Titel: | Neuere Acetylenentwickler und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 720 |
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Neuere Acetylenentwickler und
Zubehör.
(Fortsetzung von S. 704 d. Bd.)
Neuere Acetylenentwickler und Zubehör.
Das Acetylengas wird bis jetzt fast allgemein in schwimmenden Glocken gesammelt
und aufbewahrt, wasunter Umständen unbequem und umständlich ist. Anstatt der
Glocke benutzt E. Seiffert in Wichrath einen Sammelbehälter für Acetylengas (D. R. P. Nr. 112372), der
aus einem feststehenden Gasbehälter mit Druckregler besteht, und bei welchem das Gas
auf getrennte Kammern verteilt ist, die jeden Druck eines inwendig explodierenden
Gas- und Luftgemisches aushalten und dadurch nicht zersprengt werden.
Die Kammern h (Fig. 48)
von beliebiger Anzahl befinden sich auf einem Bodengestell aus Rohren a, welche durch stehende Röhren f mit dem Wasserbehälter t verbunden sind,
durch welche das Wasser aus letzterem in die Kammern h
eintreten kann. Aus dem oder den Entwicklern c gelangt
das Gas durch die Röhren e in die Kammern h, welche oben mit dem Hauptgasrohr g verbunden, jedoch durch Sicherungen gegen
Fortpflanzung von Explosionen aus demselben abgeschlossen sind. Aus dem Rohr g gelangt das Gas in den Reiniger und Druckregler r, aus dem es weiter geleitet wird. Vor
Inbetriebsetzung werden der Gasbehälter ganz und der Wasserbehälter t zum Teil mit Wasser gefüllt, um die Vorbedingung
einer Explosion, eine Mischung von Acetylen und Luft zu vermeiden. Durch das sich
entwickelnde Gas wird das Wasser aus den Behältern h
nach dem Wasserbehälter t verdrängt. Damit das Gas bei
stärkerem Druck, als der Verbrauch ist, nicht durch das Bodengestell a, die Röhren f und den
Wasserbehälter t entweicht, ist eine an sich bekannte
Vorrichtung angeordnet, mittels welcher die Gasentwickelung selbstthätig durch
Abschneiden des Wasserzutritts zum Karbid abgestellt wird, sobald die Behälter h zu ⅔ mit Gas gefüllt sind.
Textabbildung Bd. 316, S. 720
Fig. 48.Sammelbehälter für Acetylengas von Seiffert.
Die mit Schwimmern versehenen Zuführtrichter an Acetylenentwicklern sind gewöhnlich
mit Klappen oder Ventilen versehen, welche beim Oeffnen das Gewicht des darauf
ruhenden Karbids überwinden. Bei dem Acetylenentwickler
von J. Knappich in Augsburg (D. R. P. Nr. 112436)
unterstützt das im Fülltrichter befindliche Karbid das Oeffnen der Klappe, welche
vollständig nach aussen schlägt und sich beim Oeffnen in der Fallrichtung des
Karbids bewegt.
Der äussere, zum Teil mit Wasser gefüllte Behälter A
(Fig. 49) steht mit einem gasdicht verschlossenen
Innenbehälter B in Verbindung, welcher durch einen
Fülltrichter C trägt, der durch den Deckel i abgedichtet wird.Letzterer ist unten durch
Klappen e abgeschlossen, welche durch Gelenkhebel cd mit dem Schwimmer S in
Verbindung stehen, und durch welchen bei sinkendem Gasdruck und steigendem Wasser
die Klappen geöffnet werden, wodurch das auf denselben liegende Karbid herausfällt.
Um das Oeffnen und Schliessen der Klappen zu beschleunigen und einen Ueberdruck des
Gases zu vermeiden, befindet sich unten am Schwimmer ein Sieb b, auf welches das Karbid fällt und ein sofortiges
Schliessen der Klappen bewirkt.
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Fig. 49.Acetylenentwickler von Knappich.
Acetylenentwickler mit selbstthätiger Wasserzuführung
von D. J. van Praag in West-Hampstead und F. W. Harker in Maidenhead (D. R. P. Nr. 112528). Zweck
desselben ist die selbstthätige Regelung des Wasserzuflusses zum Karbid in der
Weise, dass ein starres, sich mit der Gasglocke hebendes und senkendes Rohr mit
einer Ventilklappe zusammenwirkt.
Textabbildung Bd. 316, S. 720
Fig. 50.Acetylenentwickler von van Praag und Harker.
In dem Wasserbehälter A (Fig.
50) wird der Wasserspiegel durch ein an dem Zuführungsrohr M angebrachtes Schwimmerventil auf gleicher Höhe
gehalten und mit der Gasglocke B und dem Karbidbehälter
C von dem Gerüst S
getragen. In der Stopfbüchse D des Wasserbehälters ist
ein Rohr E, welches mit der Gasglocke gasdicht
verbunden ist, verschiebbar angeordnet und gleitet mit seinem unteren Ende gasdicht
in einem senkrechten Rohre G, welches an der Sohle des
Gassammlers befestigt ist. Das obere offene Ende des Rohres E wird von einem durchlochten Cylinder a1 mit einem lose aufgesetzten Deckel a2 umgeben, welch
letzterer belastet ist und an der unteren Seite einen ein Ventil bildenden Ansatz
a3 trägt, welches
beim Steigen des Rohres E dasselbe verschliesst und mit
ihm angehoben wird. Am unteren Ende des Rohres G
befindet sich ein Regelungsventil H und eine Düse K, durch welche das Wasser zum Karbid geleitet wird.
Durch das Rohr L mit dem Abschlussventil H1 und dem
Rückschlagventil N gelangt das Gas in den Sammler.
Sobald nach Oeffnung der Hähne Wasser in den Karbidbehälter C eintritt und Gas entwickelt wird, steigt die Glocke
mit dem Rohre E, wobei, wenn sich in dem Gasbehälter
eine genügende Menge Gas befindet, das Rohr E mit
seinem oberen Ende über den Wasserspiegel reicht und der Wasserzufluss zum Karbid
abgeschnitten wird. Durch das Steigen des Rohres E wird
dasselbe gleichzeitig von dem Deckel a2 mit dem Ansatz a3 geschlossen und jeder Lufteintritt oder
Gasaustritt verhindert.
Das englische Patent Nr. 12788/1896 hat einen Acetylenentwickler zum Gegenstand, bei
welchem der durch die Einwirkung feuchten Gases hervorgerufenen Nachentwickelung und
dem Zerfallen des Karbids dadurch vorgebeugt wird, dass das Karbid im gegebenen
Augenblicke von einer indifferenten Flüssigkeit umgeben wird. Während jedoch der
Acetylenentwickler bei dem besagten Patent offen ist, ist der demselben Zweck
dienende Acetylenentwickler von B. Fröhlich in Leipzig-Reudnitz (D. R. P. Nr. 112695) vollständig
geschlossen und mit einem in diesem beweglichen Karbidbehälter versehen.
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Fig. 51.Acetylenentwickler von Fröhlich.
Der mit dem Hahn g versehene Behälter a (Fig. 51) ist unten
mit einem Cylinder b versehen, in welchem sich der das
Karbid aufnehmende Cylinder und eine diesen beeinflussende Feder c befindet. Nach Füllung des Behälters d mit Karbid wird in den Behälter a zunächst eine indifferente Flüssigkeit e, welche dichter als Wasser ist, z.B. Chloroform,
Schwefelkohlenstoff o. dgl., und hierauf Wasser f
gegossen. Durch die Feder c wird der Cylinder d mit dem Karbid nach oben gedrückt, so dass letzteres
mit dem Wasser in Berührung kommt und Gas entwickelt wird. Wird nun der Hahn g geschlossen, so entsteht durch das sich entwickelnde
Gas in dem Behälter a ein Druck, wodurch der
Karbidbehälter mit dem Wasser zurückgedrückt wird und das Karbid nur mit der unteren
indifferenten Flüssigkeit in Berührung kommt, so dass keine weitere Gasentwickelung
stattfindet. Hierdurch wird einem Gasverlust möglichst vorgebeugt; eine
Beeinflussung des Karbidbehälters von aussen kann entgegen dem englischen Patent
nicht stattfinden, wodurch Betriebsstörungen fortfallen und eine Explosionsgefahr,
sowie Verstopfungen von Sieben u. dgl. und dadurch hervorgerufene Betriebsstörungen
ausgeschlossen sind.
Der Acetylenentwickler der Firma Julius Pintsch in Berlin (D. R. P. Nr. 113425) ist mit einer Vorrichtung
versehen, um die Luft durch das sich entwickelnde Acetylen bei Beginn der
Entwickelung aus demselben zu entfernen. Zu diesem Zweck ist der Entwickler mit dem
Gasbehälter ausser der durch Kühler, Wäscher u.s.w. führenden Leitung noch durch ein
besonderes Rohr unmittelbar verbunden.
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Fig. 52.Acetylenentwickler von Pintsch.
Durch die mit dem Entwickler a verbundene Leitung i (Fig. 52) gelangt das
Acetylen in einen Kühler und aus diesem durch den Wäscher l und Gasuhr m in den Gasbehälter n. Eine zweite direkte Rohrleitung g verbindet den Entwickler a mit dem Gasbehälter n. Der Entwickler a ist mit einem Entlüftungshahn h versehen, nach dessenOeffnen und des in Leitung g eingeschalteten Hahnes p
Acetylen aus dem Gasbehälter n nach a überströmt und die Luft durch den Hahn h aus dem Entwickler a
austreibt. Hierdurch wird die durch Anwesenheit von Phosphorwasserstoff mögliche
Explosionsgefahr beseitigt, da letzterer sich nur in statu nascendi bei Anwesenheit
von Luft bei 0° entzündet, während, wenn er mit Acetylen vermischt ist, erst bei
einer Temperatur von 100° eine Entzündung eintreten kann.
Bei Acetylenentwicklern, bei welchen die Flüssigkeit dem Karbid mittels eines Dochtes
zugeführt wird, wie dies besonders bei Fahrradlaternen stattfindet, wird die
Gasentwickelung oft durch Erschütterungen und schräge Lage des Entwicklers gestört.
Um dies zu verhüten, dient der transportable
Acetylenentwickler von G. Hansen und A. Kräfting in Kopenhagen (D. R. P. Nr. 113300). Bei
diesem erfolgt die Regelung des Flüssigkeitszuflusses in der Weise, dass der bei
normaler Entwickelung durch einen elastischen Schlauch mit dem Karbid in Verbindung
stehende nasse Docht bei zu starker Gasentwickelung durch den Gasdruck bis zum
Eintreten des normalen Druckes von dem Karbid entfernt wird. Bei Ueberhandnehmen des
Gasdruckes dehnt letzterer den Schlauch, dessen unteres Ende den die Dochthülse
tragenden Flüssigkeitsbehälter umschliesst, in der Längsrichtung aus, wodurch
Wasserbehälter und Dochthülse aus der normalen Lage verschoben werden.
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Fig. 53.Transportabler Acetylenentwickler von Hansen und Kräfting.
Auf dem mit unteren Luftöffnungen versehenen Behälter a
(Fig. 53) ist ein Deckel b festgeschraubt, der mit einem Abzugsrohr c
mit Brenner d versehen ist. Der in dem Behälter a eingebaute Cylinder e
wird mittels eines oben abstehenden Randes im Behälter festgehalten und besitzt
einen durchlochten Boden f mit dem kurzen Führungsrohr
g, in welchem das Dochtrohr j, welches an dem Wasserbehälter h festsitzt,
lose geführt wird. Ein Gummischlauch l verbindet
luftdicht den Behälter e mit dem Wasserbehälter h. Das durch den Docht k
aus dem Behälter h angesaugte Wasser gelangt bei
normaler Stellung des Apparates an das in e befindliche
Karbid, wodurch Gas entwickelt wird. Bei zu starker Entwickelung im Verhältnis zum
Verbrauch drückt das durch den gelochten Boden f in den
Gummischlauch gelangende Gas den Wasserbehälter mit dem Dochtrohr nach unten,
wodurch der Gummischlauch ausgedehnt und der Docht vom Karbid entfernt wird, mithin
die Gasentwickelung aufhört. Sinkt der Gasdruck, so zieht sich der Schlauch
zusammen, der Wasserbehälter mit der Dochthülse steigt, bis sich der Gummischlauch
bei erreichtem normalen Druck so zusammengezogen hat, dass der Docht wieder mit dem
Karbid in Berührung kommt und Gas entwickelt wird. Der durch die Karbidzersetzung
entstehende Kalkschlamm fällt durch den Boden f auf die
Oberfläche von h, von welcher er leicht entfernt werden
kann.
Durch frühzeitiges und unbefugtes Abheben des Deckels von Acetylenentwicklern sind
durch den plötzlichen Austritt des Gases, abgesehen von dem Gasverlust, schon oft
Unglücksfälle verursacht worden, welche zwar dadurch vermieden werden können, dass
das Gas durch Steigenlassen des Zersetzungswassers aus dem Entwickler vertrieben
wird, wodurch jedoch keine genügende Sicherheit geboten wird. Durch die Deckelverriegelungsvorrichtung für Acetylenentwickler
von K. Brenner-Senn in Basel (D. R. P. Nr. 113641) wird das
Abheben des Deckels so lange verhindert, als noch Gas im Entwickler vorhanden
ist.
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Fig. 54.Deckelverriegelungsvorrichtung für Acetylenentwickler von
Brenner-Senn.
Die Vorrichtung ist wie folgt eingerichtet: Der Deckel b
des Entwicklers a (Fig.
54) ist unter Zwischenschaltung eines Dichtungsringes mittels
Bajonnetverschluss auf dem Entwickler aufgesetzt und mittels Schraubenverbindungen
gesichert. Unmittelbar unter dem Deckel ist ein Schwimmer d bei g drehbar gelagert, dessen anderes Ende
e bei verschlossenem Deckel in eine Aussparung des
letzteren eingreift und dessen Drehen verhindert. In der Aussparung ist ein Zapfen
h, der durch eine Stopfbüchse i nach aussen abgedichtet ist, verschiebbar geführt und
kann durch Vor- und Zurückschrauben eines in die Hülse l eingeschraubten Kopfstückes k auf und ab
bewegt werden. Hierdurch wird bezweckt, dass im Notfalle nach Abnehmen der
Verschlusskapsel m durch einen passenden Schlüssel das
Abheben des Deckels ermöglicht wird, indem durch Hineinschrauben des Kopfstückes k das Ende e durch den
Zapfen h aus der Aussparung des Deckels hinausgedrückt
wird. Die selbstthätige Entriegelung des Deckels wird durch den Schwimmer d in der Weise bewirkt, dass sobald das Wasser im
Entwickler die erforderliche Höhe erreicht hat, der Schwimmer d angehoben wird und dadurch das Ende e aus der Aussparung des Deckels heraustritt, in
welchem Falle das Gas bis auf eine geringe unschädliche Menge aus dem Entwickler
vertrieben worden ist.
Unter Nr. 109288 ist ein Acetylenentwickler mit einer Vorrichtung zum Umsteuern des
Wasserzuflusses patentiert (vgl. D. p. J. 1900 315 737 Fig. 54), bei
welchem der einen Wagen bildende Wasserverteiler durch mechanische Einrichtungen
unter Zusammenwirken von Sperrklinken, einer Zahnstange u.s.w., welche durch einen
an der Gasglocke angebrachten Bügel B1 bethätigt werden, umgeschaltet wird. Durch die
vielen beweglichen, ineinander greifenden Teile werden jedoch leicht
Betriebsstörungen verursacht und ein vollkommen fehlerloser Betrieb kann bei dieser
Einrichtung nicht gewährleistet werden. Um diese Uebelstände zu vermeiden, ist die
nachstehend beschriebene Vorrichtung zur Umsteuerung des
Wasserzuflusses bei Acetylenentwicklern von K.
Fischer in Sitzendorf (D. R. P. Nr. 113642) bedeutendvereinfacht,
indem vor allem sämtliche mechanischen bei dem Patent Nr. 109288 angewandten
Vorrichtungen, wie Sperrklinken, Zahnstange, Bügel, Gewichte und Ausrücker für die
Sperrklinken fortfallen. Der mit Abfallrohr versehene Wagen E selbst ist beibehalten, ist jedoch an jedem Ende mit einem hohlen, unten
mit einer sehr engen Oeffnung versehenen Blechgefäss ausgestattet, welche
abwechselnd als Gewichte zum Verschieben des Wagens dienen.
Textabbildung Bd. 316, S. 722
Fig. 55.Vorrichtung zur Umsteuerung des Wasserzuflusses bei
Acetylenentwicklern von Fischer.
Der Arbeitsvorgang der in Fig. 55 dargestellten
Vorrichtung ist folgender: Ist das Gas in dem Vergaser 1 verbraucht, so steigt das Wasser durch das Rohr a nach dem Kasten J und in diesem bis an die
rechtwinklig eingesetzten Rohre a1, durch welche es nach dem Blechbehälter c gelangt und diesen füllt. Durch die Schwere des
letzteren wird der Wagen nach rechts gezogen und gelangt über den Kasten J1. Das Ventil V öffnet sich nun in bekannter Weise und es strömt
Wasser in den Vergaser 2, wodurch dieser in Thätigkeit
tritt. Nach Verbrauch des Gases aus dem zweiten Vergaser steigt das Wasser in der
Kammer J1 und füllt
durch das Rohr a2 das
Blechgefäss c1,
wodurch, da das Wasser aus dem Gefäss c durch die enge
Oeffnung bereits abgelaufen ist, der Wagen nach links auf den inzwischen mit
frischem Karbid gefüllten Vergaser 1 gezogen wird,
worauf sich derselbe Vorgang wiederholt.
(Fortsetzung folgt.)