Titel: | Die Bedeutung der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine. |
Autor: | R. Mewes |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 380 |
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Die Bedeutung der Grossgasmaschine als
Schiffsmaschine.
Von R. Mewes,
Berlin.
Die Bedeutung der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine.
Die Entwickelung der Technik erfolgt ebenso wie diejenige der Kunst und
Wissenschaft in stetigem und stufenartigem Aufbau, so dass plötzliche, alles frühere
weit überholende Fortschritte selten und, wenn sie auftreten, nur als Gipfel und
Glanzpunkte ganzer Perioden technischer Blüte vorkommen und als solche unverkennbar
sind. Jede Erfindung muss eben wie jede Frucht keimen, wachsen und ausreifen.
Insbesondere gilt dies auch für die Entwickelung des modernen Schiffsbaues.
In den letzten beiden Jahrzehnten haben Handels- und Kriegsschiffe dank der grossen
Vervollkommnung der Dampfmaschinen und der Formen der Schiffskörper eine so hohe
Stufe der Vollendung erreicht, dass die gezeitigten Erfolge unter Benutzung der
alten Hilfsmittel, d.h. kurz bei Zuhilfenahme der Dampfkraft und der starren
Schiffsschrauben, nicht mehr erheblich überholt werden können, es sei denn, dass man
auf Kosten der Nutzlast die Maschinenkraft für die Raumeinheit der Wasserverdrängang
übermässig vergrössert. Vor allen Dingen lässt sich aufdiesem Wege weder die
Fahrgeschwindigkeit noch auch der Wirkungsbereich, der sogen. Aktionsradius der
Schiffe, für Dauerfahrt steigern bezw. vergrössern.
Die Geschwindigkeit der Schnelldampfer des Norddeutschen
Lloyd in Bremen ist in der Zeit von 1883 bis 1897 von 30 auf 42 km oder von
16 auf 22,5 Knoten vergrössert worden, während bei kleineren Kriegsfahrzeugen, den
Torpedobootzerstörern, Geschwindigkeiten von 34,8 Knoten = 64,4 km, ja sogar von
35,5 Knoten = 65,68 km erzielt worden sind. Ermöglicht wurden diese letzteren
grossen Geschwindigkeiten nur durch Anwendung der Parson'schen Dampfturbine, deren Dampfverbrauch beispielsweise bei der
„Viper“ nach den Versuchen von Professor Ewing etwa 6,6 kg Dampf für 1 PSi/Std. bei
einer Geschwindigkeit von 32 Knoten und sogar noch etwas weniger bei der höchsten
überhaupt erreichten Geschwindigkeit von 34½ Knoten betrug. In der nachfolgenden
Tabelle sind die erreichten Geschwindigkeiten einiger Schnelldampfer
zusammengestellt (s. D. p. J., 1900 315 3).
Jahr
Name
Ver-drängungt
LeistungPSi
Kessel-druckkg/qcm
Kohlen-verbrauchin24
Stundent
Fahrgeschwindigkeit
PSifür kmund kt
Knoten
km
1863
Amerika (Nordd. Lloyd)
5000
2000
4,0
45,5
12,5
23,165
17,3
1868
Main (Nordd. Lloyd)
4917
3000
4,0
61
14,0
25,944
23,5
1873
Braunschweig (Nordd. Lloyd)
5800
2200
4,0
55
13,0
24,091
15,7
1883
Fulda (Nordd. Lloyd)
8451
6300
6,0
118
16,0
29,651
25,1
1886
Trave (Nordd. Lloyd)
8964
8000
11,0
154
17,75
32,894
27,1
1886
Stettin (Nordd. Lloyd)
3390
1600
9,5
30
12,5
23,165
20,4
1887
Lahn (Nordd. Lloyd)
14439
9000
10,0
170
18,5
34,284
18,2
1889
Kaiser Wilhelm II. (Nordd. Lloyd)
10000
6500
10,5
120
15,5
28,724
22,6
1889
Karlsruhe (Nordd. Lloyd)
10070
3200
10,0
58
13,0
24,091
13,2
1890
Spree (Nordd. Lloyd)
10475
12500
10,5
242
18,0
33,357
36
1890
Prinzregent Luitpold (Nordd. Lloyd)
11550
5300
11,5
94
13,5
25,018
18,3
1896
Königin Luise (Nordd. Lloyd)
18000
7000
14,2
125
14,5
26,871
14,5
1897
Kaiser Wilhelm der Grosse (Nordd. Lloyd)
20000
27000
12,0
500
22,5
41,696
32,4
1900
Deutschland (Hamb.-Amerik. Dampfschiffsgesellsch.)
25000
33000
–
–
23,0
42,619
31
1900
Viper (Torpedojager)
–
–
–
–
34,835,5
64,40065,680
––
Sollte es bei den weiteren geplanten Versuchen mit Torpedobootzerstörern
gelingen, die Geschwindigkeit auf 35 Knoten zu steigern und gleichzeitig den Dampf
verbrauch noch mehr herunterzudrücken, so dass derselbe nicht grösser als bei den
besten Dreifachexpansionsmaschinen wird, so würden als Vorteile gewonnen: das
Gewicht der Maschine, der Welle und des Propellers bleibt unter ½ desjenigen eines
Schraubendampfers. Der Rumpf kann leichter gebaut werden, da die Massenkräfte
fortfallen. Die unangenehmen Vibrationen hören fast gänzlich auf. Mit dem
kondensierten Dampf gelangt kein Oel mit in den Kessel, so dass dieser weniger stark
angegriffen wird und darum auch seltener revidiert zu werden braucht. Nach dem
Chefkonstrukteur der englischen Marine, Sir William
White, ist der Haupt wert der Turbinenschiffe in der erzielten Verminderung
des toten Gewichts zu erblicken; es wurden bei der „Turbinia“ 100 PSi für jede Tonne des Antriebsmechanismus entwickelt.
Nicht zu unterschätzen ist der Vorteil, dass mehrfache Schrauben von kleinem
Durchmesser als Propeller benutzt werden können. – Die britische Admiralität plant,
wie D. p. J. schon im Jahre 1900 a. a. O. berichtet
hat, Versuche mit einem Torpedobootzerstörer von 10000 PS.
So gross dieser Erfolg, welcher nur für kurz andauernde Fahrten wirklich zu behaupten
ist, auch erscheinen mag, so schrumpft derselbe doch auf ein geringeres Mass
zusammen, sobald man sein Augenmerk auf Dauerfahrten von wenigstens einer halben
Woche über den Ozean richtet. Dann tritt die tote Last des Maschinengewichts
gegenüber der toten Last der mitzuschleppenden Kohlen so sehr in den Hintergrund,
dass nur noch die etwa erreichte grössere Fahrgeschwindigkeit als wichtigste
Errungenschaft übrig bliebe; ausserdem können bei der Dampfturbine die schweren und
soviel Raum beanspruchenden Dampfkessel und Kondensatoren nicht beseitigt werden.
Die Schnelligkeit und die Länge der Fahrt hängt demnach in erster Linie von dem
Kohlenverbrauch ab. Denn zur Erzielung grösster Schnelligkeit muss auch die Maschine
ihr äusserstes leisten; hierzu gehört aber eine bedeutende Kohlenmenge, welche
wieder den Laderaum für anderes Gut beschränkt, so dass, wenn der Bestimmungshafen
so schnell als möglich erreicht werden soll, dies nur mit entsprechend geringer
Beladung geschehen kann. In vielen Fällen muss ein solches Zugeständnis zu gunsten
der Geschwindigkeit gemacht werden. Es können jedoch Fälle eintreten, in denen es
sich nicht um äusserste Geschwindigkeit, sondern um eine möglichst grosse
Geschwindigkeit bei grösstmöglicher Ladung handelt. In diesen Fällen, welche für die
Handels- und Kriegsschiffe die wichtigsten und regelrechten sind, muss zwischen der
grössten Eilgeschwindigkeit mit wenig Ladung und einer kleineren Geschwindigkeit mit
möglichst viel Ladung ein Zwischenwert gefunden werden, der beiden Bedingungen
gerecht wird. Die Lösung dieser Aufgabe erhält man nach The
Engineer auf folgendem Wege (s. a. Zeitschrift für
Heizungs-, Lüftungs- und Wasserleitungstechnik, 1900 H. 1).
„Es sei C gleich der Ladefähigkeit des Schiffes –
Kohlen und Transportgut in engl. Tonnen –; zieht man hiervon das erforderliche
Kohlengewicht ab, so erhält man das Gewicht der zu transportierenden Last. Nun
ändert sich diese Kohlenmenge mit den indizierten Pferdestärken (PSi). Wenn nun 1½ Pfund engl. = 0,65 kg Kohlen für
1 PSi und Stunde verbrannt werden, so ist die
für die Reise notwendige Kohlenmenge 1½ . PSi .
t, worin t die
Reisedauer in Stunden bedeutet.
Abgesehen also von jedem sonstigen weiteren Verbrauch von Kohle zu anderen
Zwecken als lediglich zur Beförderung, ist die Ladefähigkeit des Schiffes in
Tonnen:
C – 1½ . PSi . t . . . . . . . . . . 1).
Unter der Annahme, dass dieses Gewicht für den Transport von Kriegsbedarf
bestimmt ist, kommt es nun auf die Berechnung der grösstmöglichst erreichbaren
Geschwindigkeit an. Es ändert sich der Wasserwiderstand bei Schiffsbewegungen
mit der Geschwindigkeit und zwar wie v3, wobei v die
Geschwindigkeit in Knoten bedeutet. Da die aufgewendete Energie gleich der
geleisteten Arbeit ist, so ist
1½ PSi . t = av3s . . . . . . .
. . . 2),
worin s der gesamte Reiseweg in Knoten und a eine Konstante bedeutet, deren Wert unten
bestimmt wird. Setzt man in den Ausdruck 1 diesen Wert ein, so erhält man C – av3s. Es handelt sich hier nur um das Verhältnis der
Ladefähigkeit zur Reisedauer; \frac{C-a\,v^3\,s}{t} gibt dies Verhältnis an. Es ist
t=\frac{s}{v}; durch Einsetzen dieses Wertes erhält man
\frac{C\,v}{s}-a\,v^4 . . . . . . . . . . 3),
welcher Wert ein Maximum werden soll. Es muss also das Differential
\frac{C\,d\,v}{s}-4\,a\,v^3\,d\,v=0 werden oder
\frac{C}{4\,a\,s}=v^3 oder v=\sqrt[3]{\frac{C}{4\,a\,s}} . . . . 4).
Diese Grösse der Geschwindigkeit erfüllt die verlangten Bedingungen.
Wenn man, um den Wert der Konstanten a zu finden,
das Gewicht der zu verbrauchenden Kohlen in Tonnen (engl.) annimmt und in
Gleichung 2 einsetzt, so folgt:
\frac{1\,1/2\,\cdot\,\mbox{PSi}\,\cdot\,t}{2240}=a\,v^3\,s
oder, da wieder t=\frac{s}{v} ist,
\frac{1\,1/2\,\mbox{PSi}}{2240\,\cdot\,v^4}=a . . . . . . . . . . 5)
Für einen grossen Ozeanschnelldampfer, der eine gesamte Ladefähigkeit von 5000 t
– Kohlen und Ladung – beieiner Maschinenkraft von 10000 PSi und 18 Knoten Geschwindigkeit für die
Normaltour von 3000 Knoten hat, wird der Wert von a:
a=\frac{1\,1/2\,\cdot\,10000}{2240\,\cdot\,18^4}=\frac{1}{15676} . . . 6)
Die ökonomische Geschwindigkeit für die Reise unter den angenommenen Bedingungen
ist dann nach Gleichung 4
v=\sqrt[3]{\frac{5000}{4\,\cdot\,\frac{1}{15676}\,\cdot\,s}}.
Soll das Schiff nun eine Reise von 6000 Knoten antreten, so ergibt sich die
ökonomische Geschwindigkeit aus derselben Gleichung 4
v=\sqrt[3]{\frac{5000}{4\,\cdot\,\frac{1}{15676}\,\cdot\,6000}}=\sqrt[3]{3265},
also v = 14,3 Knoten.“
Um die vorstehenden Formeln für deutsche Leser annehmbar zu machen, will ich die
englischen Masse in die in Deutschland üblichen Längen- und Gewichtsmasse
umschreiben und demgemäss auch den Wert der Konstanten a bestimmen. Da 1 ton = 1016,048 kg = 0,985 t, so folgt C_1=\frac{C}{0,985}\,t; ferner
ist 1½ Pfund engl. = 0,65 kg und, da 1 Knoten = 1,853 km ist, s1
= s . 1,853 km. Gleichung 2 wird demnach
0,65 . PSi . t = a' (v . 1,853)3. s . 1,853
oder, wenn das Gewicht der Kohlen in Tonnen angegeben
wird,
\frac{0,65\,\cdot\,\mbox{PSi}\,\cdot\,t}{1000}=\frac{a'}{1000}\,\cdot\,(v_1)^3\,\cdot\,s_1=a''\,\cdot\,(v_1)^3\,\cdot\,s_1
oder mit Fortlassung der Indices und mit Rücksicht auf
t=\frac{s}{v}
\frac{0,65\,\cdot\,\mbox{PSi}\,\cdot\,t}{1000}=a\,\cdot\,v^3\,\cdot\,s bezw. a=\frac{0,65\,\cdot\,\mbox{PSi}}{1000\,\cdot\,v^4},
worin v in km gegeben ist. Da 18
Knoten gleich 33,357 km sind, so erhält die Konstante a
bei dieser Geschwindigkeit und einer Maschinenkraft von 10000 PSi den Wert
\frac{065\,\cdot\,10000}{1000\,\cdot\,(33,357)^4}=\frac{1}{189000}=a.
Aus Gleichung 4 erhält man durch Einsetzen dieses Wertes,
sofern man s in km und C
in Tonnen angibt, die ökonomische Geschwindigkeit für die Reise eines
Ozeanschnelldampfers, der eine Ladefähigkeit von 5280 t – Kohlen und Ladung – hat,
für eine Normaltour von 3000 . 1,853 = 5559 km ebenfalls in km pro Stunde
v=\sqrt[3]{\frac{5280}{4\,\cdot\,\frac{1}{189000}\,\cdot\,5559}}=33,36\mbox{ km}.
Soll das Schiff eine doppelt so länge Reise antreten, so erhält man die ökonomische
Geschwindigkeit nach Gleichung 4, indem man den Wert von v durch ∛2 = 1,26 dividiert, also hier gleich \frac{33,36}{1,26}=26,5\mbox{ km}.
Setzt man in die Gleichung 2
0,65 . PSi . t = av3s
für die Konstante den gefundenen Wert \frac{1}{189000} ein und löst
die Gleichung nach PSi auf, so folgt
\mbox{PSi}=\frac{a\,v^3\,\frac{s}{t}}{0,65}=\frac{v^4}{0,65\,\cdot\,189000} . . . 7)
d.h. die Anzahl der zu leistenden Stundenpferdestärken nimmt
mit der vierten Potenz der Schiffsgeschwindigkeitzu, natürlich abgesehen von
anderen, dies Verhältnis im Einzelfalle etwas abändernden Umständen.
Bezeichnet man in Gleichung 7 die Anzahl der Pferdestärken PSi mit N, den
Kohlenverbrauch für die Pferde-kraftstunde mit b, so
erhält man
v=\sqrt[4]{\frac{N\,\cdot\,b}{a}} . . . . . . 8)
Könnte man in Gleichung 8 ohne Aenderung der Ladefähigkeit die Anzahl der
Pferdestärken vergrössern, so würde v ebenfalls
zunehmen. Die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen, ist, dass man b und damit das Verhältnis von \frac{b}{a} sich ändern
lässt.
Aus Gleichung 5 folgt
a=\frac{b\,N}{1000\,\cdot\,v^4}
oder
b=a\,\cdot\,\frac{N}{1000\,\cdot\,v^4}
und daraus mit Rücksicht auf Gleichung 4
v=\sqrt[4]{\frac{C}{4\,\cdot\,a\,\cdot\,s}}=\sqrt[4]{\frac{C}{4\,\cdot\,\frac{b\,N}{1000\,\cdot\,v^4}\,\cdot\,s}} . . 9)
Bei verschiedenen Werten von b bezw. von a, sonst aber gleichen Bedingungen, verhält sich
somit
v\,:\,v_1=\sqrt[4]{\frac{1}{a}}\,:\,\sqrt[4]{\frac{1}{a_1}}=\sqrt[4]{a_1}\,:\,\sqrt[4]{a_1} . . 10)
v_1=v\,\sqrt[4]{\frac{a}{a_1}},
so dass, wenn b_1=\frac{1}{2}\,b und somit auch a_1=\frac{1}{2}\,a ist,
v_1=\cdot\,\sqrt{2}=\underline{\underline{v\,\cdot\,1,1892}}
wird.
Würde b_2=\frac{1}{3}\,b und somit auch a_2=\frac{1}{3}\,a, so würde
v_1=v\,\sqrt[4]{3}=\underline{\underline{v\,\cdot\,1,3161}}.
Zur Prüfung der vorstehenden aus The Engineer
entnommenen Formeln habe ich für die in der obigen Tabelle aufgeführten
Schnelldampfer die für 1 km und 10001 (Kilotonnen kt) Wasserverdrängung
erforderlichen Pferdestärken PSi berechnet und in
die letzte Reihe jener Tabelle eingetragen. Diese Zahlenreihe ergibt, da es sich um
Schiffe ganz verschiedener Grösse und Bauart handelt, kein durch eine einfache
Formel darstellbares Gesetz.
Ein solches Gesetz lässt sich aber unmittelbar aus den beiden Gleichungen
v_3=\frac{C}{4\,a\,s} und v^4=\frac{b\,N}{a}
dadurch ableiten, dass man aus beiden Gleichungen die Grösse
a eliminiert; man erhält dann
v=\frac{4\,s\,b\,N}{C} . . . . . . 11)
Da die in der obigen Tabelle angeführten Schnelldampfer für die Amerikalinie benutzt
werden und somit für dieselben die Normaltour s als
gleich angenommen werden kann, so ergibt sich aus Gleichung 11 die Beziehung
\left{{v\,:\,v=\frac{N}{C}\,:\,\frac{N_1}{C_1}=\frac{C_1}{N_1}\cdot \frac{C}{N}}\atop{\mbox{oder }v\cdot \frac{C}{N}=v_1\cdot
\frac{C_1}{N_1}=v_2\cdot \frac{C_2}{N_2}=\mbox{ Konst. }=A}}\right\}\ 12).
Würden für einen der oben genannten Schnelldampfer die Werte von v, C und N bekannt sein,
so liesse sich die Konstante A berechnen und mit deren
Hilfe könnten, da in obiger Tabelle die Werte für v und
N enthalten sind, auch die übrigen Werte der
Ladefähigkeit C – Nutzlast und Kohlen ermittelt
werden.
Bei dem Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“ ist C = 5250 + 5838 = 11088, v
= 41,696, N = 27000; daraus folgt A = 17. Mit Hilfe dieses Zahlen wertes erhält man für
die Ladefähigkeit der übrigen Schnelldampfer der Reihe nach gleich: 1468; 1966;
1553; 3612; 4134; 1174; 4462; 3846; 2258: 6370; 3600; 4427; 11088; 13163. Ob die
berechneten Zahlenwerte mit der wirklichen Ladefähigkeit der einzelnen Schiffe
übereinstimmen, vermag ich nicht zu sagen, da mir die erforderlichen Angaben nicht
zur Verfügung stehen.
Ist in Gleichung 12
v\,\cdot\,\frac{C}{N}=A
G und N gegeben, so kann man mit Hilfe von A = 17
die entsprechenden Werte von v berechnen. Bei dem
Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“, welcher bei einer Maschinenkraft
von 27000 PSi eine Höchstgeschwindigkeit von 41,696
km erreicht, würde nach Gleichung 12, wenn sich die Maschinenleistung bei gleichem
Kohlenverbrauch verdoppeln liesse, auch die Geschwindigkeit v verdoppeln, während bei dreifacher Maschinenleistung unter sonst
gleichen Umständen sich auch die dreifache Fahrgeschwindigkeit ergeben würde. Wenn
sich diese Annahme verwirklichen liesse, so würde der Schnelldampfer „Kaiser
Wilhelm der Grosse“ eine Fahrgeschwindigkeit von 83 bezw. 125 km in der
Stunde erhalten können. Dass solche Geschwindigkeiten bei entsprechender
Verminderung der toten Last und genügender Maschinenleistung erreichbar sind,
beweisen die bei den Torpedobootzerstörern „Viper“ und „Turbinia“
erreichten Geschwindigkeiten.
Die Erhöhung der Geschwindigkeit von 42 km in der Stunde auf 83 bezw. 125 km in der
Stunde bei gleichem Kohlenverbrauch würde einen so bedeutenden Fortschritt für die
Schnelldampfer und Kriegsschiffe darstellen, dass, sofern die Lösung dieses Problems
als möglich und mit vorhandenen Mitteln erreichbar nachgewiesen wird, die erste
Sorge der Schiffbauer und Marineingenieure sein muss, Versuche zur Erprobung eines
solchen Systems zu veranlassen, und nicht mit Bezugnahme auf etwaige Mängel, welche
zur Zeit solchen neuen, bisher nur für andere technische Zwecke benutzten
Maschinentypen noch anhaften, von derartigen Versuchen Abstand zu nehmen. Die Lösung
dieser Aufgabe ist meines Erachtens nach dem heutigen Stande der Maschinenbaukunst
bereits ohne besondere Schwierigkeiten durchführbar, sofern man sich zu dem Ersatz
der Dampfmaschinen durch die ausserordentlich leistungsfähigen Grossgasmaschinen,
welche bereits bis zu Grössen von 1000 PS gebaut sind, und in wenigen Jahren, da sie
eben erst ihre Kinderkrankheiten durchgemacht haben, viel grössere Abmessungen und
eine bedeutend höhere Leistungsfähigkeit aufweisen werden.
Ueber kurz oder lang muss im Schiffbau zu diesem Mittel gegriffen werden; denn die
Dampfmaschine ist, wie ich anderweitig auf theoretischem Wege klar und bündig
nachgewiesen habe, hinsichtlich des wirtschaftlichen Wirkungsgrades mit 12 bis 14%
von der Kohlenwärme an die Grenze des im günstigsten Falle erreichbaren Erfolges
gelangt. Die naturgemässe Schlussfolgerung aus dieser unzweifelhaften Thatsache war
für mich, dass, da die Gasmaschinen heute schon einen doppelt so hohen
wirtschaftlichen Wirkungsgrad wie die besten Dampfmaschinen, nämlich rund 24 bis 26%
ergeben, und bei theoretisch richtiger Ausführung und möglichster Vervollkommnung
einen wirtschaftlichen Wirkungsgrad von 36 bis 40% erreichen lassen, die
Dampfmaschinen durch die Grossgasmaschinen ersetzt und der Bau der letzteren so
umgestaltet werden muss, dass diese Maschinengattung allen Anforderungen, welche an
eine Schiffsmaschine gestellt werden müssen, vollkommen zu erfüllen vermag.
Durchdrungen von der Ueberzeugung, dass der Gasmaschinenbau heute bereits so weit
entwickelt ist, dass bei ernsthafter Stellung obiger Aufgabe letztere auch in
praktisch brauchbarer Form gelöst werden kann, da ja die mit Doppelgeneratoren
arbeitenden Gasmaschinen der Deutzer Maschinenfabrik
tadellos arbeiten, habe ich mit Rücksicht auf die Unmöglichkeit, das Haupthemmnis
des Fortschritts, den gewaltigen Kohlenballast nebst den soviel Raum
beanspruchenden Kesseln, bei Beibehaltung der Dampfmaschine beseitigen zu können, an
Se. Majestät den Kaiser ein Bittgesuch gerichtet, die Verwendbarkeit der
Grossgasmaschine als Schiffsmaschine von einer besonderen Prüfungskommission
Allergnädigst prüfen zu lassen, indem ich darauf hinwies, dass beim Ersatz der
Dampfmaschine durch die Gasmaschine der Wasserverbrauch auf ein Zehntel sich
verkleinern lasse, die Dampfkessel ganz in Fortfall kommen und sich zwei- bis
dreimal so viel Prozente der Verbrennungswärme der Kohlen in effektive Arbeit
umsetzen lassen würden.
Auf Allerhöchsten Befehl hat infolgedessen der Staatssekretär des Reichsmarineamts
die Verwendbarkeit der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine prüfen lassen. Das
Ergebnis dieser Prüfung lautet:
„Wegen der Gefahren, welche Gasanlagen in den geschlossenen Schiffsräumen bei
Undichtigkeiten von Behältern und Rohrleitungen für Personal und Material mit
sich bringen, und infolge der für Kriegsschiffe zur Zeit noch nicht genügenden
Manövrierfähigkeit der Gasmotoren grösserer Leistungen muss von der Verwendung
derartiger Anlagen auf den Schiffen der Kaiserlichen Marine Abstand genommen
werden.“
Da die hierin ausgesprochenen Bedenken dem heutigen Stande des Grossgasmaschinenbaues
entsprechend vollkommen zutreffen, sofern man zur Speisung an eine Gasanlage mit
Behälter denkt, so ist es nunmehr, da ja die massgebende Behörde wegen der
angeführten Bedenken zur Zeit von der Verwendbarkeit der Gasmotoren Abstand nehmen
muss, Sache der Grossindustrie, also in erster Linie unserer grossen
Gasmaschinenfabriken, derartige Grossgasmaschinen wirklich zu liefern, dass
dieselben die oben gerügten Mängel nicht aufweisen und rücksichtlich der
Manövrierfähigkeit der Dampfmaschine ebenbürtig werden.
Bei der mächtigen Entwickelung unserer Handels- und Kriegsflotte dürfte im Interesse
von Handel und Industrie, sowie der Wehrkraft unseres Vaterlandes zur See die Frage
nach der Verwendbarkeit der Grossgasmaschine als Schiffsmaschine gerade jetzt von
der höchsten Bedeutung sein, zumal da in den letzten Jahren infolge Anwendung
hochgespannten, stark überhitzten Wasserdampfes bei den Schiffsmaschinen
Uebelstände, wie Brüche an Dampfrohren und das Versagen der Dampfmaschine wegen der
langsamen Betriebsbereitschaft bei nicht angeheizten Kesseln, wie z.B. bei der
„Gneisenau“, in Fällen der Not Gefahren für Personal und Material
bedingen, auf deren Beseitigung Bedacht zu nehmen die ernste Sorge der deutschen
Marineingenieure sein muss.
Die gänzliche Beseitigung dieser Gefahren ist, wie dem Fachmanne ohne weiteres
einleuchtet, durchaus nicht möglich, so lange man den Typus der Dampfmaschine
beibehält; denn dann muss man auch den Dampfkessel und zwar im vorliegenden Falle
für Schiffsmaschinen wegen des beschränkten Raumes, den Siederöhrenkessel, einen
höchst launischen und sorgsam zu behandelnden Gesellen, mit in den Kauf nehmen und
ist doch nicht sicher, dass infolge nicht bemerkter oder nicht bemerkbarer Vorgänge
im Inneren, wie Kesselstein- und Rostbildung u. dgl., schliesslich doch plötzlich
eine Betriebsstörung durch Reissen eines Siederohrs oder gar durch Kesselexplosion
mit allen sattsam bekannten Gefahren eintritt. Würde der Dampfkessel nicht so grosse
Gefahren darbieten, die Arbeitscylinder der Dampfmaschine selbst würden kaum durch
eine andere Kraftmaschine verdrängt werden können, da es schwerlich ausser der
Druckluftmaschine eine geduldigere und bequemer zu behandelnde Wärmekraftmaschine
gibt.
Dagegen besitzt die Dampfmaschine einen für Schiffsmaschinen sehr ins Gewicht
fallenden Nachteil, nämlich den geringen wirtschaftlichen Wirkungsgrad; denn zur
Erzielung der erforderlichen Anzahl von Pferdestärken muss eine bedeutende Menge
Kohlen oder Brennmaterial neben den gewaltigen Eisengewichten der Dampfkessel als
tote Last mitgeschleppt werden, so dass der Wirkungsbereich des Schiffes, ohne dass
von neuem Kohlen geladen werden müssen, nur ein verhältnismässig eng begrenzter ist.
Gerade für unsere Flotte ist dieser Umstand von recht schwer wiegender Bedeutung, da
wir nicht wie England über dem ganzen Erdenrund verteilte Kohlenplätze haben, in denen die
Schiffe von neuem Kohlen laden können. Könnte durch Verminderung des
Kohlenverbrauchs bei gleicher Kraftleistung der Wirkungsbereich der Schiffe etwa um
das Zwei- bis Dreifache vergrössert werden, so würde dadurch sowohl für unsere
Handelsflotte, als auch insbesondere für unsere Kriegsflotte eine gewisse, durchaus
nicht gering anzuschlagende Unabhängigkeit von den Kohlenplätzen Englands und
anderer Nationen geschaffen, da dann unsere Schiffe schliesslich mit den
Kohlenvorräten unserer eigenen Kohlenplätze in den Kolonien sich im Notfalle
behelfen könnten.
Der höchste Wirkungsgrad, der mit der Dampfmaschine erreicht werden kann, beträgt
etwa 14% der Verbrennungswärme des Brennstoffs (Steinkohlen oder Masuth); indessen
bleibt derselbe meistens hinter dieser Zähl noch etwas zurück, so dass man in
Wahrheit mit Sicherheit nur auf einen Wirkungsgrad von 12% rechnen kann. Ein
Maschinenbauer, der die Theorie der Dampfmaschine gründlich kennt, weiss, dass, da
man den mechanischen Wirkungsgrad nur gleich 80% ansetzen kann und der theoretisch
höchste Grenzwert gleich 17 bis 18% ist, die Dampfmaschine selbst bei noch höher
getriebener Ueberhitzung keine günstigeren Resultate mehr liefern kann, und ein
Fortschritt durch Vervollkommnung dieser Maschinengattung vollständig abgeschnitten
ist.
Es werden daher unwillkürlich die Blicke des Maschinenbauers gelenkt auf die stetig
und kühn aufstrebende Nebenbuhlerin der Dampfmaschine auf allen wichtigen Gebieten
der Maschinenindustrie, nämlich auf die Verbrennungskraftmaschine, in welcher die
Verbrennungswärme ohne Benutzung eines besonderen Zwischenmediums unmittelbar durch
die Verbrennungsgase selbst in mechanische Arbeit umgesetzt wird. Die
Verbrennungskraftmaschinen, Gas-und Petroleummaschinen, übertreffen die
Dampfmaschine bezüglich des wirtschaftlichen Wirkungsgrades bereits in den heute
gangbarsten Maschinentypen (Otto-Motor) gerade um das Doppelte, so dass bei
Benutzung einer Gasmaschine dieser Art schon heute der Wirkungsbereich der Schiffe
auf das Zweifache vergrössert werden könnte, wenn man die Gasmaschine so gefahrlos
und manövrierfähig machen könnte, als mit Rücksicht auf die Sicherheit der
Schiffsmannschaft und die Beherrschung der Schiffsbewegung unbedingt gefordert
werden muss.
In dieser Hinsicht muss als wichtiger Vorzug der Grossgasmaschine gegenüber der
Dampfmaschine, die von der Betriebsbereitschaft des Kessels abhängt, der Umstand
hervorgehoben werden, dass die erstere stets und fast augenblicklich betriebsbereit,
und zwar sogleich mit voller Kraftleistung, da das Anheizen wie bei dem Dampfkessel
vollständig fortfällt. Dagegen muss als heute noch bestehender Nachteil der
Gasmaschine gegenüber der Dampfmaschine anerkannt werden, dass sie nicht wie diese
im Eintakt und durch einfache Umstellung nicht auch rückwärts arbeiten kann.
Namentlich muss die letztere Forderung an eine Schiffsmaschine ebenso unerlässlich
gestellt werden, wie man dies z.B. auch von der Lokomotive oder von der Maschine des
Motorwagens mit Recht verlangt, wenn anders den notwendigen Anforderungen der
Manövrierfähigkeit genügt werden soll. Ob diese Bedingung bei der Gasmaschine sich
verwirklichen lässt, soll hier zunächst unerörtert bleiben, und zum Schluss nach
jeder Richtung hin beleuchtet werden, da dies eine reine Konstruktionssache ist, und
daher im Bedarfsfalle auch in praktisch brauchbarer und durchführbarer Weise gelöst
werden kann und wird.
Demnach wäre zu untersuchen, ob die Gefahren, welche eine den neuesten Erfolgen auf
dem Gebiete des Gasmaschinenbaues gerecht werdende Gasmaschinenanlage von 20000 bis
40000 Std./PS in den geschlossenen Schiffsräumen mit sich bringt, wirklich so gross
sind, dass sie eine Verwendung der Gasmaschine als Schiffsmaschine von vornherein
ausschliessen, oder ob diese Gefahren durch besonnene Konstruktion der ganzen Anlage
so vermindert werden können, dass eine Gefahr für Personal und Material als gänzlich
ausgeschlossen erscheint. Würde man gezwungen sein, eine Gaserzeugungsanlage alter
Art mit Retorten und Gasbehälter zu verwenden, so müsste man, ganz abgesehen von den
damit thatsächlich verbundenenGefahren, schon wegen des Raummangels auf einem
Schiff von der Verwendung einer darauf sich stützenden Gasmaschinenanlage als einer
technischen Utopie absehen. Dagegen gibt es drei zur Erzeugung von brauchbarem
Kraftgas zum Treiben von Grossgasmaschinen dienende Methoden, bei denen die Retorten
und die Gasometer gänzlich wegfallen, nämlich Erzeugung von Generatorgas mittels
zwei hintereinander geschalteter Generatoren, von Dowson-gas und Wassergas. Bisher
hat man diese Gaserzeuger mit Ueberdruck arbeiten lassen und das erzeugte Arbeitsgas
den Arbeitscylindern der Gasmaschine unter Ueberdruck zugeführt. Dies würde in einem
Schiffe bei Undichtigkeiten der Gasleitung allerdings Gasausströmung bedingen und
daher Anlass zu unliebsamen Gasexplosionen geben können, die den
Dampfkesselexplosionen, was Gefährlichkeit anbetrifft, nicht nachstehen dürften.
Indessen ist man nicht gezwungen, die oben genannten Gaserzeuger mit Ueberdruck
arbeiten zu lassen, sondern kann dieselben, wie dies ja bei dem
Gaserzeugungsverfahren mittels Retorten zur Vermeidung von Explosionen geschieht,
indem man die ganze Retorte in einen infolge des Schornsteinzuges unter Unterdruck
stehenden Feuerungsraum bringt, mittels Unterdruck arbeiten lassen; denn dann fällt
das Ausströmen des Gases aus den Leitungen in die Schiffsräume und somit jede
Explosionsgefahr fort, wie die von der bekannten Deutzer
Maschinenfabrik gebauten Gasmaschinenanlagen mit zwei hintereinander
geschalteten Generatoren im Dauerbetrieb längst gezeigt haben.
Beim Arbeiten mit Pressgasgeneratoren für Generator–, Dowson- oder Wassergas, wie
dies beim Mewes-Motor geschehen soll, kann jedoch, wie jedem
Gasmaschinenkonstrukteur ohne weiteres klar ist, nur dadurch überhaupt Gas erzeugt
werden, dass durch Absaugen der Arbeitscylinder Betriebsgas entnimmt, dadurch ein
kleiner Unterdruck, dem Verbrauch entsprechend, hinter dem Generator erzeugt und so
eine der verbrauchten Gasmenge gleiche Menge Kraftgas infolge Nachströmens von
Pressluft in den Generator entwickelt wird. Man kann auch in gleicher Weise wie bei
der Deutzer Maschinenanlage arbeiten und das abgesaugte Kraftgas nach Abkühlung beim
Arbeiten im Viertakt in dem Arbeitscylinder direkt verwenden oder auch wie beim
Mewes-Motor in einem besonderen Kompressor auf die erforderliche Höchstspannung
bringen.
Zieht man beim Vergleich der beiden fraglichen Maschinengattungen auch die Raum- und
Gewichtsverhältnisse in Betracht, die ja ohne Widerrede bei Handels- und
Kriegsschiffen von ausschlaggebender Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und den
Wert des Schiffes sind, so steht die Dampfmaschine hinter der Gasmaschine weit
zurück. Legen wir beispielsweise die Verhältnisse bei dem
Doppelschraubenschnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Grosse“ (Norddeutscher Lloyd) zu Grunde.
Die Abmessungen dieses Schiffes sind nach D. p. J. 1900
315 3:
Länge über Deck
197,7
m
Länge zwischen den Perpendikeln
190,5
„
Breite auf Spanten
20,1
„
Tiefe im Raum
13,1
„
Tiefgang beladen in Süsswasser
8,534
„
Ladefähigkeit bei 8,534 m Tiefgang
5250
t
Verdrängung bei 7,314 m Tiefgang
17300
„
„ „ 7,619 „ „
18200
„
„ „ 7,924 „ „
19100
„
„ „ 8,229 „ „
19970
„
„ „ 8,534 „ „
20880
„
Die Maschinenanordnung beansprucht 105 in von der ganzen Schiffslänge, also über die
Hälfte der Schiffslänge. Das Fassungsvermögen der sämtlichen Kohlenräume beträgt
5838 cbm, dasjenige der Süsswasserbehälter für Kesselspeisen im Doppelboden 234 cbm,
das Kesselvolumen rund 1500 cbm, so dass der von der gesamten Dampfmaschinenanlage
beanspruchte Raum über 7500 cbm, also mehr als ein Drittel der Wasserverdrängung bei
grösstem Tief gange beträgt.
Bei der Benutzung von 30 Gasmaschinen à 1000 PS würde nach den mit solchen
Grossgasmaschinen gemachten Erfahrungen ein wirtschaftlicher Wirkungsgrad von 24%,
also ein doppelt so hoher wie bei den besten Dampfmaschinen unserer Marine sicher
erreicht werden. Dadurch würde das Fassungsvermögen der Kohlenräume auf die Hälfte
vermindert oder bei Beibehaltung derselben der Wirkungsbereich des Schiffes
verdoppelt werden. Ferner können die Kesselräume, 1500 cbm, nutzbringend verwendet
werden, da die Kessel bei den Gasmaschinen ganz fortfallen. Es werden somit bei der
Gasmaschine für gleiche Leistungsfähigkeit mindestens 4400 cbm gespart, also beinahe
ein Viertel der Wasserverdrängung des Schiffes. Dieser Vorteil ist ein so
wesentlicher, dass die Schiffsmaschinenbauer mit aller Kraft und mit unermüdlicher
Ausdauer danach streben müssen, dass die Hindernisse, welche der Verwendung der
Grossgasmaschine als Schiffsmaschine heute noch im Wege stehen, fortgeräumt und
überwunden werden. Das bequemste, wenn nicht einzige Mittel, das zur brauchbaren
Lösung dieses wichtigen Problems führen kann, ist nach meinem Dafürhalten die
Konstruktion einer vernünftigen rotierenden Gasmaschine, da dann die
Manövrierfähigkeit der Gasmaschine derjenigen der Dampfmaschine mindestens
ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen wird. Ob man dabei das Kolben- oder
Turbinenprinzip zu Grunde legt, ist ziemlich belanglos, wenn nur auf die
Anforderungen, welche der vorliegende Verwendungszweck vorschreibt, gebührend unter
Wahrung der Einfachheit der Konstruktion und des wirtschaftlichen Wirkungsgrades
Rücksicht genommen wird. Eine rotierende Kolbengasmaschine dürfte, da in den
rotierenden Dampfmaschinen so zahlreiche Vorbilder vorliegen, wohl ebenfalls mit
günstigemErfolg sich herstellen lassen, wenn man sich auf die bei den grossen
Schiffsmaschinen üblichen Tourenzahlen einschränkt.
Anhaltspunkte für die Cylinderdimensionen der Gasmaschinen erhält man, wenn man
beachtet, dass die 1000pferdigen Oechelhäuser-Gichtgasmaschinen der Ascherslebener Maschinenbau-Aktiengesellschaft, welche
im Zweitakt arbeiten, einen Cylinderdurchmesser von 935 mm haben. Nimmt man für die
Gasmaschine den Kolbenhub ebenfalls gleich 1750 mm wie bei den Kolben der
Dampfcylinder von „Kaiser Wilhelm der Grosse“, so würde für die gleiche
Kolbenfläche wie bei den sämtlichen Dampfcylindern dieses Schiffes die Gasmaschine
eine Leistung von
(1,322 + 2,282 + 2 . 2,452)
0,9352 mal 1000 PS,
d.h. von rund 22000 PS besitzen. Die Cylinder würden also
etwas grössere Durchmesser erhalten müssen, während bei im Eintakt arbeitenden
Gasmaschinen, wie z.B. beim mit niedriger Höchsttemperatur arbeitenden Mewes-Motor,
die Cylinderdimensionen erheblich kleiner werden.
Was die Feuerungsanlage anlangt, so. wird dieselbe nach den vielfachen Erfahrungen
mit Generatoren und Wassergasöfen ebenfalls kleiner, worauf hier nur kurz
hingewiesen sein mag.
Die Gasmaschine ist also in jeder Beziehung der Dampfmaschine bezüglich der
Verwendbarkeit für Schiffe bedeutend überlegen, sofern es gelingt, die Gasmaschine
ebenso manövrierfähig wie die Dampfmaschine zu gestalten. Dass dies möglich ist,
beweisen im kleinen die Maschinen der Motorwagen.