Titel: | Berechnung der Warmwasser-, Wasser- und Gasleitungen. |
Autor: | Rudolf Mewes |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 698 |
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Berechnung der Warmwasser-, Wasser- und
Gasleitungen.
Von Rudolf Mewes, Ingenieur und
Physiker.
(Schluss von S. 686 d. Bd.)
Berechnung der Warmwasser-, Wasser- und Gasleitungen.
II.
Die Gesetze für die Bewegung des Wassers in Warmwasserheizungen lassen sich ohne
weitere Schwierigkeiten sogleich für die Berechnung des Rohrnetzes von
Wasserleitungsanlagen übertragen, da für die Bewegung des Wassers in denselben
dieselben Gesetze gelten. Nach dem Torricelli'schen
Gesetze ist die Strömungsgeschwindigkeit v=\sqrt{2\,g\,h}, wenn h die Druckhöhe in Metern und g die
Beschleunigung der Schwere = 9,81 m bedeutet. Die in der Zeiteinheit durch einen
Querschnitt f strömende Wassermenge in Kubikmeter ist
W = vf; also ist
für Rohrleitungen, da für diese f=\frac{\pi\,d^2}{4} ist,
W=\frac{\pi\,d^2}{4}\,\cdot\,v oder v=\frac{4\,W}{\pi\,d^2} . . . . 1)
Die Geschwindigkeit und die Ausfluss- bezw. Durchflussmenge erleiden in den
Rohrleitungen durch Reibungan den Wandungen und durch Richtungsänderungen
Verluste, die man, da die Geschwindigkeit von der Druckhöhe abhängig ist, als
Druckhöhenverluste bezeichnen kann. Der Reibungswiderstand steht mit der Länge der
Leitung in gleichem, mit dem Durchmesser der Leitung in umgekehrtem Verhältnisse, so
dass man bei gerader Leitung ohne Querschnittsänderung die Druckhöhe
h=\left(1+\xi+\varrho\,\frac{l}{d}\right)\,\frac{v^2}{2\,g}
erhält und mit Rücksicht auf etwa vorhandene einmalige
Widerstände, deren Summe Σ(ξ) sei,
h=\left(1+\xi+\Sigma\,(\xi)+\varrho\,\frac{l}{d}\right)\,\frac{v^2}{2\,g}
oder, da man, wie die Erfahrung lehrt, das Glied
(1+\xi)\,\frac{v^2}{2\,g}
bei langen Leitungen vernachlässigen kann und für
Rohrleitungen, da kein Behälter in der Leitung liegt, dies Glied überhaupt
fortfällt,
h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(\frac{l}{d}\,\varrho+\Sigma\,(\xi)\right) . . . . 2)
Die hier erhaltenen Gleichungen 1) und 2), welche bereits eingangs erwähnt worden
sind, stimmen der Form und dem Wesen nach mit den beiden obigen Gleichungen für die
erforderliche und die erreichbare Geschwindigkeit genau überein, da diese letzteren
nur ein Spezialfall des hier abgeleiteten allgemeinen Problems der Wasserbewegung in
Rohrleitungen sind. Man kann also auf die hier gefundenen Gleichungen die oben
gegebene elementare Auflösung anwenden.
Es ergibt sich dann bei Anwendung der Formel ρ√v = ρ' = α(1 + v) auf die
Berechnung der Wasserleitungsröhren dadurch noch eine bedeutende Vereinfachung der
allgemeinen Lösung, dass man die einmaligen Widerstände vernachlässigt, also Σ(ξ) = 0 setzt. Streng
genommen ist dies nach den Untersuchungen von Grashof
(Hydraulik, § 91 und 92) nicht richtig, so dass die
Benutzung der von mir gegebenen allgemeinen Formel, zumal da sich danach bequem
rechnen lässt, vorzuziehen ist.
Bei einer Wasserleitung lautet die Gleichung für die erforderliche
Geschwindigkeit
v\,\frac{d^2\,\pi}{4}=Q,
worin v und d in m, Q, die zu
fördernde Wassermenge, in cbm gemessen werden, oder
v\,d^2=\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q.
Die Gleichung für den Druckhöhenverlust lautet:
h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(1+\Sigma\,(\xi)+\varrho\,\frac{l}{d}\right)
oder kürzer mit genügender Annäherung
h=\frac{v^2}{2\,g}\,\cdot\,\frac{l}{d}\,\cdot\,\varrho=\frac{v^2}{2\,g}\,\cdot\,\frac{l\,\cdot\,\varrho\,\sqrt{v}}{d\,\sqrt{v}}=\frac{v^2\,l\,\cdot\,\alpha\,(1+r)}{2\,g\,\sqrt{v\,d^2}},
h=\frac{v^2\,l\,\cdot\,\alpha\,(1+v)}{2\,g\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}.
Hieraus folgt:
\left(\frac{1}{v}\right)^3-\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}\,\cdot\,\frac{1}{v}-\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}=0;
also
\frac{1}{v}=2\,r^{\frac{1}{3}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3},
worin
r=\sqrt{\frac{p^3}{27}},\ cos\,\varphi=\frac{q}{2\,r}=\frac{q}{2\,\sqrt{\frac{p^3}{27}}}
und
p=q=\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}
ist. Durch Einsetzen erhält man
\frac{1}{v}=2\,\sqrt{\frac{p}{3}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3}=2\,\sqrt{\frac{q}{3}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3}
=2\,\sqrt{\frac{l\,\alpha}{6\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}}\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3},
v=\frac{1}{2}\,\sqrt{\frac{6\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}{l\,\alpha}}\,\cdot\,\frac{1}{cos\,\frac{\varphi}{3}}
=\sqrt{\frac{6\,g}{4\,\alpha}\,\cdot\,\frac{h}{l}\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}\,\cdot\,\frac{1}{cos\,\frac{\varphi}{3}},
v=\sqrt{\frac{6\,g}{4\,\alpha}\,\cdot\,\sqrt{\frac{4}{\pi}}\,\cdot\,J\,\sqrt{Q}},
wenn man \frac{h}{l}=J, dem Neigungsverhältnis der Drucklinie
setzt. Da
\sqrt{\frac{6\,g}{4\,\alpha}\,\cdot\,\sqrt{\frac{4}{\pi}}}=A,
d.h. gleich einer Konstanten ist, so erhält man
v=\frac{A\,\sqrt{J}\,\cdot\,\sqrt[4]{Q}}{cos\,\frac{\varphi}{3}} . . . . . I)
Ebenso erhält man für cos ϕ die Gleichung
cos\,\varphi=\frac{q}{2\,\sqrt{\frac{p^3}{27}}}=\sqrt{\frac{q^2}{4\,\cdot\,\frac{q^3}{27}}}=\sqrt{\frac{27}{4\,q}}
=\sqrt{\frac{27\,\cdot\,2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}{4\,\alpha\,l}}
cos\,\varphi=3\,\sqrt{\frac{6\,g}{4\,\alpha}\,\sqrt{\frac{4}{\pi}}\,\cdot\,J\,\sqrt{Q}}=3\,\cdot\,A\,\cdot\,\sqrt{J}\,\cdot\,\sqrt[4]{Q} II)
Aus I) und II) folgt
v=\frac{cos\,\varphi}{3\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3}} . . . . . III)
worin ϕ nach Gleichung II)
bestimmt ist oder
\frac{1}{v}=\frac{3\,\cdot\,cos\,\frac{\varphi}{3}}{cos\,\varphi}.
Ist v gefunden, so wird d
nach der Gleichung
d=\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,\frac{Q}{v}} . . . . . IV)
ermittelt. Direkt würde man erhalten, da
\sqrt{\frac{1}{v}}=\frac{d}{\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,\frac{Q}{v}}}
ist,
d=\sqrt{\frac{3\,cos\,\frac{\varphi}{3}\,\cdot\,\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}{cos\,\varphi}}.
Was nun den Gültigkeitsbereich der Formeln III) und IV) anlangt, so folgt aus der
Gleichung cos\,\varphi=\sqrt{\frac{27}{4\,q}}, dass nur für q ≥ 7 der Winkel
einen reellen Wert erhält, dass also nur bis zu diesem Grenzfalle der sogen. casus
irreducibilis vorliegt. Ist dies nicht der Fall, d.h.
q=\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}=\frac{\alpha}{2\,g\,J\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}\,<\,7,
so ist die kardanische Formel anzuwenden. Dies ist für J = 0,005 der Fall, wenn Q
≥ 0,001 cbm oder grösser als 1 l ist. Bei der Berechnung der Wasserleitungen in der
Praxis wird daher in sehr seltenen Fällen der casus irreducibilis anzuwenden sein,
sondern fast stets die kardanische Formel. Es ist demnach mit Rücksicht auf die
Gleichung
\left(\frac{1}{v}\right)^3-\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}\,\cdot\,\frac{1}{v}-\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}=0
\frac{1}{v}=\sqrt[3]{\frac{q}{2}+\sqrt{\frac{q^2}{4}-\frac{p^3}{27}}}+\sqrt[3]{\frac{q}{2}-\sqrt{\frac{q^2}{4}-\frac{p^3}{27}}},
worin
p=q=\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}=\frac{\alpha}{2\,g\,J\,\cdot\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}
ist. Da
\frac{q^2}{4}\,>\,\frac{p^3}{27}
ist, so können wir auch setzen
\frac{1}{v}=\sqrt[3]{\frac{q}{2}}\,\left(\sqrt[3]{1+\sqrt{1-\frac{4\,p^3}{27\,q^2}}}\right
\left+\sqrt[3]{1-\sqrt{1-\frac{4\,p^3}{27\,q^2}}}\right).
Setzt man nun
sin^2\,\varphi=\frac{4\,p^3}{27\,q^2}, also sin\,\varphi=\sqrt{\frac{4\,p^3}{27\,q^2}},
so erhält man
\frac{1}{v}=\sqrt[3]{\frac{q}{2}}\,\left(\sqrt[3]{1+cos\,\varphi}+\sqrt[3]{1-cos\,\varphi}\right) . V)
\frac{1}{v}=\sqrt[3]{q}\,\left(\sqrt[3]{cos^2\,\frac{\varphi}{2}}+\sqrt[3]{sin^2\,\frac{\varphi}{2}}\right).
Der Ausdruck in der Klammer lässt sich sehr bequem für jeden Winkel ϕ ein- für allemal berechnen oder man benutzt den oben
erwähnten, von mir berechneten logarithmischen Schieber. Die Rechnung lässt sich in
diesem Fall, selbst wenn Σ(ξ) nicht gleich Null gesetzt wird, ebenso sicher und schnell wie nach der
Formel von Dr. Lampe berechnen. In dem Sonderfall, dass
Σ(ξ) = 0 ist, wird p = q, so ergibt sich
sin\,\varphi=\sqrt{\frac{4\,q}{27}}.
v
m
Weisbach(nachRietschel)p
p√v
O. E. Meyerp√v= 0,013 (1 + v)
Hagenp√v= 0,012 (1 + v)
0,020
0,0814
0,0115100
0,01326
0,01224
0,030
0,0691
0,0119688
0,01339
0,01236
0,040
0,0618
0,0123600
0,01352
0,01248
0,050
0,0568
0,0127011
0,01365
0,01260
0,060
0,0531
0,0130068
0,01378
0,01272
0,070
0,0502
0,0132819
0,01391
0,01284
0,080
0,0479
0,0135480
0,01404
0,01296
0,090
0,0460
0,0138000
0,01417
0,01308
0,100
0,0443
0,0140090
0,01430
0,01320
0,110
0,0430
0,0142614
0,01443
0,01332
0,120
0,0417
0,0144453
0,01456
0,01344
0,130
0,0407
0,0146748
0,01469
0,01356
0,140
0,0397
0,0148545
0,01482
0,01368
0,150
0,0388
0,0150272
0,01495
0,01380
0,160
0,0381
0,0152400
0,01508
0,01392
0,170
0,0374
0,0154204
0,01521
0,01404
0,180
0,0367
0,0156703
0,01534
0,01416
0,190
0,0361
0,0157356
0,01547
0,01428
0,200
0,0356
0,0159207
0,01560
0,01440
0,210
0,0351
0,0160849
0,01573
0,01452
0,220
0,0346
0,0162288
0,01586
0,01464
0,230
0,0341
0,0163538
0,01599
0,01476
0,240
0,0337
0,0165096
0,01612
0,01488
0,250
0,0333
0,0166500
0,01625
0,01500
0,260
0,0330
0,0168267
0,01638
0,01512
0,270
0,0326
0,0169391
0,01651
0,01524
0,280
0,0323
0,0170915
0,01664
0,01536
0,290
0,0320
0,0172326
0,01677
0,01548
0,300
0,0317
0,0173627
0,01690
0,01560
0,310
0,0314
0,0174829
0,01703
0,01572
0,320
0,0311
0,0175930
0,01716
0,01584
0,330
0,0309
0,0177508
0,01729
0,01596
0,340
0,0306
0,0178429
0,01742
0,01608
0,350
0,0304
0,0179849
0,01755
0,01620
0,360
0,0302
0,0181200
0,01768
0,01632
0,370
0,0300
0,0182484
0,01781
0,01644
0,380
0,0298
0,0183699
0,01794
0,01656
0,390
0,0296
0,0184852
0,01807
0,01668
0,400
0,0294
0,0185943
0,01820
0,01680
0,410
0,0292
0,0186971
0,01833
0,01692
0,420
0,0290
0,0187940
0,01846
0,01704
0,430
0,0288
0,0188853
0,01859
0,01716
0,440
0,0287
0,0190373
0,01872
0,01728
0,450
0,0285
0,0191184
0,01885
0,01740
0,460
0,0284
0,0192617
0,01898
0,01752
0,470
0,0282
0,0193331
0,01911
0,01764
0,480
0,0280
0,0193990
0,01924
0,01776
0,490
0,0279
0,0195300
9,01937
0,01788
0,500
0,0278
0,0196577
0,01950
0,01800
Bevor ich mit Hilfe der Formeln III) und IV) bezw. V) Beispiele zur praktischen
Erprobung berechne, möchte ich die Beobachtungen von Weisbach, Hagen und O. E. Meyer hier
vergleichsweise zusammenstellen. Ich habe zu diesem Zweck ρ√v aus der Formel von Weisbach
\varrho=0,01439+\frac{0,001474}{\sqrt{v}}
berechnet und daneben die Werte von
ρ√v =
0,013 (1 + v)
nach O. E. Meyer und
ρ√v =
0,012 (1 + v)
nach Hagen gestellt.
Die Beobachtungen von Hagen sind bei Geschwindigkeiten
von 0,5 bis 2 m angestellt, und demgemäss die hier angeführten Zahlen extrapoliert.
Dass auch für geringere Geschwindigkeiten die Konstante a = 0,012 für Brunnenwasser ist, beweist der Kontrollversuch von O. E. Meyer und nicht minder der Umstand, dass der Hagensche Wert, wenn auch durchweg etwas niedriger,
doch wenig von den Zahlen von Weisbach und O. E. Meyer für destilliertes Wasser abweicht. Die
Versuche von O. E. Meyer haben noch das wichtige
Resultat ergeben, dass die Grösse des Reibungskoeffizienten von der chemischen
Zusammensetzung der Flüssigkeiten abhängig ist. Da aus denselben für den
Wasserleitungsingenieur sich die Forderung ergibt, sich von der Beschaffenheit des
Wassers vor der Berechnung der ganzen Anlage möglichst genaue Kenntnis zu
verschaffen, so möchte ich die betreffenden Meyer'schen
Versuchsergebnisse hier folgen lassen.
Tabelle der Reibungskoeffizienten bei 17,9° C.
Lösung
Salzgehalt
η
Dichtigkeitd
Brunnenwasser
–
–
–
0,01197
–
Destilliertes Wasser
–
–
–
0,01299
–
Kalialaunlösung
–
3,650
3,521
0,01576
1,0326
Lösung von schwefel-saurem
Natron
1234
10,425 7,7795 5,1600 2,5670
9,4415 7,2176 4,9068 2,5028
0,017630,016000,015000,01384
1,082 1,058 1,0387 1,0175
Lösung von schwefel-saurem
Kali
123
13,298 8,865 4,432
11,737 8,143 4,244
0,015370,014500,01459
1,0878 1,0625 1,0311
Lösung von salpeter-saurem
Natron
1234
82,6257,1135,2616,31
45,2436,3526,0714,02
0,035150,026130,019260,01467
1,3625 1,280 1,192 1,0954
Lösung von salpeter-saurem
Kali
1234
16,76011,812 7,698 4,795
14,35510,566 7,148 4,575
0,012430,012830,012880,01297
1,0958 1,0683 1,0456 1,0280
Die Endresultate, zu denen O. E. Meyer durch seine
Versuche gelangte, lassen sich kurz in folgenden Sätzen angeben. Die nach der
Theorie aus den Beobachtungen berechneten Werte der Konstanten der Reibung stimmen
nahe mit denjenigen überein, die man aus der Beobachtung der Geschwindigkeit
abgeleitet hat, mit der Flüssigkeiten durch enge cylindrische Röhren strömen. Von
speziellen Resultaten ist zu bemerken, dass die innere Reibung tropfbarer
Flüssigkeiten mit steigender Temperatur abnimmt. Wasser und wässerige Salzlösungen
haben eine weit geringere Reibung als Oel. Die Reibung von Salzlösungen ist bald
grösser, bald geringer als die des Wassers. Die Reibungskonstante ist eine Funktion
des zweiten Grades des Salzgehaltes. Brunnenwasser hat eine geringere Reibung als
destilliertes Wasser, Flusswasser steht dem destillierten näher. Die neuesten
Reibungsversuche sollen in einer besonderen Arbeit Berücksichtigung finden.
Im Anschluss an die vorstehenden Beobachtungsergebnisse, auf denen die Ableitung der
Formeln zur Berechnung von Wasserleitungsanlagen beruht, lasse ich nunmehr ein
Berechnungsbeispiel folgen, um die Richtigkeit und praktische Brauchbarkeit jener
Formeln nachzuweisen. Als Beispiel wähle ich das von Grashof in der Hydraulik, S. 509 und 510,
angeführte. Dies Beispiel, das ich hier zum Vergleich und gleichzeitig zur
Kennzeichnung der drei vorkommenden Sonderfälle wörtlich folgen lasse, lautet: Aus
einem Behälter, in welchem der Wasserstand durch entsprechenden Zufluss auf
konstanter Höhe erhalten wird, werde das Wasser unter gleichbleibenden Umständen
abgeleitet durch eine Röhre von der Länge l und von
kreisförmigem Querschnitt mit der gleichförmigen Weite d, ohne dass dieselbe durch Seitenröhren oder Oeffnungen einen anderen
Wasserzu- oder -abfluss hat, als am Anfang bezw. am Ende. Durch jeden Querschnitt
der Röhre fliesst dann pro Sekunde dasselbe Wasservolumen V mit derselben mittleren Geschwindigkeit v
entsprechend der Gleichung
Q=\frac{\pi\,d^2}{4}\,\cdot\,v . . . . . . 1)
Wenn wie gewöhnlich das Wasser entweder als freier Strahl in die Atmosphäre oder
unter Wasser in einen zweiten Behälter ausfliesst, in dem durch entsprechenden
Abfluss die freie Wasseroberfläche auf konstanter Höhe erhalten wird, während sie
ebenso wie diejenige im ersten Behälter mit der freien atmosphärischen Luft in
Berührung ist, so kann die wirksame Druckhöhe gleich der Höhe dieser
Wasseroberfläche im ersten Behälter über dem Schwerpunkt der Rohrmündung bezw. über
dem Wasserspiegel im zweiten Behälter gesetzt werden bei Abstraktion von der dieser
Höhe entsprechenden verhältnismässig kleinen Differenz des atmosphärischen
Luftdruckes. Wird aber allgemein die wirksame Druckhöhe mit h und der resultierende Widerstandskoeffizient etwaiger besonderer
Widerstände in der Röhre mit ξ bezeichnet, so ist
ferner
h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(\frac{l}{d}\,\varrho+\xi+1\right) . . . . 2)
oder
h=\frac{v^2}{2\,g}\,\left(\frac{l}{d}\,\varrho+\Sigma\,(\xi)\right).
Die Elimination von v zwischen den Gleichungen 1) und 2)
liefert eine Beziehung zwischen l, d, h, v, vermittelst
welcher eine dieser Grössen gefunden werden kann, wenn die übrigen gegeben sind.
Wenn es sich dabei nur um die Ableitung des Wassers an sich und nicht zugleich um
die Verwertung der lebendigen Kraft des abfliessenden Wassers handelt, so kommt die
Geschwindigkeit v nur insofern in Betracht, als von ihr
und von d der Faktor ρ des
Leitungswiderstandskoeffizienten abhängt, nämlich
\varphi=m\,\left(\alpha+\frac{\beta}{v\,d}\right),
unter m einen etwa = 1,2 zu
setzenden Sicherheitskoeffizienten verstanden. Durch diesen Umstand kann die Lösung
der betreffenden Aufgaben erschwert und eine successive Näherungsrechnung nötig
gemacht werden, jedoch ist innerhalb der gewöhnlichen Grenzwerte von v und d die
Veränderlichkeit von λ nur eine so mässige, dass es
meistens genügt, entweder mit einem konstanten Mittelwert von ρ, etwa ρ = 0,03,
endgültig zu rechnen, oder die damit gefundenen Resultate einer höchstens einmaligen
Korrektion zu unterwerfen.
Die Länge l pflegt durch die Umstände gegeben zu sein,
und bleiben sonach drei Aufgaben zu erwähnen:
1. Gesucht die wirksame Druckhöhe h, bei welcher eine
gegebene Röhre ein gegebenes Wasservolumen Q liefert.
Man findet v aus Gleichung 1), dazu und zu der
gegebenen Rohrweite d den Koeffizienten ρ, endlich h aus Gleichung
2).
2. Gesucht das Wasservolumen Q, welches eine gegebene
Röhre bei gegebener wirksamer Druckhöhe liefert. Mit ρ
= 0,03 findet man näherungsweise v aus Gleichung 2),
damit und mit d einen korrigierten Wert von ρ, mit diesem einen korrigierten Wert von v aus Gleichung 2), endlich Q aus Gleichung 1).
3. Gesucht die Weite d einer Röhre, welche bei gegebener
Länge und wirksamer Druckhöhe ein gegebenes Wasservolumen Q liefert.
Aus Gleichung 1) und 2) folgt durch Elimination von v
\left(1+\xi+\varrho\,\frac{l}{d}\right)\,\left(\frac{4\,Q}{\pi}\right)^2\,\cdot\,\frac{1}{d^4}=2\,g\,h,
d=\sqrt[5]{\frac{(1+\xi)\,d+\varrho\,l}{2\,g\,h}\,\left(\frac{4\,Q}{\pi}\right)^2} . . . 3)
Mit ϕ = 0,03 und d = 0
(auf der rechten Seite) findet man einen Näherungswert von d und von v\,d=\frac{4\,Q}{\pi\,d}, dazu einen korrigierten Wert von ρ, endlich mit diesem und mit jenem Näherungswert der
Rohrweite einen korrigierten Wert derselben nach Gleichung 3).
Sollte z.B. die Weite einer Röhre von 50 m Länge bestimmt werden, welche bei h = 1,5 m wirksamer Druckhöhe und ξ = 0,5 (einem Widerstand durch innere Kontraktion am
Anfang der Röhre entsprechend) pro Sekunde Q = 0,03 cbm
Wasser abführt, so fände man näherungsweise
d=\sqrt[5]{\frac{0,03\,\cdot\,50}{2\,\cdot\,9,81\,\cdot\,1,5}\,\cdot\,\left(\frac{0,12}{\pi}\right)^2}=0,149\mbox{ m}.
\frac{1}{v\,d}=\frac{0,149\,\cdot\,\pi}{0,12}=3,9,
ρ = 1,2 . 0,0239 = 0,0287 nach
Hagen und damit hinlänglich genau
d=\sqrt[5]{\frac{1,5\,\cdot\,0,149+0,0287\,\cdot\,50}{2\,\cdot\,9,81\,\cdot\,1,5}\,\cdot\,\left(\frac{0,12}{\pi}\right)^2}=0,152\mbox{
m}.
Nach meiner Methode erhält man aus Gleichung V)
\frac{1}{v}=\sqrt[3]{q}\,\left(\sqrt[3]{cos\,\frac{2\,\varphi}{2}}+\sqrt[3]{\sin\,\frac{2\,\varphi}{2}}\right)
sin\,\varphi=\sqrt{\frac{4\,q}{27}},\ q=\frac{l\,\alpha\,\cdot\,m}{g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q}}=\frac{m\,\alpha}{2\,g\,\sqrt{\frac{4}{\pi}}\,\cdot\,J\,\sqrt{Q}}
und
d=\sqrt{\frac{4}{\pi}\,\cdot\,Q\,\cdot\,\frac{1}{v}}
die Werte von v und d. Es ist
mα = 1,2 . 0,013 = 0,0156.
\begin{array}{rcl} log\,m\,\alpha &=& 0,1931246-2\\ log\,2\,g\,J\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\cdot Q}&=& 0,1608360\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl}log\,q &=& 0,1322886-1\\ \frac{1}{3}\,log\,q &=& 0,7107629-1\\ & & \\ log\,q &=& 0,1322886-1\\ log\,4 &=&
0,6020600\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl}\mbox{Summa}&=& 0,7343486-1\\ log\,27&=& 1,4313638 \end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} 2)&=& 0,3029848-2\\ log\,sin\,\varphi &=& 9,1514924-10\end{array}
\varphi=8^{\circ}\,8'\,5'';\ \frac{\varphi}{2}=4^{\circ}\,4'\,2,5''
\begin{array}{rcl} \frac{1}{2}\,log\,\frac{1}{v}&=&0,8894744-1\\ log\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\cdot Q} &=& 0,2910157-1\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
log\,d=0,1804901-1
d=0,15153\mbox{ m}=0,152\mbox{ m.}
\begin{array}{rcl}log\,2\,g\,J&=& 0,7698203-1\\ log\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\cdot Q}&=&0,2910157-1 \end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} \mbox{Summa}&=& 0,0608360-1\\ & & \\ \sqrt[3]{sin^2\,\frac{\varphi}{2}}&=&0,17166\\ \sqrt[3]{cos^2\,\frac{\varphi}{2}}&=&0,99832
\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl}\mbox{Summa}&=& 1,16998\\ log\cdot 1,16998 &=& 0,0681859\\ \frac{1}{3}\,log\,q &=& 0,7107629-1\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} log\,\frac{1}{v} &=& 0,7789488-1\\ log\,v&=&0,2210512\\ v&=&1,6636\mbox{ m.}\end{array}
Würde man bei dieser Rechnung Σ(ξ) nicht gleich Null setzen, sondern zur Bestimmung von ϕ die genauere Gleichung sin\,\varphi=\sqrt{\frac{4\,p^3}{27\,q^2}} benutzen, so würde
man in dem hier vorliegenden Fall folgendes Resultat erhalten.
\begin{array}{rcl} log\,\frac{1}{2\,g} &=& 0,70730100-2\\ \frac{1}{2\,g} &=&0,05097\\ q&=& 0,1350\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––
p=0,18657
\begin{array}{rcl}log\,4 &=& 0,6020600\\ 3\,log\, p &=& 0,8125254-3\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} \mbox{Summa}&=& 1,4145854-3\\ log\cdot 27\,q^2 &=& 1,6959410-2\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl}2) &=& 0,7186444\\ log\,sin\,\varphi &=& 9,3593222-10\end{array}
\varphi=13^{\circ}\,13'\,29'';\ \frac{\varphi}{2}=6^{\circ}\,36'\,40''
\left(\sqrt[3]{sin^2\,\frac{\varphi}{2}}+\sqrt[3]{cos^2\,\frac{\varphi}{2}}\right)=\left({0,23666}\atop{0,99556}}\right)=1,23222.
\begin{array}{rcl}\frac{1}{3}\,log\,q &=& 0,7107629-1\\ log\,1,23222 &=& 0,0906812\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––
log\,\frac{1}{v}=0,801441=1
\begin{array}{rcl}\frac{1}{2}\,log\,\frac{1}{v} &=& 0,9007220-1\\ log\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\cdot Q} &=& 0,2910157-1 \end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––
log\,d=0,1917377-1
d=0,155\mbox{ m.}
Vergleicht man die hier erhaltenen Zahlen mit den von Grashof gefundenen Werten, so erkennt man, dass die letzteren etwas
kleiner sind. Es rührt dies daher, dass von mir nicht α
= 0,012, wie den Versuchen von Hagen entspricht,
sondern entsprechend den Versuchen von Weisbach α =
0,013 gesetzt wurde. Setzt man α = 0,012, also mα = 0,0144, so erhält man folgende Rechnung:
\begin{array}{rcl}log\,m\,\alpha &=& 0,1583625-2\\ log\,2\,g\,J\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\cdot Q}&=&0,0608360-1 \end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl}log\,q &=& 0,0975265-1 \\ \frac{1}{3}\,log\,q &=&0,6991755-1\\ log\,4&=& 0,
6020600\\ 3\,log\,p&=&0,7476478\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\mbox{Summa}=1,3497078-3
\begin{array}{rcl} q &=& 0,12518\\ \frac{1}{2\,g}&=& 0,05097\end{array}
––––––––––––––––––––––
p=0,17615
\left(\sqrt[3]{sea^2\,\frac{\varphi}{2}}+\sqrt[3]{sin^2\,\frac{\varphi}{2}}\right)
=\begin{pmatrix} 0,99551 \\ 0,23752 \end{pmatrix}
––––––––––––––––
=\ \ 1,23303
log\cdot 27\cdot q^2=1,6264168-2
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
2)=0,7232910-2
log\,sin\,\varphi=9,3616455-10
\varphi=13^{\circ}\,17'\,40'';\ \frac{\varphi}{2}=6^{\circ}\,38'\,50''
\begin{array}{rcl}\frac{1}{2}\,log\,\frac{1}{v}&=& 0,896507455-1\\ log\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\cdot Q}&=&0,2910157-1\end{array}
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} log\,d &=& 0,1860903-1\\ d&=& 0,15350\mbox{ m.}\end{array}
\begin{array}{rcl}\frac{1}{3}\,log\,q &=& 0,6881755-1\\ log\,1,23303 &=& 0,0909736\end{array}
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––
\begin{array}{rcl} log\,\frac{1}{v}&=& 0,7901491-1\\ log\,v &=& 0,2098509\\ v&=& 1,62125\mbox{ m.}\end{array}
Der von Grashof angenommene Wert d = 0,152 m ist etwas zu klein, denn man erhält durch Verifikation 1,53 =
1,5. Setzt man die von mir gefundenen Werte von d und
v in die Grundgleichung
\left(1+\xi+\varrho\,\frac{l}{d}\right)\,\frac{v^2}{2\,g}=h=1,5
ein, so erhält man 1,493 = 1,5, also thatsächlich die der
allgemeinen Gleichung entsprechenden Werte v und d.
Aus den hier ausgerechneten Beispielen folgt übrigens noch das wichtige Resultat,
dass auch bei den Wasserleitungen die einmaligen Widerstände nicht vernachlässigt
werden dürfen; denn dieselben haben auf das Resultat einen grösseren Einfluss, als
man bisher angenommen hat. Mit dieser Schlussfolgerung ergibt sich sofort, dass die
Formel von Dr. Lampe nur eine Näherungsformel ist,
deren Gültigkeitsbereich zwischen sehr engen Grenzen liegt.
Nun bin ich und war ich mir von Anfang an wohl bewusst, dass man dem praktischen
Ingenieur nicht zumuten darf, in jedem einzelnen Fall die Gleichung dritten Grades
aufzulösen und ziffernmässig auszurechnen; dies erfordert zuviel geistige Anspannung
und auch zuviel Zeit. Aus diesem Grunde muss man seine Zuflucht entweder zu dem
logarithmischen Liniennetz in Birlo'scher Art oder
besser noch nach dem oben erwähnten Vorbilde Rietschel's zur Berechnung von Nachschlagetabellen nehmen, so dass das ganze
Rechnen fortfällt und nur auf die unumgängliche Ausrechnung der Koeffizienten p und q beschränkt wird.
Die Berechnung solcher Tabellen ist wegen der einfachen Gestalt der in Frage
kommenden Formeln ausserordentlich bequem und leicht, insbesondere wenn man bei den
Wasserleitungen Σ(ξ) = 0
setzt, da dann p = q wird
und für jedes J neben die Wassermenge Q in zwei Reihen gleichdie Werte von v und d gestellt werden
können. Im allgemeinen Falle erhält man
p=\frac{l\,\alpha}{2\,g\,h\,\sqrt{\frac{4}{\pi}\,Q}}+\frac{\Sigma\,(\xi)}{2\,g\,h}=q+\frac{\Sigma\,(\xi)}{2\,g\,h}
=q\,\left(1+\frac{\Sigma\,(\xi)}{2\,g\,h\,q}\right);
man kann denselben auf den besonderen Fall zurückführen, indem
man \frac{\Sigma\,(\xi)}{2\,g\,h\,q}=R einführt und neben die gefundenen Werte für v und d die entsprechenden Werte für v und d stellt, welche man
für verschiedene R erhält. Die Herstellung solcher
Tabellen, welche das Ablesen der genauen Resultate fast direkt ermöglichen, und zwar
sowohl für Warmwasserheizungs- und Wasserleitungen, muss einer besonderen Arbeit
vorbehalten bleiben, da dies hier zu weit führen würde.
Zum Schluss möchte ich noch einige Bemerkungen über die Berechnung von
Gasrohrleitungen bringen. Die obigen Auseinandersetzungen bezüglich der exakten
Lösung der beiden Gleichungen für die erforderliche und die erreichbare
Geschwindigkeit gelten im Prinzip auch für die Gasrohrleitungen und Lüftungsanlagen.
Indessen liegt hier die Sache insofern für die Durchführung der Rechnung günstiger,
als die Reibungskoeffizienten bedeutend kleiner sind und man mit einem konstanten
Mittelwert noch ziemlich genaue Resultate erhält. Die diesbezüglichen Formeln sind
in dem „Handbuch für Steinkohlengasbeleuchtung“ von Dr. N. H. Schilling auf S. 483 abgeleitet worden. Die
beiden Grundformeln lauten danach wieder wie oben für die erforderliche
Geschwindigkeit
v\,d^2=\frac{4\,Q}{\pi} . . . . . . I)
für die erreichbare Geschwindigkeit
h=4\,\frac{M\,l\,G\,v^2}{d\,g} . . . . . . II)
worin M der Reibungskoeffizient,
l die Rohrlänge, G das
Gewicht der Volumeneinheit, g die Beschleunigung der
Schwere und d der Rohrdurchmesser ist. Nimmt man M als konstant an und setzt M = 0,003, so sind die beiden Gleichungen I) und II) lösbar und ergeben
höchst einfache und bequem zu berechnende Ausdrücke. Will man jedoch den Umstand in
Rechnung ziehen, dass auch die Reibung der Gase mit der Strömungsgeschwindigkeit
sich ändert, so führen auch die Gleichungen I) und II) auf Gleichungen fünften
Grades, so dass man in einem solchen Fall den oben eingeschlagenen Lösungsweg
befolgen muss, wenn man genaue Zahlenwerte auf möglichst einfachem Wege erhalten
will. Nach Grashof,
„Hydraulik“, S. 603, lautet die Weisbach'sche
Formel für den Reibungswiderstand der Luft
\varrho=0,01355+\frac{0,0595}{\sqrt{v}}
oder
\varrho=0,01355+\frac{0,001235+0,01\,d}{d\,\sqrt{v}},
während Blochmann für
Gasleitungen
\varrho=0,00911+\frac{0,06379}{\sqrt{v}}
setzt. Bei Lüftungsanlagen berücksichtigt man nach Rietschel a. a. O. die einmaligen Widerstände und die
Aenderungen des Reibungswiderstandes, so dass man für diesen Zweck die von mir
gegebene Lösung der allgemeinen Gleichungen I) und II) wird benutzen müssen. Die
Umrechnung der vorstehenden Formeln für ρ ganz ebenso
wie oben für Wasser in die Gestalt
ρ√v = ρ' = α(1 + v)
muss einer besonderen Bearbeitung der Gasrohr- und
Luftleitungen vorbehalten bleiben.