Titel: | J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen. |
Autor: | Th. Pregél |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 459 |
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J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen.
Von Prof. Th. Pregél,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 411 d. Bd.)
J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen.
J. E. Reinecker's Schleifmaschinen.
Es bedarf wohl keines besonderen Hinweises, dass ein Fräsereibetrieb ohne
entsprechende Werkzeugschleifmaschinen geradezu undenkbar ist. Bei Verwendung der
älteren Feinzahnfräsewerkzeuge genügten einfachere Schleifmaschinen mit
Stellfederschaltung, d.h. der zu schleifende Fräser war seine eigene
Teilvorrichtung. Das Nachschleifen des Feinzahnformfräsers erforderte eine
Schablonenführung der Schleifspindel, was durch eine Universalgelenkigkeit des
Schleifspindellagers erzwungen wurde. Dies hatte aber zur notwendigen Folge, dass
sowohl die Schleifscheibe, als auch das ganze Spindelwerk klein und zart gebaut,
demgemäss die Arbeitslinien niemals streng geleitet werden konnten. Seit der
Einführung der hinterdrehten Formfräsen, welche nicht wie die vorerwähnten
Feinzahnfräsen an der Rückenkante der Zähne, welche in der umhüllenden Mantelfläche
des Fräsers liegen, sondern an der Stirn, der Zahnbrust in streng radialer Richtung
angeschliffen werden, macht sich die Anwendung von Teil werken erforderlich, welche
bei gewundenen Fräserriefen noch zu einer selbstthätigen Schraubenbewegung befähigt
sein müssen. Dies liegt darin begründet, dass einzelne Zähne eines hinterdrehten
Fräsers gar nicht zum Schnitt gelangen, sobald von ihrer Zahnbrust eine stärkere
Schicht abgeschliffen worden ist, als dies bei ihren Nachbarzähnen der Fall war. Es
ist daher ein unbedingtes Erfordernis, die für hinterdrehte Fräsen bestimmten
Schleifmaschinen mit Teilwerk auszurüsten. – In Fällen jedoch, wo im
Fräsereibetriebe selbst die Neuherstellung der Werkzeuge besorgt wird, müssen die
Werkzeugschleifmaschinen überdies mit Einrichtungen zum Hohl- und Genauschleifen der
gehärteten, bezw. durch das Härten unrund und windschief gewordenen Fräser versehen
sein, woraus die im folgenden beschriebene Hilfsmaschine sich entwickelt hat.
J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
Auf einem Säulenständer a (Fig.
51 bis 69) mit breitausladender Fussplatte
ist ein Gabellager b aufgeschraubt, während ein
Tischwinkel c, den abgedrehten Teil des Ständers
umschliessend, durch eine Tragschraube d entsprechende
Hochstellungen erhalten kann. In den kegelförmigen Ausbohrungen des Gabellagers
werden die federnden Büchsen f mittels Ringmuttern
achsial verstellt, wodurch eine Anpassung an die cylindrischen Lagerschenkeln der
Schleifradspindel g ermöglicht ist, welche durch die
zweiläufige Stufenscheibe h ihren Betrieb erhält.
Schutzränder an der Stufenscheibe h, sowie an den
Ansatznaben der Schleifscheiben i und k sichern die Ringschmierlager gegen das Eindringen von
Schleifstaub, während die Schutzhauben l an Bügeln m ihre Befestigung finden.
Um dem Tischwerk Winkellagen gegen die Schleifradspindel g zu geben, ist die Querbahn n vermöge eines
Spannringes o an den Kreisrand des Tischwinkels c stellbar angeschlossen, trägt verschiebbar den
Kreuzschlitten p, in welchem auf Sattelleisten geführt
und durch seitliche Winkelleisten gehalten der Tischunterteil q vermöge einer Leitspindel r durch Handbetrieb bewegt wird, wogegen der Tischoberteil t durch Querschrauben s
Winkelausschläge gegen die Tischbahn erhalten kann.
Dieser Winkelausschlag des Obertisches t wird
zumSchleifen kegelförmiger Werkstücke gebraucht, wie dies in Fig. 55 für eine
konische Hohlbüchse gezeigt ist, wo auf einer Hilfsplatte u (auch Fig.
59) ein besonderer Spindelstock v mit
selbständiger Antriebscheibe w für den Rundlauf des
Werkstückes vorgesehen ist, welches mittels Spannfutter an die Spindel x gespannt ist. Damit wird eine Parallelstellung der
schrägen Arbeitskante zur Schleifradspindel erreicht. Bei grösserer Winkellage der
Arbeitskante zur Werkstückachse genügt alsdann diese Schrägstellung des Obertisches
t für sich allein nicht mehr, weshalb die
Hilfsplatte y (Fig. 60) in Verbindung
mit einer Links- oder Rechtsschwingung des Obertisches t jede gewünschte Schräglage erreichbar macht. Auf diesen Hilfsplatten y oder u wird nun der
Rundlaufspindelstock v (Fig. 61) mittels eines
Exzenterankers z rasch festgemacht. Wie bei jeder
Drehbank, so ist auch hier die konische Spindel x durch
eine Gegendruckschraube x1 in achsialer Richtung gesichert, während an Stelle des vorerwähnten
Spannfutters ebensowohl eine Mitnehmerscheibe oder in besonderen Fällen selbst eine
Universalplanscheibe (Fig.
53) gewöhnlicher Bauart Verwendung findet. Wie aus Fig. 55 zu ersehen, ist
der Schleifspindelstock b gegenüber Fig. 52 und 58 um einen Rechtwinkel
verdreht, was durch die beiden Ringnutschrauben ermöglicht ist.
Textabbildung Bd. 316, S. 459
Fig. 51.J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
Für gewöhnliche Rundschleifarbeiten dient die Tellerscheibe Je. Mit dieser werden die Rücken der Fräserzähne in sachgemässer Weise
geschliffen, was mit einer Rundscheibe nicht erreichbar ist, welche nur eine
hohlgeschliffene Rückenfläche bezw. eine wenig widerstandsfähige Schneide ergibt.
Dagegen kann zum Rundschleifen ohne weiteres eine volle Kreisscheibe Verwendung
finden. Hinterdrehte Fräser, Reibahlen, Schneidbohrer können nur mit der
scharfkantigen Schmirgelscheibe i bearbeitet, d.h. an
der Zahnbrust angeschliffen werden.
Zu diesen allgemeinen und besonderen Arbeiten dienen der feste Reitstock (Fig. 62), welcher durch
ein Ankerexzenter z am Obertisch t befestigt wird, ferner ist ein Reitstock (Fig. 63) mit
federgespanntem Reitnagel a1 und Stellmutter b1 beim Schleifen langer Werkstücke im Gebrauch, sowie dagegen der
Reitstock (Fig. 54)
beim Schleifen kurzer und starker konischer Werkzeuge Verwendung findet.
Textabbildung Bd. 316, S. 460
J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
Zu diesem Behufe ist die Reitstockplatte d1 in einem Ständer c1 durch die Tragschraube hochstellbar, während der
eigentliche Reitstockkörper g1 um die Klemmschraube f1 beliebige Winkelstellungen in senkrechter Ebene
einnehmen kann. Weil nun der Spindelständer in die Mittelnut des Obertisches
eingestellt wird, so muss die senkrechte Schwingungsebene der Reitstockspitze
unbedingt in die Hauptebene aller Hilfsvorrichtungen fallen.
Wie eingangs erwähnt, wird das Schärfen feingezähnter Fräser mittels
Stellfederschaltung durchgeführt. Ein Unterschied in der Anordnung des Trägers
dieser Stellfeder ist nur durch die Lage der Fräserriefen bedingt. Wird ein
Kolbenfräser h1 mit
geraden Riefen durch eine Rand- sogen. Tellerscheibe geschärft (Fig. 51), so kann der Stellfederträger i1k1 ohne weiteres an
einer Platte l1
festgemacht werden, die am Obertisch t festgespannt
ist. Besitzt jedoch der zu schärfende Fräser (Fig.
67) schraubenförmig gewundene Riefen, so kann der Federträger i1k1 nur im Untersatz m1 Aufstellung finden,
welcher am Kreuzschlitten p sitzt. Dagegen wird am
Obertisch t nur der Rollenträger n1 für das Spanngewicht
o1 befestigt sein.
Hiermit erfüllt die Stellfeder zugleich die Rolle einer Leitschiene, während das
Zuggewicht o1 die
Rundschaltung des Fräsers besorgt. Da nun die Rückenseite der Fräsezähne durch die
Tellerscheibe stets in gleichem Achsenabstande geschärft werden, so wird eine
ungleich grosse Riefenteilung keine besonders nachteilige Schnittwirkung
verursachen, weil doch alle Schneidkanten in der Mantelfläche eines geraden
Kreiscylinders liegen müssen.
Textabbildung Bd. 316, S. 461
J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
Bei einem Kegelfräser (Fig.
64) ist die Benutzung einer Tellerscheibe nicht gut angängig, weshalb die
volle Schmirgelscheibe mit ihrer Umfangsfläche in Wirkung treten muss. Bemerkenswert
ist bei dieser Arbeit der erforderliche Werkstückträger. Am Unterteil p1, welcheram
Obertisch gespannt ist, findet eine Schwinge q1 Einstellung gegen die Wagerechte. Diese trägt das
Winkelstück r1, in
welchem die Einspannöse s1 erst durch Vermittelung eines Zwischenstückes t1 ihre gewünschte Anordnung findet. Durch
diese Einrichtung ist jede Raumlage der Fräserschneide bequem zu ermöglichen. Eine
einfachere Vorrichtung ähnlicher Bauart ist in Fig. 65 vorgeführt,
wobei der federnde Aufspanndorn u1 unmittelbar in die Winkelschwinge v1 eingebaut ist,
während der federnde Stellstift w1 an dem Stangenträger y1z1 sitzt, der wieder in die Schwinge v1 eingeschraubt
ist.
Besonders bemerkenswert sind die Teilwerke (Fig. 68
bis 66) mit fester
bezw. im Winkel stellbarer Spindellage und Rundlauf. Von der Hauptspindel r des Langtisches q
Textabbildung Bd. 316, S. 462
J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
(Fig. 58) wird durch Vermittelung entsprechender Versatzräder a (Fig. 68) und durch
Winkelräder die Schnecken-Welle b bethätigt, die in das
Schneckenrad c eingreift, welches auf der Spindel d lose geht, während die Griffkurbel f mit Federstift g auf
diese Spindel d aufgekeilt ist. Nun wird an die
Rückseite des Schneckenrades c eine den Bedürfnissen
angepasste Teilscheibe h aufgeschraubt, welche bei
eingelegtem Federstift g die erforderliche Verkuppelung
des von der geradlinigen Tischbewegung abgeleiteten Triebwerkes mit der Spindel d bildet und als resultierende Bewegung den
Schraubengang abgibt. Da selbstverständlich die Teilschaltung nur während der
Tischbewegungspausen erfolgt, so bietet unter allen Umständen das
Schneckenradtriebwerk einen zureichenden Widerstand, um bei ausgelöstem Federstift
g die Kurbel f mit der
Spindel d um die gewünschte Teilung relativ gegen das
Schneckenrad c verdrehen zu können.
Textabbildung Bd. 316, S. 463
Fig. 67.J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
Um aber trotz dieser zwangläufigen Verbindung die Möglichkeit einer kleinen
Relativverdrehung des Teilwerkes bezw. des Werkstückes gegen das Schleifrad zu
erreichen, ist eine kleine achsiale Verschiebung der Schnecke b gegen das Teilrad c
dadurch vorgesehen, dass die hohle Schneckenspindel in einer Lagerbüchse i gehalten ist, die sich in den Spindelstockkörper k einschraubt. Dieses wird durch eine aufgekeilte
Griffscheibe l besorgt, die ausserdem durch den
Federstift m gegen Drehung versichert ist.
Soll aber die Teilkopfspindel d ausserdem noch
Winkelstellungen ermöglichen, so muss der Lagerkörper k
(Fig. 69 und 66) als Schwinge
ausgebildet sein, welche in einem Grundkörper n lagert.
Zur Uebertragung der Tischbewegung auf die Schneckenspindel b genügt bei dieser Anordnung der Versatzräder a nicht mehr ein einziges Winkelradpaar wie beim festen Teilkopf (Fig. 68), sondern es müsste noch ein zweites Paar
eingeschaltet werden, welchesbei gleicher Radgrösse als Vierradsystem
ausgebildet sein kann. Das erste Winkelrad o ist als
Doppelrad ausgeführt, greift mit dem oberen Teil gleichzeitig in das auf dem
Schwingbolzen p lose gehende Winkelrad q ein, welches wieder das Rad s und damit zugleich die Schneckenspindel b
treibt.
Auch hier wird zum Zwecke einer relativen Verdrehung der Teilspindel gegen die
Anfangsstellung des Werkstückes an der Schleifscheibe, die Schnecke b durch Drehung ihrer Lagerbüchse i mittels Griffscheibe l
achsial gegen das Schneckenrad c verschoben.
Textabbildung Bd. 316, S. 463
Fig. 68.J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
Textabbildung Bd. 316, S. 463
Fig. 69.J. E. Reinecker's Universal-Werkzeugschleifmaschine.
Bei diesem Teilkopf ist die Stellkurbel v (Fig. 66) als Schwinge
ausgeführt, welche um einen Zapfen w des Nabenstückes
ausschlägt und durch eine Blattfeder x im Verschluss
gehalten wird.
(Schluss folgt.)