Titel: | Berechnung der Dampfmaschinen. |
Autor: | Emil Herrmann |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 518 |
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Berechnung der Dampfmaschinen.
Von Emil Herrmann, königl. ungar. Oberbergrat
in Schemnitz.
Berechnung der Dampfmaschinen.
I. Die absolute Dampfarbeit in der Maschine ohne
schädlichen Raum.
Bei der Berechnung der Arbeit des gesättigten
Wasserdampfes in der Dampfmaschine nimmt man gewöhnlich an, die Expansion erfolge
so, dass das Produkt des Volumens des Dampfes V mit
einer bestimmten Potenz der Spannung p eine
unveränderliche Grösse ist. Es sei x der Exponent, dann
ist der Annahme gemäss
pϰV = pϰ1V1 = pϰ2
V2
= C.
Bestimmt man aus wirklich aufgenommenen Indikatordiagrammen den Exponenten ϰ, so zeigt es sich, dass derselbe zumeist veränderlich
ist, sein Wert jedoch immer der Einheit sehr nahe kommt.
Aus diesem Grunde berechnen die meisten Ingenieure die Arbeit der Dampfmaschine unter
der Voraussetzung
pV = const
bezw. die Expansionskurve sei eine gleichseitige Hyperbel.
Die wirklichen Indikatorkurven kann man aber mit einer ungleichseitigen Hyperbel
besser annähern. Die Gleichung derselben schreiben wir unserem Zwecke entsprechend,
wenn β eine beständige Grösse bedeutet
p(V + β)=p1(V1+ β) = p2(V2+ β) . . . 1)
Die Konstante β lässt sich sowohl graphisch als auch
arithmetisch bestimmen, sobald das Verhältnis zwischen der Anfangsspannung p1 (d. i. am Anfange
der Expansion) und der Endspannung p2 (d. i. am Ende der Expansion) bekannt ist.
Textabbildung Bd. 316, S. 517
Fig. 1.
Die Konstruktion ist bekanntlich folgende. Es sei in Fig.
1
p1 die konstante
Volldruckspannung; V1
das Volumen, welches der Dampf am Ende der Volldruckperiode einnimmt; p2 die Spannung und V2 das Volumen
desselben Dampfgewichtes am Ende der Expansion. Wir tragen die Endspannung p2 auf die Gerade AB auf und erhalten den Punkt C. Diesen verbinden wir mit D und verlängern
die Gerade bis E. Die Strecke EH entspricht der Konstanten β.
Um die Spannung p zu finden, welche dem Dampfvolumen KF = V entspricht, verbinden wir F mit E und erhalten den
Schnitt G. Die Länge BG
gibt die gesuchteSpannung, welche wir auf die Ordinate in F auftragen, d.h. JK = p =
BG.
Aus der Aehnlichkeit der Dreiecke EGB und EFJ folgt:
FJ : GB = EJ : EB,
d.h.
p
1
: p = (β + V):(β + V
1
).
Hieraus folgt
p(β + V) = p1(β + V1) = C . . . 2)
Statt p und V kann man auch
p2 und V2 schreiben, dann
ist
p_2\,(\beta+V_2)=p_1\,(\beta+V_1) . . . . . 3)
Nach β aufgelöst
\beta=\frac{p_2\,V_2-p_1\,V_1}{p_1-p_2}.
Damit kann der Wert C des Produktes bestimmt werden,
zunächst ist
V_1+\beta=\frac{p_2\,(V_2-V_1)}{p_1-p_2}
und nach Gleichung 2
C=p_1\,(V_1+\beta)=\frac{p_1\,p_2\,(V_2-V_1)}{p_1-p_2}.
Ist auf diese Art C bekannt, dann folgt aus
p(β + V) = C
p=\frac{C}{\beta+V}.
Das Differential der Expansionsarbeit Le ist, wie auch aus Fig. 1 ersichtlich,
d\,L_e=p\,d\,V=C\,\frac{d\,V}{\beta+V}
und dessen Integral
L_e=C\,\int\limits_{V_1}^{V_2}\,\frac{d\,V}{\beta+V}=C\,lgnat\,\frac{\beta+V_2}{\beta+V_1}.
Aus Gleichung 3 folgt
L_e=\frac{p_1\,p_2\,(V_2-V_1)}{p_1-p_2}\,lgnat\,\frac{p_1}{p_2}
oder
L_e=p_1\,(V_2-V_1)\,\cdot\,\frac{lgnat\,\left(\frac{p_1}{p_2}\right)}{\frac{p_1}{p_2}-1}.
Wir setzen
\frac{V_1}{V_2}=\varphi und \frac{p_2}{p_1}=\vartheta . . . . . 4)
Das erstere Verhältnis nennen wir das wahre
Füllungsverhältnis, welches man daher erhält, indem man das Volumen, welches der
Dampf vor der Expansion einnimmt, durch jenes dividiert, welches derselbe nach
der Expansion einnimmt.
Durch Vergleichung teilweise selbst gemachter Versuche, zum grössten Teil aber an
verschiedenen Orten veröffentlichter Indikatordiagramme, insbesondere auch jener,
welche weiland
Prof. v. Reiche bei Gelegenheit der Düsseldorfer
Versuche mit Dampfmaschinen und Kesseln veröffentlicht, fand ich, dass das
Verhältnis
\vartheta=\frac{p_2}{p_1}
bei gut im stande erhaltenen Maschinen, deren Kolben und
Steuerungsorgan Dampf nicht in unerlaubter Menge durchlassen, fast nur von dem
Füllungsverhältnis φ und davon abhängt, ob der Cylinder
mit Dampfmantel versehen ist oder nicht.
Es ergab sich mir
a) für Maschinen mit Dampfmantel
\vartheta=\frac{p_1}{p_2}=\frac{\varphi}{0,71+0,49\,\varphi-0,2\,\varphi^2} . . 5a)
b) für Maschinen ohne Dampfmantel
\vartheta=\frac{p_1}{p_2}=\frac{\varphi}{1-0,26\,(1-\varphi)^2} . . . 5b)
Die Bezeichnung Gleichung 4 in den Ausdruck für Le eingesetzt, ist
L_e=p_1\,(V_2-V_1)\,\frac{lgnat\,\left(\frac{1}{\vartheta}\right)}{\left(\frac{1}{\vartheta}\right)-1}.
Der Ausdruck
\lambda=\frac{lgnat\,\left(\frac{1}{\vartheta}\right)}{\left(\frac{1}{\vartheta}\right)-1} . . . . . . . 6)
welchen wir den Expansionskoeffizienten nennen werden, ist
auch nur von dem wahren Füllungsverhältnis φ abhängig.
Damit wird
Le=p1(V2– V1)λ = p1V2(1 – φ)λ.
Aus der Fig. 1 ist ersichtlich, dass
Ve = V2
–V1. . . . . . 7)
die Volumenvermehrung während der Expansion ist, welches wir
das Expansionsvolumen nennen werden. Damit wird
Le= p1Veλ . . . . . . 8)
Diese Gleichung besagt: man erhält die Expansionsarbeit, wenn
man die Anfangsspannung mit dem Expansionsvolumen und dem
Expansionskoeffizienten multipliziert.
Von dieser Regel werden wir insbesondere bei den Verbundmaschinen häufigen Gebrauch
machen.
Die absolute Arbeit des Dampfes besteht aus der Arbeit des Volldruckes und jener der
Expansion.
Nach Fig. 1 ist der erste Teil das Rechteck HKAB, d.h.
L
v
= p
1
V
1
= p
1
V
2
φ,
wogegen die Expansionsarbeit
Le= p1V2 (1 – φ) λ
ist.
Die Summe gibt die absolute Dampfarbeit
La= p1V2(φ + [1 – φ] λ).
Wir schreiben für
ψ = φ + (1 –
φ) λ . . . . . 9)
und nennen ψ den
Arbeitskoeffizienten, damit wird
La= p1V2ψ . . . . . . 10)
Man erhalt die absolute Dampfarbeit eines Schubes, wenn man
die Anfangsspannung mit dem, Endvolumen und mit dem Arbeitskoeffizienten
multipliziert.
Die nachstehenden Tabellen I und II enthalten die Werte von φ, ϑ, λ und ψ
nach den Gleichungen 5a, 5b, 6 und 9.
Die in der Kolumne Diff. enthaltene Zahl ist die Differenz, welche auf 0,01 von φ entfällt. Z.B. wenn φ =
0,37, dann ist nach Tabelle I ϑ = 0,419 + Diff., welche
hier 10 Einheiten der dritten Stelle beträgt, somit ϑ =
0,429, λ = 0,636, ψ =
0,770.
Nach Tabelle II ist für
φ = 0,25, ϑ
= 0,293, λ = 0,509, ψ = 0,631.
Die ganze Entwickelung zeigt, dass unsere Konstante β
mit dem schädlichen Raume, welcher in den sonstigen Theorien eine ähnliche Rolle
spielt, nichts gemein hat.
Tabelle I.
Für Maschinen mit Dampfmantel.
φ
ϑ
Diff.
λ
Diff.
ψ
Diff.
0,10
0,132
13
0,308
18
0,377
23
0,12
0,157
12
0,344
17
0,423
21
0,14
0,181
12
0,377
16
0,464
20
0,16
0,204
12
0,408
14
0,503
17
0,18
0,227
12
0,436
13
0,537
17
0,20
0,250
12
0,462
13
0,570
15
0,22
0,273
11
0,487
12
0,600
14
0,24
0,294
11
0,510
11
0,627
14
0,26
0,316
11
0,532
11
0,654
12
0,28
0,337
11
0,553
10
0,678
12
0,30
0,358
10
0,573
9
0,701
11
0,32
0,378
11
0,591
9
0,722
10
0,34
0,399
10
0,609
9
0,742
10
0,36
0,419
10
0,627
9
0,761
9
0,38
0,439
10
0,644
8
0,779
9
0,40
0,458
10
0,660
8
0,796
8
0,42
0,477
10
0,675
8
0,812
7
0,44
0,496
10
0,690
8
0,826
8
0,46
0,515
10
0,705
7
0,841
7
0,48
0,534
10
0,719
7
0,854
6
0,50
0,553
9
0,733
7
0,866
6
0,52
0,571
9
0,746
7
0,878
6
0,54
0,589
9
0,759
7
0,889
6
0,56
0,608
9
0,772
6
0,900
5
0,58
0,626
9
0,784
6
0,909
5
0,60
0,644
9
0,796
6
0,918
5
0,62
0,662
9
0,808
6
0,927
4
0,64
0,680
9
0,819
6
0,935
4
0,66
0,697
9
0,830
6
0,942
4
0,68
0,715
9
0,841
6
0,949
4
0,70
0,733
9
0,852
6
0,956
3
0,72
0,751
9
0,863
6
0,962
3
0,74
0,768
8
0,874
6
0,967
3
0,76
0,786
9
0,884
5
0,972
3
0,78
0,803
9
0,894
5
0,977
2
0,80
0,821
9
0,904
5
0,981
2
0,82
0,839
9
0,914
5
0,985
1
0,84
0,856
9
0,924
5
0,987
2
0,86
0,874
9
0,934
5
0,990
2
0,88
0,892
9
0,944
5
0,993
1
0,90
0,910
9
0,954
5
0,995
1
0,92
0,928
9
0,963
5
0,997
1
0,94
0,946
9
0,972
5
0,998
1
0,96
0,964
9
0,982
5
0,999
0
0,98
0,982
9
9,991
5
0,999
0
Tabelle II.
Für Maschinen ohne Dampfmantel.
φ
ϑ
Diff.
λ
Diff.
ψ
Diff.
0,10
0,127
12
0,300
18
0,370
22
0,12
0,150
12
0,335
16
0,414
21
0,14
0,173
12
0,367
15
0,455
19
0,16
0,196
11
0,397
14
0,493
18
0,18
0,218
11
0,425
13
0,528
17
0,20
0,240
11
0,451
12
0,561
15
0,22
0,261
11
0,475
12
0,590
14
0,24
0,282
11
0,498
11
0,618
13
0,26
0,303
11
0,519
11
0,644
13
0,28
0,324
10
0,540
10
0,669
12
0,30
0,344
10
0,560
10
0,692
11
0,32
0,364
10
0,579
9
0,714
10
0,34
0,383
10
0,597
9
0,734
10
0,36
0,403
10
0,614
8
0,753
9
0,38
0,422
10
0,630
8
0,771
9
0,40
0,441
10
0,646
8
0,788
8
0,42
0,460
10
0,661
8
0,804
8
0,44
0,479
10
0,676
8
0,819
7
0,46
0,498
9
0,691
7
0,833
7
0,48
0,516
10
0,705
7
0,847
6
0,50
0,535
9
0,719
7
0,859
6
0,52
0,553
10
0,732
7
0,871
6
0,54
0,572
9
0,746
7
0,883
6
0,56
0,590
9
0,759
7
0,894
5
0,58
0,608
9
0,772
6
0,904
5
0,60
0,626
9
0,784
6
0,914
5
0,62
0,644
9
0,796
6
0,923
4
Tabelle II (Fortsetzung).
φ
ϑ
Diff.
λ
Diff.
ψ
Diff.
0,64
0,662
10
0,808
6
0,931
4
0,66
0,681
9
0,820
6
0,939
4
0,68
0,699
9
0,831
6
0,946
4
0,70
0,717
9
0,843
6
0,953
3
0,72
0,735
9
0,854
6
0,959
3
0,74
0,753
9
0,865
6
0,965
3
0,76
0,771
9
0,876
6
0,970
3
0,78
0,790
10
0,887
6
0,975
3
0,80
0,809
10
0,898
6
0,980
2
0,82
0,827
10
0,909
6
0,984
2
0,84
0,846
10
0,920
5
0,987
2
0,86
0,865
10
0,930
5
0,990
2
0,88
0,884
10
0,940
5
0,993
1
0,90
0,903
10
0,950
5
0,995
1
0,92
0,922
10
0,960
5
0,997
1
0,94
0,941
10
0,970
5
0,998
0
0,96
0,960
10
0,980
5
0,999
0
0,98
0,980
10
0,990
5
0,999
0
II. Die indizierte Arbeit der Eincylindermaschine.
Um die indizierte Arbeit zu erhalten, hat man von der absoluten Arbeit mehrere
Arbeitsverluste abzuziehen.
Es sei in Fig. 2
ABCDE das Diagramm der absoluten Arbeit.
Die Länge Bb = vV der schädliche Raum, dann ist zunächst
von der absoluten Dampf arbeit diejenige abzuziehen, welche auf den schädlichen Raum
entfällt, d.h.
vVp1 .
. . . . . . 11)
Das Diagramm der indizierten Dampfarbeit ist abceiDfg.
OO' die Linie, welche der absoluten Spannung p =
o entspricht. Gesetzt, es wäre das indizierte Diagramm gegeben und wir
hätten das wahre Füllungsverhältnis zu bestimmen.
Textabbildung Bd. 316, S. 519
Fig. 2.
In diesem Falle haben wir zunächst die Horizontale bC zu
ziehen, welche der grössten Volldruckspannung
entspricht. Ferner ist der Eckpunkt C so zu ermitteln,
dass der Hyperbelbogen Cce die Fortsetzung des Bogens
eiD bilde und womöglich die krummlinigen Flächen
bCe und ce einander
gleich seien. Dann ist BC das Volumen, welches der
Kolben unter Volldruck beschreiben würde, wenn die Maschine keinen schädlichen Raum
hätte, d.h.
BC = V1
= φV2.
Um den Punkt C zu bestimmen, wählen wir zwei Punkte e und i. Diese übertragen
wir wechselseitig auf die bezüglichen Ordinaten, so erhalten wir die Punkte k und l, dabei ist i0k = e0e und e0l = i0i. Nun verbinden wir k mit
l und verlängern diese Gerade, bis sie die absolute
Nulllinie in O schneidet. Weiter verbinden wir O mit m und übertragen auf
diese die Höhe von e nach n. Durch den so gewonnenen Punkt n ziehen wir
die Ordinate CC0 und
konstruieren die Strecke Ce.
Nachdem AE = V2 das
Endvolumen des Dampfes ist, wird das wahre Füllungsverhältnis
\varphi=\frac{B\,C}{A\,E}=\frac{\varphi\,V_2}{V_2}
sein.
Zieht man von BC den schädlichen Raum Bb ab, soerhält man das Volumen bC, welches wir das reduzierte Volldruckvolumen Vr nennen.
Dementsprechend ist
V
r
= φV
2
– vV= φ
r
V.
Zieht man hingegen den schädlichen Raum vom Endvolumen V2 ab, dann erhält man dasjenige Volumen,
welches der Kolben während eines Hubes beschreibt, oder die sogen. Hubeskapazität
V, d.h.
V = V
2
– vV,
demnach
V1= V (1 + v)
und
Vr = φrV = (φ [1 + v]
– v) V.
Das Verhältnis des reduzierten Volldruckvolumens Vr zur Hubeskapazität V nennen wir das reduzierte Füllungsverhältnis φr. Wie man sieht, ist
φr= φ (1 + v) – v,
wonach
\varphi=\frac{\varphi_r+v}{1+v} . . . . . . 12)
Bei einer neu zu erbauenden Maschine muss man das reduzierte Füllungsverhältnis dem
nominellen entsprechend schätzungsweise annehmen.
Das nominelle Füllungsverhältnis φn erhält man, wenn man das Volumen, welches
der Kolben von der Totlage bis zum Abschluss des Einströmungskanals beschreibt,
durch die Hubeskapazität dividiert.
Das reduzierte Füllungsverhältnis ist immer kleiner als das nominelle. Bei
schleichender Absperrung des Einströmungskanals kann
φr = 0,8 φn
werden, ja sogar noch kleiner. Bei Präzisionssteuerungen ist
φr selten
kleiner als 0,9 φn, demnach
φr ⋝ 0,9 φn.
Natürlich hängt der wahre Wert von \frac{\varphi_r}{\varphi_n} von der Steuerung selbst ab und kann
hierfür keine allgemein gültige Regel aufgestellt werden, sondern es muss die
Beurteilung dessen dem Konstrukteur überlassen bleiben.
Hat man φr
geschätzt, dann folgt das wahre Füllungsverhältnis w
aus der Gleichung 12. Kennt man φ, dann kann man ϑ, λ und ψ der
betreffenden Tabelle entnehmen oder aus den bezüglichen Gleichungen berechnen.
Von der absoluten Arbeit ist weiter die Arbeit des Gegendampfes abzuziehen. Wir
bestimmen zunächst nur die Fläche Efgh.
Das entsprechende Volumen ist
V-u\,V=V\,(1-u),
wobei uV das Volumen ist, welches
derjenige Teil des Gegendampfes einnimmt, welcher komprimiert wird.
Die Spannung des Gegendampfes ist pg.
a) Sie ist bei Auspuffmaschinen
p_g=1,033+\frac{(p_2+1)^2}{200} . . . . 13)
b) bei Maschinen mit Kondensation
pg = 0,125 + 0,2 p2 . . . . . 14)
Damit ergibt sich die Gegenarbeit des ausströmenden Dampfes
(1 – u) Vpg . . . . . . 15)
Endlich müssen wir noch die Arbeit, welche nach Beendigung der Dampfausströmung auf
die Kompression des Gegendampfes verwendet wird, abziehen.
Gesetzt, es werde dadurch im schädlichen Raume die Spannung pc erreicht, dann kann man die
Arbeit der Kompression so finden, als ob der Dampf von der Spannung pc und dem
Volumen vV auf die Spannung pg und das Volumen (v + u) V expandieren würde, und hat diese
Expansionsarbeit negativ zu nehmen.
Das Füllungsverhältnis φc ist daher
\varphi_c=\frac{v\,V}{(v+u)\,V}=\frac{v}{v+u} . . . . 16)
Kennt man dieses, dann findet man das Verhältnis der Spannungen pg und pc, d. i. ϑc entweder aus der entsprechenden Gleichung
5 a bezw. 5 b oder einfacher aus der Tabelle I bezw. II. Aber auch den
Expansionskoeffizienten λc wird man am besten der betreffenden
Tabelle entnehmen. Hiermit erhält man die Kompressionsarbeit nach Gleichung 8
p_c\,u\,V\,\lambda_c\mbox{ oder, da }p_c=\frac{p_g}{\vartheta_c},
p_g\,u\,V\,\frac{\lambda_c}{\vartheta_c} . . . . . . 17)
Die wirkliche indizierte Arbeit eines Schubes ist demnach der Rest, welcher
verbleibt, wenn man vom Ausdrucke Gleichung 10 die Ausdrücke Gleichung 11, 15 und 17
abzieht.
Mit Rücksicht auf V2 =
(1 + v) V erhält man die indizierte Arbeit eines
Schubes
L_1=V\,\left(p_1\,[(1+v)\,\psi-v]-p_g\,\left[1-u+u\,\frac{\lambda_c}{\vartheta_c}\right]\right).
Der Faktor neben V ist die Nutzspannung pn, sie ist
p_n=p_1\,(\psi\,[1+v]-v)-p_g\,\left(1-u+u\,\frac{\lambda_c}{\vartheta_c}\right) 18)
Bezeichnet Fcm2 die
nützliche Kolbenfläche, hm den Hub, n die minutlichen Umdrehungen, cm die mittlere Kolbengeschwindigkeit und Ni die indizierten Pferdekräfte
der Maschine, dann ist
75\,N_i=\frac{2\,n}{60}\,F\,p_n\,h
oder, weil
\frac{2\,n}{60}\,h=c,
N_i=\frac{F\,c\,p_n}{75} . . . . . . 19)
Statt der Kolbenfläche kann man auch schreiben
F=\frac{\pi}{4}\,(D^2-d^2),
worin D der Kolben und d der Stangendurchmesser, beide in Centimeter, ist.
Damit wird
N_i=\frac{(D^2-d^2)\,c\,p_n}{95,5},
woraus der Kolbendurchmesser
D=\sqrt{\frac{95,5\,N_i}{c\,p_n}+d^2} . . . . 20)
III. Der Dampfverbrauch der Eincylindermaschine.
Unsere Formeln liefern den Dampf verbrauch, welcher sich bei längerem Betriebe aber
sorgfältiger Instandhaltung der Maschine herausstellt, und etwa auch verbürgt werden
kann. Bei ganz neuen, jedoch schon eingelaufenen Maschinen wird derselbe um 1 bis 2
vom Hundert kleiner, bei weniger sorgfältig gewarteten Maschinen aber auch um 2 bis
5 % grösser sein. Der relative Dampfverbrauch hängt hauptsächlich vom wahren
Füllungsverhältnis und davon ab, ob die Maschine mit Dampfmantel versehen ist oder
nicht. Von geringerem Einflüsse ist die Kolbengeschwindigkeit und die
Kompression.
Würde vom vorhergehenden Schübe kein Dampf im schädlichen Raume verbleiben, dann
müsste das Volumen
φV
2
= φ
i
V + vV
mit frischem Dampfe gefüllt werden. Weil aber in Wirklichkeit
eine bestimmte Menge komprimiert im schädlichen Raume enthalten ist, muss ein etwas
geringeres Volumen wirklich angefüllt werden.
Es bezeichne s1 bezw.
sc das
Volumen 1 kg Dampfes von der Spannung p1 bezw. pc. Unter Ausserachtlassung des
Wassergehaltes des im schädlichen Raume enthaltenen Dampfes ist dessen Gewicht nach
der Kompression
\frac{v\,V}{s_c}.
Dieses Gewicht erfüllt aber unter der Spannung p1 nur das Volumen
\frac{v\,V}{s_c}\,s_1,
weshalb noch das Volumen
v\,V-\frac{v\,V\,s_1}{s_c}
des schädlichen Raumes mit frischem Dampfe gefüllt werden muss. Es ist aber
bekanntlich
\frac{s_1}{s_c}=\left(\frac{p_1}{p_c}\right)^{0,94}
oder annähernd
\frac{s_1}{s_c}=0,9\,\frac{p_1}{p_c},
somit ist
v\,V\,\left(1-\frac{s_1}{s_c}\right)=v\,V\,\left(1-0,9\,\frac{p_c}{p_1}\right).
Mit Rücksicht hierauf ist das Volumen, welches bei jedem Schübe mit frischem Dampfe
gefüllt wird, nicht wie oben φV2
= φrV + vV, sondern nur
\varphi_r\,V+v\,V\,\left(1-0,9\,\frac{p_c}{p_1}\right)=V\,\left(\varphi_r+v-0,9\,v\,\frac{p_c}{p_1}\right).
Hierin kann für φr + v = (1 + v)
φ gesetzt werden und dann ist das zu erfüllende Volumen
V\,\varphi\,\left(1+v-\frac{0,9\,v\,p_c}{\varphi\,p_1}\right).
Bekanntlich wird während des Volldruckes ein bedeutender Teil des einströmenden
Dampfes an den kälteren Cylinderwänden kondensiert. Wenn x den Dampfgehalt am Ende des reduzierten Volldruckes bedeutet, dann ist
nach den Berechnungen der mir zu Gebote gestandenen Versuche
a) bei Maschinen mit Dampfmantel:
x = 0,83 – 0,3 (1 – φ)2 . . . . 21a)
b) bei Maschinen ohne Dampfmantel:
x = 0,82 – 0,46 (1 – φ)2. . . 21b)
Aus diesem Ausdrucke ist zu ersehen, dass bei gleichem Füllungsverhältnis die
Kondensation während des Volldruckes bei der Maschine mit Dampfmantel geringer ist
als bei jener ohne Dampfmantel. Dieser Umstand erklärt den Nutzen des
Dampfmantels.
1 kg der Mischung von Dampf und Wasser, welche den Cylinder während der
Volldruckperiode erfüllt, besteht demnach aus x kg
Dampf und (1 – x) kg Wasser. Das Volumen des letzteren
ist 0,001 (1 – x) m3,
welches gegen das Volumen des Dampfes xs1 ohne weiteres vernachlässigt werden kann.
Um das per Schub nötige Dampfgewicht zu erhalten, müssen wir das zu füllende Volumen
durch xs1 dividieren
oder mit \frac{1}{x\,s_1} multiplizieren. Da aber \frac{1}{s_1}=\gamma das spezifische Gewicht des
Dampfes von der Spannung p1 ist, hat man mit \frac{\gamma}{x} zu multiplizieren und erhält das Gewicht
\frac{\varphi\,\gamma\,V}{x}\,\left(1+v-\frac{0,9\,v\,p_c}{\varphi\,p_1}\right).
Der Voraussetzung gemäss macht die Maschine in der Minute n Umdrehungen oder 2n einfache Hube. Sie
verbraucht deshalb stündlich das Dampfgewicht
60\,\cdot\,2\,n\,V\,\cdot\,\frac{\varphi\,\gamma}{x}\,\left(1+v-\frac{0,9\,v\,p_c}{\varphi\,p_1}\right).
Dividiert man dieses Gewicht durch die entwickelten indizierten Pferdekräfte
(Gleichung 19), dann erhält man den Dampfverbrauch der Maschine für eine stündliche
Pferdekraft.
Im obigen Ausdruck ist V in m3 einzusetzen, wir haben deshalb
V=\frac{F\,h}{100\,\cdot\,100}
und erhalten, da 2nh = 60 c ist, das Gewicht g0
g_0=\frac{75\,\cdot\,60\,\cdot\,60\,\cdot\,c\,F\,\gamma\,\varphi\,\left(1+v-\frac{0,9\,v\,p_c}{\varphi\,p_1}\right)}{10000\,F\,p_n\,c\,x},
d. i.
g_0=\frac{27\,\varphi}{x}\,\cdot\,\frac{\gamma\,\left(1+v-\frac{0,9\,v\,p_c}{\varphi\,p_1}\right)}{p_n} . . 22)
Der soeben gefundene Ausdruck gibt nur in einem Falle den relativen
Dampfverbrauch ganz richtig, nämlich für die Maschine ohne Mantel, deren
Kolbengeschwindigkeit c = 2 m ist. Für jede andere
Kolbengeschwindigkeit muss der obige Ausdruck noch mit dem Korrektionskoeffizienten
x für die Geschwindigkeit multipliziert werden.
Mittels dieses Koeffizienten berücksichtigen wir die sogen.
Undichtigkeitsverluste.
Für den Geschwindigkeitskoeffizienten fand ich
\kappa=\frac{084\,c+1,32}{c+1} . . . . . 23)
Die nachstehende kleine Tabelle enthält einige Werte von ϰ.
Tabelle III.
Ueber die Werte von ϰ.
c
0,5
0,6
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
1,8
ϰ
1,16
1,14
1,11
1,08
1,06
1,04
1,03
1,01
c
2,0
2,4
2,8
3,2
3,6
4,3
5,0
6,0
ϰ
1,00
0,98
0,96
0,95
0,94
0,93
0,92
0,91
Bei der Maschine mit Dampfmantel muss der Ausdruck noch überdies mit dem
Korrektionskoeffizienten multipliziert werden, welcher den Dampf verbrauch infolge
der Kondensation im Mantel berücksichtigt.
Es bezeichne μ diesen Koeffizienten, für welchen ich
fand
\mu=1,01+\frac{(1-\varphi)^2}{8} . . . . 24)
Die nachstehende Tabelle enthält die Werte von μ nach
obiger Gleichung.
Tabelle IV.
Ueber die Werte von μ.
φ
μ
φ
μ
φ
μ
φ
μ
0,04
1,125
0,22
1,086
0,40
1,055
0,58
1,032
0,06
1,120
0,24
1,082
0,42
1,052
0,60
1,030
0,08
1,116
0,26
1,079
0,44
1,049
0,64
1,026
0,10
1,111
0,28
1,075
0,46
1,046
0,68
1,023
0,12
1,107
0,30
1,071
0,48
1,044
0,72
1,020
0,14
1,102
0,32
1,068
0,50
1,041
0,76
1,017
0,16
1,098
0,34
1,064
0,52
1,039
0,80
1,015
0,18
1,094
0,36
1,061
0,54
1,036
0,85
1,013
0,20
1,090
0,38
1,059
0,56
1,034
0,90
1,011
Es sei endlich
\xi=\frac{27\,\varphi}{x} . . . . . . 25)
dann kann man ξ mit Hilfe der
Gleichungen 21a und 21b berechnen.
Tabelle V.
Ueber die Werte von ξ für Maschinen mit Dampfmantel.
φ
ξ
Δ
φ
ξ
Δ
φ
ξ
Δ
0,10
4,60
41
0,30
11,85
33
0,50
17,88
29
0,12
5,42
40
0,32
12,50
32
0,52
18,46
28
0,14
6,22
39
0,34
13,13
31
0,54
19,02
28
0,16
6,99
38
0,36
13,75
31
0,56
19,59
28
0,18
7,74
37
0,38
14,36
30
0,58
20,15
28
0,20
8,47
36
0,40
14,97
29
0,60
20,72
28
0,22
9,18
34
0,42
15,55
29
0,62
21,29
28
0,24
9,86
34
0,44
16,14
29
0,64
21,85
28
0,26
10,54
33
0,46
16,72
29
0,66
22,42
28
0,28
11,20
33
0,48
17,30
29
0,68
22,98
28
Tabelle VI.
Ueber die Werte von ξ für Maschinen ohne Dampfmantel.
φ
ξ
Δ
φ
ξ
Δ
φ
ξ
Δ
φ
ξ
Δ
0,10
6,04
49
0,30
13,62
30
0,50
19,15
26
0,70
24,30
25
0,12
6,99
45
0,32
14,22
29
0,52
19,67
26
0,72
24,80
26
0,14
7,88
43
0,34
14,80
29
0,54
20,19
26
0,74
25,32
25
0,16
8,73
40
0,36
15,38
28
0,56
20,71
26
0,76
25,82
28
0,18
9,52
38
0,38
15,95
28
0,58
21,22
26
0,78
26,38
28
0,20
10,27
37
0,40
16,52
27
0,60
21,74
26
0,80
26,94
29
0,22
11,00
35
0,42
17,06
26
0,62
22,25
26
0,85
28,37
29
0,24
11,70
33
0,44
17,58
26
0,64
22,77
25
0,90
29,83
31
0,26
12,35
32
0,46
18,11
26
0,66
23,28
25
0,95
31,38
33
0,28
13,00
31
0,48
18,63
26
0,68
23,79
25
1,00
32,94
–
Das spezifische Gewicht γ des Dampfes kann man der
Tabelle Prof. Zeuner's entnehmen, oder nach der
Formel
γ = 0,58723 p10,94
d. i.
26)
logγ = 0,94 log p1 –
0,23119
berechnen.
Wenn wir den wirklichen Dampf verbrauch in Kilogramm für 1 Stunde und 1 PSi mit gi bezeichnen, dann ist
a) für Maschinen mit Dampfmantel
g_i=\frac{\mu\,\xi\,\kappa\,\gamma}{p_n}\,\left(1+v-\frac{0,9\,v\,p_c}{\varphi\,p_1}\right) . . 26a)
b) für Maschinen ohne Dampfmantel
g_i=\frac{\xi\,\kappa\,\gamma}{p_n}\,\left(1+v-\frac{0,9\,v\,p_c}{\varphi\,p_1}\right) . . 26b)
Beispiel: Bei einer Maschine mit Präzisionssteuerung,
Dampfmantel und Kondensation ist das nominelle Füllungsverhältnis φn = 0,15, der
schädliche Raum v = 0,035, der Kompressionsweg u = 0,2 und die anfängliche (Volldruckspannung) p1 = 7,2 at. Wie gross
muss die nutzbare Kolbenfläche sein, damit die Maschine Ni = 50 PSi leiste, wenn die Kolbengeschwindigkeit c = 1,7 m beträgt. Wie gross ist der Dampf verbrauch
für 1 PSi/Std.? Das reduzierte Füllungsverhältnis
schätzen wir bei der gegebenen Steuerung mit
φr = 0,92 φn = 0,138.
Mit Rücksicht auf den schädlichen Raum ist das wahre Füllungsverhältnis nach
Gleichung 12
\varphi=\frac{0,138+0,035}{1,035}=0,167,
abgerundet
φ = 0,17.
Hier ist die Tabelle I anzuwenden. Es ist für
φ = 0,16 ϑ = 0,204
und für
\left.{{\varphi=0,17\ \vartheta=0,204}\atop{\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ +12}}\right\}=0,216
\left.{{\psi=0,503}\atop{\ \ \ \ \ \ \ +17}}\right\}=0,520.
Demnach die Spannung am Ende des Hubes (Gleichung 4) p2 = 0,216 . 7,2 p2 = 1,555.
Die Gegenspannung nach Gleichung 14
pg = 0,125 + 0,2 . 1,555 = 0,436.
Das Füllungsverhältnis bei der Kompression nach Gleichung 16
\varphi_c=\frac{0,035}{0,035+0,2}=0,149,
abgerundet
φc = 0,15.
Nach der Tabelle I
ϑc = 0,192 λc = 0,392 \frac{\lambda_c}{\vartheta_c}=2,042.
Die Nutzspannung nach Gleichung 18
pn = 7,2 (1,035 . 0,52 – 0,035) – 0,436 (0,8 + 0,2 . 2,042)
pn = 3,096.
Nach Gleichung 19 ist
50=\frac{F\,\cdot\,3,096\,\cdot\,1,7}{75},
somit abgerundet
F = 720 qcm.
Der Durchmesser des Cylinders (Gleichung 20)
D=\sqrt{1,273\,\cdot\,720+d^2}=\sqrt{917+d^2}.
Den Dampfverbrauch betreffend ist
nach
Tabelle
V
bei
φ = 0,17
ξ = 7,37
„
„
IV
„
φ = 0,17
μ = 1,096
und
„
„
III
„
c = 1,7
ϰ = 1,02.
Das spezifische Gewicht des Dampfes bei 7,2 = p1γ = 3,756 (nach Gleichung 26).
Mit diesen Werten ergibt sich der stündliche Dampfverbrauch für 1 PSi (Gleichung 26 a)
g_i=\frac{1,096\,\cdot\,7,37\,\cdot\,1,02\,\cdot\,3,756}{3,096}\,\left(1,035-\frac{0,0315\,p_c}{0,7\,\cdot\,7,2}\right).
Es ist aber
p_c=\frac{p_g}{\vartheta_c}=\frac{0,436}{0,192}=2,27
und damit
gi = 9,57 kg.
(Schluss folgt.)