Titel: | Neuere Acetylenentwickler und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 450 |
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Neuere Acetylenentwickler und
Zubehör.
(Fortsetzung von S. 429 d. Bd.)
Neuere Acetylenentwickler und Zubehör.
Bei den selbstthätigen Karbidzuführungsvorrichtungen wird gewöhnlich die
Sammlerglocke infolge starker Reibung in den Verteilungs- und Auslösungsmechanismen
stark belastet, wodurch die Bewegung der Glocke und das leichte Funktionieren der
Anlage beeinträchtigt wird. H. Berger in Berlin
beseitigt in seiner Karbidzuführungsvorrichtung für
Acetylenentwickler (D. R. P. Nr. 100506) diese Uebelstände durch die
Auslösung unterer Fallböden der Karbidkammern und durch eine diese Auslösung
bewirkende wagerechte Scheibe mit versetzt angeordneten Schlitzen, auf welcher die
Fallböden nur mit einem Punkte aufliegen. Auch wird die die Scheibe tragende Welle
senkrecht durch den Boden des Entwicklers hindurchgeführt, so dass die Stopfbüchse
nur wasserdicht zu schliessen braucht.
Textabbildung Bd. 316, S. 450
Fig. 25.Karbidzuführungsvorrichtung von Berger.
In Fig. 25 wird der Entwickler a in der Mitte von einer senkrecht geführten Welle b durchlaufen, die den Boden mittels der Stopfbüchse c durchbricht, und unten in eine Rolle e ein Zahnrad o. dgl. endigt. Die Welle trägt oben eine
Scheibe f mit zwei versetzt angeordneten Schlitzen,
durch welche an den aufklappbaren Böden g der
Karbidkammern befestigte Stäbe d leicht durchgleiten
können. Beim Sinken der Gasglocke wird die Bewegung derselben auf die Rolle e übertragen und die Welle mit der Scheibe jedesmal um
so viel gedreht, als erforderlich ist, um einen der beiden Schlitze unter einen
Stift der Fallböden der Karbidkammern zu bringen, worauf der Stift und der damit
verbundene Fallboden herabfällt und der Karbidbehälter entleert wird.
Textabbildung Bd. 316, S. 450
Fig. 26.Acetylenlampe mit als Falltrichter ausgebildetem Laternengehäuse
von Mahle.
Acetylenlampe mit als Falltrichter ausgebildetem
Laternengehäuse von G. Mahle in Esslingen a.
N. (D. R. P. Nr. 100607). Diese Lampe zeichnet sich durch eine sehr einfache
Konstruktion und leichte Bedienung besonders in Bezug auf die Wasserzufuhr aus. Das
Brennerrohr r2 (Fig. 26) ist in die Decke des Gasentwicklers b eingelötet und mit einer Mutter r1 versehen, an welcher
die Verschlussscheibe k mit dem Dichtungsringe m befestigt ist. Die Scheibe legt sich an den unteren
Teil des Halses s der Fahrradlampe und wird beim
Niederschrauben der Mutter von demselben entfernt, in welcher Stellung bei z Wasser eingefüllt werden kann, wobei das
Laternengehäuse als Trichter dient. Anstatt der Mutter r1 mit der Scheibe k kann eine um das Rohr r2 gewickelte Schraubenfeder treten, wobei dann der
Verschluss nur niedergedrückt zu werden braucht, um Wasser einzufüllen. Das Wasser
gelangt durch die Oeffnungen l nach dem Wasserbehälter
und wird von dort mittels des Hahnes v in den
Karbidbehälter eingelassen.
Wie bei dem Patent Nr. 110472 (Fig. 24) wird die
Einführung des Karbids in den Erzeuger bei dem Acetylenentwickeltervon M. L. J. R. Labbé de
Montais in Chateau de Beauvoir (D. R. P. Nr. 110622) ebenfalls bei
jedesmaligem Niedergange der Gasglocke von derselben bewirkt und zwar wird hier die
Gasglocke durch eine Klinke in der Weise gesteuert, dass sie bei jeder
Abwärtsbewegung um einen bestimmten Winkel gedreht, und dadurch eine Karbidladung in
den Erzeuger befördert wird.
Textabbildung Bd. 316, S. 450
Acetylenentwickler von Labbé de Montais.
Der Gasbehälter (Fig.
27) besteht aus einem feststehenden, unten geschlossenen cylindrischen Teile
j, in welchem sich die durch die Stange b geführte Glocke a auf
und nieder bewegt. Die Glocke besitzt einen Ansatz d,
an welchem die zum Auslösen der Karbidladungen und zum Weiterschalten dienende
Klinke e angebracht ist (Fig. 27a), welche um
den Zapfen f schwingt, und durch den Stift g in der Bewegung begrenzt wird. Am Umfang des
Cylinders.;, und zwar auf 1/4, ⅓ oder ½ desselben, ist der Karbidverteiler i angebracht, welcher in einer oder zwei Reihen die
Karbidladungen aufnimmt, und an der dem Cylinder zugekehrten Seite mit Zapfen n versehen ist (Fig. 27b). Die Klinke
e stösst beim Niedergehen der Glocke mit ihrer
schrägen Fläche gegen einen der Zapfen n, wird jedoch
durch den Stift g am Umkippen verhindert, und dreht die
Glocke beim weiteren Niedergange nach links, wobei ein Karbidbehälter ausgelöst und
dessen Inhalt in den Erzeuger befördert wird. Beim Steigen der Glocke infolge der
Gasbildung gleitet die Klinke e mit der schrägen Seite
über den nächsten Zapfen n, ohne die Glocke zu drehen,
da der Stift g ein Ausweichen der Klinke jetzt nicht
hindert. Bei dem durch Gasverbrauch bedingten Fallen der Glocke wiederholt sich der
Vorgang. Zur Führung der Glocke dienen die Ansätze p
und Stange o, welch letztere während des grössten
Teiles der auf und nieder gehenden Bewegung der Glocke zwischen je zwei Ansätze p greift. Der obere Teil der Stange ist gekröpft, so
dass die Glocke, welche im Augenblicke ihrer selbstthätigen Drehung mit dem
gekröpften Teil der Stange zwischen zwei Ansätzen p
steht, über dieselben hinweggehen kann. Hierauf hebt sich die Glocke, wodurch die
weitere selbstthätige Drehung derselben aufhört, dagegen eine Drehung mit der Hand
durch Ausbiegen der Stange aus den Ansätzen möglich ist, was dann geschieht, wenn
die Glocke am Ende ihrer Drehbewegung angelangt ist, worauf der Stab in die erste
Lücke der Ansätze p einschnappt.
Die Ventilanordnung für Acetylenentwickler von Fr. A. Kieffer in Paris (D. R. P. Nr. 110636) bezweckt,
den bisher bestehenden Uebelstand, an welchem derartige Ventile leiden, zu
beseitigen, welcher darin besteht, dass das Karbid durch seinen Druck die Bewegung
der Ventile hindert, da, wie z.B. bei dem deutschen Patent Nr. 95275 oder schweizerischen Nr.
13880, keine Schutzhülle vorgesehen ist, und die Ventile durch Zusammenballen des
feucht werdenden Karbids verstopft werden. Die vorliegende Anordnung besteht aus
einem cylindrisch-konischen Ventil, welches mit einem Schwimmer, z.B. mittels einer
Stange, derart verbunden ist, dass es sich abwechselnd öffnet und schliesst, und
dadurch die Karbidzuführung regelt.
Textabbildung Bd. 316, S. 451
Fig. 28.Ventilanordnung für Acetylenentwickler von Kieffer.
In Fig. 28 ist h das
cylindrisch-konische Ventil, welches mittels einer Stange i an einem Schwimmer befestigt ist, und sich in dem Rohre h frei bewegen kann. Es besteht aus einem Rohr, welches
mit Bleistücken beschwert ist. f ist der
Karbidbehälter, dessen Oeffnung g mit Spitzen f1, versehen ist,
aufweichen das Ventil ruht. Da das Ventil in das Karbid eingebettet ist, verhindert
es eine Verstopfung und sichert den guten Gang des Acetylenentwicklers. Dieses wird
besonders dadurch bewirkt, dass hier die bei anderen Einrichtungen angeordnete
röhrenförmige Oeffnung des Karbidbehälters fehlt. In diese röhrenförmige Oeffnung
werden bei anderen Apparaten, sobald sich das Ventil öffnet, die Wasserdämpfe
hineingedrückt und gelangen zum Karbid, welches zusammengeballt wird und die
Ventilöffnung verstopft. Durch Beseitigung dieses Rohres und Fehlen sämtlicher
Federn und Scharniere wird die sichere Thätigkeit des Fig.
28. Ventils gewährleistet.
Acetylenentwickler von B. v.
Schmidt in Schöneberg bei Berlin (D. R. P. Nr. 110647) wird der
Karbidverteiler vor beendetem Gasverbrauche durch das Sinken der Glocke selbstthätig
in Betrieb gesetzt (vgl. die Patente Nr. 110472 und 116622).
Die in dem Gasbehälter a befindliche Glocke b wird mittels des die Glocke durchdringenden Rohres
c an der Stange d
geführt (Fig. 29). Von den unterhalb des
Glockendeckels mündenden Rohren e und f führt ersteres das Gas nach der Verbrauchstelle,
während letzteres das entwickelte Gas unter die Glocke leitet. An der Decke des
letzteren ist die Stange h befestigt und reicht bis zum
Entwickler i hinüber, wo sie mit einer Nase k ausgestattet ist, die bei einem oberen Drucke um ein
Scharnier nach unten klappt, und bei Aufhören des Druckes in ihre frühere Lage
zurückkehrt. Bei einem Drucke von unten legt sich die Nase an die Stange h und bleibt unbeweglich. An dem Gassammler befindet
sich aussen ein mit dem Entwickler durch ein Rohr l
verbundenes Waschgefäss, in welches das Rohr f
einmündet, und welches mit einem Fülltrichter, einer Füllöffnung o, einer Ablassöffnung und Sicherheitsventil versehen
ist. Der im Durchschnitt viereckige Entwickler i ist am
oberen Teil halbkreisförmig und das Blech innen im Entwickler zum vollen Kreise
fortgeführt, so dass ein Trommelmantel v entsteht, der
nur nach dem oberen Verschluss und unten auf etwa ein Zehntel des Umfanges offen
bleibt. In diesem Mantel liegt die Trommel w mit zehn
Karbidbehältern y, welche nach aussen aufklappbare
Deckel x tragen, welche gegen den Trommelmantel v anliegen. Es kann sich daher nur der unterste,
jeweilig über der Oeffnung des Mantels liegende Behälter öffnen, welcher jedoch beim
Neufüllen der Trommel mittels einer Klappe geschlossen werden kann. Auf der
Trommelwelle sitzt aussen y1 fest, so dass die äusseren Enden der Speichen 1 bis 10 der Reihe nach der Nase k, der Stange h in den Weg
treten.
Der Vorgang ist folgender: Nach Füllung des Gasbehälters, Waschgefässes und
Entwicklers mit Wasser werden sämtliche Verschlüsse geschlossen gehalten und auch
die Klappe der unteren Oeffnung des Trommelmantels geschlossen und die einzelnen
Karbidbehälter gefüllt, wobei das Speichenkreuz mit der Speiche 1 nach unten zeigen muss. Hierauf wird die obere
Füllöffnung geschlossen, die untere Klappe des Mantels geöffnet, worauf die erste
Karbidladung in das Wasser fällt, sich Acetylen entwickelt und durch das Rohr l und das Waschgefäss unter die Glocke entweicht und
diese hebt. Die Stange h mit Nase k macht diese Bewegung auch beim Brennen sämtlicher
zulässiger Flammen mit, und zwar klappt die Nase beim Anstossen an das betreffende
Speichenende nach unten. Infolge des Gasverbrauchs senkt sich die Glocke mit der
Stange h und trifft jetzt die Nase k von oben auf die Speichen, welche um ein bestimmtes
Stück nach abwärts gedrückt werden, bis ein neuer Karbidbehälter entleert wird, und
durch die erneuerte Gasentwickelung die Glocke wieder zu steigen beginnt.
Textabbildung Bd. 316, S. 451
Fig. 29.Acetylenentwickler von v. Schmidt.
Infolge der Entleerung eines Teils der Kammern wird nun die Trommel w durch entstehende ungleiche Belastung nicht richtig
arbeiten. Durch die eingetretene ungleiche Belastung der Trommel wird letztere das
Bestreben haben, sich noch weiter in demselben Sinne zu drehen, da die Speichen an
der hochliegenden Stange h vorbeigehen können.
Hierdurch würden sich alle Karbidkammern hintereinander entleeren und sich
übermässig Gas entwickeln. Um dieses zu verhindern, ist eine Festhaltevorrichtung
angebracht, welche darin besteht, dass jede Speiche eine vorstehende Gabel w1 und ihre betreffende
Nummer trägt. An der Speiche 8 ist eine
Feststellvorrichtung y1
befestigt, welche acht Gegengewichte u1 bis u8 trägt, die je dem Gewichte der Karbidfüllung einer
Kammer entsprechen, und beim Drehen der Trommel durch die Antriebsvorrichtung
nacheinander gehoben werden, wodurch eine Ausbalancierung der ungleich belasteten
Trommel, d.h. ihr Festhalten bewirkt wird. Die Zahlen auf dem Speichenkreuz lassen
jederzeit den Stand des verbrauchten Karbids erkennen. Der nach oben verlängerte
Gasglockenmantel gestattet durch Aufgiessen von Wasser, Oel o. dgl. Belastung das
Einstellen eines beliebigen Brenndruckes; der Inhalt der Glocke entspricht der Menge
des aus einer Karbidkammer gewonnenen Gases.
(Fortsetzung folgt.)