Titel: | Die Entwickelung des Unterseebootwesens in den Jahren 1900 und 1901. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 822 |
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Die Entwickelung des Unterseebootwesens in den
Jahren 1900 und 1901Vgl. D. p. J. 1900 315
277..
Die Entwickelung des Unterseebootwesens in den Jahren 1900 und
1901.
Während der beiden angeführten Jahre ist die Entwickelung des Unterseebootwesens
eine derartige gewesen, dass es angebracht erscheint, der besseren Uebersicht wegen
die Fortschritte auf diesem Gebiet nach Ländern geordnet anzuführen. Das Bestreben,
die bisher erreichten Erfolge, soweit sie auf feste Basis Anspruch haben, als
Unterlage für die Weiterentwickelung nutzbar zu machen, ist allgemein vorhanden.
Daneben tauchen phantastische Projekte wie bisher auf, um meist noch vor der
Ausführung zu verschwinden. Es scheint jedoch, als ob die Zahl derjenigen, welche
unabhängig von dem bisher Erreichten sich mit diesem Gebiet beschäftigen und mit
ihren Ideen hervortreten, abgenommen hat. Der Grund liegt wohl darin, dass es,
namentlich in Frankreich und den Vereinigten Staaten, bereits für die
Unterwasserfahrt brauchbare Unterseefahrzeuge gibt, die tadellos insoweit
funktionieren, als es das Fahren und Manövrieren auf und unter der Wasseroberfläche
angeht und die auch in der Lage sind, Torpedos abzulassen. Das zuverlässige, für die
Besatzung gefahrlose Unterseeboot, das auch grössere Strecken in offener See
zurücklegen kann, ist also da und in der Marine Frankreichs bereits in einer ganzen
Anzahl von Exemplaren vertreten. Es sind mit diesen Fahrzeugen viele Fahrten gemacht
worden, ohne dass ein Verlust an Personal und Material zu verzeichnen gewesen ist,
und man kann das Problem der Unterwasserfahrt als gelöst betrachten, wenn es sich
darum handelt, unter der Oberfläche mit bemannten Taucherbooten sich zu bewegen und
wieder aufzutauchen. Man hat das Unterseeboot vielfach mit dem lenkbaren Luftschiff
verglichen – mit vollem Recht! – Auch das lenkbare Luftschiff ist längst erfanden,
denn, wenn es den Franzosen Renard und Krebs gelang, bei ihren Fahrten an den Abgangspunkt
zurückzukehren, und in der Luft eine ∞ zu fahren, so ist zweifellos das Luftschiff
lenkbar, mithin ist das Problem als gelöst zu erachten. Aber so einleuchtend es ist,
dass die Lenkbarkeit des angeführten Luftschiffes eine ungemein begrenzte durch die
Luftverhältnisse sein muss und die Lenkbarkeit nur unter ganz besonders günstigen
Witterungsverhältnissen vorhanden ist, so ist auch die Verwendbarkeit der
Unterwasserfahrzeuge von den Wasser- und Windverhältnissen nicht nur, sondern noch
dazu von den Tiefen Verhältnissen abhängig, wozu noch kommt, dass der Luftschiffer
sehen kann und danach seine Anordnungen für die Sicherung seines Fahrzeuges und
seiner Bemannung zu treffen in der Lage ist, während das Unterseeboot nur einen
äusserst beschränkten Gesichtskreis besitzt, so beschränkt, dass der unter Wasser
voraus gesichtete Gegenstand in demselben Moment schon überlaufen ist. Allerdings
hat man eine Menge Vorrichtungen erfunden, welche bezwecken, das Fahrzeug unter der
Oberfläche nicht blind zu machen, und der frühere Marineminister Frankreichs, Lockroy, versicherte 1899 vor der französischen Kammer,
die Blindheit sei nicht mehr vorhanden.
Aber Lockroy ist nur ein Marineenthusiast erster Klasse,
er ist überhaupt nicht Fachmann, schwärmt für alle Gebiete des Seewesens, hat sich
aber nur ganz kurzeZeit auf dem heiss erstrebten Posten des Ministers halten
können. Von den neuesten Apparaten, mit welchen man Unterseeboote ausrüstet, um zu
ermöglichen, dass sie ohne mit ihrer Kuppel aufzutauchen, Ueberblick über die
Umgebung erhalten sollen, seien einige genannt. Man umgibt diese Neuerungen mit
einem besonderen geheimnisvollen Nebel, aber die Erfahrung lehrt, dass in solchen
Fällen gerade der Kern, soweit er überhaupt vorhanden ist, sich meist als Popanz
entpuppt. Alle diese Sehvorrichtungen sind optische Anordnungen, wohl meist vom
alten Periskop ausgehend, das nach Art der Camera obscura durch ein über Wasser
angebrachtes Prismensystem ein Bild der Wasserfläche auf eine im Boote befindliche
weisse Platte wirft. Dass diese Bilder sehr verzerrt sein müssen, da das Boot nicht
stillsteht, liegt auf der Hand. Ob die französischen Boote dieses Periskop
vielleicht in verbesserter Form führen, ist natürlich nicht bekannt; ebensowenig ob
die Sehvorrichtung, welche die Schiffsfähnriche Violette und Davelny erfunden, zur Einführung
gelangt ist; dagegen haben die italienischen Ingenieure Russo und Laurent das Periskop verbessert und
in Gegenwart des Marineministers Proben gemacht, die angeblich klare Bilder ergaben,
so dass man diese Vorrichtung der französischen gegenüber für überlegen hält.
Ingenieur Albrizzi konstruierte nach demselben Prinzip
das Kleptoskop, das im Unterseeboot „Delfino“ angebracht wurde. Es verlautet,
dass die Bilder vom Horizont nicht verzerrt gewesen seien, und dass der Sichtwinkel
60° gegen etwa 4° des Periskops betrage. Nach La Marine
française vom 15. November 1901 hat „Delfine“ eine Sehvorrichtung
der Ingenieure Bardick und Hall erhalten.
Wenn nun auch zweifellos Fortschritte in der Konstruktion der Unterseeboote zu
verzeichnen sind, so bleiben sie als Kriegswaffe, für welchen Zweck sie mit geringen
Ausnahmen gebaut werden, noch von stark angezweifeltem Wert. Nur in Frankreich
scheint man sie für durchaus verwendungsfähig zu halten und gesonnen zu sein, sie in
erklecklicher Zahl im Ernstfall verwenden zu wollen. England hat sich der
Verpflichtung nicht entziehen können, bei seiner militärisch-politischen Lage der
Sache näher zu treten und hat einige Boote in Auftrag gegeben, während Deutschland
sich nach wie vor durchaus ablehnend verhält, und die Marineleitung nicht dazu zu
haben war, sich mit einem auf den Howald-Werken Kiel
erbauten Fahrzeug, trotz mancherlei Pressreklame, überhaupt näher zu befassen. In
Der Tag, Nr. 515 vom 19. November 1901, gibt
Kapitänleutnant Graf E. Reventlow seine Ansicht über
die Taktik der Unterseeboote, die, weil sie die neueste ist, hier Platz finden
soll.
„Nehmen wir an, das Boot befinde sich vor einem feindlichen Hafen, aus dem, wie
man mit Sicherheit vermuten darf, in nächster Zeit feindliche Kriegsschiffe
auslaufen werden. Da seine Geschwindigkeit gering, es also aussichtslos ist,
sich auf die Verfolgung eines schnellfahrenden Schiffes einzulassen, so wählt es
seine Position möglichst derart, dass es dem Feind noch in denjenigen Teil der
Hafeneinfahrt beikommen kann, wo er mit langsamer Fahrt auf einem bestimmten
Kurse zu laufen gezwungen ist. Dann kann das Unterseeboot sofort bei
Insichtkommen des Schiffes sein Manöver beginnen. Ideal ist der Angriff, wenn
der Torpedo die Breitseite des Feindes senkrecht trifft und bietet auch grössere
Treffchancen. Um dies zu erreichen, darf nun, weil der Panzer sich ebenfalls in
Bewegung befindet, das Unterseeboot nicht direkt auf ihn los bis in
Torpedoschussweite laufen, sondern muss ‚vorhalten‘, wie beim Hasenschiessen.
Dies ist mit das Schwierigste des Angriffes, desto schwieriger, je schneller der
Feind läuft.
Nachdem das an der Wasseroberfläche befindliche Boot den Feind gesichtet hat,
beobachtet es seinen Kurs und die Fahrtgeschwindigkeit, bis es nur noch etwa
1000 m entfernt ist; dann taucht es unter, nachdem der Kommandant sich seinen
Kurs unter Berücksichtigung des Vorhaltens ausgerechnet hat, und fährt einige
100 m in dieser Richtung näher heran. Die Grösse dieser Strecke wird nach der
Uhr berechnet, da der Kommandant die Anzahl der Meter weiss, welche sein Boot in
1 Sekunde zurücklegt. Er taucht nun noch einmal einen Moment auf, und zwar nur
so weit, dass er vermittelst des Spiegelapparates die Stellung des Feindes
feststellen und seine eigene Fahrtrichtung danach kontrollieren kann,
verschwindet wieder unter Wasser und nähert sich bis auf die – wieder mit Hilfe
der Uhr festgestellten – Schussentfernung, und gibt einen oder mehrere
Torpedoschüsse ab. Da er im Augenblick des Schusses das Ziel nicht sieht,
sondern nur in der vorher durch Berechnung ermittelten Richtung schiesst, so hat
man als Schussentfernung eine sehr geringe – 100 bis 150 m – vorläufig
festgesetzt. Auf einen schnellfahrenden Gegner gut zu Schuss zu kommen, ist
annähernd ausgeschlossen, und kann man in der Geschwindigkeit dann auch das
hauptsächlichste Abwehrmittel der Schiffe gegen ihre unsichtbaren Gegner
erblicken.“
Das ist aber stark Zukunftsmusik, denn die Zeit, in welcher es möglich ist, ein Boot
zum Tauchen zu bringen und in Fahrt zu setzen, soll nur bei einem, der
„Sirène“, die zu Cherbourg am 4. Mai 1901 ablief, neun (9) Minuten in
Anspruch nehmen, was auch schon etwas sanguinisch erscheint, während „Narwal“
etwa 20 Minuten gebraucht. Die angeführten 1500 m aber durchläuft ein Panzer mit 10
Meilen Fahrt in weniger als 6 Minuten, mithin ist die Rechnung falsch, abgesehen
davon, dass nach der Uhr in undurchdringlichen Nebel hinein zu torpedieren, herzlich
wenig Aussicht auf Erfolg hat. Es ist im Jahre 1901 allerdings, soweit die Quellen
zuverlässig sein können, ein Erfolg der Unterseeboote zu verzeichnen, der wohl
geeignet ist, ihnen bei ihrer Billigkeit und schnellen Beschaffung Anhänger weiter
zu schaffen und der auch die Aufmerksamkeit der Fachkreise erregt hat. Während der
französischen Flottenmanöver trat der alte „Gustave Zédé“, dessen Leistungen
Frankreich seine Unterseebootflotte überhaupt verdankt, in Aktion. Unter Befehl des
Linienschiffsleutnant Jobard verliess er am Morgen des
2. Juli 1901 in Begleitung des Schleppers „Utile“ den Hafen von Toulon, kam
am Morgen des 3. Juli auf der Reede von Ajaccio auf Corsika an und griff, als das
dort liegende Geschwader des Vizeadmirals de la Noë
auslief, dasselbe an. „Gustave Zédé“ wurde nicht bemerkt und es gelang ihm,
das Linienschiff „Charles Martel“ zu torpedieren. Als er dann mit der Kuppel
auftauchte, wurde er vom Feuer der leichten Schnelllader des „Charles Martel“
und des Linienschiffes „Jauréguiberry“ begrüsst, geriet gerade vor den Bug
des „Jauréguiberry“, dem es mit Mühe gelang, durch Ausscheren ein Ueberrennen
zu vermeiden. Der Angriff wurde dann als unsachgemäss erklärt, „Zédé“ als
vernichtet betrachtetMitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens,
1901. Deutsche Marine-Rundschau vom August
1901.. Zweifellos ist dieses Ergebnis dazu geeignet, für den
weiteren Ausbau der französischen Unterseebootflotte Propaganda zu machen.
Frankreichs unterseeische Flotte ist heute bereits
zahlreich. Nach den Mitteilungen aus dem Gebiete des
Seewesens wird sie einschliesslich von drei, neuerdings in Bau genommenen
Probebooten, 32 Fahrzeuge, im Jahre 1906 aber 68 Fahrzeuge zählen. Für den Jahrgang
1901/1902 stehen an Personal 10 Offiziere und 141 Mann zur Verfügung, für den von
1902/1903 bereits 27 Offiziere und306 Mann. Die Zahl der fertigen und im Bau
befindlichen Fahrzeuge wird sehr verschieden angegeben, nach sorgfältig geführten
Listen sind es aber gegenwärtig 37, die in Bau und Ausführung begriffen oder bereits
fertig gestellt sind. Was die älteren angeht, so sei auf dieses Journal (1900 315 277) verwiesen; was auf diesem Gebiet innerhalb der
kurzen Zeit von 2 Jahren geschehen, ist folgendes: Fünf Boote waren Anfang 1900
fertig („Gymnote“, „Goubet“ [inzwischen zurückgewiesen], „Gustave
Zédé“, „Morse“, „Narval“), zehn weitere befanden sich in der
Konstruktion („Français“, „Algérien“, „Farfadet“,
„Gnôme“, „Korrigan“, „Lutin“, „Silure“,
„Espadon“, „Sirène“, „Triton“). In Bau gelegt wurden
weiter: „Perle“, „Estourgeon“, „Bonite“, „Thon“,
„Souffleur“, „Dorade“, „Grondin“, „Anguille“,
„Alose“, „Truite“ zu Toulon; „Najade“, „Portée“,
„Lynx“, „Ludion“ zu Cherbourg; „Loutre“, „Castor“,
„Phoque“, „Otarie“, „Meduse“, „Oursin“ zu Roquefort,
zusammen 34. Dazu treten die erwähnten drei Versuchsboote „Q35“,
„Q36“, „Q37“ nach Plänen von Romazotti in
Cherbourg, von Mangras in Roquefort, von Bertin in Toulon herzustellen. Man scheint demnach
keineswegs sich über die Typs so einig zu sein, wie es den Anschein hat oder haben
soll. Man hat von neuen Booten bisher in grossen Zügen drei Typs: die eigentlichen
Unterwasserboote, die versenkbaren Boote und die Boote, welche für die direkte
Hafen- und Küstenverteidigung vorläufig bestimmt sind. Dazu kommen die drei
Versuchsboote von drei verschiedenen Konstrukteuren und fünf ältere Boote in fünf
Typs, macht elf verschiedene Typs bei 37 Fahrzeugen. Es
liegt auf der Hand, dass bei diesem verschiedenartigen Material nur ein
Einzelauftreten Erfolg haben kann, ein gemeinsames Zusammenwirken unter
einheitlicher Leitung dürfte ausgeschlossen sein. Für 1903/1904 sind dreizehn Boote
festgelegt, zu bauen in Toulon, für 1905 achtzehn, wovon acht in Rochefort, zehn in
Cherbourg konstruiert werden. Alle sind bis 1906 fertig zu stellen, so dass dann die
Unterseebootflotte 68 Fahrzeuge zählen kann.
Eine Anzahl Verordnungen erschienen. Die Besatzungen der unterseeischen Fahrzeuge
erhalten Löhnungszulage und höhere Kindergelder; den Kommandanten wird ihre
Bestimmung 3 Monate vor Antritt des Dienstes mitgeteilt. Erlaubnis zur Teilnahme an
den Uebungen wird nicht gewährt. Die Dauer der Kommandierungen ist auf 18 Monate vom
Zeitpunkt der ersten Fahrt an zu rechnen. – Zu Toulon, Rochefort und Cherbourg
wurden die Torpedoboote zusammen einem Marineoffizier unterstellt. Der Präfekt des
ersten Arrondissements, Vizeadmiral Dieulouard, verbot
auf das strengste das Photographieren von Unterseebooten sowohl im Hafen wie auf der
Reede, Personen, welche dabei betroffen werden, sollen als – Spione betrachtet und
behandelt werden. Als Präsident Loubet jedoch im Juni
1901 Toulon besuchte, den „Zédé“ betrat und in ihm einige Uebungen innerhalb
des Hafens machte, wurde das Unterseeboot in allen möglichen Stellungen
photographiert, beispielsweise von Bugault in Toulon,
und diese Bilder waren überall erhältlich.
Was den Typ der letzten 20 Boote – vom „Perle“ ab – angeht, so ist man
merkwürdigerweise bei ihnen in den Abmessungen ganz erheblich zurückgegangen. Die
Boote werden bei 23,5 m Länge, 2,26 m Breite und 2,4 m Höhe nur 68 t deplacieren,
woraus geschlossen wird, dass sie lediglich zur Hafenverteidigung Verwendung finden
sollen. Von ihnen ist noch keines fertig, wie denn überhaupt die Unterseeboote vom
Beginn ihrer Inangriffnahme bis zur Beendigung ihrer Proben, also bis zu ihrer
thatsächlichen eventuellen Verwendung, weit mehr Zeit beanspruchen als man annahm.
Frankreich besitzt im Grunde nur fünf verwendungsbereite Unterwasserfahrzeuge:
„Gustave Zédé“, „Morse“, „Narval“, „Français“,
„Algérien“. – Von den weiteren acht nächsten sind vier 185 t gross, nach
Plänen von Maugras, im allgemeinen Typ „Narval“,
zu Roquefort gebaut: „Farfondet“, „Gnôme“, „Korrigan“ und
„Lutin“. Man hat während des Baues an der Konstruktion Aenderungen
vorgenommen, was ihre Fertigstellung verzögerte. Als erstes lief „Farfondet“
am 17. März 1901 vom Stapel, von Uebungen ist noch nichts näheres bekannt geworden.
Vier weitere verkleinerte Typ „Narval“ von 106 t, gebaut zu Cherbourg nach
den Plänen von Laubeuf,
sind weiter
vorgeschritten. „Sirène“ lief am 4. Mai 1901 ab und hat, wie der am 31.
August abgelaufene „Espadon“ und der in demselben Jahre zu Wasser gebrachte
„Triton“, Probefahrten bereits gemacht, während von dem vierten,
„Silure“, das nicht bekannt ist. Die Fahrzeuge sollen viel schneller
tauchen als „Narval“ und nur etwa 9 gegen 20 Minuten brauchen, jedoch dürften
die Uebungen nicht als abgeschlossen zu betrachten sein.
Was die neuesten Experimente mit Unterseebooten anbelangt, so ist die Fahrt des
„Gustave Zédé“ von Toulon nach Ajaccio bereits erwähnt. Wie man ihm als
Begleiter einen Schlepper mitgab, hat man es auch bei anderen Fahrten für notwendig
erachtet, die Fahrzeuge nicht ohne Begleitung laufen zu lassen, was natürlich
kriegerischen Verhältnissen durchaus entgegen ist. So gingen Sommer 1901
„Narval“, „Morse“ und „Algérien“ mit je einem Schlepper von
Cherbourg nach Dünkirchen, „Narval“ mit eigener Maschine, die beiden anderen
geschleppt. Wenn Le Yacht enthusiastisch sagt: „Die
Unterseeboote haben Bürgerrecht in unserer Marine erlangt, und das ist der beste
Beweis ihrer Kriegsbrauchbarkeit,“ so ist es gerade diese Reise angehend,
gehörig über das Ziel hinausgeschossen. Dasselbe Blatt bezeichnet im Oktober die
Unterseeboote als eine „Gutwetterwaffe“ mit vollem Recht. Erwägt man nun,
dass es beispielsweise während der Operationen der Franzosen gegen die deutschen
Küsten 1870 so gut wie nie gutes Wetter gab, so wird zugestanden werden müssen, dass
die Verwendbarkeit unterseeischer Fahrzeuge eine sehr beschränkte sein muss. Wenn
das schon bei Fahrzeugen von ziemlichen Abmessungen zutrifft, wie viel mehr für
solche, welche sich an Bord von Linienschiffen mitführen lassen. Man studiert aber
in Frankreich eifrig an Plänen für transportable Unterseebotte und hofft den im Bau
liegenden 14865 t grossen Linienschiffen „Patrie“ und „Republique“
solche bereits geben zu können. Es verlautet, dass man glaube, in dem Typ
„Goubet“ etwas Brauchbares gefunden zu haben, doch klingt das deshalb
nicht glaubhaft, weil die Abnahme von „Goubet II“ im Herbst 1901 seitens der
Uebernahmekommission abgelehnt wurde, worauf das Boot nach Paris geschafft worden
ist und daselbst auf – der Seine Uebungen machen soll, die allerdings ein wenig
geeignetes Operationsfeld abgibt. Goubet beabsichtigt
einen „Goubet III“ zu erbauen und weiter will er den englischen Kanal mit
Unterseebooten für Personen- und Postverkehr durchqueren, wobei die Boote ähnlich
wie die Wagen der Schwebebahnen an Kabeln hängen sollen. Es wird damit gehen wie mit
den Erfindungen Nicola Tesla's, der beabsichtigte im
Laufe des Jahres 1901 mit drei oder vier seiner Werke praktisch an die
Oeffentlichkeit zu treten, darunter mit einer Verständigung mit dem Mars und mit
einer automatischen Maschine, zuerst an einem Unterseeboot zu zeigen. – Die
Verständigung mit dem Mars gehört nicht hierher, jedenfalls ist sie nicht einfach,
aber von der praktischen Anwendung der automatischen Maschine ist auch nichts
bekannt, obwohl das Unterseeboot „Tesla“ seit Anfang 1899 – in Zeichnungen –
erschienen ist, und der Erfinder die sichere Zerstörung der Flotten verkündete.
Was Motoren anbelangt, so sind zwei neue aufgetreten, der Otto'sche Gasolinmotor, der im Frühjahr 1901 in den Vereinigten Staaten
geprüft wurde und ein Turbinenpropeller von Leutnant Weir
Grey (U. St.) erdacht. Ersterer leistete 160 PS bei 322 Umdrehungen, 190 PS
bei 390 Umdrehungen, nimmt wenig Raum ein und braucht pro Stunde und Pferdekraft nur
½ l Oel. Von dem Turbinenmotor verlautet, dass eine gemischte Kommission der Armee
und Marine ihn prüfen werde und der Erfinder erhofft mit ihm auf Wasserfahrzeugen –
50 (!) Meilen in der Stunde zu machen.
Da sich bei den zahlreichen Uebungen französischer Unterseeboote mehrfach ungünstiger
Gesundheitszustand der Besatzungen ergab, sind eingehende Untersuchungen über die
Ursachen angestellt worden, die noch nicht abgeschlossen werden konnten. Natürlich
sind auch Erfindungen aufgetaucht, die solche Zustände, ähnlich etwa wie die
Seekrankheit, bekämpfen. Eine stammt von einem Dr. Gibrat, soll um Mund und in die Nasenlöcher der Besatzung gestrichen
werden und das Eindringen schädlicher Gase verhindern. – Endlich sei erwähnt, dass
die Kammer im Juni 1900 Mittel für Preisausschreiben auf Unterseebootebereit
gestellt hat, so dass es an Geld für sie in Frankreich nicht fehlt, wobei zu
bemerken, dass die Billigkeit der unterseeischen Fahrzeuge eine mehr ideelle ist.
Die Boote kosten zwar nur zwischen 350000 und 700000 Fr. durchschnittlich, ausser
den älteren, von denen „Zédé“ auf gut 2 Millionen zu stehen kommt, aber sie
sind bedeutenden Nebenkosten unterworfen, da sie eigentlich niemals ganz fertig
werden, und ihre Dienstdauer ist auch nicht auf lange Zeit anzusetzen. Die Flotte
von 68 Booten, die Frankreich 1906 besitzen wird, kann man gut auf 50 Millionen
Franken Herstellungskosten schätzen, für welche Summe sich zwei Linienschiffe oder
fünf starke Kreuzer bauen liessen.
Durch das energische Vorgehen Frankreichs auf dem bisher nur versuchsweise und
vorsichtig berührten Gebiete des Unterseetorpedobootes sah sich die britische Regierung veranlasst, nicht mehr lediglich
Zuschauer zu bleiben und die Erfolge des natürlichsten und gefährlichsten Gegners zu
beobachten, sondern auch praktisch vorzugehen, und es erfolgte bei der Firma Vickers-Barrow in Furness die Bestellung auf fünf
Unterseeboote, die natürlich zunächst als Versuchsobjekte dienen sollen. Das erste
derselben lief am 2. Oktober 1901 ab, erhielt keinerlei Bezeichnung, die anderen
folgen bald, und ihre Fertigstellung wird nicht viel Zeit beanspruchen, so dass
diese fünf Fahrzeuge im Frühjahr 1902 für Proben sicher bereitgestellt sein können.
Die Boote sind im allgemeinen Typ „Holland“ der Vereinigten Staaten und
sollen nach Engineering bei 63 Fuss 4 Zoll Länge, 11
Fuss 9 Zoll Breite ein Deplacement von 120 t besitzen. Sie erhalten nur ein
Lancierrohr in der Kiellinie, haben keine Ecken in den Linien des Rumpfes, tragen
für Fahrten an der Oberfläche ein Deck von 31 Fuss Länge und werden über Wasser von
einer Naphthamaschine bewegt, während, wie bei allen Booten neuester Art, als
Triebkraft unter der Oberfläche elektrische Motoren, durch Akkumulatoren gespeist,
in Betrieb gesetzt werden. Ein besonderer Apparat regelt die nach dem Torpedoschuss
veränderten Gewichtsverhältnisse. Man kann nicht sagen, dass England, nachdem
allerdings der Auftrag zum Bau 1900 vor dem Parlamentsantritt 1901 erteilt war,
besondere Heimlichkeiten mit den fünf Booten trieb, wie das mehrfach in der
Tagespresse gemeldet wurde. Engineering brachte am 21.
März 1901 ziemlich genaue Beschreibungen, und England wird wohl das Resultat recht
eingehender Prüfungen abwarten, bevor man dort daran denkt, mit Frankreich auf
diesem Terrain in Wettbewerb zu treten. Sollte das Ergebnis ein derartiges sein,
dass man in England zu der Ansicht neigt, ohne Uebermacht an solchen Fahrzeugen
gefährdet zu sein, dann allerdings kann es geschehen, dass noch in diesem Jahrzehnt
die Unterseeboote nicht mehr nach Dutzenden zu zählen sind, sondern die Zahl hundert
erheblich überschreiten werden. – Es ist bezeichnend, dass in England der Bau
solcher Fahrzeuge ausschliesslich der Privatindustrie zugewiesen wurde, während man
in Frankreich gerade von dem Zeitpunkte ab, wo man sich entschied
Unterseebootflotten zu beschaffen, die Privatwerften gänzlich von diesen Bauten
ausschloss. Von diesen Booten brachte die Berliner Tägliche
Rundschau am 2. September 1900 Nachrichten, nach denen tiefes Geheimnis
über den Dingern lagern sollte: „Nicht einmal der Name des ‚Erfinders‘ ist
bekannt geworden.“ Die Polaer Mitteilungen
hatten aber bereits im Augustheft nähere Angaben gemacht und auch den Konstrukteur,
James Ellis Howard, genannt.
Seitdem in den Vereinigten Staaten die Regierung sich entschlossen hat,
Unterseeboote, und zwar solche Typ „Holland“ anzunehmen, hat die
Erfindungssucht erheblich nachgelassen, und damit auch die Reklame. Sieben Boote
sind im Bau, welche nach dem Stand am 1. September 1901 folgende Fortschritte in der
Fertigstellung erreicht hatten: „Plunger“ 25, „Adder“ 85,
„Grampus“ 51, „Moccassin“ 80, „Pike“ 50, „Porpoise“
70, „Shark“ 68%. „Plunger“ ist ein Unglücksbau. Er lief bereits am 7.
August 1897 auf den Columbian Iron Works in Baltimore
vom Stapel. Die Werft stellte jedoch, pekuniärer Schwierigkeiten wegen, den
Weiterbau Anfang 1900 ein, und 1½ Jahre später wird, wie erwähnt, „Plunger“
von dem Army and Navy Journal vom 21. September 1901,
also offiziell, zu nur 1/4 fertiggestellt angeführt. Die übrigen sechs Boote
erhalten bei 19,2 m Länge, 3,6 m Breite 120 t Deplacement, sollen 8 Meilen über, 7 unter
Wasser laufen und zwar oben mittels einer Gasolinmaschine von 160 PS, unten durch
Elektrizität getrieben. Die Boote haben nur ein Buglancierrohr und fünf Torpedos.
Man hat also von der vielgerühmten, komplizierten und als fürchterlich geschilderten
Armierung des eigentlichen „Holland“ ganz und gar abgesehen. Der Kosten preis
von 714000 Mark ist im Verhältnis zu den Franzosen recht hoch. Vier Boote liefert
die Crescent Werft in Elizabethport, zwei bauen die Union Iron Works in San Francisco. Der Vorrat an
Gasolin beträgt 2860 l, ein für die Grösse der Fahrzeuge recht beträchtliches
Quantum. In der Beilage Nr. 34 der Vossischen Zeitung
schreibt jedoch Franz Bendt:
„Die Boote sind so im Innern eingeteilt, dass sie 3070
cbm Brennstoff für den Benzinmotor mitführen können“, was bei
Fahrzeugen von 120 t Wasserverdrängung wohl kaum angängig sein dürfte. Auch steht an
derselben Stelle der unverständliche Preis von 170000 Pfund Sterling angeführt,
Beweise dafür, wie wenig das allerdings komplizierte Gebiet der Unterwasserfahrzeuge
beherrscht wird. Eines der oben angeführten Boote hat übrigens den Namen gewechselt,
denn am 19. Juni 1901 ist auf der Werft von Lewis-Nixon
in Elizabethport ein Boot der angegebenen Dimensionen unter dem Namen
„Fulton“ vom Stapel gelaufenDeutsche Marine-Rundschau vom September
1901.. Da von den vier dort erbauten „Shark“ am 19.
Oktober, „Porpoise“ am 23. September, „Moccassin“ am 20. August 1901
abliefen, kann es nur „Adder“ sein. Es ist eigentlich in Amerika recht still
geworden, seit die Regierung sich thatsächlich für die Annahme eines bestimmten Typs
von unterseeischen Fahrzeugen, bekanntlich des Typs „Holland“, definitiv
entschieden hat. Nicht nur die Erfinder der früher zahlreichen abenteuerlichsten
Dinger scheinen verschwunden, sondern man vernimmt in neuester Zeit auch wenig mehr
von den enthusiastisch gepriesenen Leistungen der Regierungsboote, und von einer
Massenbeschaffung – allein zur Verteidigung von New York wurden 50 Boote verlangt –
ist keine Rede mehr. Es scheint, dass man drüben die Leistungen der Unterseeboote,
seit man sie in der Kriegsmarine thatsächlich besitzt, weit kühler als früher
gegenübersteht, jedenfalls aber die Hoffnungen der Franzosen auf ihren Wert nur in
recht geringem Umfang teilt.
Italien soll Frankreich folgen wollen, denn der Moniteur de la flotte meldete Sommer 1901, dass die
Regierung den Bau von 20 Unterseebooten beschlossen und die Kontrakte bereits
abgeschlossen habe. Da aber seither näheres nicht bekannt geworden ist, scheint die
Nachricht zum mindesten verfrüht, jedenfalls die Zahl übertrieben. Den
„Delfino“ hat man, nachdem er gründlich überholt wurde, ein Beweis dafür,
dass man ihn nicht ständig verwendungsbereit gehalten hat, am 11. Januar 1901 wieder
einmal für Proben in Dienst gestellt und zu Spezzia unter Teilnahme des
Kontreadmirals Carlo Marchese einige Fahrten gemacht.
Es gelang, die ganze Bucht unter der Oberfläche zu durchqueren, auch soll ein
Torpedoschuss gegen den Panzerkreuzer „Varese“ erfolgreich gewesen sein. Das
Fahrzeug führte den bereits bei Frankreich erwähnten Sehapparat von Albrizzi und ist gelegentlich des Stapellaufs des
Linienschiffes „Regina Margherita“ am 30. Mai 1901 vom König und dem Herzog
der Abbruzzen besichtigt worden; er ist jetzt über sechs Jahre alt.
In Schweden macht man viel Aufhebens von einem Boot, das
der Marineingenieur Enroth konstruiert hat. Dasselbe
ist 24 m lang, 4 m breit, 3,5 m hoch, deplaziert über Wasser 142, untergetaucht 150
t, hat zwei Triplemaschinen von 100 PS, zwei Schrauben und soll über Wasser 12,
unter der Oberfläche 6 Meilen stündlich laufen. Es kann in 25 Sekunden (?!) tauchen
und bis 60 m unter die Oberfläche gebracht werden. Als Angriffswaffe erhält es vier
Torpedos in vier Lancierrohren, wovon zwei Panzerschutz bekommen, also zu
Lancierungen über der Wasserfläche dienen. Unter der Oberfläche erfolgt die Bewegung
durch Pressluft, die in Behältern an den Enden untergebracht ist. Manche der Angaben
klingen so rosig, dass in Wirklichkeit wohl geringere Leistungen sich erzielen
lassen dürften, namentlich was die Schnelligkeit des Tauchens angeht und die,
übrigens gänzlich überflüssige und garnicht anzustrebende, Tauchtiefe von 60 m.
Es verlautet, dass mehrere solche Enroth-Boote bestellt seien.
Norwegen steht Schweden nicht nach und will seine
Küstengewässer durch Unterseeboote verteidigt sehen, zunächst aber ein Boot Typ
„Holland“ von 120 t bauen lassen. Man hält die norwegischen Gewässer ganz
besonders für Operationen unterseeischer Fahrzeuge geeignet. Wenn norwegische
Blätter von einem Boot aber schreiben, das der Erfinder der amerikanischen
Unterseeboote, Holland, für die norwegische Marine
konstruiert hat, so dürfte diese Meldung kaum richtig sein. Das Fahrzeug soll bis 10
m tauchen, vier Stunden unter Wasser bleiben können und vier Mann Besatzung
erhalten. Marineminister Admiral Boresen befürwortet
die Beschaffung.
In Russland sind zwei neue Boote erschienen. Ingenieur
Borchard hat sich vorläufig damit begnügt, nur ein
Modell herzustellen. Er will sein Boot mit flüssiger Kohlensäure treiben und sechs
Stunden unter Wasser bleiben. Im Oktober 1901 hatte er die Absicht, mit Probefahrten
auf der Newa zu beginnen. Das andere Boot stammt von dem Leutnant Kolbasjeff und dem Ingenieur Kuteinikoff und ist Ende Oktobar 1901 zu Kronstadt abgelaufen. Es ist aus
neun Sektionen auseinandernehmbar konstruiert, 16 m lang, 1,3 m breit und deplaciert
nur 20 t. In den drei mittelsten Sektionen befindet sich die Maschinenanlage, die
mittels Elektrizität sechs Propeller treibt. Die Akkumulatoren, System Bari, sind in drei weiteren Sektionen vorne und achter
untergebracht, und diese Sektionen nehmen auch beim Untertauchen den Wasserballast
ein. Das Boot richtet sich auch bei über 90° Neigung selbstthätig auf und soll in
kurzer Zeit für Proben fertiggestellt sein.
Zum erstenmal tauchen Südamerikaner mit Projekten für unterseeische Navigation
hervor, ein Brasilianer und ein Argentinier. Von letzterem kennt man nicht einmal den Namen des
Konstrukteurs. Es soll ein Unterseeboot eigener Erzeugung in Argentinien
fertiggestellt sein; das ist alles was man weiss, und das ist gerade nicht viel. In
Brasilien aber hat, wie sich der allerdings in Seesachen nicht gerade zuverlässige
Berliner Lokal-Anzeiger vom 29. September 1900 aus
Rio de Janeiro telegraphieren liess, ein vom Ingenieur Mello
Marques erbautes Unterseefahrzeug in Gegenwart des Präsidenten in der Bai
Probefahrten gemacht. Die Deutsche Marine-Rundschau
bestätigt das im Novemberheft und fügt hinzu: „Um ein endgültiges Urteil zu
gewinnen, beschloss die Regierung ein grösseres Boot in Bau zu geben.“
Danach handelt es sich jedenfalls bei den Proben nur um ein Modellfahrzeug, welche
Konstruktionen schon oft grosse Hoffnungen erweckt haben, die später zu nichte
wurden.
In wenigen Jahren wird sich – nach Inbetriebsetzung der Flotte Frankreichs – zeigen,
ob das Unterseebootwesen bereits soweit Feld erobert hat, dass man unterseeische
Fahrzeuge als vollwertige Kriegswaffen, wenn auch nur für besondere Zwecke, in Masse
verwenden kann. Nicht zum wenigsten ist es der geringe Beschaffungspreis, der ihnen
Freunde, namentlich in den politischen Parteien erweckt, die mit dem Geldgeben für
Heer und Flotte zähe sind, und weiterhin ist die Möglichkeit, durch den Schuss eines
Unterseebootes ein Linienschiff für 25 und mehr Millionen zu vernichten, sehr
verlockend für ihre Beschaffung. Auch unterliegt es keinem Zweifel, dass ihr blosses
Vorhandensein und die Möglichkeit ihres aktiven Auftretens, auf den Gegner
beunruhigend wirken muss, wie überhaupt der Respekt vor unterseeischen Waffen sehr
gross ist, und häufig sogar, wie im griechischen und im amerikanischspanischen
Kriege in Lächerlichkeit ausartet. Immer wird das Unterseeboot die Waffe des
Schwächeren bleiben und ist auch als solche von der Vollkommenheit noch recht weit
entfernt. Die Sehvorrichtungen sind noch mangelhaft, und der Ausruf Lockroy's in der französischen Kammer, „die
Unterseeboote sind nicht mehr blind wie bisher“, war der Ausruf eines
Enthusiasten, schlagend widerlegt durch das angeführte Manöver des „Gustave
Zédé“ vor Ajaccio, der dem „Jauréguiberry“ ahnungslos unmittelbar vor
dem Bug auftauchte. Deutschland wird schwerlich in nächster Zeit aus seiner Reserve
heraustreten, sondern die bewährten zuverlässigen Seewaffen vervollkommnen, wohl
aber die Fortschritte im Unterseebootwesen, auch ohne selbst kostspielige
Experimente zu machen, verfolgen.