Titel: | Die Brutto- und Nettoverdampfung. |
Autor: | A. Dosch |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 182 |
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Die Brutto- und Nettoverdampfung.
Von A. Dosch,
Köln.
Die Brutto- und Nettoverdampfung.
Wird in einem Dampfkessel ein bestimmtes Wasserquantum verdampft, so musste
hierzu ein bestimmtes – je nach dem Heizwerte desselben grösseres oder kleineres –
Brennmaterial quantum aufgewendet werden. Wird das verdampfte Wasser – bezogen auf
eine bestimmte Einheit – mit Wq bezeichnet, das verbrauchte
Brennmaterialquantum mit B, beides in Kilogramm
ausgedrückt, so stellt der Ausdruck
z_b=\frac{W_q}{B}
diejenige Anzahl Kilogramm Wasser dar, welche von 1 kg
Brennmaterial in Dampf übergeführt wurden, und man bezeichnet diese Zahl zb als
Verdampfungsziffer oder als Bruttoverdampfung des Materials.
Nun enthält aber jedes Brennmaterial gewisse, un verbrennbare Rückstände, welche bei
der Erzeugung des Dampfes keine Mitwirkung hatten, sondern statt förderlich nur
hinderlich waren, und die Verdampfung ist nur durch die wirklich verbrannten
Bestandteile des Materials hervorgerufen worden. Es ist daher, jedoch nur in
gewisser Hinsicht, gerechtfertigt, wenn in den Verdampfungstabellen auch diese
Verdampfung, welche sich nur auf das Verbrennliche in den Kohlen bezieht, mit
aufgeführt wird. Dieselbe, welche man als Nettoverdampfung bezeichnet, wird sich
durch den Ausdruck
z_n=\frac{W_q}{B-\frac{A\,\cdot\,B}{100}}=\frac{W_q}{B\,\left(1-\frac{A}{100}\right)}
darstellen, wenn mit A das
Unverbrennliche der Kohle – ausgedrückt in Prozent, bezogen auf die ursprüngliche
Kohle – bezeichnet wird, wobei A, wenn die Beziehung in
aller Strenge gelten soll, bei dem Verdampfungsversuch auf dem Rost selbst bestimmt
sein muss.
Die Differenz dieser beiden Verdampfungen zn
– zb wird nun
um so grösser, je mehr unverbrennbare Rückstände das Material – zunächst von
derselben Bruttoverdampfung – enthalten wird, wie die Gleichung für zn, welcher
Wert mit zunehmendem Aschengehalt steigt, erkennen lässt. Wird diese Differenz mit
Δ bezeichnet, so ist dieselbe
\Delta=z_n-z_b=\frac{W_q}{B\,\left(1-\frac{A}{100}\right)}-\frac{W_q}{B}.
Wq durch Bzb ersetzt,
gibt
\Delta=z_b\,\frac{A}{100-A}.
Dieselbe würde also mit zunehmender Verdampfungsziffer (brutto), bei demselben
Schlackengehalt, steigen, denn der Ausdruck \frac{A}{100-A} würde bei konstantem
Aschengehalt ebenfalls konstant bleiben und mithin würde die Netto Verdampfung bei
gleichem Aschengehalte direkt proportional der Bruttoverdampfung sein.
Vorstehende Gleichung für Δ würde natürlich
zunächst nur dann gelten, wenn dieser Prozentsatz Δ an
Asche und Schlacke durch Verdampfungsversuch auf dem Roste selbst bestimmt wäre und
dieser Wert dürfte nicht mit dem, etwa durch Analyse festgestellten Prozentgehalt an
Unverbrennlichem verwechselt werden, denn es werden stets, wenn auch unter Umständen
nur geringe Mengen an brennbarer Substanz mit als Asche und Schlacke abgewogen
werden, ganz abgesehen davon, dass jedes in der Praxis zur Verwendung gelangende
Brennmaterial mehr oder weniger hygroskopisches Wasser enthält, wodurch natürlich
die Verdampfungsziffern nicht unwesentlich beeinflusst werden können.
Wenn man die Grosse des bei einem Versuch festgestellten Schlackengehaltes kennt und
ausserdem noch eine der beiden Verdampfungsziffern, so würde man von der bekannten
auf die noch unbekannte Zahl schliessen können, denn aus der Beziehung Δ = zn
– zb erhält
man
z_n=z_b+z_b\,\frac{A}{100-A}=z_b\,\left(1+\frac{A}{100-A}\right)
bezw.
z_b=\frac{z_n}{1+\frac{A}{100-A}}=z_n\,\left(\frac{100-A}{100}\right).
Die aus dem kalorimetrisch ermittelten Heizwerte eines
Materials bestimmten Brutto- und Nettoverdampfungen, die, wie bereits aus vorstehend
Dargelegtem hervorgeht, nie genau die bei einem Verdampfungs versuche festgestellte
Differenz aufweisen können, werden um so mehr differieren, je grösser der
Wassergehalt des lufttrockenen Brennmaterials sein wird; es wird daher die
kalorimetrische Bestimmung des Heizwertes der wasser-
und aschefreien Substanz und mithin der Netto
Verdampfung nur unter gewissen Voraussetzungen von Wert sein können, in der Regel
jedoch nicht.
Es können nun in der Praxis drei in ihren Endfolgerungen voneinander abweichende
Arten von Verdampfungsversuchen zur Ausführung gelangen und zwar:
1. Zur Bestimmung des Wirkungsgrades eines Dampfkessels bezw. zur Feststellung, ob
die von dem Kessellieferanten geleistete Garantie erfüllt ist.
2. Um den Unterschied zwischen zwei verschiedenen Feuerungskonstruktionen
festzustellen.
3. Um den Unterschied im Brennwert und in der Oekonomie zweier Brennstoffe zu
ermitteln.
1. Fall.
Was die Bestimmung des Wirkungsgrades eines Kessels bezw. die Feststellung einer für
denselben geleisteten Garantie betrifft, so würde es natürlich in erster Linie von
der Fassung dieser Garantie abhängen, in welcher Weise der vorzunehmende
Verdampfungsversuch auszuführen sei.
Es ist nun nicht immer, man kann sogar sagen selten, der Fall, dass ein
Gesamtwirkungsgrad des Kessels oder ein entsprechender Wert, welcher auf diesen
Wirkungsgrad mit Sicherheit schliessen lässt – was doch jedenfalls das einzig
Richtige ist –, garantiert wird, sondern in der Garantie liest man sehr oft von
einer bestimmten Netto-verdampfung und zwar – wie dies
allerdings bei jeder anderen Garantie auch zu geschehen hat – mit der Beschränkung,
dass die zu verwendende Kohle einen bestimmten Heizwert aufweisen muss, und dass der
Kessel über eine entsprechende Normalleistung nicht angestrengt werden darf.
Um zu prüfen, ob eine derartige, auf eine der beiden Verdampfungsziffern basierende
Garantie zulässig ist, sei zunächst darauf aufmerksam gemacht, dass in der Fassung
der Garantie ein bestimmter Heizwert des Materials vorgesehen ist, so dass also,
wenn beispielsweise die Kohle einen grossen Feuchtigkeitsgrad besitzt, dies sich in
dem kalorisch bestimmten Heizwert zeigen muss, indem derselbe einen niedrigeren Wert
annimmt; in gleicher Weise wird sich der Gehalt des Materials an Schlacke geltend
machen.
Diese Einflüsse, welche sich bei der Bestimmung des Heizwertes der Brennstoffe
Geltung verschaffen, werden nun, da natürlich der Heizwert des Materials, wie es zur
Verheizung gelangt, im Kalorimeter bestimmt werden mussD.h. es muss Rücksicht genommen werden auf den
ursprünglichen Feuchtigkeitsgehalt der Kohle., in erster Linie
auf die Brutto Verdampfung zurückwirken, d.h. an der Bruttoverdampfung muss man in
erster Linie erkennen können, ob das Heizmaterial in entsprechend günstiger Weise
ausgenutzt wird. Es wird ja selbstverständlich der Gehalt des Materials an Wasser
und Unverbrennlichem auch auf die Nettoverdampfung einen gewissen Einfluss ausüben,
es ist aber durchaus nicht ohne weiteres gesagt, dass dies in derselben Weise
geschieht; wie dies bei der Brutto Verdampfung der Fall ist.
Wie nämlich aus einer Betrachtung des Wertes für die Differenz der
Verdampfungsziffern hervorgeht, wird dieser Wert mit steigendem Aschengehalt, bei
derselben Bruttoverdampfung, grösser, denn derselbe drückte sich aus durch die
Gleichung
\Delta=z_b\,\frac{A}{100-A},
wobei Δ wiederum, wenn diese
Beziehung genau gelten soll, auf dem Roste bestimmt sein muss.
Damit ist aber schon gesagt, dass die Nettoverdampfung niemals einen sicheren Wert
zur Beurteilung des Wirkungsgrades und eines Verdampfungsversuches abgeben kann,
bezw. dass eine auf diese Verdampfung basierende Garantie für die Praxis nicht
massgebend sein kannUnd doch ist diese
Art der Garantie noch sehr verbreitet; dem Verfasser sind sogar
Verdampfungsversuche zu Händen gekommen, in welchen die Bruttoverdampfung
überhaupt nicht angeführt war.. Es hiesse damit bei einem
Verdampfungsversuch äussersten Wert auf die Bestimmung des Unverbrennlichen in der
Kohle legen. Jedoch abgesehen davon, dass diese Bestimmung bei grosser Sorgfalt mit
äusserster Genauigkeit durchgeführt werden könnte, braucht es doch bei weitem noch
nicht der Fall zu sein, dass an zwei verschiedenen Kesselsystemen, bei gleicher
Beanspruchung der Heizfläche und bei Verheizung derselben Kohle, gleicher Aschen-
und Schlackengehalt entstehen müsste, denn es können sich hierfür die
verschiedensten Rücksichten und Umstände Geltung verschaffen.
In erster Linie übt der Heizer bezw. die Bedienungsart desselben einen wesentlichen
Einfluss auf die Grosse dieses Aschen- und Schlackengehaltes, denn es können
dadurch, dass er zu viel im Feuer schürt, noch unverbrannte oder noch nicht
vollständig ausgebrannte Brennmaterialteile durch die Fugen des Rostes fallen,
welche dann als Asche mit gewogen werden, oder es wird durch das viele Schüren
hervorgebracht, dass derartige Brennstoffteile von der Schlacke eingehüllt und mit
dieser entfernt werden. Wenn andererseits das Feuer nicht entsprechend dem Aschen-
und Schlackengehalt oder der sonstigen Beschaffenheit des Materials oft genug
gereinigt wird, kann die Schlacke die Rostfugen nahezu verdeckenund den Zutritt
zum Brennmaterial verhindern, welcher Uebelstand vor allem bei etwas schwer
brennbarem Material zum Ausdruck kommen wird.
Ausser durch den Heizer kann nun durch die Konstruktion des Kessels selbst, auf die
Grosse des Gehaltes an Verbrennungsrückständen ein Einfluss ausgeübt werden. Es
können z.B. bei Bemessung der Zugquerschnitte FehlerNicht selten werden derartige Fehler bei Anlage
von Ueberhitzern gemacht, bei welchen die Gase meist gezwungen werden, in
vielen Windungen durch enge Rohrbündel hindurchzugehen.
unterlaufen, welche bewirken, dass die Zugstärke geringer ausfällt, als sie für
normale Verhältnisse sein sollte. Die Folge davon wäre, dass die Kohle schlechter
durchbrennt, da die Luft nicht an alle Teile des Brennmaterials gelangen kann, es
würde mehr Schlacke entstehen, als für normale, richtig gewählte Verhältnisse
entstehen dürfte.
Ganz ähnlich würde der Fall liegen, wenn der Kessel bezw. dessen Züge mit Flugasche
teilweise angefüllt wären. Durch die angesammelte Flugasche wird es – allerdings je
nach Anordnung und Lage der Züge mehr oder weniger – nicht ausbleiben, dass die
Zugstärke verringert wird, infolgedessen bei normaler Beanstrengung des Kessels und
Rostes genau wie im vorstehenden Falle die Kohle schlechter durchbrennt, als bei
normalem Zug. Dies würde schon bei gasreichem Brennmaterial der Fall sein und noch
mehr würde dies zur Geltung kommen bei Verwendung eines Materials von magerer
Beschaffenheit.
Für die richtige Ausnutzung eines Materials auf dem Roste kann natürlich nicht allein
in Betracht kommen, dass überhaupt genug Luft zugeführt wird – denn dies kann unter
Umständen noch ganz gut der Fall sein, ohne dass deshalb eine rationelle Verbrennung
stattfindet –, sondern vielmehr, dass die Luft noch mit einem gewissen Druck an das
Brennmaterial trifft, welcher eben hervorrufen soll, dass jedes einzelne
Brennmaterialteilchen in innige Berührung mit der entsprechenden Luftmenge kommt. Es
kann sogar der Fall eintreten, dass der Kohlensäuregehalt der Abgase in einer Grosse
ermittelt wird, welche auf eine rationelle Ausnutzung der Kohle schliessen lässt,
ohne dass dies, aus vorerwähntem Grunde, wirklich der Fall ist. Einen wesentlichen
Einfluss auf diese Ausnutzung wird vor allem auch der Anstrengungsgrad des Kessels
ausüben und wird dieser Unterschied in der entstehenden Menge von Rückständen mit
zunehmender Anstrengung im Verhältnis grösser werden.
Obwohl nun die Brutto Verdampfung, welche in dem Bruttogewicht der Kohle bezahlt
wird, infolge schlechterer Ausnutzung des Materials gegen normale Verhältnisse
zurückgegangen sein wird, so kann doch infolge des jetzt grösseren Aschen- und
Schlackengehaltes die Nettoverdampfung so ausgefallen sein, wie sie unter richtig
gewählten Verhältnissen eingetreten wäre, so dass also aus der Nettoverdampfung
allein gar kein Schaden, bezw. kein schlechterer Wirkungsgrad nachzuweisen wäre,
obwohl ein normal und richtig konstruierter oder in Ordnung befindlicher Kessel
weniger Kohlen verbrauchen und dementsprechend auch weniger Geld im Betriebe kosten
würde, als der untersuchte. Die Verhältnisse können sich sogar derartig stellen,
dass die Nettoverdampfung grösser wird, als in einem normalen Falle und mithin durch
Vergleich der Nettoverdampfungen unter Umständen eine Mehrleistung nachgewiesen
wäre, obwohl in Wirklichkeit mehr Kohlen zur Erzeugung einer gewissen Dampfmenge
gebraucht worden sind, als in einem Falle, in welchem normale Verhältnisse
herrschen.
Gegenüber der Nettoverdampfung bietet die Bruttoverdampfung einen direkten Massstab
für die Ausnutzung der Wärme im Kessel, auch dann noch bis zu einem gewissen Grade,
wenn der Heizwert des fraglichen Brennstoffes (Kohle) nicht genau bekannt ist,
sondern wenn man nur den Schlacken- und Aschengehalt desselben kenntNatürlich muss man die Kohlensorte und deren
Zusammensetzung ungefähr kennen., wobei jedoch wiederum
vorausgesetzt ist, dass die Kohle nicht zu feucht ist. Im Kalorimeter jedoch wird
der Heizwert der Kohle so bestimmt, wie dieselbe thatsächlich zur Verwendung
gelangt, so dass also bei dieser Bestimmung sowohl
dem Wasser als auch dem Aschengehalt Rechnung getragen ist.
Die Bruttoverdampfung gibt zwar ebenfalls den Wirkungsgrad des Kessels nicht direkt
an, aber man ist durch dieselbe leicht in der Lage – vorausgesetzt, dass der
Heizwert Hw der
Kohle bekannt ist –, denselben zu bestimmen, denn es ist
\eta=\frac{z_b\,\cdot\,736}{H_w}=\frac{W_q}{B}\,\cdot\,\frac{736}{H_w},
Wobei selbstverständlich vorausgesetzt ist, dass das verdampfte Wasser auf
736 Kalorien Erzeugungswärme reduziert war und ferner, dass nur trockener
Dampf erzeugt wurde bezw. dass auch die Nässe des Dampfes mit berücksichtigt
ist.
wenn mit η der Wirkungsgrad
bezeichnet wird, und dieser Wert ist vollständig unabhängig von der Bestimmung des
Unverbrennlichen bei einem Versuch.
Würde dagegen der Wirkungsgrad η durch die
Nettoverdampfung bestimmt werden sollen, so würde die Genauigkeit dieser Bestimmung
wiederum von der Genauigkeit der Bestimmung der Asche und Schlacke abhängen, denn es
würde sein
\eta=z_b\,\cdot\,\frac{736}{H_w}=z_n\,\left(\frac{100-A}{100}\right)\,\cdot\,\frac{736}{H_w}.
Wobei selbstverständlich vorausgesetzt ist, dass das verdampfte Wasser auf
736 Kalorien Erzeugungswärme reduziert war und ferner, dass nur trockener
Dampf erzeugt wurde bezw. dass auch die Nässe des Dampfes mit berücksichtigt
ist.
Da die chemische Zusammensetzung des asche- und wasserfreien Brennstoffes einen sehr untergeordneten
Einfluss – falls nicht der Sauerstoffgehalt einen sehr unterschiedlichen Wert
aufweist – auf den Heizwert der Kohle, wie sie zur Verbrennung gelangt, ausübt, so
müsste die Nettoverdampfung für. Kohlen von gleichem Feuchtigkeitsgehalt sogar ungefähr dieselbe Grosse aufweisen, ganz gleichgültig,
welchen Aschengehalt die Kohle aufweist, selbstverständlich gleiche Ausnutzung auf
dem Roste und gleichen Wirkungsgrad des Kessels vorausgesetzt.
Als Beispiel mögen zwei, betreffs Grosse des Gehaltes an Unverbrennlichem ziemlich
verschiedene Kohlensorten von nachstehender Zusammensetzung dienenDie Werte dieser Tabelle sind der
Zusammenstellung von H. Bunte, Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, 1900 S. 670,
entnommen..
C
H
O + N
S
W
A
Kalorim.Heizwertder
ur-sprüngl.Kohle
Kalorim.Heizwertder
asche-freienSubstanz
I
69,49
4,23
6,37
0,85
2,07
16,99
6633
8191
II
80,72
4,80
8,66
1,56
0,98
3,28
7637
7983
Die Bruttoverdampfungen würden sich bei einem Wirkungsgrad von 0,7 ergeben zu
\mbox{I. }\frac{6633\,\cdot\,0,7}{637}=7,289;\ \mbox{II. }\frac{7637\,\cdot\,0,7}{637}=8,392.
Tabelle 1.
Zusammenstellung verschiedener Heizwerte und der entsprechenden
Brutto- und Nettoverdampfungen.
Av. H.
Cv. H.
A + Cv. H.
Hv. H.
O + Nv. H.
S.v. H.
TheoretischerHeizwertW.-E.*)
Bruttover-dampfung fürη = 1,0
Nettoverdampfungz_n=z_b\,\left(1+\frac{A+W}{100-[A+W]}\right)
DifferenzΔ
Wv. H.
0
87
87
4,5
5,2
1,8
8191
12,86
13,11
0,25
2,0
2
85
87
4,5
5,2
1,3
8029
12,6
13,11
0,51
2,0
4
83
87
4,5
5,2
1,3
7867
12,35
13,14
0,79
2,0
6
81
87
4,5
5,2
1,3
7705
12,09
13,14
1,05
2,0
8
79
87
4,5
5,2
1,3
7543
11,83
13,14
1,31
2,0
10
77
87
4,5
5,2
1,3
7381
11,58
13,15
1,57
2,0
12
75
87
4,5
5,2
1,3
7219
11,33
13,17
1,84
2,0
14
73
87
4,5
5,2
1,3
7057
11,08
13,19
2,11
2,0
16
71
87
4,5
5,2
1,3
6895
10,82
13,20
2,38
2,0
18
69
87
4,5
5,2
1,3
6733
10,59
13,21
2,62
2,0
20
67
87
4,5
5,2
1,3
6571
10,31
13,21
2,90
2,0
22
65
87
4,5
5,2
1,3
6409
10,31
13,22
3,16
2,0
25
62
87
4,5
5,2
1,3
6166
9,68
13,26
3,58
2,0
*) Nach der Verbandsformel: 81\,C+290\,\left(H-\frac{0}{8}\right)+25\,S-6\,W.
Hierbei muss allerdings noch auf einen Umstand aufmerksam gemacht werden,
welcher einen gewissen Einfluss auf die Bruttoverdampfung ausübt, der sich im
Kalorimeter nicht zeigen kann. Derselbe besteht darin, dass beim Abschlacken, wenn
das Unverbrennliche vom Roste entfernt wird, ein gewisser Prozentsatz an Wärme
zugleich mit der Schlacke entfernt wird, da die Schlacke meist noch glühend aus dem
Feuer gezogen werden muss. Dieser Umstand wird aber um so grösseren Einfluss
erreichen, je grösser der Schlackengehalt der Kohle sein wird, so dass jene Kohle
mit grösserem Aschengehalt eine etwas kleinere Verdampfung aufweist, als ihr nach
dem Heizwert und dem Wirkungsgrad des Kessels an sich zukommen würde.
Die Netto Verdampfungen würden für vorstehendes Beispiel, unter Zugrundelegung des
kalorimetrischen Heizwertes der wasser- und aschefreien Substanz, folgende Grossen
erhalten:
\mbox{I. }\frac{8191\,\cdot\,0,7}{637}=9,00;\ \mbox{II. }\frac{7983\,\cdot\,0,7}{637}=8,77.
Der Unterschied in den vorstehenden Zahlen (9,00 gegenüber 8,77) erklärt sich
hinlänglich durch den verschiedenen Sauerstoffgehalt der beiden Kohlensorten.
Wie eine Vergleichung der beiden Werte zeigt, ist die Nettoverdampfung für die Kohle
mit grösserem Aschen–, also kleinerem Kohlenstoffgehalt sogar etwas grösser
ausgefallen, als diejenige der anderen, während die Bruttoverdampfungen einen
Unterschied von etwa 10% im entgegengesetzten Sinne, bezogen auf den wirklichen
Heizwert der beiden Kohlensorten, aufweisen. Man müsste also, wenn nach den
Nettoverdampfungen geurteilt würde, die erstere Kohle für eine ganz vortreffliche
und den Wirkungsgrad, gegenüber dem zweiten Fall, für einen ganz vorzüglichen
halten.
Würde der kalorimetrische Heizwert der aschefreien Substanz nicht bekannt sein und
wollte man die Nettoverdampfung aus der Zusammensetzung des Materials ermitteln, so
müsste der Wassergehalt, wenn das Resultat mit den oben berechneten Werten annähernd
übereinstimmen soll, mit berücksichtigt werden, und zwar hätte derselbe als Asche zu
gelten. Man würde also erhalten:
\mbox{I. }z_n=z_b\,\left(1+\frac{A+W}{100-[A+W]}\right)
=7,289\,\cdot\,\left(1+\frac{16,99+2,07}{100-[16,99+2,07]}\right)=9,00.
\mbox{II. }z_n=8,392\,\cdot\,\left(1+\frac{3,28+0,98}{100-[3,28+0,98]}\right)=8,76.
Diese unter Zuhilfenahme der Analyse bestimmten Nettoverdampfungen würden natürlich
nur für geringen Feuchtigkeitsgehalt mit den durch Verdampfungsversuch bestimmten
Netto Verdampfungen annähernd übereinstimmen können.
Aus Vorstehendem dürfte bereits zur Genüge zu ersehen sein, dass der Gehalt an
Unverbrennlichem bezw. an Kohlenstoff, wenn die übrige Zusammensetzung nicht zu sehr wechselt,
wesentlich nur auf die Bruttoverdampfung Einfluss ausübt, indem dieselbe mit
steigendem oder fallendem Kohlenstoffgehalt ebenfalls, wenn auch nicht genau
proportional, steigt oder fällt, während die Nettoverdampfung sehr wenig von der
Grosse dieses Gehaltes berührt wird, sondern einen nahezu konstanten Wert
aufweist.
Nachstehende Zusammenstellung, die jedoch keinen Anspruch auf grosse Genauigkeit
erhebt, sondern nur zum Beweise des vorher Aufgeführten dienen soll, möge dies für
die verschiedensten Werte von A und C darstellen.
Die in vorstehender Tabelle berechneten Heizwerte, Brutto- und Nettoverdampfungen
sind in beistehender Fig. 1 nochmals in etwas
übersichtlicherer Weise zusammengestellt, derart, dass auf den für den verschiedenen
Aschen- bezw. Kohlenstoffgehalt errichteten Senkrechten die entsprechenden
Heizwerte, Brutto- und Netto Verdampfungen aufgetragen sind. Wie ein Blick auf die
Figur zeigt, ist der Heizwert und mithin die Brutto Verdampfung bei kleinstem
Aschengehalt, also grösstem Kohlenstoffgehalt, ebenfalls am grössten und fällt mit
abnehmendem Kohlenstoff- bezw. zunehmendem Aschengehalt, wie die Kurven HH1 und BB1 zeigen, während die
Linie für die Nettoverdampfung, welch letztere auf den Heizwert der brennbaren
Substanz bezogen ist, der Grundlinie GG1 nahezu parallel verläuft, Linie NN1. In Wirklichkeit
würden die praktischen Werte für zn wohl noch etwas über dieser Linie liegen,
etwa wie durch den Linienzug NN2 dargestellt ist, hervorgerufen durch
unverbrannte Brennmaterialteile, welche sich der Asche und Schlacke beimischen, und
welcher Umstand nie ganz zu vermeiden sein wird. Bemerkt sei übrigens noch, dass,
wenn die Netto Verdampfung ohne Rücksicht auf den Wassergehalt bestimmt wird, der
Wert für dieselbe bei dem Aschengehalt O dieselbe
Grosse aufweisenmüsste, wie die Bruttoverdampfung, d.h. also dass für diesen
Fall Punkt N mit B
zusammenfallen müsste.
Textabbildung Bd. 316, S. 184
Fig. 1.
Im übrigen war hier angenommen, dass der Wassergehalt nur einen verhältnismässig
geringen Wert (etwa 2%) aufweise, wie dies für gewöhnliche, nicht angefeuchtete
Kesselkohle (Steinkohle) in der Regel zutreffend sein wird. Je mehr dieser
Wassergehalt zunimmt, desto mehr werden die hier bestimmten, auf das Verbrennliche
der Kohle bezogenen Nettoverdampfungen von den wirklichen, bei einem
Verdampfungsversuch festgestellten abweichen, wie sich dies für Braunkohlen, deren
Wassergehalt durchweg sehr hoch ist, einstellen wird; doch wird im übrigen auch für
diese das hier Gesagte gelten.
(Schluss folgt.)