Titel: | Die Industrie- und Kunstausstellung in Düsseldorf 1902. |
Autor: | Fr. Liebetanz |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 629 |
Download: | XML |
Die Industrie- und Kunstausstellung in Düsseldorf
1902.
Von Fr.
Liebetanz-Düsseldorf.
Die Industrie- und Kunstausstellung in Düsseldorf 1902.
Noch ehe die vorjährige Pariser Weltausstellung eröffnet war, hatte der Gedanke
einer Industrie- und nationalen Kunstausstellung in Düsseldorf 1902 feste Gestalt
angenommen. Eine Bürgerversammlung unter Vorsitz des Geheimen Kommerzienrats H. Lueg-Düsseldorf, dessen thatkräftiger Initiative wir
auch die erfolgreiche Industrieausstellung in Düsseldorf 1880 zu verdanken hatten,
erklärte sich im Herbst 1898 mit dem Plane der Ausstellung einverstanden, nachdem
bereits im vorhergehenden Sommer der Verein zur Wahrung der gemeinschaftlichen
Interessen von Rheinland und Westfalen, der Verein deutscher Eisenhüttenleute und
die nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller
einstimmig die Ausstellung befürwortet hatten. Die Bevölkerung der Provinzen
Rheinland und Westfalen, deren Interessen eng zusammenliegen, beträgt gegenwärtig
über acht Millionen Personen und wird wohl bis zur Eröffnung der Ausstellung auf
neun Millionen gestiegen sein.
Der Gedanke der Ausstellung wurde im ganzen Ausstellungsgebiet, besonders aber in
Düsseldorf selbst, wo die 1880er Ausstellung in bester Erinnerung steht, mit grosser
Freude aufgenommen und in wenigen Tagen war ein Garantiefonds von drei Millionen
Mark gezeichnet. Die Behörden zeigten das wohlwollendste Entgegenkommen, wofür u.a.
der Beschluss der Düsseldorfer Stadtverordnetenversammlung, das als
Ausstellungsgelände vorgesehene linke Rheinufer mit einem Kostenaufwande von vier
Millionen Mark zu verschieben und hierdurch dem Zwecke mehr entsprechend zu
gestalten, einen trefflichen Beweis liefert. Die beiden früheren
Regierungspräsidenten des Düsseldorfer Bezirks, späteren Staatsminister v. Rheinhaben und v. d.
Recke, sowie der Oberpräsident von Westfalen, späterer Staatsminister Studt und der Oberpräsident der Rheinprovinz Nasse bilden das Ehrenpräsidium, während
Regierungspräsident v. Holleuffer, Düsseldorf,
Landeshauptmann Dr. Klein, Düsseldorf, Landeshauptmann
Holle, Münster, und Oberbürgermeister Marx, Düsseldorf, Ehrenmitglieder der
Ausstellungsleitung sind. Die letztere liegt in den Händen des Arbeitsausschusses,
dessen Vorsitzender Geh. Kommerzienrat H. Lueg,
Düsseldorf, ist, während die gesamten Geschäfte der Ausstellung in den Händen des
Beigeordneten der Stadt Düsseldorf, Dr. Wilms, liegen.
Leiter der Bauabteilung sind die Professoren Kleesattel
und Schill, Leiter der technischen Abteilung und des
Maschinenwesens ist Zivilingenieur Dücker, Vorsitzender
des Pressausschusses Ingenieur E. Schrödter,
Generalsekretär Joh. v. Wildenradt, sämtlich in
Düsseldorf. Der Etat der Ausstellung beläuft sich auf etwa sieben Millionen
Mark.
Das Gelände der Ausstellung liegt an denkbar günstigster Stelle. Dort, wo der
weltberühmte Hofgarten, die grosse Lunge der Stadt Düsseldorf malerisch aus
Rheinufer herantritt, wo einer der elegantesten Teile der im rapiden Aufschwunge
begriffenen Stadt, mit dem Stadttheater, dem prachtvollen Parkhotel, der Kunsthalle,
dem Kunstgewerbemuseum, den Denkmälern Kaiser Wilhelm des
Grossen und Bismarck's, dem idyllischen
Ratinger Thore einen diesseitigen Endpunkt in der grossartigenneuen Rheinbrücke
erreicht, dort wird in die bis vor Inangriffnahme der Ausstellungsarbeiten
herrschende vornehme Ruhe des Verkehrs, im Sommer 1902 der Ausstellungstrubel
herrschen. Wenn man bedenkt, dass diejenigen Männer, welche die Seele der ganzen
Ausstellung sind, in dem unerhört kurzen Zeitraume von etwa 5 Jahren die feste
Rheinbrücke an Stelle der bisherigen Schiffbrücke bauten, am jenseitigen Rheinufer
einen neuen prächtigen Stadtteil erstehen liessen, die elektrische Kleinbahn von
Düsseldorf nach Krefeld bauten und eine ebensolche nach dem Zentrum des
westdeutschen Getreidehandels, Neuss a. Rh., schon in Angriff genommen haben, die
viel dazu beitrugen, dem entgegen dem vorerwähnten Stadtteil am Rhein liegenden
Stadtteil von Grafenberg ein Gepräge zu verleihen, das nach Fertigstellung der
Bauten ebenso weltstädtisch als anmutig sein wird, so wird man zugeben, dass die
eiserne Energie, die unermüdliche Thatkraft und der Scharfblick dieser Männer eine
Ausstellung, die sich für den industriereichsten Teil Deutschlands als eine
Ergänzung der Pariser Weltausstellung erweisen soll, die volle Garantie für ihre
würdige Durchführung bieten. Besonders sind es die Kraft und das Ansehen des Geh.
Kommerzienrats H. Lueg, welchen die Ausstellung am
meisten zu verdanken ist.
Dass die Ausstellung eine Notwendigkeit ist, beweist die Thatsache, dass der gesamten
deutschen Industrie auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung nur so viel Platz
zugewiesen wurde, wie das Gussstahlwerk Fr. Krupp in
Essen allein beanspruchte, die Firma Felten und
Guilleaume in Mülheim erhielt nach vieler Mühe anstatt der verlangten 700
qm deren 65 und so ging es allen Firmen und nicht allein den deutschen, sondern
allen nicht französischen. Das war der Grund, weshalb der deutsche Bergbau, das
Hüttenwesen, die Grossindustrie zum grössten Teil gar nicht oder nur Stückwerk
ausstellten. Die bedeutsame Aufgabe der Düsseldorfer Ausstellung 1902 wird es
deshalb sein, der Welt ein Bild von der Entwickelung der gesamten deutschen
Grossindustrie zu zeigen und in Vereinigung hiermit die Werke deutscher Meister der
Malerei, Bildhauerei, des Kunstgewerbes u.s.w. in einer besonderen Nationalen
Kunstausstellung vorzuführen. Es ist der ganz eigenartige Charakter Düsseldorfs,
einerseits die Metropole der rheinisch-westfälischen Grossindustrie zu sein, das
Zentrum, wo alle Fäden dieser gewaltigen Betriebe ständig oder zeitweise
zusammenlaufen, und andererseits die echte Künstlerstadt, die dem gesellschaftlichen
Leben zum grössten Teil ein exklusives Milieu verleiht.
Die Lage der Ausstellung, wie sie der Plan veranschaulicht, ist, wie schon erwähnt,
am Ende der Stadt östlich des Rheins. Die Stadt erstreckt sich in weitem Bogen von
nördlicher nach südlicher Richtung um das Ausstellungsgelände. Das
Hauptausstellungsgebäude (Industriehalle) ist auf dem Plane mit C bezeichnet. Der erste Entwurf zu dem Gebäude stammte
von dem Architekten Georg Thielen, Hamburg, der für die
Ausstellungen in Lübeck 1895, Kiel 1896, Hamburg 1889 und 1897, Paris 1900 namhafte
Bauten geschaffen hat, und dem das Amt des Chefarchitekten der Düsseldorfer
Ausstellung übertragen wurde. Leider raffte den hochbegabten Mann schon nach kurzer Thätigkeit für
die hiesige Ausstellung ein schweres Leiden dahin und die Professoren Schill und Kleesattel
übernahmen die bauliche Oberleitung. Der erste Entwurf erforderte zu seiner
Ausführung die enorme Summe von etwa zwei Millionen Mark, weshalb auf eine
Vereinfachung des Baues hingestrebt werden musste.
Textabbildung Bd. 316, S. 630
Fig. 1.Lageplan der Düsseldorfer Ausstellung.
Textabbildung Bd. 316, S. 630
Fig. 2.Grundriss des Hauptausstellungsgebäudes.
Doch auch der zweite Entwurf sollte nicht zur Ausführung
kommen, da namentlich nach der Vorlage der Pläne vom Kaiser eine Reihe Aenderungen
vorgenommen wurden, die zwar ein Ueberschreiten der ursprünglich hierfür
vorgesehenen Summe forderten, dafür aber auch manche Schönheitendem zweiten
Entwurf hinzugefügt wurden. Das architektonische Hauptstück des ganzen Baues, das
Mittel- bezw. Hauptportal ist in Fig. 6 auf S. 632 in
der endgültigen Gestalt wiedergegeben.
Die Bodenfläche des Gebäudes beträgt 26250 qm, wozu noch einige Tausend Quadratmeter
Annexbauten kommen, so dass das zuerst vorgesehene Raummass von 35000 qm nahezu
erreicht werden dürfte. Wie aus dem Grundriss des Gebäudes ersichtlich, besteht es
aus einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln. Die Gesamtlänge der Vorderfront beträgt
400 m, die beiden Seitenfronten haben 75 m Länge, der Mittelbau besitzt einen
Durchmesser von 40 m, die grösste Tiefe des Gebäudes ist 80 m. Der Mittelbau ist von
achteckiger Gestalt und wird von einem imposanten, 25 m hohen freitragenden Gewölbe
(Drahtputz) überspannt, während die Kuppel eine äussere Höhe von 60 m hat und von
sehr grossen, bemalten Fenstern sein Licht erhält. Der Innenraum der Kuppel wird von
dem Vorsitzenden der Kunstausstellung, Prof. Fritz
Roeber, mit allegorischen Figurengruppen prächtig geschmückt, um so den
Raum seiner Bestimmung entsprechend, bei festlichen Anlässen als Empfangssaal zu
dienen, würdig zu gestalten. Der Eindruck, den der Besucher beim Betreten der
Industriehalle durch das Mittelportal erhalten wird, wird ein ungewöhnlich
stimmungsvoller sein, der tieferes Interesse an dem Bau wachrufen dürfte. An den
Kuppelsaal schliessen sich nach Norden und Süden die Langhallen an, die 24 m hoch
sind. Die seitlichen Aufbauten erreichen im Gewölbescheitel eine Höhe von 20 m. Das
Gebäude wird von der Firma Boswau und Knauer zum Preise
von rund 900000 M. ausgeführt und kommt noch in diesem Jahre unter Dach. Es wird mit
Ausnahme des Kuppelbaues, der in Eisen konstruiert ist, in Holz gebaut und für die
Wandverkleidungen Drahtputz verwendet. Von der Kuppelhalle aus führen zwei 3 und 3½
m breite Treppen nach dem Obergeschoss, woselbst die kleineren elektrischen Apparate,
Beleuchtungskörper und ähnliche Objekte plaziert werden sollen. Die Höhenlage des
Fussbodens der Hallen ist 9½ m über dem Nullpunkte. Zahlreiche Notausgänge sind
neben den drei Haupt-Ein- und Ausgängen im Norden, Süden und Westen des Gebäudes
vorgesehen und Toiletten in ausreichender Zahl und recht komfortabler Ausstattung
vorhanden. Die Garderoben werden verhältnismässig klein bemessen, da kein
Garderobenzwang stattfinden soll.
Textabbildung Bd. 316, S. 631
Fig. 3.Querschnitt der Hauptmaschinenhalle.
Beim Betreten der Ausstellungsräume des Gebäudes vom Mittelportal aus werden rechts
die Gruppen 3 (Metallindustrie) und 2 (Hüttenwesen) den grössten Raum einnehmen,
denen sich die Gruppen 1 (Bergbau und Salinenwesen) und 5 (Elektrotechnik) und 17
(Wissenschaftliche Instrumente) anschliessen, während gegenüber der Kuppelhalle die
Gruppe 25 (Kunstgewerbe) einen vortrefflichen Platz finden wird. Links von der
Kuppelhalle werden dieGruppen 10 (Holz- und Möbelindustrie, Haus- und
Zimmereinrichtungen), 12 (Textilindustrie), 18 (Musikinstrumente), 9 (Stein-, Thon-,
Cement- und Glaswaren), 13 (Bekleidungsindustrie), 11 (Galanterie- und Kurzwaren), 8
(Nahrungs- und Genussmittel), 14 (Leder-, Gummi- und Asbestwaren), 7 (Chemische
Industrie) und die Automobilausstellung untergebracht werden. Im Annexbau links von
dem Hauptgebäude kommen die Gruppen 21 (Gesundheitspflege und
Wohlfahrtseinrichtungen) und 19 (Bau- und Ingenieurwesen) zur Vorführung, im
Annexbau III hingegen die Gruppen 15 (Papierindustrie), 16 (Polygraphische Gewerbe),
20 (Schul- und Unterrichtswesen) und 26 (Photographie).
Textabbildung Bd. 316, S. 631
Fig. 4.Seitenansicht und Längsschnitt der Hauptmaschinenhalle.
Gruppe 4 (Maschinenwesen), die mit Gruppe 5 später vereinigt wurde, erhält ein
eigenes grosses Gebäude, die Maschinenhallen, von denen wir Grundriss, Querschnitt
und zwei Längsansichten beifügen. Die Länge der Hallen wird 280 m und die
Gesamtbreite 51,90 m betragen. Die Hallen sind in dem Lageplane der Ausstellung mit B bezeichnet. Die Grundfläche der Hallen umfasst 14532
qm.
Textabbildung Bd. 316, S. 632
Fig. 5.Grundriss der Hauptmaschinenhalle.
Um in zweckmässiger Weise die Aufstellung der Maschinen
vornehmen zu können, sind die Hallen wie folgt angeordnet: Für die Unterbringung
schwerer Maschinen und Apparate ist die Mittelhalle von 24 m Spannweite, in der drei
elektrisch angetriebene Laufkranen von je 30000 kg Tragkraft zur Bewältigung der in
dieser Halle nötigen Transporte untergebracht werden, errichtet, während zu beiden
Seiten dieser Halle je eine niedrigere von 13,95 m Spannweite erbaut ist, die Krane
von 5000, 7500 und 10000 kg Tragfähigkeit besitzen, und in denen die leichteren
Maschinen und Apparate untergebracht werden sollen. Die Ausführung des ganzen Baues
ist der Aktiengesellschaft für Eisenkonstruktion und
Brückenbau, Hein, Lehmann und Co. in Düsseldorf übertragen, unter der
Bedingung der Fertigstellung bis zum Schlusse des Jahres 1901 und der nur leihweisen
Hergabe. Die Firma hat also die Hallen für eine bestimmte Summe zu errichten und
nach Beendigung der Ausstellung wieder zurückzunehmen. Als Vergütung erhält die
Firma 600000 M. Da die Hallen schon im Rohbau fertig sind, so ist auf eine
vollständige Vollendung der Maschinenausstellung am Eröffnungstage bestimmt zu
rechnen. Der Mittelbau hat eine Höhe vom Fussboden bis zum Dachfirst von 19 m, bis
zum Laternenfirst 21,8 m, die Seitenhallen haben bis zum Dachfirst eine Höhe von 12
m, bis zum Laternenfirst von 14,2 m. Die Kranbahnen liegen mit Laufschienenoberkante
im Mittelschiff 11 m und in den Seitenschiffen 6,7 m über Fussboden, so dass die
Kranen für die grössten Stücke ausreichen. Die nach der Rheinseite gelegene
Giebelwand erhält eine reiche architektonische Ausbildung, das Licht tritt durch ein
Oberlicht von 10 m horizontaler Spannweite und durch die als Lichtwände
ausgebildeten Drempelwände ein, demzufolge die gesamte Lichtfläche 65 % der bebauten
beträgt. Die Seitenwände und die nach der Stadt zu gelegene Giebelwand werden in
Eisenfachwerk mit ½ Stein starker Ausmauerung hergestellt. Die letztere Giebelwand
erhält in einer Höhe von 10 m eine 2½ m breite Galerie, zu welcher bequeme Aufgänge
führen. Für Ventilation ist durch Drehfenster und Jalousien gut gesorgt. Die
Eindeckung der Hallen wird in Dachpappe auf Holzschalung ausgeführt; die Dachpfetten
sind ebenfalls aus Holz hergestellt, das sonstigeübrige Konstruktionsmaterial
besteht aus Siemens-Martin-bezw. Thomas-Flusseisen. Die eisernen Dachbinder liegen
in 5 m Entfernung voneinander, dagegen sind die Mittelstützen in einem Abstande von
10 m angeordnet, um einen freieren Blick zuzulassen und einen besseren Spielraum
beim Aufstellen der Objekte zu gewähren. Um der Konstruktion auch sonst ein
gefälliges Aussehen zu geben, sind die schwerfälligen genieteten Blechträger für die
Kranbahnen vermieden und hierfür verhältnismässig weitmaschige Gitterträger gewählt,
ebenso wurden als Träger der Seitenwände des Mittelbaues Gitterträger vorgesehen.
Die Abbildung Fig. 7 zeigt die Mittelhalle während
des Baues beim Stande der Arbeiten vom 24. September 1900, Fig. 8 veranschaulicht die Fassade der fertigen Hallen (Aufnahme vom 29.
Juni 1901).
Textabbildung Bd. 316, S. 632
Fig. 6.Das abgeänderte Mittelportal des Hauptausstellungsgebäudes.
Wenn man in Betracht zieht, dass die Hauptindustriehalle fast doppelt so gross wie
die Maschinenhalle ist, und man erwägt, dass ausser dem weiter unten beschriebenen
Kunstausstellungsgebäude noch zehn Sondergebäude von der Ausstellungsleitung, sowie
etwa 70 Gebäude von grossen Einzelausstellern errichtet werden, so kann man sich
einen Begriff von der Grossartigkeit der Ausstellung machen, deren bebaute Fläche
über 130000 qm und die unbebaute rund 450000 qm beträgt, so dass sie also einen
Gesamtflächenraum von etwa 580000 qm einnimmt, wobei die Grösse der bebauten Fläche
auffallen dürfte.
Textabbildung Bd. 316, S. 633
Fig. 7.Mittelschiff der Maschinenhallen. (Stand der Arbeiten am 24.
September 1900.)
Zum Vergleich sei angeführt, dass den deutschen Ausstellern
aufder vorjährigen Pariser Weltausstellung insgesamt nur rund 35000 qm gleich
1,72 % der Gesamtfläche von 2227946 qm und auf der Weltausstellung in Chicago 75750
qm gleich 2,72 % der 2780000 qm betragenden Gesamtfläche zur Verfügung standen. Die
beiden Provinzen Rheinland und Westfalen werden mithin in der Düsseldorfer
Ausstellung einen mehr als fünfmal so grossen Umfang für Ausstellungszwecke zur
Verfügung haben, wie in Paris und Chicago zusammen. Ein anderer Vergleich ist nicht minder
interessant. Auf der Berliner Gewerbeausstellung 1896, der bisher grössten deutschen
Industrieausstellung, war dem Maschinenbau in der Hauptausstellungshalle (ein
besonderes Gebäude für Maschinenbau war nicht vorhanden) eine Fläche von 7625 qm, in
Düsseldorf werden ihm in dem eigenen Gebäude 14532 qm zugewiesen sein, der
Elektrotechnik waren in Berlin 2500 qm verfügbar, in Düsseldorf etwa 4000 qm, wobei
die grosse elektrische Zentrale, die in der Düsseldorfer Maschinenhalle zur
Aufstellung gelangt, einbezogen ist. Bergbau und Hüttenwesen, die in Düsseldorf
allein im Hauptausstellungsgebäude 7300 qm und ausserdem in den Gebäuden der grossen
Einzelaussteller auf weiteren Tausenden von Quadratmetern vertreten sein wird, war
in Berlin überhaupt nicht vorhanden.
Textabbildung Bd. 316, S. 634
Fig. 8.Fassade der Maschinenhallen. (Aufnahme vom 29. Juni 1901.)
Die erwähnte elektrische Zentrale wird in der Maschinenhalle einen grossen Raum
beanspruchen, da über 20 Dampfdynamos von 100 bis 3000 PS zur Aufstellung gelangen;
die Elektrotechnik wird voraussichtlich mit einer Ausstellung vertreten sein, die
der deutschen Abteilung in Paris nicht nachstehen wird. Schon in der ersten
Versammlung der Vertreter der in Betracht kommenden elektrischen Firmen war die
glänzende Durchführung der elektrischen Abteilung gesichert und sofort etwa 10000 PS
zur Erzeugung elektrischer Kraft angemeldet. Von Ausstellungsobjekten der
Maschinenabteilung seien hervorgehoben: Dampfmaschinen, eine
Universalwalzwerksanlage, eine Tandemwalzenzugmaschine, eine
Drillingsreversiermaschine, verschiedene Wasserhaltungen, mehrere Luftkompressoren,
eine horizontale Eincylinderheissdampfmaschine mit Kondensation von 200 PS, eine
horizontale Verbundheissdampfmaschine von 600 PS, ein Hochofengasmotor von 300 PS
(ausserdem eine vollständige Anlage mit einem grossen Hochofengasmotor Deutz in dem
Gebäude der Deutzer Motorenfabrik und der Gutehoffnungshütte), Gasmaschinen, Dampfhämmer, Pumpen,
hydraulische Anlagen für Kranen u.s.w., eine Braunkohlenvergasungsanlage,eine
grosse Anzahl Werkzeugmaschinen, Schnellpressen (das Ausstellungs-Tageblatt wird auf der Ausstellung als Schaustück gedruckt),
Lokomobilen, Papierkalander, sechs Dampfkessel für Braunkohlenfeuerung von über 100
qm Heizfläche und 10 at Ueberdruck, Brikettpressen u.a.m. Die in eigenen Gebäuden
ausstellenden Firmen, wie Fr. Krupp, Bochumer
Gussstahlverein, Hörder Bergbau, Rheinische Metallwarenfabrik, Bergbaulicher
Verein, die Eisenbahnverwaltung u.s.w., deren
Sondergebäude eine Gesamtgrundfläche von etwa 35000 bis 40000 qm bedecken, sind hier
nicht mit berücksichtigt; sie werden in einer Weise vertreten sein, dass jeder
dieser Pavillons für sich eine Sehenswürdigkeit von hervorragender technischer
Leistungsfähigkeit sein wird. An Kondensationswasser werden etwa 30 cbm per Minute
und Wasser für Springbrunnen etwa 60 cbm per Minute benötigt werden. An elektrischer
Energie braucht die Ausstellung rund 5000 PS, davon 3500 für Beleuchtung, 1500 für
Kraft.
Die Beleuchtung der Ausstellung wird überwiegend elektrisch sein. Der Firma Schaeffer und Walker in Berlin wird für die leihweise
Ueberlassung ihrer hierfür geeigneten Beleuchtungseinrichtungen eine Entschädigung
von 98500 M. bezahlt. Die Effektbeleuchtung wird ausser den Illuminationen der
Gebäude u.s.w. vorwiegend in der Beleuchtung der Fontänen und bei besonderen
Anlässen in der Beleuchtung der Rheinbrücke mit etwa 10000 Glühlampen bestehen. Der
Anblick der Brücke wird namentlich vom Strome und dessen Ufer aus gesehen, ein
überwältigender sein, und dürfte in seiner Pracht unvergleichlich erscheinen. Von
hervorragender Wichtigkeit wäre es, wenn es gelänge, die Einschaltung der gesamten
elektrischen Aussenbeleuchtung der Ausstellung wie auf der Panamerikanischen
Ausstellung in Buffalo zu gleicher Zeit von einem Punkte aus zu bewerkstelligen,
womit auf der Panamerikanischen Ausstellung ein wunderbarer, ebenso herrlicher als
fesselnder Anblick geboten wird.
Die Bauten der Sonderaussteller gruppieren sich sämtlich an der Vorderfront des
Hauptausstellungsgebäudes entlang. Unser Lageplan lässt sie erkennen. Das Gebäude von Fr. Krupp bedeckt 3400 qm Bodenfläche und ist auf dem
Plane mit 10 bezeichnet. Sein Rohbau kostet 400000 M. Der Pavillon ist im technischen Bureau der Firma
entworfen, die Ausstellungsgegenstände sind in den Entwurf eingezeichnet. Ausser den
mannigfachen Erzeugnissen der Firma im Schiffsmaschinenbau u.s.w. werden eine ganze
Reihe von Küsten-, Schiffs- und Feldgeschützen ausgestellt, als schwerstes ein 30,5
cm-Küstengeschütz. Sodann sind eine 28 cm-Haubitze, eine 24 cm-Turmlafette, 21, 19
und 15 cm-Schiffsgeschütze vorgesehen. An Feldgeschützen werden 30 Stück
ausgestellt. Alle Geschütze werden in kriegsfertigem Zustande mit den zugehörigen
Geschosskörpern ausgerüstet. Ferner soll eine Kollektion Panzerplatten vorgesehen
sein und eine Modellausstellung der grossartigen humanitären Einrichtungen auf den
Kruppschen Werken.
Textabbildung Bd. 316, S. 635
Fig. 9.Bochumer Verein. (Aufnahme vom 19. Juni 1901.)
Der Pavillon der Rheinischen Metallwarenfabrik in
Düsseldorf (Nr. 15 des Planes), die in Kriegsmaterial
die einzige deutsche Konkurrenz Krupp's darstellt, wird
in den gefälligen Formen der deutschen Renaissance gehalten und nach dem Entwurf der
Professoren Schill und Kleesattel von den Firmen Hein, Lehmann und
Co. und Max See in Düsseldorf ausgeführt. Das
Gebäude bedeckt einen Flächenraum von 1200 qm und besteht im Inneren aus einem 17,5
m hohen Mittelschiff mit zwei niedrigeren Seitenschiffen, die in zwei 25 m hohe
Türme ausladen. Die Spitze des Portalgiebels ist etwa 20 m hoch. Zwei Freitreppen
führen von den Stufen des Hauptportals zu den Turmeingängen, wodurch ein sehr
anziehendes Aeusseres der Fassade geschaffen wurde.
Die Deutzer Gasmotorenfabrik errichtet in Gemeinschaft
mit der Gutehoffnungshütte in Oberhausen einen Pavillon
(Nr. 37 links unten an der Maschinenhalle B), der eine Grundfläche von 3500 qm bedeckt. Seine
Länge beträgt 91 m, seine grösste Tiefe 40 m. Erbauer des Pavillons sind die beiden
Aussteller selbst, der Entwurf stammt vom Architekten Möhring, Berlin. Grundlegender Gedanke bei dem Entwurf war die Errichtung
eines Fabrikgebäudes in gefälligen Formen, mit verhältnismässig wenig Mehrkosten.
Ausgenommen hiervon sind die beiden Portale, die nurarchitektonischen Zwecken
dienen, ebenso die Höhe der Haupthalle der Gutehoffnungshütte, die ebenfalls nur wegen architektonischer Wirkung so
gross gewählt wurde. Das Gebäude kann später als Werkstätte wieder aufgebaut werden.
Dasselbe gliedert sich in fünf Hallen, von denen die Gutehoffnungshütte drei, die Deutzer Fabrik
zwei zu Ausstellungszwecken verwendet. Hinter der ersten Seitenhalle der Gutehoffnungshütte liegt das Generatorenhaus der Deutzer Fabrik von 27 m Länge. Die Höhendimensionen
dieser Hallen sind für die Haupthalle der Gasmotorenfabrik
Deutz und der beiden Seitenschiffe der Gutehoffnungshütte bis zum First etwa 18,5 m, die Höhe der Haupthalle der
letzteren Firma beträgt bis zum First etwa 29 m, die Höhe der Türme am Hauptportal
der Firma 45 m, die am Portal der Deutzer Fabrik 27 m.
Die Wände sind in ½ Stein starkem Fachwerk ausgemauert. Mit Rücksicht auf ihren
späteren Zweck ist die ganze Halle schwerer konstruiert, als es für
Ausstellungsbauten üblich ist. Die Entlüftung der Generatorenanlage geschieht
mittels auf das Dach gesetzter Laternen, ausserdem ist die freie Längswand der Halle
nicht ausgemauert, sondern offen gelassen. Die Eindeckung geschieht mittels
Dachpappe auf Holzschalung. Von Interesse ist der Grundsatz für den Bau, zu
beweisen, dass das Eisen in ebenso wirkungsvoller Weise wie Holz für Verzierungen zu
verarbeiten ist, weshalb man Holzverzierungen fast ganz vermieden hat. Der Inhalt
des Gebäudes wird neben den Produkten der beiden anerkannten Weltfirmen die bereits
erwähnte Hochofengasanlage und einige Grossgasmotoren Deutzer Fabrikats (einer von
1000 PS) bergen, die das Interesse der Fachleute in ganz hervorragendem Masse
wachrufen dürften. Ist doch die Lösung der Frage der Verwertung der Hochofengase als
Betriebskraft gerade durch die Deutzer Fabrik in
grossem Stile zuerst in Angriff genommen worden und zwar in enger Verbindung mit der
Gutehoffnungshütte. Das Kraft-(Generator-,
Dowson-)gas ist für die Industrie nicht minder wichtig, laufen doch schon Maschinen
bis zu 160 PS Einzelleistung hiermit. Auch die Kraftgasmotoren werden deshalb als
jüngere Erfolge der Gasmotorentechnik viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Das Gebäude des Bochumer Gussstahlvereins (Nr. 16
des Planes, links
unterhalb des Kunstausstellungsgebäudes A), das wir in
dem Stande der Arbeiten vom 19. Juni 1901 vorführen, soll gleichfalls nach der
Ausstellung in Bochum als Werkstätte wieder aufgebaut werden.
Ein wichtiges Motiv für die äussere Erscheinung des Gebäudes bildet der Glockenturm,
der zur Aufnahme eines Gussstahlgeläutes bestimmt ist. Die dadurch bestimmten
Seitenabmessungen waren wiederum bestimmend für eine entsprechende Höhenentwickelung
des Turmes, die mit 66½ m fast das Mass der Längsausdehnung des Gebäudes erreicht.
Aus der charakteristischen Form der Hauptbinder des Gebäudes glaubte der Architekt
das Hauptmotiv für die Giebelausbildung der Stirnfronten (die grossen Giebelfenster)
ableiten zu sollen, die den Hallencharakter und auch die Hauptlinienführung des
Inneren wiedergeben. Eine reiche Gliederung und Steigerung der Giebelfronten war
durch die schlanken Turmverhältnisse geboten.
Textabbildung Bd. 316, S. 636
Fig. 10.Kunstausstellungsgebäude. (Mittelschnitt.)
Vorhalle; Haupthalle; Gartenhof;
Skulpturensaal
Das ganze Gebäude besteht aus einer Haupthalle von 20 m Breite und etwa 21 m Höhe bis
zum First; die beiden seitlichen Hallen erreichen eine Höhe von 6 m bei 6½ m Breite.
Der Glockenturm wird die linke Seite des Einganges flankieren. Das Gebäude wird
einen sehr anmutigen Eindruck erwecken. Der Architekt des Bochumer Vereins, Heinrich Schumacher, Barmen, ist der Schöpfer des
Entwurfs, die Eisenkonstruktionen werden von Hein, Lehmann
und Co., die Bauarbeiten von Boswan und Knauer
ausgeführt.
Von anderen hervorragenden Sonderpavillons seien noch diejenigen der Vereinigten Zinkwalzwerke (Nr.
41 des Planes), der Pavillon der Gesellschaft Düsseldorfer Eisenbahnbedarf vorm C. Weyer und Co., mit schöner
Architektur (Nr. 57 des Planes ganz links oben), der
Pavillon des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereins in
Hörde mit 46 mLängsachse, 27 m Querachse und 18 m Kuppelhöhe (Nr. 12 des Planes rechts unten), Pavillon der Elektrizitätsaktiengesellschaft vorm. Lahmeyer in
Frankfurt a. M. (Nr. 14 des Planes am Eingange der
Maschinenhalle), Pavillon der Düsseldorfer
Handwerkerkammer (Nr. 22 des Planes), der
besonders durch seine malerische Anordnung wirken wird, Pavillon der Aktiengesellschaft für Gas und Elektrizität in Köln
(Nr. 21 des Planes), dicht dabei der kleine
Pavillon der Washington-Lichtgesellschaft, Elberfeld
(Nr. 23).
Ein imposanter Bau ist das Gebäude des Bergbaulichen
Vereins, Essen (Nr. 38, rechts vom
Hauptausstellungsgebäude), das mit seinem inneren Ausstellungsarrangement die
respektable Summe von 650000 M. kostet und eine Bodenfläche von 6400 qm bedeckt. Das
Hauptgebäude ist bis zur Kuppel 45 m hoch und wird in Modellen und Zeichnungen,
sowie umfangreichen statistischen Angaben die riesige Entwickelung des
rheinisch-westfälischen Bergbaues vorführen. Durch die Aufstellung einer
vollständigen, im Betriebe zu sehenden modernen Schachtanlage über Tage wird dieses
Gebäude ein Hauptanziehungspunkt der Ausstellung für das grosse Publikum und nicht
minder für den Fachmann sein. Die Modellanlage wird etwa 6 m lang und 4 m breit und
von einem regelmässigen Achteck umschlossen sein. Die geschlossenen Seiten des
Achtecks sind durch Wände abgekleidet und auf diesen durch Düsseldorfer Maler
Darstellungen aus dem unterirdischen Betriebe vorgeführt. Das gibt nach der Meinung
des Geheimen Bergrats Schultz, Essen, von dem der
Vorschlag ausging, ein viel schöneres und besseres Bild von dem Bergbau als der
Versuch, ein Bergwerk in dem Rheinsande herzustellen.
An der Aussenseite der Wände gruppieren sich die Stufen der Aufbereitung. Links von
der Längsachse des Gebäudes wird die Förderung und Wasserhaltung für eine Leistung
von 25 cbm pro Minute und 500 m Förderhöhe angeordnet, während der Raum rechts ausschliesslich
von der Wetterführung eingenommen wird.
Uebergehend auf das sozialpolitische Gebiet wird die Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft in dem Gebäude ein 36 qm grosses
Modell der Arbeitermusterkolonie Eving ausstellen und zahlreiche andere humanitäre
Gegenstände werden Zeugnis von der Arbeiterfürsorge im bergbaulichen Betriebe
geben.
Auf weitere Pavillons einzugehen, muss ich mir für spätere Berichte vorbehalten. Nur
sei noch hervorgehoben, dass ein besonderer Sportplatz mit einem Musterstall, 33
grosse und kleinere Restaurants für Bier und Wein (das Hauptweinrestaurant hat der
Pächter des deutschen Weinrestaurants auf der Pariser Ausstellung übernommen),
Cafés, eine Bodega, ein Malzcafé, eine Brunnentrinkstube, ein Liqueurpavillon
(Bols), grösstenteils in eigenen Pavillons und Hallen in der Errichtung begriffen
sind, von denen einzelne, wie das Trierer Haus, Weinrestaurant Hütwohl,
Hauptweinrestaurant u.s.w. durch ihre Architektur das Auge sehr erfrischen werden.
Eine Reihe anderer Bauten dienen dem Vergnügen, wie die Bergfahrt in Tirol, die
Wasserrutschbahn, Marineschauspiele, Panorama „Blücher's Uebergang über den
Rhein“, auch die beiden Fesselballons sind hier zu nennen.
Es ist Gewicht darauf gelegt, dass die Ausstellung nicht durch den beliebten
Jahrmarktsrummel beeinträchtigt wird, weshalb diese Art von Vergnügungen auf die
vorerwähnten gediegenen Unternehmungen beschränkt bleiben werden.
Für alle festlichen Gelegenheiten, Konzerte, Vorträge, Versammlungen u.s.w., dient
die grosse Festhalle, die von der Baufirma Husung,
Düsseldorf, ausgeführt wird. Sie ist im Gerippe ganz aus Holz konstruiert, die
Umfassungswände, Seiten und hinteren Teile werden ausgemauert. Die Saalbauten mit
Orchester sind 1600 qm, Vorhalle mit Galerie (Empore) 220 qm, seitlich offene
gedeckte Hallen 585 qm, Toiletten 107 qm, Küchen 540 qm, Keller 112 qm, zusammen
also 3164 qm gross. Der Hauptsaal ist 25 m breit, 55 m lang, 21 m hoch. Die
Nebensäle, die durch eine 4 m hohe Abschlusswand abgetrennt werden können, sind 7,5
m breit, 14,4 m lang, 18 m hoch. Für Konzerte bieten die Säle 2000 Sitzplätze. Auf
dem grossen Podium kann ein Chor von 500 Personen Aufstellung finden, die Empore
misst 150 qm. Plastischer Schmuck wird im Inneren vermieden, dafür aber reiche
Malereiausstattung angebracht werden.
Textabbildung Bd. 316, S. 637
Fig. 11.Festhalle.
Der zweite Teil der Ausstellung, die Nationale Kunstausstellung, wird in dem
Kunstausstellungsgebäude untergebracht, das im Gegensatz zu allen übrigen Gebäuden
dauernd erhalten bleibt und seinen Zweck ständig erfüllen soll. Beistehende
Abbildungen zeigen den Mittelschnitt des Gebäudes (Fig.
10) und den Grundriss des Erdgeschosses (Fig.
12). Das Gebäude hat eine umbaute Fläche von 7400 qm. Die Länge der nach
Westen liegenden Hauptfront beträgt 132 m und die grösste Tiefe 90 m, die Höhe bis
zur Kuppelspitze 39 m. Im Inneren sind ausser der unter der Kuppel befindlichen
Haupthalle sieben grössere und sieben kleinere, zum Teil im Obergeschoss des
Vorderbaues gelegene Ausstellungshallen enthalten; erstere können durch leicht
verstellbare Holzwände in beliebig viele Einzelabteilungen getrennt werden.
Die Abmessungen der grössten Hallen sind: 55 m bezw. 38 m Länge und 22 m Breite bei
einer mittleren Höhe von 8 m; die des Skulpturensaales an der Rückfront 28 m Länge
und 16 m Breite bei 11 m Höhe. Mit einigen Ausnahmen sind für die Räume doppelte
Oberlichter angeordnet. Um im Winter ebenfalls Ausstellungen und grössere
Festlichkeiten abhalten zu können, werdendie vorderen Hallen durch
Niederdruckdampfheizung erwärmt. Die in den beiden Endrisaliten angebrachten Treppen
führen zu den im Obergeschoss liegenden Loggien und den Sälen im Mittelbau.
Die Hauptfassade wird in Tuffstein, teils mit Sandstein und Granit ausgeführt und die
Kuppel mit Kupfer eingedeckt. In direkter Verbindung mit dem Hauptgebäude an der
Südseite mit Front gegen den Rhein und die Inselstrasse befindet sich das ebenfalls
neu erbaute Restaurationsgebäude mit Sälen im Erd- und Obergeschoss. Die bebaute
Fläche beträgt 500 qm. Die Fassade wird geputzt.
Die Baukosten belaufen sich für beide Gebäude zusammen auf 800000 M. Der Bau wird
nach dem mit dem ersten Preise von der Konkurrenzjury bedachten Entwurf des
Architekten Bender, Düsseldorf, von der Firma Philipp Holzmann, Frankfurt a. M., ausgeführt und muss
bis 1. Oktober 1901 im Rohbau fertig sein, thatsächlich ist das schon seit mehreren
Wochen der Fall. Das umfangreiche Baugelände gibt die Stadt kostenlos her, die
ausserdem auch einen grossen Betrag zur Bausumme gezeichnet hat. Der monumentale Bau
verspricht nicht allein eine Zierde der Stadt Düsseldorf zu werden, sondern er wird
auch das lang ersehnte Ziel der Düsseldorfer Künstlerschaft, ein eigenes
Ausstellungsgebäude zu besitzen, erreichen lassen.
Die Künstlerschaft wird nun nicht mehr gezwungen sein, sich anderswo zu Gaste zu
laden und hiermit nicht immer freundliche Erfahrungen zu sammeln. Sie wird fernerhin
in ihrem eigenen Heim ihre Erzeugnisse vorführen können und dem geistigen Leben
Düsseldorfs einen neuen und nötigen Aufschwung verleihen. Die Bedeutung der
Errichtung des dauernden Kunstausstellungsgebäudes erscheint dem Kenner der
Verhältnisse als eine eminente. Durch seine innere Einrichtung wird das Gebäude für
alle später zu errichtenden vorbildlich sein.
Nach Mitteilungen von Prof. Fritz Roeber, dem
Vorsitzenden der Kunstausstellung, der mit grosser Hingabe für die Erbauung des
Gebäudes in seiner heutigen Gestalt und für dessen dauernde Erhaltung arbeitete,
sind für die kunsthistorische Ausstellung bereits über 80 Monumentalwerke der
Bildhauerkunst und hervorragende Architekturwerke aus Rheinland-Westfalen abgeformt
worden. Die preussische Staatsregierung hat dafür 50000 M. eingestellt, so dass mit
den anderen verfügbaren Mitteln 101000 M. für den Zweck zur Verfügung stehen. Die
bedeutendsten Sammler des Westens werden ihre Objekte ebenfalls zur Schau stellen
und so wird es möglich sein, über die gesamte Kunstentwickelung der beiden Provinzen
ein Bild zu geben, wie es umfassender und vielseitiger bisher noch nicht geboten
werden konnte.
Auch die Vorbereitungen für die Ausstellung der angewandten Kunst sind
vielversprechend, und es werden die hervorragendsten, bahnbrechenden Künstler
herangezogen werden. Der auswärtigen Künstlerschaft werden einige besondere Säle
eingeräumt, auch ist ihnen eine eigene Hängekommission und eine eigene Jury
zugebilligt. Eine Zentraljury, die offizielle Ausstellungsjury prüft die
Entscheidungen sämtlicher Vorjurys und trifft hiernach die endgültigen Bestimmungen
zur Preisverteilung. Somit ist zu erwarten, dass die Düsseldorfer Nationale
Kunstausstellung, deren stellvertretender Vorsitzender Maler Volkhart und Vorsitzender der Gruppe für angewandte Kunst Prof. Oeder sind, ein Fest für die deutsche Künstlerschaft
sein wird, das in voller Eintracht einen glänzenden Abschluss finden und zu häufiger
Wiederholung anfeuern wird.
Die Ausstellung erhält mit einem Kostenaufwande von 1½ Millionen einen eigenen
Bahnhof, der die auswärtigen Besucher direkt in das Ausstellungsgelände hineinführt,
da die Geleise unmittelbaren Anschluss mit den Staatsbahnstrecken haben. Eine
elektrische Rundbahn wird für den Verkehr innerhalb der Ausstellung sorgen.
Ausserdem wird die Ausstellung mit der städtischen Hafenbahn verbunden und die
Düsseldorf-Krefelder elektrische Kleinbahn mündet unmittelbar am Haupteingange der
Ausstellung. Die städtischen Strassenbahnlinien werden in bekannt prompter Weise den
Verkehr aus der Stadt zur Ausstellung vermitteln, u.a. durch eine Linie direkt vom
Hauptbahnhofe nach der Ausstellung.
Auch die elektrische Kleinbahn Düsseldorf-Benrath-Hilden-Ohligs und diejenige
Düsseldorf-Kaiserswerth-Duisburg haben direkten Anschluss an das Strassenbahnnetz.
Von sonstigen Fahrgelegenheiten seien neben den Pferdedroschken die immer mehr in
Anwendung kommenden Automobildroschken zu nennen, die heute schon ein ständiges
Verkehrsmittel der Stadt sind.
Textabbildung Bd. 316, S. 638
Fig. 12.Grundriss des Erdgeschosses des Kunstausstellungsgebäudes.
In der Ausstellung werden täglich Konzerte der namhaftesten Kapellen Düsseldorfs und
aus anderen Städten stattfinden, wofür 40000 M. ausgeworfen sind, eine ebenso grosse
Summe ist für die Feuerwerke vorgesehen, die von deutschen und einem hervorragenden
englischen Pyrotechniker abgebrannt werden. Daneben werden in der städtischen
Tonhalle gewählte Konzerte, im Stadttheater mit seinen anerkannt tüchtigen Kräften
und unter Heranziehung von ausgezeichneten Gästen genussreiche Vorstellungen
stattfinden, das Apollotheater, das vornehmste und grösste Spezialitätentheater
Deutschlands, wird dem Variétéliebhaber das Beste bieten und ein ganzer Stadtteil,
die historische Altstadt, rüstet sich zu dauernder Ausschmückung seiner Strassen und
Plätze im mittelalterlichenStile. Die Krone all dieser Vergnügungen werden aber
die gross angelegten Künstlerfeste darstellen, die von den verschiedenen
Düsseldorfer Künstlervereinigungen abgehalten werden und zu denen der Fremde
natürlich Zutritt hat. Eine musterhaft geleitete Stadtverwaltung wird auch in
anderer Beziehung den Besuchern Düsseldorfs manches Sehens- und Erfahrenswertes
bieten.