Titel: | Kühl- und Verflüssigungsverfahren von Gasen mittels stufenweiser Kompression. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 365 |
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Kühl- und Verflüssigungsverfahren von Gasen
mittels stufenweiser Kompression.
Kühl- und Verflüssigungsverfahren von Gasen mittels stufenweiser
Kompression.
In D. p. J. 1900 315 408
wurde eine Arbeit über die Unterschiede der Kühlverfahren von Siemens, Linde und Mix
veröffentlicht. Zur Ergänzung dieser Ausführungen lassen wir im nachstehenden nach
der Patentschrift Nr. 119943 eine genaue Beschreibung des Metz'schen Kühlverfahrens mittels stufenweiser Kompression folgen und
fügen in die Beschreibung ein zur Verfügung gestelltes Zahlenbeispiel ein, um die
praktische Durchführbarkeit des neuen Kühl Verfahrens erkennen zu lassen.
Bei den bisher bekannt gewordenen Verfahren, kalte bezw. verflüssigte Gase durch
Kompression und darauf folgende Expansion herzustellen, lässt man, wie
beispielsweise nach dem Verfahren von Linde, die
isothermischhochkomprimierte Luft ohne äussere Arbeitsleistung, also nur innere
Arbeit leistend, so lange expandieren und sich dadurch abkühlen, bis die
Verflüssigungstemperatur erreicht wird, und dadurch stetig verflüssigtes Gas
abtropft bezw. abfliesst. Versuche, durch Expansion unter äusserer Arbeitsleistung
in einer Maschine schneller die Verflüssigungstemperatur zu erreichen, dürften unter
Beibehaltung des Gegenstromprinzips, das bei Linde so
vortreffliche Dienste leistet, zu praktisch durchführbaren und brauchbaren
Ergebnissen nicht führen, sofern man die ganze Pressluftmenge adiabatisch in einer
Maschine expandieren lassen wollte. Es würde in diesem Falle bei reiner
adiabatischer Expansion bald die Verflüssigungstemperatur erreicht werden, und so der Motor
schliesslich keine praktische äussere Arbeit mehr leisten können und somit das
Verfahren illusorisch werden.
Um diesem Uebelstande zu begegnen, komprimiert man das zu verflüssigende Gas in zwei
Stufen isothermisch und zwar in der ersten Stufe die gesamte Gasmenge auf
beispielsweise 10 at, in der zweiten Stufe nur die eine Hälfte auf etwa 100 at bei
permanenten Gasen wie Luft, Stickstoff u.s.w., bei durch niedrigere Drucke flüssig
werdenden Gasen natürlich auf entsprechend niedrigere Atmosphären. Hierzu wird, wenn
die Kompression der gesamten Gasmenge auf 10 at a kgm
Arbeit erfordert, \left(a+\frac{a}{z}\right)\mbox{ kgm} von der Kompressionsmaschine effektiv zu leisten
sein. Nunmehr lässt man in dem Arbeitscylinder irgend eines Druckluftmotors einer
Dampfmaschine u.s.w. die bloss auf 10 at komprimierte Gasmenge arbeiten, indem man
die auf 100 at komprimierte zweite Gashälfte um den Cylinder herumleitet, so dass
dieselbe durch die Cylinderwandungen hindurch einen beträchtlichen Teil ihrer Wärme
abgibt und sich selbst entsprechend abkühlt. Durch richtige Wahl der Spannungen der
beiden Gashälften kann man, da das wesentlich höher gespannte Gas bei höheren
Temperaturen als bei 1 bezw. 10 at sich verdichtet, bei stetiger Arbeit des
Kompressor- und des Expansionscylinders flüssiges Gas unter hoher Spannung erhalten.
Letzteres kann man aus dem Kompressionsbehälter durch irgend einen der bekannten
Wasserabscheider ohne Schwierigkeit entfernen.
Nachstehendes Beispiel für Kohlensäure, für welches die erforderlichen Beobachtungen
vorhanden sind, dient zur näheren Erläuterung.
Es werden G kg Kohlensäure von 17 ° C. isothermisch auf
5 at komprimiert; die dazu erforderliche Kompressionsarbeit in Wärmemass ist
gleich
G\,\cdot\,a\,\cdot\,R\,\cdot\,300\,logn\,5=\frac{G\,\cdot\,300\,\cdot\,19,143}{425}\,logn\,5\mbox{ W.-E.}
Die zur Kompression von G . y . kg Kohlensäure von 5 auf
25 at erforderliche isothermische Kompressionsarbeit ist
G\,\cdot\,y\,\cdot\,a\,\cdot\,R\,\cdot\,300\,logn\,\left(\frac{25}{5}\right)=y\,\cdot\,\frac{G\,\cdot\,300\,\cdot\,19,143}{425}\,logn\,5\mbox{
W.-E.}
Sollen nun die G . y . kg Kohlensäure bei einem Druck
von 25 at flüssig werden, so muss man dieselben von + 17° C. auf – 10° C. abkühlen,
also denselben G . y . Cp . 27 W.-E. + der
Verdampfungswärme G . y . 88 W.-E. entziehen.
Lässt man die auf 5 at gespannten G (1 – y) kg Kohlensäure adiabatisch arbeitleistend auf 1 at
expandieren, so werden G (1 – y) Cv (300 – T1) W.-E. gebunden, worin T_1=300\,\cdot\,\left(\frac{1}{5}\right)^{\frac{k-1}{k}}=(\mbox{rund})\,300\,\cdot\,\left(\frac{1}{5}\right)\,0,27=\mbox{rund}\,\frac{300}{1,54}=\mbox{rund}\,200^{\circ}
absolut ist.
Es stehen also für Kühlzwecke zur Verfügung
(1 – y) Cv
. 100 W.-E.,
da aber die Abkühlung bis auf – 10° erfolgen soll, so können
nur G . (1 – y) Cv . 63 W.-E. zur Kühlung ausgenutzt werden.
Man hat also zur Bestimmung von y die Gleichung
G . (1 – y) Cv = 63 = GyCp . 27 + Gy 88.
In vorliegendem Falle folgt für y die Gleichung
63cv
– y . Cv . 63 = yCp . 27 + y . 88
66cv
= y (Cp . 27) + Cv 63 + 88
y=\frac{63\,\cdot\,c_v}{C\,p\,\cdot\,27+C\,v\,63+88}=\frac{63\,\cdot\,c_v}{0,217\,\cdot\,27+0,171\,\cdot\,63+88}
y=\frac{10,64}{104,632}=\mbox{rund}\,0,1,
wenn in der Rechnung die spezifische Wärme der
Kohlensäure Cp und Cv
bezüglich gleich 0,217 und 0,170 gesetzt werden. Genau in derselben Weise ist der
Wert für y für andere Gase, und danach bei gegebenen
G die Grösse der Kompressoren und des
Expansionscylinders zu berechnen.
Textabbildung Bd. 316, S. 366
Die Wirkungsweise des Verfahrens ist nach der in der Zeichnung dargestellten
schematischen Ausführungsform folgende: In dem Kompressionscylinder g wird die angesaugte gesamte Gasmenge, z.B. auf 5 at,
unter möglichster Kühlung komprimiert und in den Behälter b gedrückt. Aus dem Behälter b saugt der
kleine, mit Kühlmantel e versehene Kompressionscylinder
c, dessen Grösse passend zu wählen ist, einen Teil
des Druckgases an, komprimiert denselben auf 25 at, und drückt die hochgespannte
kalte Gasmenge in den Mantel f des Expansionscylinders
d, welcher aus dem Behälter b gespeist wird, und einen Teil der auf 5 at komprimierten Gasmenge unter
Arbeitsleistung expandieren lässt. Infolgedessen tritt eine starke
Temperaturerniedrigung ein, wodurch die Cylinderwandungen und auch die im
Cylindermantel f enthaltenen hochgespannten Gasmengen
stark abgekühlt werden. Die Auspuffgase des Expansionscylinders werden in einen
Nachkühler geleitet, durch welchen das Ableitungsrohr für das gekühlte hochgespannte
Gas in spiralförmigen Windungen hindurchgeht. Die abziehenden kalten Auspuffgase
bewirken infolge dieser Vorrichtung noch eine weitere Kühlung für das hochgespannte
Gas. Die Kolben der drei Cylinder g, c und d werden von einer beliebigen, hier beispielsweise
gezeichneten Verbundmaschine bewegt. Die treibende Kraft dieser Maschine wird
unterstützt durch die vom Expansionscylinder d
geleistete Arbeit. Der Expansionscylinder kann auch durch eine andere
Arbeitsmaschine, z.B. eine Turbine nach Laval, ersetzt
werden.
Soll die arbeitende Pressluft bis auf Drucke unter 1 at sich ausdehnen, so muss die
Rückleitung für die expandierte Pressluft nach dem ersten Kompressor geschlossen
sein, und an Stelle der in der Zeichnung dargestellten Düse, welche zum Ansaugen von
als Ersatz der verflüssigten Luft dienender neuer Luft bestimmt ist, in der
geschlossenen Leitung ein Saugventil angeordnet werden, das bei einem gewissen
Unterdruck durch den Atmosphären -druck geöffnet wird, und den Eintritt neuer
Ersatzluft gestattet.
Der Hauptwert dieses unter Nr. 119943 geschützten Kühl Verfahrens von Goswin Metz, dürfte in der durch dasselbe gegebenen
Möglichkeit beruhen, Gasgemische, wie Kohlensäure und Wasserstoff, Kohlensäure und
Stickstoff, Kohlenoxyd und Wasserstoff u.a., deren Siedepunkte weit voneinander
abstehen, in bequemer und billiger, sowie im Grossbetrieb durchführbarer Weise zu
trennen.
In dem nachstehenden Patentanspruch ist darauf, wohl um nicht vorzeitig die
Aufmerksamkeit auf das Verfahren zu lenken, gar nicht hingedeutet worden.
„Kühl- und Verflüssigungsverfahren von Gasen mittels stufenweiser Kompression,
dadurch gekennzeichnet, dass man sowohl in der ersten Stufe, in welcher die
gesamte Gasmenge auf einen bestimmten Druck komprimiert wird, als auch in der
zweiten Stufe, in welcher man nur einen gewissen Bruchteil auf eine wesentlich
höhere Spannung komprimiert, die Kompression lediglich durch Wasserkühlung möglichst
isothermisch bewirkt, hierauf den niedrig gespannten Bruchteil des Gases in dem
Arbeitscylinder irgend eines Motors (eines Druckluftmotors oder einer
Dampfmaschine) ohne oder in Kuppelung mit dem Kompressor arbeiten lässt, indem
man den abzukühlenden höher gespannten Bruchteil des Gases um den
Expansionscylinder und das Auspuffrohr herumleitet.“
Da in beiden Stufen isothermisch mittels möglichster Wasserkühlung komprimiert
wird, so dürfte die Leistungsfähigkeit des Verfahrens, namentlich bei Gemischen aus
permanenten Gasen und Kaltdämpfen, eine sehr gute sein. Augenblicklich schweben
Verhandlungen, das Verfahren mit dem Pictet'schen
Gastrennungsverfahren zu vereinigen und beide gemeinsam zu verwerten.