Titel: | Die Bedienung von Feuerungen und der Schutz der Arbeiter. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 586 |
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Die Bedienung von Feuerungen und der Schutz der
Arbeiter.
(Fortsetzung von S. 572 d. Bd.)
Die Bedienung von Feuerungen und der Schutz der
Arbeiter.
VIII.Beförderung des Brennstoffs in die Feuerung
mittels Kette.
Bei Kettenrostfeuerungen wird der Rost durch eine langsam bewegte Kette ohne Ende
gebildet. Die Vorteile und Nachteile einer solchen Einrichtung sind bekannt und
brauchen hier nicht nochmals auseinander gesetzt werden.
Neuere Verbesserungen bezwecken die Erhaltung einer gleichmässigen Brennstoffschicht
auf dem bewegten Roste. Zu diesem Ende bringen die deutschen Babcock- und Wilcox-Dampfkesselwerke in
Berlin über dem Roste 1 (Fig.
75) hinter dem Fülltrichter 2 einen sich über
die ganze Breite des Rostes erstreckenden Schieber 3
an, der mittels Handrad4, Welle 5, Schnecke 6, Schneckenrad 7, Welle
8, Arme 9 und Stange
10 eingestellt werden kann. Der Schieber 3 hat die Aufgabe, das aus dem Trichter 2 herabfallende Material auf dem Roste abzustreichen
und auf ihm stetig eine bestimmte Brennstoffmenge auszubreiten.
Hinter dem Roste ist ein zweiter Abstreicher 13
vorgesehen, der durch sein Eigengewicht auf dem Roste ruht, mit seinem unteren Ende
aber auf der Schiene 14 schwingend lagert. Der auf dem
Kettenroste geförderte, vergaste Brennstoff wird dadurch gezwungen über den
Abstreicher 13 hinweg in den Kanal 14 zu fallen. Nur wenn sich Brennstoff auf der Kette
festgebrannt hat, schwingt der Abstreicher zurück und lässt die Stücke unter sich
durch den Kanal 12 nach dem Aschenfall 11 gleiten. Die nachgiebige Lagerung; des Abstreichers
13 ist also notwendig, damit der Betrieb des
Kettenrostes nicht gestört wird. Immerhin ist es wesentlich, den Betrieb so zu
leiten, dass der Brennstoff nicht in den Aschenfall 11,
sondern in den Kanal 15 gelangt, damit der Kettenrost
geschont wird. Aus diesem Grunde ist auch zwischen den Räumen 11 und 75 der Schieber 16
eingelegt, damit der nach Raum 15 gelangte Brennstoff
nicht in den Aschenfall 11 eindringen, und hier durch
strahlende Wärme ungünstig einwirken kann.
Textabbildung Bd. 316, S. 587
Fig. 75.
Zur Verbrennung klumpenförmiger Abfallkohle, Sägespäne u.s.w., die eine Zerkleinerung
und Auseinanderbreitung der Klumpen erforderlich machen, kann die Feuerungsanlage
von D. Reynolds-Ward in Newark (Vereinigte Staaten,
Nordamerika) benutzt werden, welche in den Fig. 76
bis 80a als Ausführungsbeispiel für die Beheizung von
Dampfkesseln dargestellt ist.
Fig. 76 zeigt eine Vorderansicht der Kesselvorderwand
mit der Beschickungsvorrichtung, Fig. 77 eine
Seitenansicht derselben, Fig. 78 eine Oberansicht mit
Fortlassung des Rumpfoberteils mit den Ketten, Fig.
79 einen Schnitt nach der Linie xx der Fig. 78 mit Darstellung eines Stückes des oberen
Rumpfes, Fig. 80 einen senkrechten Schnitt nach der
Linie y der Fig. 76 und
Fig. 80a eine Endansicht des in Verbindung mit
einer Mutter an dem Düsenvorderende angebrachten Ablenkfortsatzes zur Verteilung des
Brennstoffs.
An der zweiflügeligen Thür a3 der Vorderwand a des Kesselmauerwerks ist
der Brennstoffbehälter h abnehmbar befestigt. Sein
Boden besteht aus einem Gusskörper b1 (Fig. 78 und 79), an welchem der wagerechte Plattenteil b2 mit einem Paar
aufwärts vorspringender Gehäusekappen c versehen ist.
Diese beiden Gehäusekappen bilden je eine nach innen sich verjüngende Kammer c1, deren Ober- und
Seitenwandungen sich von einer offenen Mündung her einwärts nach einer Oeffnung c2 an der Platte b2 erstrecken, wobei
jede Oeffnung c2 sich
über einem Trichterauslass f1 befindet, der sich an die Unterseite der Platte b2 anschliesst. Durch die Kappenmündungen
hindurch und um innerhalb der Oeffnungen c2 gelagerte Kettenräder g führen die Förderketten e über die
Kettenräder g, die ausserhalb des Füllrumpfes in den
Oeffnungen c1
angebracht sind. Die Förderketten e sind mit Schöpf
bechern i besetzt, welche neben der Förderung auch die
Zerkleinerung der Brennstoffklumpen an den Wänden zu besorgen haben.
Der Antrieb der Kettenräder gg1 erfolgt auf mechanischemWege, z.B. durch die Kettenräder k, die auf den Wellen l
(Fig. 76 und 78)
der Kettenräder g angeordnet sind, und eine über das
Leitrad t laufende Triebkette m, die von der
Kettenscheibe n auf der Welle n1 den Antrieb aufnimmt. Wie aus den
Figuren ersichtlich ist, erhalten die Förderketten dadurch eine Bewegung in
entgegengesetzter Richtung. Das zerkleinerte Brennmaterial fällt aus den Trichtern
f1 in die Trichter
o und wird hier durch den aus der Windleitung p durch Abzweigstutzen p4, die biegsamen Rohre oder Schläuche p2 und Leitungsrohre
p1 zugeführten Wind
in die Feuerung geblasen.
Die Lufteinblasevorrichtungen s bestehen aus einem
horizontalen Rohr s1,
an welchem von oben her der Fülltrichter o anschliesst.
Hinter dem Anschluss ist das Rohr s1 erweitert zu dem Zwecke, einen Drucknachlass
herbeizuführen und zu verhindern, dass die Luft den Brennstoff in den Fülltrichter
zurücktreibt. Der Anschlag r dient dazu, um den
Brennstoff gleichmässig über die Feuerung zu verteilen.
Textabbildung Bd. 316, S. 587
Fig. 76.
Textabbildung Bd. 316, S. 587
Fig. 77.
Textabbildung Bd. 316, S. 587
Fig. 78.
Textabbildung Bd. 316, S. 587
Fig. 79.
Textabbildung Bd. 316, S. 587
Fig. 80.
Textabbildung Bd. 316, S. 587
Fig. 80a.
Die Rohre s1 nehmen
verschiebbar die Enden der Rohre p1 auf und reichen durch die Thüren a2 hindurch, gegen die
sie sich mit ihren Flanschen s3 stützen. Die Befestigung auf der anderen Seite der
Thüre geschieht mittels der Muttern oder Ringe r1, mit denen die Anschläge r (Fig. 80a) ein Stück bilden. Die
Feuerthüren sind in üblicher Weise hohl ausgeführt und mit einer Schutzverkleidung
u versehen, welche die Einlassöffnung v für das Brennstoffluftgemisch enthält. Am unteren
Ende befindet sich die Schüröffnung w.
Textabbildung Bd. 316, S. 588
Fig. 81.
IX.Schrägrostfeuerungen mit teilweise fest angebrachten,
teilweise bewegten Roststäben.
Die Schrägrostfeuerung mit teilweise festen, teilweise bewegten Stäben von J. F. Pool in Philadelphia besteht aus Stäben, von
welchen der eine Satz zwischen festliegenden Stäben von einer Antriebswelle aus hin
und her bewegt wird, während ein auf der Feuerplatte hin und her bewegter Schieber
dem Roste den Brennstoff aus einem Fülltrichter zuführt. Zum Abschlacken ist ein aus
gelochten Platten gebildeter Kipprost angeordnet. Damit auch minderwertiger
Brennstoff verbrannt werden kann, ist für reichliche Luftzuführung gesorgt, indem
die Roststäbe fein geschlitzt sind.
Textabbildung Bd. 316, S. 588
Fig. 82.
Fig. 81 zeigt einen Längsschnitt der Feuerung, Fig. 82 eine Vorderansicht derselben, Fig. 83 eine Oberansicht des Schrägrostes mit
Fülltrichter und Feuerplatte und einen wagerechten Schnitt durch die Feuerkammer,
Fig. 84 eine
Seitenansicht eines bewegten Roststabes, Fig. 85 eine Oberansicht
desselben, Fig. 86
einen Längsschnitt durch das obere Ende eines festliegenden Roststabes, Fig. 87 einen
Querschnitt durch denselben, Fig. 88 einen Schnitt durch eine gelochte Platte des Kipprostes in
vergrössertem Massstabe, Fig.
89 einen Schnitt in der Richtung der Kippachse durch einige der Naben der
gelochten Platte, Fig.
90 einen Schnitt durch Teile der Bewegungsvorrichtung für den Schieber,
Fig. 91 einen
Schnitt nach derLinie xx der Fig. 90, Fig. 92 einen
Querschnitt nach der Linie yy der Fig. 90, Fig. 93 einen Längsschnitt durch das obere Ende eines
der bewegten Roststäbe und das untere Ende der Feuerplatte, Fig. 94 einen ähnlichen Schnitt durch das obere Ende eines festliegenden
Roststabes.
Textabbildung Bd. 316, S. 588
Fig. 83.
Der untere Teil 2 der vorderen Bekleidungsplatte der
Feuerung dient als Träger für die Köpfe 3 a (Fig. 81 und 86) der festliegenden
Roststäbe 4 a. Zwischen letzteren liegen die bewegten
Roststäbe 4, die an ihrem oberen Ende von der Bewegungseinrichtung getragen werden.
Die Fussenden 5 sämtlicher Roststäbe haben Seitenwände
mit wagerechten Bodenflächen, welche auf den Naben 6
der gelochten Platten 13 (Fig. 88) und auf
Zwischenhülsen 61 (Fig. 89) liegen. Das
Ende der Welle 7, auf welcher die Naben und Zwischenhülsen sitzen, tritt seitlich
aus der Feuerkammer heraus und trägt einen Zahnbogen 9
(in Fig. 81 punktiert angegeben), welcher in die
Schnecke 10 einer geneigten Welle 11 eingreift. Letztere trägt ein Handrad 12. Durch die Bewegung des Handrades werden die Platten
13 zum Kippen gebracht, um abgeschlackt werden zu
können. Die Hülsen 61,
auf welchen die Fussenden der bewegten Roststäbe 4
ruhen, haben Graphitschmierung, um die Bewegung der Stäbe 4 zu erleichtern. Die festliegenden Stäbe 4 a
liegen auf den Naben 6 der gelochten Platten 13.
Der Antrieb der bewegten Roststäbe erfolgt von einer Welle 16 mittels Hubscheibe 17 und Hebelwerks. Der
Schaft 18 der Hubscheibe 17 bewegt einen Winkelhebel 19, der an einem
Halter 20 (Fig. 81 und
83) gelagert ist und mit dem einen Arm mittels
der Stangen 231 und 30, der Achse 31 und des
Zahnbogens 32 je einen Roststab i hin und her bewegt,
während der andere Arm mittels der Stangen 23 34 auf
die Achse 35 des zum Bewegen des Brennstoffs dienenden
Schiebers 39 wirkt.
Beide Arme des Hebels 19 sind gegabelt zur Aufnahme
eines Blockes 21, der um den Bolzen 22 (Fig. 91) drehbar ist,
während Block und Bolzen zur Aufnahme der Stangen 23
und 231 (Fig. 81) durchbohrt sind. Am äusseren Ende der
Stangen sitzen die Muttern 24 und 241 und an der
gegenüberliegenden Seite jedes Blockes die stellbaren Anschläge 25 und 251 so dass je nach Einstellung dieser Anschläge ein
grösserer oder kleinerer toter Gang der Blöcke zwischen den Muttern 24 und 241 und den betreffenden Anschlägen erzielt wird.
Dadurch kann das Mass der Bewegung der Schieber 39 und
der bewegten Roststäbe 4 geregelt werden.
Textabbildung Bd. 316, S. 589
Der Anschlag 25 besteht ebenso wie der Anschlag 251 aus einem Bolzen
26, der durchbohrt ist (Fig. 90) und durch
Scheiben 27 führt, zwischen welchen die Stange 23 (bezw. 231) hindurchgeht,
während auf dem Gewinde des Bolzens ein Handrad 28
sitzt, um die Scheiben nach Bedarf lösen und gegen die Stange festziehen zu können
und damit die Einstellung des Anschlags zu regeln.
Die Zahn bogen 32 der Achse 31 greifen in Verzahnungen an der Unterseite der vortretenden Köpfe der
beweglichen Roststäbe, dienen ihnen als Stütze und bewegen sie im Betriebe hin und
her.
Die die Bewegung auf den Schieber 39 übertragende Achse
35 trägt an jedem Ende einen Bogen 36 mit geteilterNabe, welche mit Flansch und
Schraube 37 versehen ist. Die Bogen 36 stehen durch Stangen 38
mit dem Schieber 39 in Verbindung, der unter dem Boden
des Fülltrichters 40 liegt und Rollen 39 a trägt, welche sich auf der Feuerplatte 41 bewegen. Letztere liegt auf den Köpfen 3 a der festliegenden Roststäbe 4 a und auf dem Winkeleisen 42 und kann daher
leicht abgehoben werden, wenn man die Roststäbe herausnehmen und durch neue ersetzen
will.
Im Betriebe bewirkt der Schieber 39 ein beständiges
Zuschieben von frischem Brennstoff. Letzterer gleitet infolge der rüttelnden
Bewegung der beweglichen Roststäbe auf der Rostfläche herunter und wird verbrannt.
Die Aschen gelangen nach den gelochten Platten 13 und
werden nach Bedarf durch Kippen derselben in den Aschenfall entfernt.
Textabbildung Bd. 316, S. 589
Fig. 93.
Textabbildung Bd. 316, S. 589
Fig. 94.
Fig. 87 zeigt den
Querschnitt der mit geschlitzter Oberfläche versehenen Roststäbe. Der obere Teil der
Seitenwände ist, wie die Fig.
84, 85 und
87 zeigen, mit
Einschnitten 43 versehen, die nach der Mitte der
Stablänge zu grössere Tiefe haben (vgl. Fig. 84). Der Erbauer
will dadurch der oberen Wand der Stäbe das Zusammenziehen oder Ausdehnen nach der
Längsrichtung ermöglichen.
Die Feuerung ist mannigfacher Anwendung fähig, weil die ganze Bewegungseinrichtung in
geschickter Weise der Einwirkung der Flamme entrückt ist. Zu befürchten ist aber,
dass bei der Bewegung der Roststäbe viel Brennstoff verloren geht, indem er zwischen
den Stäben durchfällt. Der Verlust ist noch grösser, wenn man sämtliche Stäbe
bewegen wollte.
(Schluss folgt.)