Titel: | Das Installationsmaterial für die Oberleitung elektrischer Bahnen. |
Autor: | C. Hesse |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 222 |
Download: | XML |
Das Installationsmaterial für die Oberleitung
elektrischer Bahnen.
Von C. Hesse.
(Fortsetzung und Schluss von S. 157 d.
Bd.)
Das Installationsmaterial für die Oberleitung elektrischer
Bahnen.
4. Weichen und Streckenunterbrecher.
Die bei Geleisabzweigungen anzubringenden Weichen (Fig.
50 bis 52) oder die für Geleiskreuzungen zu
verwendenden Vorrichtungen (Fig. 53 bis 55) bestehen fast ganz oder ausschliesslich aus
Rotguss und unterscheiden sich in solche zum Einlöten (Fig.
50, 52, 53,
54 und 59) und
solche zum Einklemmen des Fahrdrahtes. Ferner dienen der Rollen- und
Bügelstromabnahme je besondere Konstruktionen, von denen sieben beistehend
abgebildet sind.
Textabbildung Bd. 316, S. 222
Fig. 50.
Textabbildung Bd. 316, S. 222
Fig. 51.
Textabbildung Bd. 316, S. 222
Fig. 52.
Textabbildung Bd. 316, S. 222
Fig. 53.
Textabbildung Bd. 316, S. 222
Fig. 54.
Textabbildung Bd. 316, S. 222
Fig. 55.
Die in Fig. 50 gezeigte gleichseitige Luftweiche zum
Einlöten des Fahrdrahtes ist für Rollenstromabnehmer bestimmt und besitzt gleich den
nicht abgebildeten Weichen dieser Art für Rechts- oder Linksabzweigung der Geleise,
bei denen nur die Stellung der Fahrdrahtanläufe eine entsprechend andere ist, drei
Rillen für den Draht, in die dieser eingelegt und eingelötet wird.
Zum besseren und leichteren Einlöten des Drahtes besitzen die Rillen bezw.
Drahtanläufe, wie ersichtlich, einen geteilten Rand, wodurch dieser nach Einlegen
des Drahtes umgebogen werden kann, und so dem Draht schon vor dem Festlöten einen
Halt in der Rille gegeben wird. Da dieser umzubiegende geteilte Rillenrand in
Verbindung mit der Weiche aus Rotguss besteht, so ist bei dem Umbiegen der durch den
geteilten Rand entstandenen Lappen einige Vorsicht anzuwenden, um keinen Bruch
herbeizuführen, wie auch andererseits bei dem immerhin spröden Rotgussmaterial ein
öfteres Zu- und Aufbiegen dieser Lappen ganz zu unterlassen ist. Wenn daher der
richtige Fahrdrahtzug nicht gleich ermittelt und festgelegt werden kann, so hilft
man sich, indem der Fahrdraht, ohne Umbiegen dieser Lappen zunächst provisorisch
durch Umlegen eines dünnen Hilfsdrahtes mit der Weiche verbunden wird. So
selbstverständlich derartiges ist, so lehrt die Praxis, dass die jungen und auch
älteren Monteure doch oft darauf hingewiesen werden müssen.
Diese vorgenannte Anordnung wiederholt sich, wie aus den Abbildungen zu ersehen, bei
allen Vorrichtungen dieser Art. Die seitlich vorstehenden Ansätze mit Löchern dienen
zum Aufhängen und Abspannen der Weiche.
Die Luftweiche in Fig. 51, ebenfalls für
Rollenstromabnehmerbestimmt, wird zur mechanischen Befestigung bezw. zum
Einklemmen der Fahrdrähte benutzt. Die Abbildung zeigt wiederum eine gleichseitige
Weiche für symmetrische Abzweigung der Fahrdrähte und werden auch diese Weichen' für
rechte oder linke (unsymmetrische) Geleiseabzweigung hergestellt. In jeder
Drahtrille ist auf einer Achse (mit Splint) ein exzentrisches Klemmstück gelagert,
unter das der Fahrdraht in die Rille eingeschoben und durch Umlegen des
exzentrischen Klemmstückes festgeklemmt wird. Zur weiteren Befestigung dient für
jede Rille eine Sechskantschraube. Zwei seitliche Ansätze mit Loch sind auch hier
zum Aufhängen der Weiche vorgesehen. Um die Weichen nach Fig. 50 und 51 isoliert aufzuhängen, wird
bei der Installation derselben zunächst ein Zwischenoder Kugelisolator mit Gabel
(Fig. 13 bezw. 16)
an den seitlichen Oesen der Weichen angebracht und der Abspann- und Aufhängedraht
für die Weiche mit dem anderen Ende des Isolators durch Verdrillung verbunden.
Die Weiche Fig. 52, welche für Bügelstromabnehmer
bestimmt ist, ist in der Abbildung bereits mit Kugelisolatoren ausgerüstet und
bedingt diese Konstruktion die Verwendung von Kugelisolatoren mit zwei Oesen (Fig. 14 oder 15). Wie
die Abbildung weiter zeigt, sind bei der Weiche Fig.
52 noch Flanschen mit Löchern zur anderweitigen Abspannung vorgesehen. Die
Befestigung des Fahrdrahtes erfolgt durch Einlöten.
Fig. 53 ist eine unverstellbare bezw. feststehende und
Fig. 54 eine verstellbare Kreuzungsweiche, beide
zum Einlöten des Fahrdrahtes eingerichtet und für Rollenstromabnehmer bestimmt. Die
Einrichtung der Kreuzungsweichen für Bügelstromabnahme weicht nur wenig von. den
abgebildeten und zwar im wesentlichen dadurch ab, dass ein Gleitübergang für den
Bügel, anstatt einer freistehenden Führung für die Rolle, in der Mitte der
Kreuzungsweiche angeordnet ist. Dasselbe gilt entsprechend für die Kreuzungsweichen
Fig. 55 und 59,
welch letztere zugleich als Streckenunterbrecher konstruiert wurde. Im Gegensatz zu.
den Kreuzungsweichen Fig. 53 und 54 dient die Weiche Fig.
55 zur mechanischen Befestigung des Fahrdrahtes durch Einklemmen desselben
mittels der exzentrischen Klemmstücke. Zar weiteren Befestigung besitzt die Weiche
ebenso wie Fig. 51 für jede Drahteinführung eine
starke Klemmschraube, welche vier Sechskantschrauben in der Abbildung ersichtlich
sind. Auch diese Weiche ist bis auf etwa 20° verstellbar. Wie der Name schon sagt,
werden diese Weichen bei Geleisekreuzungen verwendet, wogegen die anderen Weichen
(Fig. 50 bis 52)
bei Geleisabzweigungen u.s.w. angebracht werden.
Die Streckenunterbrecher veranschaulichen die Fig. 56
bis 59 und können diejenigen nach Fig. 56 bis 58 ohne
weiteres sowohl mit Rollen- wie Bügelstromabnehmern befahren werden. Wie schon
ersichtlich, ist der Unterbrecher Fig. 56 der
einfachste (billigste) und besteht aus einer imprägnierten Eichenholzschiene mit
Rotgussschuhen und Mittelstück aus Rotguss. Letzteres hat ein Gewinde (⅝ Zoll) zum
Anschrauben an die Aufhängehalter. Die beiden Rotgussschuhe haben verzinnte Rillen
zum Befestigen des Fahrdrahtes, der in die Rille eingelegt, durch ein senkrechtes
Loch gezogen, in die obere Rille umgelegt und in beiden Rillen jeden Schuhes
festgelötet wird. Eine, weiteren Ansprüchen gerecht werdende Konstruktion ist die des
Unterbrechers Fig. 57, deren beide Rotgussschuhe
durch zwei schmalere imprägnierte Eichenholzleisten (oben und unten), sowie durch
Isolationsstöpsel isoliert verbunden sind. Die Isolationsstöpsel sind durch
verschraubte Metallkapseln zusammengehalten und mit ihren Enden in den
Rotgussschuhen befestigt. Die Rotgussschuhe besitzen ausser den seitlich
vorstehenden Oesen, die sich auch an der mittleren Kapsel der Isolationsstöpsel
vorfindet und zur Aufhängung und seitlichen Abspannung des Unterbrechers dienen, je
ein senkrecht verlaufendes Loch zum Anschliessen des Stromzuführungskabels, welches
in dem Loch mit einer Schraube festgeklemmt wird.
Textabbildung Bd. 316, S. 223
Fig. 56.
Textabbildung Bd. 316, S. 223
Fig. 57.
Textabbildung Bd. 316, S. 223
Fig. 58.
Textabbildung Bd. 316, S. 223
Fig. 59.
Der Streckenunterbrecher Fig. 58 endlich stellt die
vorteilhafteste Konstruktion dar, und sollte diese, wo es der Kostenpunkt gestattet,
ausgiebigste Verwendung finden. Der Laufrand für die Rolle bezw. den Bügel ist, wie
in der Abbildung ersichtlich, zwischen den Rotgussschuhen durch Scheiben gebildet
und bestehen diese aus etwa 4 mm starken, oval gestalteten Kupferplatten mit
zwischengelegten ebenso starken, etwas kleineren Isolationsscheiben. Kupferplatten
und Isolationsscheiben besitzen in der Mitte ein Viereck und sind zur Verhütung der
Drehung auf ein Vierkanteisen, welches mit Isolationsmasse umpresst ist,
aufgesteckt. Diese Einrichtung ist, wie dabei bemerkt sei, der Fabrikantin, Gesellschaft für Strassenbahnbedarf, gesetztlich
geschützt. Dies isolierte Vierkanteisen findet dann Befestigung in den Schuhen,
wobei auf die Eisenenden je eine Mutter geschraubt ist, die wiederum von einer
runden Isolierhülle umgeben ist (vgl. Fig. 58,
Ausbuchtung der Schuhe). In der Mitte des Unterbrechers bezw. der Scheiben ist noch
ein Rotgussstück angeordnet, welches einerseits dem genannten Vierkanteisen einen
weiteren Halt gibt, andererseits mittels der an dem Stück angebrachten Oesen zur
Abspannung des Unterbrechers dient. Weiter oben verbindet die Schuhe wiederum eine
imprägnierte Eichenholzleiste. Das Ganze ist von einem Schutzdach von Leder bedeckt.
Die Schuhe haben die vielgenannte verzinnte Rille für den Fahrdraht, der wie bei dem
Unterbrecher Fig. 57 eingeführt und befestigt wird.
Die Löcher für die Kabel der Stromzuführung sind bei Fig.
58 wagerecht, anstatt wie bei Fig. 57 in
senkrechter Lage, vorgesehen. Bei dem Unterbrecher Fig.
58 wird das Funken beim Durchlaufen der Stromabnehmer vermieden und
erhielten diese daher die Bezeichnung „Streckenisolator mit
Funkenunterbrechung“.
Die in Fig. 59 dargestellte Vorrichtung vereinigt, wie
gesagt, eine Kreuz weiche mit Streckenisolator mit Funkenunterbrechung.Derselbe
ist verstellbar und für Rollenstromabnehmer bestimmt.
Hier findet, wie aus einem Vergleich mit den Abbildungen Fig. 54 und 58 hervorgeht, eine
Kombination statt und wird nach allem Vorgesagten die Konstruktion aus der Abbildung
Fig. 59 ohne weiteres verständlich sein.
Was die Anwendung der Streckenunterbrecher Fig. 56 bis
58 betrifft, so werden diese, insbesondere die
beiden letzteren, in üblicher Weise, alle etwa 500 m, in die Fahrdrahtleitung
eingeschaltet, da hier eine Strecken(Fahrdraht-)unterbrechung stattfindet, und die
Stromzuführungskabel (über einen Schaltkasten) an den Fahrdraht angeschlossen
werden.
5. Schalt- und Sicherungsapparate.
Die Streckenschalt- und Sicherungsapparate, sogen. Schaltkästen (Fig. 60), werden bekanntlich an den Masten, Gebäuden
u.s.w. in nächster Nähe der Geleise angebracht. Die Unterteilung der Strecken
erfolgt für gewöhnlich alle 500 m. Die Speiseleitung wird hier über den Schaltkasten
über den Streckenunterbrecher (Fig. 57 und 58) mit der Trolleyleitung verbunden bezw. bei einer
Betriebsstörung getrennt. Die Unterbrechung geschieht durch Oeffnen und
Herunterlegen des Kastendeckels. Auf der inneren Seite des Deckels sind auf
isolierender Platte zwei durch einen Kupferstreifen verbundene Messingschneiden
befestigt, die bei geschlossenem Kasten zwischen Kupferfedern im Kasteninneren
eingreifen. Diese Kupferfedern sitzen auf einer Rotgussplatte, die mit einer
Kabelanschlussöse versehen ist. Die untere Platte bezw. Oese wird mit der
Speiseleitung des stromliefernden Werkes und die obere mit dem Zuleitungskabel des
Streckenunterbrechers der Trolleyleitung verbunden. Mithin ist bei geschlossenem
Kasten eine Verbindung in der Speiseleitung hergestellt, die durch das Oeffnen des
Kastens sofort unterbrochen wird. Alsdann kann auf der dadurch stromlos gewordenen
Strecke am Fahrdraht hantiert werden. Um nun zu verhindern, dass durch ein
Schliessen des Kastens von unberufener Hand vorzeitig Strom in die stromlos gemachte
Strecke gegeben wird, ist die Einrichtung derart, dass der die Schneiden auf dem
Kastendeckel verbindende Kupferstreifen leicht abnehmbar ist. Zu diesem Zwecke ist
dieser wiederum federnd einsteckbar, oder durch Flügelmuttern befestigt, angeordnet.
Wenn nun der verschlossene Kasten geöffnet wird, so nimmt der Monteur sogleich den
Kupferstreifen heraus und schliesst dann den Kasten wieder, wobei mangels einer
metallischen Verbindung zwischen den beiden Polen eine Stromunterbrechung bis zum
Wiedereinsetzen des Kupferstreifens besteht. Nach Beendigung der Streckenarbeiten
bedarf es dann nur wieder des Oeffnens und Schliessens des Kastens mit dabei
erfolgenden Einschiebens des Kupferstreifens.
Textabbildung Bd. 316, S. 223
Fig. 60.
Der Kasten selbst besteht aus Grauguss. Der innere Boden des Kastens und Deckels sind
mit einer starken Isolierplatte versehen und auf diese werden die Metallteile
aufgeschraubt. Die Befestigung der Isolierplatten am Kasten und Deckel einerseits
und der Metallteile auf den Isolierplatten andererseits muss natürlich derart
geschehen, dass ein Stromübergang von den Metallteilen (Kabelschuhen) zu dem Kasten
ausgeschlossen ist.
Die Sicherungskästen unterscheiden sich fabrikationsmässig von den vorgenannten
Schaltkasten dadurch, dass an der Stelle des Kupferstreifens ein gebogener
Silberoder Bleistreifen (vgl. Fig. 60) eingeschaltet
ist. Auch sind die Wände des Kasteninnerns vollständig mit Isolationsplatten
bekleidet. Bei geöffnetem Kasten wird wieder eine Unterbrechung der Speiseleitung
bewirkt, während bei geschlossenem Kasten die Verbindung der Speiseleitung über den
Sicherungsstreifen geschieht.
Da die Speisekabel im Elektrizitätswerk und auf den Verteilungsstellen durch
Sicherungen geschützt sind, so wird es vielfach nicht erforderlich sein,
Streckenausschalter mit Sicherungen anzuwenden. Der grösseren Sicherheit und
Vorsicht halber würde man alle Streckenausschalter mit Sicherungen versehen und
letzt beschriebene Type ausschliesslich ausgestalten können, wenn dem nicht andere
Umstände entgegenstehen. Hierzu gehört das erschwerte und zeitraubende Auffinden und
Auswechseln einer etwa durchgebrannten Sicherung im jeweiligen Streckenausschalter,
Beschädigungen im Kasten, die beim Durchbrennen einer Sicherung leicht auftreten
u.s.w.
Die genannten Schaltkasten unterscheiden sich im weiteren wieder in solche für
untere, seitliche und hintere Kabeleinführung. Ausser diesen meist verwendeten
Modellen fabriziert dann die Gesellschaft für
Strassenbahnbedarf noch Streckenausschalter, deren Aus- und Einschaltung,
anstatt lediglich durch Oeffnen des Kastens und Umlegen des Deckels, durch Hebel-
und Momentausschalter erfolgt, und wobei die Bildung eines Lichtbogens, der, wenn
auch in beschränktem Masse, bei sonstigen Ausschaltern eintreten kann, ganz
vermieden wird. Der Momentausschalter selbst, welcher in dem Kasteninneren eingebaut
ist, dürfte nichts wesentlich Neues bieten, und sei daher von der näheren
Beschreibung ausgeschlossen.
Zu dem Kapitel der Streckenschaltapparate sei der Streckenblitzableiter für Bahnen
(Fig. 61) gezählt.
Textabbildung Bd. 316, S. 224
Fig. 61.
Da die blanken Fahrdrähte ganz besonders bei einem Gewitter den atmosphärischen
Entladungen ausgesetzt sind, und viele Schäden hervorrufen können, so muss der
atmosphärischen Entladung eine Ableitung zur Erde gegeben werden. Dies geschieht
durch die Verwendung von Blitzschutzapparaten. Die Anbringung eines
Stangenblitzableiters würde wohl auch geeignet sein, den Blitz anzuziehen und an
dieser Stelle abzuleiten, bürgt aber doch nicht dafür, dass auch Entladungen an
anderen Stellen (Fahrdraht) erfolgen, und Gefahren und Schäden für Dynamomaschinen
des stromliefernden Werkes, der Wagenmotoren u.s.w. herbeiführen. Wenn nun die
Anbringung eines Blitzschutzapparates auch nicht unbedingt jede Gefahr beseitigt, so
vermindert sie diese doch und zwar in dem Masse der zweckmässigen Konstruktion der
Blitzschutzapparate.
Der von der Gesellschaft für Strassenbahnbedarf erzeugte
Blitzschutzapparat mit selbstthätiger Funkenlöschung besteht im Aeusseren aus einem
imprägnierten Eichenholzkasten, dessen Deckel in beistehender Abbildung aufgeklappt
dargestellt ist. Der montierte und geschlossene Apparat wird von einem besonderen
Ueberkasten zum Schütze gegen Witterungseinflüsse besonders geschützt. Dieser
Ueberkasten ist in beistehender Abbildung fortgelassen.
Im Kasteninneren, der mit Isolation besonders ausgekleidet ist, sind die Spule mit
Polschuhen, der besonders präparierte, einen Vorschaltwiderstand bildende Kohlenstab
mit Schieber und auf dem Deckelinneren ein Porzellanstück mit Oeffnung zum
Lufteintritt und zwei Rotgussösen untergebracht. Bei geschlossenem Kasten sind
Kasten und Deckelteile durch Metallschneiden am Deckel und Federn im Kasten
stromverbindend vereinigt.
Von den aus der Kasten wand vorstehenden Anschlussklemmen dient die eine zum
Kabelanschluss an den Fahrdraht, die andere zum Anschluss der Erdableitung. Bei
atmosphärischer Entladung entsteht unter Bildung eines Lichtbogens im Apparat
folgender Stromübergang bis zum Wiedereintreten der Funkenlöschung:
Von dem Fahrdraht über die Fahrdrahtanschlussklemme des Apparates, über die
Kohle (bis zu dem auf dieser befindlichen Schieber), einen Metallwinkel als
Verbindungsstück, den Lichtbogen zur Erdanschlussklemme des Apparates. Bei der
Entstehung des Lichtbogens, der wiederum nur bei atmosphärischer Entladung sich
bildet, wird nun aber der Magnet in dem Apparat erregt, da die Spule des
Elektromagneten im Nebenschluss und zwischen der oben genannten Kohle und der
Erdableitungsklemme liegt. Dieser Nebenschlusswiderstand wird gebildet durch die
Spulenbewickelung und einen Teil der Kohle und ist veränderbar durch die Verstellung
des oben genannten auf der Kohle befindlichen Schieberklemmstückes. Letzteres wird
daher auf der Kohle entsprechend eingestellt.
Wiewohl die Einstellung des Apparates nach der Fabrikation erfolgt, so ist diese nach
beendeter Installation bezw. vor Ingebrauchnahme des Apparates nochmals zu prüfen,
da bei dem Transport und der Anbringung eine Veränderung immerhin nicht ganz
ausgeschlossen ist.
Von den bei elektrischen Bahnen sonst noch gebräuchlichen Blitzschutzapparaten sind
noch zu nennen die mit elektromagnetischer Auslösung, bei denen die Entladung
zwischen zwei Kohlenstäben vor sich geht, und durch die Spule eines Elektromagneten
und eines drehbaren Hebels erfolgt, ferner die Blitzableiter mit Funkenlöschung mit
Oel, bei denen zwei hintereinander geschaltete Funkenstrecken vorgesehen sind. Ein
von dem ersten Uebergangsfunken nachgezogener Gleichstrom erregt eine
Elektromagnetspule, welche zwei unter Oel sitzende Spitzen auseinander zieht,
während die atmosphärische Entladung durch die zweite Funkenstrecke zur Erde geht.
Diese Apparate haben aber den Nachteil, dass sie schlecht im Freien anzubringen und
zu verwenden sind. Vorzüge haben in dieser Hinsicht entschieden die einfachen
Spitzen- und Stangenblitzableiter, die aber bei elektrischen Bahnen nur dem Blitz
Gelegenheit zum Uebergang nach der Erde geben, nicht aber eine in die
Fahrdrahtleitung bereits übergegangene Entladung aus dieser wieder abzuleiten
vermögen und deshalb nicht ausreichend sind.
6. Stromabnehmer und Zubehöre.
Die beiden Arten der Wagenkontakte, die Stromabnehmer mit Rollen und die mit Bügel
haben beide ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Der Bügelstromabnehmer hat den
Nachteil, durch das Schleifen am Fahrdraht diesen abzunutzen, wogegen er den Vorzug
der besseren Kontaktgabe bietet und durch die breitere Auflagfläche befähigt ist,
Horizontalschwankungen des Fahrdrahtes ohne abzugleiten leichter aufzunehmen, wie
dies bei dem Rollenstromabnehmer der Fall ist. Letzterer nutzt nun wieder den
Fahrdraht durch die Abwälzung an demselben nicht ab, springt dagegen leicht aus und
hat dadurch öfter Betriebsstörungen in der Folge. Der für das Auge gefälligere
Stromabnehmer ist entschieden diese mit Rollen versehene Kontaktstange, die in einem
drehbaren Untergestell befestigt ist (Fig. 62). Dies
Untergestell besteht nach Fig. 62 aus einem auf der
Wagendecke anzuschraubenden Gussteller mit einer Eisenachse, auf der ein
Federspanner horizontal drehbar angeordnet ist. An dem Federspanner ist ein
zweiarmiges Segment befestigt und dient zur Aufnahme der federnden Stange mit der
Rolle.
Textabbildung Bd. 316, S. 224
Fig. 62.
Textabbildung Bd. 316, S. 224
Fig. 63.
Textabbildung Bd. 316, S. 224
Fig. 64.
Textabbildung Bd. 316, S. 224
Fig. 65.
Dies Segment ist vertikal drehbar und gestattet ein Umlegen
der Stange, wobei die unteren Kanten des Segments auf Tombakfedern schleifen, die einerseits
am Segment befestigt sind, andererseits mit Spiralfedern des Federn Spanners in
Verbindung stehen. An Spiralfedern sind sechs hintereinander angeordnet, die an
einer Querstange gemeinsamen Halt finden, und durch eine Spannschraube auf ihre
Spannwirkung einstellbar sind.
Die zu verwendenden federnden Stangen aus Stahlrohr sind in ihren Längen verschieden
und nach dem Abstand vom Wagen zum Fahrdraht zu wählen; zumeist werden Stangen von
4,5 m verwendet. Am oberen Ende der Stange sitzt ein Rollenkorb (Fig. 64). Zwischen den Korb und die Stange ist ein
Kniestück (Fig. 63) zu fügen, wodurch auch eine
Drehbarkeit der Rolle mit Korb an der Stange geschaffen werden kann. Durch Anziehen
einer Schraube ist das Drehen abzustellen.
Die Rolle zeigt Fig. 65. Die Ausführungen der Rolle
weichen etwas, aber belanglos, voneinander ab. Einen Unterschied bilden im
wesentlicheren Rollen mit und ohne Graphitschmierbehälter, wodurch eine
selbstthätige Schmierung der Achsenlager erzielt werden soll; in Verbindung hiermit
steht die Beschaffenheit der Büchsen in den Rollen. Neben der Ausführung der
vorbeschriebenen Rollenstromabnehmer bestehen noch andere, aber weniger verwendete
Typen, insbesondere diejenige, welche anstatt sechs kleineren Spiralfedern eine
einzige stärkere Spiralfeder besitzt, wodurch der Federspanner entsprechend anders
gestaltet ist. Die den Bügelstromabnehmern anhaftenden Nachteile sind durch die
Ausbildung der Reibungsflächen mit Schmiernuten und Metallüberzug (Patent Siemens und Halske) wesentlich behoben worden. Das
Untergestell des Bügelstromabnehmers bedingt einen viel grösseren Raum auf der
Wagendecke und ist gleichfalls unter Verwendung von Spiralfedern derart konstruiert,
dass der Bügel mit dem Federbock in der Fahrrichtung umlegbar und seitlich
verschiebbar ist.
Wie bei allen Gebrauchsgegenständen, so gibt es auch bei den Stromabnehmern und
seinen Zubehören alle möglichen Ausführungsarten, die aber mehr oder weniger nur auf
dem Papier sich befinden. Entscheidend für die Anwendung bleiben die Erfahrungen,
welche von den Betriebsgesellschaften gewonnen, und die Vorschriften, die von den
Korporationen und Behörden gegeben werden. (Ueber Wagenausrüstungen vgl. Schiemann, Bau und Betrieb elektrischer Bahnen.)
7. Verschiedene ZubehöreUeber
Schienenverbinder für elektrische Bahnen vgl. D.p.
J. 1898 308 178 u. ff. Ueber
Schutzvorrichtungen für Hochspannungsanlagen vgl. D.
p. J. 1899 313 * 119.
Zu den Installationsmaterialien gehören weiter die Verbindungsmuffen, die zur
Verbindung der Fahrdrähte dienen. Die Fahr drahten den werden bei der Muffe Fig. 66 eingelötet, bei
der Muffe Fig. 67, die
aus drei zusammenschraubbaren Teilen besteht, eingeklemmt und verschraubt.
Fig. 69 ist eine
Hausrosette zum Anbringen der Aufhängedrähte für die Fahrdrahthalter. Die Rosette
hat ein drehbares Mittelstück, welches eine Gabel (Fig. 70) besitzt.In
dieser Gabel wird ein Schalldämpfer (Fig. 72) befestigt und
dieser Schalldämpfer wiederum mit einem Abspannisolator verbunden, an den dann der
Abspanndraht verdrillt angebracht wird. Zur Befestigung der Rosetten an den Gebäuden
dienen Keilschrauben (Fig.
71). Die Ausbildungen der Rosetten sind wiederum verschieden und als
sogen. Quer- und Hochrosetten, je nach der Stellung des drehbaren Mittelstückes
bezeichnet. Auch werden je nach der Beschaffenheit der Befestigungspunkte am
Gebäude, Rosetten mit zwei oder vier Befestigungsstellen (Löchern) zu verwenden
sein. Endlich sind auch Rosettentypen durch andere Gestaltung des Mittelstückes mit
Gummieinlagen versehen und dadurch direkt mit Schalldämpfung ausgestattet, wodurch
sich die Verwendung eines besonderen Schalldämpfers erübrigt.
Textabbildung Bd. 316, S. 225
Fig. 68 zeigt eine
kleine Spannschraube ohne Isolationskörper. Die Abbildungen Fig. 73 bis 75 dienen zum Schutz der
Telephonleitungen beim Herabfallen und Aufliegen auf der Fahrdrahtleitung. Auf dem
Fahrdraht werden sogen. Messingreiter durch Anklemmen oder Auflöten befestigt. Auf
diese Reiter werden imprägnierte Holzleisten geschoben und an den Enden durch
Aufstecken eines Schutzhaken (Fig. 74) der herabgefallene Telephondraht behindert, von dieser
Isolierleiste abzurutschen und auf den blanken Fahrdraht zu gelangen. Demselben
Zwecke dienen die Schutzbügel Fig. 75, die einen im Zuge des Fahrdrahtes und der Schutzleisten
befindlichen Fahrdrahthalter überbrücken.