Titel: | Regelung aussenschlächtiger Radialturbinen mit Sauggefälle. |
Autor: | Wilh. Müller |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 619 |
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Regelung aussenschlächtiger Radialturbinen mit
Sauggefälle.
Von Wilh. Müller,
Cannstatt.
Regelung aussenschlächtiger Radialturbinen mit
Sauggefälle.
I. Regulierung.
Die Ansprüche an eine rationelle Regulierung von Turbinen bezüglich Leistungsfähigkeit, Einfachheit und praktischer
Handhabung sind stetig gewachsen, insbesondere beim Betrieb
elektro-dynamischer Maschinen. Die Aufstellungsart ist in jedem einzelnen Falle für
die örtlichen Verhältnisse passend zu treffen, damit die
Gesamtanlagezweckentsprechend ausfällt und nicht mehr Kosten wie nötig
verursacht. Die einfachste Anordnung bietet, wie die Erfahrung beweist, die grösste
Betriebssicherheit.
Regeleinrichtungen finden sich schon an Turbinen ältester Konstruktion. Fourneyron hatte bei seiner innenschlächtigen
Radialturbine im Spalt eine Ringschütze (Spaltschieber) angeordnet, die bei
verminderter Beaufschlagung herabgeschoben, bei ungeänderter
Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades an der Uebergangsstelle (am Spalt) plötzliche
Geschwindigkeitsänderungen und damit Arbeitsverluste hervorruft, sofern das Laufrad
unter Wasser arbeitet. Sobald der Spaltschieber in achsialer Richtung verschoben
wird und der Leitapparat demgemäss im Verhältnis der Verschiebung mehr oder weniger
Wasser durchlässt, ändert die Vollturbine ihren Charakter und kann selbst zur
Freistrahlturbine werden, sobald die Schliessung über eine bestimmte Grenze hinaus
erfolgt. Hierzu tritt noch das Missverhältnis zwischen allen im Apparat herrschenden
Geschwindigkeiten ein und passt die Schaufelform nicht für Aktionswirkung, vor allem
eignet sich jedoch nicht das Saugrohr für den Wechsel in der Wirkungsweise.
Ringschützen zeigen sich bei veränderter Beaufschlagung ebenso nachteilig wie das
Verdecken der Leitkanäle bei jeder Art von Vollturbinen, gleichviel ob über oder
unter Wasser arbeitend. Bei der Fourneyron-Turbine hat man durch Ausführung sogen.
Etagenräder den Nachteil zu beseitigen gesucht. Die
ganze Höhe des Laufradkranzes wird durch Zwischenböden geteilt, so dass dem
Leitapparat zwei oder drei gleiche übereinander liegende Laufräder gegenüberstehen.
Stufenartig angeordnete Laufräder gestatten ein rationelles Regulieren eigentlich
nur im Verhältnis der Verteilung der einzelnen Etagen, alle Zwischenstellungen sind
naturgemäss ungünstig. Dies wäre jedoch eine viel zu grobteilige Regelung, die sich
ebensowenig für die schwankenden Wasserverhältnisse als für das wechselnde
Kraftbedürfnis bei den heutigen Werkseinrichtungen eignen würde. Bei vollständig
gehobenem Spaltschieber verbleiben im Laufrad unnötig viele Zwischenwandungen, die
vermehrte Reibungsfläche verursachen und die Nutzleistung herabdrücken. Regelung auf
jede Stellung ohne Zwischenstufen zwischen kleinster Wassermenge und voller
Oeffnung, sowie weite Kanäle ist das Ziel einer richtig konstruierten
Vollturbine.
Der Theorie entsprechend wäre die Kranzhöhe des Laufrades in gleicher Weise
veränderlich auszuführen, wie die Austrittshöhe des Leitrades; alle dahin
abzielenden Versuche sind jedoch sehr kompliziert und kostspielig ausgefallen.
Die freie Fläche rings um den Laufradkranz ist beim Spaltschieber meistens zu gross;
gibt man aus konstruktiven Rücksichten genügend Spielraum, so tritt ein erheblicher
Spaltverlust ein, der bei höheren Gefällen beträchtlich ausfallen kann; beschränkt
man sich auf einen kleinen Abstand, so hat man mit lästigen Störungen (Einhängen und
Einklemmen von Fremdkörpern), die bedeutende Hemmung und Abnutzung hervorrufen, zu
kämpfen. Dies gilt besonders von Betriebsanlagen in waldreicher Gegend, oder von
solchen, die unterhalb von Holzstofffabriken angelegt sind, wobei mit dem
Betriebswasser Holzspäne ankommen.
Nagel und Kaemp in Hamburg haben eine korrekt wirkende
Regulierung aller Leit- und Laufradkanäle bei ihren von innen beaufschlagten
Radialturbinen an den Radkronen angebracht, welche die Pressstrahlturbinen dieses
Systems zu einer der vollkommensten Turbinengattung erheben würde. Die praktische
Durchführung der Kronenregulierung verursacht indessen bedeutende konstruktive
Schwierigkeiten, sie erfordert sorgfältige Arbeit und bildet eine vielgliederige
Einrichtung. Diese Turbine kann als eine vollkommen korrekt regulierte bezeichnet
werden, solange es sich um die Verwendung mässiger Wassermengen unter Gefällen von
nicht über 10 m handelt. Bei sehr beträchtlichem Wasserverbrauch dagegen, verbunden
mit geringem Gefälle, somit da, wo die Abmessungen der Turbine bedeutend ausfallen,
ist die Anwendung eines anderen Turbinensystems, das bei Teilbeaufschlagung ohne
Effektverlust im Stauwasser arbeiten kann, vorzuziehen.
Bei Francis-Turbinen wird die Regulierung gewöhnlich
durch Drehung der Leitschaufeln um feststehende Bolzen (Fig. 5 und 6), d.h. mittels eines
prinzipiell nicht einwandfreien Hilfsmittels bewirkt, indem die für einen guten
Nutzeffekt wichtigen Faktoren, die absolute Eintrittsrichtung des Wassers und der
Spielraum zwischen Leit- und Laufrad wesentlich verändert werden, während das
Laufrad in Form und Weite der Kanäle unverändert bleibt. Zur etwaigen Abschwächung
des resultierenden Fehlers wird eine sogen. mittlere Leitschaufelstellung für
normale Beaufschlagungbestimmt. Auch hier befinden sich an der Regeleinrichtung
zahlreiche bewegliche Teile, die starkem Verschleiss unterworfen sind. Dabei ist die
Abnutzung fast nie eine gleichmässige, wodurch das ganze Leitschaufelnetz leicht
ungenau wird und die Turbinen in der Leistung nachlassen. Erfolgt starke Schliessung
der Leitzungen, so nähert man sich dem Punkte, wo die als Reaktionsrad gebaute
Francis-Turbine zur Aktionsturbine überspringt. Thatsächlich sind auch bei
weitgehender Schliessung die Nutzeffekte geringer, es tritt somit bei Kleinwasser
auch noch eine prozentuale Abnahme der Leistung ein. Als weiterer Missstand ist zu
bezeichnen, dass der Leitapparat nicht der Theorie entsprechend gebaut werden kann,
die Radebenen sind nach aussen scharfkantig und die drehbaren Schaufeln zeigen am
Rücken die kropfartigen Erhebungen, in deren Innerem der Mitnehmerzapfen sitzt, was
zu Strahlverzerrung und Kontraktion Veranlassung gibt. Um den Wassereintritt günstig
zu beeinflussen, versieht man die Ränder des Leitapparates mit wulstenförmigen
Ansätzen, ohne dadurch diese Uebelstände jedoch vollständig beseitigen zu können. In
neuerer Zeit hat man aushilfsweise wieder zum Gitterschieber gegriffen, der weniger
bewegliche Teile aufweist.
Textabbildung Bd. 316, S. 620
Drehbarer Schaufelkranz von Zodel.
Textabbildung Bd. 316, S. 620
Fig. 4.Gitterschieber von Brockmann.
Hierher zählt auch die Regelung für Radialturbinen nach D. R. P. Nr. 91931 von Louis Zodel in Mailand mit drehbarem, innerhalb des
feststehenden Leitschaufelrades liegendem Schaufelkranz und die Anordnung von
federnden Blechschaufeln (Fig.
1 bis 3). Die
Verstellungsvorrichtung leidet an dem Uebelstand, dass durch teilweises Absperren
des Zuflusses durch die zwischen die Leitöffnungen sich einschiebenden gusseisernen
Zungen Wasserstösse entstehen, was den Wirkungsgrad besonders unter halber
Beaufschlagung stark beeinträchtigt. Die Zodel-Regulierung ändert zwar nicht die
Winkel im Leitapparat, veranlasst aber strahlverzerrende Bänke an den Wandungen der
Kanäle. Der Apparat setzt eigentlich feines, eisfreies Wasser voraus, damit keine Einklemmungen
stattfinden und die beweglichen Zungen in ihre normale Stellung zurücklaufen
können.
Textabbildung Bd. 316, S. 621
Fink'sche Drehschaufeln von Voith.
Ein Teil der amerikanischen Turbinen wird ebenfalls mittels drehbarer Spaltschieber
reguliert. Im Interesse einer guten Turbinenregulierung sind die Erbauer bestrebt,
diesen drehbaren Schaufelkranz so schmal wie möglich zu konstruieren, es kann somit
dessen Widerstandsfähigkeit nicht genügend gross gewählt werden.
C. Brockmann in Osnabrück verwendet als
Reguliervorrichtung für aussen beaufschlagte Radialturbinen einen Gitterschieber,
der bis zu gewissen Grenzen anwendbar ist (Fig.
4).
Textabbildung Bd. 316, S. 621
Fig. 10.Stellwerk für Turbinenregler von Gjers.
Um bei Bewegung der Fink'schen Drehschaufeln die
Nachteile der gleitenden Reibung der Mitnehmerstifte durch Anwendung reiner
Zapfenreibung zu vermeiden, werden von J. M. Voith in
Heidenheim nach D. R. P. Nr. 99590 sowohl die Leitschaufeln, als auch der
gemeinschaftliche Regulierring mit Gelenkzapfen versehen und die zusammengehörigen
Zapfen durch je eine kurze Lenkstange verbunden (Fig. 7 bis 9).
Damit keine Fremdkörper zu den bewegten Teilen gelangen können, ist die ganze
Gelenkverbindung zwischen Regulierring und den Leitschaufeln entweder in einer
taschenförmigen Erweiterung der Leitschaufeln oder in einer durch die Leitschaufel
verdeckten Aussparung des Regulierringes untergebracht. Ueberhaupt ist es bei allen
Turbinenregulierungen erste Bedingung, dass das regelnde Glied, sei es Schieber,
Zunge oder Klappe, eine verdeckte Gleitbahn erhalte, damit Fremdkörper von den
reibenden Flächen abgehalten sind. Die kropfartige Anschwellung der Leitschaufeln
bringt eine unnötige Eisenmasse ins Leitrad, verursacht ausserdem
Unregelmässigkeiten in der Wasserbewegung und schädliche Wasserdrosselung. Glatter,
freier Wassereintritt ist für guten Effekt eine Grundbedingung.
Beim hydraulischen Stellwerk für Turbinenregler von Samuel
Gjers in Arboga (D. R. P. Nr. 87438) ist, wie allgemein gebräuchlich, ein
Druckcylinder vorhanden, welcher mittels eines Kolbens auf einen das Leitrad
umschliessenden Gitterringschieber wirkt. Zu diesem Zweck hat man bisher ein von der
Turbine getriebenes Pendel, oder eine Pumpe und einen Druckcylinder verwendet, der
in Verbindung mit der Pumpe steht und dessen Kolben mit dem ausbalanzierten Schieber
verbunden ist. Der vorliegende Regelungsschieber wird mittels des wechselnden
Druckes in den Leitkanälen der Turbine bethätigt. Der Druck in den genannten Kanälen
steht nämlich in einem gewissen Verhältnis zu der Geschwindigkeit der Turbine, so
dass der Spaltdruck in dem Masse zu- oder abnimmt, wie die Geschwindigkeit des
Turbinenrades vermehrt oder vermindert wird. Um mittels dieses Druckes den Schieber
zu regeln, ist also erforderlich, einen der Leitkanäle durch eine Rohrleitung mit
dem vorher erwähnten Cylinder in Verbindung zu setzen, mit dessen Kolben der
Regelungsschieber verbunden ist, und dies bildet auch das Wesentliche der Erfindung.
Das Kugelpendel oder die Pumpe wird somit durch die Rohrleitung vermieden.
Textabbildung Bd. 316, S. 621
Stellwerk für Turbinenregler von Gjers.
Fig. 10 zeigt die Anlassvorrichtung im Schnitt, wobei
oben (linke Seite der Figur) ein Teil des Laufrades und Leitrades zur Darstellung
gebracht ist. Fig. 11
und 12 zeigen Schnitte
durch die das Leitrad umschliessenden Ringschieber und das damit verbundene
Triebwerk.
Die Schaufeln des Laufrades sind durch eine Zwischenwand in zwei Abteilungen x und x1 geteilt, ebenso die Kanäle des Leitrades in zwei
Abteilungen AA1
(Fig. 11). Die
beiden Ringschieber, welche mit Oeffnungen versehen sind, die den Abteilungen AA1 entsprechen,
gestatten die Beaufschlagung dadurch zu regeln, dass man dieselben entsprechend dreht. Der
Ringschieber Y wird zum Anlassen mittels Handkraft
geöffnet. Durch Drehung des Laufrades entsteht alsdann in den Schaufeln infolge der
Fliehkraft ein Gegendruck für das durch die Leitkanäle einströmende Wasser und in
gleichem Verhältnis, in dem die Geschwindigkeit wächst oder abnimmt, vermehrt oder
vermindert sich auch der Gegendruck, welcher den Ringschieber Y1 regelt.
Der Ringschieber Y wird also von Hand eingestellt,
wogegen Y1 selbstthätig
wirkt, um die zur Erhaltung einer gleichen Drehgeschwindigkeit erforderlichen
Wassermengen durchzulassen.
Eine Turbine mit dieser Regelanordnung wurde auf der Weltausstellung in Paris 1900
vorgeführt.
Um Undichtwerden der Verschlüsse und erhebliche Effektverluste durch Wasserverluste
zu vermeiden, versehen die Firmen Gebr. Fischer in
Wiener-Neustadt, C. Brockmann in Osnabrück und B. Schmidt in Zell (Baden) die aussenschlächtige
Radialturbine mit einer Regulierung durch Drehklappen auf je zwei Schaufeln. Die
Bewegung dieser Drehklappen erfolgt von „Voll“ bis „Geschlossen“ in
der Weise, dass eine Klappe nach der anderen geöffnet oder geschlossen werden kann.
Bei den meist angewendeten Schieberregulierungen und Drehschaufeln kann es sehr oft
vorkommen, dass wegen eines in das Laufrad gelangten Fremdkörpers das Schliessen des
Schiebers oder überhaupt jede Mitbewegung, somit ein ferneres Regulieren der Turbine
unmöglich gemacht wird, bis das Hindernis beseitigt ist. Beim Oeffnen schwemmt der
Wasserstrom alle Gegenstände ins Laufrad, woselbst sie entweder stecken bleiben,
oder, sofern es harte Körper sind, eine Zerstörung des Schaufelapparates
herbeiführen können. Gegen solche Vorkommnisse haben Gebr.
Fischer eine Sicherheitseinrichtung getroffen. Am Ende einer jeden
Leitschaufel ist eine gusseiserne Klappe angebracht, welche den Leitkanal gänzlich
abschliessen kann. Die Achse dieser Klappe verlängert sich nach oben ausserhalb des
Rades und endigt mit zwei an ihr mittels Stellschrauben befestigten Regulierhaken;
die an den Klappen angebrachten Ansätze legen sich beim Oeffnen an die Leitschaufeln
an und verhindern eine weitere Bewegung derselben, während sie andererseits durch
den Ring des Hakens am Zugehen verhindert sind.
Textabbildung Bd. 316, S. 622
Regeleinrichtung von Beché.
Das Schliessen der Klappen wird durch eine am beweglichen
Regulierkranz befestigte Feder bewirkt, welche hinter dem Ringhaken angebracht ist
undmit einem Stift oben über den Ring hervorragend, auf die höher gelegenen
Haken der Klappenachsen einwirkt, d.h. dieselben mit sich ziehend, die Klappen
schliesst. Tritt eine Stockung ein, so springt der Stift der Feder über den Haken
der betreffenden Klappe weg, es bleibt diese letztere zwar offen, doch bewegt sich
der Kranz unbehindert weiter, so dass alle folgenden Kanäle wieder geschlossen
werden können.
Textabbildung Bd. 316, S. 622
Fig. 18.Regelapparat „Phönix“-Turbine.
Sämtliche Einströmungszellen werden der Reihe nach entweder vollständig geöffnet oder
ganz geschlossen, wodurch eine für den Effekt der Turbine nachteilige Drosselung und
führungsloses Springen des Wassers vermieden sind. Bedingung bleibt jedoch, dass ein
möglichst dichter Verschluss der Einströmungszellen stattfindet. Die Einrichtung
erweist sich jedoch als nicht genügend betriebssicher, weil das richtige
Funktionieren von Zufälligkeiten abhängig wird. Turbinen werden leider höchst selten
nachgesehen, besonders nicht bei Frostwetter. Eine Turbine soll nicht partiell
(einseitig) geschlossen werden, wenn die saugende Wassersäule an ihr hängt, sondern
alle Kanäle müssen gleichzeitig und im nämlichen Verhältnis verändert werden.
Die Regelung für Radialturbinen von Jean Beché in
Hückeswagen (D. R. P. Nr. 103096) mit von einem Ring aus verstellbaren Leitschaufeln
ist dadurch gekennzeichnet, dass die äussere Begrenzung eines Ansatzes der Schaufeln
zentrisch zur Drehachse der Schaufeln verläuft, dergestalt, dass der zur Drehung der
Schaufeln dienende Ring von diesen Segmenten geführt wird und bei der Drehung darauf
abrollt. Die Drehachse für die Schaufeln bilden die Bolzen c, welche in den Flanschen a und b gelagert sind. Bei Bewegung der
Schaufeln verschieben sich die Rollen g in den
Schlitzen h. Der Ring i
hat an diesen Rollen jedoch keine genügende Führung, ist gegen seitliche
Verschiebung somit nicht gesichert. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, sind an den
Schaufeln die Ansätze k angebracht, deren äussere
Begrenzung ein zentrisch mit der Drehachse der Schaufeln verlaufendes
Kreisbogenstück bildet. Gegen diese Fortsätze legt sich der Drehring, so dass
derselbe von diesen Bogensegmenten geführt wird. Zur Bewegung des Ringes dient ein
Zahnrad, welches in einen am Ring befestigten Zahnkranz eingreift (Fig. 13 bis 17).
Auch hier begegnen wir einer vielgliederigen, umfangreichen Vorrichtung, durch welche
sich die Turbine weit hinausbaut, d.h. einer breiten Wasserkammer bedarf.
Eine Einrichtung mit einzeln angeordneten Lauf- und Leitradschaufeln (D. R. G. M. Nr.
110588) besteht darin, dass mit Kopfflanschen b (Fig. 18) versehene, gegossene Schaufeln a einzeln an den Laufradkranz c befestigt werden und dass am Leitrad einzelne mit Zapfen i angeordnete Schaufeln d
durch Hebel h und Mechanismus (Zahnrad mit Zahnsegment
und Drehscheibe) behufs Oeffnen und Schliessen der Turbine im unteren und oberen
Leitradkranz g und f hin
und her bewegt werden können.
Wie aus der Abbildung ersichtlich, veranlasst dieser Regelapparat eine bedenkliche,
weitgehende Aenderung der Eintrittswinkel und grossen Spalt zwischen den beiden
Schaufelkränzen bei starker Schliessung der Leitschaufeln. Im übrigen ist diese
amerikanische Turbine („Phönix“) der modernen Francis-Turbine im Prinzip sehr
ähnlich.
Das öftere Verschlammen der Schuhe in den Zwischenkronen von Francis-Vollturbinen und
das Nichtdichthalten der Federliderungen an denselben legen den Gedanken nahe, das
Abschützen des Wassers innerhalb des Laufrades, also an die Austrittsstelle zu
verlegen. In dem cylindrisch ausgedrehten Ansätze f des
Laufrades schiebt sich bei der während des Betriebes verstellbaren Regulierung von
Hugo Luther, Braunschweig (D. R. P. Nr. 3462), ein
gusseiserner und aussen mit einer Messingblechschicht umgebener Ring i je nach Bedarf kolbenartig auf und ab, so dass durch
Niederschieben desselben die ringsum aus dem Turbinenrad abfallende Wasserschicht in
ihrer Höhe verringert, beim Aufziehen derselben aber vergrössert wird.
Damit das Saugrohr wirken kann, ist über das Turbinenrad c und die Armkreuze g und m eine zweiteilige Haube gelegt, die, auf dem
Leitapparate g ruhend, die bewegliche Nabe n mit mehreren Dichtungsringen umschliesst und so das
Oberwasser vom Inneren der Turbine trennt (Fig. 19 bis 21).
Die Abschützung an den Ausmündungen des Turbinenrades
ist für Vollturbinen wohl das einzig Richtige, denn alle bisher bekannt gewordenen
Regelkonstruktionen am äusseren Umfang des Rades sind mehr oder weniger
Drosselklappen, die den Wasserstrahl aufwirbeln, den Druck des Wassers verringern
und den Nutzeffekt herabziehen.
Ist bei vorbeschriebener Konstruktion die Schütze teilweise geschlossen, so geht der
Wasserstrahl unten glatt durch, der volle Druck liegt im Rad, es entsteht jedoch ein
Effektverlust durch das in der oberen Abteilung des Laufrades befindliche tote
Wasser.
In ähnlicher Weise ist die Anordnung einer hydraulischen Abschützung von A. Linnenbrügge in Hannover (D. R. P. Nr. 75124)
mittels eines oder zweier miteinander durch Kanäle verbundener Cylinder parallel und
symmetrisch zur Turbinenachse ausgeführt (Fig. 22 bis 25). Der Kolben am Fusse
der Spursäule ist mit dem Ringschützen bezw. Leitrade fest verbunden, so dass
letztere gehoben, wenn das Druckwasser unter, und gesenkt werden kann, wenn es über
den Kolben gelassen wird. Diese hydraulische Reguliervorrichtung besitzt den Vorzug,
mit den übrigen Teilen der Turbine in der ausführenden Fabrik angefertigt, sowie
gemeinsam transportiert und aufgestellt werden zu können, während die Zuleitung des
Presswassers am Ort der Aufstellung bewirkt werden muss.
Die Einströmungszellen sollten in der Weise geöffnet oder geschlossen werden, dass
eine für den Effekt der Turbine nachteilige Wassereinschnürung vermieden ist.
Textabbildung Bd. 316, S. 623
Abschützung von Luther.
Diesen Anforderungen entspricht die Regelung für
Pressstrahlturbinen(D. R. P. Nr. 117465) von Ferd.
Rucss in Baienfurt (Württemberg) in vorzüglichem Masse, da dieselbe bis zur
Reaktionsstelle am Ende des Laufradkanales keine Drosselung veranlasstVgl. S. 283 d. Bd..
Textabbildung Bd. 316, S. 624
Hydraulische Abschützung von Linnenbrügge.
Für grosse Wassermengenund beträchtliche
Turbinenabmessungen eignen sich weite Kanäle und Veränderlichkeit des
Reaktionsgrades, somit Klappenregulierungen, die während des Ganges von Null bis
ganzer Oeffnung leicht und rasch bewegt werden können, am besten, sie ergeben den
grösstmöglichen Nutzeffekt bei partieller Beaufschlagung. Bei Wahl des Regelsystems
entscheidet der Grad der Partialität und das System des Schaufelapparates, wonach
sich die geeignetste Methode der Regelung zu richten hat. Von Einfluss hierauf
bleibt noch die Berücksichtigung der Effektverluste, die durch die Art der Regelung
für den Nutzeffekt entsteht. Klappen, Flachschieber, schwingende Zungen,
Rundschützen, Gitterschieber, drehbare Schaufeln u.s.w. sollen eine verdeckte
Gleitbahn besitzen und sich deren Ausführung durch Einfachheit und mässige
Herstellungskosten auszeichnen. Ferner sind die Gefällshöhe, die
Beaufschlagungsrichtung, die absolute Grösse der Turbine ausschlaggebend bei der
Entscheidung über diese Frage. Als weitere massgebende Faktoren können gelten: für
welchen Betrieb die Turbine dient und welche Kraft im Maximum aus- bezw.
eingeschaltet wird, ebenso wie gross die zulässige Geschwindigkeitsdifferenz sein
darf.
Vor allem sollte darauf Bedacht genommen werden, dass Vollturbinen, die mit
Sauggefälle arbeiten, am ganzen Umfange gleichmässig auswerfen und besonders, dass
das Laufrad genaue Schaufelteilung hat, infolgedessen die Durchflussgeschwindigkeit in ein und demselben Leitkanal während einer ganzen Umdrehung des Laufrades dieselbe bleibt und stets in allen Kanälen beider Räder die
nämliche ist. Diese Eigenschaft mangelte der Vollturbine bis jetzt noch in
vielen Fällen, denn im Guss kommen die Räder mit sehr ungleichen Kanalweiten zu
stände. Bei der Aktionsturbine hat diese Unvollkommenheit weniger zu sagen, bei
Vollturbinen, besonders mit Saugrohr aber sehr viel und ist dies ein Umstand,
welcher der Vollturbine zu rationeller Ausgestaltung zu verhelfen berufen ist. Die Vollturbine oder Reaktionsturbine ist die natürlichste
Turbine und passt allein für das Saugrohr; sie
muss das ideale Ziel im Turbinenbau sein!
(Schluss folgt.)