Titel: | Ueber Aräometer mit willkürlicher Einteilung. |
Autor: | Gustav Rauter |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 677 |
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Ueber Aräometer mit willkürlicher
Einteilung.
Von Dr. Gustav Rauter.
Ueber Aräometer mit willkürlicher Einteilung.
Neben solchen Aräometern, die unmittelbar das spezifische Gewicht einer
Flüssigkeit oder den Prozentgehalt einer gewissen Lösung angeben, werden noch die
verschiedensten Aräometer mit willkürlicher Einteilung gebraucht, und zwar beruhen
deren Angaben auf sehr mannigfaltigen Berechnungen, so dass oft ganz gleich benannte
Aräometer doch je nach der Herkunft ziemlich weit voneinander verschiedene Angaben
machen, ein Umstand, der insbesondere auch für die meist gebräuchliche Einteilung
nach Graden Baumé zutrifft.
Wir wollen zunächst einmal von den Instrumenten nach Fleischer und nach Twaddell absehen, auf die
wir später zurückkommen werden. Dann können wir alle gebräuchlichen
Aräometereinteilungen, die wir im Auge haben, nämlich (nach abnehmender Grösse der
Grade geordnet) die nach Gay-Lussac, Cartier, Baumé,
Stoppani, Beck, Balling und Brix auf eine
gemeinschaftliche Grundlage zurückführen.
Denken wir uns einen Körper AB (Fig. 1) in eine Flüssigkeit vom spezifischen Gewichte
p eintauchen, in die er bis zum Punkte F einsinke. In eine andere, schwerere Flüssigkeit vom
spezifischen Gewichte q tauche er bis E ein. Wir teilen nun den Körper in eine Anzahl gleich
schwerer und demnach bei gleich grossem Querschnitt auch gleich langer Teile ein.
Zwischen F und E seien c solcher Teile oder Grade, wobei wir F mit 0° und E mit c° bezeichnen. Diese Bezifferung können wir nun auch
auf alle anderen Teilpunkte des Körpers AB
ausdehnen; hierbei werden dann die über F
hinausliegenden Teile negatives Vorzeichen erhalten.
Textabbildung Bd. 316, S. 677
Fig. 1.
Wie gross ist nun das spezifische Gewicht d einer
Flüssigkeit, in die der Körper AB bis zum Punkte
G bei n°
eintaucht?
Setzen wir FB = w,
GB = x,
FG = y,
FE = z und EB = 1, so können wir dies letztere deswegen
thun, weil das Gewicht des Aräometers an und für sich nicht in Betracht kommt,
vielmehr nur das verhältnismässige Gewicht der einzelnen Teile untereinander in
Rechnung zu ziehen ist. Es ergeben sich dann folgende Gleichungen:
d : p =
w : x
d : q = 1
: x
n : c =
y : z
w = z +
1
z = x +
y – 1.
Hieraus folgt, dass
d=\frac{c\,p\,q}{c\,q-n\,(q-p)},
oder, um n ohne Faktor zu
haben:
d=\frac{\frac{c\,p\,q}{q-p}}{\frac{c\,q}{q-p}-n}.
Setzen wir nun \frac{c\,p\,q}{q-p}=a und \frac{c\,q}{q-p}=b, so ist
d=\frac{a}{b-n}=\frac{a}{a-(n+a-b)},
oder wenn wir a – b = c setzen:
d=\frac{a}{(a-e)-n}=\frac{a}{a-(n+e)}.
Es ist dann:
e=a-b=\frac{c\,p\,q}{q-p}-\frac{c\,q}{q-p}=\frac{c\,q\,(p-1)}{q-p}.
Regelmässig hat nun eine der beiden Flüssigkeiten, von denen ausgegangen wird, das
spezifische Gewicht 1. Setzen wir p = 1, so ist cpq = cq, aber
auch a = b, und
d=\frac{a}{a-n} . . . . . . I)
n=\frac{a\,(d-1)}{d} . . . . . . II)
a=\frac{d\,n}{d-1} . . . . . . III)
Auf diese drei Grundgleichungen lassen sich auch die Formeln zurückführen, bei denen
p ≷ 1 und demnach
d=\frac{a}{b-n}=\frac{a}{a-(n+e)}.
Wir brauchen hier nur statt n den Ausdruck n + e einzusetzen.
Wir wollen a die Grundzahl, e die Höhenzahl nennen, letzteres deshalb, weil durch die Grösse e nichts weiter ausgedrückt wird, als nur eine Höher-
oder Tieferlegung des Nullpunktes an im übrigen unveränderter Skala.
Ferner wollen wir alle Bezifferungen, die von leichteren zu schwereren Flüssigkeiten
entsprechenden Gradzahlen fortschreiten, mit positiven, alle die aber, die umgekehrt
von schwereren zu leichteren führen, mit negativem Vorzeichen versehen. Zu letzteren
gehören insbesondere die Skalen der sogen. Aräometer für leichtere Flüssigkeiten.
Durch das Festhalten des richtigen Vorzeichens wird erzielt, dass stets ausdrücklich
zu ersehen ist, um was es sich handelt; z.B. entsprechen + 60° Baumé einem
spezifischen Gewichte über 1, aber – 60° Baumé einem solchen unter 1. Auch ergibt
sich daraus, dass zwischen Aräometern für schwerere und solchen für leichtere
Flüssigkeiten theoretisch kein Unterschied besteht, und dass die in der Praxis
zwischen beiden vielfach übliche scharfe Trennung nur unnötige Verwirrung
schafft.
Vor mehr als 30 Jahren hat Gerlach in D. p. J. 1865 176 444 bis
461, 1866 181 358 bis 362 und 1870 198 313 bis 320 ausführliche Untersuchungen über die Aräometer und ihre
Beziehungen zum spezifischen Gewichte angestellt, hat dabei aber jedes Aräometer für
sich betrachtet und nicht versucht, das Ganze in ein zusammenhängendes System zu
bringen, wodurch die Sache sowohl theoretisch wie praktisch bedeutend vereinfacht
worden wäre. Von bleibendem Werte sind insbesondere die von Gerlach ausgeführten spezifischen Gewichtsbestimmungen gewesen, namentlich
betreffs der den Baumé'schen Aräometern zu Grunde
liegenden Kochsalzlösungen. Beim Vergleiche der in folgendem berechneten Zahlen mit
den seinen ist besonders zu beachten, dass Gerlach die
Aräometer für schwerere und leichtere Flüssigkeiten stets getrennt berechnet hat,
während hier beide unter gleiche Formeln gebracht sind.
Das älteste Aräometer mit willkürlicher Einteilung scheint das von Baumé zu sein, von dem Berzelius in einem Lehrbuche der Chemie, übersetzt von Woehler 1831 4 811 bis 812
folgendes schreibt:
„Baumé graduierte sein Aräometer für Salzlösungen
auf folgende Art: Dasselbe wurde in Wasser von + 11° [Réaumur'sche Grade scheinen gemeint zu sein] eingesenkt, und dann so
viel Quecksilber in die noch offene Röhre gebracht, bis das Instrument fast bis
an das Ende einsank. Dieser Punkt wurde nun mit 0° bezeichnet. Darauf wurde
diese Wage in eine Salzauflösung von 15 Teilen Kochsalz und 85 Teilen Wasser
gebracht, und der Punkt, bis zu dem sie einsank, mit 15 bezeichnet. Der Abstand
zwischen diesen Punkten wurde in 15 gleiche Teile, welche Grade ausmachten,
eingeteilt, und darauf die Röhre auch auf der unteren Hälfte in 15 gleich grosse
Grade eingeteilt; denn Baumé glaubte, dass die Zahl eines jeden Grades den prozentischen
Gehalt von Salz in der Auflösung anzeige. Dies ist jedoch nicht
richtig, teils weil die Röhre dieser Wage nie genau cylindrisch sein kann, und
teils, weil das spezifische Gewicht nicht ganz in demselben Verhältnisse wie der
Salzgehalt der Auflösung zunimmt.“
„Die Wage für spirituöse Flüssigkeiten ist ganz nach demselben Prinzip, d.h.
nicht nach ungleichen Quantitäten von Alkohol, sondern in einer Salzauflösung
graduiert. Der Nullpunkt befindet sich hier nicht an der Spitze, sondern gleich
über der Kugel, und ist durch die Stelle bestimmt, bis zu der die Wage in einer
Auflösung von 10 Teilen Salz in 90 Teilen Wasser sinkt. Sie wird hierauf in
reines Wasser eingetaucht, und der Punkt, bis zu dem sie darin untersinkt, mit
10 bezeichnet. Dieser Abstand wird in 10 Grade geteilt, nach welchen nachher der
übrige Teil der Röhre mit gleich grossen Graden graduiert wird.“
Man ersieht hieraus, dass Baumé bei der Erfindung seines
Aräometers von falschen Voraussetzungen ausging, dass er ferner auch von vornherein
den durch nichts gerechtfertigten Unterschied zwischen Aräometer für schwerere und
für leichtere Flüssigkeiten machte, sowie dass endlich, nach der ziemlich
umständlichen Schilderung bei Berzelius zu schliessen,
derartige Aräometer damals noch etwas verhältnismässig Neues waren.
Was zunächst nun die ursprüngliche Baumé-Skala für schwerere Flüssigkeiten anbetrifft
(wir wollen die verschiedenen hier zu besprechenden Skalen mit laufenden Nummern,
diese also mit 1 bezeichnen), so war hierin der Nullpunkt beim spezifischen Gewichte
1, der andere feste Punkt 15°, beim spezifischen Gewichte einer 15prozentigen
Kochsalzlösung bei 11° R. = 13¾° C. Diese hat hierbei das spezifische Gewicht
1,11158, bezogen auf Wasser von gleicher Wärme. Es ist demnach
a=\frac{d\,n}{d-1}=\frac{1,11158\,\cdot\,15}{0,11158}=149,43 . . 1)
Gerlach berechnete die nämliche Skala unter
Zugrundelegung des Gewichtes einer 15prozentigen Kochsalzlösung von 15° C., bezogen
auf Wasser von 15° C., mit einem spezifischen Gewichte von 1,11146. Hierfür ist
a=\frac{d\,n}{d-1}=\frac{1,11146\,\cdot\,15}{0,11146}=149,58 . . 2)
Es gibt auch eine von Francoeur ebenfalls auf Grund des
Gewichtes von 15prozentiger Kochsalzlösung berechnete Tabelle, bei der + 66° 1,7674
spezifischem Gewicht entspricht. Hieraus ergibt sich:
a=\frac{d\,n}{d-1}=\frac{1,7674\,\cdot\,66}{0,7674}=152,00 . . 3)
Eine noch höhere Zahl für a ergibt die Umrechnung einer
von Gerlach mitgeteilten Tabelle nach Bohnenberger,die nur bis 40° geht, was gleich
1,347 spezifischem Gewicht gesetzt wird. Hiernach ist
a=\frac{1,347\,\cdot\,40}{0,347}=155,27 . . . . 4)
Bei Berzelius findet sich eine von Bingley berechnete Tabelle, die allerdings nur von 18
bis 45° geht. Letzterer Zahl wird der Wert 1,435 spezifisches Gewicht gleich
gesetzt, so dass also
a=\frac{1,435\,\cdot\,45}{0,435}=148,45 . . . . 5)
Die 15prozentige Kochsalzlösung wurde nun aber bald zu Gunsten einer 10prozentigen
verlassen, die man 10° entsprechen liess. Man nahm deren spezifisches Gewicht
entweder bei 12½ oder bei 15 oder bei 17½° C. an und bezog es auf Wasser von
jedesmal gleicher Temperatur. Hierfür sind die betreffenden Zahlen nach den
Bestimmungen von Gerlach:
bei 12½° C.
1,073596
„ 15° C.
1,073350
„ 17½° C.
1,073110
Es folgen daraus die Formeln:
a=\frac{1,073596\,\cdot\,10}{0,073596}=145,88 . . . . 6)
a=\frac{1,07335\,\cdot\,10}{0,07335}=146,33 . . . . 7)
a=\frac{1,07311\,\cdot\,10}{0,07311}=146,78 . . . . 8)
Letzterer Zahl gibt Gerlach den Vorzug, weil 17½° C. als
Grundtemperatur am meisten in Gebrauch sei.
Eine von Gerlach nach Delezennes mitgeteilte Tabelle enthält für 66° die spezifische
Gewichtszahl 1,8922, woraus sich ergibt:
a = 139,97 . . . . . . . 9)
Eine andere dort Graham's Lehrbuch entnommene Tabelle
hat 60° bei 1,815 spezifischem Gewicht. Sie sei von 10prozentiger Kochsalzlösung
ausgehend berechnet, deren Gewicht man durch willkürliche Abkürzung der letzten
Dezimalen zu 1,073 angenommen habe; diese Tabelle sei sehr verbreitet. Es ergibt
sich aus diesen Angaben:
a = 146,99 . . . . . . 10)
Hiernach entspricht 66° 1,8149 spezifischem Gewicht oder rund 1,815.
Nun liegt aber 66° Baumé ungefähr beim spezifischen Gewichte der konzentrierten
Schwefelsäure, und da diese Säure ganz hauptsächlich nach Baumé-Graden gemessen
wurde und noch wird, so ging man dazu über, konzentrierte Schwefelsäure gleich 66°
als Ausgangspunkt der Berechnung zu nehmen. Da war nun wieder die Frage: was ist
konzentrierte Schwefelsäure? Ist es sogen. gewöhnliche konzentrierte Schwefelsäure
des Handels von etwa 92 %, oder chemisch reines Monohydrat (H2SO4), oder die
Schwefelsäure im Zustande ihrer grössten Dichte bei 1,8415 spezifischem Gewichte und
97,70 % H2SO4? Dazu
kam denn noch, dass es an genauen Bestimmungen über das spezifische Gewicht starker
Schwefelsäure früher durchaus fehlte.
Bei Berzelius finden wir, dass Guyton-Morveau und Nicholson bei der
Berechnung der Baumé-Grade davon ausgegangen seien, dass 66° einem spezifischen
Gewichte von 1,848 entsprechen. Hier lag also auch offenbar schon das Gewicht
konzentrierter Schwefelsäure zu Grunde. Danach wäre
a = 143,83 . . . . . . 11)
Auch die von Gerlach nach Graham gegebenen Zahlen (vgl. Nr. 10) scheinen in Wirklichkeit nach
Schwefelsäure und nicht nach Kochsalzlösung berechnet zu sein, da man nach Gerlach's Angaben den Grad 66 entsprechend 1,815
spezifischem Gewicht bei 17½° C. der Berechnung zu Grunde gelegt habe. Dann ist
a = 146,98 . . . . . . 12)
In Wirklichkeit wird man wohl in beiden Fällen auf 147 abgekürzt haben, da ja auch
eine so geringe Aenderung in der zweiten Dezimale von a
nur auf die vierte Dezimale von d Einfluss hat, und
diese in der Praxis doch stets vernachlässigt wird.
Gerlach führt ferner an, dass Schober und Pecher eine
Formel berechnet haben, bei der 66° 1,834 spezifischem Gewicht entsprechen, eine
Zahl, die man vielfach fälschlich für das spezifische Gewicht der konzentrierten
Schwefelsäure halte. Danach wäre hier
a = 145,14 . . . . . . 13)
Lunge empfiehlt nun in seiner Sodaindustrie (1. Aufl. Bd. 1 S. 15) das sogen. rationelle
Baumé-Aräometer, das sich auch seitdem vielfach Eingang verschafft hat, und das nach
der Formel berechnet wird:
d=\frac{144,3}{144,3-n}.
Es ist also
a = 144,3 . . . . . . 14)
Hieraus folgt, dass für 66° d= 1,8429.
Jedoch ist in den von Lunge mitgeteilten Tabellen für
66° d = 1,842 eingesetzt; auch ist angegeben, dass dies
die Zahl sei, auf der sich die Berechnung aufbaue. Demnach wäre
a = 144,38 . . . . . . 15)
Nehmen wir dagegen die grösste Dichte der Schwefelsäure nach Lunge und Isler mit 1,8415 (Lunge's Sodaindustrie, 2.
Aufl. Bd. 1 S. 111) als 66° entsprechend an, so haben wir
a = 144,43 . . . . . . 16)
In Amerika benutzt man nach Lunge (nach Chem. Trade Journ., Bd. 2 S. 183) neuerdings noch ein
anderes auf Schwefelsäure gegründetes Aräometer, wobei
a = 145 . . . . . . . 17)
und d bei 66° gleich 1,8354.
Gleichfalls zu den Baumé'schen Aräometern gehört das
holländische Aräometer, obwohl es von manchen nicht dazu gezählt wird, und zwar
deshalb nicht, weil bei ihm der Nullpunkt der Teilung für leichtere mit dem für
schwerere Flüssigkeiten zusammenfällt, was bei den gewöhnlichen Baumé-Aräometern
nicht der Fall ist.
Bei seiner Berechnung ging man von 10prozentiger Kochsalzlösung aus, für die man das
spezifische Gewicht 1,074626 annahm. Danach ist
a = 144,00 . . . . . . 18)
Jedenfalls hat diese holländische Teilung den Vorzug, dass man sich bei ihr später
nicht mehr an neuere Bestimmungen des spezifischen Gewichtes der Kochsalzlösung
hielt, sondern ein- für allemal bei der Formel
d=\frac{144}{144-n}
blieb. Es war also, ebenso wie das sogen. rationelle
Aräometer, von seiner Unterlage unabhängig geworden.
Wie gesagt, war bei den Aräometern nach Baumé für
leichtere Flüssigkeiten meist eine verschiedene Lage des Nullpunktes üblich, als es
bei den bisher besprochenen Aräometern der Fall war. Man legte ihn nämlich um 10°
oberhalb (am Aräometer selbst also unterhalb) des Wasserpunktes, so dass das
spezifische Gewicht reinen Wassers –10° entsprach. Baumé selbst hatte sogar auch verschiedene Salzlösungen als Grundlage
beider Teilungen genommen.
Sein Aräometer für leichtere Flüssigkeiten hatte also den Nullpunkt bei 10prozentiger
Kochsalzlösung, den Punkt –10° bei reinem Wasser. Seine Formel ist demnach
allgemein:
d=\frac{a}{a-(n+10)}.
Setzen wir hierin a nach den Gleichungen 6, 7 und 8 ein,
so erhalten wir:
d=\frac{145,88}{135,88-n} . . . . . 19)
d=\frac{146,33}{136,33-n} . . . . . 20)
d=\frac{146,78}{136,78-n} . . . . . 21)
Für leichtere Flüssigkeiten, wo n negativen Wert hat,
hat, wie nicht zu vergessen ist, –n also positiven
Wert.
Bei Berzelius findet sich eine Tabelle für dies Baumé'scheAräometer, die von Nicholson nach Baumé
selbst berechnet sei, der angab, dass –37° 0,842 spezifischem Gewicht entsprächen.
Danach ist:
a=\frac{0,842\,(-37+10)}{0,842-1}=143,89 . . 22)
demnach wäre
d=\frac{143,89}{133,89-n}.
Eine in Lunge's Industrie des
Steinkohlenteers, 1888 3. Aufl. S. 648, befindliche Tabelle für leichtere
Baumé-Grade nach Duflos gibt für –32° 0,864
spezifisches Gewicht. Hieraus berechnet sich:
a=\frac{0,864\,\cdot\,22}{0,136}=139,71 . . . . 23)
Eine von Francoeur berechnete und von Gerlach übernommene Tabelle für Flüssigkeiten leichter
als Wasser gibt für –60° 0,7449 spezifisches Gewicht. Demnach ist
a=\frac{0,7449\,\cdot\,50}{0,2551}=146,00 . . . . 24)
Dieser Wert liegt zwischen den von Gerlach für 12½ und
für 15° C. ermittelten Werten 145,88 und 146,33 und weicht von ersterem so wenig ab,
dass Gerlach ihn ohne weiteres in seine Tabellen
übernahm, und zwar unter Angabe einer Normaltemperatur von 12½° C., während er für
schwerere Flüssigkeiten die von ihm selbst gefundene Zahl 146,78 bei 17½° C. als
Ausgangspunkt der Teilung nahm.
Gerlach's und seiner Nachfolger Tabellen haben also auch
wieder, wie ursprünglich Baumé selbst, zwei
verschiedene Grundzahlen für schwerere und leichtere Aräometer, nur nicht so sehr
verschieden wie dieser, nämlich:
für
schwerere
Flüssigkeiten
146,78
8)
„
leichtere
„
146,00
24)
Gleichfalls Werte nach Baumé hat Hassenfratz gegeben; sie finden sich bei Berzelius abgedruckt. Seine Tabelle ist für schwerere Flüssigkeiten so
gefunden, dass er das spezifische Gewicht einer 1prozentigen Kochsalzlösung gleich
1°, das einer 2prozentigen gleich 2° setzte u.s.w., bis 30° entsprechend
30prozentiger Kochsalzlösung. Seine Zahlen stimmen aber weder mit denen irgend einer
anderen Tabelle nach Baumé, noch mit den wirklichen
spezifischen Gewichten von Kochsalzlösungen, wie schon daraus hervorgeht, dass er
30prozentige Lösung anführt, während in der That Kochsalz bei gewöhnlicher
Temperatur nur 26,4prozentige Lösung gibt.
Ebenso sind auch die Angaben von Hassenfratz für
leichtere Flüssigkeiten auf keine rationelle Grundlage zu bringen. Er hat sie
berechnet, indem er 15 Teile Spiritus von 40° mit einem Teil Wasser gemischt gleich
37°, 14 Teile Spiritus von 40° mit zwei Teilen Wasser gleich 34° u.s.w. setzte. Es
müsste also der Punkt 40° dem spezifischen Gewichte reinen Alkohols entsprochen
haben. Da bei ihm aber 40° gleich 0,8276 spezifischem Gewicht angegeben wird, so ist
er offenbar schon von wässerigem Alkohol ausgegangen.
Welche Vorsicht überhaupt beim Gebrauche der Baumé-Grade und der dazu gehörigen
Formeln nötig ist, zeigt z.B. der Elektrochemiker-Kalender für 1901, Teil 2 S. 57 bis 59, wo als Formel für
die Berechnung der Grade leichterer Flüssigkeiten eine solche mit a = 146,78 angegeben ist, während die danach folgende
Tabelle mit a = 146 berechnet ist.
Auch ist ebenda S. 58 die Baumé-Formel für schwerere Flüssigkeiten mit a = 146,7 bei 17½° C. angegeben, während sich S. 60
zwei Tabellen befinden, deren eine (einmal steht irrtümlich 17,5° R. statt 17,5° C.)
dieser von Gerlach gegebenen Formel entspricht, während
die andere mit der Ueberschrift: Baumé 10° R. = 12,5°
C. nicht der für 12½° C. von Gerlach gegebenen Formel
mit a = 145,88 entspricht, wonach 66° bei 1,8262
spezifischem Gewicht liegen, sondern von der sogen. rationellen Formel abgeleitet zu
sein scheint. Jedoch sind die Zahlen in der vierten Dezimale ein wenig verschieden
von den danach berechneten. 66° liegt z.B. bei 1,8428 spezifischem Gewicht, statt
bei 1,8429; es ist demnach
a = 144,31 . . . . . . 25)
Tabellen nach dieser Formel finden sich auch sonst
abgedruckt.
Nicht genug mit all diesen Verschiedenheiten änderte Cartier, dem Baumé die Anfertigung seiner
Aräometer übertragen hatte, deren Grundlage ganz willkürlich ab und schuf damit das
Cartier'sche Aräometer. Hierbei machte er 15 seiner
Grade so lang wie 16° Baumé, verlegte ferner auch noch den Baumé'schen. Nullpunkt. Um wie viel dieser zu verlegen war, darüber waren
aber die Anschauungen verschieden, so dass die Verwirrung hier noch grösser war, als
bei den eigentlichen Baumé-Spindeln.
Bei der einen Einteilung findet sich der Punkt – 11° Cartier bei – 10° Baumé der Baumé'schen Spindel für leichtere Flüssigkeiten; im
übrigen aber entsprechen 15° Cartier 16° Baumé. Es ist demnach:
– 11°
Cartier
entspr.
– 10°
Baumé
entspr.
d = 1,0000
– 26°
„
„
– 26°
„
„
d = 0,9014
Die Zahl 0,9014 erhalten wir hier für – 26° Baumé, wenn wir nach Formel 7 a = 146,33 annehmen, und ferner e = 10 setzen, so dass also:
\frac{146,33}{136,33+26}=0,9014.
Es ergibt sich nun, dass demnach bei der betreffenden Cartier-Spindel:
a=\frac{0,9014\,(-26+11)}{0,9014-1}=\frac{15\,\cdot\,0,9014}{0,0986}=137,13
und
d=\frac{137,13}{126,13-n} . . . . . 26)
Nach einer anderen Berechnungsweise fallen – 10° Cartier und – 10° Baumé beim
spezifischen Gewichte 1 zusammen, während im übrigen wieder 15° Cartier = 16° Baumé.
Es ist demnach:
– 10°
Cartier
entspr.
– 10°
Baumé
entspr.
d = 1,0000
– 25°
„
„
– 26°
„
„
d = 0,9014
a=\frac{0,9014\,(-25+10)}{0,9014-1}=137,13
d=\frac{137,13}{127,13-n} . . . . . 27)
Nach einer dritten Angabe wieder fallen – 22° Cartier und – 22° Baumé zusammen, und
es sind im übrigen wieder 15° Cartier = 16° Baumé. Daraus folgt:
– 10,75°
Cartier
entspr.
– 10°
Baumé
entspr.
d = 1,0000
– 25,75°
„
„
– 26°
„
„
d = 0,9014
a=\frac{0,9014\,(-25,75+10,75)}{0,9014-1}=137,13
d=\frac{137,13}{126,38-n} . . . . . 28)
Diese drei verschiedenen Teilungen nach Cartier haben
somit einerlei Grundzahl, aber verschiedene Höhenzahl. Von jeder Baumé-Teilung
lassen sich aber nun auf diese Weise drei verschiedene Teilungen nach Cartier ableiten, wodurch die hier herrschende
Verwirrung denn noch vielfach grösser ist als dort.
Eine von Gerlach nach Francoeur wiedergegebene Tabelle nach Cartier, über deren Berechnungsweise er nichts mitteilt, erstreckt sich
von – 14 bis – 39°, wofür die Werte 0,9764 und 0,8286 gegeben werden. Wenn wir
hieraus die zu Grunde liegende Formel berechnen, so erhalten wir, indem wir in die
Formel
a=\frac{d\,(e+n)}{d-1}
die entsprechenden Werte einsetzen:
a=\frac{0,9764\,(e-14)}{0,9764-1}
und
a=\frac{0,8286\,(e-39)}{0,8286-1},
demnach:
\frac{0,9764\,(14-e)}{0,0236}=\frac{0,8286\,(39-e)}{0,1714}
und
e = 10,69,
folglich:
a=\frac{0,8286\,(39-10,69)}{0,1714}=136,86
und
d=\frac{136,86}{126,17-n} . . . . . 29)
Graham-Otto (Einleitung 1878, S. 149 bis 153) gibt für
Cartier-Grade folgende Formel:
d=\frac{136,8}{126,1-n} . . . . . 30)
also
a = 136,8 und e = 10,7.
Der Elektrochemiker-Kalender gibt diese Graham-Otto'sche Formel für schwerere Flüssigkeiten –
während sonst immer die Cartier'schen Grade nur für
leichtere Flüssigkeiten angegeben werden –, für letztere dagegen hat er
eine andere Formel:
d=\frac{137,61}{126,85-n} . . . . . 31)
wobei also
a = 137,61 und e = 10,76.
Eine andere Gruppe von Aräometern rührt von Gay-Lussac
her, nämlich das sogen. Volumeter und das sogen. hundertgradige Aräometer.
Denken wir uns an der Aräometerskala einfach die reziproken Werte des spezifischen
Gewichts als Grade aufgetragen, wobei wir, um die Zählungsrichtung zu bezeichnen,
negatives Vorzeichen nehmen müssen, so erhalten wir eine Teilung nach der Formel
n=-\frac{1}{d} oder d=\frac{1}{-n},
d.h. wir haben in der Formel
d=\frac{a}{a-e-n}
a = 1 und e = 1 . . . . . 32)
Da hierbei alle Gradzahlen für spezifisches Gewicht über 1 auch ihrem absoluten Werte
nach kleiner als 1 werden würden, so nahm Gay-Lussac
100 als Grundzahl wie als Höhenzahl an, wobei ebenfalls a und e voneinander abgezogen Null geben und
erhielt
d=\frac{100}{-n}
mit
a = 100 und e = 100 . . . . 33)
Dies ist die seinem sogen. Volumeter zu Grunde liegende Berechnung, wobei ebenfalls
nur negative Grade vorkommen. Um nun für Flüssigkeiten schwerer als Wasser positive
Grade zu haben, machte er a = b, also e = 0 und erhielt so die Einteilung
seines sogen. hundertgradigen Aräometers:
d=\frac{100}{100-n} . . . . . . 34)
Andere Aräometer sind noch die nach Stoppani, Beck,
Balling und Brix, die alle beim spezifischen
Gewichte 1 ihren Nullpunkt haben, und ohne Rücksicht auf etwa zu Grunde liegende
Salzlösungen nach mathematischen Formeln definiert werden.
Stoppani hat die Formel
d=\frac{166}{166-n},
also
a = 166 . . . . . . . 35)
Beck (und Benteley)
haben
d=\frac{170}{170-n},
also
a = 170 . . . . . . . 36)
Balling hat
d=\frac{200}{200-n},
also
a = 200 . . . . . . . 37)
Textabbildung Bd. 316, S. 681
Fig. 2.
Brix hat
d=\frac{400}{400-n},
also
a = 400 . 38)
Von diesen vier letztgenannten Aräometern hat insbesondere das von Brix für die Spiritusuntersuchung allgemeine
Verbreitung erlangt; es wurde im Jahre 1866 durch preussischen Ministerialerlass
eingeführt.
Betrachten wir nun die all den besprochenen Aräometern zu Grunde liegende Formel
d=\frac{a}{a-n}
genauer, so sehen wir, dass sie die Gleichung einer
gleichseitigen Hyperbel darstellt, deren Asymptoten in dem Punkte n = a (der x-Achse) und d = 0 (der y-Achse) sich
rechtwinklig schneiden.
Textabbildung Bd. 316, S. 681
Fig. 3.
Die eine Asymptote ist dieLinie dieses
Koordinatensystems, die d = 0 entspricht (also die x-Achse selber), die andere entspricht n = a, ist also der y-Achse im Abstande a
parallel.
In Fig. 2 ist diese Kurve für
d=\frac{144,3}{144,3-n}
aufgezeichnet. Man ersieht daraus, dass für das spezifische
Gewicht 0 n = – ∞, dass n
dann zunächst rasch zunimmt, beim spezifischen Gewichte 1 gleich 0 wird, dass es
dann nur immer langsamer wächst, bis es bei + 144,3 einem d = ± ∞ entspricht. Höhere Gradzahlen als a
haben keinen reellen Wert mehr, sondern entsprechen negativen spezifischen
Gewichten. Es werden also bei jeder derartigen Einteilung die spezifischen Gewichte
durch Gradbezeichnungen in der Weise wiedergegeben, dass die Grade von – ∞ bis 0 den
spezifischen Gewichten unter 1, die von 0 bis a denen
von 1 bis + ∞ entsprechen.
Bei den Gleichungen nach der Formel
d=\frac{a}{a-c-n}
findet eine Verschiebung des Kurvenbildes um den Wert von –
e parallel zur x-Achse
statt. In Fig. 3 ist AB ein Stück der Kurve
d=\frac{144,3}{144,3-n}
zwischen –24 und + 12°; CD
ist ein Stück der Kurve
d=\frac{144,3}{134,3-n}
zwischen denselben Graden. Man erkennt, dass die Kurve CD aus der Kurve AB dadurch entstanden ist, dass sich diese um 10° in negativer Richtung
parallel der x-Achse bewegt hat.
Textabbildung Bd. 316, S. 681
Fig. 4.
Zugleich zeigt Fig. 3 noch die Kurve EF für d=-\frac{1}{n}, also für die reziproken
spezifischen Gewichte; die x-Achse und die y-Achse selbst bilden hier die Asymptoten.
In Fig. 4 sind die Kurven d=\frac{a}{a-n} für a = 100, a = 144,3 und a = 400 dargestellt. Diese Kurven schneiden sich im
Punkte n = 0 und d = 1, so
dass also oberhalb dieses Punktes gleiche Gradzahlen bei grösserem a einem kleineren spezifischen Gewichte entsprechen,
während unterhalb gleiche Gradzahlen bei grösserem a
einem grösseren spezifischen Gewichte entsprechen.
Ferner zeigt Fig. 4 noch die Kurve für das Gay-Lussac'sche Volumeter, die sich als die um 100°
nach links verschobene Kurve des hundertgradigen Aräometers darstellt.
Textabbildung Bd. 316, S. 682
Fig. 5.
Fig. 5 zeigt die Werte für +66° nach der Gleichung
d=\frac{a}{a-66}.
Auch diese Gleichung ist eine Hyperbel; ihre Werte sind
Zusammenstellung.
Textabbildung Bd. 316, S. 682
Reihe; Nr.; Namen; Reziprokes spez.
Gew.; Volumeter (Gay-Lussac); 100gradiges Aräometer (Gay-Lussac); Cartier;
Baumé; Holländisches Aräom.; sogen. rationelles Aräometer; Francoeur's Tabelle
für leichtere Flüssigkeiten, von Gerlach übernomm.; Gerlach's Tabelle für
schwerere Flüssigkeit.; Stoppani; Densimeter (Fleischer); Beck und Benteley;
Balling; Hydrometer (Twaddell); Brix
nur für a > 66 und für a < 0 reell; zwischen a = 0 und a = 66 würden sie negativen
spezifischen Gewichten entsprechen.
Bevor wir nun zu den Aräometern nach Fleischer und Twaddell übergehen, wollen wir noch einmal sämtliche
besprochenen Werte tabellarisch zusammenstellen. Hierbei stehen unter der
Bezeichnung Nr. die vorhin bei Entwickelung der einzelnen Formeln in Klammern
beigesetzten Zahlen.
Die Spalte a bringt die Grundzahl; unter e steht die Höhenzahl, die zugleich angibt, wie viel
Grad des betreffenden Aräometers dem spezifischen Gewichte 1 entsprechen. Unter 0°
findet sich das jedesmal diesem Grade entsprechende spezifische Gewicht.
In der mit 66° überschriebenen Spalte findet sich das spezifische Gewicht, das + 66°
des Aräometers bei e = 0 entspricht. Hier sind, um eine
Vergleichbarkeit der einzelnen Gradgrössen zu ermöglichen, die Grade also alle
gleichmässig vom spezifischen Gewicht 1 an und nicht von dem zufälligen Nullpunkte
der Teilung an gezählt.
Uebrigens sind, um eine spätere besondere Tabelle überflüssig zu machen, auch die
Werte für 66° des Densimeters nach Fleischer und des
Hydrometers nach Twaddell hier aufgeführt und der
Grösse des spezifischen Gewichtes für 66° entsprechend eingeordnet.
Man ersieht aus dieser Zusammenstellung deutlich, welch verschiedene spezifische
Gewichte gleichen Gradzahlen sogar gleich benannter Aräometer entsprechen (vgl. auch
Fig. 5). Wie viel die Werte für je einen Grad je
nach seiner Entfernung vom Nullpunkte verschieden sind, das haben wir ja auch schon
im allgemeinen gesehen, doch dürfte hierüber vielleicht auch noch eine kleine
zahlenmässige Zusammenstellung am Platze sein. Wir wählen hierzu die Werte nach der
sogen. rationellen Baumé-Spindel (vgl. auch Fig. 2)
und erhalten:
n
d
Unterschied auf 1°in 0,001 d
– 60
0,706
4
– 59
0,710
– 40
0,783
4
– 39
0,787
– 20
0,878
6
– 19
0,884
± 0
l,000
7
+ 1
1,007
20
1,161
9
21
1,170
40
1,384
13
41
1,397
60
1,712
20
61
1,732
80
2,244
36
81
2,280
Die Grösse der einzelnen Grade, bezogen auf spezifisches Gewicht, also auf das, was
sie messen sollen, hat sich demnach von –60° bis +80° von 0,004 auf 0,036 erhöht,
also auf das Neunfache.
Auch auf der kurzen Strecke von 50 bis 66°, wenn wir nur die für Schwefelsäure hauptsächlich in Betracht kommenden Grade
berücksichtigen, hat sich die Grösse des einzelnen Grades schon fast auf das
Anderthalbfache gesteigert, wie folgende Aufstellung ergibt, die ebenfalls mit a = 144,3 berechnet ist:
n
d
Unterschied auf 1°in 0,001
50
l,530
17
51
1,547
65
l,820
23
66
1,843
Ausser diesen Aräometern mit gleich langen, aber ungleichwertigen Graden sind nun
auch noch zwei Aräometer in Gebrauch mit gleichwertigen Graden, die aber ungleich
lang sind, nämlich die beiden Spindeln nach Fleischer
(Densimeter) und nach Twaddell (Hydrometer).
Fleischer schlug sein Densimeter in D. p. J. 1876 222 159 bis
166 vor, und zwar wollte er es in der Weise einteilen, dass er bei den spezifischen
Gewichtsangaben das Dezimalkomma um zwei Stellen nach rechts rückte und die Zahl vor
dem ursprünglichen Komma wegliess. Also z.B.:
1,843
spez.
Gew.
entspr.
84,3°
Fleischer
0,843
„
„
„
84,3°
„
Fleischer hatte also zwei verschiedene Skalen, eine für
Flüssigkeiten über d = 1 nach der Gleichung:
n = 100 (d – 1)
und
d=\frac{n+100}{100},
eine andere für Flüssigkeiten unter d = 1 nach der Formel:
n = 100 d
und
d=\frac{n}{100}.
Beidemal wird in positiver Richtung, d.h. mit der Bezifferung von schweren zu
leichteren Flüssigkeiten aufsteigend gezählt.
Wollte man Flüssigkeiten mit einem höheren spezifischen Gewichte als 2 messen, so
würde man für jede Einheit des spezifischen Gewichts eine neue Formel aufstellen
müssen. Allgemein kann man aber sagen, indem man die vor dem Dezimalkomma stehende
spezifische Gewichtszahl gleich f setzt:
n = 100 (d – f)
d=\frac{n+100\,f}{100}.
Es wiederholen sich aber nach dem ursprünglichen Fleischer'schen Gedanken immer nur die Grade von 0 bis 100, so dass jede
durch ganze Zahlen ausdrückbare Angabe des spezifischen Gewichts für die eine Reihe
100, für die folgende 0° entspricht. Ob indessen in der Praxis Densimeter für andere
Werte als solche zwischen den spezifischen Gewichten 1 und 2 irgendwo in Gebrauch
sind, erscheint zweifelhaft; wenigstens sind dem Verfasser noch keine anderen als
solche für diesen Abstand vorgekommen.
Gewöhnlich wird aber die Formel für Aräometer nach Fleischer ganz allgemein angegeben:
n = 100 (d – 1)
d=\frac{n+100}{100} . . . . . 39)
Danach würden hier die Grade für spezifische Gewichte unter 1 negativ werden, während
z.B. dem spezifischen Gewichte 2,03 der Grad 103 entspräche u.s.w. Es wäre damit
eine Einheitlichkeit in der Zählung mit den anderen Aräometern hergestellt und die
Grad angaben würden eindeutige Zahlen. Es wäre dann z.B. +66° gleich 1,66
spezifischem Gewicht und nicht je nachdem 0,66, 1,66, 2,66 u.s.w. Vielmehr würden
letzterer Zahlenreihe die Grade –34, +66, +166 u.s.w. entsprechen.
Mit letzterer Art der Graduierung wäre die Spindel nach Fleischer erst zur allgemeinen Anwendung zu empfehlen, vorausgesetzt, dass
überhaupt nach Graden eingeteilte Aräometer etwas unbedingt Erforderliches
wären.
Uebrigens sei bemerkt, dass die in dem erwähnten Aufsatze von Fleischer aufgestellten Sätze betreffend das Aräometer nach Baumé in ihren Zahlenangaben durchaus ungenau sind, und
zwar aus dem Grunde, weil Fleischer das der Einteilung
dieser Spindeln zu Grunde liegende mathematische Gesetz nicht erkannt hat.
Aehnlich wie mit der Teilung nach Fleischer verhält es
sich mit der des Hydrometers nach Twaddell, dessen
Grade den halben Wert haben wie die des Densimeters:
n = 200 (d – 1)
d=\frac{n+200}{200} . . . . . . 40)
Auch dies Instrument scheint nur für Werte zwischen d =
1 und d = 2 gebräuchlich zu sein; jedoch hindert
nichts, auch hier die Teilung der Formel entsprechendnach oben und unten
fortzusetzen. Das Twaddell'sche Aräometer ist in
England sehr verbreitet, und namentlich Jurisch hat
vorgeschlagen, es auch in Deutschland einzuführen; jedoch liegt wirklich keine
Notwendigkeit vor, dies zu thun, so dass denn auch diesem Vorschlage nirgendwo Folge
gegeben zu sein scheint.
In Fig. 6 finden sich die Werte für die Grade nach Fleischer und nach Twaddell zugleich mit denen des sogen. rationellen und des Francoeur'schen Aräometers nach Baumé aufgezeichnet. Während die beiden letzteren Hyperbeln sind, sind die
beiden ersteren gerade Linien. Auch die der ursprünglichen Einteilung der
Densimeterspindeln entsprechende zwischen 0 und 100° sprunghaft verlaufende Linie
ist angegeben.
Die beiden verschiedenen Baumé-Kurven sind deshalb aufgezeichnet, weil in der That
die Baumé-Aräometer für schwerere und für leichtere Flüssigkeiten nach verschiedenen
Grundzahlen angefertigt zu werden pflegen. Der Kurventeil GI entspricht dann den thatsächlich für
Flüssigkeiten leichter als Wasser benutzten Spindeln, der Kurventeil KB den für schwerere Flüssigkeiten meist üblichen
Zahlenverhältnissen.
Diese beiden Kurven haben, wie aus der Gleichung
\frac{144,3}{144,3-n}=\frac{146}{136-n}
hervorgeht, den Punkt n = + 848,8
gemeinsam, der aber keinem reellen Werte von d
entspricht, sowie andererseits den Punkt n = – ∞,
entsprechend d = 0.
Textabbildung Bd. 316, S. 683
Fig. 6.
Ferner schneiden sich die Linien für rationelle Baumé-Grade, für Grade nach Fleischer, sowie für solche nach Twaddell in dem Punkte 0° entsprechend d = 1. Auch haben noch die rationellen Baumé-Grade mit
den Fleischerschen Graden den Punkt + 44,3°
entsprechend d = 1,443 gemeinsam, was sich aus der
Gleichung ergibt:
\frac{144,3}{144,3-n}=\frac{n+100}{100}.
Ebenso folgt aus
\frac{144,3}{144,3-n}=\frac{n+200}{200},
dass der Punkt –55,7° der rationellen Baumé'schen und der Twaddell'schen Skala
gemeinsam ist. Er entspricht einem spezifischen Gewichte 0,7215.
Dagegen hat die Kurve nach Francoeur,
\frac{146}{146-n}, weder
mit der kontinuierlich verlaufenden Fleischer'schen,
noch mit der Twaddell'schen Linie gemeinsame
Punkte.
Aus dem Vergleich dieser verschiedenen Zahlen und Diagramme geht deutlich hervor,
dass die beiden Teilungen nach Fleischer und nach Twaddell, namentlich unter Berücksichtigung des vorhin
Gesagten die erstere, ganz besonders einfache Beziehungen zum spezifischen Gewichte
haben. Es ist sogar beim Densimeter eine Tabelle zur Umrechnung ganz entbehrlich.
Aus diesem Grunde hat denn auch Lunge in der zweiten
Auflage seiner Sodaindustrie, 1893 Bd. 1 S. 106,
vorgeschlagen, zu dem Densimeter überzugehen.
Uebrigens weichen auch die Baumé- und Densimetergrade zwischen 0 und 50°
verhältnismässig nicht viel voneinander ab, während allerdings die Abweichungen bei
den Graden über 50°, sowie bei denen unter 0° beträchtlicher sind. Namentlich ist
diese Abweichung gross, wenn wir hier die gewöhnlich üblichen Fruncoeur'schen Zahlen zu Grunde legen. Dagegen weichen
zwischen 0 und – 70° die rationelle Baumé-Kurve und die Linie der Twaddellschen Grade nicht zu sehr von einander ab.
Doch schliesslich ist ja überhaupt eine besondere Gradskala gar nicht nötig; man kann
für alle Fälle ruhig Aräometer nehmen, die unmittelbar nach spezifischem Gewicht
eingeteilt sind. Es werden hier für gewöhnliche Zwecke solche Aräometer genügen, die
nur eine Bezifferung bis zur zweiten Dezimale tragen, also nicht 0,8700 oder 1,3600,
sondern 0,87 und 1,36. Wenn dann die Zahlen vor dem Dezimalkomma klein und die
Zahlen dahinter fett geschrieben werden, wie 0,87 und 1,36, so erzielt man denselben
Vorteil schneller Uebersichtlichkeit, den die Gradaräometer auch haben.
Textabbildung Bd. 316, S. 684
Fig. 7.
Im übrigen ist es auffallend, dass gerade aus den Kreisen der Schwefelsäureindustrie
heraus die Beibehaltung und sogar die amtliche Aichung der Baumé-Spindeln so
vielfach gefordert wird, während gerade diese Industrie in Wirklichkeit das wenigste
Interesse daran haben dürfte.
In Fig. 7 veranschaulicht eine Kurve den Gehalt von
höchstkonzentrierter Schwefelsäure an H2SO4 zwischen 1,832 und 1,842 spezifischem Gewicht, das
ist zwischen 65,53°und 65,96° der sogen. rationellen Baumé-Spindel. In diesen
Raum von noch nicht ½° Baumé fallen die Prozentgehalte von 92½ bis 100 % H2SO4. Für die Praxis
kommen hier zwar nur die Prozente zwischen 92½ und 97¾ in Betracht, über welchen
Punkt hinaus sich die Schwefelsäure durch Eindampfen nicht mehr konzentrieren lässt,
aber dieser Raum von 51/4 %, der durch Aenderungen im spezifischen Gewichte von im
äussersten Falle noch nicht einem halben Grad Baumé kontrolliert werden soll, ist
viel zu gross, um hier den Bestimmungen des spezifischen Gewichtes überhaupt einen
Wert zukommen zu lassen, namentlich dann, wenn die Säure, um die es sich handelt,
gar nicht einmal chemisch rein ist, sondern durch Verunreinigungen wechselnder Art
und wechselnder Menge noch dazu in ihrem spezifischen Gewichte verhältnismässig
stark beeinflusst wird. Hier kann überhaupt nur die wirkliche chemische Untersuchung
der Säure über ihre thatsächliche Stärke entscheiden.
Ziehen wir nun aus dem Gesagten unsere Folgerungen, so können wir behaupten:
1. Die Zahl der Aräometer mit willkürlicher Teilung ist so gross, namentlich auch die
der gleich benannten, aber verschieden geteilten Aräometer, dass auf diesem Gebiete
ein Zustand grosser Verwirrung herrscht.
2. Insbesondere sind die Aräometer nach Baumé nach so
verschiedenen Gesichtspunkten konstruiert, dass kein Grund vorliegt, gerade die
Baumé-Teilung durch Aichung von Baumé-Spindeln amtlich anzuerkennen.
3. Auch das sogen. rationelle Baumé-Aräometer hat keine besonderen Vorzüge, die diese
Bezeichnung rechtfertigen.
4. Am ehesten würde sich noch das Aräometer nach Fleischer (Densimeter) zur allgemeinen Einführung eignen.
5. Jedoch auch hiervon kann man absehen, da eine Teilung nach dem spezifischen
Gewichte, die nur Hundertstel anzeigt, ebenso übersichtlich ist.
6. Ueberhaupt hat eine besondere Aräometerteilung für die chemische Technik
ebensowenig Berechtigung, wie sie ein besonderes Apotheker- oder Münzgewicht hatte,
oder wie sie etwa der Gebrauch von englischen Pfunden oder Ellen für gewisse
Industriezweige hat. Alle diese Sondermasse sind überflüssig und verwirrend.
7. Namentlich kann auch die Schwefelsäureindustrie kein besonderes Interesse an der
Beibehaltung oder gar Aichung von Baumé-Spindeln haben, zumal in den hauptsächlich
wichtigen Fällen der Gehaltsbestimmung, nämlich bei höchstkonzentrierter Säure, doch
nur eine chemische Analyse über den wirklichen Gehalt der Säure Aufschluss geben
kann.