Titel: | Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen. |
Autor: | Karl Rudolf |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 309 |
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Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen.
Von Karl Rudolf in
Bochum.
Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen.
Die Ventilfrage hat von jeher das Interesse der Fachkreise wachgehalten, weil
das Pumpen- und Gebläseventil wegen seiner umfangreichen Verwendung eines der
wichtigsten maschinellen Organe ist. Die derzeit bestehende Mannigfaltigkeit in der
Ventilkonstruktion, die sich einesteils ja häufig nach dem besonderen Zwecke richten
muss, deutet anderenteils auf einen Mangel an einheitlichen Gesichtspunkten bei der
Beurteilung der Ventilbewegung hin. Die diesbezügliche Litteratur ist durchaus nicht
so umfangreich, wie es der Bedeutung des Gegenstandes entsprechen sollte. Hier sind
zu nennen die gründlichen Versuche von BachC. Bach; Zur
Klarstellung der Bewegung selbstthätiger Pumpenventile. Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure 1886 und 1887., welche
zwar nur für Gewichtsventile durchgeführt wurden, aber trotzdem als
Thatsachenmaterial bis heute ihre Bedeutung behielten. Hierauf griff WestphalM. Westphal: Beitrag zur Grössenbestimmung von
Pumpenventilen. Daselbst 1893, S. 381. die Ventilfrage
auf rein theoretischem Wege erfolgreich an, indem er wohl als erster für das
möglichst masselose und konstant federbelastete Ventil unter vereinfachenden
Annahmen die Differentialgleichung der Bewegung aufstellte, welche sich leicht
integrieren lässt. Das letztgenannte Ventil erfreut sich für passende Drücke derzeit
grosser Beliebtheit und es ist daher zu verwundern, dass die wertvolle Westphal'sche Abhandlung so wenig gewürdigt wurde; es
mag dies wohl zum Teil mit dem bekannten Grauen vor aller Theorie zusammenhängen. Es
ist das Verdienst O. H. Müller'sO. H. Müller: Das
Pumpenventil. Leipzig 1900. A. Felix. des Jüngeren, die
Westphal'schen Darlegungen in letzter Zeit auf den
wünschenswerten praktischen Zuschnitt gebracht zu haben, wodurch der Ventilfrage in
Fachkreisen wieder ein lebhafteres Interesse zugewendet wurde. Aus diesem Grunde
sucht Verfasser, auf Westphal und Müller fussend, im nachfolgenden die Gesetze des
Ventilspiels in einfacher Weise darzulegen und in verschiedenen Punkten weiter
auszuführen. Dabei soll zum Schlusse auch das Gebläseventil berücksichtigt werden,
welches bis jetzt sowohl in experimenteller als auch in theoretischer Beziehung noch
viel stiefmütterlicher behandelt wurde, als das eigentliche Pumpenventil. Die
nachfolgenden Betrachtungen erstrecken sich nur auf Pumpen und Gebläse mit
Kurbeltrieb, wobei der Einfachheit wegen eine unendlich lange Lenkstange
vorausgesetzt wird. Der Hub des Ventils soll nicht begrenzt werden; die
hydraulischen Berichtigungsziffern, wie Geschwindigkeits-, Einschnürungs- und
Ausflusskoeffizient, führen wir in unsere Gleichungen nicht ein; dieselben sind im
Bedarfsfalle unschwer anzubringen, was aber keinen besonderen Wert hat, so lange nur
der ideale Grenzfall des masselosen Ventils in Frage kommt, dessen Sitzbreite wir
ausserdem gleich Null annehmen. Unter dem Gesichtswinkel dieser Vernachlässigungen
möchte die vorliegende Arbeit behandelt sein; es handelt sich also um eine erste
Annäherung, welche eine im gewissen Sinne ästhetisch-mathematische Entwickelung,
zulässt. Der rauhen Wirklichkeit soll unter Beibringung von Versuchsmaterial in
einem besonderen Aufsatz Rechnung getragen werden.
a) Das Pumpenventil.
1. Das masselose
Ventil.
Nach beifolgender Fig. 1 bedeute
F die Kolbenfläche,
C „ Kolbengeschwindigkeit,
S der Kolbenweg, von einer Totlage
aus gerechnet,
B „ Kurbelradius, a den Kurbelwinkel, von einer Totlage gezählt.
Ferner werde bezeichnet mit
f die untere Fläche des
Ventiltellers, welche wir gleich dem lichten Querschnitt im Ventilsitz
annehmen,
c die Ventilgeschwindigkeit,
h der Ventilhub, gerechnet von der
geschlossenen Lage,
l „ Umfang der Ventilfläche
f,
u die Wassergeschwindigkeit im
Umfangsspalt,
x „ zugehörige Weglänge.
Textabbildung Bd. 316, S. 309
Fig. 1.entschädlicher Raum; variables Volumen zwischen Kolben und
Ventil
Denken wir uns nun den in beliebiger Stellung sich befindlichen Kolben um eine
unendlich kleine Strecke, z.B. nach links gerückt, so muss bei Ventilaufgang das
vom Kolben verdrängte Wasservolumen gleich sein dem Raum, welchen das
Druckventil f schreibt, vermehrt um die
Wassermenge, welche gleichzeitig durch den Ringspalt weicht, was die Gleichung
ergibt:
F . dS = f . dh + lh . dx,
aus welcher durch Division mit dem Zeitdifferential dt folgt
F . C = f . c + lh . u . . . . .
1)
Ist U die Geschwindigkeit im Kurbelkreis, ω die Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle, so
ist
C = U
. sin α = U . sin .
ωt,
wenn für ω = 0 auch t = 0 ist. Weil ferner
c=\frac{d\,h}{d\,t}, so folgt aus Gleichung 1
\frac{d\,h}{d\,t}+\frac{l\,u}{f}\,\cdot\,h=\frac{E}{f}\,U\,\cdot\,sin\,\omega\,t . . . . 2)
Soll nun aus dieser Gleichung h als Funktion von t bestimmt werden können, so muss zuvor die
Spaltgeschwindigkeit u als Funktion von t bekannt sein, und die Gleichung 2 wäre dann eine
allgemein lösbare lineare Differentialgleichung erster Ordnung. Der einfachste
Fall ist nun der, wo u konstant ist.
Wendet man nun mit Westphal auf die
Spaltgeschwindigkeit u die bekannte Ausflussformel
Toricelli's an, und wird der
flächeneinheitliche Druck unterhalb des Ventiltellers mit p bezeichnet, so ist
u=\sqrt{2\,g\,\cdot\,\frac{p}{\gamma}} . . . . . 3)
worin noch y das Gewicht pro
Raumeinheit Wasser bedeutet.
Um die Bedingungen zu ermitteln, unter welchen p
konstant ist, stellen wir die allgemeine Bewegungsgleichung des Ventils nach d'Alembert's Prinzip auf. Ist p1 der
Federdruck pro Quadrateinheit, m die Ventilmasse
und b=\frac{d\,c}{d\,t} die Ventilbeschleunigung, so ist bei
Ventilaufgang
fp = fp1 + m .
b,
oder
p=p_1+\frac{m}{f}\,\cdot\,b . . . . . 4)
Soll nun p konstant sein, so muss bei konstanter
Federbelastung p1 das offenbar im allgemeinen veränderliche zweite Glied rechts
verschwinden, also m = 0 sein, was ein masseloses
Ventil bedingt. Damit wird
u=\sqrt{2\,g\,\cdot\,\frac{p_1}{\gamma}} . . . . . 5)
Letztere Gleichung gilt also nur für ein masseloses Ventil, während die
Kontinuitätsgleichung 2 auch für Gewichtsventile bestehen bleibt.
Die beiden Gleichungen 1 und 3 bilden den Hebel zur angenäherten Lösung des
Ventilproblems; dieselben wurden zuerst von Westphal in der glücklichsten Weise hierzu verwendet, welcher daher
als der eigentliche Begründer der nachfolgenden Theorie gelten muss.
Bei den üblichen geringen Ventilhüben wird die Ventilbelastung, vorläufig
abgesehen von Massenwirkungen, auch ziemlich konstant sein.
Angenommen, die Spaltgeschwindigkeit u wäre z.B.
direkt proportional der Kolbengeschwindigkeit C, so
wäre das Ventilerhebungsdiagramm bezogen auf den Kolbenweg eine gerade Linie;
durch die von Bach veröffentlichten
Ventildiagramme, welche eine ellipsenartige Form haben, wird der konstante
Charakter der Spaltgeschwindigkeit schon deutlich angezeigt. Die unsymmetrische
Form dieser Diagramme: sanftes Ansteigen, steiles Abfallen, rührt von den
Massenwirkungen des Ventils und des Wassers her (vgl. Fig. 2).
Textabbildung Bd. 316, S. 310
Fig. 2.
Für das masselose Ventil ist also in jeder Ventilstellung der unter dem Ventil
herrschende Druck p gleich dem belastenden
Federdruck p1.
Der Druck p rührt offenbar her einesteils von dem
Druck, den das durch den Sitzquerschnitt f mit der
Geschwindigkeit \frac{F}{f}\,C strömende Wasser auf den die
Ablenkung nach dem Spaltumfang bewerkstelligenden Ventilteller ausübt; dieser
sogen. Strahldruck s drückt sich bekanntlich aus
durch
s=\gamma\,\frac{\left(\frac{F}{f}\,C\right)^2}{g} . . . . . 6)
Anderenteils wird durch weitere Kompression des
Wassers zwischen Kolben und Ventil ein gewisser Druck p2 erzeugt, so dass
s + p2 = p1 . . . . . 7)
In Worten besagt diese Gleichung, dass für das
masselose Ventil in allen Stellungen der Strahl druck plus
Kornpressionsdruck gleich ist dem Federdruck.
Gleichung 7 regelt also das Verhalten der beiden. variablen Teildrucke s und p2, welche sich zu p1 zusammensetzen.
Im Momente der. Ventileröffnung ist der Strahldruck Null, daher der
Kompressionsdruck am grössten, während dies im Augenblicke der grössten
Ventileröffnung umgekehrt ist, falls der geringe Einfluss der verspäteten
Ventileröffnung dabei unberücksichtigt bleibt.
Es ist wichtig, auf den Umstand hinzuweisen, dass der Strahldruck s, abgesehen
von der nur geringen Ventilgeschwindigkeit, einzig und allein von der
Sitzgeschwindigkeit C_1=\frac{F}{f}\,\cdot\,C abhängt, also ganz
unabhängig von dem gewählten Federdruck p1 ist. Je kleiner also der
Ventilquerschnitt zum Kolbenquerschnitt ist, desto grösser wird auch der
Strahldruck s ausfallen.
Dagegen erscheint nun der Kompressionsdruck oder auch
Ergänzungsdruck p2 wesentlich bestimmt
durch den gewählten Federdruck und den durch die Sitzgeschwindigkeit
festgelegten Strahldruck. Der Reaktionsdruck des Strahls, wir wollen ihn den
Strahlgegendruck nennen, bedingt an und für sich schon eine gewisse Kompression
des Wassers unter dem Ventil, so dass der obige Ergänzungsdruck der zusätzlichen
Kompression vom Strahlgegendruck bis zum Federdruck entspricht. Der
Sitzgeschwindigkeit C1 entspricht ein Druck
\gamma\,\cdot\,\frac{{C_1}^2}{2\,g}; beim dynamischen Prozess
des Ausströmens wirken aber die ausströmenden und zurückbleibenden
Flüssigkeitspartikeln wechselseitig drückend aufeinander und erzeugen auf diese
Weise die Geschwindigkeit. Dieser wechselseitige Druck kann daher nur aus der
entwickelten Bewegungsgrösse abgeleitet werden; es muss der pro Sekunde wirkende
Druck gleich sein der pro Sekunde erzeugten Bewegungsgrösse.
Pro Sekunde fliesst durch die Quadrateinheit des Ventilsitzes die Wassermasse
\frac{\gamma}{g}\,\cdot\,C_1\,\cdot\,1,
entsprechend der Bewegungsgrösse
\frac{\gamma}{g}\,\cdot\,C_1\,\cdot\,C_1=\frac{\gamma}{g}\,{C_1}^2.
Der hierzu nötige Antrieb ist
s\,\cdot\,1=\frac{\gamma}{g}\,\cdot\,{C_1}^2,
woraus folgt, dass der Strahlgegendruck das Doppelte des
Druckes \gamma\,\frac{{C_1}^2}{2\,g} ist, wobei von
hydraulischen Berichtigungsziffern abgesehen wurde.
Da p2 stets
positiv sein muss, so muss das konstant vorausgesetzte p1 grösser als der grösste
Wert von s sein, d.h.
p_1\,>\,s_{max}=\gamma\,\frac{\left(\frac{F}{f}\,C_{max}\right)^2}{g} . . . . 8)
Dabei ist zu betonen, dass Gleichung 6 nur gilt, wenn die Ventilplatte ruhend
gedacht wird; letztere bewegt sich aber mit der Geschwindigkeit c, so dass für den Strahldruck die
Geschwindigkeitsdifferenz C – c in Betracht zu
ziehen ist, wodurch mit \frac{F}{f}\,C=C_1 bei Ventilaufgang
folgt
s=\frac{\gamma}{g}\,C_1\,(C_1-c) . . . . 6a)
Nachdem aber c im allgemeinen sehr klein gegen C ist, so kann man Formel 6 verwenden.
Wir könnten nunmehr das allgemeine Integral von Gleichung 2 anschreiben, doch
gewähren solch allgemeine Formeln nicht die für technische Zwecke wünschenswerte
Einsicht und anschauliche Kontrolle; auch ist die nachherige Bestimmung der
Integrationskonstanten unbequem. Müller hat diese
Schwierigkeit durch ein recht glückliches Superpositionsverfahren umgangen, doch
führt folgender Weg viel schneller zum gewünschten Ziele, wobei alle
massgebenden Beziehungen mit einem Schlage erkannt werden.
Wir verwenden die Kontinuitätsgleichung in der Form
F . U . sin α = f . c + lu . h . .
. . 9)
und ermitteln den Wert von α
= α0, für welchen
h = 0 ist.
Es folgt
FU . sin α0= f . c0 .
. . . 10)
wo c0 der dem α0 entsprechende Wert von c ist.
Nun setzen wir
α = α0 + β . . . . . 11)
wonach also β = 0 wird, wenn
h = 0 ist.
Damit folgt weiter aus Gleichung 9
F U . sin (α0 + β) = F U sin
α0 . cos β + F U cos α0 . sin β =
f . c + lu . h.
Nach dem Wertigkeitsprinzip zerfällt nun letztere Gleichung in die beiden
Teilgleichungen
f . c = F U sin α0 . cos β .
. . . 12)
lu . h = F U cos α0 . sin β .
. . 13)
Denn während eines Ventilspiels, bestehend aus Auf- und Niedergang, ändern c und cos β als
zweiwertige Grossen das Zeichen, während h und sin β als einwertige Grossen zeichenbeständig
bleiben.
Mittels der beiden letzten Gleichungen können wir nun den noch unbekannten Winkel
α0
bestimmen.
Durch Differenzieren von Gleichung 13 nach t
folgt:
lu . c = F
. U . ω cos α0 . cos β.
In Gleichung 12 dividiert, folgt:
\frac{f}{l\,u}\,\omega=tan\,\alpha_0, . . . . 14)
womit α0 bestimmt
ist.
Nun lässt sich hiermit aus Gleichung 13 auch h
bequem als Funktion von α oder l ermitteln.
Zunächst ist mit Gleichung 14
cos\,\alpha_0=\frac{1}{\sqrt{1+tan^2\,\alpha_0}}=\frac{1}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right)^2}}.
Nach Gleichung 11 ist:
\beta=\alpha-\alpha_0=\alpha-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega,
sonach
h=\frac{F\,U}{l\,u\,\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,sin\,\left(\omega\,t-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right) 15)
Hieraus liesse sich durch Differenzieren nach t ohne
weiteres c als Funktion von t bestimmen. Man kann aber auch Gleichung 12 dazu verwenden. Es
ist
sin\,\alpha_0=tan\,\alpha_0\,\cdot\,cos\,\alpha_0=\frac{\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right)^2}},
womit resultiert
c=\frac{F}{f}\,U\,\frac{\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,cos\,\beta,
c=\frac{F\,U\,\omega}{l\,u\,\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,cos\,\left(\omega\,t-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\omega\right) 16)
Durch Differenzieren lässt sich hieraus sofort b als
Funktion von t erhalten, wir können jedoch auch
durch Differentiation von Gleichung 12 dazu gelangen.
Es folgt
f . b = – F U ω sin α0 . sin
β.
Durch Gleichung 13 dividiert, ergibt sich
b=-\frac{l\,u}{f}\,\omega\,\cdot\,tan\,\alpha_0\,\cdot\,h,
woraus unter Verwendung von Gleichung 14 entsteht
b = – ω2 . h . .
. . . . 17)
oder durch t ausgedrückt
b=-\frac{F\,U\,\omega^2}{\sqrt{1+\left(\frac{f}{l\,u}\,\omega\right)^2}}\,\cdot\,sin\,\left(\omega\,t-arctan\,\frac{f}{l\,u}\,\omega\right) 18)
Gleichung 17 ist die Definitionsgleichung der
harmonischen Schwingung, womit die Bewegung des masselosen, konstant
federbelasteten Ventils sonach am einfachsten charakterisiert ist.
Werden die Wege des Pumpenkolbens von Hubmitte aus gerechnet und mit H bezeichnet, und ist B die zugehörige Kolbenbeschleunigung, so ist bekanntlich
B = – ω2 . H . .
. . 19)
Die durch ω bestimmte Schwingungsdauer ist daher in
beiden Fällen die gleiche. Doch ist zu beachten, dass die Totlagen nicht
gleichzeitig eintreten. Fassen wir die Eröffnung des Druckventils ins Auge, so
öffnet dies erst, nachdem der Kolben von seiner letzten Totlage den Winkel α0
= ωt0
zurückgelegt hat. Demnach erreicht der Kolben seine Mittellage erst nach dem
Winkel \frac{\pi}{2}-\alpha_0, oder die Mittellage des
Druckventils eilt der Kolbenmittellage um die Zeitdauer
\frac{\pi}{2\,\omega}-\frac{\alpha_0}{\omega} vor.
Soll das Saugventil in demselben Momente schliessen, wo das Druckventil öffnet,
so müssen nach Gleichung 14 in beiden Fällen die Ventilfläche, der Spaltumfang
und die Spaltgeschwindigkeit bezw. Ventilbelastung den gleichen Wert haben.
Trifft dies zu, so kann man sich das Spiel des Saug- und Druckventils auf
derselben Pumpenseite durch das mechanische Bild zweier Pendel versinnlichen,
die sich bei vertikaler Lage des Aufhängefadens eben berühren, nach
nebenstehender Fig. 3.
Textabbildung Bd. 316, S. 311
Fig. 3.
Denkt man sich die unelastisch vorausgesetzte Kugel S, welche dem Saugventil entsprechen soll, nach S1
verschoben und dann frei gelassen, so wird sie in ihrer Ruhelage S die erlangte lebendige Kraft an die das
Druckventil vergegenwärtigende Kugel D abgeben und
selbst in Ruhe bleiben. D schwingt infolge der
erlangten Geschwindigkeit bis nach D1, kehrt hier um und teilt die in D wieder erlangte Geschwindigkeit an S mit, worauf der Vorgang von neuem beginnt.
Nachdem nun für kleine Ausschläge die Pendelschwingungen nahezu harmonisch sind,
so wird durch diesen Mechanismus das Ventilspiel recht anschaulich
illustriert.
Die Gleichungen 12 und 13 führen zu einer sehr übersichtlichen graphischen
Darstellung der Ventilgeschwindigkeit und des Ventilhubes nach Art der
Schieberdiagramme. Der Verspätungswinkel α0 spielt dabei die Rolle eines
Nacheilwinkels.
Nach Gleichung 12 kann man sich die Ventilgeschwindigkeiten c durch Rotieren des maximalen Wertes F U sin α0, welchen
wir die Geschwindigkeitsexzentrizität nennen wollen, erzeugt denken, und nach
Gleichung 13 können die Ventilhübe h in gleicher
Weise durch den Grösstwert F U cos α0 welcher als Hubexzentrizität
angesprochen werden soll, hervorgebracht werden.
Im nachfolgenden wurde ein bestimmter Fall zu Grunde gelegt, und zwar der
Ventildurchmesser mit 20 cm angenommen, u = 200 cm,
U = 200 cm, \frac{F}{f}=1,
n = 60.
Fig. 4 und 5 zeigen den
Geschwindigkeitsriss als Polardiagramm bezw. Ordinatendiagramm.
Fig. 6 und 7 stellen den polaren
bezw. ordinalen Hubriss dar; die massgebenden Grossen sind in den Figuren
eingeschrieben.
Textabbildung Bd. 316, S. 312
Geschwindigkeitsriss.
Textabbildung Bd. 316, S. 312
Hubriss.
Die Beschleunigung b lässt sich nach Gleichung 17
besonders einfach darstellen, weil letztere ein Gradliniengesetz ausspricht, b behält sowohl für Aufgang als auch Niedergang des
Ventils das gleiche Zeichen und wirkt stets nach der Schlusslage hin. Beim
Ventilaufgang wird daher die Bewegung verzögert, beim Niedergang beschleunigt.
Fig. 8 stellt
diese Verhältnisse dar.
Textabbildung Bd. 316, S. 312
Fig. 8. BeschleunigungsrissFig. 9. Geschwindigkeitsriss
2. Vereinfachung der
Formeln.
Nunmehr wollen wir die gewonnenen Ergebnisse auf ihre eigentliche Bedeutung etwas
näher untersuchen und einzelne der erhaltenen Gleichungen durch passende
Vernachlässigungen vereinfachen.
Wir beginnen mit Gleichung 14, welche uns den Winkel α0 in einfacher Weise berechnen lehrt,
um welchen das Ventil zu spät öffnet bezw. schliesst. Wegen der Kleinheit von
a0
können wir letzteres für tan α0 setzen, so dass wir erhalten
\alpha_0=\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega . . . . 20)
Für ein bestimmtes Ventil, gegeben durch seine Abmessungen f und l, ist bei
unveränderter Spaltgeschwindigkeitu, also
gleichbleibender Federspannung p1, der Verspätungswinkel α0 der
Winkelgeschwindigkeit \omega=\frac{\pi\,n}{30} direkt
proportional. Je schneller die Pumpe läuft, desto später öffnet und schliesst
das Ventil. Soll bei einer grösseren Tourenzahl n
derselbe Verspätungswinkel erzielt werden, so muss bei gegebenem f und l die
Federspannung p1 vergrössert werden.
Aus Gleichung 20 folgt mit α0
= ω . t0 in
einfacher Weise die Schluss Verspätung, welche auch gleich der
Eröffnungsverspätung ist:
t_0=\frac{f}{l\,u} . . . . 20a)
Danach ist bei ein und demselben Ventil die Schlussverspätung t0
unabhängig von der Tourenzahl und den Abmessungen der Pumpe, so lange die
Ventilbelastung nicht geändert wird; t0 ist daher eine dem Ventil
eigentümliche Konstante.
Setzen wir in Gleichung 12 an Stelle des Sinus den Winkel, so erhalten wir für
die Ventilgeschwindigkeit c den einfachen
Ausdruck
c=\frac{F}{f}\,\cdot\,U\,\cdot\,\alpha_0\,\cdot\,cos\,\beta
und unter Verwendung von Gleichung 20:
c=\frac{F\,U}{l\,u}\,\omega\,\cdot\,cos\,\beta . 21)
Die maximale Geschwindigkeit, welche zugleich Er-öffnungs- bezw.
Schlussgeschwindigkeit ist, ergibt sich mithin für β = 0 bezw. β = π zu
c_{max}=\pm\,\frac{F\,U}{l\,u}\,\cdot\,\omega 22)
Gleichung 13 gestattet zunächst eine einfache Darstellung der Ventileröffnung h, indem man cos α0 mit 1 verwechselt:
h=\frac{F\,U}{l\,u}\,\cdot\,sin\,\beta . . . . 23)
Für \beta=\frac{\pi}{2} folgt hieraus der Grösstwert von h zu
h_{max}=\frac{F\,U}{l\,u} . . . . 24)
hmax lässt
sich danach sehr bequem aus den gegebenen Pumpen- und Ventilabmessungen, der
Tourenzahl und Federbelastung berechnen.
Der zeitlichen Schluss Verspätung l0 nach Gleichung 21 entspricht eine gewisse
Wegverspätung h0,
welche wegen ihrer Kleinheit als mit der Schlussgeschwindigkeit c0 gleichförmig
zurückgelegt aufgefasst werden darf. Diese ist angenähert
h_0=c_s\,\cdot\,t_0=\frac{F\,U}{l\,u}\,\cdot\,\omega\,\cdot\,\frac{f}{l\,u}
h_0=h_{max}\,\cdot\,\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega
h0 = hmax · α0 . . . . 25)
Letztere Beziehung lässt sich auch direkt aus dem Hubriss ablesen, indem die
Ordinate mit dem zugehörigen Bogen vertauscht wird.
3. Ermittelung der Bach'schen
Gesetze.
Die von Bach experimentell aufgestellten Gesetze
über den Zusammenhang von Umgangszahl, Kolbenhub, Kolbenfläche und Ventilbelastung an
der Grenze des stossfreien Ventilspieles lassen sich in einfachster Weise aus
den beiden Grundgleichungen 1 und 3, der Kontinuitätsformel bezw.
Durchflussformel ermitteln, was eine willkommene Bestätigung der früher
gewonnenen Resultate bedeutet.
Durch Differenzieren von Gleichung 1 nach t
folgt:
F . B = f . b + lu . c . . . . .
26)
wo B nach Gleichung 19 die
Kolbenbeschleunigung bedeutet.
Für c = cmax
folgt b = 0, und mit B =
BQ entsteht
F . B0= lu . cmax
. . . . 27)
B0 kann nun
mit grosser Annäherung durch Bmax ersetzt werden, welches ist
Bmax= R . ω2 . . . . . 28)
Damit erhalten wir für cmax nach Gleichung 27
c_{max}=\frac{F}{l\,\cdot\,u}\,\cdot\,R\,\omega^2 . . . . 29)
Das gleiche Ergebnis können wir auch unmittelbar aus Gleichung 22 herleiten, wenn
wir darin
U = Rω
setzen.
Danach ist die maximale Ventilgeschwindigkeit, welche zugleich Schluss- bezw.
Eröffnungsgeschwindigkeit ist, direkt proportional der maximalen
Kolbenbeschleunigung (Totpunktbeschleunigung) und verkehrt proportional der
Spaltgeschwindigkeit.
Aus den Versuchen von Bach folgt, dass der
Ventilschluss stossfrei erfolgt, wenn bei gegebener Kolbenfläche und unter sonst
gleichen Umständen
R1ω12 = Rω2
ist.
Ist einmal durch Versuche eine solche Schlussgeschwindigkeit cmax
ermittelt, bei welcher das Ventil schlagfrei schliesst, so muss nach Gleichung
29 sein
R\,\omega^2=\frac{l\,u}{F}\,\cdot\,c_{max}, . . . . 30)
womit zugleich die Konstante des ersten Bach'schen Gesetzes, welches die Variation von Hub
und Tourenzahl betrifft, gegeben ist.
Das zweite Bach'sche Gesetz bezieht sich auf die
Ventilbelastung und fordert, dass an der Grenze des stossfreien Ventilschlusses
die wirksame Belastung p direkt proportional ist
dem Produkte aus Kolbenhub und Quadrat der Tourenzahl.
Aus Gleichung 29 folgt
u=\frac{F}{l\,\cdot\,c_{max}}\,\cdot\,R\,\omega^2 . . . . 31)
Unter Berücksichtigung der Durchflussformel
u=\sqrt{2\,g\,\frac{p}{\gamma}}
ist dies zweite Gesetz dahin zu korrigieren, dass an die
Stelle der einfachen Ventilbelastung zu setzen ist die Quadratwurzel aus der Ventilbelastung.
Für ein gegebenes cmax können wir aus Gleichung 31 zunächst
u und damit aus Gleichung 3 die Ventilbelastung
p berechnen; es ergibt sich
p=\frac{\gamma}{2\,g}\,\cdot\,\left(\frac{F}{l\,\cdot\,c_{max}}\right)^2\,\cdot\,(R\,\omega^2)^2 . . . . 32)
Das dritte Bach'sche Gesetz betrifft die Variation
der Kolbenflächen, und muss auch hier die Berichtigung eintreten, dass an die
Stelle der einfachen Ventilbelastung die Quadratwurzel
derselben zu treten hat. Soll nach Gleichung 29 cmax dasselbe bleiben, so muss
sein
\frac{F_1}{l\,u_1}\,\cdot\,R\,\omega^2=\frac{F_1}{l\,u}\,\cdot\,R\,{\omega_1}^2=\frac{F}{l\,u}\,\cdot\,R\,\omega^2=\frac{F_1}{l\,u_1}\,\cdot\,R\,{\omega_1}^2.
Bei derselben Tourenzahl wächst die Quadratwurzel aus der Belastung direkt
proportional mit der Kolbenfläche.
Bei derselben Belastung ändert sich die Tourenzahl derart, dass
F
1
ω
1
= F . ω
2
ist.
Wird die Belastung und die Tourenzahl geändert, so muss
\frac{F}{u}\,\cdot\,\omega^2=\frac{F_1}{u_1}\,\cdot\,{\omega_1}^2
sein.
Die Verschiedenheit unserer Ergebnisse vom zweiten und dritten Bach'schen Gesetze wird sich wohl erklären teils
aus dem Umstand, dass Bach seinen Versuchen nur
Gewichtsventile zu Grunde legte, teils aus den zu engen Grenzen, innerhalb deren
die Versuche vorgenommen wurden, endlich aus den obiger Theorie zu Grunde
liegenden vereinfachenden Annahmen.
4. Einführung der Ventilmasse;
Ventilschlag und Ventilüberdruck.
Wir wenden uns nun der vielumstrittenen Frage des Ventilschlages und
Ventilüberdruckes zu.
Würde das Ventil im Kolbenwechsel öffnen und schliessen, so müsste nach der
Kontinuitätsformel
F . C = f . c + lhn
wegen h = 0 für C = 0 auch c = 0 sein,
während wir früher c = cmax für h = 0 ermittelt haben. Dabei ist für Ventilaufgang
c positiv, für Ventilniedergang negativ zu
setzen, so dass die Eröffnungsgeschwindigkeit + cmax, die
Schlussgeschwindigkeit – cmax zu setzen ist.
Die Ventil Verdrängung f . c ist also lediglich als
Grund anzusehen, warum das Ventil nicht pünktlich im Hubwechsel mit der
Geschwindigkeit Null öffnet und schliesst.
So lange nun das Ventil masselos ist, wie wir es bisher vorausgesetzt haben,
können Kraftäusserungen weder beim Schliessen noch beim Oeffnen entstehen, denn
sowohl die Bewegungsgrösse, als auch die lebendige Kraft des Ventils ist Null,
weil ja m = 0 ist.
Nun geraten selbst beim masselosen Ventil die über ihm und unter ihm befindlichen
schweren Wassermassen fast plötzlich zur Ruhe, kommen bezw. in Bewegung; die
Massenwirkung dieser Wassermengen wird natürlich auch die Ventilbelastung
beeinflussen.
Wir müssen daher unsere früheren Annahmen noch dahin ergänzen, dass wir auch die
über dem Ventil lagernde Wassermasse bezüglich ihrer Massenwirkung
vernachlässigen. Doch ist damit nicht gesagt, dass die Pumpflüssigkeit überhaupt
masselos gedacht ist; das ist ganz unzulässig, weil wir dann die Toricelli'sche Ausflussformel nicht anwenden
könnten, welche neben der Kontinuitätsformel den Grundpfeiler der obigen
Ventiltheorie bildet. Denn diese Ausflussformel ist weiter nichts als der Satz
der lebendigen Kraft, angewendet auf die Masseneinheit der Pumpflüssigkeit, wie
aus der folgenden Gleichungsform
\frac{1\,\cdot\,u^2}{2}=g\,\cdot\,\frac{p}{\gamma}
hervorgeht. Ich kann die Gleichung auch in der Form
\frac{\gamma}{g}\,\cdot\,\frac{u^2}{2}=p\,\cdot\,1
schreiben, wo dann die linke Seite die lebendige Kraft der
volumeinheitlichen Masse oder die Dichtigkeit bedeutet, während die rechte Seite
als das Produkt aus flächeneinheitlicher Spannung mal der Rauminhalt, also als
Arbeitsgrösse, gedeutet werden muss.
Führen wir nun trotzdem in unsere vorigen Gleichungen, welche nur für den idealen
Grenzfall der Masselosigkeit von Ventil und darauf ruhender Flüssigkeit gelten,
die Ventilmasse und Wassermasse ein, welche wir zusammen mit Σm bezeichnen wollen, so befinden wir uns bereits
im Gebiete der Näherungsrechnung. Wir wären verpflichtet, die
Schlussgeschwindigkeit cs zuvor aus der allgemeinen Differentialgleichung des Ventilproblems ermittelt zu
haben, bevor die Bewegungsgrösse (Σm) . cs oder die
lebendige Kraft \frac{1}{2}\,(\Sigma\,m)\,\cdot\,{c_s}^2
berechnet werden könnte. Diese allgemeinere Differentialgleichung werden wir
später aufstellen; dieselbe ist aber in geschlossener Form nicht integrabel, weswegen wir
den Wirklichkeitsfall auf den idealen Grenzfall dadurch beziehen, dass wir
anfänglich vernachlässigte Grossen in die Gleichungen des letzteren einführen,
dabei aber immer wieder bedenkend, dass die letzteren Gleichungen selbst wieder
nur auf Grund idealer, der Wirklichkeit nur angenähert entsprechenden
Voraussetzungen gewonnen wurden.
Der ideale Beschleunigungsriss, bezogen auf den Ventilweg, stellt nach Fig. 8 eine Gerade
dar. Der zugehörige Geschwindigkeitsriss lässt sich mit Hilfe der Gleichungen 21
und 24 leicht ermitteln; es folgt
c = hmax ω · cos β
\frac{c}{\omega}=h_{max}\,\cdot\,cos\,\beta . . . . 33)
Diese Kosinuswerte lassen sich durch Kreisen der Ventilkurbel hmax leicht
beschreiben, wie in Fig.
9 dargestellt.
Eine plötzlich vernichtete lebendige Kraft müsste nun nach dem Energieprinzip
eine unendlich grosse Kraft äussern, ebenso wie eine plötzlich zu erzeugende
lebendige Kraft eine unendlich grosse Kraft erfordern würde.
In Wirklichkeit gehört aber zu jeder Geschwindigkeitsänderung auch Zeit; das
massehabende Ventil in einer schweren Flüssigkeit wird daher vermutlich in einer
sehr kurzen Zeit, entsprechend einer sehr kleinen Wegstrecke Δs, mit der anhängenden Wassermasse von der
Geschwindigkeit 0 auf die Geschwindigkeit cmax beschleunigt werden. Der
Ventilaufgang besteht daher aus einer sehr rasch verlaufenden
Beschleunigungsphase, welcher eine länger währende Verzögerungsphase folgt; die
entsprechenden Arbeiten müssen einander gleich sein, weil ja die in der
Beschleunigungsphase aufgespeicherte lebendige Kraft während der
Verzögerungsphase wieder vollständig aufgezehrt wird. Der Ventilniedergang
besteht aus einem länger dauernden Beschleunigungsabschnitt, welchem sich ein
schnell verlaufender Verzögerungsabschnitt anschliesst.
Halten wir für beide Bewegungsabschnitte das Gradliniengesetz des Idealfalles
fest, so wird sich ein wirkliches Ventil beiläufig nach nebenstehendem
Beschleunigungsriss (Fig.
10) und Geschwindigkeitsriss (Fig. 11)
bewegen.
Je allmählicher sich der Eröffnungsdruck ausbilden kann, je länger Zeit er dazu
hat, desto kleiner wird er sein. Im Sinne einer solch allmählichen
Druckausbildung wirkt die Ventilundichtheifc, die Elastizität des Wassers und
der Wandungen, sowie besonders eingeschnüffelte Luft.
Die Gleichheit von Beschleunigungs- und Verzögerungsarbeit in Fig. 10 fordert,
dass die Anfangsbeschleunigung um so grösser ist, je kleiner der Wirkungsweg Δs ist.
Für Δs = 0 müsste
\frakfamily{B}=\infty werden.
Fassen wir das Saugventil ins Auge, so muss die Summe aus Federdruck p, in welchen wir uns den
Gewichtsdruckeingerechnet denken, und Beschleunigungsdruck
\frakfamily{B} kleiner sein als der Atmosphärendruck.
Abgesehen vom sogen. Sitzwiderstand, hervorgerufen durch breite adhärierende
Sitzflächen, ist also der Ventileröffnungsdruck oder Ventilüberdruck nur eine
Folge der Massenwirkung.
Wir wollen nun auf Grund der Fig. 10, welche sich
auf Ventilaufgang bezieht, eine Formel für den Ventilüberdruck S ermitteln; damit ist ja auch gleichzeitig der
Ventilschlag bestimmt.
Weil die Beschleunigungsarbeit gleich ist der erzeugten lebendigen Kraft, so
ist
\frac{S\,\cdot\,\Delta\,s}{2}=\frac{1}{2}\,(\Sigma\,m)\,\cdot\,{c_{max}}^2,
entsprechend unserer früheren Annahme, dass S sich nach einem Gradliniengesetz bezüglich Δs ändern soll.
Es folgt
S=\frac{(\Sigma\,m)\,\cdot\,{c_{max}}^2}{\Delta\,s}.
Wir machen nun die naheliegende Annahme, dass der
Wirhungsweg Δs gleich ist der Weg Verspätung h0, welche der
Ventilschlussverspätung t0entspricht.
Nun ist näherungsweise
Δs = h0 = cmax
l0,
also
S=\frac{(\Sigma\,m)\,\cdot\,c_{max}}{t_0}.
In dieser Gleichung erkennen wir den Satz vom Antriebe, wenn t0 die
Wirkungszeit des Beschleunigungsabschnittes ist.
Nun ist nach Gleichung 29 und 20a
S=(\Sigma\,m)\,\cdot\,\frac{F}{l\,u}\,\cdot\,R\,\omega^2\,:\,\frac{f}{l\,u},
somit
S=(\Sigma\,m)\,\cdot\,\left(\frac{F}{f}\right)\,\cdot\,R\,\omega^2 . . . . 34)
Daher ist der Ventilüberdruck bezw. Ventilschlag gleich der nahezu plötzlich in
Bewegung geratenden bezw. zur Ruhe kommenden Ventil- plus Wassermasse mal der
auf die Ventilfläche reduzierten maximalen Kolbenbeschleunigung, ein Resultat,
welches für ein nicht verspätet arbeitendes Ventil direkt einzusehen ist.
Textabbildung Bd. 316, S. 314
Dabei ist immer zu bedenken, dass diese Näherungsgleichungen nur in dem Masse der Wahrheit entsprechen, als dies von
den zu Grunde gelegten, vereinfachenden Annahmen gilt.
(Schluss folgt.)