Titel: | Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 207 |
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Die Dampfmaschinen der Pariser
Weltausstellung.
Von Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Schluss von S. 184 d. Bd.)
Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung.
Die von der Firma F. Ringhoffer in Smichow bei Prag
ausgestellte stehende Dreifach – Expansionsmaschine von normal 1600 und maximal 2000
PSi bei 12 at Eintrittspannung war mit einer Gleichstromdynamo der Firma Siemens und Halske in Wien für eine Leistung von 1000
Kilo-Watt bei 95 minutlichen Umdrehungen direkt gekuppelt.
Wie Fig. 91 und 92 erkennen lassen,
setzt sich die Maschine aus vier Cylindern – zwei Hochdruckcylindern von je 550 mm,
einem Mitteldruckcylinder von 1150 mm und einem Niederdruckcylinder von 1650 mm
Durchmesser – zusammen; der gemeinsame Kolbenhub beträgt 900 mm, entsprechend einer
Kolbengeschwindigkeit von 2,85 m in der Sekunde.
Der eine Hochdruckcylinder liegt über dem Mitteldruck-, der andere über dem
Niederdruckcylinder. Jede aus zwei in Tandem übereinander liegenden Cylindern
bestehende Maschinengruppe bethätigt eine Kurbelwelle, die beide mit dem die Dynamo
tragenden mittleren Wellenteil durch Flanschenverschraubungen verbunden sind. Die
Kurbeln sind um 90° gegenseitig versetzt und es eilt die Niederdruckkurbel der
Mitteldruckkurbel vor.
Die Fundamentplatte jeder Maschinengruppe ist mit zwei Lagern zusammengegossen, deren
aus Gussstahl gefertigte Schalen mit Weissmetall ausgefüttert sind. Zum Ansammeln
des zur Schmierung benutzten Oeles dienen muldenförmige Fangschalen der
Fundamentplatten. Auf den letzteren ruhen mit je vier Spreizen in Form einer
Pyramide die der Länge nach geteilten und durch warm aufgezogene Schwindringe
vereinigten kräftigen Maschinenständer. Behufs gegenseitiger Absteifung sind
dieselben durch gusseiserne Zwischenstücke miteinander verbunden, die gleichzeitig
auch zum Tragen zweier grösserer Bühnen dienen. Zwei kleinere Bühnen ermöglichen die
bequeme Zugänglichkeit der aus Gussstahl gefertigten Kreuzköpfe, die mittels
nachstellbarer Schuhe in den cylindrischen Führungen der oberen Ständerteile
gleiten. Die Kolbenstangen sind aus je einem einzigen Block aus Martin-Stahl
geschmiedet.
Mitteldruck- und Niederdruckcylinder sind ohne Dampfmäntel ausgeführt. Zum Anwärmen
derselben dienen besondere Ventile, mittels welcher eine direkte Dampfeinführung
möglich ist. Die Hochdruckcylinder haben Dampfmäntel, welche vor dem Ingangsetzen
der Maschine mit Frischdampf gespeist werden, nachdem aber den in diesen Cylindern
wirksam gewesenen Dampf aufnehmen, so dass die Mäntel auch gleichzeitig als Receiver
für den in den Mitteldruckcylinder strömenden Dampf dienen!
Durch die Anordnung von zwei Hochdruckcylindern an Stelle eines einzigen werden die
Drücke, denen die Kolbenstangen ausgesetzt sind, erheblich vermindert; sie verteilen
sich auf zwei derartige Stangen, was auch für die Gleichförmigkeit der Bewegung der
Maschine von Vorteil ist, so dass ein verhältnismässig leichtes Schwungrad
ausreicht. Ferner wird durch diese Teilung eine rasche Verstellung des Regulators
ermöglicht u.a.m.
Was noch die Heizung der Hochdruckcylinder durch den Auspuffdampf derselben
anbetrifft, so soll diese Einrichtung nach Angabe der Firma beim Arbeiten der
Maschine mit überhitztem Dampf insofern besondere Vorteile bieten, als dadurch eine
kühlende Einwirkung auf die Laufflächen dieser Cylinder geschaffen wird, welche die
Schmierung erleichtert.
Die Dampfverteilung der Hochdruckcylinder regeln je vier Doppelsitzventile
mittels der schon mehrfach beschriebenen auslösenden Collmann-Steuerung mit
Flüssigkeitspuffern in der in Fig. 92 ersichtlichen Weise, während die anderen Cylinder mit
Corliss-Schiebern ausgerüstet sind, von denen diejenigen für die Ein- und
Ausströmung des Mitteldruckcylinders unabhängig voneinander von zwei verschiedenen
Exzentern bethätigt werden. Die zum Niederdruckcylinder gehörigen vier
Corliss-Schieber werden mittels Lenkstangen einer Schwingscheibe und diese selbst
von einer auf dem äussersten Ende der Schwungradwelle befestigten Kurbel aus bewegt.
Am anderen Ende der genannten Welle ist der als Flachregler ausgebildete Regulator
befestigt.
Die beiden vorhandenen Kondensatoren und zugehörigen doppeltwirkenden stehenden
Luftpumpen sind unter Maschinenflur aufgestellt. Letztere erhalten ihren Antrieb
durch Lenkstangen und Schwinghebel vom Kreuzkopf der Niederdruckseite der Maschine
aus. Sie arbeiten nach Angabe von Prof. Dörfel in Prag
mit „Verbundwirkung“, indem, wie in Fig. 93 und 94 ersichtlich, durch
einen mit dem oberen Cylinderraum in Verbindung stehenden künstlichen Luftsack der
Saugdruck dieses Raumes auf etwa 0,5 at gebracht wird, was die Dauer der Klappen
erhöhen muss, ohne die volumetrische Förderung merklich zu beeinflussen. Die
Schmierung der Hauptlager, der Kurbelzapfen, der Kreuzköpfe und ihrer Führungen, der
Exzenter und der zur Bewegung der Luftpumpen dienenden Stangen geschieht von einem
auf der oberen Bühne aufgestellten Zentralölbehälter aus.
Als Verbrauch an überhitztem Dampf von 330 bis 340° C. und 12 at Eintrittsspannung
werden 4,4 kg für 1 PSi/Std. angegeben.
Eine kleinere liegende Eincylindermaschine mit Rider-Steuerung der Société anonyme Liégeoise pour la construction de
machines in Lüttich zeigt beachtenswerte Einrichtungen zur selbstthätigen
Entfernung des im Schieberkasten und in dem Dampfmantel des Cylinders angesammelten
Kondenswassers.
Die in Fig. 95 bis 98 ersichtliche Maschine
hat nachstehende Hauptabmessungen:
Cylinderdurchmesser
300
mm
Kolbenhub
500
„
Minutliche Umdrehungszahl
120
Schwungraddurchmesser
2,300
m
Der frische Kesseldampf strömt nach Oeffnen eines unmittelbar am Cylinder befestigten
Anlassventils zunächst in den Mantel desselben, aus diesem durch den oberen Kanal
A in den mit dem Cylinder zusammengegossenen
Schieberkasten, während zwei ebenfalls mit dem Dampfmantel in Verbindung stehende
untere Kanäle B zur Abführung des in dem letzteren
angesammelten Kondenswassers dienen. Um die selbstthätige Entleerung des
Schieberkastens in den unteren Teil des Dampfmantels zu erleichtern, trägt der
Cylinder, wie in Fig.
98 ersichtlich, eine vorspringende Leiste C,
die ausser an zwei Stellen, wo sie auf einige Centimeter Länge unterbrochen ist, bis
nahezu an die eingesetzte Lauf büchse des Cylinders herantritt. Ein am tiefsten
Punkte des Dampfmantels sitzendes Ablassventil steht mit einem selbstthätigen
Wasserabscheider in Verbindung.
Der zur Verhinderung eines etwaigen Gleitens mittels Gelenkkette angetriebene
Kugelregulator gestattet eine Veränderung der Tourenzahl des Motors innerhalb
gewisser Grenzen.
Textabbildung Bd. 316, S. 208
Dreifach-Expansionsmaschine von 2000 PSi von Ringhoffer
Die Lager der Schwungradwelle sind cylindrisch undnachstellbar. Die Treibstange
hat vorn einen geschlossenen Kopf mit durch Keil und Schraube nachstellbaren Lagern;
das hintere gegabelte Ende derselben ist durch Klemmschrauben mit dem cylindrischen
Kreuzkopfzapfen verbunden.
Die von der Société anonyme des Hauts-Fourneaux de
Maubeuge in Maubeuge (Nordfrankreich) zur Ausstellung gebrachte liegende
Eincylindermaschine von 500 PS arbeitet mit einer auslösenden Ventilsteuerung,
Bauart A. Hoyois.
Textabbildung Bd. 316, S. 209
Doppeltwirkende Luftpumpe zur Maschine von Ringhoffer.
Textabbildung Bd. 316, S. 209
Eincylindermaschine von der Société anonyme Liégeoise pour la construction de
machines.
Sie war mit einer Gleichstromdynamo derselben Firma, die bei
120 minutlichen Umdrehungen 280 Kilo-Watt für Stromvon 1120 Ampère bei 250 Volt
leistet, direkt gekuppelt. Die Maschine hat 750 mm Cylinderdurchmesser und 700 mm
Hub. Die hinlänglich bekannte Steuerung gestattet veränderliche Füllungen von Null
bis zu 80% des Kolbenhubes.
Die von Willans und Robinson in Rugby (England)
ausgestellte Drillings-Dreifachexpansionsmaschine, Bauart Willans – die stärkste Maschine der Ausstellung –, besitzt je drei
Hochdruckcylinder von 480 mm, drei Mitteldruckcylinder von 770 mm und drei
Niederdruckcylinder von 1250 mm Durchmesser. Der gemeinsame Kolbenhub beträgt 600
mm. Die Maschine entwickelt bei 10 kg/qcm Ueberdruck des Arbeitsdampfes mit 200
minutlichen Umdrehungen normal 2400 PSi. Die mit
einer Gleichstromdynamo der Firma Siemens Brothers für
eine Leistung von 1500 Kilo-Watt direkt gekuppelte Maschine zeigte keinerlei
Abweichungen von der bisherigen Bauart.
Auch die Société anonyme des anciens ateliers de construction
van den Kerckhove in Gand hatte mehrere Willans-Maschinen für kleinere
Leistungen ausgestellt.
Die äussere Ansicht einer von der Ball Engine Co. in
Erie, Pa, in der nordamerikanischen Maschinenhalle in Vincennes ausgestellten
liegenden Tandemverbundmaschine von 300 PS zeigt Fig. 99.
Bemerkenswert ist die Einrichtung, welche behufs Erzielung einer selbstthätigen und
ökonomischen Schmierung der bewegten Teile dieser Maschine getroffen wurde.
Dieselben werden, wie die Abbildung erkennen lässt, von einer gusseisernen Haube
vollständig bedeckt gehalten und durch die bei ihrer Drehbewegung in ein Oelbad des
Maschinenrahmens tauchende Kurbelscheibe in geeigneter Weise mit dem nötigen
Schmiermaterial versehen. Damit das Oel kühl bleibt und sich nicht mit etwaigem
durch die vordere Stopfbüchse des am Maschinenrahmen direkt befestigten
Niederdruckcylinders tretenden Kondenswasser mischt, ist, wie die in Fig. 100 und 101 im Schnitt dargestellten Abbildungen einer
eincylindrigen derartigen Maschine erkennen lassen, die Verbindung zwischen Cylinder
und Kreuzkopfführung durch eine Wand a des
Maschinenrahmens unterbrochen. Zur Entfernung des Oeles aus der Maschine bezw. zur
Erkennung des Flüssigkeitsspiegels in dieser dient ein vorn, an der tiefsten Stelle
des Maschinen -rahinens sitzender, mit einem Schauglas vereinigter Ablasshahn. Um
ein Nachziehen der vorderen Kolbenstangenstopfbüchse, der Lagerschalen des
Kreuzkopf- und Kurbelzapfens u.s.w. zu ermöglichen, sind entsprechende Oeffnungen in
der Haube angebracht, die für gewöhnlich durch abnehmbare Deckel geschlossen
werden.
Der Hochdruckcylinder stützt sich auf eine Säule der nach hinten verlängerten
Fundamentplatte; er steht mit dem Niederdruckcylinder durch ein mit seitlichen
Durchbrechungen versehenes Zwischenstück in Verbindung. Der Schieberkasten des
Hochdruckcylinders liegt auf der einen, derjenige des Niederdruckcylinders auf der anderen
Seite der Maschine. Zur Dampfverteilung beider Cylinder dienen entlastete Schieber
der in Fig. 102 und
103 ersichtlichen
Bauart, die doppelte Ein- und Ausströmung des Dampfes zulassen. Die Schieber werden
von einem festen bezw. einem beweglichen Exzenter der Schwungradwelle bethätigt,
welches letztere unter dem Einflüsse eines Flachreglers (Fig. 104) steht. Derselbe besteht aus einem einzigen bewegten Teil – dem
Schwunggewichte –, welches auf einem aus gehärtetem Stahl gefertigten Zapfen drehbar
befestigt ist, und dessen nach aussen gerichteten Zentrifugalkräften zwei
Schraubenfedern entgegenwirken.
Textabbildung Bd. 316, S. 210
Tandemverbundmaschine von 300 PS von der Ball Engine Co.
Textabbildung Bd. 316, S. 210
Fig. 101.Tandemverbundmaschine von 300 PS von der Ball Engine Co.
Die Maschine hat 381 bezw. 665 mm Cylinderdurchmesser und 457 mm Hub; sie diente
zum direkten Betreiben eines 8-poligen Bullock-Generators für eine Leistung von 200 Kilo-Watt, der Strom für
Beleuchtungs- und Kraftzwecke lieferte.
Zu den bemerkenswerteren Ausstellungsgegenständen, welche in den vorliegenden Bericht
aufzunehmen sind, gehört auch die rotierende Dampfmaschine der Gebrüder Hult in Stockholm.
Bekanntlich sind die meisten Versuche, derartige Maschinen zu konstruieren, an der
Schwierigkeit gescheitert, gewisse Uebelstände derselben, z.B. grosse Reibungen –
infolgedessen Undichtwerden und geringe Kraftwirkungen –, grossen Dampfverbrauch u.
dgl., beseitigen zu können.
Textabbildung Bd. 316, S. 210
Steuerung zur Maschine von der Ball Engine Co.
Bei der rotierenden Maschine der Gebrüder Hult werden
diese Uebelstände dadurch vermieden, dass der den Kolben umgebende Cylinder
ebenfalls eine Drehbewegung ausführt, wodurch die anderenfalls auftretenden
Reibungen fast ganz aufgehoben werden, und da ferner die Achsen der rotierenden
Teile auf federnde Rollen gelagert sind, werden auch die Lagerreibungen auf ein
geringes Mass herabgemindert.
Fig. 105 und 106 zeigt die Bauart
einer derartigen Maschine.
Textabbildung Bd. 316, S. 211
Fig. 104.Regulator zur Maschine von der Ball Engine Co.
Textabbildung Bd. 316, S. 211
Rotierende Maschine der Gebrüder Hult.
Textabbildung Bd. 316, S. 211
Rotierende Maschine der Gebrüder Hult.
Der nach Oeffnen eines Absperrventils am rechten Ende der
Maschine in die hohle Welle derselben eintretende Frischdampf gelangt durch einen
Verteilungskanal der letzteren in die geraden Kanäle des cylindrischen Kolbens, von
hier in den zwischen Kolben und Cylinder gelegenen Arbeitsraum, um in diesem
nacheinander auf die hinteren Flächen zweier im Kolbenkörper
beweglichenSchieber zu wirken. Der Verteilungskanal der hohlen Welle kann so
gelegt werden, dass er längere oder kürzere Zeit mit den geraden Kanälen des Kolbens
in Verbindung bleibt, wodurch veränderliche Füllungen erreicht werden. Der Abdampf
entweicht durch an den Endflächen des Kolbens ausmündende krumme Kanäle in einen den
Cylinder konzentrisch umgebenden Raum, aus diesem durch einen an der Grundplatte der
Maschine angegossenen Stutzen in die freie Atmosphäre oder in einen Kondensator.
Infolge der Reibung zwischen den rotierenden Kolbenteilen und dem Cylinder wird der
letztere gezwungen, die Drehbewegungen des ersteren mitzumachen, wobei jedoch, da
der Kolben exzentrisch in dem Cylinder gelagert ist, ein geringes Gleiten zwischen
den Kolbenschiebern und der Innenfläche des Cylinders, wie auch zwischen den
Endflächen des Kolbens und den Bodenflächen des Cylinders stattfindet, infolgedessen
stets neue Flächen miteinander in Berührung kommen und ungleiche Abnutzungen
vermieden werden. Die hohle Welle des Kolbens, wie auch die seitlichen Ansätze des
Dampfcylinders sind zwischen Rollen (Fig. 107 und 108) ausserhalb bezw.
innerhalb des Maschinengestells gelagert. Diese Rollen sind aus federnden
Stahlreifen hergestellt, wodurch in radialer Richtung eine zum Zwecke der Abdichtung
zwischen Kolben und Cylinder nötige Spannung erzielt wird. Als andere Vorzüge dieser
federnden Rollen sind ihr geräuschloser Gang, die grosse Haltbarkeit und ihr
geringer Kraft verbrauch anzuführen. Zu ihrer Schmierung genügt der aus dem Cylinder
tretende angefettete Abdampf, so dass auch die Bedienung vereinfacht wird. Damit
Betriebsstörungen selbst nach längerem Arbeiten der Maschine nicht eintreten können,
ist dafür zu sorgen, dass die Bodenflächen des Cylinders mit den Endflächen des
Kolbens und ferner Kolben und Cylinder auch in radialer Richtung in stets dichter
Verbindung bleiben. Ersteres lässt sich nach Entfernung des Stopfens B durch Anziehen eines zwischen Kolben und Cylinder
liegenden abgeschrägten Packungsringes mittels der Schrauben G, letzteres durch die äusseren von Hand stellbaren Schrauben C bewirken. Mittels dieser Vorrichtungen kann
insbesondere auch die Maschine von vornherein genau eingestellt werden. Bezüglich
des Dampfverbrauches sollen die Maschinen einen Vergleich mit den besten hin- und
hergehenden Dampfmaschinen aushalten!
Textabbildung Bd. 316, S. 211
Fig. 109.Hochdruckcylinder zur Verbundlokomobile von Wolf.
Die Maschinen werden für Nutzleistungen von 5 bis 100 PS mit 1300 bis 750 minutlichen
Umdrehungen gebaut.
Von den im Eingange dieses Berichtes kurz erwähnten Lokomobilen der Firmen R. Wolf in Magdeburg-Buckau und H. Lanz in Mannheim sind letztere bereits 1900 315 654 u. ff. beschrieben.
R. Wolf hatte im Maschinengebäude des Marsfeldes eine
Verbundlokomobile auf Tragfüssen mit Einspritzkondensation von 200 PS (maximal 360
PS) und eine fahrbare Lokomobile mit einfacher Schiebersteuerung von 12 PS (maximal
24 PS), ferner in Vincennes zum Betriebe einer Holzimprägnierungsanlage der Firma
Jul. Rütgers in Berlin eine Lokomobile auf
Tragfüssen mit Rider-Steuerung von 12 PS (maximal 25 PS) ausgestellt.
Die Verbundlokomobile hat nebeneinander angeordnete Cylinder von 400 bezw. 740 mm
Durchmesser und 600 mm Hub, die, wie bei den von R. Wolf erbauten Lokomobilen üblich, mitsamt dem Aufnehmer im Dampfraume des
Kessels gelagert sind.
Der Hochdruckcylinder, Fig. 109, hat Rider-Steuerung,
die unter dem Einflüsse eines von der Kurbelwelle aus mittels Zahnräder betriebenen
Porter-Regulators steht. Die Füllung des Niederdruckcylinders, dessen
Dampfverteilung ein Trickschieber regelt, lässt sich durch ein von Hand stellbares
Exzenter verändern. Die zum Kondensator gehörige einfachwirkende Luftpumpe wird,
gemeinschaftlich mit der Kesselspeisepumpe, von einem Exzenter der Schwungrad welle
betrieben. Als zweite Speisevorrichtung ist ein Injektor vorgesehen. Das mit der
Luftpumpe erzielte Vakuum soll 85 bis 90% betragen und ferner der Nutzeffekt der
Maschine sich bei der Normalleistung auf 87%, bei der Maximalleistung auf 92%
stellen. Die Tourenzahl beträgt 110 in der Minute. Der ausziehbare Röhrenkessel ist
für 10 at Ueberdruck gebaut.
Die Leistungen der Lokomobilen stellen sich
bei
0,2
0,3
0,4
0,5
0,55
Füllung
im Hochdruckcylinder
„
0,48
0,51
0,53
0,55
0,6
„
„ Niederdruckcylinder
auf
215
265
295
330
360
PSe
Kohlenverbrauch
für
1
PSe/Std.
0,7
bis
0,8
kg
(bei etwa 7500 Kal.Heizwert)
Dampfverbrauch
„
1
„
6,2
„
6,8
„
Die fahrbare Lokomobile von 12 PS (nominell) dient hauptsächlich landwirtschaftlichen
Betriebszwecken. Sie leistet bei 145 minutlichen Umdrehungen normal 15 PSe und soll hierbei 1,8 kg Steinkohle bezw. 13,5 kg
Dampf von 10 at Ueberdruck für 1 PSe/Std.
verbrauchen.
Die Lokomobile mit Tragfüssen von 12 PS (nominell) hat einen ausziehbaren
Röhrenkessel für 7 at Ueberdruck. Die Maschine leistet mit 110 minutlichen
Umdrehungen bei
0,2
0,3
0,4
Füllung
16
22
25
PSe.
An Brennmaterial sollen 1,7 bis 1,9 kg Steinkohle, an Dampf 11 bis 12,5 kg für 1
PSe/Std. verbraucht werden.
In Bezug auf die angeordneten Reguliervorrichtungen bemerkenswerte Lokomobilen hatten
Richard Garrett and Sons, Limited, Leiston Works,
Suffolk (England) ausgestellt. Die Maschinen arbeiten sämtlich mit einfacher
Schiebersteuerung, die bei den Hochdruckcylindern der Verbundlokomobilen unter dem
Einflüsse eines auf der Schwungradwelle befestigten Flachreglers, Bauart Turner-Hartnell, steht. Zwillingsmaschinen und
eincylindrige Maschinen haben in der Regel einen Kugelregulator, Bauart Pickering, oder einen als „Eklipse“-Regulator
bezeichneten Regler, die beide auf ein entlastetes Glockenventil wirken.
Die ausgestellten Dampfturbinen von C. A. Parson und de Laval sind schon 1900 315
673 u. ff. beschrieben.