,584
„
Stickstoff
4,628
„
Wasserdampf
0,589
„
Gasmenge im Fuchs aus 1 kg Brennstoff
10,374
Wärmekapazität dieser Gasmenge
2,631
Zugeführte wirkliche Luftmenge im ganzen
9,586
Theoretischer Luftverbrauch zum wirklichen wie
1 : 1,638
Wärmekapazität der zugeführten Luftmenge
2,2855
Durch die Verbrennungsluft zugeführte Wärmemenge
74,96
Kal.
Durch die Essengase abgeführte Wärmemenge
639,33
„
„ „ Esse verlorene Wärmemenge
564,36
„
Aschenfallverlust
325,62
„
Verlust durch Kohlenoxydbildung
0,00
„
Summe aller aufgewiesenen Verluste
889,98
„
„ nicht aufgewiesener Verluste
35,00
„
Von 4024,8 Kalorien des Brennstoffheizwertes wurde wirklich ausgenutzt
77,01
%
Durch die Esse verloren gegangen
14,02
%
Aschenfallverlust
8,09
%
Durch unvollkommene Verbrennung verloren
0,00
%
Die nicht ausgewiesenen Verluste betragen
0,88
%
–––––––––––––
100,00
%
Das Resultat des Versuches bei 77,01 % Brennstoffausnutzung und bei vollkommen rauchlosem Betriebe während der ganzen Versuchszeit
muss als sehr glänzend bezeichnet werden.
Da die neue Kudlicz-Feuerung als Innenfeuerung gebaut wird, so eignet sie sich hauptsächlich für Brennstoffe, die bei der
Verbrennung eine hohe Temperatur entwickeln, und daher die unmittelbare Abkühlung an den Heizflächen des Feuerraumes ertragen
können, ohne dass der Verbrennungsvorgang hierdurch nachteilig beeinflusst würde; auch darf bei dieser Feuerung das Brennmaterial
stark schlackenbildend sein, da die Schürvorrichtung eine gründliche Reinigung gestattet, ohne dass viel kalte Luft einströmen
kann.
Die neue Kudlicz-Feuerung könnte nun auch für Brennstoffe, welche mit geringerer Temperaturentwickelung verbrennen, als Vorfeuerung
gebaut werden, doch sind dann selbstverständlich Schräg- oder Treppenrostfeuerungen vorzuziehen, weil sich bei diesen der
der neuen Kudlicz-Feuerung eigentümliche zweckmässige Verbrennungsvorgang von selbst ergibt, ohne dass es nötig wäre, eine
besondere Schürvorrichtung bedienen zu müssen.
Der Vorteil der Schräg- und Treppenrostfeuerungen als Aussenfeuerungen besteht darin, dass die Mauerungen einen grossen Teil
der Wärme aufspeichern, den sie sofort abgeben, wenn aus irgend einem Grunde die Temperatur im Feuerraum sinken sollte. Die
Temperatur wird demnach eine mehr gleichmässige Höhe aufweisen. Sie wird auch relativ höher sein müssen als bei einer Innenfeuerung,
da die Verbrennungsprodukte nicht sofort mit Heizflächen in Berührung kommen. Beides ist für geringwertige Brennstoffe mit
niedriger Verbrennungstemperatur von grösster Wichtigkeit.
(Fortsetzung folgt.)