Titel: | Der Holländer. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 437 |
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Der Holländer.
Von Professor Alfred Haussner in
Brunn.
Der Holländer.
Auch heute noch scheint der Ausspruch in Hoffmann's
Papierfabrikation berechtigt: „Trotz seiner Bedeutung, und obwohl schon
über 200 Jahre seit seiner Erfindung verflossen sind, wird der Holländer häufig
noch wenig verstanden und infolgedessen unrichtig gebaut.“ Und wenn wir etwa
danach fragen, woher dies komme, wie diese Erscheinung zu erklären sei, so finden
wir auf diese Frage eine treffende Antwort von Seiten eines MannesE. Rész: Vgl.
z.B. Papierzeitung, 1895 S. 3310.,
der durch seine Arbeiten gerade in dieser Richtung Anspruch auf Beachtung verdient.
Rész sagt: So einfach der Holländer ist, so
verwickelt wäre eine „Theorie“ desselben, und das wird wohl die Ursache sein,
dass sich niemand daran gewagt hat.
In der That, trotz vereinzelter Versuche in dieses Gebiet weiter einzudringen, wie es
etwa von JagenbergF. Jagenberg: Das Holländergeschirr in
Briefen an einen Papiermacher, 1890 (vgl. auch Papierzeitung, 1896 S.
730). in seiner urwüchsigen Schreibweise, von KirchnerVgl. Güntter-Staib's Wochenblatt. 1895 Nr.
46., Schacht und dem bereits genannten
Rész (s. S. 235 d. Bd.) geschehen ist, scheint, so
weit es wenigstens dem Schreiber dieses Aufsatzes bekannt ist, eine erschöpfendere
Aufklärung hier noch nicht versucht oder noch nicht gelungen zu sein.
Schon gelegentlich meiner praktischen Studien in Papierfabriken lockten mich die
Erscheinungen, wie sie beim Gange des Holländers auftreten, zu immer neuer
Betrachtung, und es drängte mich fortwährend, eine Erklärung derselben im
Zusammenhang mit den wichtigen Teilen des Holländers zu geben. Kleinere Versuche in
den Fabriken, wie sie ohne Störung des Betriebes ausführbar waren, bahnten meine
bezüglichen Arbeiten an. Andere Versuche an einem kleinen Holländer im
mechanisch-technologischen Laboratorium unserer Hochschule folgten, damit Hand in
Hand gingen die rein theoretischen Untersuchungen, bis das Material zusammengetragen
war, das die vorliegende Arbeit und damit einen Versuch ermöglichte, mit
fortwährender Bezugnahme auf die durch den Holländer zu leistende Arbeit, Licht über
diese zu verbreiten, und zu auf wissenschaftlicher Grundlage ruhenden Angaben über
die Hauptteile des Holländers zu gelangen.
Vorangestellt seien nur wenige Worte über das, was im Holländer eigentlich geleistet
werden soll. Ausführlicheres kann in jedem Buche über Papierfabrikation nachgelesen
werden. Die Erklärungen mögen durch eine an ältere, aber im wesentlichen an vielfach
auch noch heute im Gebrauche befindliche Holländerkonstruktionen gemahnende Skizze
(Fig. 1 und 2)
geleitet werden.
Aufgabe des Holländers ist: Zeug, Stoff zu mahlen, d.h.
geeignetes Fasermaterial durch eine Art Schabprozess so weit zu verfeinern, dass ein
zur Papierbereitung geeigneter Faserbrei erzielt wird. Das Schaben erfolgt hier
zwischen den „Messern“
G des „Grundwerkes“, welches meist festgelegt
ist, einerseits, den „Messern“
Q der nach der Pfeilrichtung gedrehten „Walze“
P andererseits. Bei richtigerMesserstellung und
Form wird wirklich zwischen Q und G geschabt, aber es werden auch Fasern durch die Walze
mitgenommen, welche noch nicht genug zerkleinert sind. Solche müssen nochmals und
immer wieder, so lange, bis sie genug zerkleinert sind, der Wirkung der Messer
ausgesetzt, also von links (Fig. 1) nach rechts zur
Walze zurückgeschafft werdenBei den sogen. Stoffmühlen, wie sie z.B. in den Aufsätzen des
Verfassers „Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation“ in Dinglers polytechn. Journal wiederholt
beschrieben und skizziert worden sind, ist dies häufig nicht notwendig, weil
durch eigentümliche Anordnung der Mühlen die Fasern gezwungen werden, so
lange zwischen den Messern zu verweilen, bis sie sämtlich ausreichend
zerkleinert worden sind..
Textabbildung Bd. 316, S. 437
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 316, S. 437
Fig. 2.
Das lässt sich nun am einfachsten wohl so ausführen, dass man
mittels eines geeignet erzeugten Gefälles den reichlich mit Wasser versehenen Stoff
von links gegen rechts zurückfliessen lässt. Natürlich muss der Stoffstrom der Walze
ausweichen, so dass sich die aus den Fig. 1 und 2 erkennbare Form für den „Trog“, in dem der
Stoff zu kreisen hat, fast von selbst ergibt, um den Stoff seitlich der Walze von A über B nach CFG zu leiten. Dies
ist jedoch nicht unbedingt nötig. Man kann, wie es bei den sogen.
„Untergrundholländern“ geschieht, den Stoff auch unter der Walze zurückführen, wie die Fig.
3 erkennen lässt. Der Stoff wird oberhalb des Grundwerkes G erfasst, zwischen der Walze P und dem Grundwerk G durchgezogen, bei K ausgeworfen und gelangt bei BCD vorüber wieder zum Grundwerk G
zurück.
In beiden kurz gekennzeichneten Fällen sehen wir als unbedingt notwendig die
drei Hauptteile: i. den Trog
zur Aufnahme und richtigen Leitung des Stoffs, 2. die
Messerwalze oder Walze
kurzweg, und 3. das Grundwerk, wobei Walze und Grundwerk vor allem die Stoffverkleinerung zu
besorgen haben. Eine andere Aufgabe der Walze, welche sie recht und schlecht
sehr häufig noch mit besorgt, ist die Erzeugung des oben für die Stoffbewegung
als notwendig erkannten Gefälles. Wie diese Aufgaben erfüllt werden, bezw.
erfüllt werden sollen oder können, sei vorerst für jeden Hauptteil gesondert so weit
wie möglich erörtert. Es wird sich aber dabei zeigen, wie schon die kurze
Vorbetrachtung des Arbeitsganges ahnen lässt, dass jeder Hauptteil die anderen
massgebend beeinflusst, weshalb dann als Schluss die für die einzelnen Hauptteile
gewonnenen Resultate zusammengefasst werden müssen.
Textabbildung Bd. 316, S. 438
Fig. 3.
I. Der Trog.
a) Allgemeine
Betrachtungen.
Es ist immerhin denkbar, dass man sich genügend Zeug für die Papierbereitung etwa
durch Handarbeit, durch fortgesetztes Zerkleinern von kleinen Fasermengen
verschafft. Die japanische Hausindustrie macht es so. Da ist es auch
begreiflich, dass der Trog für solche Zwecke keine besonderen Sorgen verursacht.
Wie viel Menschenarbeit wird aber dabei
aufgebraucht, wie ist man an die Fertigkeit der einzelnen gebunden, um schönen,
genügend gleichmässigen Stoff in hinreichender Menge zu bekommen! Wie einfach
sieht sich dagegen das mit den Fig. 1 bis 3 erläuterte mechanische Verfahren an. Sind die
Bedingungen einmal richtig gewählt, so kann man sich ganz gut vorstellen, dass
die grosse Menge der Fasern, welche als eine „Füllung“ in den Trog
eingetragen wird, mit grosser Sicherheit zu einem sehr gleichmässigen
Mahlungszustand gebracht werden kann, ohne dass weitgehende menschliche Arbeit
geleistet werden müsste. Man hat den Stoff so lange kreisen zu lassen, bis die
Fasern sämtlich genügend verfeinert worden sind.
Soll das aber zuverlässig geschehen, so muss der Trog
gewisse Bedingungen erfüllen. Er hat 1. so geräumig zu sein, dass die
Stoffmenge, welche gleichzeitig bearbeitet werden soll, die Füllung, auch
wirklich Platz findet, ohne dass der Trog überläuft; 2. soll seine Gestalt
derart sein, dass die Stoffströmung ununterbrochen gleichmässig unter möglichst
kleinem Arbeitsaufwand unterhalten werden kann.
Was die Aufnahme der Füllung anbelangt, so liegt die Lösung dieser Frage recht
einfach. Es muss der Rauminhalt der je nach der allgemeinen Trogform für den
Stoff verfügbaren Räume so bemessen werden, dass sie den Stoff fassen können.
Dabei darf naturgemäss nicht vergessen werden darauf, dass die Walze merklich
Raum beansprucht, und dass die Oberfläche des Stoffes während der Arbeit,
während also der Stoff fliesst, unbedingt geneigt sein, somit hinter der Walze
höher als vor der Walze stehen muss. Wir sehen dem auch in der einfachen Fig. 1 Rechnung getragen, indem links die Trogwand
etwas höher als rechts ist.
Sofort erkennen wir aber auch, dass die endgültige Erledigung dieser Frage erst
nach der Dimensionierung der Walze und nach Auffindung des notwendigen Gefälles,
somit erst später möglich ist, und hier die allgemeinen Angaben über die
Raumbestimmung genügen müssen.
Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Beschaffenheit des Troges stehen die
Bedingungen, die Stoffströmung gleichmässig und unter möglichst kleinem
Arbeitsaufwand zu unterhalten.
Bei der Stoffströmung sind ganz unvermeidlich verschiedene Widerstände zu
überwinden. Auch ist eine gewisse Arbeit zu leisten, um den Stoff überhaupt in
Bewegung zu bringen.
Die Widerstände bestehen 1. in einer Art Reibung an den
Wänden des Troges; 2. in Krümmungswiderständen u. dgl.
Die Reibung an den Wänden des Troges besteht darin,
dass die Flüssigkeitsteile an den Wänden adhärieren und beim Strömen
vorbeigezogen werden müssen. Begreiflicherweise wird die Grösse der Reibung sich
abhängig zeigen von der Beschaffenheit der Wände, aber auch von jener des
Stoffs. Somit ist in dieser Richtung als Einfluss nehmend zu erkennen die Art
des Materials des Troges, sein Rauhigkeitsgrad, beim Stoffe die Art der Fasern,
die Konzentration der Eintragung und die Fähigkeit derselben mehr oder weniger
an den Trogwänden aus bestimmtem Material zu adhärieren.
Es sind also, bis auf die Konzentration unserer hier zu behandelnden Flüssigkeit,
ganz dieselben Grundursachen, welche die Wasserreibung beim Fliessen von Wasser
in Gerinnen oder Röhren veranlassen. Daher dürfte es als statthaft zugegeben
werden, wenn für die Bewegung des Stoffes jene Resultate, die durch zahlreiche
Versuche für Wasser bereits gefunden worden sind, als Grundlage für unsere
Erörterungen benutzt und nur dem hier vorkommenden besonderen Material
entsprechend ausgestaltet werden.
Man findet nun in irgend einem der Handbücher für HydraulikVgl. z.B. des Ingenieurs Taschenbuch: „Die Hütte“.:
h_r=\zeta_r\,l\,\frac{u}{F}\,\frac{v^2}{2\,g} . . . . . . 1)
In dieser Gleichung bedeutet hr dasjenige Gefälle, welches nur dafür
vorhanden sein muss, dass die Flüssigkeit den Reibungswiderstand überwinde,
während sie mit der Geschwindigkeit v fliesst,
dabei einen Weg l zurücklegt und einen
Gerinneumfang u im Querschnitt F bespült. g bedeutet
die Acceleration der Schwere = 9 . 8 m. Der Bruch \frac{v^2}{2\,g} ist die sogen.
Geschwindigkeitshöhe, d.h. jene Höhe, welche notwendig wäre, um, ganz abgesehen
von allen Nebenwiderständen, die Geschwindigkeit v
zu erzeugen (z.B. bei einem festen Körper durch freien Fall). ζr ist
jener Koeffizient, welcher die nur praktisch (durch Versuche) zu ermittelnden
Einflüsse, wie Art des Materials, Rauhigkeit desselben u. dgl., in sich
begreift.
Wenn wir nun diese Formel auf die Anwendbarkeit für unseren Fall untersuchen, so
zeigt uns die Ueberlegung folgendes:
Die Reibungshöhe wird desto grösser, je länger der Weg ist, den der Stoff zu
fliessen hat, und je grösser der benetzte Umfang wird, weil in beiden Fällen die
Menge der Berührungsstellen zwischen Stoff und Trogwandungen ganz proportional
mit l und u wächst. Je
grösser aber für den gleichen Umfang der diesem entsprechende durchströmte
Querschnitt F wird, desto mehr Stoff geht an
demselben Umfang u vorüber, so dass sich der diesem
Umfange entsprechende Widerstand auf eine grössere Stoffmenge verteilt, also
auch hier der Reibungswiderstand verkehrt proportional dem durchflossenen
Querschnitt anzunehmen ist. Endlich können wir wohl vorläufig, entsprechend
vielen Analogien, den Bewegungswiderstand proportional dem Quadrat der
Geschwindigkeit annehmen, mit welcher die Bewegung vor sich geht, so dass also
auch das Glied mit v2 für unseren Fall zulässig erscheint. Somit bleibt nur ζr als
dasjenige Glied, in welches wir die Besonderheiten unseres Falles hineinzulegen
bezw. Versuchsresultate zu ermitteln hätten.
Die Krümmungswiderstände bieten auch Anlass zu
vorerst rein theoretischer Erörterung. Stützen wir unsere Betrachtung auf die
Grundlage, welche die Weissbach'sche FormelVgl. Rühlmann,
Hydromechanik, S. 511. für gekrümmte Rohre gibt.
Danach ist die Krümmungswiderstandshöhe:
h_k=\zeta_k\,\cdot\,\frac{\beta^{\circ}}{90^{\circ}}\,\cdot\,\frac{v^2}{2\,g} und \zeta_k=A+B\,\cdot\,\left(\frac{a}{2\,r}\right)^{\frac{\tau}{2}} 2)
wobei für Wasser A = 0,131,
B = 1,848 ist.
Wenden wir das für unsere Zwecke an. Die Ueberlegung spricht auch hier
dafür, den Krümmungswiderstand als proportional mit dem Ablenkungswinkel und dem
Quadrate der Geschwindigkeit anzunehmen. Die Besonderheiten sind also in ζk zu
legen. Dieser Koeffizient stellt sich als eine Summe dar, in welcher das erste
Glied unabhängig, das zweite Glied nicht ganz einfach abhängig vom Verhältnis
der Kanalweite (oder Rohrlichte) a zum
Krümmungsradius r ist. Hier werden wir den Hebel so
anzusetzen haben, um durch Versuchswerte den Koeffizienten ζk der
Strömung von Fasern in der Krümmung anzupassen.
b) Versuche über
Stoffströmung.
Nach diesen unabhängig von der Natur des Materials gelösten Fragen seien die
Koeffizienten, in welchen nach der früher erfolgten Auseinandersetzung die
Besonderheiten der angewendeten Materialien hineinzulegen sind, näher betrachtet
bezw. auf die einschlägigen Versuche eingegangen. Für die Wandungen wurden die
beiden gangbarsten Materialien, Gusseisen und Cement, für den Stoff verschiedene
HalbstoffeFür die
kostenlose Ueberlassung von Versuchsmaterialien sei auch an dieser
Stelle gedankt: Herrn Papierfabrikanten Karger in Aloisthal und der Witkowitzer Eisenhüttengewerkschaft. Die Firma Pittel und Brausewetter lieferte
freundlichst zu den Selbstkosten ein cementgefüttertes Eisenrohr, was
ebenfalls bestens dankend vermerkt sei. benutzt, welche zu
verschiedenen Konzentrationsgraden mit Wasser versetzt wurden.
Ausgehend von der Anschauung, dass etwas absolut Genaues nach dieser Richtung
keinesfalls erzielbar, aber auch für praktische Zwecke nicht notwendig ist, weil
der wirkliche Betrieb unausweichlich eine Reihe von Verschiedenheiten bedingt,
die unmöglich alle genau berücksichtigt werden können, so dass Mittelwerte aus
Versuchen ganz wohl genügen können, ja genügen müssen, wurde auf besondere
Feinheiten nicht eingegangen.
Textabbildung Bd. 316, S. 439
Fig. 4.
Wenn ich die Stoffströmung in so weiten Kanälen, wie sie bei Holländern
vorkommen, hätte unmittelbar prüfen wollen, so wären die Versuche meiner Ansicht
nach wegen der dabei zu behandelnden grossen Massen unnötigerweise erschwert
worden. Was soll denn geschehen? Wir wollen näherungsweise den Reibungswiderstand beim Fliessen zwischen dem Stoff
und den Wänden bestimmen, die ihn bei seiner Bewegung einschliessen. Wenn wir
nun die dabei Einfluss nehmenden Faktoren, wie weiter oben auseinander gesetzt,
entsprechend berücksichtigen, können ganz wohl kleinere Querschnitte benutzt
werden, wenn diese nur so gross sind, um Bedenken wegen möglicher Verstopfung
nicht aufkommen zu lassen. Ueberprüfungen in wirklichen Holländerkanälen fanden
allerdings auch statt.
Deshalb wurden Rohre verwendet, welche an ein grösseres Gefäss mit Stoff
geschlossen wurden, wie die schematische Fig. 4
im allgemeinen erkennen lässt. Genauer zeigt Fig.
5 die benutzten Rohre. Wir bemerken, dass vorerst ein konischer
Stutzen JJ1, dann
ein Krümmer J1K, und dann ein gerades, cylindrisches Rohr KK1 angeschlossen
werden konnte. Die Verbindung geschah mit Hilfe von Flanschen und Schrauben.
Thunlichst genaues Uebereinstimmen der Rohröffnungen beim Anschluss wurde
dadurch erzielt, dass in die eine Rohröffnung vor Anschluss des folgenden Rohres
ein passender Holzdorn so eingeführt wurde, dass ein hinreichendes Stück
desselben vorstand, über dieses wurde dann das folgende Rohr geschoben, mit dem
vorhergehenden verschraubt und sodann der Zentrierdorn herausgezogen. Kleine
Zulegekeile halfen über die geringen Verschiedenheiten in den Rohrdurchmessern
hinweg, so dass dadurch so gute Anschlüsse erreicht wurden, dass für die
Stücklungsstellen wohl anzunehmen war, dass durch sie nicht nennenswerte
Widerstände hervorgerufenwürden. Wasserverluste hinderten Gummiplatten,
welche beim Zusammenschliessen zwischen die Flanschen gebracht wurden.
Ueber die Beschaffenheit der Rohre sei bemerkt, dass das konische Ansatzrohr JJy (Fig. 5)
bearbeiteter Rotguss, der Krümmer J1K gewöhnlicher
Eisenguss ist, während die geraden Stücke KK1 entweder als gewöhnliche Eisengussrohre oder
als mit Cement gefüttertes Eisenrohr in Verwendung traten. Ueberdies wurden die
Eisenrohre roh und dann auch mit roter Miniumfarbe gestrichen bei den Versuchen
benutzt und im letzteren Falle in der Bezeichnung durch einen Stern von den
rohen Rohren unterschieden.
Die Bezeichnungen der Rohre in den Tabellen über die Versuche und die wichtigsten
Abmessungen sind die folgenden:
Konisches Rohr JJ1
(Fig. 5). Bezeichnung: E, Durchmesser oben 70 mm, unten 42 mm im Lichten,
Länge 85 mm; bei J1
kurzer Uebergang vom Konus zum Cylinder.
Krümmer J1K. Bezeichnung: B,
mittlerer Durchmesser im Lichten 41,53 mm, Länge 230 mm, Krümmungsradius 130 mm,
Krümmungswinkel 89°.
Gerade Rohre KK1
(Gusseisenrohre). Bezeichnung: A, mittlerer
Durchmesser 41,65 mm, Länge 230 mm; C, mittlerer
Durchmesser 39,34 mm, Länge 2,05 m; D, mittlerer
Durchmesser 39,4 mm, Länge 2,05 m; cementgefüttertes Eisenrohr, mittlerer
Durchmesser 43,6 mm; Bezeichnung F, Länge 2,075
m.
Um für das cementgefütterte Eisenrohr wegen des doch etwas grösseren Durchmessers
bei K (Fig. 5)
keinen merklichen Absatz zu bekommen, und um bei dem Ausziehen des oben
erwähnten Zentrierdornes Beschädigungen leichter zu vermeiden, wurde bei K ein nur wenige Centimeter langes Metallfutter in
das Cementrohr gekittet.
Für irgend eine Rohrzusammenstellung müsste nun, wenn man nach Fig. 4 ausfliessen lässt, ohne Nebenwiderstände
die Ausflussgeschwindigkeit folgen: v = √2gh.
Wie für gewöhnliche Flüssigkeiten, insbesondere Wasser, bekannt, wird diese
Gleichung aber wegen der mannigfachen Nebenwiderstände nicht erfüllt, zu deren
Ueberwindung ein gewisser Anteil der thatsächlich vorhandenen Druckhöhe
verbraucht wird, so dass für die wirklich erzielte Geschwindigkeit v1 nur eine
Druckhöhe h1 mit
der Beziehung v1 =
√2gh1
verbleibt, wobei h > h1. Der Unterschied (h – h1) ist durch die Nebenwiderstände aufgezehrt zu
denken, kann demnach als Widerstandshöhe allgemein bezeichnet werden.
Im besonderen wird ein gewisser Anteil des Gefälles verbraucht zur Ueberwindung
des Krümmungswiderstandes, der Reibung an den Rohr wänden u. dgl.
Wenn diese nun für die besonderen Materialien, mit denen wir es beim Holländer zu
thun haben, ermittelt werden sollten, so ist wohl zu bedenken, dass wir es nicht
mit einfachen Flüssigkeiten zu thun haben, sondern unter Umständen ein schon als
Brei zu bezeichnender Körper zu fliessen hat. Doch ist bei den in der
Papiermacherpraxis vorkommenden Fällen so viel Wasser mit den festen Stoffen
vereinigt (5 % Fasern ist schon sehr viel), dass wir wohl nicht verkennen
dürfen, dass die Verschiebung der Teilchen im Inneren des Stoffstromes mehr
Widerstand verursachen werde, als beim Wasser, dass aber doch genug von dem
letzteren im Stoff vorhanden ist, um die Beweglichkeit der festen Stoffteile
noch nach ähnlichen Gesetzen, wie für das Wasser vor sich gehen zu lassen.
Ueberdies ist wohl für die Praxis die summarische Angabe des Widerstandes,
gleichgültig, ob dies innerer Widerstand sei, oder ob er, wie bei der
Wandreibung, aussen verursacht werde, als Hauptsache zu betrachten. Wenn nun im
folgenden z.B. von Reibungswiderstand kurzweg gesprochen wird, so mag dies mit
Bezug auf das eben Gesagte aufgefasst werden.
Textabbildung Bd. 316, S. 439
Fig. 5.
Sollten Zahlen für die Widerstände gefunden werden,
Textabbildung Bd. 316, S. 440
Wasser; Nr.; Gefälle in mm beim
Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt; Zeit; Sek.;
Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel; Geschwindigkeitshöhe;
Summarische Widerstandshöhe Mittel; mit Versuch
Textabbildung Bd. 316, S. 440
Leinen; Stoff; Nr.; Gefälle in
mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt; Zeit;
Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel; Geschwindigkeitshöhe;
Summarische Widerstandshöhe Mittel
Textabbildung Bd. 316, S. 441
Baumwolle; Nr.; Stoff; Gefälle
in mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt;
Zeit; Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel;
Geschwindigkeitshöhe; Summarische Widerstandshöhe Mittel
welche das Fliessen verschiedener Stoffgattungen
unter gewissen Bedingungen verursacht, so mussten sie entsprechend hervorgerufen
und beobachtet werden. Für den Stoff wurde mittels eines Schopper'schen Apparates genau der Trockengehalt des jeweilig
verwendeten Stoffes bestimmt, dann eine genau abgemessene Wassermenge
hinzugethan, so dass der Stoffgehalt mit genügender Sicherheit angegeben werden
konnte. Um Unsicherheiten in der Trockengehaltsbestimmung nach Möglichkeit
auszuschliessen, wurden die Stoffteile, welche getrocknet werden sollten, aus
den verschiedensten Gegenden eines Stoffpaketes entnommen und gemeinsam
getrocknet. Um durch Absetzen des Stoffes im Troge nicht in Gefahr zu kommen,
merkliche Fehler zu machen, wurde nahezu fortwährend gerührt.
Längere oder kürzere Wegstücke konnten leicht durch entsprechendes Auswechseln
der Rohre und beliebiges Gruppieren derselben erzielt werden.
Die Feststellung des Höhenunterschieds h (Fig. 4) erfolgte durch Nivellieren, hin und
zurück, wobei sich meist nur Unterschiede von 1 mm, oft vollkommene
Uebereinstimmungen ergaben. Also auch hier waren Fehler merklicherer Art
eigentlich ausgeschlossen.
Etwas anderes war es aber mit der Veränderung desGefälles während der
Versuchsausführung. Ursprünglich sollte durch vorsichtiges Nachgiessen in den
Trog die Ausflussmenge möglichst genau ersetzt werden. Doch bot die Ausführung
dieses Gedankens zu viel Widerwärtigkeiten, so dass davon abgesehen und das
Sinken des Flüssigkeitsspiegels im Troge um so eher zugelassen wurde, als
innerhalb gewisser Grenzen der Fehler, welcher dadurch begangen wird, so klein
ausfällt, dass man mit Rücksicht auf die übrigen unvermeidlichen
Versuchsungenauigkeiten darüber hinwegsehen kann. Der Beweis ist unschwer zu
erbringen.
Bedeutet Q die Ausflussmenge für die Zeit t, so lässt sich das Differential von Q für einen bestimmten Augenblick und für den
unendlich kleinen Zeitraum dt bei konstant zu
denkendem Gefälle h (während dt) leicht doppelt ausdrücken und solcherart eine
Differentialgleichung gewinnen. Es ist nämlich für den Ausflussquerschnitt f : dQ = μ . f . v. dt, wenn μ den Ausflusskoeffizienten und v die Ausflussgeschwindigkeit bedeutet, die
veränderlich, während dt aber als konstant
anzusehen ist. Andererseits muss aber die ausgeflossene Menge gleich dem Abgange
im grossen Gefäss sein, dessen wagerechter Querschnitt F sein möge, d.h. es ist auch: dQ = F .
dh. Weil dies einer Verminderung der Gefällshöhe h entspricht, haben wir seinen negativen Wert dem
obigen gleich zu setzen, somit wird:
dQ = – F . dh = μ . f . v . dt = μ . f
. √2gh . dt.
Daraus folgt:
d\,t=-\frac{F}{\mu\,\cdot\,f}\,\cdot\,\frac{d\,h}{\sqrt{2\,g\,h}}.
Die konstanten Faktoren gesondert, folgt:
d\,t=-\frac{F}{\mu\,\cdot\,f\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}\,\cdot\,h^{-\frac{1}{2}}\,\cdot\,d\,h.
Also:
t=-\frac{2\,\cdot\,F\,\cdot\,h^{\frac{1}{2}}}{\mu\,\cdot\,f\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}+C.
Haben wir nun am Anfange des Versuches die Gefällshöhe h1, am Ende des
Versuches h2, so
wird:
t=\frac{2\,F}{\mu\,f\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}\,\cdot\,(\sqrt{h_1}-\sqrt{h_2}) . . . . 3)
Dies ist die genaue Formel für die Ausflusszeit mit Berücksichtigung des
veränderlichen Gefälles. Denken wir uns nun aber näherungsweise den Ausfluss mit
der mittleren Gefällshöhe konstant, so zeigt sich folgendes. Es ist:
Q = F . (h1– h2) = μ . f . v . t = μ . f . √2gh . t;
h=\frac{h_1+h_2}{2}.
Daraus folgt:
t=\frac{F}{\mu\,\cdot\,f}\,\cdot\,\frac{h_1-h_2}{\sqrt{2\,g\,h}}
=\frac{2\,F}{\mu\,\cdot\,\sqrt{2\,g}}\,\cdot\,(\sqrt{h_1}-\sqrt{h_2})\,\cdot\,\frac{\sqrt{h_1}+\sqrt{h_2}}{2\,\sqrt{h}} . 4)
Textabbildung Bd. 316, S. 442
Cellulose.; Nr.; Stoff; Gefälle
in mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-; Querschnitt;
Zeit; Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel;
Geschwindigkeitshöhe; Summarische Widerstandshöhe Mittel; Als Kontrolle yu
(203) (204) ausgeführt
Textabbildung Bd. 316, S. 443
Holzschliff; Nr.; Stoff;
Gefälle in mm beim Versuchs-; Anfang; Ende; Mittel; Rohr; Ausfluss-;
Querschnitt; Zeit; Sek.; Menge; Geschwindigkeit in mm; einzeln; Mittel;
Geschwindigkeitshöhe; Summarische Widerstandshöhe Mittel
Wenn wir 4 mit 3 vergleichen, so sehen wir als Unterschied nur den letzten
Faktor in 4. Dieser Faktor ist aber nahe gleich der Einheit, wenn (h1 – h2) gegenüber h nicht zu gross ist. Denn es ist:
\frac{\sqrt{h_1}+\sqrt{h_2}}{2\,\sqrt{h}}=\frac{\sqrt{h+\frac{h_1-h_2}{2}}+\sqrt{h-\frac{h_1-h_2}{2}}}{2\,\sqrt{h}}
=\frac{\sqrt{1+\frac{h_1-h_2}{2\,h}}+\sqrt{1-\frac{h_1-h_2}{2\,h}}}{2}.
Ist nun \frac{h_1-h_2}{2\,h} kleiner als die Einheit, so folgt, nach dem binomischen
Lehrsatze die beiden letztgeschriebenen Wurzelausdrücke in eine unendliche Reihe
aufgelöst gedacht:
\frac{\sqrt{h_1}+\sqrt{h_2}}{2\,\sqrt{h}}=\left(\frac{1}{2}+\frac{1}{8}\,\frac{h_1-h_2}{h}-\frac{1}{64}\,\left[\frac{h_1-h_2}{h}\right]^2+.\,\cdot\,.\right)
+\left(\frac{1}{2}-\frac{1}{8}\,\frac{h_1-h_2}{h}-\frac{1}{64}\,\left[\frac{h_1-h_2}{h}\right]^2-\right)
=1-\frac{1}{32}\,\left(\frac{h_1-h_2}{h}\right)^2+.\,\cdot\,.
Würde nun im grossen Gefässe die Flüssigkeit selbst so weit sinken, dass
\frac{h_1-h_2}{h}=\frac{1}{3}, so wäre der Fehler in 4 gegen den richtigen Wert in 3 kaum ⅓ %, so
dass also für unsere Versuche ohne weiteres der Vorgang eingehalten werden kann,
die Versuche so auszuwerten, als ob sie bei
unveränderlicher Ausflussgeschwindigkeit, entsprechend der mittleren
Gefüllshöhe, stattgefunden hätten. Zweifellos wird dadurch die Arbeit
wesentlich vereinfacht, ohne merkliche Fehler zu veranlassen.
Zu beobachten war dann noch die Zeit für jeden Versuch. Dabei wurde so
vorgegangen, dass nach der Bestimmung von Gefälle u. dgl., kurz allem, was nach
dem Vorausgeschickten früher gemessen werden konnte, ein Mann auf ein Zeichen
hin den verschlossen gewesenen Ausflussquerschnitt frei gab, während ein zweiter
Mann auf dasselbe Zeichen hin einen Chronographen laufen liess, der
Sekundenfünftel unmittelbar abzulesen gestattete. Auf ein zweites Zeichen
schloss der eine Mann die Ausflussöffnung und der andere setzte den
Chronographen still. Während des Versuches floss der Stoff in ein geeignetes
Gefäss, in welchem die thatsächliche Ausflussmenge sehr gut bestimmt werden
konnte.
Diese durch die gemessene Ausflusszeit und den mittleren Rohrquerschnitt
dividiert, ergab dann die Geschwindigkeit vi, mit welcher der Stoffstrom sich im
Rohre bewegt hatte.
Es sei durchaus nicht verhehlt, dass hier merklichere Fehlerquellen liegen
können. Bei der Bestimmung der Ausflussmenge selbst ist wohl nichts zu fürchten,
wie ohne weiteres zugegeben werden dürfte, aber die Zeit, welche auf dem
geschilderten Wege erhalten wurde, kann relativ recht ungenau sein. Einerseits
ist eine grössere absolute Genauigkeit als auf ⅕, Sekunde wegen der
Uhrenkonstruktion nicht möglich, und das kann fühlbar werden, indem die meisten
Versuche etwa 6 bis 7 Sekunden dauerten. Andererseits war genaues
Zusammenarbeiten nötig, damit die durch die erwähnten Zeichen veranlassten
Arbeiten wirklich gleichzeitig erfolgten. Dies zu gewährleisten, wurde durch
fleissige Einübung erstrebt. Endlich ist zu berücksichtigen, dass bei
plötzlicher Eröffnung die Flüssigkeit erst in Bewegung geraten musste, was ja
auch etwas Zeit beanspruchte, wofür allerdings aus der Form der Ausflussparabel
festgestellt werden konnte, dass anscheinend in weniger als ⅕ Sekunde die
Ausflussgeschwindigkeit normal wurde. Dadurch aber, dass fast für jede der
Bedingungen wenigstens drei Versuche ausgeführt und daraus Mittelwerte bestimmt
worden sind, nachdem auffallend abweichende als fehlerhaft weggelassen worden
waren, ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass auch diese Fehler so weit wie
möglich eliminiert sind. Diese Mittelwerte, welche von den Versuchswerten in
äusserst seltenen FällenAbweichungen bis zu 7 %, meist nur etwa 3 % oder
noch weniger, aufwiesen, sind in den nachfolgenden Tabellen
zusammengetragen.
Aus der Geschwindigkeit vi, mit welcher der Stoff sich
thatsächlich im Rohre bewegt hatte, und welche, wie eben vorher erläutert, aus
den Versuchswerten leicht zu ermitteln ist, konnte dann die zugehörige
Geschwindigkeitshöhe h_i=\frac{{v_i}^2}{2\,g}, d.h. jene Höhe gefunden werden, welche bei
Abwesenheit aller Nebenwiderstände die Geschwindigkeit vi hervorrufen würde. Somit
ist zu schliessen, dass die Differenz h – hi, d.h. mittlere thatsächliche
Gefällshöhe weniger jener Höhe, welche nur zur Erzeugung der thatsächlichen
Flüssigkeitsgeschwindigkeit vi gebraucht zu denken ist, jenen Anteil
des Gefälles ergibt, der zur Ueberwindung der Nebenwiderstände in der
Rohrleitung bei der Geschwindigkeit vi angenommen werden muss, so dass also
die Nebenwiderstandshöhe, welche alle während des Fliessens wirkend gewesenen
Neben widerstände in sich begreift, aus der Gleichung folgt: hw
= h – hi.
Diese gefundenen Mittelwerte stehen nun auch in den Tabellen S. 440 bis 443.
Voran ist Wasser, allen übrigen insofern gemeinsam, als Wasser den Zustand für 0
% Stoff kennzeichnet. Dann kommen die Werte getrennt für die einzelnen
Stoffgattungen, deren Verhalten untersucht worden ist.
(Fortsetzung folgt.)