Titel: | Berechnung der Warmwasser-, Wasser- und Gasleitungen. |
Autor: | Rudolf Mewes |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 686 |
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Berechnung der Warmwasser-, Wasser- und
Gasleitungen.
Von Rudolf Mewes, Ingenieur und
Physiker.
Berechnung der Warmwasser-, Wasser- und Gasleitungen.
I.
Es wird mit Recht unangenehm empfunden, dass die Grundgleichungen, welche bei der
Berechnung der Warmwasserheizungs- und Lüftungsanlagen benutzt werden müssen, bei
der Auflösung auf eine nicht allgemein lösbare Gleichung fünften Grades führen. In
der Zeit von 1893 bis 1895 suchte ich diesen Mangel, der eine strenge Auflösung der
einschlägigen Aufgaben, sowie auch eine genaue Berechnung von Wasser- und
Gasleitungen überhaupt aus dem gleichen Grunde verhindert, durch Umformung der
Grundgleichungen zu beseitigen; ich gelangte jedoch erst nach Ablauf mehrerer Jahre
zu einem wirklich brauchbaren Ergebnis, wie meine diesbezüglichen Arbeiten aus den
Jahren 1897 und 1898 in Zeitschrift für Heizungs-, Lüftungs-
und Wasserleitungstechnik, Gesundheits-Ingenieur und Schilling's Journal für
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung erkennen lassen. Durch neuere Arbeiten,
welche in rein mathematischer Weise den von mir eingeschlagenen Weg weiter verfolgt
haben, bin ich wieder auf das alte Problem, das, so einfach es schliesslich
erscheint, gerade nicht leicht zu bewältigen ist, von neuem zurückgeführt worden.
Die damals gefundenen Formeln halte ich heute noch für die einfachsten und, was die
Hauptsache ist, für die richtigsten, weil, wie weiter unten sich zeigen wird, die
von mir gemachten Aenderungen lediglich auf die Einführung eines die innere und
äussere Reibung berücksichtigenden und durch Versuche von Weisbach, O. E. Meyer und Hagen als richtig
nachgewiesenen Reibungskoeffizienten der Flüssigkeiten sich beziehen. Im folgenden
werde ich die Berechnung der Warmwasser-, Wasser- und Gasleitungen in einer für den
Ingenieur in der Praxis brauchbaren Form zu geben versuchen.
Bei der Berechnung der Leitungsanlagen von Flüssigkeiten spielt die Lösung der Frage
des Druckhöhenverlustes in den Rohrleitungen die wichtigste Rolle, da durch die zu
fördernde Flüssigkeitsmenge und die Reibungsverluste bei gegebener Druckhöhe die
Grösse der Rohrdurchmesser und die Strömungsgeschwindigkeit bedingt wird. Die Lösung
dieser Aufgabe ist für die ausführenden Ingenieure und Techniker von
Warmwasserheizungen, Wasser- und Gasrohrleitungen gleich wichtig; dieselbe soll
daher von vornherein von umfassenden Gesichtspunkten aus in Angriff genommen werden,
zumal da die einfachen Endformeln, welche sich im Laufe dieser Auseinandersetzungen
für die genannten Zweige der Technik ergeben, dem Bau nach vollständig
übereinstimmen.
Die von verschiedenen Hydraulikern aufgestellten und in den technischen Lehrbüchern
aufgeführten Formeln über die Bewegung des Wassers in geschlossenen
Rohrleitungenlassen wegen ihrer ungenügenden Uebereinstimmung unter sich bei
dem ausführenden Ingenieur gerechte Zweifel über die wirklich richtige
Berechnungsmethode aufkommen und machen ihn unschlüssig, welche der zahlreichen
Formeln bei etwaigen Neuanlagen am besten zu benutzen sei. Diese Thatsache hat
hauptsächlich die Ausarbeitung der hier vielfach benutzten Denkschrift des Verbandes
deutscher Architekten- und Ingenieurvereine Druckhöhenverlust in geschlossenen eisernen Rohrleitungen von Otto Iben veranlasst und trifft noch heute und zwar
auch für die Heizungsanlagen in gleichem Masse zu. Mit Recht schliesst Iben jene höchst lesenswerte und an Beobachtungen
reiche Denkschrift, welche im Jahre 1880 im Verlag von Otto
Meissner in Hamburg erschienen ist, mit der Aufforderung zur Fortsetzung
und Erweiterung der Versuche.
Sowohl in dieser Schrift als auch in älteren Werken ebenso wie in rein
wissenschaftlichen Abhandlungen, wie diejenigen von O. E.
Meyer, Obermayer und anderen, liegt über die Reibung der Flüssigkeiten und
Gase reichhaltiges Beobachtungsmaterial vor; man kann daher die Ursache dafür, dass
das wichtige Problem noch immer nicht endgültig gelöst ist, nur in der bisherigen
Art und Weise der Bearbeitung der vorhandenen Beobachtungen suchen. In der That
dürfte der Umstand, dass von den Ingenieuren, welche sich damit beschäftigt haben,
auf die gleichzeitigen rein wissenschaftlichen Arbeiten über die Reibung kein
Gewicht gelegt worden ist, nicht wenig zur Verzögerung der Beantwortung der
vorliegenden Frage beigetragen haben. Die soeben erwähnten wissenschaftlichen
Versuche über die Reibung der Flüssigkeiten und Gase haben nämlich ergeben, dass die
Reibung der Strömungsgeschwindigkeit v direkt
proportional ist, der Reibungskoeffizient also die Form ρ = α + αv
hat, worin α eine von der Natur der reibenden
Flüssigkeit und der Reibungsfläche abhängige Konstante ist; dagegen haben
Ingenieure, wie Darcy, Weisbach, Hagen und andere, aus
ihren Beobachtungen Formeln von ganz anderer Form abgeleitet. Diese Formeln, welche
in dem Aufsatze Ein Beitrag zur Berechnung des
Rohrwiderstandes in der Praxis (Gesundheits-Ingenieur, 1897 Nr. 17) und in Iben's Denkschrift zusammengestellt sind, lauten:
1. Darcy
\varrho=0,01989+\frac{0,0005078}{d},
2. Eytelwein
\varrho=0,001754+\frac{0,021999}{v},
3. Weisbach
\varrho=0,01439+\frac{0,0094711}{\sqrt{v}},
4. Hagen
ρ = 0,023577
+\frac{0,00011519-0,000004191\,t+0,0000000922912}{v\,d},
5. H. Lang
\varrho=0,02+\frac{0,004}{\sqrt{v}},
6. Weston,
für ganz glatte Leitungen
\varrho=0,0126+\frac{0,0173-0,1085\,d}{\sqrt{v}},
„
für ältere Gasröhren
\varrho=0,0156+\frac{0,035}{v},
7. Dupuit
ρ = 0,03025,
8. Dr. Lampe
ρ = 0,016263.
Die Formeln 1 bis 7 werden in die bekannte allgemeine Formel für den Druckverlust h strömender Flüssigkeiten (Wasser)
h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(\frac{l}{d}\,\varrho+\Sigma\,(\xi)\right) . . . . I)
eingesetzt, während Dr. Lampe den
konstanten Wert ρ = 0,016263 in die abgeänderte
Formel
h=\frac{v^{1,802}}{2\,g}\,\cdot\,\frac{l}{d^{1,25}}\,\cdot\,\varrho . . . . . Ia)
einsetzt. In diesen beiden Gleichungen bedeutet v die erreichbare Wassergeschwindigkeit, l die Länge, d den
Durchmesser der Leitung, Σ(ξ) die Summe der einmaligen Widerstände und g
die Erdbeschleunigung = 9,81. Die Gleichung für die erforderliche Geschwindigkeit
lautet, wenn Q die in der Sekunde zu fördernde
Flüssigkeitsmenge bedeutet,
v\,d^2=\frac{4\,Q}{\pi} . . . . . . II)
Nimmt man in den Gleichungen I) und II) die Grössen v
und d als Unbekannte an, so erhält man beim Auflösen
nach v und d hin, wenn man
die Werte für ρ einsetzt, stets Gleichungen fünften
Grades, die allgemein nicht lösbar sind und daher nur mit Hilfe umständlicher
Näherungsmethoden aufgelöst werden können. Die Gleichungen Ia) und II) lassen sich
logarithmisch genau lösen. Dies ist ein wesentlicher Vorzug der von Dr. Lampe aufgestellten Formel; dieselbe hat jedoch den
Nachteil, dass darin die einmaligen Widerstände Σ(ξ) nicht berücksichtigt worden sind. Wollte man dies
wie bei der allgemeinen Lösung thun, so würde auch die Lampe'sche Gleichung nicht lösbar sein, also vor den Gleichungen 1) bis 7)
keinen Vorzug verdienen. Uebrigens pflegt man in der Wasserleitungstechnik ganz
allgemein die einmaligen Widerstände Σ(ξ) = 0 zu setzen. Dies ist jedoch nach den Angaben in
der Theoretischen Maschinenlehre von Grashof, Bd. 1, ganz unzulässig. Es sollen daher hier,
wie dies in der Warmwasserheizung üblich ist, die allgemeineren Gleichungen I) und
II) in den nachfolgenden Auseinandersetzungen benutzt werden. Aus diesem Grunde soll
die Berechnung der Leitungen für Warmwasserheizungen voraufgeschickt werden.
Bei den Warmwasserheizungen hat die genaue Bestimmung der Rohrweiten der Zulauf- und
Rücklaufleitungen den Heizungsingenieuren von jeher ganz erhebliche Schwierigkeiten
bereitet, wie die unten aufgeführten Bemühungen, auf möglichst einfachem Wege das
Problem zu lösen, deutlich genug beweisen. Wenn man von den für diesen Zweck
aufgestellten Formeln Prof. Fischer's, die allerdings
für die einfachsten Fälle vollkommen ausreichen und brauchbar sind, aber für ein
verzweigtes Rohrnetz zu viele und lange Rechnungen erfordern, hier absieht, so waren
die Ingenieure vor dem Erscheinen der in den Kreisen der Heizungstechniker Aufsehen
erregenden Abhandlungen von Rietschel über diesen
Gegenstand (Gesundheits-Ingenieur, 1891, ferner Leitfaden zum Berechnen und Entwerfen von Lüftungs- und
Heizungsanlagen, der im Laufe dieses Jahres in neuer, bedeutend erweiterter
zweiter Auflage erscheinen wird) lediglich auf mehr oder weniger zutreffende
Faustregeln angewiesen, die gewöhnlich sichere Resultate liefern, d.h. etwas zu
grosse Rohrdurchmesser ergeben. Dieselben besitzen aberden Nachteil, dass man
nicht sicher ist, ob die Druckverhältnisse wirklich ein Strömen des Wassers in der
angenommenen Weise bewirken, so dass nicht selten Heizkörper von der
Wasserzirkulation mehr oder weniger ausgeschlossen bleiben und demgemäss nicht
genügend Wärme abzugeben vermögen. Erst durch die Veröffentlichung der Rietschel'schen Formeln für die erforderliche und für
die erreichbare Geschwindigkeit des Heizwassers wurde hierin eine Wandlung
hervorgerufen, da nunmehr, zumal an der Hand der ausführlichen, vor einigen Jahren
übrigens in neuer, sehr praktischer Anordnung gegebenen Zahlentabellen, in
verhältnismässig kurzer Zeit eine theoretisch wohlbegründete und für die Praxis
brauchbare Berechnung der Rohrdurchmesser ausgeführt werden konnte. Dies Verfahren
ist indessen, wie es in der Natur der Sache liegt, ein äusserst vervollkommnetes
methodisches Probierverfahren, da die Gleichung fünften Grades nicht vermieden
worden ist.
Es mag hier nicht unerwähnt bleiben, dass die alten Näherungsformeln sich durch ihre
Einfachheit und Handlichkeit auszeichnen und leicht und schnell zu handhaben sind.
Allerdings liefern diese Formeln meistens etwas zu grosse Werte, wodurch die Anlage
unter Umständen nicht unbeträchtlich verteuert werden kann. Die wichtigsten dieser
Näherungsformeln sind von Ingenieur Birlo im Gesundheits-Ingenieur, Jahrgang 1891, zusammengestellt
und die danach berechneten Rohrdurchmesser einer Heizungsanlage mit denjenigen
Werten verglichen worden, welche man bei derselben Heizungsanlage nach den Formeln
von Rietschel erhält.
Jene Formeln für den lichten Rohrdurchmesser der Zu- und Rücklaufleitungen
lauten:
d=0,0095\,\sqrt{F}\mbox{ oder }d=0,0105\,\sqrt{F} . . 1)
d=0,001\,\cdot\,W^{2/5} . . . . . . . . . . 2)
d=0,00065\,\sqrt{\frac{W}{\sqrt{h}}} . . . . . . . . 3)
d=0,00065\,\sqrt{\frac{W}{h^{0,4}}} . . . . . . . . 4)
F bedeutet die Heizfläche, welcher durch die Leitung vom
Durchmesser d die stündliche Wärmemenge W bei einem Wassersäulendruck h, von Mitte Heizkörper bis Mitte Kessel gerechnet, zugeführt wird. Nach
Birlo eignet sich die letzte Näherungsformel bei
Projekten als Unterlage für den ersten Kostenanschlag, und zwar ist bei der
Verteilung des Heizwassers von oben nach unten nach der Gleichung
d=0,00065\,\sqrt{\frac{W}{h^{0,4}}},
dagegen bei der Verteilung von unten nach oben nach der
Gleichung
d=0,00060\,\sqrt{\frac{W}{h^{0,4}}}
zu rechnen. Wenn man den Voranschlag nach dieser Formel macht
und der Sicherheit halber den Rohrdurchmesser des ungünstigsten Heizkörpers und
diejenigen der Hauptleitung mit Hilfe der Rietschel'schen Tabellen kontrolliert, so ergeben sich für den Kostenbetrag
der ganzen Anlage Werte, welche um höchstens 2 bis 3 % zu hoch sind.
Die genauen, zur Berechnung der Rohrdurchmesser dienenden Formeln lauten:
v=\frac{W}{10000\,\cdot\,275,67\,\cdot\,d^2\,(t_e-t_a)} . . . 1)
worin W die stündliche
Transmissionswärme, d der lichte Rohrdurchmesser, te – ta der
Temperaturabfall des Heizwassers zwischen Zu- und Rücklaufleitung und v die erforderliche Geschwindigkeit des Wassers
ist;
a\,h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(l\,\cdot\,\frac{\varrho}{d}+\Sigma\,(\xi)\right) . . . . 2)
worin ah die wirksame
Druckhöhe, l die Länge der Leitung, ρ der Reibungskoeffizient, Σ(ξ) die Summe der einmaligen Widerstände und
v die erreichbare Geschwindigkeit bedeutet. Da bei
einer guten Heizungsanlage die erforderliche und die erreichbare Geschwindigkeit
einander gleich sein müssen, so kann man aus den beiden vorstellenden Gleichungen, da in
denselben alle Grössen ausser v und d gegeben oder anzunehmen sind, die Werte für v und d berechnen.
Indessen führt die Elimination der einen dieser beiden Unbekannten für die andere
stets auf eine Gleichung fünften Grades, weil der Reibungskoeffizient
\varrho=0,01439+\frac{0,0094711}{\sqrt{v}}
nach Weisbach gesetzt werden
muss. Die Lösung der Aufgabe, nach diesen Formeln d und
v richtig zu bestimmen, ist demnach nur durch
Näherung oder durch versuchsweise Annahme von d
möglich, so dass man, wenn man in der Wahl von d nicht
Glück oder Geschick hat, ziemlich lange vergeblich rechnen und herumprobieren muss,
bis man einen geeigneten Wert für d herausgefunden hat,
der die erreichbare Geschwindigkeit möglichst genau gleich der erforderlichen
Geschwindigkeit macht.
Obwohl durch die neue Anordnung der Rietschel'schen
Tabellen die Rechnung ausserordentlich vereinfacht worden ist, so dürfte dem
praktischen Ingenieur eine einfache direkte Auflösung der Gleichungen für die
erforderliche und für die erreichbare Geschwindigkeit nicht unwillkommen sein. Dies
ist jedoch nur dadurch möglich, dass man die Formel für die erreichbare
Geschwindigkeit so umgestaltet, dass die Auflösung der Gleichungen für die
erforderliche und die erreichbare Geschwindigkeit nur auf eine Gleichung vierten,
dritten oder womöglich nur zweiten Grades führt. Da sämtliche Grössen in den beiden
Gleichungen bis auf ρ, den Reibungskoeffizienten, fest
bestimmt sind, so kann man das gestellte Problem nur dadurch lösen, dass man die Weisbach'sche Formel
\varrho=0,01439+\frac{0,0094711}{\sqrt{v}},
welche aus den Beobachtungen abgeleitet ist, und daher
umgestaltet werden kann, in eine zur Lösung der obigen Gleichungen geeignete Form
bringt. Zu diesem Zweck habe ich die wichtigsten Abhandlungen über den
Reibungswiderstand der Flüssigkeiten eingehend geprüft und bin zu dem Ergebnis
gelangt, dass man das Produkt des Reibungskoeffizienten und der Quadratwurzel aus
der Strömungsgeschwindigkeit v, also ρ√v, auf die Form
ρ√v = α' + β'v
bringen kann. Später fand ich beim Vergleichen der rein
wissenschaftlichen Zwecken dienenden Versuche von Prof. O.
E. Meyer über die Reibung der Flüssigkeiten mit den Versuchen von Weisbach und Hagen, dass
mit ebenso grosser, wenn nicht grösserer Annäherung
ρ√v = ρ' = α + α . v = α(1 + v)
ist, worin nach Weisbach und Meyer α = 0,0131, nach Hagen
α = 0,012 ist. Nach dem so definierten Reibungskoeffizienten ρ' ist die Zunahme des Reibungswiderstandes der
Geschwindigkeitszunahme direkt proportional. Die Versuche von O. E. Meyer sind in Poggendorff's Annalen, Bd. 113,
veröffentlicht worden. Da die Formel
ρ√v = ρ' = α(1 + v)
die einfachere ist, so benutze ich dieselbe zur Lösung der
obigen Gleichungen 1) und 2) und erhalte dadurch eine Gleichung dritten Grades für
v bezw. d.
Diese Gleichungen lauten:
v\,d^2=\frac{W}{10000\,\cdot\,275,67\,(t_e-t_a)} . . . . 1)
a\,h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(l\,\cdot\,\frac{\varrho}{d}+\Sigma\,(\xi)\right) . . . . 2)
Setzt man nun \varrho=\frac{\alpha}{\sqrt{v}}\,(1+v) und nach 1)
v\,d^2=\frac{W}{10000\,\cdot\,275,67\,(t_e-t_a)}=c
in die Gleichung 2) ein, so erhält man
a\,h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(l\,\cdot\,\frac{\alpha}{d\,\sqrt{v}}\,(1+v)+\Sigma\,(\xi)\right)
oder
a\,h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(l\,\cdot\,\frac{\alpha}{\sqrt{c}}\,(1+v)+\Sigma\,(\xi)\right) . III)
Ordnet man diese Gleichung nach \frac{1}{v}, so folgt
\left(\frac{1}{v}\right)^3-\left(\frac{l\,d}{2\,g\,a\,h\,\sqrt{c}}+\frac{\Sigma\,(\xi)}{2\,g\,a\,h}\right)\,\cdot\,\frac{1}{v}-\frac{l\,d}{2\,g\,a\,h\,\sqrt{c}}=0.
Da diese Gleichung mit der reduzierten Form der Gleichung dritten Grades
x3 –
px – q = 0
übereinstimmt, so ist, wenn man der Kürze halber
\frac{p}{3}=\frac{1}{h}\,\cdot\,\frac{l\,d}{6\,g\,a\,\sqrt{c}}+\frac{1}{h}\,\cdot\,\frac{\Sigma\,(\xi)}{6\,g\,a}
und
\frac{q}{2}=\frac{1}{h}\,\cdot\,\frac{l\,d}{4\,g\,a\,\sqrt{c}}
setzt,
\frac{1}{v}=\sqrt[3]{\frac{q}{2}+\sqrt{\frac{q^2}{4}-\frac{p^3}{27}}}+\sqrt[3]{\frac{q}{2}-\sqrt{\frac{q^2}{4}-\frac{p^3}{27}}}
oder, da in der Praxis stets \frac{q^2}{4}\,<\,\frac{p^3}{27} ist, nach der
trigonometrischen Lösung des sogen. casus irreducibilis
\frac{1}{v}=2\,r^{\frac{1}{3}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3}, . . . IV)
worin
r=\sqrt{\frac{p^3}{27}} und cos\,\varphi=\frac{q}{2\,r}
ist.
Aus den Gleichungen IV) findet man zunächst den Winkel ϕ
und dann \frac{1}{v} und daraus dann den Wert des Rohrdurchmessers d=\sqrt{c\,\cdot\,\frac{1}{v}}.
Der Gleichung IV) gibt man für \frac{1}{v} die allgemeinere Form
\frac{1}{v}=2\,\sqrt[3]{r}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi+2\,k\,\pi}{3},
worin k einen der drei Werte 0,
1, 2 hat. Setzt man den Wert von r ein, so folgt
\frac{1}{v}=2\,\sqrt{\frac{p}{3}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3}
bezw.
\frac{1}{v}=2\,\sqrt{\frac{p}{3}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi+2\,k\,\pi}{3}.
Man hat, wenn man die vorstehenden Formeln auf die Berechnung von
Warmwasserheizungsanlagen anwenden will, zunächst die Werte \frac{q}{2} und
\frac{p}{3} zu berechnen. Da für jede Heizungsanlage der Temperaturabfall te – ta und damit
gleichzeitig auch der Wert a gegeben ist, so kann man
die Gleichungen für \frac{q}{2} und \frac{p}{3} noch vereinfachen, wenn man für √c seinen Wert \sqrt{\frac{W}{2756700\,(t_e-t_a)}} einführt, und die Konstanten
2g, a, te –
ta und α einsetzt. Berücksichtigt man dabei, dass
\frac{1}{h}\,\cdot\,\frac{l\,\alpha}{6\,g\,a\,\sqrt{c}}=\frac{4}{6}\,\cdot\,\frac{1}{h}\,\cdot\,\frac{l\,\alpha}{4\,g\,a\,\sqrt{c}}=\frac{4}{6}\,\cdot\,\frac{q}{2}=\frac{2}{3}\,\cdot\,\frac{q}{2}
ist, so ergibt sich, wenn man, um meine Theorie an dem von Rietschel in seinem Leitfaden Teil I S. 169 bis 176
berechneten Beispiele zu prüfen, te – ta = 20 und demgemäss a = 0,0117 setzt,
\frac{q}{2}=210,294\,\cdot\,\frac{l}{h\,\cdot\,\sqrt{W}}=\sim\,210\,\cdot\,\frac{l}{h\,\sqrt{W}},
\frac{p}{3}=\frac{2}{3}\,\cdot\,\left(\frac{q}{2}\right)+1,452\,\cdot\,\frac{\Sigma\,(\xi)}{h}.
Es sei nach Rietschel (Teil I S. 169)
W1 =
W'1 = W''1 = W2 = W'2 = W''2 = W3 = W'3 = W''3
= 4000 W.-E. für einen jeden senkrechten Strang in Fig. 1,
W1 +
W2 + W3 = W = W' = W'' = 12000 W.-E.
Temperatur
im
Zufluss:
te = 80°
„
„
Rückfluss:
ta = 60°,
also te – ta = 20° und daher a = 0,0117. Die Rohrlängen der einzelnen Teilstrecken sind
l1 =
l'1 = l''1 = 5 m, l2 = l'2 = l''2 = 1 m,
l3 =
l'3 = l''3 = 5 m, l4 = l5 = l'4 = l'5 = l''4 = l''5 = 4 m,
l = 30 m, l' = 4 m, l'' = 4 m, L = 40 m, L' = 35 m,
h1 –
h'1 = h''1 = 3 m, h2 = h'2 = h''2 = 7 m,
h3 =
h'3 = h''3 = 11 m;
ferner
Σ(ξ1) = 4, Σ(ξ2) = 4, Σ(ξ3) = 4, Σ(ξ4) = Σ(ξ5) = 0,
Σ(ξ) =
3, Σ(Z) = Σ(Z') = 6.
Bei der Ermittelung der Rohrdurchmesser der einzelnen Teilstrecken wird nach Rietschel noch angenommen, dass die Geschwindigkeit des
Wassers in der Hauptzulauf- und Rücklaufleitung durchweg gleich gross und gleich v, d.h. gleich der Geschwindigkeit in der letzten
Teilstrecke des Stranges I ist (s. Fig.).
Textabbildung Bd. 316, S. 689
Die wirksamen Druckhöhen ah' und ah'' sollen = ah sein; da die Berechnung bei derjenigen
Teilstrecke zu beginnen hat, zu welcher der am ungünstigsten gelegene, d.h. in
horizontaler Richtung am entferntesten und in senkrechter dem Kessel am nächsten
gelegene Heizkörper gehört, so findet man dann die Druckhöhe ah dadurch, dass man für diese Teilstrecke nach
der Erfahrungsgleichung
d_1=0,00052\,\sqrt{4000}=0,0329
den Durchmesser, auf Handelsmass abgerundet, = 0,032 m annimmt
und mit Hilfe dieser Annahme die Druckhöhe ah für
die Strecke GHJABCD ermittelt.
Die Gleichung für die erforderliche Geschwindigkeit lautet in diesem Falle
v_1=\frac{W}{2756700\,\cdot\,d^2\,(t_e-t_a)} . . . . 1)
und für die erreichbare
a\,(h_1-h)=\frac{{v_1}^2}{2\,g}\,\left(l_1\,\frac{\varrho_1}{d_1}+\Sigma\,(\xi_1)\right) . . . . 2)
Setzt man in diese Gleichung die gegebenen Werte ein, so erhält man
v_1=\frac{4000}{10000}\,\cdot\,0,177=0,0708\mbox{ m}
und ferner, da dann
\frac{{v_1}^2}{2\,g}=0,00025,\ \frac{\varrho_1}{d_1}=1,569
folgt, aus
0,0117 (3 – h) = 0,00025 (9 . 1,569 +
4)
h = 2,613 m.
Gerade der Rietschel'schen Theorie entgegengesetzt,
würde man nach meiner Auffassung, welche dem wirklichen Sachverhalt Rechnung trägt,
für h nach Massgabe der baulichen Verhältnisse den Wert
2,613 oder rund 2,5 m von vornherein annehmen und in die Gleichung 2) einsetzen. In
den Gleichungen 1) und 2) sind dann nur v1 und d1 unbekannt; durch Auflösung dieser Gleichungen nach
meiner Methode folgt dann
\frac{1}{v}=2\,\sqrt{\frac{h}{3}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3},
worin
cos\,\varphi=\frac{\frac{q}{2}}{\sqrt{\left(\frac{p}{3}\right)^3}}
ist, und
d=\sqrt{c\,\cdot\,\frac{1}{v}}.
Es ist in diesen Gleichungen
\frac{q}{2}=210\,\cdot\,\frac{l}{h\,\sqrt{W}}=210\,\cdot\,\frac{9}{\sqrt{4000}}\,\cdot\,\frac{1}{0,387}=77,3266,
\frac{p}{3}=\frac{2}{3}\,\left(\frac{q}{2}\right)+1,452\,\cdot\,\frac{\Sigma\,(\xi)}{h}
=\frac{2}{3}\,\cdot\,77,3266+1,452\,\cdot\,\frac{4}{0,387}=66,559
\begin{array}{rcl}log\,\frac{q}{2}&=& \overset{11\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }{1,8883287}-10\\ \frac{3}{2}\,log\,\frac{p}{3}&=&2,7348102\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} log\,cos\,\varphi &=& 9,1535185-10\\ \varphi&=& 81^{\circ}\,48'\,47''\\ \frac{\varphi}{3} &=& 27^{\circ}16'2''\\
log\,1000&=&\overset{9\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }{3,6020600}-9\\ log\,2756700\\ +20&=& 7,741495\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl}log\,d_1&=& 1,51106323-3\\ d_1&=& 0,03244\mbox{ m.} \end{array}
\begin{array}{rcl} log\,cos\,\frac{\varphi}{3}&=&9,9488450-10\\ \frac{1}{2}\,log\,\frac{p}{3}&=& \overset{\ \ \ \ \ \ \ \
756}{0,9116034}\\ log\,2&=& 0,3010300\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} log\,\frac{1}{v_1}&=& 11,16148596-10\\ \frac{1}{v_1}&=& 14,504\\ log\,v_1 &=& 0,83851404-2\\ v_1&=& 0,06895\mbox{
m.}\end{array}
Die Werte von Rietschel sind
v1 = 0,0708
m
d1 = 0,0329
m.
Bestimmung der Hauptzufluss- und Rückflussleitung, also der
Strecke GHJABCD, d.h. der Durchmesser d, D und D'. Da die
Geschwindigkeit in dieser Strecke überall gleich gross sein soll, so verhalten sich
die Durchmesser direkt wie die Wurzeln aus den Wärmemengen; es ist also zu
setzen:
a\,h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(\frac{\varphi}{d}\,\left[l+\frac{L\,\sqrt{W}}{\sqrt{W+W'}}+\frac{L'\,\sqrt{W}}{\sqrt{W+W'+W''}}\right]\right
\left+\Sigma\,(\xi)+\Sigma\,(Z)+\Sigma\,(Z)\right).
Setzt man nun
a = 0,0117, h = 2,613, W = 12000, W + W' = 24000,
W + W' +
W'' = 36000, l =
30, L = 40, L' =
35,
Σ(ξ) =
3, Σ(Z) = 5, Σ(Z') = 6
ein, so erhält man
0,0117\,\cdot\,2,613=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(78,5\,\cdot\,\frac{\varphi}{d}+14\right).
Dazu kommt die Gleichung für die erforderliche Geschwindigkeit
v=\frac{W}{10000\,\cdot\,275,67\,\cdot\,d^2\,(t_e-t_a)}.
Durch Auflösung der beiden Gleichungen erhält man wie oben
\frac{q}{2}=210\,\cdot\,\frac{l}{h\,\sqrt{W}}=210\,\cdot\,\frac{78,5}{\sqrt{12000}}\,\cdot\,\frac{1}{2,613}=57,592.
\frac{p}{3}=\frac{2}{3}\,\left(\frac{q}{2}\right)+\frac{1,452\,\cdot\,14}{2,613}=46,174.
\begin{array}{rcl} log\,\frac{q}{2}&=& \overset{11\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }{1,7603590}-10\\ \frac{3}{2}\,log\,\frac{h}{8}&=&2,49659625\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl}log\,cos\,\varphi&=& 9,26376275-10\\ \varphi&=& 79^{\circ}\,25'\,23''\\ \frac{\varphi}{3}&=&26^{\circ}\,28'\,28''\end{array}
\begin{array}{rcl} log\,\frac{1}{v}&=& \left(\begin{matrix} 9,9518877-10 & \\ 0,83219875\ \ \ \ \ & \\ 0,3010300\ \ \ \ \
\ & \end{matrix}\right)=1,08511645\\ \frac{1}{v}&=& 12,165;\ v=0,08220\mbox{ m,}\\ log\,d&=& \left(\begin{matrix} \overset{2\
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ }{0,5425582}-2 & \\ 1,8811191 \ \ \ \ & \end{matrix}\right)=0,7114891-2\\ d&=& 0,05416\mbox{ m.}\end{array}
Rietschel findet auf S. 171 und 172 seines Leitfadens,
dass der Wert von d zwischen den Grenzen 0,051 und
0,052 m liegen muss. Da d = 0,051456 von 0,051 m nur
sehr wenig
abweicht und 0,051 Handelsmass ist, so kann man ohne Bedenken d = 0,051 m setzen. Die Berechnung der übrigen
Durchmesser erfolgt genau in derselben Weise bezw. bei den von d abhängigen Durchmessern nach den betreffenden
Bedingungsgleichungen. In der nachstehenden Tabelle sind die von Rietschel und die von mir für v und d ermittelten Werte zusammengestellt
worden.
Werte von Rietschel
Werte von Mewes
für vin m
dm
vm
dm
v = 0,084
d > 0,051, < 0,052
0,0822
0,051456
D = 0,072
0,072
D' = 0,088
0,088
v1 =
0,0708
d1 =
0,0329
0,069
0,03244
v2 =
0,2
d2 =
0,019
0,2166
0,018301
r3 =
0,284
d3 =
0,016
0,2972
0,015624
d4 =
0,0371
0,0370
d5 =
0,0248
0,0244
v' = 0,15
d' = 0,036
0,1934
0,035851
v'' = 0,2424
a'' + 0,030
0,2212
0,03136
Zu der vorstehenden Tabelle ist zu bemerken, dass die Rietschel'schen Zahlen schon in der dritten Dezimalstelle rechts vom Komma
ungenau sind und meistens um einen Fehler von ± 0,0005 und mehr schwanken. Diese
Unsicherheit fällt bei der von mir benutzten, theoretisch ebenso gut begründeten
Berechnungsmethode fort. Ferner wird man sich in der Praxis zur Rechnung, wie es
hier geschehen ist, nicht der Logarithmentafel bedienen, sondern den Rechenschieber
benutzen, da man mit dessen Hilfe viel schneller und genau genug zum Ziele gelangt.
In diesem Falle braucht man nicht die Tabellen der Logarithmen der trigonometrischen
Funktionen zu benutzen, sondern kann die Tabellen der trigonometrischen Funktionen
selbst zu Hilfe nehmen. Man kann jedoch noch bequemer und schneller zum Ziele
gelangen, wenn man ein logarithmisches Liniennetz verwendet, wie dies Ingenieur Birlo a. a. O. (Gesundheits-Ingenieur, 1891) gethan hat, oder einen besonders für diesen
Zweck von mir eingerichteten logarithmischen Rechenschieber mit den Kurven für cos ϕ und cos\,\frac{\varphi}{3} u.s.w. benutzt.
(Schluss folgt.)