Titel: | Ueber den Wirkungsgrad der Verbrennungskraftmaschinen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 251 |
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Ueber den Wirkungsgrad der
VerbrennungskraftmaschinenNach einem Vortrage von
R. Mewes, gehalten am 14. Januar d. J. im Mitteleuropäischen Motorwagen-Verein zu
Berlin..
Ueber den Wirkungsgrad der Verbrennungskraftmaschinen.
Die Natur, in der wir leben und weben, von einem einheitlichen, allumfassenden
Gesichtspunkte aus zu begreifen, die in diesem grossen Mechanismus wirksamen Kräfte
und die Gesetze, denen sie gehorchen, zu entdecken und sie dadurch dem Allgemeinwohl
dienstbar zu machen, das ist der höchste Genuss des Menschengeistes; denn gerade die
Kenntnis und Ausnutzung der Naturkräfte bedingt in erster Linie die geistige und
politische Ueberlegenheit der modernen Kulturvölker gegenüber den Naturvölkern.
Eine unendliche Menge von Kraft durchströmt als Wärme, Licht, Elektrizität und
Magnetismus in Wellenform mit Blitzesschnelle das Weltall, von einem Stern zum
anderen in ewigem Wechsel kreisend. Der Träger und Vermittler dieser unendlichen,
uns vornehmlich von der Sonne als Wärme stetig zugestrahlten Energie ist der Aether,
ein äusserst dünnes und elastisches Medium. Die Kraft der Aetherschwingungen,
insbesondere der Sonnenstrahlen, zu sammeln und zu nutzbringender Arbeit zu zwingen,
gehört zu den höchsten und wichtigsten Aufgaben des Technikers und Maschinenbauers.
Da jedoch die erste Aufgabe infolge der seit Jahrtausenden in den Kohlenlagern,
Torfmooren und Erdölquellen aufgespeicherten Sonnenenergie von der Natur noch auf
Jahrhunderte hinaus selbst bei verschwenderischem Hausen mit den natürlichen
Brennstoffen in denkbar bequemer Weise gelöst ist, so kann der Maschinenbauer mit
all seiner Kraft der Lösung des zweiten, weit einfacheren Problems, nämlich der
Umsetzung der vorhandenen Wärmekräfte in mechanische Nutzarbeit, sich widmen. Hierzu
ist jedoch nicht nur ernstes Wollen und gereiftes technisches Können, sondern vor
allen Dingen auch eine sichere Kenntnis des Aethers und seiner Gesetze, insbesondere
aber der Druck-, Volum- und Temperaturbeziehungen der beiden kraftvermittelnden
Stoffe, der Gase und Dämpfe, erforderlich; denn unsere modernen Wärmekraftmaschinen,
die Dampf- und Verbrennungskraftmaschinen, setzen ja die Kraft der Verbrennungswärme
der Brennstoffe lediglich durch Vermittelung hochgespannten Dampfes oder
hochgespannter Explosionsgase in mechanische Arbeit um.
Bei einer Behandlung des Wesens, des Wirkungsgrades und der Verwendbarkeit der
Wärmekraftmaschinen kann man einmal die Konstruktion und beobachtete
Leistungsfähigkeit wirklich ausgeführter Maschinen als Massstab der Beurteilung zu
Grunde legen; dann würde man die grosse Zahl der bekannten mehr oder weniger
leistungsfähigen Verbrennungskraftmaschinen, welche hier vorwiegend betrachtet
werden sollen, beschreiben und deren Konstruktionsprinzipien darlegen müssen. Diese
Aufgabe, welche eine ausserordentlich grosse Erfahrung im Bau der
Verbrennungskraftmaschinen erfordert, ist bereits in guten Hand- und Lehrbüchern,
wie z.B. in denjenigen von Schöttler, Witz u.a., in
recht ausführlicherund sachgemässer Weise gelöst worden, so dass ein Eingehen
auf das allerdings sehr interessante Gebiet hier nicht erforderlich ist. Im
Gegensatz dazu will ich das vorliegende Thema nicht als Praktiker, sondern
entsprechend den in der Einleitung gegebenen Andeutungen als Theoretiker gerade
umgekehrt von einfachen und umfassenden wärmetheoretischen Gesichtspunkten aus
behandeln und versuchen, erstlich die verschiedenen Maschinentypen nach ihren
Arbeitsprozessen in grosse, dem inneren Wesen nach gleichartige Gruppen einzuordnen,
zweitens nach Prüfung der Grundgleichungen der Thermodynamik den bezw. die höchst
möglichen Wirkungsgrade der einzelnen Maschinengattungen theoretisch zu ermitteln
und schliesslich die Verwendbarkeit der einzelnen Maschinentypen für Motorwagen kurz
klarzulegen.
Die ersten Dampfmaschinen, z.B. die atmosphärische Dampfmaschine von Newcomen, arbeiteten mit Wärmeunterdruck, so dass infolge der Kondensation des im Arbeitscylinder
der Atmosphäre das Gleichgewicht haltenden Dampfes von 100° C. nach dem Einspritzen
des Kühlwassers ein Unterdruck im Cylinderinnern entstand und der Kolben durch den
äusseren Atmosphärendruck arbeitleistend niedergedrückt wurde. Sodann ging man seit
Watt über zu Dampfmaschinen, welche statt mit
Unterdruck mit Wärmeüberdruck arbeiteten, d.h. man
baute Hochdruckmaschinen mit Auspuff wie die Lokomotiven; hierauf baute man grosse
stationäre Dampfmaschinenanlagen, welche sowohl den Wärmeunterdruck als auch den
Wärmeüberdruck nutzbar machten. Neuerdings hat man den Wirkungsgrad der
Dampfmaschinen, um mit den Verbrennungskraftmaschinen konkurrieren zu können, durch
Anwendung überhitzten Dampfes und durch Vereinigung einer Kaltdampfmaschine mit der
an die Grenze der Leistungsfähigkeit angelangten reinen Dampfmaschine zu erhöhen
versucht. Der Entwickelungsgang der Dampfmaschine zielt also im Grunde genommen
darauf ab, unter Beibehaltung der niedrigsten von Watt
schon erstrebten Kondensatortemperatur von 38° C. das Temperaturintervall durch
Anwendung überhitzten Dampfes zu vergrössern. Die moderne Dampfmaschine strebt also
einem Arbeitsgang zu, wie er in thermischer Hinsicht bei den
Verbrennungskraftmaschinen, welche ja stets mit zu stark überhitzten permanenten
Gasen arbeiten mussten, von Anfang an durchgeführt wurde.
Textabbildung Bd. 316, S. 251
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 316, S. 251
Fig. 2.
Die Gas- und Petroleummaschine, welche erst durch die Leistungen von Otto ihre heutige, im wesentlichen noch
nicht überholte praktisch brauchbare Ausführungsform erhalten hat, führt den
Arbeitsgang in der Weise aus, dass das angesaugte Arbeitsgemisch (Luft und
Brennstoff) bis nahe an die Entzündungstemperatur ziemlich adiabatisch komprimiert,
sodann nach Ueberschreitung des Totpunktes das Gemisch entzündet und nach erfolgtem,
adiabatisch sich vollziehendem Arbeitshub die Verbrennungsgase ausgepufft werden.
Das Arbeiten erfolgt somit im Viertakt, was auch beim Diesel-Motor der Fall ist;
letzterer ist nur eine dadurch verbesserte Gas- oder Petroleummaschine, dass nicht
das Arbeitsgemisch, sondern nur die Verbrennungsluft adiabatisch, und zwar zwecks
Ermöglichung höherer Spannung allein bis über die Entzündungstemperatur komprimiert
und nach der Totpunktlage der Brennstoff eingespritzt wird und dann adiabatische
Expansion wie beim Otto-Motor erfolgt. Otto- und Diesel-Motor unterscheiden sich nur
durch die Grosse des erreichbaren Höchstdruckes, weisen aber sonst bezüglich des
Arbeitsvorganges wesentliche Unterschiede nicht auf. Der diesbezügliche
Arbeitsvorgang, welcher in dem Diagramm in Fig. 2
durch die beiden Adiabaten gekennzeichnet wird, entspricht im grossen und ganzen dem
Carnot'schen Kreisprozess nach dem Diagramm in Fig. 1. Die bisherigen im Zweitakt arbeitenden
Verbrennungskraftmaschinen, wie z.B. diejenigen von Oechelhäuser und Johnston, haben nur die
Pumpe vom Arbeitscylinder abgetrennt, im übrigen aber den Arbeitsprozess der
Gasmaschinen beibehalten. Alle diese Maschinen nutzen nur den Wärmeüberdruck aus.
Im Gegensatz zu denselben wird bei den Druckluftmaschinen, wie solche in bester
Konstruktion schliesslich bei der Pariser Druckluftanlage von Popp und den Riedinger-schen Druckluftanlagen vielfach in Anwendung gekommen sind, auch der
durch Wasserkühlung bei isothermischer Kompression gewonnene Wärmeunterdruck mit nutzbar gemacht, da ja im Falle isothermischer
Verdichtung infolge der Wasserkühlung Volumenverminderung eintrittt, und somit
weniger Luftverdichtungsarbeit zu leisten ist. Es bedeutet dies gegenüber den mit
adiabatischer Kompression arbeitenden Maschinen einen wesentlichen Vorteil, da so
ein erheblich wirkungsvolleres Temperatur gefalle trotz geringerer
Verdichtungsarbeit erhalten wird. Dieser Vorteil wurde durch die von Prof. F. M. Gutermuth mit den Riedler-schen Druckluftmaschinen und Kompressoren angestellten Versuche
vollkommen bestätigt, wie dies kürzlich in einer Arbeit auf S. 177 d. Bd. gezeigt
wurde. Danach werden für die effektive Pferdekraftstunde bei Vorwärmung der
Druckluft durch Vorwärmöfen oder Wasserdampfeinspritzung nur etwa 700 Wärmeeinheiten
oder 0,09 kg Kohle verbraucht. Die Expansion bei den Druckluftmaschinen erfolgt
ebenso wie bei den Verbrennungskraftmaschinen adiabatisch. Bei den Maschinen mit
Wasserdampfeinspritzung und Vorwärmung bis auf 300° C. wurde ein Arbeitsgewinn von
30% über die Kompressorleistung hinaus erhalten. Die Arbeitsweise der
Druckluftmaschinen mit Vorwärmung mittels Ofens ist vorbildlich für den Mewes-Motor
(D. p. J.
315 * 267) gewesen; derselbe unterscheidet sich von den
mit Vorwärmung durch Oefen arbeitenden Druckluftmaschinen nur dadurch, dass der
Verbrennungsvorgang in der Druckluft nach Einführung des Brennstoffes in eine
Verbrennungskammer vor sich geht, also die Wärme nicht von aussen durch die
Heizwandungen hindurch zugeführt zu werden braucht. Für den Kreisprozess sind
dieselben Formeln massgebend, da die Druckluft ebenfalls möglichst isothermisch
erzeugt wird, und die durch die Verbrennung in der Brennkammer erhitzte Pressluft
arbeitleistend adiabatisch sich ausdehnt.
Dagegen ist der zweite Typus der Druckluftmaschinen, bei denen die Vorwärmung durch
Dampfeinspritzung erfolgt, für die in dem D. R. P. Nr. 113899 beschriebene
geschlossene Feuerung massgebend gewesen; denn diese stellt nichts anderes als eine
direkte Vereinigung einer Dampfmaschine mit einer Verbrennungskraftmaschine dar. Der
Arbeitsprozess ist jedoch ebenfalls derselbe, wie bei der Druckluftmaschine, da ja
auch hier die hochgespannte Verbrennungsluft isothermisch verdichtet wird. Die
genannten Maschinen arbeiten, wie aus Vorstehendem ersichtlich ist, zugleich mit
Wärmeunter- und -überdruck. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet auch die in dem D. R.
P.Nr. 112406 beschriebene Heissluftmaschine von D. A.
Casalonga.
Die neuesten Verbrennungskraftmaschinen suchen also, wie dies ja wegen des zu grossen
Wärmeüberschusses ganz natürlich ist, durch Benutzung des Wärmeunterdruckes ein
höheres Temperaturgefälle, und zwar in praktisch möglichen Grenzen und Lagen, durch
Herab drückung der Höchsttemperatur zu schaffen und nähern sich daher den
Dampfmaschinen mit überhitztem Dampf bedeutend, wie dies beispielsweise auch bei dem
Pictet'schen Luftwassermotor der Fall ist. Das
Diagramm dieser Maschinen wird durch die isothermische Druckkurve und eine der
adiabatischen Expansionskurven in Fig. 2 der
Hauptsache nach gekennzeichnet.
Den theoretischen Wirkungsgrad der Verbrennungskraftmaschinen hat man bisher nach dem
Carnot-Clausius-schen Satze in der Weise berechnet,
dass man den Quotienten aus dem Temperaturunterschied zwischen der Wärme- und
Kühlquelle durch die Temperatur der Wärmequelle bildete, also setzte:
\eta=\frac{T_1-T_0}{T_1}=1-\frac{T_0}{T_1}.
Noch heute rechnen die Maschineningenieure nach dieser Formel; dies ist aber nicht
richtig, da der Carnot-Clausius'sche Satz oder der
zweite Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie nicht richtig ist, wie ich in den
nachfolgenden Ausführungen auf zwei verschiedenen Wegen nachweisen werde.
Der Carnot'sche Kreisprozess, der in dem Diagramm in
Fig. 1 dargestellt ist, erfolgt zwischen zwei
Adiabaten und zwei Isothermen, indem das kraftübertragende Mittel (permanentes Gas)
zunächst von T0 und p0 at adiabatisch bis
auf T1 und p1 at verdichtet wird,
dann isothermisch bis auf p2 at, hierauf weiter adiabatisch bis auf T0 und p0 at sich ausdehnt und schliesslich durch
isothermische Kompression auf T0° und p0 at, d.h. in seinen Anfangszustand zurückgeführt
wird. Um den theoretischen Wirkungsgrad zu erhalten, muss man die ganze gewonnene
mechanische Arbeit in Wärmemass durch die gesamte in den Prozess während der
isothermischen Expansion eingeführte Wärmemenge dividieren. Bei der adiabatischen
Kompression wird aufgebraucht die Arbeit
L1 = –
cv (T1 – T0)
bei der isothermischen Expansion wird gewonnen die Arbeit
L_{II}=+A\,R\,T_1\,ln\,\frac{p_1}{p_2},
bei der adiabatischen Expansion wird gewonnen die Arbeit
L_{III}=+c_v\,(T_1-T_0),
durch Ueberwindung des Atmosphärendrucks wird verbraucht die
Arbeit
L_{IV}=-A\,p_0\,\left(\frac{v_0}{p_3}-v_0\right),
davon wird bei der isothermischen Kompression von p3 auf p0 wieder gewonnen
L_V=+A\,R\,T_0\,ln\,\frac{p_0}{p_3},
durch die isothermische Kompression selbst wird verbraucht die
Arbeit
L_{VI}=-A\,R\,T_0\,ln\,\frac{p_0}{p\,p_3},
also in Summa gewonnen
LII – LVI – (LIV – LV).
Die Differenz (LIV – LV) ist in dem Diagramm in Fig. 1 durch die
schraffierte Fläche dargestellt; dieser Arbeitsverlust ist von Carnot und Clausius nicht
berücksichtigt worden, und hierin ist ganz allein der Grund zu suchen, warum der
theoretische Wirkungsgrad nicht mit der indizierten Leistung übereinstimmt. Mit
Rücksicht hierauf erhält man für den theoretischen oder indizierten Wirkungsgrad des
Carnot'schen Kreisprozesses die Gleichung
\eta=\frac{L_{II}-L_{VI}-(L_{IV}-L_V)}{L_{II}}=\frac{L_{II}-L_{IV}}{L_{II}}
\eta=\frac{A\,R\,T_1\,ln\,\frac{p_1}{p_2}\,A\,R\,T_0\,ln\,\frac{p_0}{p_3}-\left(A\,p_0\,\left[\frac{v_0}{p_3}-v_0\right]-A\,R\,F_0\,ln\,\frac{p_0}{p_3}\right)}{A\,R\,T_1\,ln\,\frac{p_1}{p_2}}
oder, da \frac{p_1}{p_2}=\frac{p_0}{p_3} ist,
\eta=\frac{T_1-T_0-\left(\frac{T_0\,\left[\frac{1}{p_3}-1\right]}{ln\,\frac{p_1}{p_2}}-T_0\right)}{T_1}=\frac{T_1-\frac{T_0\,\left(\frac{1}{p_3}-1\right)}{ln\,\cdot\,\frac{p_1}{p_2}}}{T_1}
\eta=1-\left[\frac{T_0}{T_1}+\frac{T_0\,\left(\frac{\frac{1}{p_3}-1}{ln\,\frac{p_1}{p_2}}-1\right)}{T_1}\right]=1-\frac{T_0}{T_1}\,\cdot\,\frac{\frac{1}{p_3}-1}{ln\,\frac{p_1}{p_2}}
Aus der Formel \eta=1-\frac{T_0}{T_1}\,\cdot\,\frac{\frac{1}{p_3}-1}{ln\,\frac{p_1}{p_2}} folgt, dass die Carnot-Clausius'sche Formel nur für den ganz besonderen Fall \frac{1}{p_3}-1=ln\,\frac{p_1}{p_2}
gültig ist, für alle übrigen Fälle aber falsche Resultate ergibt.
Auf ganz anderem Wege hat der französische Ingenieur D. A.
Casalonga in drei Abhandlungen, welche er kürzlich der Pariser Akademie der
Wissenschaften eingereicht hat, den zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie
als unhaltbar nachgewiesen, worüber ich in den Verhandlungen
des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleisses und in der Deutschen Techniker-Zeitung berichtet habe. Ich lasse
hier einen kurzen Ueberblick sowohl über Casalonga's
diesbezügliche Arbeiten, als auch über die von Dr. E.
Dühring und Dr. Th. Gross über den zweiten
Hauptsatz gemachten Angaben folgen, da dadurch diese für die Technik und Physik
gleich wichtige Frage erst völlig geklärt werden dürfte.
Betreffs der Umwandlung des Carnot'schen Prinzips auf
Grund des Mayer'schen Aequivalentgesetzes und der von
Carnot's Verwandten erhobenen Prioritätsansprüche
bemerkt schon Dühring mit vollem Recht folgendes:
„Es ist aber nicht im geringsten abzusehen, wie der fragliche Carnot von seiner Cyklustheorie her zum Aequivalent
hätte gelangen sollen. Sein Gesichtspunkt war der ökonomische Koeffizient, und
zwar zunächst speziell für die Dampfmaschine, und um diesen zu berechnen,
bedurfte er einer unbekannten Temperaturfunktion, die er aber nur empirisch für
einzelne Fälle bestimmen konnte. Nach Entdeckung des Aequivalents ist es
freilich sehr leicht zu wissen, dass diese Temperaturfunktion das mechanische
Aequivalent dividiert durch die absolute Temperatur ist. Vom Carnot-schen Standpunkt aus hätte aber nur die
Anstellung zahlreicher Experimente, wie sie nur langen Anstrengungen
berufsmässiger Experimentatoren im Laufe der Zeit hätte möglich werden können,
allenfalls zu Tabellen führen mögen, aus denen ersichtlich geworden wäre, dass
die unbekannte Funktion derjenigen Zahl, die modern die absolute Temperatur
heisst, umgekehrt proportional ausfällt. Dabei wäre es aber immer noch sehr
fraglich geblieben, ob die sich so ergebende empirische und sonst weiter nicht
charakterisierte Konstante jemals jemand ohne weiteres auf den Gedanken gebracht
hätte, es liege hier ein mechanisches Aequivalent vor.“ Nach Vorstehendem
und nach den Ausführungen Casalongas besteht die
Leistung von Clausius darin, dass er den Carnot'schen Kreisprozess von dem Mayer'schen Grundgedanken aus beleuchtete, dies aber
nicht in einwandfreier Weise durchgeführt hat. Nach ihm bedarf der Clausius'sche Satz ebenso einer tieferen Begründung und
Umarbeitung, wie dies bei dem mit ihm eng zusammenhängenden ersten Hauptsatze der
Fall ist.
Der zweite Hauptsatz lässt sich entsprechend der oben aufgestellten Formel
folgendermassen aussprechen:
„Die mechanische Arbeitsleistung der Wärme ist unabhängig von dem die Wärme
übertragenden Körper, und deren Grosse wird lediglich durch die Temperaturen
bestimmt, zwischen denen schliesslich der Wärmeübergang stattfindet.“
Man kann diesen Satz auch so aussprechen, dass, wenn ein Körper einen Carnot'schen Kreisprozess durchmacht, die der
Wärmequelle entzogene Wärmemenge Q0 und die an den Kühler abgegebene Wärmemenge Q1 den absoluten
Temperaturen T0 und T1 dieser Quellen die
erzeugte Arbeit dem Temperaturabfall T0
– T1 proportional sind.
Als Carnot diesen Satz aufstellte, kannte er noch nicht
das Mayer'sche Gesetz von der Verwandlung der Wärme in
Arbeit und umgekehrt der Arbeit in Wärme. Er betrachtete bei seinen Untersuchungen
die Wärme nur als ein nicht wägbares Fluidum, das infolge eines Temperaturgefälles
durch einfaches Ueberströmen von einem warmen zu einem kalten Körper Arbeit
hervorbrachte. Er kannte somit nur eine Menge oder Art
Wärme und unterschied nicht zwischen innerer und äusserer Arbeit.
Durch Uebertragung des ersten Hauptsatzes auf das Carnot'sche Prinzip gab Clausius dem letzteren
folgende Gestalt:
„Wenn ein Körper einen Carnot'schen Kreisprozess
zwischen zwei bestimmten Temperaturen durchläuft, so ist die erzeugte Arbeit der
von der Wärmequelle an die Kältequelle abgegebenen Wärmemenge proportional, wie
beschaffen auch der zur Wärmeübertragung dienende Körper sein mag.“
Wenn eine Wärmemenge Q auf einen Körper übertragen wird,
so teilt sich dieselbe somit in zwei Teile, von denen der eine q = Q – Q1 verschwindet, während der andere Q1 an die Kältequelle
oder den Kühler abgegeben wird. Nach Clausius würde nun
die Wärmemenge Q – Q1
= q das Maximum der in Nutzarbeit umsetzbaren
Wärmemenge sein, welche indessen nicht immer in gleicher Menge, sondern mehr oder
weniger je nach der Grosse des wirtschaftlichen Wirkungsgrades der Wärme verwandelt
wird. Danach würde der in Arbeit umgewandelte Teil q
sich mit dem Temperaturüberschuss zwischen der höchsten und niedrigsten Temperatur
im Kreisprozess ändern und zwar völlig unabhängig von der Beschaffenheit und Natur
des die Kraft übertragenden Stoffes.
Casalonga hat also nach Vorstehendem für seine
Ausführungen nur die mathematische Formel, nicht aber den gedanklichen Kern bezw.
die logische Grundlage des Clausius'schen Satzes
berücksichtigt. Da letzteres in Deutschland geläufiger und somit vielleicht
verständlicher sein wird, so will ich darauf der Vollständigkeit halber hier kurz
eingehen. Den hier angeführten zweiten Hauptsatz leitet Clausius ab bezw. begründet ihn durch den Satz, dass „die Wärme nicht
von selbst aus einem kälteren in einen wärmeren Körper übergehen kann“. Nach
der Meinung von Clausius ist dieses „ein Grundsatz
von derselben Wichtigkeit, wie der, dass man nicht Arbeit aus nichts schaffen
kann“.
Hierzu bemerkt Dr. Th. Gross in „Robert Mayer und Hermann v. Helmholtz“ im Vorwort folgendes:
„Wenn man nur den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaft betrachtet, so muss
man Clausius hierin recht geben, ja man könnte fast
sagen, sein Grundsatz sei von grösserer Wichtigkeit als selbst das Prinzip der
Energieerhaltung; da er die Richtung der Naturvorgänge bestimmen will, während
letzteres nur deren quantitative Verhältnisse festzustellen scheint. Aber der
ideellen Bedeutung beider Sätze entspricht deren Nebenordnung keineswegs. Denn
der Satz von Clausius ist bei weitem nicht so
allgemein wie das Prinzip der Energieerhaltung oder die unmittelbar daraus
folgende Aequivalenz von Wärme und Arbeit. Diese gilt für alle möglichen
unmittelbaren und mittelbaren Wärmeverwandlungen, während jener Satz für
mittelbare Wärmeübergänge seine Geltung verliert. In dem geschlossenen
galvanischen Stromkreise z.B. verwandelt sich chemische Wärme in Stromwärme, die
auf dem Leitungsdraht, durch Vergrösserung von dessen Widerstand, eine sehr hohe
Temperatur annehmen kann. Hier erfolgt also eine durch elektrische Vorgänge vermittelte
Verwandlung der Wärme von niedrigerer in Wärme von höherer Temperatur, und zwar
„von selbst“, d.h. ohne äussere Einwirkung. Soll dieser Wärmeübergang
keinen Widerspruch gegen den Grundsatz von Clausius
bilden, so sind darin unterscheidende Bestimmungen über Wärmeverwandlungen und
Wärmeüberführungen aufzunehmen, die aber mehr oder weniger hypothetisch bleiben
werden und nicht scharf zu begrenzen sind.
Somit hätten wir als Fundamentalsätze der Energetik das ganz allgemeine Prinzip
der Erhaltung der Energie und daneben einen sehr viel weniger allgemeinen, nicht
einmal bestimmt zu formulierenden Satz. Auch dieser spricht kein Gesetz aus, das
von der Natur einer Körpergattung abhängt, wie etwa das von Mariotte u.a., sondern er macht eine Aussage über
die Wärme, d.h. über eine Energieform als solche, ganz abgesehen von der
konkreten Natur der warmen Körper, und dabei ist er von dem Prinzip der
Energieerhaltung scheinbar ganz unabhängig. Das muss doch aber Bedenken erregen.
Denn ist dieses wirklich das allgemeinste Gesetz für alle Energiebewegungen, so
muss alles, was einer Energieform als solcher, nach Abzug der Besonderheiten der
Körper zukommt, ihm zu subsummieren sein und es als Merkmal enthalten. Sollte
dagegen neben der Erhaltung der Energie noch ein zweites ihr koordiniertes
Prinzip bestehen, so möchte man doch als solches nicht den Satz von Clausius annehmen, der nicht für alle
Energieänderungen, ja nicht einmal für alle Wärmeübergänge gilt, sondern man
hätte nach einem allgemeineren Satze zu suchen, aus dem er hergeleitet ist.“
Hierzu bemerke ich nur kurz, dass der Clausius'sche Satz
ein Naturgesetz überhaupt nicht darstellt; denn er ist negativ, während wahre
Grundgesetze der Natur nur positiv sein können, wie ich in einer grösseren Arbeit in
den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbefleisses eingehender begründet habe. Der Kern des ersten Hauptsatzes
ist nicht die negative Devise „ex nihilo nil fit“, sondern der positive
Grundsatz „causa aequat effectum“. Die negativen Sätze dienen in den
Naturwissenschaften nur als Grenzscheiden, welche verhindern, dass man über die
Grenze des sachlich Möglichen hinausschiesst. Spricht man den Satz über den
Wärmeübergang positiv aus, so würde er lauten: „Ein Wärmeübergang muss wie jeder
Kraftübergang in Richtung des Temperatur- bezw. Kraftüberschusses erfolgen,“
und in dieser Form ist der Satz allgemein gültig, ganz gleichgültig, wie beschaffen
das wärme- oder kraftübertragende Medium ist.
Sehen wir nun zu, auf welchem Wege der französische Ingenieur Casalonga das vorliegende, gerade nicht leichte Problem löst. Derselbe
nimmt diese Aufgabe als Maschinenbauer vom praktischen Standpunkte aus in Angriff
und denkt sich, dass eine gewisse beispielsweise in einem Arbeitscylinder
befindliche Luftmenge zwischen der konstanten Wärmequelle und der konstanten
Kühlquelle einen Carnot'schen Kreisprozess beschreibt,
welcher durch das Diagramm in Fig. 3 dargestellt
wird. Zu diesem Kreisprozess bemerkt Sadi Carnot:
„In den verschiedenen Phasen dieses Prozesses erfährt der Kolben von der
eingeschlossenen Luft einen grösseren oder geringeren Druck, da die Spannung der
Luft infolge der Volumen- und Temperaturänderungen wechselt. Indessen muss man
beachten, dass bei gleichem Volumen, d.h. für gleiche Stellungen des Kolbens,
die Temperatur während der Ausdehnung (Expansion) höher ist als während der
Zusammenpressung (Kompression), so dass im ersteren Falle die elastische Kraft
der Luft höher, und folglich die durch die Entspannung erzeugte mechanische
Arbeit grösser ist als diejenige, welche zum Zusammendrücken (Spannen) der Luft
verbraucht wird.
Man wird demnach einen Ueberschuss an mechanischer Arbeit erhalten, welchen man
für beliebige Gebrauchszwecke ausnutzen kann.“
Dieser von Carnot aus der Analyse seines Kreisprozesses
abgeleitete Schluss, welcher von grosser Klarheit und einleuchtender Genauigkeit zu
sein scheint, ist in Wahrheit ungenau, und hieraus erklären sich die Verwirrungen
und Irrtümer, welche oben gekennzeichnet worden sind.
Um einen Kreisprozess zu schliessen, indem man denarbeitenden Körper in seinen
physischen Anfangszustand zurückführt, muss man diesem Körper während der
Kompressionsperiode dieselbe Wärmemenge entziehen, wie die vorher während der
Expansionsperiode ihm zugeführte Wärmemenge. Demnach ist die Kompressionsarbeit der
Entspannungsarbeit. gleich. Die unausweichliche Schlussfolgerung des soeben
ausgesprochenen Satzes ist, dass der betrachtete Kreisprozess entgegen der
Behauptung Carnot's nichts übrig lässt, also keine
Nutzarbeit liefert. Auf die weiteren, rein logischen Deduktionen Casalonga's hier näher einzugehen, würde zu weit
führen; ich lasse daher nur seine rein sachlichen, durch die Versuche prüf baren
Ausführungen folgen.
Textabbildung Bd. 316, S. 254
Fig. 3.
Der französische Ingenieur, weist zunächst auf eine Unsicherheit hin, welche sich mit
dem ersten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie, dass das mechanische Aequivalent
einer Wärmeeinheit gleich 425 kgm ist, in die Thermodynamik eingeschlichen hat. Es
ist ganz allgemein bekannt, dass unsere Wärmekraftmaschinen für eine Wärmeeinheit
weder praktisch noch auch wärmetheoretisch eine Arbeit von 425 kgm zu leisten
vermögen; man hat daher in die Maschinentechnik, wie schon oben erwähnt ist, den
indizierten theoretischen Wirkungsgrad eingeführt. Casalonga ist der Ansicht, dass Robert Mayer
diesen Sachverhalt nicht gekannt und daher den ersten Hauptsatz nicht scharf
formuliert habe. Dies trifft jedoch in Wahrheit nicht zu; denn Mayer hat bei allen seinen Ausführungen und Rechnungen
den umgekehrten Fall betrachtet, dass Arbeit durch Reibung, Stoss oder Kompression
in Wärme umgewandelt werde, und für diesen Sonderfall gilt das Aequivalentgesetz
ganz streng, dass 425 kgm einer Wärmeeinheit gleichwertig sind. Dagegen betont schon
Mayer, dass für den umgekehrten Vorgang der
Umsetzung von W'ärme in Arbeit bei unseren Kraftmaschinen dies nicht zutrifft,
sondern nur ein geringer Bruchteil der gesamten, dem arbeitenden Körper zugeführten
Wärme in Arbeit umgesetzt werden könne.
Casalonga knüpft ebenso wie Mayer an das Dulong'sche und Gay-Lussac'sche Gesetz an und bestimmt die
Arbeitsleistungen eines Kilogramms Luft bei Erwärmung bezw. Abkühlung um 1° C. Wird
1 kg Luft bei konstantem Druck um 1° C. erwärmt, so wird der Luft eine Wärmemenge
von cp = 0,2377
Wärmeeinheiten zugeführt, und zwar sind davon cv = 0,1686 Wärmeeinheiten für die
Verstärkung des Schwingungszustandes der Luftmoleküle, d.h. für kinetische Energie,
und der Rest cp
– cv = 0,0691
Wärmeeinheiten in äussere Arbeit durch Ueberwindung des Gegendruckes p (Atmosphärendruck) umgewandelt worden. Durch
Aufwendung derselben äusseren Arbeit von 29,3675 kgm kann man nach dem Mayer'schen Satze eine Wärmemenge von cp – cv = 0,0691
Wärmeeinheiten erzeugen, so dass man für das kalorische Aequivalent der
Arbeitseinheit 1 kgm eine Wärmemenge von \frac{1}{425} Wärmeeinheiten und somit für
jede in Arbeit umgesetzte Wärmeeinheit 425 kgm als Aequivalent erhält. Mit Recht
betont Casalonga, wie dies ja auch schon Mayer hervorgehoben hat, dass nicht die gesamte
zugeführte Wärmemenge cp) sondern nur cP – cv in Nutzarbeit umgewandelt
werden kann. Man muss daher bei den Heissluft- und Verbrennungskraftmaschinen als
das theoretische Arbeitsäquivalent den Quotienten \frac{c_p-c_v}{c_p}=\frac{0,0691}{0,2377} multipliziert mit 425,
d.h. rund die Zahl 125 kgm ansetzen. Würde man dagegen nach Erwärmung der Luft bei
konstantem Druck um 1° C. derselben durch eine Kühlquelle die Wärme entziehen, so
würde sich in ähnlicher Weise wie bei der atmosphärischen Dampfmaschine durch
Erzeugung von Unterdruck und Ausnutzung desselben theoretisch ohne weiteren
Wärmeverbrauch die gleiche Arbeit von (cP – cv) 425 kgm erhalten lassen. Bei einem
derartigen kombinierten, mit Wärmeüber- und -unterdrück
arbeitenden Kreisprozesse würde man somit als mechanisches Aequivalent den
Quotienten
\frac{2\,(c_p-c_v)\,\cdot\,425}{c_p}=\frac{2\,\cdot\,0,0691}{0,2377}\,\cdot\,425=250\mbox{ kgm}
erhalten. Beim Arbeiten mit Wärmeüberdruck allein, wie dies
bei den bisherigen Verbrennungskraftmaschinen der Tali ist, ergibt sich als
theoretischer indizierter Wirkungsgrad η = 0,292 oder =
29,2 %, während bei dem mit Wärmeüber- und -unterdruck arbeitenden Kreisprozess, wie
dies bei den Druckluftmaschinen mit Vorwärmung, den Maschinen von Casalonga und Mewes
geschieht, ein indizierter Wirkungsgrad von η =2 . 0,292 = 0,584 oder von 58,4% folgt.
Aus diesen dem ersten Hauptsatz entsprechenden Resultaten ergeben sich an der Hand
des Diagramms in Fig. 3 folgende
Schlussfolgerungen.
Das Volumen eines Kilogramms Luft von t0 = 0° unter einem Druck p0 = 10333 kg ist gleich 0,7733 cbm. Punkt
a des Körpers soll sich nach dem Mariotte-Gay-Lussac'schen Gesetze bewegen. Erwärmen wir
den Körper bei konstantem Druck um 1° C, so dehnt sich nach diesem Gesetze der
Körper gegen p0 um
x=\frac{1}{273}\,\cdot\,v_0=0,00365\,v_0 aus, während
die während dieser Ausdehnung zugeführte Wärmemenge cp = 0,2377 Wärmeeinheiten, d.h.
gleich der spezifischen Wärme der Luft bei konstantem Druck ist (s. Fig. 3). Von der zugeführten Wärme cP bleibt ein
Teil cv =
0,1686 im Körper als lebendige Kraft oder Schwingungsbewegung der Körpermoleküle
zurück, während der bedeutend kleinere Teil cp – cv = 0,0691 in äussere Arbeit verwandelt wird
und als Wärme verschwindet. Die im Körper bleibende Wärme cv ist die spezifische Wärme bei
konstantem Volumen; dieselbe ist untrennbar von der Wärmemenge cP – cv = 0,0691.
Die dieser Wärme entsprechende mechanische Arbeit lässt sich auf folgende Weise
berechnen:
d . vopo = 0,0036580 . 7733410333 = 29,15 kgm, so
dass bei der Umwandlung von 1 Wärmeeinheit in mechanische Arbeit ohne Verlust die
geleistete Arbeit gleich \frac{29\,\cdot\,151}{0,0691}=422\mbox{ kgm} oder rund E=\frac{1}{A}=425 sein würde, welch letztere
Zahl man als das mechanische Aequivalent der Wärmeeinheit angenommen hat.
Einer wirklich verwandelten Wärmeeinheit entspricht eine Arbeitsleistung von 425 kgm;
nun werden aber zurVerwandlung von cp – cv = 0,0691 Wärmeeinheiten thatsächlich cp = 0,2377
Wärmeeinheiten verbraucht, für eine wirklich in Arbeit verwandelte Wärmeeinheit
also
\frac{c_p}{c_p-c_v}=\frac{0,2377}{0,0691}=3,44\mbox{ W.-E.},
so dass im Körper die Wärmemenge 3,44 – 1 = 2,44 W.-E.
verbleibt und nur 1 W.-E. verschwindet und sich in mechanische Arbeit umsetzt. Der
Wirkungsgrad dieses Arbeitsprozesses ist \frac{c_p-c_v}{c_p}=0,2915 oder 29,15%; es entspricht somit
dem Wärmeaufwand von cP = 0,2377 W.-E. eine mechanische Arbeit von
29,15 kgm.
Erwärmt man die Luft um 2 ° C., so werden dem Körper, während er sich um 2 ausdehnt,
2 cP W.-E.
zugeführt, von denen 2 cv W.-E. im Körper verbleiben, während nur 2
(cP – cv) W.-E. =
58,30 kgm in mechanische Arbeit umgewandelt werden, welche Arbeitsleistung durch das
doppelt so grosse Rechteck a g h' a'' dargestellt wird.
Der Wirkungsgrad ist wiederum 2 (cP
– cv) bezw. für
t^{\circ}\,\frac{t\,(c_p-c_v)}{t\,c_p}=0,2915 oder gleich 29,15%.
Wollen wir nun den Kreisprozess schliessen, so müssen wir Punkt a' nach Punkt a
zurückkehren lassen und somit ihm die zurückbehaltene Wärmemenge cv entziehen,
so dass umgekehrt die vorher gewonnene Arbeit 29,15 durch isothermische Kompression
aufgebraucht wird. Diese Kompressionsarbeit wird ebenfalls durch das Rechteck a g h' a'' dargestellt. Die im geschlossenen
Kreisprozess gewonnene Arbeit ist somit Null, so dass, da niemals eine
Druckdifferenz zwischen dem inneren und dem äusseren Gase ineinander entsprechenden
Stellungen eintreten kann, eine Arbeitsentwickelung nicht möglich wird. Das Gleiche
gilt vom Carnot'schen Kreisprozess, da man annimmt,
dass der äussere Druck sich in derselben Weise wie der innere Druck des Gases
ändert.
Untersuchen wir diesen Punkt an der Hand des Dulong'schen Gesetzes genauer, indem wir z.B. zuerst den Körper bei konstantem
Volumen um 1 ° C. erwärmen. Dann nimmt nach Dulong die
Spannung p0 um
\frac{p_0}{272} zu, so dass der Punkt a bis b gehoben, w die dazu
verbrauchte Wärme ist, wie schon erwähnt, cv = 0,1686 nämlich die spezifische Wärme bei
konstantem Volumen. Wird der Körper nunmehr in den Anfangszustand zurückgeführt und
lassen wir ihn nach dem Mariotte'schen Gesetze sich
ausdehnen, indem wir ihm die dazu erforderliche Wärme, die zu der Wärme c0 hinzukommt,
zuführen, so wird der Punkt a nach a' sinken, indem er die Linie a
a' in a' schneidet, weil dies der Punkt ist
für 1° C. Temperatur bei dem Drucke p0. Die Ausdehnung wird somit sein und die gewonnene
durch das Rechteck a g h a' dargestellte Arbeit gleich
29,15 kgm. Die in Arbeit umgewandelte Arbeit ist somit noch cp – cv Wir haben also auf dem Wege a b a' dieselbe Wärme cp wie auf dem Wege a
a' verbraucht und haben in beiden Fällen dieselbe Wärmemenge cp
– cv in
dieselbe mechanische Arbeit 29,15 kgm verwandelt; dies widerspricht aber direkt dem
Clausius-schen Satze. Es ist besonders darauf
hinzuweisen, dass dieselbe Arbeit im zweiten Prozess mit einer Geschwindigkeit
h=p-\frac{p_0}{273} erzeugt wird, während die Leistung ebenso wie oben konstant und in der
Zeiteinheit eine endliche ist.
Der Arbeitsvorgang vollzieht sich demnach lediglich durch das natürliche Spiel der
Wärme, so dass wir hier eine reine Wärmemaschine erhalten, deren Arbeit durch das
Rechteck a g h a' und nicht durch das Trapez b g h a', wie man bisher mit Unrecht angenommen hat,
dargestellt wird.
Das Trapez b g h a' zerfällt in zwei getrennte Flächen,
nämlich das Rechteck a g h a', welches die geleistete
Arbeit darstellt, und das Dreieck a b a', das die
Geschwindigkeit, mit welcher der Arbeitsvorgang erfolgt, d.h. mit anderen Worten,
die Aenderung der lebendigen Kraft kennzeichnet.
Trotz des engen Zusammenhanges beider Flächen sieht man, dass sie nicht gleicher Natur sind, da,
wenn man die Temperatur auf 2, 3 und mehr Grad erhöht, die verbrauchte Wärme 2, 3
und mehrmal (n) cP das Rechteck somit 2, 3 und mehrmal (n) a g h
a' wird, während der Flächeninhalt des Dreiecks 4, 9 und 2n mal grösser wird, also mit dem Quadrat der
Geschwindigkeit, mit welcher die Arbeit erzeugt wird, sich ändert.
Zum Schluss weist Casalonga noch darauf hin, dass das
hier für die Ausdehnung und Temperaturerhöhung gefundene Resultat auch für die
Temperaturherabminderung, also für die Abkühlung der Luft gilt, dass man durch
Abkühlung um 1° C. eine Arbeit von cp – cv = 29,15 kgm durch Unterdruck gewinnen
kann. Eine Maschine, welche mit Temperaturüber- und-unterdruck arbeitet, muss
demnach im ganzen für eine verbrauchte Wärmemenge cp = 0,2377 Wärmeeinheiten eine Arbeit von 2
(cp – cv) = 2 . 29,15 = 58,2% ergeben, somit für eine
verwandelte Wärmeeinheit 850 kgm, während für Ueberdruck allein 425 kgm erhalten
werden, und folglich für eine verbrauchte Wärmeeinheit bei Ueberdruck allein
425/3,44 = 125 kgm und für Ueberdruck und Unterdruck 850/3,44 = 250 kgm.
Statt der Wege a b a' und a' d
a würde man noch andere Wege verfolgen können, z.B. a b'' g und a' d' a, indem man eine
adiabatische Expansion (Entspannung) und Kompression (Verdichtung) ausführt. Die
ganze Wärme cp
wird dann vor der Ausdehnung zugeführt und ebenso vor der Kompression abgeführt.
Zu den vorstehenden Ausführungen Casalonga's,
diemit den Ansichten von Dühring, Gross und mir
stimmen, kann ich nur bemerken, dass dieselben höchst wichtig und der grössten
Aufmerksamkeit der Techniker und Maschinenbauer wert sind. Ob jedoch die Formel von
Casalonga oder die von mir für den Wirkungsgrad x gefundene Formel den Vorzug verdient, vermag ich noch
nicht sicher zu entscheiden und muss dies weiteren Untersuchungen überlassen
bleiben. Jedenfalls geht aber sowohl aus Casalonga's
als auch aus meinen eigenen Arbeiten so viel mit Sicherheit hervor, dass der zweite
Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie in der Clausius'schen Fassung nicht richtig ist. Dieser Satz darf daher auch nicht
bei der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Wärmekraftmaschinen benutzt
werden.
Bei der Behandlung der Frage nach der Verwendbarkeit der besprochenen Maschinentypen
für Motorwagen kann ich mich sehr kurz fassen. Die ersten und wichtigsten
Anforderungen, welche man an solche Maschinen stellen muss, sind, dass bei grosser
Leistungsfähigkeit und kleinem Gewicht genau so wie die Dampfmaschinen im Eintakt
arbeiten und ebenso weitgehende Regulierbarkeit aufweisen, dass ferner die lästige
Wasserkühlung und der Kondensator wegfallen muss. Diesen weitgehenden Anforderungen
genügen die Viertaktmaschinen nicht, sondern neben der Hochdruckdampfmaschine nur
die Dampf-, Gas- oder Petroleummaschinen und vielleicht auch der mit Wasserzusatz
arbeitende Spiritusmotor von Oelkers.