Titel: | Ueber Gasglühlichtversuche der französischen Leuchtturmbehörden. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 189 |
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Ueber Gasglühlichtversuche der französischen
Leuchtturmbehörden.
Ueber Gasglühlichtversuche der französischen
Leuchtturmbehörden.
Von Seite der technischen Abteilung der französischen Leuchtturmbehörden, dem
Dépôt des Phares, wurden bereits seit dem Jahre
1893 mit den verschiedensten Beleuchtungsstoffen, welche Eignung besitzen,
Gasglühlicht zu erzeugen, mannigfache und sehr eingehende Versuche durchgeführt,
deren Endergebnisse natürlich massgebend geworden sind für alle späterhin auf dem in
Rede stehenden Gebiete in Frankreich geschaffenen Neuerungen. Ein besonders
treibender Anlass, das Gasglühlicht dem Seewesen dienstbar zu machen, lag in dem
lebhaft fühlbaren Bedürfnis, namentlich die Leuchtstärken jener Strandfeuer
thunlichst zu verstärken, welche in zweiter oder dritter Linie stehend nicht genug
bedeutend sind, um die Schwierigkeiten und hohen Kosten elektrischer
BetriebsanlagenNach dem von der
französischen Regierung im Jahre 1882 aufgestellten und von der Kammer,
sowie dem Senate genehmigten Programme der Strandsicherungen an den
französischen Küsten war hinsichtlich 46 Leuchttürme die Einführung des
elektrischen Betriebes in Aussicht genommen, von denen bisher infolge
verschiedener Schwierigkeiten, namentlich aber der beträchtlichen Bau- und
Betriebskosten wegen bloss 15 thatsächlich im Sinne der Regierungsvorlage
eingerichtet worden sind.Anm. d. Red. zu rechtfertigen, oder die aus
anderen Gründen die Verwendung elektrischen Lichtes nicht gestatten.
Was fürs erste die Glühkörper anbelangt, welche bei
diesen Versuchen zur vergleichsweisen Erprobung gelangten, so hatte man diesfalls
sowohl Auer'sche Strümpfe, wie sie im Handel vorkommen,
als auch die bekannten, von Graf Delamarre verbesserten
Clamond'schen Korbgeflechte aus Kalk- oder
Magnesiaerde benutzt, und hierbei die ersteren entschieden weit zweckdienlicher und
vorteilhafter befunden, als die letzteren. Es blieb nur zu bedauern, dass bisher
keine Auer-Strümpfe von grösseren Abmessungen zur Verfügung standen, als das
gangbare Muster Nr. 2; in Kürze dürfte jedoch diesem Uebelstande abgeholfen werden,
insofern seitens der Französischen Auer-Gesellschaft
über Anregung der französischen Seebehörden die Herstellung und Anlieferung von
Strümpfen mit 30 mm bis 45 mm Durchmesser für ehestens in Aussicht gestellt worden
ist. Als Leuchtstoff wurden sowohl reines wie gemengtes
Acetylengas, gewöhnliches Steinkohlengas, Oelgas, Pintsch'sches Fettgas aus schottischem Torf, bituminösen Schiefer und
Petroleumrückständen, sowie Petroleumdämpfe u.s.w. unter verschiedenem Drucke
durchgeprobt. Von diesen Leuchtstoffen hat das Acetylengas ganz befriedigende
Resultate ergeben und sich, namentlich was die geringen Raumerfordernisse für die
Erzeugungsstellen betrifft, als unübertroffen erwiesen; nichtsdestoweniger liegen
noch einige aus Sicherheitsgründen, sowie aus wirtschaftlichen Gründen zu erhebende Bedenken
dagegen vor, weshalb vorläufig die Versuche damit noch weiter fortgesetzt werden.
Das Kohlengas zeigt sich mit einem schweren Nachteil behaftet, indem es den Druck,
welcher erforderlich wäre, um die Maximalleistung der Glühlampen zu erzielen, nur
mit Schwierigkeiten oder vielmehr gar nicht erreichen lässt, weil es schon bei
niedrigem Drucke störende Verdichtungen erleidet. Im übrigen stellt sich der Preis
desselben für Leuchttürme, welche nicht direkt mit einer Leuchtgasfabrik verbunden
sind, bei Lieferung gleicher Lichtstärken so ziemlich dem Preise des Pintsch'schen Gases gleich, welch letzteres jedoch den
Vorzug besitzt, einen Druck von 10 bis 12 at ohne schädliche Kondensation zu
ertragen, wodurch es eben auch ermöglicht wird, dasselbe in verhältnismässig kleinen
Behältern leicht zu verführen. Pur die Erzeugung dieses Gases sind gleichfalls nur
Räumlichkeiten von bescheidener Ausdehnung erforderlich und die Bedienung der
betreffenden Einrichtungen ist so einfach, dass sie ohne Bedenken den gewöhnlichen
Leuchtturmwärtern anvertraut werden darf. Die Kosten eines solchen Gaswerkes
belaufen sich auf ungefähr 2000 Frs. und der Erzeugungspreis für 1 cbm Gas
überschreitet durchschnittlich nicht 1 Frs. An den französischen Küsten wird
überdies zur Zeit das Pintsch'sche Gas auch für die
beleuchteten Bojen verwendet, so dass nicht selten gleich der Bedarf für beide
Zwecke von einem und demselben Gaswerke gedeckt werden kann, was natürlich
wirtschaftlich sehr vorteilhaft ist. Dieses Gas besitzt endlich auch noch eine
nennenswert höhere Leuchtkraft als das Steinkohlengas und vereinigt somit alle
Eigenschaften in sich, welche es für die Erzeugung von Glühlicht im Seedienste wohl
geeignet und vorzüglich verwendbar machen.
Pur sehr bemerkenswert dürfen die Versuchsergebnisse gelten, welche in Hinsicht des
günstigsten Gasdruckes gewonnen worden sind. Es hatte sich nämlich gleich anfänglich
herausgestellt, dass das Gasglühlicht bei dem geringen Drucke, unter welchem für
gewöhnlich die Anlagen für Strassenbeleuchtung betrieben werden, gegenüber den
Doppelbrennern, wie sie bei den französischen Leuchttürmen im Gebrauche standen oder
noch stehen, kaum irgend einen nennenswerten Vorteil erzielen lässt, und dass sich
somit diese Art von Glühlichtbeleuchtung eben nur ganz ausnahmsweise zur Einführung
empfiehlt, im Palle nämlich das Gas von einem bestehenden Werke unmittelbar und zu
ganz besonders billigen Preisen bezogen werden kann. Dasselbe gilt nicht etwa bloss
betreffs des gewöhnlichen Kohlengases, sondern ebensowohl für jene Gasarten, welche
eine grössere Leuchtkraft liefern als das erstgenannte, denn ein wirklicher Gewinn
lässt sich in allen Fällen nur durch erhöhten Druck erzielen, indem unter dieser
Voraussetzung zum Glühkörper in derselben Zeiteinheit beträchtlichere
Leuchtstoffmengen zugeführt werden können, welche hier eine beschleunigte,
reichlichere Verbrennung, also auch eine Zunahme der Temperatur und als letzte Folge
die Erhöhung der inneren Leuchtstärke des Glühkörpers bewirken. Nach den gemachten
Erfahrungen erscheint es zu einer möglichst wirksamen Verbrennung erforderlich,
beiläufig das 8fache Volumen an Gas dem Strumpfe zuzuführen, als es bei
gewöhnlichem, niedrigem Drucke geschieht; bei Mengen, welche nennenswert über dieses
Mass hinausgehen, tritt jedoch in der Regel bereits eine Zerstörung des Glühkörpers
ein. Es hat sich ferner ergeben, dass der stündliche Verbrauch an Leuchtstoff für
die Einheit der Lichtstärke in demselben Verhältnisse abnimmt, als die Pressung des
Gases zunimmt, bis letztere 0,1 kg pro Quadratcentimeter erreicht hat. Bei weiterer
Steigerung der Kompression erhöht sich wohl auch im gleichen Masse die Leuchtkraft,
allein der stündliche Verbrauch an Gas pro Carcel weist dann keine weitere
Herabminderung mehr auf. Was hierbei die Grenzen nach aufwärts anbelangt, welche
nicht überschritten werden sollen, um nicht die Haltbarkeit des Glühkörpers zu
gefährden, so ist dieselbe mit einem Drucke bemessen worden, der jenem einer
Wassersäule von 1,60 m gleicht. Uebrigens lassen späterhin in der Praxis gewonnene
Erfahrungen erhoffen, dass man den bezeichneten Gasdruck bei den neueren Strümpfen
der Französischen Auer-Gesellschaft bis auf 2,00 m
wirderhöhen können. Alle vorstehenden Ziffern sind, was neuerlich hervorgehoben
werden muss, lediglich für die an den französischen Leuchttürmen im Gebrauche
stehenden Brenner und die im Handel geführten Auer-Strümpfe Nr. 2 gewonnen worden
und sie würden sich möglicherweise für andere Brenner und andere Glühkörper
wesentlich ändern.
Textabbildung Bd. 316, S. 190
Fig. 1.Gasglühlichtbrenner für die französischen Leuchttürme.
Eine zweite wichtige Aufgabe lag in der Peststellung der praktischen Bedingungen für
die Zufuhr von Luft, welche zur günstigen Verbrennung des unter hohem Drucke
befindlichen Gases geboten erscheint. In dieser Beziehung hat man das erstrebte Ziel
mit sehr einfachen Mitteln in einer nahezu vollkommenen Weise zu erreichen vermocht,
nämlich lediglich mit Hilfe der in Fig. 1 ersichtlich
gemachten Anordnung des Brenners. Derselbe besteht aus dem vertikalen Rohre T von bestimmter Länge, das als obersten Abschluss den
Bunsen-Brenner B trägt. Auf dem letzteren steckt der
Auer-Strumpf C, der von einer an der Röhre T verstellbar angebrachten Drahtschlinge D festgehalten wird. Unten an der Röhre T tritt bei E das
komprimierte Gas in den Brenner, wobei es gezwungen ist, über den in T eingesetzten Ejektor t
zu streichen; hierdurch wird in bekannter Weise atmosphärische Luft in das Rohr T gesaugt, die sich mit dem Leuchtgas vermischt. Das
Gemenge, welches demzufolge in den Bunsen-Brenner B
gelangt, ist bei richtiger Wahl der Abmessungen des Ejektors und der Rohrlänge
zwischen E und B so innig
und gleichmässig, dass alle anderweitigen Mittel zur Förderung der Gasmischung, wie
sie früher vielfach empfohlen und für unentbehrlich gehalten wurden, vollständig
erspart bleiben können. Die Menge des innerhalb einer Zeiteinheit der Flamme
zugeführten Leuchtstoffes hängt erklärlichermassen von dem Gasdrucke und der Weite
des Ejektors ab, während der Zufluss der atmosphärischen Luft durch die Grosse der
mit dem Innenkegel des Ejektors in Verbindung stehenden freien Einströmungsöffnungen
an dem unteren Ende der Röhre T bestimmt ist. Letztere,
welche durch das Vor- oder Zurückdrehen eines Kupferscheibchens vergrössert oder
verkleinert werden können, müssen natürlich so einreguliert werden, dass die
Verbrennung in der Flamme die möglichst vollkommenste wird, was sich aus der
Flammenform und dem Verhalten des Glühkörpers unschwer erkennen lässt. Diese
Erscheinungen, welche sich allerdings leichter durch den Augenschein als durch
Beschreibungen feststellen lassen, erweisen sich in der Praxis so charakteristisch
und auffällig, dass die Leuchtturmwärter sie in kürzester Zeit genau kennen, und
sehr bald es erlernen, die etwa erforderlich werdende Regulierung der Luftzufuhr an
den Brennern dem jeweiligen Bedürfnisse gemäss durchzuführen.
Schon im Jahre 1894 hatte man in Frankreich damit begonnen, in einzelnen Leuchttürmen
Gasglühlicht unter hohem Druck mittels der vorgeschilderten Brenner zur Anwendung zu
bringen, und zwar wurden die ersten solchen Anlagen in dem Leuchtturm des Hafens Saint-Nazaire und in jenem von Royan eingerichtet. Die hier erzielten Ergebnisse waren gleich von Anfang
an die befriedigendsten; es sind keinerlei Betriebsstörungen oder Unfälle
vorgekommen und die durchschnittliche Dauer der Strümpfe stellt sich auf 800
Brennstunden. Diese Strümpfe, welche, wie Fig. 1
zeigt, ohne Schutzcylinder frei in der Flamme stehen, bleiben, ohne dass man sie
berührt, bis zu ihrem Bruche am Platze; nur in den grösseren Lichtanlagen werden sie
während des Tages durch eigene Glasstürze überdeckt, damit sie einerseits bei den
Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten nicht gefährdet werden können, und
andererseits, um sie vor Verstaubung zu schützen. Die zwei obengenannten ältesten,
sowie eine Reihe jüngerer ähnlicher Anlagen von bescheidener Ausdehnung sind mit der
neuen Beleuchtungseinrichtung im Strandturm von Chassiron an der Nordspitze der Insel Oléron
zum Abschlusse gelangt. Die in diesem Leuchtturme benutzte optische Anordnung ist aber
eine solche erster Ordnung und wird durch
Sechsfachbrenner beleuchtet. Zur Beschaffung des Leuchtstoffes hat man in den
Untergeschossen des Turmes ein eigenes Pintsch-Gaswerk errichtet, welches alle 14
Tage den erforderlichen Vorrat erzeugt und lediglich von den Leuchtturmwärtern
geleitet und betrieben wird; auch diese grosse Anlage lässt, was die
Regelmässigkeit, die Sicherheit und Einfachheit des Beleuchtungsdienstes anbelangt,
nichts zu wünschen übrig. Es darf nebstdem nicht unerwähnt bleiben, dass im
Leuchtturm von Chassiron gleichwie bei den älteren,
kleineren Anlagen für eine Notbeleuchtung durch Petroleumbrenner derart vorgesorgt
ist, dass die letztere stets in Bereitschaft steht und in wenigen Minuten in Dienst
gesetzt werden kann, wenn die Gasglühlichtbeleuchtung versagen sollte, dass aber
alle Jahre her noch niemals und nirgends ein solcher Fall eingetreten ist. Mit
Rücksicht auf diese vortrefflichen Erfahrungen würden die Leuchtturmeinrichtungen
nach dem Muster von Chassiron in Frankreich sich wohl
rasch und allgemein weiterverbreitet haben, wenn es nicht inzwischen dem Dépôt des Phares gelungen wäre, in Verfolgung der
Glühlichtversuche neue Feststellungen zu machen, die gegenüber den früheren Erfolgen
wieder einen wichtigen Fortschritt bedeuten.
Bekanntlich haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Erfinder damit beschäftigt,
Glühlicht auch mittels tropfbar flüssiger Leuchtstoffe, wie Spiritus,
Petroleumäther, Benzin u.s.w., zu stände zu bringen, allein die Leuchtkraft, welche
von solchen Lampen geleistet werden kann, bleibt in der Regel hinter jener, welche
Oel- oder Fettgas erzeugt, weit zurück. Da übrigens die vorgedachten tropfbar
flüssigen Brennstoffe für Glühlampen ausnahmslos sehr flüchtig sind, so haftet ihnen
stets mehr oder minder die Explosionsgefahr an und zugleich ist ihr Preis für alle
Fälle höher, als jener des für den Dienst der Leuchttürme benutzten, gewöhnlichen
Brennpetroleums. Für die interessierten Seebehörden wäre also von vornherein sowohl
aus Sicherheitsgründen wie aus Sparsamkeitsrücksichten kein Anlass vorgelegen, die
Petroleum- oder Spiritusglühlampen in das Bereich ihrer Versuche mit einzubeziehen,
wenn man nicht doch Wert darauf gelegt hätte, zu erproben, ob sich nicht etwa mit
dem gewöhnlichen Brennpetroleum der Leuchttürme vorteilhaft Glühlicht erzeugen
lasse. In der That haben die bezüglichen Bemühungen, welche zur Verwendung von
komprimierten Petroleumdämpfen führten, ganz befriedigende und namentlich in
wirtschaftlicher Beziehung günstige Erfolge ergeben. Die Petroleumglühlichtbrenner,
welche auf Grund der Versuche des Dépôt des Phares für
die französischen Leuchtturmanlagen angenommen wurden, haben allerdings manche
Eigentümlichkeiten, sind jedoch in Wesenheit nach demselben Grundsatze angeordnet,
wie die meisten einschlägigen, im Handel vorkommenden Lampengattungen, insofern auch
bei ihnen das flüssige Leuchtmaterial auf dem Wege zum Brenner erst einer Erhitzung
durch die Glühflamme unterworfen ist. Es gelangt auf diese Weise nur dampfförmiges
Petroleum in den Bunsen-Brenner, nachdem es sich mit der zur vollständigen
Verbrennung erforderlichen Luftmenge vermischt hat. Letzteres geschieht auch bei
diesen Petroleumglühlichtbrennern mit Hilfe desselben ejektorartigen Rohreinsatzes,
welcher bei den in Fig. 1 dargestellten
Gasglühlichtbrennern angewendet ist.
Was die Verdampfungsvorrichtung anbelangt, so hat man es für geboten erkannt,
derselben eine möglichst grosse Ausdehnung oder, wenn man sich so ausdrücken darf,
eine thunlichst grosse Heizfläche zu geben. Zu diesem Zwecke erhält für gewisse
Anwendungsfälle das – in der Zeichnung einseitig abgehobene – Zuführungsrohr R1R2 (Fig. 2) die Form eines Hufeisens, dessen beide
Schenkel rechts und links in gleichen Abständen vom Bunsen-Brenner B ihren Platz haben, während ihr Verbindungsbogen den
Glühstrumpf oberhalb seines Scheitels überbrückt. Derartige Anordnungen lassen sich
ersichtlichermassen ohne irgend einer schädlichen Einbusse an der Lichtwirkung
überall dort zur Verwendung bringen, wo nur ein
Richtfeuer zu geben und sonach nur ein Linsensatz
vorhanden ist. Ebenso kann man U-förmige Verdampfer ganz
gut bei Anlagen benutzen, die nach zwei oder nach vierSeiten Blitzlicht abzugeben haben, wenn die
Rohre R1R2 (Fig. 2) diagonal, d.h. so gestellt werden, dass ihre
Hauptrichtung mit jener der Winkelsparren des Linsengestelles zusammenfällt. Diese
Unschädlichmachung der Röhrenschatten ist eine dauernde, weil sich ja bei den
gedachten Blickfeueranlagen die Glühlichtbrenner mit der optischen Einrichtung
gemeinsam drehen und sonach die ersteren gegenüber der letzteren ihre ursprüngliche
Lage stetig unverändert beibehalten. Für Leuchttürme mit Blickfeuer nach drei Richtungen oder für solche, wo noch altartige
Einrichtungen vorhanden sind, bei denen sich bloss die Scheinwerfer drehen, die
Lampen jedoch fix bleiben, wird es nötig, wenigstens den einen U-Arm des Verdampfers wegzubringen, damit keine störenden Schatten
auftreten können. Für diese Fälle lässt sich die in Fig.
3 ersichtliche Anordnung benutzen, welche auch noch den Vorteil besitzt,
dass die nunmehr parallel nebeneinander liegenden Rohrstücke R1 und R2 durch ein gemeinsames, gefässartig ausgestaltetes
Verbindungsstück M, welches gleichsam den Bogen des U der in Fig. 2
dargestellten Brennerform vertritt, für die Reinigung sehr leicht zugängig gemacht
sind. Um den Schatten der Röhren R1 und R2 jeden störenden Einflusses zu entkleiden, werden
die Lampen in Leuchttürmen, welche nach drei Richtungen Blickfeuer werfen, einfach
der vierten, dunklen Richtung zugewendet, in Leuchttürmen mit unbeweglicher
Lampeneinrichtung hingegen der senkrechten Mittelachse der Anlage zugekehrt. Bei
beiden Brennerformen geschieht die Einleitung der Petroleumverdampfung – das
Anzünden der Lampe – durch direkte Erwärmung der Röhren R1R2 mit Hilfe einer tragbaren Spiritusflamme.
Textabbildung Bd. 316, S. 191
Fig. 2.Petroleumglühlichtbrenner mit U-förmigen Verdampfer
Textabbildung Bd. 316, S. 191
Fig. 3.Petroleumglühlichtbrenner mit bogenförmigen Verdampfer
Die nämlichen, weiter oben dargelegten Erwägungen, welche beim Gasglühlicht zu
Gunsten des Druckes sprechen, machen sich auch hinsichtlich des Petroleumglühlichtes
geltend, doch spielt hier der Druck, unter welchem der flüchtige Leuchtstoff sich
befindet, eine noch wichtigere Rolle, insofern er einerseits die Glühlichttemperatur
steigert, sonach andererseits die Hitze der Petroleumdämpfe erhöht und umgekehrt.
Man erhält auf diesem Wege überhitzte, sehr trockene Petroleumdämpfe, die für die
betriebssichere Reinhaltung der Brenner sehr günstig wirken. Einrichtungen unter
angemessen hohem Drucke erfordern ungleich weniger Pflege und Aufsicht, als solche
mit geringem Drucke, bei denen namentlich häufige Rohrverstopfungen vorkommen, die
gleich beim Anzünden sehr lästig auftreten und viel Mühe verursachen können. Weitere
wertvolle Rückwirkungen des hohen Druckes sind die Hintanhaltung von Schwankungen in
den Lichtstärken und die Verhinderung des Ausspritzens flüssigen Petroleums in den
Glühstrumpf. Um aber alle diese Vorteile zu erzielen, soll gemäss den
Versuchsergebnissen mindestens ein Druck von 2 kg pro Quadratcentimeter vorhanden
sein, und ist es günstig, denselben über diese untere Grenze hinaus noch zu steigern.
Diese Erhöhung kann ohne jegliche Einbusse an den Vorteilen etwa bis zum Doppelten
getrieben werden, in welchem Falle sich der stündliche Petroleumverbrauch in den
geschilderten Brennern auf 4 g pro Carcel Lichtstärke herausstellt. Im praktischen
Leuchtturmbetriebe kann sich allerdings der Leuchtstoffverbrauch, namentlich infolge
gewisser Lässigkeiten der Wärter, etwas ungünstiger ergeben und im Durchschnitte auf
etwa 5 g steigern, allein selbst diese Verbrauchsziffer ist noch immer wesentlich
günstiger als jene, welche die im Handel vorkommenden Petroleumglühlampen
aufweisen.
Da das Petroleum, wie alle Kohlenwasserstoffverbindungen, den Nachteil besitzt, bei
seiner Verdampfung Teerrückstände zu erzeugen, die sich an die Innenwände der
Verdampfer absetzen, und die für den geregelten Betrieb von Leuchttürmen eine recht
störende Misslichkeit bilden können, so sind zuvörderst die betreffenden Röhren in
den Brennern (Fig. 2 und 3) derart angeordnet worden, dass es möglich ist, sie leicht abzunehmen
und ihr Inneres mittels einer biegsamen, auf Metalldraht angebrachten Rosshaarbürste
vollkommen zu reinigen. Obwohl es nun keineswegs unbedingt nötig erscheint, die
Verdampferröhren alle Tage in vorgedachter Weise auszuputzen, so empfiehlt es sich
nichtsdestoweniger – schon der Ordnung und regelmässigen Dienstführung halber – für
alle Fälle die alltägliche Durchführung dieser
Instandhaltungsarbeit strenge vorzuschreiben, damit von vorhinein jeder
nennenswerten Ansammlung von Rückständen vorgebeugt werde. Um es zu verhindern, dass
Teilchen der festen Abscheidungen in den Ejektor oder in den Bunsen-Brenner geraten,
wo sie eine betriebsstörende Verstopfung herbeiführen würden, hat man es ferner für
zweckdienlich befunden, vor diesen Teilen in den Rohrkuppelungen einen
kapselförmigen Raum auszusparen und hier ein Sieb einzulegen, welches also der
Leuchtstoff auf seinem Wege passieren muss. Diese zwei Siebe oder Filter, welche aus
fünffach zusammengefaltetem feinstem Drahtgewebe bestehen, werden alle Tage,
morgens, gelegentlich der Reinigung der Verdampferrohre gegen frische ausgewechselt.
Wenn diese Verrichtungen pünktlich und ordentlich erfolgen, so ist hierdurch das
gute Arbeiten der Brenner für die Nacht verbürgt und die Wärter haben im Verlaufe
der Beleuchtungszeit keine weitere Mühe mehr aufzuwenden. Wie man sieht, sind die
Anforderungen an Pflege bei Petroleumglühlicht allerdings grösser als bei
Gasglühlicht, aber doch wieder viel kleiner als bei der gewöhnlichen
Petroleumbeleuchtung; auch wird sich ein gewissenhafter, anstelliger Wärter, wie die
Erfahrung lehrte, gar bald so gut in den Dienst einarbeiten, dass er ihn ebenso
leicht als rasch zu verrichten vermag. Für jeden der in Fig. 2 und 3 dargestellten Brenner ist ein
Petroleumvorratsbehälter Q (Fig. 4) erforderlich, welcher mindestens 4 1 Fassungsraum besitzen muss,
und durch ein Speiserohr P1 mit ersterem in Verbindung steht. Ein zweiter zugehöriger Teil ist ein
für mindestens 12 kg Druck geprüfter Behälter A, der
denselben Querschnitt hat wie Q, und in welchem sich
während des Betriebes Pressluft befindet, die den Druck auf die Oberfläche des
Petroleums in Q überträgt. Das Füllen des Behälters A – und zwar für gewöhnlich bis zu einem Drucke von
beiläufig 6 kg – hat jeden Abend vor dem Anbrennen zu geschehen und wird mit Hilfe
einer kleinen, doppelstiefeligen Luftpumpe sehr rasch bewerkstelligt. In die
Rohrleitung P2, durch
welche die Pressluft von A nach Q gelangt, ist ein Manometer eingeschaltet, dann ein
kleiner Fournier'scher Lufthahn, mit dessen Hilfe sich
die Spannung in A bezw. Q
selbstthätig reguliert, und endlich ein Absperrventil W
mit Schraubenverschluss. Die Anbringung dieser Einrichtung unterliegt im allgemeinen
keiner Schwierigkeit, weil man sich hierin eben fast immer einfachdurch die
passende Anordnung der Rohrleitungen P1 und P2 helfen kann. Es erübrigt schliesslich nur noch
beizufügen, dass in Frankreich bei allen bisherigen praktischen Anlagen mit
Petroleumglühlicht auch noch Dochtlampen als Notbehelf vorgesehen sind.
Textabbildung Bd. 316, S. 192
Fig. 4.Petroleumglühlichtbrenner nebst zugehörigem Leuchtstoff- und
Pressluftbehälter
Die erste solche Anwendung kam Ende des Jahres 1898 zu stände, nachdem sich das Dépôt des Phares vorher zwei volle Jahre hindurch mit
den betreffenden Vorversuchen beschäftigt hatte. Es handelte sich um den Leuchtturm
vierter Ordnung auf der Insel Penfret (Finistère),
welcher mit zwei Scheinwerfern und Blickfeuer eingerichtet ist. Die Pressluft- und
Petroleumbehälter (A und Q
in Fig. 4) sind hier an dem Quecksilberschwimmer
angebracht worden und drehen sich also mit denselben mit. Anfangs 1899 erfolgte die
Umgestaltung der Leuchtanlagen des frei in der See stehenden Leuchtturmes dritter
Ordnung bei Four (Finistère) für Petroleumglühlicht und
bald darauf jene des gleichfalls frei stehenden Leuchtturmes zweiter Ordnung bei Roches-Douvres; in beiden Fällen konnten die
Glühlichtbrenner einfach an die Stelle der alten Dochtbrenner gesetzt werden, doch
ist die Anordnung derart, dass die neuen Brenner immer wieder durch die alten rasch
ersetzt werden können, wenn sich dies als notwendig herausstellen würde. Im gleichen
Jahre kamen dann die Leuchttürme von Grave (Gironde),
von Trezien (Finistère) und von Saint-Mathieu (Finistère) an die Reihe, in welchen bloss einseitige
Richtfeuer zu geben sind, und daher die Pressluft- und Petroleumbehälter stabil
untergebracht und besonders umfänglich und druckfest ausgeführt werden konnten.
Anfangs verflossenen Jahres wurde sodann der Leuchtturm vierter Ordnung von Kermorvan (Finistère), sowie der Leuchtturm von Grands-Charpentiers (Loire-Inférieure), welche beide
für Fünfminutenfeuer eingerichtet sind, mit Petroleumglühlicht versehen. Hier hat
man, um den örtlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, zum erstenmal die in Fig. 3 ersichtlich gemachte Verdampferform in Gebrauch
genommen, wogegen in allen früheren Fällen mit den U-förmigen Verdampferröhren nach Fig. 2 das
Auslangen gefunden worden war. Alle diese hier angeführten oder seither entstandenen
einschlägigen Anlagen haben sich in jeder Beziehung vortrefflich bewährt, und
während sich die laufenden Betriebskosten der umgestalteten Leuchttürme gar nicht
oder doch nur ganz geringfügig erhöht haben, ist ihre Leistungsfähigkeit ganz
wesentlich gestiegen. Die französischen Seebehörden haben denn auch auf Grund der so
sehr befriedigenden Ergebnisse die Verfügung getroffen, dass mit der Auswechselung
der Dochtlampen gegen Petroleumglühlampen in regem Masse fortzusetzen sei. Ausserdem
soll aber auch bei Errichtung neuer Leuchttürme, soweit die örtliche Eignung hierzu
vorhanden ist, künftighin ausschliesslich Petroleumglühlicht zur Verwendung
kommen.