Titel: | Betrieb der Orleansbahnstrecke vom Quai d'Austerlitz bis zum Quai d'Orsay in Paris. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 268 |
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Betrieb der Orleansbahnstrecke vom Quai
d'Austerlitz bis zum Quai d'Orsay in Paris.
Betrieb der Orleansbahnstrecke vom Quai d'Austerlitz bis zum Quai
d'Orsay in Paris.
Ueber die aussergewöhnlich interessante Anlage und den Bau der in der
Ueberschrift bezeichneten, 3,70 km langen, als Untergrundbahn ausgeführten
Pariserstrecke der Orleans bahn ist an dieser Stelle bereits verflossenen Jahres Bd.
315 * S. 23 ff des näheren berichtet worden. Mit den bezüglichen Bauarbeiten hatte
man, was die erste Hälfte der Strecke anbelangt, am 1. Januar 1898 begonnen,
hingegen konnte die Inangriffnahme der eigentlichen Eisenbahnbauarbeiten in der
zweiten Streckenhälfte erst am 1. Mai 1899 erfolgen, weil vorher die äusserst
schwierige und zeitraubende Verlegung eines Hauptsammelkanals über den Boulevard St. Germain durchzuführen war; trotzdem
erfolgte die Betriebseröffnung bereits am 28. Mai 1900 und es dürfte sonach an der
Zeit sein, auch noch einiges in Betreff der Einrichtung und des Betriebes
nachzutragen.
Auf die eigenartige, von der gewöhnlichen Anordnung der französischen Endbahnhöfe
wesentlich abweichende Durchführung des Stationsgebäudes Quai d'Orsay wurde bereits seinerzeit ausführlich hingewiesen. Sowohl das
mit sieben riesigen Eintrittsthoren ausgestattete, der Seine zugekehrte, als Abfahrtshalle dienende Hauptgebäude als die dazu im
rechten Winkel stehende, in der Rue de Bellechasse
befindliche Ankunftshalle erweisen sich als äusserst praktisch durchgeführt.
Zwischen diesen beiden Gebäuden ist, die Ecke des Quai
d'Orsay und der Rue de Bellechasse bildend,
das der Orleansbahn gehörende Hotel
Terminuseingebaut, welches nebst geräumigen Erfrischungsräumen und
Speisesälen 315 Fremdenzimmer umfasst und sozusagen einen zum Ganzen gehörigen Teil
des Bahnhofes darstellt. Um so weniger brauchte man weder in dem Abgangs- noch im
Ankunftsgebäude den Warteräumen eine besondere Sorge zuzuwenden, weshalb es möglich
war, dieselben, und zwar überhaupt nur in der Abfahrtshalle, gleich den Kassen in
eigenen Pavillons von bescheidener Ausdehnung unterzubringen, so dass mit der
Bemessung des Raumes für die Kommunikationen um so freigebiger vorgegangen werden
konnte. So findet der Abreisende durch jedes der auf den Quai d'Orsay mündenden Thore der Abfahrtshalle an den
Gepäcksaufgabestellen vorüber und den beiden Seiten der Kassen und Wartepavillons
entlang unbeschränkten Zutritt zu den 5 m unter dem Strassenniveau liegenden
Bahnsteigen. Das gleich nächst den Strasseneingängen zur Wage gebrachte Gepäck
gelangt mit Hilfe besonderer Vorrichtungen auf ganz abgetrennten Wegen zu den
Verladestellen, ohne dass die Reisenden hierdurch irgendwie gestört oder belästigt
werden könnten. Von der Abfahrtshalle gelangt man in die eigentliche Bahnhofshalle,
welche die Geleise überspannt; durch die um das Innere dieser riesigen
Rundbogenhalle angebrachten Galerien, einen den Raum überquerenden Steg und die hier
vorhandenen Treppen ist nach allen Richtungen hin die Verbindung hergestellt,
nämlich sowohl der schienenfreie Zugang zu allen Abfahrtbahnsteigen als auch zum Gasthof und
zur Ankunftshalle. Bei der Ankunft haben die Reisenden an den Enden der betreffenden
drei Bahnsteige je einen Aufzug und eine Treppe zur Verfügung, mit deren Hilfe sie
gleich in das den Vorderteil der Ankunftshalle bildende Vestibüle und von da sofort
ins Freie, d. i. in die Rue de Bellechasse gelangen
können. Die Ausfolgung des Gepäcks geschieht in dem rückwärtigen Teil der
Ankunftshalle, wohin von den Packwagen der Züge aus mittels zweier, nach Art der
elektrischen Treppen (vgl. B. p. J. 1900 S. 251 u. S.
608) eingerichteter Förderrampen die Gepäckstücke direkt zugeführt werden, wo sie
die dienstthuenden Träger in Empfang nehmen und auf zehn Bänke verteilen, welche den
zehn möglichen Endziffern der Gepäckscheinnummern entsprechen. Für ganz besonders
schwere Gepäckstücke steht ausserdem ein elektrischer Aufzug zur Verwendung. Samt
und sonders sind es 14 Treppen, 15 elektrische Personen- und Gepäcksaufzüge, 9
Rutschen und die zwei vorerwähnten elektrischen Förderrampen, welche in der
Abfahrts- und in der Ankunftsballe den Personen- und Sachenverkehr zwischen den
Räumen in der Fussbodenhöhe und den zehn Bahnsteigen – nämlich fünf Doppelbahnsteige
– des 15geleisigen Bahnhofes vermitteln, wo derzeit täglich regelmässig 70 bis 75
Züge eintreffen und ebensoviele abgehen. Von den 15 Geleisen des Bahnhofes Quai d'Orsay sind die neun auf der Landseite gelegenen
Geleise als Kopfgeleise ausgebildet und an den toten Enden durch eine elektrische,
zum Umsetzen der Lokomotiven benutzte Schiebebühne unterquert. Die sechs anderen der
Flussseite näherliegenden Geleise sind durchlaufend ausgeführt und schliessen an die
Doppelstrecke an, welche, vom Invalidenbahnhof kommend, seinerzeit die Verbindung
zwischen der Orleansbahn und der französischen Westbahn, sozusagen im Herzen von
Paris, herzustellen bestimmt sein wird. Die Signal- und Weichenstellung ist
zentralisiert und nach der bekannten hydraulisch-elektrischen Anordnung von Servettaz und Bianchi ausgeführt.
An der eingangs angeführten Stelle wurde gleichfalls schon dargelegt, dass für die
Verlängerung der Orleansbahn vom Bahnhofe Quai
d'Austerlitz bis zum Endbahnhof Quai d'Orsay
mit Rücksicht auf die grosse Verkehrsdichte und da sie als Untergrundbahn ausgeführt
ist, füglich nur ein Betrieb mit rauchloser Zugförderung in Aussicht genommen werden
könne, und dass man sich deshalb auf Grund der auf ähnlichen Strecken in Amerika
gemachten günstigen Erfahrungen für die Einführung des elektrischen Betriebes
entschieden hatte. Die elektrische Zugförderung empfahl sich auch schon deshalb,
weil die Eisenbahngesellschaft ohnehin für alle Fälle genötigt war, ein grosses
Elektrizitätswerk (750 Kilowatt) zu bauen, um ihre Beleuchtungsanlagen in den
Stationen Jvry, Quai d'Austerlitz und Quai d'Orsay, sowie in der Untergrundstrecke mit Strom
zu versorgen, und es sonach nahe lag, durch verhältnismässig nicht allzu grossartige
Weiterungen der betreffenden Anlagen gleich auch die rauchfreie Beförderung der Züge
auf der in Betracht stehenden Strecke zu sichern. Die gesamten elektrischen
Einrichtungen dieser Zentralstation, für welche man auf der Eisenbahnstation Jvry zunächst der Tolbiac-Brücke einen sehr geräumigen Platz erworben hatte, wurde der
Gesellschaft Thomson-Houston übertragen, welche diesen
Auftrag mit bestem Erfolge durchführte. Da die Entfernung des Elektrizitätswerkes
vom Bahnhofe Quai d'Orsay 5,3 km beträgt, so hatte man
von vorhinein nur die Verwendung oder vielmehr die Erzeugung von hochgespannten
Strömen in Aussicht genommen. Man erzeugt also in Jvry
hochgespannten Dreiphasenstrom mittels zweier Generatorengruppen, von denen jede aus
einer 1500pferdigen Dampfmaschine und einer direkt damit gekuppelten
Wechselstromdynamo von 1000 Kilowatt Leistungsfähigkeit besteht; eine dritte ganz
gleiche Generatorgruppe dient als Reserve.
Den hierfür erforderlichen Dampf liefern acht in zwei Batterien angeordnete Babcock und Wilcox'sche Vielröhrenkessel von 186 qm
Heizfläche, in Verbindung mit einem gemeinsamen Green'schen Sparer (Vorwärmer) von 400 qm Heizfläche und kontinuierlichen
Wasserlauf in den Siederöhren. Die Kessel sind für einen Druck von 13 at geprüft und
im stande, bei gewöhnlicher Heizung stündlich2200 kg trockenen Dampf zu
erzeugen, welche Menge sich durch verschärftes Heizen leicht auf 2800 kg steigern
lässt. Für die Wasserversorgung der Kessel sind zwei gekuppelte Dampfpumpen in
Verwendung, welche 15000 l Wasser in der Stunde je nach Bedarf entweder unmittelbar
in den Zuflusssammler der Kessel oder in den Sparer (Vorwärmer) fördern können.
Dieses Kesselwasser, sowie jenes für die Dampflokomotiven bezw. für die Wasserkrane
des Bahnhofes Jvry und der daselbst befindlichen
ausgedehnten Heizhäuser wird einem eigenen grossen Vorratsbecken entnommen; ein
anderes Wasserreservoir versorgt die Kondensatoren des Elektrizitätswerkes. Beide
Behälter beziehen ihren Inhalt aus der Seine, und zwar
das erstere durch Beihilfe zweier Zentrifugalpumpen, welche 500 cbm in der Stunde
heben, und letzteres durch zwei ähnliche Pumpen, die in der Stunde 350 cbm Wasser
fördern. Alle diese vier Pumpen werden durch asynchrone Elektromotore mittels
Dreiphasenstromes betrieben.
Was die Antriebmaschinen der weiter oben erwähnten drei Generatorengruppen anbelangt,
so sind dieselben Corliss-Maschinen der Firma Dujardin und
Co. mit dreifacher Expansion und vier Cylindern, von denen zwei unter
geringem Druck stehen. Bei 75 Umdrehungen in der Minute, d. i. die niedrigste und
zugleich wirtschaftlich günstigste Tourenzahl, entwickeln die Maschinen mit 11 at
Dampf eine Leistung von 1200 bis 1500 PS, die sich etwa bis auf 1700 PS steigern
lässt. Zur Regulierung des Laufes dient ein 50 t schweres Schwungrad und die
Maschinen können beliebig sowohl mit Kondensation als mit freiem Auspuff betrieben
werden. Von den vier Cylindern hat der erste 0,610 m, der zweite 0,920 m, der dritte
und vierte je 1,050 m Durchmesser und alle einen Hub von 1,650 m. Die mit diesen
Dampfmaschinen direkt gekuppelten Thomson-Houston'schen
Wechselstrommaschinen sind 40polig und leisten 1000 Kilowatt; ihre Feldmagnete sind
fest, die Anker also bewegt. Bei 75 Umdrehungen in der Minute beträgt die Spannung
annähernd 5500 Volt und die Periodenzahl 25. Alle Abmessungen sind so berechnet und
alle Anordnungen derart gewählt, dass bei einer zehnstündigen unter voller
Normalbelastung stattfindenden Inanspruchnahme die Erwärmung niemals über 40° C.
hinausgeht; die Maschinen können eine halbe Stunde hindurch eine 25%ige und während
fünf Minuten eine 50%ige Steigerung der Normalbelastung ohne Unzuträglichkeit
aushalten. Ihr Nutzeffekt erreicht bei voller Normalbelastung 95%, bei dreiviertel
Belastung 94% und bei halber Belastung 92,5 %. Die Feldmagnetwindungen wurden auf
eine Spannung von 2000 Volt und die Ankerspulen auf 12000 Volt geprüft. Den
Erregungsstrom für die Wechselstrommaschinen liefern zwei Gleichstromdynamos, von
denen die eine 20 und die andere 40 Kilowatt leistet bei einer Klemmenspannung von
125 Volt, und die letztere in der Regel die beiden dienstthuenden Generatorgruppen
besorgt. Angetrieben sind diese beiden Gleichstrommaschinen unmittelbar von je einer
schnelllaufenden 25 PS bezw. 70 PS besitzenden Dampfmaschine mit freiem Auspuff.
Dreiphasenstrom, wie ihn die Generatorgruppen erzeugen, wird entweder mit oder ohne
Herabminderung der Spannung lediglich für den Betrieb einiger fixer gleichmässig
beanspruchter Motoren, wie beispielsweise die Pumpen, verwendet. Die elektrischen
Lokomotiven, die Motoren mit wechselnder Belastung und die Beleuchtungsanlagen,
welche vorwiegend in Glasglocken verschlossene Bogenlampen umfassen, werden mit
Gleichstrom betrieben, der aus dem Dreiphasenstrom durch Umformer gewonnen wird,
welche teils im Elektrizitätswerke zu Jvry selbst,
teils in je einer eigenen Unterstation auf den Bahnhöfen Quai d'Austerlitz und Quai d'Orsay
aufgestellt sind. Die Zuleitung des Beleuchtungsstromes hat man sowohl in Jvry als längs der ganzen Untergrundstrecke oberirdisch
angelegt, d.h. letzteren falls an den Tunnel wänden oder Deckenträgern aufgehängt,
während die Starkstromleitung von Jvry bis zu den
beiden Unterstationen durchwegs unterirdisch verlegt ist. Um der Gefahr bedenklicher
Betriebsstörungen infolge von Gebrechen an den letztangeführten Zuleitungen von
vorhinein zu begegnen, sind sie doppelt vorhanden; dieselben bestehen vom
Elektrizitätswerk aus bis zur Unterstation am Quai
d'Austerlitz aus zwei gepanzerten Kabeln, mit je drei durch Papierisolierung geschützten
Kupferdrähten von 75 qmm Querschnitt. Ganz in gleicher Weise ist die Stromführung
zwischen den beiden Unterstationen angeordnet, doch haben die Kupferseelen der hier
benutzten zwei Kabel nur 50 qmm Querschnitt. Transformatoren, welche den Gleichstrom
zu 550 Volt Spannung für die Zugsförderung und die kleinen Motoren liefern, sind nur
in den beiden Unterstationen vorhanden, während zur Erzeugung von Beleuchtungsstrom
von 500 Volt Spannung sowohl in den beiden Unterstationen als im Elektrizitätswerke
selbst Umwandler in Betrieb stehen, die sich jedoch von den vorher erwähnten
wesentlich unterscheiden. Jede der beiden Unterstationen besitzt überdem eine
Speicherbatterie aus 260 Zellen mit 1100 Ampèrestunden Kapazität, welche tagsüber
regulär mit dem Stromkreis für die Zugförderung verbunden ist, aber ebensowohl auf
die Beleuchtungsstromkreise geschaltet werden kann. Jede der Speicherzellen enthält
18 positive und 19 negative Platten, die zusammen 350 kg wiegen.
Für die Zwecke der Zugförderung stehen also auf jeder der beiden Unterstationen zwei
rotierende Umwandler von je 250 Kilowatt nebst sechs statischen, mit zwei
elektrischen Kühlgebläsen versehenen Umwandlern von je 90 Kilowatt und eine der
angeführten Speicherbatterien in Diensten. Die letztere ist leistungsfähig genug, im
Notfalle während des Tages, falls der Betrieb des Elektrizitätswerkes eine
vorübergehende Störung erleiden würde, den Verkehr der Züge zu sichern, während sie
in der Nacht ganz regelmässig nach Abstellen der Generatorgruppen in Jvry die Speisung der gesamten Beleuchtungsanlagen
ihres Dienstbezirkes zu übernehmen hat und überdem ganz gut den Strom für die
Beförderung der vereinzelten Züge zu liefern vermag, welche etwa in diesen Stunden
in Quai d'Orsay ein- oder auslaufen.
Zur Zeit stehen acht Thomson-Houston'sche elektrische
Lokomotiven (vgl. D.p.J. 1896, Bd. 299 * S. 121; Bd.
302, S. 37; 1897, Bd. 305, S. 16; 1899, Bd. 312, S. 29) in Verwendung. Den Körper
der Lokomotive umschliesst ein auf einem Untergestelle aus Stahlblechträgern
aufgebauter, vorne wie rückwärts keilförmig abgeschrägter Kasten, der ebenfalls aus
Stahlblech hergestellt ist und mit dem Untergestelle auf zwei vierrädrigen
Drehgestellen ruht. Jedes der vier Räderpaare wird mittels eines einfachen
Zahnradvorgeleges durch einen Elektromotor angetrieben, der bei 550 Volt-Spannung
125 Kilowatt leistet. Diese Motoren sind derart angeordnet und berechnet, dass die
Lokomotive mit Leichtigkeit Züge mit einer Maximalbelastung von 3001 – die
Lokomotive nicht mitgerechnet – in der grössten, sich auf 11‰ belaufenden Steigung
der Strecke, mit einer Fahrgeschwindigkeit von 33 km in der Stunde zu befördern
vermögen; sie können Ueberlastungen, welche einen Stromauf wand bis zu 600 Ampère
erfordern, durch 5 Minuten schadlos ertragen, und ihre geringste Leistungsfähigkeit
ergibt sich bei einer Stromstärke von 300 Ampère mit 86%. Die Motoren sind
vierpolig; ihre Magnetwickelungen bestehen aus flachen, durch Asbest- und
Glimmerzwischenlagen isolierten Küpferbändern. Der Anker wird durch einfache Spulen
gebildet, die in Längsnuten des aus Eisenblechblättern gebildeten Kernes gebettet
und durch Holzkeile festgehalten sind; die Achse des auf diese Weise mit
Trommelwindungen versehenen Ankers hat zwei Kollektoren mit je vier Kohlenbürsten.
Unmittelbar über den Bürstenträgern ist das aus Stahl gegossene Motorgehäuse mit je
einem abgedichteten Klappthürchen versehen, das die Nachschau ermöglicht. Zu diesen
Bürstenklappen führt auch von oben je eine besondere Fallthüre, welche im Boden des
Lokomotivkastens angebracht ist. Das Gehäuse des Motors, die Aufhängeweise desselben
und der Zahnradeingriff in die Radachse haben weiter nichts Besonderes an sich. Die
Hauptabmessungen und Daten der Lokomotiven sind:
Gesamtgewicht
45 t
Gesamtlänge von Buffer zu Buffer
10,609 m
Grösste Breite
2,918 „
Höhe bis zum Dache des Fahrerstandes
3,891 „
Radstand im Drehgestelle
2,388 „
Gegenseitiger Abstand der Radgeatellzapfen
4,877 „
Raddurchmesser
1,245 „
Zahl der Triebräder
8
Anzahl der Elektromotoren
4
In der Mitte der Lokomotive befindet sich der im Lichten
2,718 m breite, 3,008 m lange Führerstand, welcher – auf seine mittlere Querachse
bezogen – ganz symmetrisch eingerichtet ist, so dass dem Lokomotivführer alle
wichtigen Hilfsapparate beim Vorwärtsfahren ganz ebenso zur Hand liegen, wie beim
Rückwärtsfahren. In den beiden vorne wie rückwärts an den Führerstand anstossenden,
gleichfalls symmetrisch angeordneten und ebenso ausgenutzten Keilkästen befinden
sich die Anlasswiderstände, die verschiedenen Verbindungskabel und an den äussersten
Enden je ein walzenförmiger Behälter aus Stahlblech für die Pressluft der
Lokomotivpfeife und für die Bremse. Bei der Anfahrt der Lokomotive werden durch die
Handhabung der Kontrollerkurbel zuförderst die vier Motoren mit den
Anlasswiderständen in Reihe geschaltet, sodann die Widerstände nacheinander
weggebracht, ferner die Motoren zu zweien, gleichzeitig zusammen mit je einer Hälfte
der Anlasswiderstände parallel geschaltet und schliesslich letztere wieder
successive beseitigt. Ein mit dem Kontroller verbundener Umschalter ermöglicht es,
die Eintrittsrichtung des Erregungsstromes im Motor umzukehren und sonach die
Fahrtrichtung der Lokomotive beliebig zu ändern. Als Kontrollapparate steht dem
Maschinenführer ein bis 2000 Ampère angebendes Ampèremeter, ein bis 700 Volt
anzeigendes Voltmeter und ein Wattmeter, sowie ein Zuggeschwindigkeitsmesser zur
Verfügung; als Sicherungsvorrichtungen sind am Führerstande ein
Universalunterbrecher, eine Signalpfeife, eine Luftdruckbremse der bei der
Orleansbahn allgemein eingeführten Wenger'schen
Anordnung und eine Handspindelbremse als Notbremse vorhanden. Zur Erzeugung der
Pressluft steht im Führerstande eine elektrisch betriebene Luftpumpe, welche
hinsichtlich ihres Betriebes durch den jeweiligen Druck in den Sammelbecken
selbstthätig reguliert, d.h. ganz nach dem wirklichen Bedarfe angelassen oder
abgestellt wird (vgl. D. p. J. 1900 315 350).
Auf der laufenden Strecke der Linie Quai d'Austerlitz –
Quai d'Orsay erfolgt die Strom Zuleitung für
gewöhnlich durch eine dritte Schiene, welche seitlich des Fahrgeleises und zwar
rechts von der Richtung der Fahrt, d. i. zwischen den beiden einander
zunächstliegenden Schienensträngen des Doppelgeleises angebracht ist. In einigen
Rangiergeleisen und bei der Einfahrt am Bahnhofe Quai
d'Orsay liegt die Zuleitung in der Geleisemitte, da es seitlich an Raum
fehlt; an den verwickelten Geleisekreuzungen und dicht aneinanderliegenden Weichen
aber, sowie im allgemeinen an allen jenen Bahnstellen, wo im Geleiseplanum jeder
Platz zur Anbringung einer dritten Schiene fehlt, oder dieselbe des Personenverkehrs
wegen als zu gefährlich nicht geduldet werden kann, ist die Stromzuleitung an den
Decken angebracht. Von diesen drei Zuleitungen bestehen die seitlich des Geleises
liegenden aus einem doppelten Strang von gewöhnlichen, 30 kg pro laufenden Meter
schweren Stahlschienen (Doppelkopfschienen), die 17 cm höher als die Oberkante der
Fahrschienen liegen und hinsichtlich ihrer Leitungsfähigkeit an den
Verbindungslaschen durch Kupferblechbrücken von 120 mm Querschnitt versichert sind.
Die Schienen werden von teergetränkten Unterlagshölzern getragen, die auf den
hölzernen, gleichfalls mit Kreosot eingelassenen Querschwellen des Fahrgeleises
aufruhen; auch ist die Leitung ihrem ganzen Verlaufe nach durch eine aus geteerten
Bretterbohlen hergestellten, röhrenförmigen Verschalung geschützt, welche nur einen
Schlitz für den Arm des Stromabgebers der Lokomotiven offen lässt. Die in der
Geleisemitte verlegten Stromzuführungen sind aus zwei senkrecht gestellten, mit
ihrer Hauptfläche einander zugekehrten U-Eisen gebildet, ebenfalls mit Hilfe
geteerter Holzunterlagen auf den Eisenbahnschwellen gelagert und durch eine
übergreifende Verschalung gesichert. Die auf Querträgern hängenden, aus gewalztem
Flacheisen bestehenden Oberleitungsstücke werden von Porzellanblöcken getragen und
haben den Querschnitt eines stehenden Rechteckes, das an der gegen abwärts gekehrten
Seite schwalbenschwanzartig erbreitert ist. Sämtliche diese Stromzuführungen sind
untereinander und bei allen Unterbrecherkästen mit der Betriebsleitung durch Kabel
von 200 qmm Kupferquerschnitt verbunden.
Diesen verschiedenen Zuleitungen gemäss besitzt jede der Lokomotiven am
Untergestelle, vorne wie rückwärts – damit für beide Fahrtrichtungen sozusagen doppelt
vorgesorgt ist – auf jeder der beiden Längsseiten einen nach abwärts federnden
Stromabnehmer mit Rotgussgleitschuhen und zwischendrein genau in der Lokomotivmitte
noch einen dritten, ganz ähnlichen, solchen Stromabnehmer. Ein siebender, nach
aufwärts federnder Stromabnehmer befindet sich genau in der Dachmitte des
Führerstandes.
Als Rückleitung dienen die Fahrschienen aller Geleise, aus welchem Grunde ihre
Leitungsfähigkeit an den Stossverbindungen und an den Weichen durch je zwei
Nebenleitungenvon 120 qmm Kupferquerschnitt gesichert ist. Nebstdem bestehen zu
demselben Zwecke zwischen den beiden Fahrschienen jedes Geleises alle 100 m leitende
Querverbindungen mittels eines Kabels von 120 qmm Kupferquerschnitt und ausserdem
ebensolche von 100 zu 100 m sprossenförmig verteilte Verbindungen im ganzen Verlaufe
der offenen Strecken zwischen den beiden inneren Schienensträngen des
Doppelgeleises, so dass also auch die Rückleitung aufs vollkommenste durchgeführt
ist.