Titel: | Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 74 |
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Die Dampfmaschinen der Pariser
Weltausstellung.
Von Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 57 d. Bd.)
Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung.
Die vom Werke Augsburg der Vereinigten Maschinenfabrik
Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, A.-G., ausgestellte
liegende Dreifach-Expansionsmaschine mit zwei Niederdruckcylindern ist mit einem
Wechselstrom-Drehstromgenerator der Firma Helios,
Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in Köln-Ehrenfeld direkt gekuppelt.
Die Hauptabmessungen der Dampfmaschine sind folgende:
Durchmesser des Hochdruckcylinders
700
mm
„ „ Mitteldruckcylinders
1150
„
„ jedes Niederdruckcylinders
1100
„
Gemeinsamer Kolbenhub
1600
„
Minutliche Umdrehungszahl
72
Admissionsüberdruck
12
at
Füllung im Hochdruckcylinder etwa
25
%
Normalleistung
1600
PSe
Höchstleistung
2000
„
An die als Bajonettbalken ausgebildeten, mit dem zugehörigen Kurbellager aus einem
Stück gegossenen Geradführungen – im Gewichte von je 16000 kg – schliessen sich, wie
Fig. 35 bis 38 erkennen lassen, die
beiden Niederdruckcylinder unmittelbar an; dieselben sind andererseits durch je ein
geräumiges Zwischenstück mit dem Hochdruck- bezw. Mitteldruckcylinder verbunden.
Durch Anordnung von zwei Niederdruckcylindern an Stelle eines einzigen werden in
erster Linie relativ hohe Kolbengeschwindigkeiten und Tourenzahlen zulässig, was
insbesondere für elektrische Betriebe sehr erwünscht ist. Als weitere Vorteile,
welche sich hieraus ergeben, sind das günstigere Verhältnis zwischen dem Durchmesser
und der Länge dieser Cylinder und damit zusammenhängend kleinere schädliche Räume
und grössere Dampfökonomie, ferner gleichmässigere Verteilung des Dampfdruckes und
zweckmässige Verteilung der Kondensation auf beide Maschinenseiten, deren jede eine
Luftpumpe mit Kondensator erhält, anzuführen. Für die Niederdruckcylinder fallen
überdies Kolben- und Steuerungsorgane im Verhältnis zur Maschinenleistung klein aus,
wodurch besseres Dichthalten gewährleistet ist.
Maschinen gleicher Bauart werden seit dem Jahre 1894 vom Werke Augsburg gebaut, und
es sind bis jetzt 13 derselben mit einer Gesamtleistung von 15120 bis 18910 PSe geliefert worden.
Die Schalen der Kurbellager sind vierteilig und nachstellbar eingerichtet. Zur
Schmierung der Kurbellager ist auf deren Deckel je ein Oeltopf mit Filtereinrichtung
und einstellbarer, sichtbarer Tropfschmiervorrichtung angeordnet. Das von den Lagern
abfliessende Oel wird durch je eine von der Steuerwelle angetriebene Oelpumpe wieder
in den Topf zurückgefördert.
Die Kurbelwelle, im Gewichte von 10000 kg, ist aus Krupp'schem. Tiegelgussstahl gefertigt und ihrer ganzen Länge nach durchbohrt.
Die mit Gegengewichten versehenen schweisseisernen Kurbeln sind warm aufgezogen;
jede derselben wiegt mit zugehörigem Zapfen 3750 kg.
Kurbel- und Kreuzkopfzapfen, sowie die meisten kleineren Zapfen sind aus Flusseisen
und an ihren Laufflächen glashart hergestellt.
Die Schmierung der Kurbelzapfen und der Luftpumpenantriebszapfen erfolgt
getrennt mittels Zentralschmiervorrichtungen, wodurch das Nachfüllen der mit
sichtbarer Tropf Vorrichtung versehenen Oelgefässe während des Ganges ermöglicht
ist. Die Einrichtung für Schmierung des Kreuzkopfzapfens ist ebenfalls so getroffen,
dass die Oelgefässe während des Betriebes nachgefüllt werden können. Die aus bestem
Stahl gefertigten Treibstangen sind ebenso wie die Kurbelwelle ihrer ganzen Länge
nach durchbohrt, um die von den Massenbeschleunigungskräften herrührenden
Biegungsbeanspruchungen thunlichst zu vermindern. Das von den Kurbeln und
Treibstangen abspritzende Oel wird durch Oelfänge aus oxydiertem Stahlblech
aufgefangen, in gusseisernen, im Fundamente eingebetteten Oelschiffen gesammelt, und
von hier durch Rohre in einen im Fundamente aufgestellten Sammeltopf geleitet. Das
aus vier Teilen vom Werke Augsburg hergestellte, gleichzeitig als Schwungrad
dienende Magnetrad mit 12 Doppelarmen hat einen äusseren Kranzdurchmesser von 7490
mm.
Mit Rücksicht auf die bedeutenden Zentrifugal- und magnetischen Kräfte, welche bei
der hohen Umfangsgeschwindigkeit des Rades und der Höchstleistung der Maschine zur
Wirkung kommen, sind die beiden Seiten des Rades mit Blechschilden armiert.
Dieselben sind so aufgezogen, dass sie sich behufs Entlastung der Arme von
vornherein in gespanntem Zustande befinden. Eine Seite des Radkranzes ist mit einem
Zahnkranz versehen, in welchem sowohl ein Dampf- als auch ein Handschaltwerk in
Eingriff gebracht werden kann.
Die Cylinder, sowie auch der zwischen Hochdruck- und Mitteldruckcylinder liegende
erste Aufnehmer sind mit Dampfmantel versehen. Hochdruck- und Niederdruckcylinder
werden durch Arbeitsdampf, der Mitteldruckcylinder, sowie der erste Aufnehmer durch
Frischdampf geheizt. Das in den Mänteln sich bildende Kondenswasser wird durch
selbstthätige Wasserabscheider abgeführt. Sämtliche Cylinderdeckel sind ebenfalls
gemantelt.
Jeder Cylinder besitzt Sicherheitsventile und Ablasshähne; letztere sind miteinander
gekuppelt und können durch einen Griff geöffnet bezw. geschlossen werden.
Das Schmiermaterial wird direkt in die Cylinder gefördert und zwar bei dem Hochdruck-
und Mitteldruckcylinder durch eigene Oelpumpen.
Die Dampfkolben sind als gusseiserne Hohlkörper hergestellt und mit eingesprengten
Dichtungsringen aus Gusseisen versehen.
Die Abdichtung der Kolbenstangen geschieht mittels Metallpackungen, von denen
diejenigen des Hochdruck- und Mitteldruckcylinders durch eigene Oelpumpen geschmiert
werden. Um ein Schiefziehen der Stopfbüchsen zu verhindern, sind die
Schraubenmuttern gezahnt und unter sich mit einem gemeinschaftlichen Zahnkranz in
Eingriff gebracht.
Die Bedienung des Hauptabsperrventils der Maschine erfolgt mittels einer in der
Steuerwelle gelagerten, mit Griffrad versehenen Spindel, welche mittels konischer
Räder mit der Schraubenspindel des Ventils in Eingriff gebracht ist. Der
Arbeitsdampf durchströmt den Mantel des Hochdruckcylinders, bevor er durch das
Absperrventil in den Cylinder selbst gelangt, tritt nach vollbrachter Arbeit in diesem in den
ersten Aufnehmer, danach in den Mitteldruckcylinder und aus diesem in den zweiten
Aufnehmer, von wo er sich nach den beiden Niederdruckcylindern verzweigt und gelangt
schliesslich in die Kondensatoren.
Die Steuerung der vier Cylinder erfolgt durch je vier entlastete Doppelsitzventile.
Behufs Aenderung der Füllung sind die Einlasssteuerungen als auslösende
Klinkensteuerungen ausgeführt.
Textabbildung Bd. 316, S. 74
Fig. 35.
Wie die Abbildung Fig.
37 erkennen lässt, werden die auslösenden Klinken der zum Hochdruck- und
Mitteldruckcylinder gehörigen Steuerung durch vom Regulator bezw. von Hand
eingestellte Gestängeverbindungen bethätigt, die ihre Bewegungen von kleinen
Exzentern der mittels Kegelräder von der Kurbelwelle betriebenen Steuerwelle
ableiten, während das Anheben der Ventile durch je einen mit einer Rolle versehenen
Winkelhebel erfolgt, der durch eine unrunde Scheibe bethätigt wird. Mit dieser
Steuerung (D. R. P. Nr. 96389) können vollkommener Ausgleich der Füllungen auf
beiden Cylinderseiten, genügende Auftreffflächen der Klinken bei kleinen Füllungen
und damit präzises Abschnappen, sowie kleine Auftreffgeschwindigkeiten und für die
verschiedenen Füllungen möglichst gleiche Ventilhube erreicht werden. Letzterer
Umstand fällt besonders ins Gewicht, weil hierdurch mit dem einfachen Luftpuffer
genügend ruhiger Gang der Ventile ermöglicht wird und komplizierte
Pufferkonstruktionen überflüssig sind. Ein etwa eintretendes Rückwärtswuchten des
Schwungrades beim Abstellen oder Angehen der Maschine kann der Steuerapparat ohne
Schaden ertragen, da der aktive Mitnehmer niemals eine Sperrstellung einnehmen kann.
Die Steuerung eignet sich insbesondere für Maschinen mit hohen Tourenzahlen und soll
sich im Betriebe vorzüglich bewährt haben.
Bei der Ausstellungsmaschine ändert der Regulator nur die Füllungen des
Hochdruckcylinders, doch kann auch die Steuerung des Mitteldruckcylinders mit dem
Regulator gekuppelt werden. Falls in aussergewöhnlichen Fällen die
Niederdruckcylinder allein arbeiten sollen, lassen sich deren Steuerorgane behufs
Erzielung veränderlicher Füllungen ebenfalls mit dem Regulator in Verbindung
bringen.
Ausser mit den Niederdruckcylindern kann auch mit der Hochdruckseite als
Tandemmaschine allein gearbeitet werden.
Die Niederdruckcylinder besitzen die vom
Textabbildung Bd. 316, S. 75
Fig. 36.Liegende Dreifach-Expansionsmaschine von der Vereinigten
Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G.
Werke Augsburg seit mehreren Jahren mit Erfolg ausgeführte auslösende
Ventilsteuerung eigenen Systems (vgl. Fig. 38). Beide
Steuerungen sind miteinander gekuppelt und kann die Füllung während des Ganges von
Hand verstellt werden.
Textabbildung Bd. 316, S. 76
Liegende Dreifach-Expansionsmaschine von der Vereinigten Maschinenfabrik
Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.-G.
Die Auslassventile der Cylinder werden durch unrunde Scheiben gesteuert, von denen
diejenigen der Niederdruckcylinder, um die Kompression – je nachdem mit Auspuff oder
Kondensation gearbeitet wird – entsprechend einstellen zu können, verstellbar
eingerichtet sind.
Der Federregulator eigenen Systems ist an dem Verbindungsstück zwischen Hochdruck-
und Niederdruckcylinder montiert und wird von der Steuerwelle aus durch
Schraubenräder angetrieben. Die dem Werke Augsburg patentierte
Tourenverstellvorrichtung (D. R. P. Nr. 87645) mit Laufgewicht gestattet eine
Veränderung der Tourenzahl während des Ganges. Insbesondere ist diese Vorrichtung
für Verstellung der Tourenzahl mittels Elektromotor vom Schaltbrett aus
geeignet.
Die Verbindung des Regulators mit den Steuerorganen des Hochdruckcylinders lässt sich
durch einen eingeschalteten Handhebel jederzeit lösen bezw. kann bei etwaigen
Unfällen mittels dieses Hebels die Steuerung des Hochdruckcylinders sofort
ausgeschaltet und damit der weitere Dampf zutritt plötzlich abgeschnitten werden.
Die beiden Kondensatorluftpumpen sind unter Flur angeordnet und werden mittels
Lenker vom Kurbelzapfen aus angetrieben. Die Rohrleitungen sind so gelegt, dass
unter Umständen mit nur einer Luftpumpe gearbeitet werden kann.
Ausser den erforderlichen Messinstrumenten, wie Manometer, Vakuummeter, Tachometer,
Umlaufzähler, ist die Maschine mit den nötigen Schutzvorrichtungen versehen. Zur
bequemen Bedienung der Steuerungen sind an den Dampfcylindern Antritte, sowie
Geländer und Treppen vorgesehen.
Der zum Betreiben der Maschine nötige Dampf wurde einer Batterie von fünf Kesseln der
Firmen Petry-Dereux in Düren, Petzold und Cie. in Berlin, Simonis und Lanz
in Frankfurt a. M., H. Paucksch in Landsberg a. W. und
Ewald Berninghaus in Duisburg entnommen. Versuche
an einer für die Hannoversche Baumwollspinnerei und
Weberei in Linden vor Hannover ausgeführten Maschine gleichen Systems haben
bei einer Anfangsspannung des Dampfes von 11 at Ueberdruck und mässiger Ueberhitzung
desselben einen Dampf verbrauch von 5,08 kg für 1 PSi/Std. ergeben.
Der von der Firma „Helios“ Elektrizitäts-A.-G. in
Köln-Ehrenfeld gelieferte Generator ist seinen Abmessungen nach die grösste Maschine
nicht nur in der Ausstellung, sondern überhaupt die grösste bis jetzt in Europa
gebaute Dynamomaschine. Sie bildet das jüngste Glied einer Reihe ähnlich
konstruierter Maschinen der elektrischen Zentralen zu Köln, Amsterdam und St.
Petersburg, die insbesondere deshalb bemerkenswert sind, weil sie entweder
Wechselstrom oder Drehstrom oder gleichzeitig Wechselstrom und Drehstrom liefern
können.
Das auf der Kurbelwelle der Dampfmaschine befestigte Magnetrad hat 8,1 m, der
dasselbe umgebende Ring, welcher auf seiner Innenseite die Drahtspulen trägt, 9,5 m
Durchmesser. Der Generator liefert bei 72 Umdrehungen in der Minute und 50 Perioden
entweder 2000 Kilovoltampère einphasigen Wechselstrom oder 3000 Kilovoltampère
Drehstrom, ist aber auch im stande, gleichzeitig 1500 Kilovoltampère Wechselstrom
und 1200 Kilovoltampère Drehstrom an seinen Klemmen abzugeben. Dies wurde dadurch
erreicht, dass man eine fast ganz normal ausgebildete Drehstrommaschine für 3000
Kilovoltampère Leistung mit einer Hauptphase für 2000 Kilo Voltampère Wechselstrom
und einer Hilfsphase für 1500 Kilovoltampère versah, die nach der bekannten, von Scott angegebenen Schaltung von der Mitte der
Hauptphase abgezweigt ist.
An Stelle der bisher üblichen Pol-, später Zackenwickelung wurden die induzierten
Drähte in Nuten gelegt. Infolge dieser Neuerung zeichnet sich die Maschine durch
geringe Selbstinduktion der einzelnen Spulen und durch kleinen Spannungsabfall bei
höherer Belastung und grossem Kurzschlussstrom älteren Maschinen gegenüber
vorteilhaft aus. Daneben gestattet die Nutenwickelung die Anbringung von
Ventilationskanälen, welche, wie in Fig. 39
ersichtlich, in einfachster Weise durch Trennung des Ankereisens in drei achsial
hintereinander liegende Schichten mit Hilfe von Abstandstücken aus unmagnetischem
Material gebildet wurden. Diese so erzeugten Luftschichten stehen direkt mit dem
nach aussen offenen Hohlraum des Gussgehäuses in Verbindung, so dass wie bei den
kleineren Maschinen so auch bei dieser grossen Maschine eine ergiebige
Selbstventilation erreicht ist. Die Temperatur überschreitet infolgedessen niemals
35°.
Ein besonderer Vorteil der Nutenwickelung liegt auch darin, dass die Stossflächen,
welche früher zwischen je zwei Spulen notwendig waren, vermieden sind. Es treten bei
der neuen Maschine nur sechs Stösse auf, welche aber magnetisch in der denkbar
besten Weise durch Verzapfung der einzelnen Blechpakete überbrückt werden. Auf jeden
der 84 Pole des Magneten kommen acht Nuten; die mittleren beiden dieser Nuten sind
den beiden mittleren des nächsten Poles zugeordnet, während die drei äusseren rechts
und links von diesen eine Spule aufnehmen. Es entsteht so ein System von einer
fortlaufenden einphasigen und einer etwas schwächeren um 90° gegen diese
verschobenen Wickelung. Beide Wickelungen sind, wie bereits bemerkt, nach der Scott'schen Schaltung miteinander verbunden, so
dassdie Maschine zur Abgabe von einphasigem Wechselstrom und von Drehstrom
geeignet wird.
Textabbildung Bd. 316, S. 77
Fig. 39.Magnetring mit Nutenwickelung der Firma „Helios“
Elektrizitäts-A.-G.
Textabbildung Bd. 316, S. 77
Fig. 40.Erregermaschine von „Helios“ Elektrizitäts-A.-G. gekuppelt
mit einer Zweifach-Expansionsdampfmaschine mit Kondensation der Firma
Schichau.
Die Höhe der Spannung war von der Ausstellungsleitung auf 2000 Volt bei 50 Perioden
festgesetzt worden. Mit Rücksicht auf die spätere Verwendung wurde jedoch die
Ankerwickelung in Haupt- und Hilfsphase so angeordnet,
Textabbildung Bd. 316, S. 78
Fig. 41. Verbunddampfmaschine mit Kondensation von Gebr. Stork und
Co.Fig. 45. Aufnehmer von W. Schmidt, ausgeführt von Gebr. Stork und
Co.
a Nach
dem Niederdruckcylinder. a1 Vom Hochdruckcylinder. b Dampfeinlass vom Ueberhitzer. c
Dampfablass nach der Maschine. d Kondenstopf.
Textabbildung Bd. 316, S. 79
Fig. 42.Verbunddampfmaschine mit Kondensation von Gebr. Stork und
Co.
dass sie je nach Schaltung in einem Kreis, bezw. in zwei
oder drei parallelen Kreisen 6000, 3000 und 2000 Volt mit je 10 % Erhöhung zu
erreichen gestattete. Die Magnetpole wurden aus Gussstahl hergestellt und haben
einen runden Querschnitt; sie werden von einem gusseisernen Körper getragen, der den
inneren Teil des Schwungrades bildet.
Textabbildung Bd. 316, S. 80
Verbunddampfmaschine mit Kondensation von Gebr. Stork und Co.
Das Magnetrad hat ein Gewicht von 80000 kg und erfüllt seine Aufgabe als Schwungrad
für die Antriebsmaschine so vorzüglich, dass ein Ungleichförmigkeitsgrad von 1 : 350
erreicht wird.
Die Wickelung der Pole besteht aus je einer Lage Kupferband, welches mit Hilfe
einer besonderen Vorrichtung in Spulenform gebracht wurde. Die Isolierung der
Windungen ist nach der Wickelung vorgenommen. Die Gefahr eines Durchschlagens ist
die denkbar kleinste, da die Wickelung so dimensioniert wurde, dass auf jeden Pol
nur ungefähr 1 Volt Spannungsdifferenz kommt. Die Maschine arbeitet also mit 84 bis
100 Volt Erregerstromspannung. Dieser Strom wird nicht wie sonst durch eine direkt
mit der Hauptwelle der Maschine gekuppelte Gleichstromdynamo erzeugt, sondern einer
besonderen 40 Kilo-Watt-Dampfdynamo entnommen. Die Erregermaschine musste diese hohe
Leistung bekommen, weil sie gleichzeitig auch zur Speisung einiger
Gleichstrommotoren und Lampen dient. Sie hat sechs Pole und ist, wie Fig. 40 zeigt, mit einer stehenden
Zweifach-Expansionsdampfmaschine mit Kondensation der Firma Schichau in Elbing direkt gekuppelt, die 240 Umdrehungen in der Minute
ausführt.
Die Maschinenfabrik Gebrüder Stork und Co. in Hengelo
(Holland) stellte eine zum Betreiben mit überhitztem Dampf von 10 at Ueberdruck und
350° C. eingerichtete liegende Verbunddampfmaschine mit Kondensation von 500 bis 600
PSi aus; dieselbe ist, wie Fig. 41 bis 44 erkennen lassen, mit
einer Dynamo der Elektrischen Industrie in Slikkerveer
(Holland) von 350 Kilo-Watt für eine Spannung von 500 Volt direkt gekuppelt. Bei
dieser Leistung soll der Nutzeffekt der Maschine mit zugehöriger Dynamo etwa 86 %
betragen.
Die Hauptabmessungen der Dampfmaschine sind folgende:
Durchmesser des Hochdruckcylinders
530
mm
„ „ Niederdruckcylinders
875
„
Gemeinsamer Kolbenhub
1000
„
Minutliche Umdrehungszahl
115
Wie bei allen Heissdampfmaschinen, welche nach den Patenten von W. Schmidt in Wilhelmshöhe bei Kassel gebaut sind,
haben die Cylinder keine Dampfmäntel. Der Hochdruckcylinder ist derart aufgestellt,
dass er sich unter der Einwirkung des überhitzten Dampfes frei ausdehnen kann. Er
hat nur eine Stopfbüchse, die federnde gusseiserne Ringe und zwei Asbestringe
enthält. Nach den bisherigen Erfahrungen sollen derartig abgedichtete Kolbenstangen
nicht mehr angegriffen werden als diejenigen einer Maschine ohne Ueberhitzung.
Die Kolben beider Cylinder sind einfache Hohlkörper aus Gusseisen; der
Hochdruckkolben hat Federn, System Ramsbottom, der
Niederdruckkolben solche nach Mather und Platt. Die
Fundamentrahmen haben Rundführungen und angegossene Kurbellager, deren gusseiserne
mit Weissmetall gefütterte Schalen von oben und seitlich nachstellbar sind. Die mit
aufgeschrumpften Kurbeln versehene Welle ist aus Siemens-Martin-Stahl hergestellt.
Die aus dem gleichen Material geschmiedeten Treibstangen sind seitlich ausgefräst.
Zur Dampfverteilung beider Cylinder dienen Doppelsitzventile, von denen die
Einlassventile des Hochdruckcylinders durch stellbare, unter Einwirkung eines
Flachreglers, Bauart Dörfel-Pröll, stehende Exzenter
gesteuert, die Auslassventile durch feste Exzenter angetrieben werden.
Bei dem Niederdruckcylinder ist für je ein Einlass- und Auslassventil ein
gemeinsames Exzenter angeordnet. Durch entsprechende Einstellung dieser Exzenter
kann die Füllung innerhalb gewisser Grenzen geändert werden.
Der nach Angaben von Wilhelm Schmidt in Wilhelmshöhe
hergestellte Aufnehmer (Fig.
45, S. 78) wird mittels einer grossen Anzahl ⊂-förmig gebogener Röhren durch stagnierenden Kesseldampf geheizt, wenn die
Füllung des Hochdruckcylinders klein ist, oder durch zirkulierenden Heissdampf, wenn
die Füllung gross ist. Infolgedessen wird je nach der Arbeitsleistung der Maschine
wenig oder mehr Warme an den Niederdruckcylinder abgegeben und dem Hochdruckcylinder
entzogen. Ein durch eine Feder belastetes Wechselventil zwingt den nach dem
Hochdruckcylinder strömenden Dampf seinen Weg direkt nach dem Cylinder zu nehmen,
oder ganz oder teilweise durch die ⊂-förmigen Röhren. Die
hinter dem Niederdruckcylinder im Fundament aufgestellte einfach wirken de Luftpumpe
stehender Anordnung wird von der verlängerten Kolbenstange des genannten Cylinders
angetrieben.
Ueber Versuche, welche von den Professoren Ravenek und
Gründet der polytechnischen Hochschule in Delft an
einer der vorbesprochenen ungefähr gleichen Maschine der Spinnerei in Enschedé
(Holland) am 10. und 11. April 1900 angestellt wurden, geben Gebr. Stork und Co. folgendes an.
Die Cylinder der Versuchsmaschine haben dieselben Abmessungen wie diejenigen der
Pariser Ausstellungsmaschine; die minutliche Umdrehungszahl beträgt jedoch nur 85
und es wurden mit dieser bei einer Manometerspannung des in den Hochdruckcylinder
tretenden Arbeitsdampfes von 9,0 bezw. 9,2 at und einer Temperatur von 344 bezw.
341° C., sowie einem Vakuum von 66 bezw. 65,5 cm Quecksilbersäule nach den
Diagrammen im Mittel 410,11 bezw. 398,24 PSi
entwickelt.
Der Dampf verbrauch stellte sich hierbei auf 4,38 bezw. 4,625 kg, der Kohlenverbrauch
auf 0,55 bezw. 0,56 kg für 1 PSi/Std.
Die Verdampfungsziffer des Lancashire-Kessels von 90 qm Heizfläche und 3,24 qm
Rostfläche beträgt hiernach 7,986 bezw. 8,276.
Der Ueberhitzer hat 100 qm, der Ekonomiser ebenfalls 100 qm und der mit Heissdampf
gespeiste Aufnehmer 10 qm Heizfläche.
Von der in der Kohle (Heizwert 7800 Kal.) aufgespeicherten Wärme wurden während der
je 4½ Stunden andauernden Versuche im Kessel 77,7 bezw. 80,6 %, in der Dampfmaschine
19 bezw. 18 %, insgesamt demnach 14,8 bezw. 14,6 % nutzbar gemacht.
(Fortsetzung folgt.)